Die Anwendungsgrenzen der Vollkostenrechnung als Informationsinstrument

Vier Beispiele aus dem operativen Vertriebsbereich


Hausarbeit, 2016

31 Seiten, Note: 1,3


Leseprobe


Inhaltsverzeichnis

Kurzfassung

Vorwort

Danksagung

Abkürzungsverzeichnis

1 Einführung
1.1 Problemstellung und Zielsetzung
1.2 Vorgehensweise und Methodik

2 Das System der Vollkostenrechnung
2.1 Das betriebswirtschaftliche Rechnungswesen
2.2 Einordnung der Kostenrechnung in das interne Rechnungswesen
2.3 Aufbau der Kostenrechnung
2.4 Entstehung und Intention der Vollkostenrechnung
2.5 Differenzierung verschiedener Kostenbegriffe

3 Notwendigkeit von Informationen im Unternehmen
3.1 Daten und Informationen – eine Abgrenzung
3.2 Informationen und Entscheidungen
3.3 Informationen müssen relevant sein und zum Bedarf passen

4 Der Vertriebsbereich
4.1 Der Vertrieb im Unternehmen
4.2 Analyseobjekte im Vertrieb
4.3 Gestaltungsmöglichkeiten beim Aufbau der Kostenrechnung
4.3.1 Gestaltungsmöglichkeiten in der Kostenartenrechnung
4.3.2 Gestaltungsmöglichkeiten in der Kostenstellenrechnung
4.3.3 Gestaltungsmöglichkeiten in der Kostenträgerrechnung

5 Anwendungsgrenzen der Vollkostenrechnung
5.1 Streichung von Verlustprodukten aus dem Absatzprogramm.
5.2 Ermittlung von Preisuntergrenzen
5.3 Kalkulation im Vertrieb
5.4 Kurzfristige Erfolgsrechnungen

6 Fazit

Literaturverzeichnis

Abkürzungsverzeichnis

Abbildung in dieser Leseprobe nicht enthalten

Kurzfassung

Eine Entscheidung steht immer am Ende eines Informationen verarbeitenden Prozesses. Dies gilt insbesondere im unternehmerischen Kontext. Neben der Verfügbarkeit ist auch die Relevanz von Informationen essentiell. Siemüssen zur vorliegenden Entscheidungssituation passen.Die Kostenrechnung stellt eine unternehmensinterne Informationsquelle dar. Ein System dabei ist die Vollkostenrechnung. Allerdings unterliegt die Vollkostenrechnung Aussagegrenzen und kennt Situationen in denen sie keine brauchbaren Informationen liefern kann. Dies gilt auch im Kontext von Entscheidungen des operativen Vertriebs. Dort müssen verschiedene Entscheidungen getroffen werden, die beispielsweise in das bestehende Absatzprogramm eingreifen, wozu die Vollkostenrechnung aus verschiedenen Gründen keine brauchbaren Informationen liefern kann. Diese Anwendungsgrenzen müssen den Entscheidern bekannt sein, damit sie Entscheidungen auf Basis brauchbarer Informationen treffen können.

Schlüsselwörter: Vollkostenrechnung, Anwendungsgrenzen, Informationen, Relevanz

Abstract

A decision is always at the end of an information processing process. This is especially true in a corporate context. Besides the availability of information the relevance of it is essential. It has to match the present decision situation. Cost accounting is one corporate-internal information source. One system in this context is full-cost accounting. However, the full-cost accounting is subjectedapplication boundaries and knows situations in which it cannot provide useful information. This also applies in the context of decisions of operational sales. There are various choices to be made, for example, to intervene in the existing product program, where the full-cost accounting cannot provide useful information for various reasons. This application boundaries should be known by the decision makers so they can make decisions on the basis of useful and relevant information.

