Alleinreisende - Angebotsgestaltung, Preise, Produkte


Diplomarbeit, 2004

146 Seiten, Note: 1,3


Leseprobe


Inhaltsverzeichnis

Abbildungsverzeichnis

Tabellenverzeichnis

Abkürzungsverzeichnis

1 EINLEITUNG
1.1 Problemstellung und Zielsetzung
1.2 Aufbau der Untersuchung

2 ALLEINREISENDE IM TOURISMUS - NACHFRAGESEITE
2.1 Begriffsproblematik und Definition
2.2 Entwicklung der Einpersonenhaushalte in Deutschland
2.3 Entwicklung der Nachfrage der Alleinreisenden
2.4 Soziodemographische Nachfragestruktur der Alleinreisenden
2.4.1 Geschlecht
2.4.2 Altersstruktur
2.4.3 Einkommensstruktur
2.5 Gründe, Vorteile und Nachteile des Alleinreisens
2.5.1 Gründe
2.5.2 Vorteile
2.5.3 Nachteile
2.6 Touristische Verhaltensweisen der Alleinreisenden
2.6.1 Ziele
2.6.2 Verkehrsmittel
2.6.3 Unterkunftsform
2.6.4 Urlaubsreisearten
2.6.5 Saisonalität
2.6.6 Urlaubsmotive
2.6.7 Urlaubsaktivitäten
2.7 Erwartungen der Alleinreisenden
2.8 Zukünftige Entwicklung der Nachfrage
2.9 Zusammenfassende Nachfrageanalyse

3 ALLEINREISENDE IM TOURISMUS - ANGEBOTSSEITE
3.1 Methodik
3.1.1 Kataloganalyse
3.1.2 Expertengespräche
3.2 Entwicklung der Angebote für Alleinreisende
3.3 Kataloganalyse
3.3.1 Auswahl der Kataloge
3.3.2 Analysekriterien
3.3.2.1 Ansprache
3.3.2.2 Sparangebote
3.3.2.3 Übersichtlichkeit
3.3.2.4 Angebote für Singles und Alleinreisende
3.3.2.5 Unterkunftsangebote
3.3.2.6 Nachteile der Einzelzimmer
3.3.2.7 Negative Kriterien der Angebotsdarstellung
3.3.2.8 Positive Kriterien der Angebotsdarstellung
3.3.3 Auswertung der Kataloganalyse
3.4 Expertengespräche mit Reiseveranstaltern
3.4.1 Auswahl der Reiseveranstalter
3.4.2 Auswertung der Expertengespräche
3.5 Spezielle Angebote für Alleinreisende
3.5.1 Spezielle Reiseveranstalter für Alleinreisende
3.5.2 Mitreisebörsen im Internet
3.5.3 Freundeskreis Alleinreisender e.V
3.5.4 Spezielle Reisebüros
3.5.5 Bundesverband der Alleinreisenden
3.5.6 Angebote von Fremdenverkehrsorten
3.6 Zusammenfassende Angebotsanalyse

4 EMPFEHLUNGEN ZUR VERBESSERUNG DES ANGEBOTES
4.1 Problematik der Erstellung von Angeboten für Alleinreisende
4.2 Empfehlungen für Praktiker im Tourismus