Keywords: full-cost accounting, application boundaries, information, relevance

Vorwort

Die Vollkostenrechnung ist eine unternehmensinterne Informationsquelle. Allerdings unterliegt sie, wie jedes andere Instrument auch, an gewissen Punkten Aussage- und Anwendungsgrenzen. Weber und Schäffer (2014, S. 145 f.) weisen sogar darauf hin, dass diese Grenzen in der Literatur sehr breit diskutiert wurden und diese bei der Vollkostenrechnung so stark ausgeprägt sind, dass diesem System der Kostenrechnung keine sinnvollen Einsatzfelder verbleiben.Gewiss sind die Möglichkeiten der Anwendung der Vollkostenrechnung als Informationsinstrument begrenzt, insbesondere wenn es darum geht kurzfristige Entscheidungen auf Basis ihrer Informationen zu treffen, allerdings geht die Aussage, dass sie keine sinnvollen Einsatzfelder mehr hat doch ein wenig zu weit, wie beispielsweise auch Coenenberg et al. (2016, S. 225) klarstellt und ihr dennoch eine Daseinsberechtigung gibt.

Trotz ihrer erheblichen Mängel beispielsweise was die Verrechnung von Gemeinkosten angeht oder die fehlende Differenzierung von variablen und fixen Kosten, wird sie in Deutschland immer noch in nahezu jedem Unternehmen angewendet, wie Weber und Schäffer (2014, S. 146) ebenfalls ausführen. Ob sie nun sinnvolle Anwendungsfelder hat oder nicht, darüber kann man geteilter Meinung sein, ist es wichtig die Anwendungsgrenzen dieses Kostenrechnungssystems zu kennen. Dies gilt aber nicht nur im Kontext der Vollkostenrechnung. Informationen sollten generell hinterfragt und auf ihre Relevanz bezüglich des vorliegenden Problems geprüft werden. Dazu ist es notwendig die Daten hinter der Information zu kennen und Interpretieren zu können.

Wo die Aussagegrenzen der Vollkostenrechnung im Kontext von Informationsbedarfen zur Entscheidungsfundierung im operativen Vertriebsbereich liegen ist das Thema dieser Hausarbeit.

Danksagung

An dieser Stelle sollen auch einige Worte des Dankes gesprochen werden. Zunächst geht mein Dank natürlich an meinen Professor an der Hochschule Karlsruhe, der mir die Möglichkeit gab diese Hausarbeit zu schreiben. Außerdem möchte ich mich bei meiner Mama bedanken, die mir sehr viele Kannen Kaffee gekocht hat, damit diese Hausarbeit auch fertig wird und mich auch sonst immer unterstützt hat. Zuletzt geht ein großer Dank an meine Kollegen, die mir von Zeit zu Zeit frei gegeben haben und mich auch sonst moralisch unterstützt haben, als ich in kleineren Sinnkrisen steckte.

Thomas Wessinger

Straubenhardt, den 08.06.2016

1 Einführung

Zu Beginn der Ausarbeitung soll die Aufgabenstellung und das Ziel der Arbeit beschrieben werden. Daneben soll auch auf den Aufbau der Arbeit kurz eingegangen werden.

1.1 Problemstellung und Zielsetzung

Kurzfristige unternehmerische Entscheidungen sollten auf Basis relevanter Informationen gefällt werden.Daraus lässt sich ableiten, dass in Unternehmen verschiedene Informationsbedarfe vorliegen, die gedeckt werden müssen. Eine betriebliche Teilfunktion mit vielschichtigen Informationsbedarfen ist dabei der Vertrieb. Seine Informationsbedarfe kann er aus verschiedenen Quellen decken. Diese können sowohl unternehmensintern wie auch unternehmensextern sein. Eine unternehmensinterne Informationsquelle stellt das betriebswirtschaftliche Rechnungswesen dar, dass neben anderen Funktionen auch eine Informationsfunktion wahrnimmt. Hieraus können beispielsweise Informationen der Kostenrechnung bezogen werden. Ein System der Kostenrechnung stellt die Vollkostenrechnung dar, die gerade in Deutschland sehr häufig angewendet, wie Weber und Schäffer (2014, S. 138 ff.) anführen. Wie jedes andere Informationssystem unterliegt auch das System der Vollkostenrechnung Aussage- und Anwendungsgrenzen und kennt Situationen in denen es keine relevanten Informationen liefern kann.Oftmals sind den Anwendern diese Grenzen aber nicht bekannt, was zu schlechten oder falschen Entscheidungen führen kann, was es nötig macht diese Anwendungsgrenzen zu kennen um im Bedarfsfall richtige und relevante Informationen in den Entscheidungsprozess einbeziehen zu können.