Literaturverzeichnis

Anhang

Abbildungsverzeichnis

Abb. 1: Entwicklung der Einpersonenhaushalte in Deutschland 1991 - 2002 in %

Abb. 2: Die deutschen Alleinreisenden nach Geschlecht 2001

Abb. 3: Die Altersstruktur der Alleinreisenden 2001

Abb. 4: Urlaubsziele der Alleinreisenden und Urlaubsziele gesamt 2001 in %

Abb. 5: Europäische Urlaubsziele der Alleinreisenden und gesamt 2001 in %

Abb. 6 : Verkehrsmittel bei Reisen der Alleinreisenden und gesamt 2001 in %

Abb. 7: Unterkunftsformen der Alleinreisenden und gesamt 2001 in %

Abb. 8: Urlaubsreisearten der Alleinreisenden und gesamt 2001 in %

Abb. 9: Saisonalität der Urlaubsreisen der Alleinreisenden und gesamt 2001

Abb. 10: Wichtigste Urlaubsmotive der Alleinreisenden und gesamt 2001 in %

Abb. 11: Ausgewählte Urlaubsmotive der Alleinreisenden & gesamt 2001 in %

Abb. 12: Wichtigste Urlaubsaktivitäten Alleinreisender und gesamt 2001 in %

Abb. 13: Ansprache von Alleinreisenden in den untersuchten Reisekatalogen

Abb. 14: Vorkommen von speziellen Sparangebote für Alleinreisende

Abb. 15: Vorkommen des Angebotes „Einzelzimmer ohne Mehrpreis“

Abb. 16: Vorkommen des Angebotes „Einzelzimmer = Doppelzimmer“

Abb. 17: Vorkommen des Angebotes „EZ = DZ ohne Mehrpreis“

Abb. 18: Zeitliche Verteilung der Unterkunftsangebote für Alleinreisende

Tabellenverzeichnis

Tab. 1: Anzahl Einpersonenhaushalte in Deutschland 1900, 1950, 2000 & 2003

Tab. 2: Der Urlaubsreisemarkt der Alleinreisenden

Tab. 3: Zukünftige Ziele der Alleinreisenden (Auswahl) in %

Tab. 4: Zukünftige Urlaubsformen der Alleinreisenden (Auswahl) in %

Tab. 5: Das Profil der Zielgruppe der Alleinreisenden im Überblick

Tab. 6: Positive und negative Kriterien bei der Kataloggestaltung

Tab. 7: Positive Beispiele und Anregungen zu Angeboten für Alleinreisende

Tab. 8: Übersichtstabelle Expertengespräche

Abkürzungsverzeichnis

Abbildung in dieser Leseprobe nicht enthalten

1 EINLEITUNG

1.1 Problemstellung und Zielsetzung

Die Anzahl der Ein-Personen-Haushalte steigt in Deutschland stetig an und der Trend zur Individualisierung setzt sich weiter fort. Auch in bezug auf die Urlaubsreisen macht sich dies anhand der Zielgruppe der Alleinreisenden bemerkbar. Wer aber sind diese Alleinreisenden, und wie stellen sich die Wünsche und Erwartungen dieser Zielgruppe an die Urlaubsreisen dar? Lassen sie sich überhaupt einheitlich darstellen? Gibt es ausreichende Angebote für diese Zielgruppe? Und wie groß ist überhaupt das Interesse der Veranstalter an den Alleinreisenden als Kunden?

Das Ziel dieser Untersuchung besteht darin, die vorhandenen Angebote für Alleinreisende auf dem deutschen Reiseanbietermarkt in ihrer Gestaltung und Häufigkeit darzustellen. Sowohl die Produkte allgemein als auch die Angebotsgestaltung im Detail sowie der (preisliche) Vergleich mit den Angeboten für alle Reisenden sollen in der vorliegenden Arbeit untersucht werden. Ein weiterer Schwerpunkt ist die Beschäftigung mit den speziellen Wünschen und Erwartungen der Alleinreisenden, um darauf aufbauend zielgruppengerechte Angebote entwickeln zu können. Abgeleitet aus diesen Daten sollen dann zusammen- fassend Vorschläge und Konzepte zur Angebotserstellung für die touristische Praxis erarbeitet und vorgestellt werden.

1.2 Aufbau der Untersuchung

Um auf die Zielgruppe der Alleinreisenden eingehen und angemessene Angebote für sie gestalten zu können, ist es zwingend notwendig, diese Gruppe und ihre Anforderungen zu kennen. Eine umfassende Darstellung der Nachfrageseite der Alleinreisenden bildet daher das erste Kapitel der vorliegenden Arbeit. Hierin werden die Alleinreisenden in ihrer soziodemographischen Struktur sowie ihre Wünsche und Erwartungen an die Urlaubsreisen genauer betrachtet. Zudem wird auch auf den Zusammenhang zwischen der Anzahl und Entwicklung der Ein-Personen-Haushalte in Deutschland und der Zahl der Alleinreisenden genauer eingegangen. Den Abschluß des Kapitels bildet eine zusammenfassende Übersichtstabelle mit den wichtigsten Informationen zur Nachfrageseite.

Die Datengrundlage für dieses Kapitel stellt größtenteils die Reiseanalyse 2002 dar. Es handelt sich hierbei um eine Untersuchung zur Erfassung und Beschreibung des Urlaubs- reiseverhaltens der Deutschen und ihrer Urlaubsmotive- und Interessen durch eine jährliche, bevölkerungsrepräsentative Erhebung. Im Rahmen dieser Untersuchung wird eine Stich- probe von über 7.500 Personen (ab 14 Jahren) befragt. Der Träger der Reiseanalyse ist die Forschungsgemeinschaft Urlaub und Reisen e.V. (F.U.R.), eine neutrale Interessens- gemeinschaft der in- und ausländischen Nutzer der Tourismusforschung in Deutschland.

Das zweite Kapitel der vorliegenden Arbeit behandelt die Angebotsseite für Alleinreisende. Die Daten hierzu wurden überwiegend von der Verfasserin selbst erhoben und durch Expertengespräche ergänzt. Der Schwerpunkt lag dabei auf den angebotenen Produkten für Alleinreisende und deren Gestaltung sowie dem preislichen Vergleich mit Angeboten für alle Reisenden. Hierzu wurde eine umfassende Kataloganalyse in bezug darauf durchgeführt, wie Alleinreisende innerhalb der Kataloge angesprochen und wie spezielle Angebote für diese Zielgruppe dargestellt werden. Zudem wurden zahlreiche Expertengespräche mit Mitarbeitern deutscher Reiseveranstalter geführt, die zu Problemen und Entwicklungen im Umgang mit dieser Zielgruppe befragt wurden. Es folgt eine kurze Vorstellung der auf Alleinreisende spezialisierten Veranstalter sowie der Angebote im Internet bevor eine zusammenfassende Angebotsanalyse den Schlußpunkt dieses Kapitel bildet.