Das Ziel dieser Hausarbeit ist es, die Aussage- und Anwendungsgrenzen von auf Vollkosten basierenden Kostenrechnungsinstrumenten beispielhaft an Informationsbedarfen des Vertriebsbereiches aufzuzeigen. Dadurch soll das Bewusstsein über die Anwendungsgrenzen dieser Instrumente gestärkt werden. Daneben soll das Verständnis dafür gestärkt werden, dass Entscheidungen auf Basis relevanter Informationen getroffen werden sollten, damit korrekte Entscheidungen zustande kommen können.

1.2 Vorgehensweise und Methodik

Zunächst wird das System der Vollkostenrechnung beschrieben und in den Kontext des betriebswirtschaftlichen Rechnungswesens gesetzt. Dabei wird auch auf die Entstehung und Intention der Vollkostenrechnung eingegangen, sowie eine Abgrenzung verschiedener Kostenbegriffe vorgenommen.Danach wird auf die Notwendigkeit von Informationen im betrieblichen Kontext zur Fundierung von Entscheidungen eingegangen. Dabei wird darauf hingewiesen, wie wichtig es ist zu verstehen wie sich Informationen zusammensetzten und dass sie im Kontext der Aufgabenstellung relevant sein müssen.

Diese beiden Teile bilden die Grundlage für die weiteren Ausführungen, da in ihnen wichtige Begriffe erklärt und definiert werden, insbesondere auf die Relevanz von Informationen wird im Laufe der Ausarbeitung mehrfach zurückgegriffen werden. Diese bildet somit einen Kernbestandteil der Arbeit.

Daran anschließend wird der Vertriebsbereich als Betrachtungsobjekt dieser Arbeit vorgestellt und in den unternehmerischen Kontext eingeordnet. In einem weiteren Schritt in diesem Teil wird auf die verschiedenen Analyseobjekte des Vertriebsbereiches eingegangen, wobei eine Eingrenzung der weiteren Analyse der Anwendungsgrenzen der Vollkostenrechnung auf Informationsbedarfe im operativen Vertriebsbereich vorgenommen wird. Diese Eingrenzung wird aufgrund des begrenzten Umfangs der Hausarbeit vorgenommen. Die Wahl für den operativen Vertriebsbereich wird aufgrund der Tatsache getroffen, dass sowohl dieser Bereich wie auch die Kostenrechnung hauptsächlich monetäre Werte betrachtet, die in Form von Kosten, Umsätzen und Gewinnen beschrieben werden können. In einem weiteren Schritt wird auf die Ausgestaltungsmöglichkeiten der drei Teilbereiche der Kostenrechnung, der Kostenarten-, Kostenstellen- und Kostenträgerrechnung, eingegangen. Dieser Punkt ist von Bedeutung, weil die Gestaltung und Organisation dieser Bereiche Auswirkungen auf die Aussagefähigkeit der aus ihnen resultierenden Informationen hat. Daneben soll dadurch das Verständnis dafür gestärkt werden wie wichtig es ist, genau zu wissen wie sich Informationen aus der Kostenrechnung zusammensetzen und welche Gestaltungsmöglichkeiten in diesen Bereichen bestehen.

In einem letzten Schritt werden dann Anhand von vier Beispielen des operativen Vertriebsbereiches die Aussagegrenzen der Vollkostenrechnung verdeutlicht. Die gewählten Beispiele sind das Streichen von vermeintlichen Verlustprodukten aus dem Absatzprogramm, die Ermittlung von Preisuntergrenzen, die Kalkulation im Vertrieb und kurzfristige Erfolgsrechnungen im Vertriebsbereich. Dabei werden allerdings nicht nur Punkte angesprochen, an denen die Vollkostenrechnung keine Aussagen mehr machen kann, sondern es wird auch herausgestellt, zu welchen Informationsbedarfen sie Antworten geben kann. An geeigneten Stellen wird bei den Anwendungsgrenzen auch darauf eingegangen, welche Alternativen Informationsquellen zur Entscheidungsfundierung herangezogen werden können.

Den Abschluss der Ausarbeitung bildet ein kurzes Fazit, in dem wichtige Punkte der Arbeit nochmals kurz aufgezeigt werden. Daneben wird auch darauf eingegangen, dass die Vollkostenrechnung anderen Kostenrechnungssystemen nicht prinzipiell unterlegen sein muss, sondern dass sich diese auch ergänzen können, da wie auch die Vollkostenrechnung andere Systeme Aussagegrenzen haben.

Die Arbeit ist anhand einer tiefgehenden Recherche einschlägiger Literatur zur Kostenrechnung, dem Controlling, dem Vertriebs-Controlling, dem Vertrieb und dem Industriegütermarketing entstanden.

2 Das System der Vollkostenrechnung

Zu Beginn der Ausarbeitung soll auf das System der Vollkostenrechnung, die Kostenrechnung und das betriebswirtschaftliche Rechnungswesen kurz eingegangen werden.

2.1 Das betriebswirtschaftliche Rechnungswesen

Das betriebswirtschaftliche Rechnungswesen lässt sich traditionell in das Externe und Interne Rechnungswesen unterteilen. Wie die Namen der Teilbereiche andeuten, richten sie sich an interne und externe Adressaten,die jeweils andere Informationsbedarfe haben.Die Funktion des externen Rechnungswesens liegt nach Wöhe (2010, S. 693 f.) in der Befriedigung von Informationsbedarfen externer Adressaten. Als Funktionen sind die Zahlungsbemessungsfunktion und die Informationsfunktion zu unterscheiden. Art und Umfang des externen Rechnungswesens sind durch den Gesetzgeber reguliert und vorgegeben.[1] Das interne Rechnungswesen ist nicht reguliert und nicht verpflichtend unddamit frei in seiner Ausgestaltung wie Wöhe (2010, S. 695) ausführt.Es übernimmt wichtige Aufgaben. Diese sind nach Coenenberg et al. (2016, S. 28 ff.) die Dokumentations-, die Kontroll- und die Planungsfunktion.[2] Die Dokumentationsfunktion soll den Leistungserstellungsprozess dokumentieren und beispielsweise die Selbstkosten ermitteln, wie Wöhe (2010, S. 921) ausführt.[3] Die Kontrollfunktion soll die Wirtschaftlichkeit[4] in Form von Soll-Ist-Vergleichen sicherstellen und verschiedene Informationen bereitstellen.Die Planungsfunktion liefert Informationen zu in Form von Kosten-Nutzen-Analysen durchgeführten Bewertungen betrieblicher Handlungsalternativen wie es Wöhe (2010, S. 921) beispielhaft angibt.Planungs- und Kontrollfunktion haben dabei eine herausragende Bedeutung. Wöhe (2010, S: 978) bezeichnet diese Funktionen als die wichtigsten Aufgaben der Kostenrechnung.

2.2 Einordnung der Kostenrechnung in das interne Rechnungswesen

Die Kostenrechnung ist ein Teil des internen Rechnungswesens wie aus Wöhe (2010, S. 923) entnommen werden kann. Die Kostenrechnung unterscheidet verschieden ausgeprägte Kostenrechnungssysteme. Die Unterscheidung erfolgt nach Zeitbezug und Sachumfang der einfließenden Kosten, wie es bei Coenenberg et al. (2016, S. 72 f.) systematisiert ist.[5]