Im letzten Kapitel der Arbeit werden Möglichkeiten zur Verbesserung des Angebotes für Alleinreisende betrachtet. Hiezu werden zuerst in Anlehnung an die Ergebnisse der zuvor durchgeführten Nachfrage- und Angebotsanalyse die Problematiken bei der Angebotserstellung für Alleinreisende noch einmal zusammengefaßt. Aus den sich daraus ergebenden Schlußfolgerungen werden Empfehlungen für die touristische Praxis formuliert, welche die vorliegende Arbeit beschließen.

2 ALLEINREISENDE IM TOURISMUS - NACHFRAGESEITE

Im Jahr 2001 verreisten rund 5,6 Mio. Deutsche alleine. Somit sind 11,5% aller Urlaubs- reisenden in 2001 bei mindestens einer Urlaubsreise ohne Begleitung durch Freunde oder Verwandte/Bekannte unterwegs gewesen. Bei 7,6 Mio. Urlaubsreisen gab diese Gruppe rund 7,3 Mrd. Euro aus. Damit stellen sie 15% der Gesamtausgaben aller Reisenden, da Alleinreisende ungleich mehr in ihren Urlaub investieren als die übrigen Reisenden (vgl. F.U.R. 2003, S. 5). Der Marktanteil der Alleinreisenden ist somit nicht unerheblich und rechtfertigt durchaus Forderungen nach speziellen Reiseangeboten für diese Gruppe. Aber auch eine eingehende Betrachtung der Zielgruppe und ihrer Erwartungen seitens der Wissenschaft ist dringend notwendig.

Allerdings wurde die Thematik der Alleinreisenden im Tourismus bisher nicht ausführlich in der Literatur behandelt. Zwar existieren einige Diplomarbeiten und Zeitschriftenartikel, die in dieser Arbeit auch Verwendung fanden, es liegt aber z. B. keine einzige Monographie vor, die sich ausschließlich diesem Thema widmet.

Dabei macht gerade die steigende Zahl junger Alleinreisender das Neue und Interessante dieser Zielgruppe aus. Aber auch die Zunahme des Anteils an älteren Menschen, die immer reiseerfahrener werden und somit auch zum Wachstum dieser Zielgruppe beitragen, darf nicht außer Acht gelassen werden. Bei den Alleinreisenden handelt es sich somit um eine Zielgruppe im Tourismus, die im Wandel begriffen ist und längerfristig gesehen an Bedeutung gewinnen wird.

Alleinreisende werden von der Reisebranche häufig als „organisatorische Problemfälle“ angesehen, „deren Bedürfnisse nicht befriedigt werden können“ (vgl. STEINECKE/ KLEMM 1985, S. 4). Woher diese Ansichten stammen, was die Zielgruppe der Alleinreisenden ausmacht und welche Erwartungen sie an das touristische Angebot wirklich stellen, wird im folgenden Kapitel erörtert. Dabei werden, neben den touristischen Verhaltensweisen und den Erwartungen der Alleinreisenden, auch die Gründe sowie Vor- und Nachteile des Allein- reisens genauer betrachtet. Außerdem wird der Frage nachgegangen, inwieweit die Zunahme der Einpersonenhaushalte in Deutschland die Entwicklung der Anzahl der Allein- reisenden beeinflußt.

2.1 Begriffsproblematik und Definition

Obwohl in den letzten Jahren eine Tendenz zur Vereinheitlichung zugunsten des Begriffs „Alleinreisende/r“ stattgefunden hat, finden sich sowohl in der Literatur als auch in den Reiseangeboten teilweise andere Begriffe, mit denen Alleinreisende angesprochen werden. Die in diesem Zusammenhang am häufigsten genutzten Begriffe sind „Single“ und „Einzel- reisende/r“, wobei beide auf verschiedene Weise problematisch erscheinen. In der weitesten Definition werden als „Singles“ die Personen bezeichnet, die alleine leben. Da aber mit dem Begriff „Single“ auch häufig partnerlose Personen gemeint sind, erscheint er unter Umständen unpassend. Oftmals wird mit dem Ausdruck „Urlaub für Singles“ auch Flirt, Erotik und Partnersuche verbunden, was sowohl ein negatives Image aufbauen als auch den Allein-reisenden abschrecken kann. Problematisch am Begriff „Single“ als Synonym für „Allein-stehende/r“ ist zudem die zu starke Eingrenzung des Personenkreises, da auch Personen, die in einem Haushalt mit ihrer Familie oder ihrem Partner leben, alleine verreisen und dann per definitionem nicht als Alleinreisende zählen würden.

Der Begriff „Einzelreisende/r“ wird weniger häufig verwendet als „Single“ und ist wertfreier. Problematisch erscheint er allerdings in bezug auf die Angebotsstruktur der Reiseveranstalter und die damit verbundene Ansprache. So wird hier der Ausdruck „Einzelreisende/r“ auch für Personen verwendet, die nicht alleine verreisen, sondern die sich bei einem Gruppenreiseveranstalter ein spezielles Arrangement für Kleingruppen ab zwei Personen zusammenstellen lassen. Da dies zu Verwirrung führen kann und nicht im Zusammenhang mit den Alleinreisenden steht, wird auch dieser Ausdruck in der vorliegenden Arbeit keine Verwendung finden.

Im Folgenden wird die Zielgruppe ausschließlich mit dem Begriff „Alleinreisende“ bezeichnet, da dies nach Meinung der Verfasserin als der umfassendste und wertfreieste Begriff erscheint. Mit der Bezeichnung „Alleinreisende“ sind somit alle Personen gemeint, die ohne Begleitung durch Personen aus dem Freundeskreis oder der Familie in den Urlaub reisen, unabhängig von ihren Gründen oder der Haushaltsstruktur.

Die Daten der Nachfrageanalyse beziehen sich auf alle deutschen Urlaubsreisenden ohne Begleitung ab einem Alter von 14 Jahren.

2.2 Entwicklung der Einpersonenhaushalte in Deutschland

Die Entwicklung der Einpersonenhaushalte wird häufig als eine Möglichkeit betrachtet, mittels derer Prognosen für die Entwicklung der Zahl der Alleinreisenden erstellt werden können. So machten 2001 die Alleinlebenden 63% der Alleinreisenden aus (vgl. F.U.R. 2003, S. 5).

In diesem Zusammenhang ist es wichtig zu beachten, daß der statistische Begriff „Einpersonenhaushalt“ nicht besagt, daß in dem betrachteten Haushalt wirklich nur eine Person lebt, sondern daß dort nur eine Person gemeldet ist. So kann es z. B. vorkommen, daß in einer studentischen Wohngemeinschaft zwar nur eine Person gemeldet ist, dort aber dennoch fünf Personen wohnen.

Die statistischen Angaben zur Entwicklung der Einpersonenhaushalte können also nicht nur eine Ab- oder Zunahme dieser Art von Haushalten bedeuten. Sie können ebenso auf eine Veränderung innerhalb der Haushalte bedingt durch neue Formen des Zusammenlebens hindeuten.

Die Haushaltsgröße nimmt in Deutschland stetig ab, wobei vor allem die Zahl der Einpersonenhaushalte ständig wächst (siehe Abb. 1). Insbesondere in den Großstädten sind Einpersonenhaushalte überdurchschnittlich häufig anzutreffen.

Abb. 1: Entwicklung der Einpersonenhaushalte in Deutschland 1991 - 2002 in %

Abbildung in dieser Leseprobe nicht enthalten

Quelle: www.destatis.de/basis/d/bevoe/bevoetab11.php 10.06.2004, eigene Darstellung

Stellten 1900 die Einpersonenhaushalte nur 7,2% der gesamten Haushalte, so wuchs diese Zahl bis 1950 bereits auf 19,4% und bis zum Jahr 2000 auf 36,1% an.

Tab. 1: Anzahl Einpersonenhaushalte in Deutschland 1900, 1950, 2000 & 2003

Abbildung in dieser Leseprobe nicht enthalten

Quelle: www.destatis.de/basis/d/bevoe/bevoetab11.php 10.06.2004, eigene Darstellung

Zuletzt wurde im Jahr 2003 mit 14.426.000 Einpersonenhaushalten ein neuer Höchststand ermittelt, somit stellen die Einpersonenhaushalte inzwischen 37% am Anteil der gesamten Haushalte in Deutschland (vgl. http://www.destatis.de/basis/d/bevoe11.php 10.06.04). Im folgenden Kapitel wird erläutert, ob die hier dargestellte Entwicklung der Einpersonenhaushalte auch eine entsprechende Wirkung auf die Entwicklung der Nachfrage bei den Alleinreisenden zur Folge hat.

2.3 Entwicklung der Nachfrage der Alleinreisenden

Noch 1985 prognostizierte STEINECKE (STEINECKE/ KLEMM 1985, S. 13), daß der Trend zu Einpersonenhaushalten sowie die Zunahme der älteren Bevölkerung eine erhebliche Steigerung der Zahl von Alleinreisenden zur Folge haben würde. Obwohl sich beide Trends in den letzten Jahren bestätigt haben, entwickelte sich die Zahl der Alleinreisenden nicht wie erwartet.