Bei der Systematisierung nach dem Zeitbezug, wird nach Wöhe (2010, S. 978 f.) in Ist-, Normal- und Plankostenrechnung unterschieden.[6] Die vergangenheitsorientierte Ist-Kostenrechnung[7] erfasst die in einer Abrechnungsperiode angefallenen Werte und kann auf die gesamte Periode oder einen einzelnen Kostenträger bezogen sein, wie Mumm (2015, S. 5) ausführt.Die ebenfalls vergangenheitsorientierte Normalkostenrechnung, stellt einen Durchschnittswert dar. Nach Mumm (2015, S. 5) gehen dabei Ist-Werte rollierend in die Berechnung ein.[8] Dadurch werden die Werte normalisiert und auftretende Schwankungen im Zeitverlauf eliminiert, wie Coenenberg et al. (2016, S. 72 f.) ausführen.[9] Die zukunftsorientierte Plankostenrechnung erlaubt nach Mumm (2015, S. 5) die wirksame Steuerung und Kontrolle und stellt das Ziel dar, das bei wirtschaftlicher Durchführung der Prozesse erreicht wird. Bei der Systematisierung nach Sachumfang werden nach Coenenberg et al. (2016, S. 73) die Systeme der Vollkosten- und Teilkostenrechnung unterschieden.[10] Die Vollkostenrechnung erfasst alle angefallenen Kosten und differenziert diese nicht weiter. Die Teilkostenrechnung differenziert die Kosten in variabel und fix und betrachtet nur variable Kosten.Der Gedanke dabei ist, dass fixe Kostenkurzfristig nicht abbaubar und deshalb nicht entscheidungsrelevant sind, wie Wöltje (2012, S. 35) schreibt. Die vorgestellten Systematisierungen sind nicht voneinander losgelöst zu betrachten, sondern zu kombinieren. So kann die Ist-Kostenrechnung auf Basis von Vollkosten oder Teilkosten erfolgen, was auch für die Normal- und Plankostenrechnung gilt, wie Wöhe (2010, S. 978 ff.) ausführt.[11]

2.3 Aufbau der Kostenrechnung

Bei Wöltje (2016, S. 26) ist beschrieben, dass die Kostenrechnung in drei Teilen aufgebaut ist. Dabei handelt es sich um die Kostenarten-, Kostenstellen- und Kostenträgerrechnung.[12] In der Kostenartenrechnung wird erfasst, welche Kosten angefallen sind. Die Kostenstellenrechnung beantwortet die Frage, wo die Kosten angefallen sind und in der Kostenträgerrechnung wird letztlich gezeigt, wofür die Kosten angefallen sind. Dabei werden die in der Kostenartenrechnung erfassten Kosten in direkt zurechenbare Einzel- und nicht direkt zurechenbare Gemeinkosten unterteilt. Die direkt zurechenbaren Kosten werden direkt auf die Kostenträger verteilt. Die nicht direkt zurechenbaren Gemeinkosten werden aus der Kostenartenrechnung möglichst verursachungsgerecht auf ihre Entstehungsorte verteilt und dort verrechnet. Nach der Verrechnung werden die Gemeinkosten auf die Kostenträger verteilt.[13]

2.4 Entstehung und Intention der Vollkostenrechnung

In der Vollkostenrechnung werden, wie ihr Name bereits vermuten lässt, alle anfallenden Kosten erfasst und auf die Kostenträger verrechnet, ohne eine weitere Differenzierung der Kosten vorzunehmen, wie bei Coenenberg et al. (2016, S. 73) ausgeführt ist. Der Grundgedanke ist, dass die Umsatzerlöse alle Kosten decken müssen um einen Erfolg zu erzielen, wie sie weiter ausführen.[14]

Die Kostenrechnung und damit auch die Vollkostenrechnung sind keine Selbstzwecke, wie Ewert und Wagenhöfer (2014, S. 637) klarstellen. Dabei handelt es sich um wichtige Informationsinstrumente, die die Unternehmensführung unterstützen sollen.[15] Als solche wurden sie auch aufgebaut.Daran wird deutlich, dass die Kostenrechnung verschiedene Aufgaben zu erfüllen hat und die Informationsbedarfe verschiedener Adressaten bedienen können muss, um diese zu unterstützen.