Tab. 2: Der Urlaubsreisemarkt der Alleinreisenden

Abbildung in dieser Leseprobe nicht enthalten

Betrachtet man die Entwicklung der Nachfrage nach Urlaubsreisen in den letzten Jahren, so haben die Alleinreisenden zwar absolut gesehen an Bedeutung gewonnen - ihre Zahl stieg von 3,8 Mio. in 1988 auf 5,6 Mio. in 2001. Da dies jedoch auf die gestiegene Bevölkerungszahl in Deutschland nach der Wiedervereinigung zurückzuführen ist, hat sich relativ gesehen kaum etwas verändert. Wie vor zehn Jahren machen auch heute die Alleinreisenden ca. 12% der Urlausreisenden aus (vgl. F.U.R. 2003, S. 7).

Die steigende Zahl der Einpersonenhaushalte steht somit nicht im Zusammenhang mit der Anzahl der Alleinreisenden. So wie sich neue Formen des Zusammenlebens in der Entwicklung der Haushalte ausdrücken, können auch neue Formen des Reisens dazu beigetragen haben, daß die Zahl der Alleinreisenden nicht mit der steigenden Zahl der Einpersonenhaushalte zugenommen hat. Sowohl die Zunahme spezieller Gruppenreisen- angebote für Alleinreisende als auch eine zunehmende Anzahl an Reisepartnervermittlungen und Single-Flugbörsen im Internet bieten Hinweise darauf, daß viele Alleinlebende nicht alleine verreisen.

2.4 Soziodemographische Nachfragestruktur der Alleinreisenden

2.4.1 Geschlecht

Ein auffälliges Merkmal der Nachfragestruktur ist der hohe Anteil an alleinreisenden Frauen (vgl. Abb. 2). Bereits 1977 machten sie drei Fünftel der Alleinreisenden aus (vgl. SCHREIBER 1980, S. 80) und auch heute (2001) überwiegen sie mit 59% noch immer deutlich (vgl. F.U.R. 2003, S. 5). Über die Hälfte der alleinreisenden Frauen ist verwitwet oder geschieden, bei alleinreisenden Männern machen Junggesellen über die Hälfte der Gesamtheit aus (vgl. WEBER 1992, S. 36). Bei der Gesamtzahl der Reisenden ist das Verhältnis mit 52% Frauen gegenüber 48% Männern wesentlich ausgewogener.

Abb. 2: Die deutschen Alleinreisenden nach Geschlecht 2001

Abbildung in dieser Leseprobe nicht enthalten

Quelle:F.U.R., Reiseanalyse 2002, S. 5, eigene Darstellung

Eine Erklärung für den hohen Frauenanteil bietet die Bevölkerungsstruktur, die verdeutlicht, daß sich bereits die Gesamtheit an reisefähigen Personen aus mehr Frauen (42,4 Mio.) als Männern (40,3 Mio.) zusammensetzt (2002). Die Lebenserwartung von Frauen liegt zudem mit 81,2 Jahren deutlich höher als die der Männer mit 75,3 Jahren (vgl. STATISTISCHES BUNDESAMT 2004, o. S.), so daß auch viele Frauen nach dem Tod ihres Partners alleine verreisen.

Ein weiterer Grund für die hohe Anzahl alleinreisender Frauen liegt in der Einstellung zum Reisen. Frauen gelten als aktiver und möchten auch dann nicht auf das Reisen verzichten, wenn sie keine Urlaubsbegleitung finden (vgl. FREERICKS 1996, S. 185). Auch die Reiseveranstalter - wie in diesem Beispiel Studien-Kontakt-Reisen aus Bonn - machen sich Gedanken über die Geschlechterverteilung bei den Alleinreisenden, wie der nachfolgende Auszug aus dem Online-Journal des Veranstalters vom 07.05.2004 zeigt: „Immer noch sind es die Frauen, die beim Alleinereisen die Nase vorn haben. In Fachkreisen hält sich die Meinung, daß sie generell lieber verreisen, kontaktfreudiger sind, mutiger und neugieriger, sich auch immer wieder durch Neues überraschen lassen. Männer entscheiden sich oft gewohnheitsmäßig jahrelang für das gleiche gut bekannte Reiseziel. Gerne würden wir auch den Männern beweisen, wie schön es sein kann, durch Finnlands Winter oder durch die Wüsten Marokkos zu streifen und sich dabei in der Mischung von aktiver Bewegung und Ruhe zu entspannen.“ (www.skr.de/journal/singleurlaub/26/ 07.05.2004)

2.4.2 Altersstruktur

Die Altersstruktur der Alleinreisenden ist geprägt durch hohe Anteile jüngerer (bis 30 Jahre) und älterer (ab 60 Jahren) Menschen (siehe Abb.3), wobei beide Anteile stetig zunehmen.

Der Grund für diese Zunahme liegt bei den jüngeren Alleinreisenden zum einen in der immer früheren Reiseerfahrung von Kindern sowie dem Beherrschen mindestens einer Fremdsprache, was die Verständigung und somit das Interesse am Reisen bestärkt (vgl. WEBER 1992, S. 30). Zum anderen binden sich junge Menschen heutzutage oft erst später als es noch früher der Fall war, so daß sie während einer längeren Phase des Alleinlebens auch häufiger alleine verreisen (vgl. KOCH 1995, S. 27).

Aber auch der Anteil der über 60-jährigen Alleinreisenden wird deutlich zunehmen, was mit der Bevölkerungsstruktur und der Alterung der deutschen Bevölkerung zu begründen ist. Mit der Zunahme der Lebenserwartung einerseits und verbesserter körperlicher Fitneß bis ins hohe Alter sowie Reiseerfahrung andererseits ist diese Entwicklung zu erklären (vgl. WEBER 1992, S. 32).

Abb. 3: Die Altersstruktur der Alleinreisenden 2001

Abbildung in dieser Leseprobe nicht enthalten

Quelle: F.U.R., Reiseanalyse 2002, S. 5, eigene Darstellung

Geringere Anteile an den Alleinreisenden stellen hingegen die Altersgruppen zwischen 30 und 59 Jahren. Da diese Gruppe sich zu großen Teilen aus Paaren und Familien zusammensetzt ist hier die Wahrscheinlichkeit des Verreisens alleine nicht so hoch wie in den zuerst genannten Gruppen (vgl. HAHN/ KAGELMANN 1993, S. 341 ff.).

2.4.3 Einkommensstruktur

Das monatliche Nettoeinkommen der Alleinreisenden steht in engem Zusammenhang mit der Dominanz älterer (Rentner, Pensionäre) und jüngerer (sich noch in Ausbildung befindlicher) Alleinreisender. Zwar sind Alleinreisende deshalb auch überwiegend in unteren und mittleren Einkommensschichten zu finden, sie sind aber dennoch bei den Urlaubsausgaben führend (vgl. HAHN/ KAGELMANN 1993, S. 341ff.).

Hierbei ist zu bedenken, daß das angegebene Einkommen bei Alleinlebenden - die einen Großteil der Alleinreisenden ausmachen - im Gegensatz zu Familien nur für eine Person ausreichen muß (vgl. WEBER 1992, S. 36). Somit haben Alleinreisende mehr Geld zur Verfügung als Familienurlauber und geben dieses auch aus. Die Mehrausgaben der Alleinreisenden liegen um ca. ein Drittel höher als bei den gesamten Reisenden (vgl. HAHN/ KAGELMANN 1993, S. 341ff.), was teilweise schon durch die hohen Einzelzimmerzuschläge begründet ist. Aber auch bei den Ausgaben für Souvenirs, Getränke, Einkäufe und Reise- vorbereitungen geben Alleinreisende pro Kopf doppelt so viel aus wie andere Urlauber (vgl. FREERICKS 1996, S. 185). So lagen die Ausgaben pro Person und Urlaubsreise in 2001 im Gesamtdurchschnitt bei 793 Euro, Alleinreisende gaben hingegen 1.093 Euro für Ihren Urlaub aus (vgl. F.U.R. 2003, S. 6).

2.5 Gründe, Vorteile und Nachteile des Alleinreisens

So zahlreich wie die Gründe für das Verreisen alleine sind auch die daraus resultierenden Chancen und Schwierigkeiten, die den Alleinreisenden während seiner Reise erwarten. Auf diese Thematik wird im folgenden Abschnitt daher genauer eingegangen.

2.5.1 Gründe

Es gibt einige Gründe dafür, ohne Begleitung in den Urlaub zu fahren. Zunächst muß unterschieden werden zwischen denen, die bewußt und gewollt alleine in den Urlaub fahren und denen, die unfreiwillig alleine verreisen. Häufig sind es Alleinlebende bestimmter Altersgruppen, die freiwillig alleine reisen. Besonders verwitwete, ältere Frauen verreisen häufig nach dem Tod ihrer Männer alleine. Aber auch jüngere - noch ungebundene - Menschen verreisen gerne spontan und unabhängig.

Auf der anderen Seite gibt es aber auch die unfreiwillig allein Verreisenden, die keinen Reisepartner zur Verfügung haben. Dies wiederum kann aufgrund mangelnder sozialer Kontakte oder aber auch aus aktuellen Gründen wie Krankheit des Urlaubspartners resultieren. Aber auch strukturelle Gründe - wie die wachsenden Urlaubsdiskrepanz innerhalb einer Familie oder Partnerschaft - spielen eine Rolle (vgl. STEINECKE/ KLEMM 1985, S. 17).

2.5.2 Vorteile

Als Vorteile des Alleinreisens werden am häufigsten die Stärkung des Selbstbewußtseins, die deutliche Abgrenzung von den Verpflichtungen des Alltages sowie das intensivere Erleben der Umwelt genannt (vgl. STEINECKE/ KLEMM 1985, S. 17). Oft berichten Alleinreisende von einer gewissen Zufriedenheit, die sie durch die Selbständig- keit beim Alleinreisen erfahren (vgl. FERGEN 1998, S. 23). Das Alleinreisen wird als Testfeld und Leistungsbeweis angesehen, durch den neues Selbstbewußtsein und eine positive Selbstbestätigung erlangt werden kann (vgl. STEINECKE/KLEMM 1985, S. 17). Gerade das Gefühl, sich den eigenen Grenzen zu nähern und Situationen meistern zu können, bei denen man alleine auf Reisen ängstliche Gefühle hegt, stärken das Selbstbewußtsein der Allein- reisenden und verschaffen ihnen im Rückblick auf den Urlaub stolze Erinnerungen. Der Urlaub dient in solchen Fällen als Experiment, das dem Reisenden die eigenen Grenzen und Stärken bewußt machen kann (vgl. BRAUN 1989, S. 43).