Die Wurzeln der Kostenrechnung als Informationsinstrument gehen in das 19. Jahrhundert zurück. Ihr Hauptzweck lag darin, die Akzeptanz der Kunden für die Preishöhe zu steigern, da diePreiskalkulation anhand der Selbstkosten, die bei der Produktion entstehen,einen nachvollziehbaren Grund dafür darstellte, was bei Weber und Schäffer (2014, S. 138 ff.) beschrieben ist. Zur Zeit des „Dritten Reiches“ wurde der Gedanke der Kostenrechnung erneut aufgegriffen. Dort wurden bis heute gültige Prozeduren formalisiert und standardisiert, was darin mündete, was als Vollkostenrechnung bezeichnet wird, wie Weber und Schäffer (2014, S. 141) schreiben. Verschiedene Ziele wurden dabei verfolgt.Zum einen sollte die Kostenrechnung vereinheitlicht werden um eine plausible, allgemein anerkannte Basis für die Preisfindung zu haben. Weiter sollte die Kostenermittlung objektiviert werden um sie für außenstehende überprüfbar zu machen. Dabei wurde das bis heute genutzte Verursachungsprinzip für die Kostenverrechnung herausgebildet. Insgesamt sollten Spielräume in der Kalkulation auf ein Mindestmaß begrenzt werden, wiees bei Weber und Schäffer (2014, S. 142 f.) beschrieben ist.

2.5 Differenzierung verschiedener Kostenbegriffe

Generell darf nicht der Schluss gemacht werden, dass fixe Kosten den Gemeinkosten entsprechen und variable Kosten den Einzelkosten. Einzelkosten können sowohl variable als auch fixe Bestandteile aufweisen, sowie auch Gemeinkosten Variable und Fixe aufweisen können.Bei Einzel- und Gemeinkosten handelt es sich um Begriffe, die bei der Kostenverrechnung verwendet werden und unterscheiden, ob Kosten einem Kostenträger direkt zugerechnet werden können oder ob der Zurechnung eine Umlage über die Kostenstellenrechnung vorausgehen muss.[16] Die Unterscheidung in fixe und variable Kosten hingegen beschreibt das Kostenverhalten bei der Variation der Beschäftigung. Die variablen Kosten sind dabei Kosten deren Höhe sich mit der Beschäftigung verändert. Die fixen Kosten dagegen sind in ihrer Höhe von der Beschäftigung unabhängig.[17]

3 Notwendigkeit von Informationen im Unternehmen

Bevor auf die Anwendbarkeit der Vollkostenrechnung auf vertriebliche Fragestellungen eingegangen wird, wird auf die Notwendigkeit von Informationen in Unternehmeneingegangen. Dabei wird geklärt, was eine Information ist und worauf bei der Nutzung von Informationen geachtet werden muss.

3.1 Daten und Informationen – eine Abgrenzung

Daten sind keine Informationen, wie Thesmann und Burkhard (2015, S. 240 f.) klarstellen, auch wenn sie eng miteinander verzahnt sind. Daten sind informationstragende, wahrnehmbare und für sich genommen physikalische Phänomene. Sie enthalten Informationen, diese müssen allerdings interpretiert werden. Damit diese Interpretation stattfinden kann muss der Interpretierende die Daten verstehen und in einen Kontext setzen können. Ist dies nicht möglich, liegen zwar Daten vor, die aber nur unbrauchbarer Datenmüll sind, wie Thesmann und Burkhard (2015, S. 240 f.) ebenfalls anmerken.[18]

3.2 Informationen und Entscheidungen

Erfolg ist das Ergebnis richtiger Entscheidungen, diese sind das Resultat einer Auswahl von Handlungsalternativen. Im unternehmerischen Kontext sollten Entscheidungen auf Basis von Kosten-Nutzen-Gesichtspunkten erfolgen, dabei sollte dieses Verhältnis möglichst optimal sein. Dies setzt die Existenz eines Zieles voraus, anhand dessen der Nutzen bewertet werden kann. Ein Ziel stellt einen Soll-Zustanddar, wobei der Weg dorthin als Plan anzusehen ist, wie aus Dietzel (2013, S: 41 und 93) hervorgeht. Daraus resultiert, dass eine Entscheidung nicht ohne weiteres anhand subjektiver Kriterien getroffen werden sollte.Dietzel (2013, S. 38 f.) betont, dass eine Entscheidung immer am Ende eines Informationsverarbeitenden Prozesses steht, was die Notwendigkeit von Informationen unterstreicht.[19]