Als ein weiterer Vorteil des Alleinreisens wird die absolute Freiheit und Ungebundenheit genannt. Als Alleinreisender muß man keine Kompromisse eingehen, keine Rücksicht auf Mitreisende nehmen und keinerlei Zugeständnisse oder Absprachen treffen. Gerade diese Unabhängigkeit von Bindungen und Verpflichtungen und das selbstbestimmte Handeln wirken oft als deutliche Abgrenzung vom Alltag. Dem Alleinreisenden steht es dabei frei, die Probleme des Alltags zu verdrängen und den Urlaub ohne Verpflichtung zu genießen oder sich gerade in dieser Zeit in Ruhe mit den Problemen auseinander zu setzen. Zudem besteht die Möglichkeit, soziale Kontakte aufzunehmen und dabei selbst zu bestimmen, in welchem Maße diese den Urlaub beeinflussen (vgl. MEYER/SCHULZE 1988, S. 14).

Ein weiterer, häufig von alleinreisenden Frauen genannter, positiver Aspekt des Alleinreisens ist der einfachere und intensivere Kontakt mit Einheimischen und Mitreisenden sowie das bewußtere Erleben von Situationen und Landschaften. Aber auch die Möglichkeit, sich viel mit sich selbst beschäftigen zu können wird als Vorteil genannt (vgl. JAEGGI 1994, S. 37).

Ein gutes Beispiel hierfür stellt die Aussage von einer alleinreisenden Frau während eines Interviews mit dem „Hamburger Abendblatt“ am 21.02.2003 dar:

„Reisen bedeutet ein Stück Freiheit für mich, den Zugang zur großen weiten Welt. Am liebsten reise ich in kleinen Gruppen mit speziellen Veranstaltern, die Kontakte zu Ein- heimischen ermöglichen. Die Begegnungen vermitteln mir einen anderen Blick auf die Probleme des Landes. Ich finde, man wird dadurch toleranter und auch weniger anspruchs- voll.“ (http://www.abendblatt.de/daten/2003/02/21/126342.html 21.02.2003)

2.5.3 Nachteile

„Beim Hotelfrühstück bleibt nur der Platz am Katzentisch, oft mitten im Fokus des Raums, wo sich die Blicke bündeln. Fluchtmöglichkeiten bieten allenfalls die ausliegenden Zeitungen und der Gang zum Buffet. Das Abendessen gar, besonders in gepflegten Restaurants, wird zum Härtetest der Souveränität. Mögen die Gespräche an den anderen Tischen oberflächlich sein - sie verleihen den Pausen zwischen den Gängen immerhin einen Sinn. Der allein Reisende ist mit der Pause allein.“

(www.welt.de/daten/2002/06/02/0602rw335581.htx 02.06.2002)

Alleinreisende werden vor und während ihren Urlaubsreisen häufig mit Problemen konfrontiert, die sich den übrigen Reisenden nicht stellen. Das schwerwiegendste und am häufigsten beklagte Problem der Alleinreisenden sind die Unterkünfte. So gibt es in fast allen Ferienorten zu wenige Einzelzimmer. Hotels, die über eine ausreichende Anzahl an Einzel- zimmern verfügen, sind meist typische Hotels für Geschäftsreisende, die wiederum für Urlaubsreisende nicht geeignet sind (vgl. PIROUE 1991, S. 86). Aber auch die vorhandenen Einzelzimmer in Urlaubsorten bieten oftmals Grund zur Beschwerde. Viele Hoteliers fordern erhebliche Einzelzimmerzuschläge, obwohl die Einzelzimmer im Vergleich zu den Doppelzimmern (DZ) häufig an Qualität und Lage zu wünschen übrig lassen.

So sind diese Zimmer oftmals wesentlich kleiner und schlechter ausgestattet als die Doppelzimmer und auch ihre Lage wird oft kritisiert. Fast schon als Standard gilt die Tatsache, daß Einzelzimmer überwiegend ohne Meerblick oder Balkon ausgestattet sind. Darüber hinaus gibt es aber auch besonders negative Fälle, in denen zum Beispiel die Fenster nicht zu öffnen sind, sich kein Telefon oder keine Minibar im Zimmer befindet oder die Zimmer direkt am Müllschacht oder zum Lichtschacht hinaus liegen (siehe Kapitel 3.3.2.7).