Die Erfüllung unternehmerischer Aufgabenbedingtrelevante Informationen, was auch aus den Ausführungen von Weber und Schäffer (2014, S. 77 ff.) abgeleitet werden kann.[20] Daraus lassen sich in verschiedenen Situationen verschiedene Informationsbedarfe ableiten, was zur Entwicklung verschiedener Informationssysteme wie der Kostenrechnung geführt hat. Dass Entscheidungen generell anhand von relevanten Informationen getroffen werden sollten gilt auch im Vertriebsbereich, der in dieser Ausarbeitung betrachtet werden soll. Auch dort sollten objektive und quantifizierbare Merkmale in die Entscheidungsfindung einfließen. Kühnapfel (2014, S. .251 ff.) bezeichnet diese Objektivierung von Entscheidungen auch als „Entmystifizierung“ des Vertriebs und benennt dies als eine wesentliche Aufgabe des Vertriebscontrollings.[21]

3.3 Informationen müssen relevant sein und zum Bedarf passen.

Nicht jede Information ist bei jedem Informationsbedarf brauchbar. Deshalb ist es nötig die Informationsbedarfe nach Problemstellung zu konkretisieren. Sonst besteht die Gefahr, dass Informationen in der konkreten Situation nicht anwendbar sind und zu falschen Schlüssen und schlechten Entscheidungen führen, wie Küpper (2001, S. 138 f.) ausführt.[22] Deshalb ist es nötig zu prüfen, welche Daten den Informationen zugrunde liegen, damit diese nicht für die Bewertung von Aussagen herangezogen werden, über die sie nichts aussagen können, wie Küpper (2001, S. 138 f.) weiter anmerkt.[23]

Um verschiedenen Informationsbedarfe zu decken, erfassen Unternehmen wie Küpper (2001, S. 145) ausführt unterschiedlichste Daten für unterschiedlichste Zwecksetzungen. Generell können Daten, die bei der Vorbereitung von Entscheidungen im Vertriebsbereich Verwendung finden aus internen und externen Quellen gewonnen werden. Weiter können Sie nach ihrem zeitlichen Bezug als aus der Gegenwart oder Vergangenheit stammenden Ist-Daten oder als zukunftsorientierte Plan-Daten vorliegen, wie Pufahl (2014, S. 8 ff.) beschreibt. Diese Angaben machen die Kostenrechnung als Informationsinstrument für den Vertrieb interessant, da es Ist- und Planwerte verarbeitet, die aus einer unternehmensinternen Quelle stammen. Nach Kühnapfel (2014, S. 42 f.) stellen die in der Kostenrechnung ermittelten Daten eine wichtige Säule der Informationsgewinnung für den Vertriebsbereich dar.[24]

An dieser Stelle erfolgt der Hinweis, dass Informationen nicht kostenlos zur Verfügung stehen, auch nicht intern in einem Unternehmen, wie aus Wöhe (2010, S: 166) hervorgeht. Setzt man dies beispielsweise in den Kontext des Rechnungswesens, das Daten erfasst und Informationen zur Verfügung stelltwird ersichtlich, dass dort Kosten anfallen. Deshalb muss den Informationen und damit den anfallenden Kosten auch ein Nutzen gegenüberstehen, anders ausgedrückt muss die Nutzung von Informationen wirtschaftlich zu deren Bereitstellung sein, was Rese et al. (2004, S. 249 ff.) beschreiben.[25]

Bezieht man diese Überlegungen auf die Vollkostenrechnung als Informationsinstrument bedeutet das, das die Vollkostenrechnung wie jedes andere Informationsinstrument auch Aussagegrenzen hat, an denen sie keine relevanten Informationen mehr liefern kann. Diese müssen den sie verwendenden Personen bekannt sein, um keine Entscheidungen auf Basis irrelevanter Informationen zu treffen, wie Weber und Schäffer (2014, S. 145 f.) anmerken. Im Falle der Vollkostenrechnung, so führen sie fort, werden die Anwendungsgrenzen als dermaßen signifikant angesehen, dass der Vollkostenrechnung keine sinnvollen Einsatzfelder verbleiben würden, aufgrund dessen weitere Kostenrechnungsinstrumente entwickelt wurden wären, wie beispielsweise die Teilkostenrechnung. Allerdings wäre dieser Schluss etwas zu kurz gegriffen und man sollte der Vollkostenrechnung nicht direkt jede Anwendungsmöglichkeit als Informationsinstrument entziehen, worauf noch detaillierter eingegangen wird.

[...]


[1] vgl. auch die Ausführungen bei Coenenberg et al. 2016, S. 28 ff. und Weber und Schäffer 2014, S. 109 f.

[2] vgl. auch die Ausführungen bei Wöhe 2010, S. 921 und Weber und Schäffer 2014, S: 136 ff

[3] vgl. auch die Ausführungen bei Coenenberg et al. 2016, S. 28 f. und Weber und Schäffer 2014, S. 136 f.

[4] Wirtschaftlichkeit = Sollkosten / Istkosten, vgl. Walter 2006, S. 168.

[5] vgl. auch die Ausführungen bei Mumm 2015, S. 4 f. und bei Wöhe 2010, S. 978

[6] vgl. auch die Ausführungen bei Coenenberg et al. 2016, S. 72 f. und Mumm 2015, S: 5

[7] Die Istkostenrechnung kann auch als gegenwartsorientiert angesehen werden vgl. Pufahl 2014, S. 8 f.

[8] vgl. auch die Ausführungen bei Wöhe 2010, S: 978 f. und bei Coenenberg 2016, S: 72 f.

[9] vgl. auch die Ausführungen bei Wöhe 2010, S: 979 und die Ausführungen bei Mumm 2015, S. 5

[10] vgl. auch die Ausführungen bei Mumm 2015, S. 5 und bei Wöhe 2010, S: 978 f.

[11] vgl. auch die Ausführungen bei Mumm 2015, S: 4 f.

[12] vgl. auch die Darstellung bei Coenenberg et al. (2016, S. 70) und bei Wöhe 2010, S. 936

[13] vgl. die Ausführungen bei Coenenberg et al. 2016, S. 69 ff. und bei Wöhe 936 f.

[14] vgl. auch die Ausführungen bei Mumm 2015, S: 5 und bei Wöltje 2012, S. 35

[15] vgl. auch die Ausführungen bei Wöhe 2010, S. 921

[16] vgl. die Ausführungen bei Wöltje 2016, S. 47

[17] vgl. die Ausführungen bei Wöltje 2016, S. 48 f.

[18] vgl. auch die Ausführungen von Dietzel 2013, S. 38 zur Abgrenzung von Informationen und Daten

[19] vgl. auch die Ausführungen bei Rese et al. 2004, S. 249

[20] vgl. auch die Ausführungen bei Küpper 2001, S. 138 und bei Wöhe 2010, S. 165 f.

[21] vgl. Kühnapfel 2014, S. 202 ff.

[22] vgl. auch die Ausführungen bei Rese et al. 2004, S. 249 und bei Coenenberg et al. 2016, S. 163

[23] vgl. auch die Ausführungen bei Weber und Schäffer 2014, S. 80 f. und bei Wöhe 2010, S. 695

[24] vgl. auch die Ausführungen bei Pufahl 2014, S. 124 f.

[25] vgl. auch Ewert und Wagenhöfer 2014, S. 649 ff.

Ende der Leseprobe aus 31 Seiten

Details

Titel
Die Anwendungsgrenzen der Vollkostenrechnung als Informationsinstrument
Untertitel
Vier Beispiele aus dem operativen Vertriebsbereich
Hochschule
Hochschule Karlsruhe - Technik und Wirtschaft  (Fakultät für Wirtschaftswissenschaften)
Veranstaltung
Controlling
Note
1,3
Autor
Jahr
2016
Seiten
31
Katalognummer
V337875
ISBN (eBook)
9783668273016
ISBN (Buch)
9783668273023
Dateigröße
646 KB
Sprache
Deutsch
Schlagworte
Vollkostenrechnung, Anwendungsgrenzen der Vollkostenrechnung, Relevanz von Informationen zur Entscheidungsfindung
Arbeit zitieren
Thomas Wessinger (Autor:in), 2016, Die Anwendungsgrenzen der Vollkostenrechnung als Informationsinstrument, München, GRIN Verlag, https://www.grin.com/document/337875

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