Der Nachteil für Alleinreisende beginnt aber bereits bei der Suche in den Reisekatalogen, in denen häufig keine klaren Angaben zu Einzelzimmerzuschlägen zu finden sind bzw. diese nur auf Anfrage bekannt gegeben werden (siehe Kapitel 3.3.2.8).

Viele Alleinreisende beschweren sich auch über den mangelnden Service sowohl an der Rezeption als auch insbesondere in den hoteleigenen Restaurants. Im Speisesaal der Restaurants sind die oftmals anzutreffenden kleinen Einzeltische häufig ungünstig - deutlich im Abseits hinter Säulen oder in hinteren Ecken - gelegen und erschweren die Kontaktaufnahme zu anderen Reisenden (vgl. MÜLLER 1995, S. 20).

Überhaupt bergen gerade große oder auf Familien ausgerichtete Hotels die Gefahr der Isolation und Vereinsamung. Die Schwierigkeit der Kontaktaufnahme zwischen Alleinreisenden und Nicht-Alleinreisenden ist im modernen Massentourismus oft schon aufgrund der unterschiedlichen Gesellungsformen gegeben: Kleinfamilien und Paare sind relativ geschlossene soziale Einheiten, die für Alleinreisende kaum eine Chance des engeren Kontaktes bieten (vgl. STEINECKE/ KLEMM 1985, S. 4).

Zwar kann Alleinsein im Urlaub Entspannung und Erholung bedeuten, diese Empfindungen können sich aber auch in Leere, Verzweiflung und Trostlosigkeit wandeln. Gerade an Orten, an denen der Alleinreisende von fröhlichen Urlaubern umgeben scheint, schwankt die Stimmung schnell und das Gefühl der Einsamkeit kommt auf (vgl. LOCCUMER PROTOKOLLE 1977, S. 21). In diesen Fällen fehlt insbesondere die Möglichkeit der Kommunikation mit einer vertrauten Person, mit der man Gedanken und Empfindungen über die neuen Eindrücke austauschen kann (vgl. GUILINO 1994, S. 13). Diese möglichen Entwicklungen hängen jedoch auch stark von der Länge des Urlaubes ab - so werden bei einem Kurzurlaub eher die Entspannung und Erholung im Vordergrund stehen und erst bei einem länger andauernden Aufenthalt die Kontaktpersonen vermißt werden. Dazu paßt der folgende Abschnitt eines Artikels in der Tageszeitung „Die Welt“, in dem der alleinreisende Autor von seinen Problemen während der Reise berichtet:

„Als Alternative habe ich entdeckt, daß Selbstgespräche sehr anregend sind, etwa auf einsamen Bergpfaden. Ein unverdächtiges Ventil bieten heuwendende Bauern, die man über das Wetter befragen kann, Bedienstete in Cafés oder staubwischendes Personal.“ (www.welt.de/daten/2002/06/02/0602rw335581.htx 02.06.2002)

Als besonders optimal für Alleinreisende wird von vielen Reiseveranstaltern und Reisebüros der Club-Urlaub angepriesen. Zwar wird hier vor Ort mit zahlreichen Sportangeboten, Animationen und Gruppentischen im Restaurant intensiver auf Alleinreisende eingegangen, häufig spricht dies aber nur jene an, die ohnehin aufgeschlossen und kontaktfreudig sind, während die zurückhaltenderen Alleinreisenden ihr Alleinsein um so mehr erfahren (vgl. WEBER 1992, S. 52).

Ähnlich geht es den alleinstehenden Reisenden mittleren Alters, die häufig gesellschaftlichen Vorurteilen ausgesetzt sind. Das Alleinreisen wird in diesen Fällen oft als Ausdruck fehlender gesellschaftlicher Kontakte und Integrationsmechanismen verstanden (vgl. OPASCHOWSKI 2002, S. 89).

Das Alleinsein in einer fremden Kultur und Umgebung kann sich in negativer Form auch in Unsicherheit und Angst ausdrücken, da kein Schutz in Form einer Begleitung vorhanden ist und das sichere soziale Umfeld fehlt. Hier fallen besonders Negativfaktoren wie Krankheit, Fehlorganisation, schlechtes Wetter oder auch Diebstahl und Autopannen ins Gewicht und bewirken oft Streß und Verunsicherung (vgl. STEINECKE/ KLEMM 1985, S. 47).

Auch das Reisen in einer Reisegruppe ist nicht immer von Vorteil, da das Fremdsein in einer Gruppe - besonders unter Paaren und Familien - gekoppelt mit der fremden Umgebung hohe Anforderungen an das Selbstbewußtsein und die Selbstsicherheit des Alleinreisenden stellt (vgl. LOCCUMER PROTOKOLLE 1977, S. 36).

Speziell alleinreisende Frauen sind in einigen Ländern noch immer gewissen Vorurteilen ausgesetzt und werden aufgrund von Belästigungen in ihrem Handlungsspielraum häufig so stark eingeschränkt, daß sie auf bestimmte Aktivitäten - wie z. B. abends alleine an der Bar sitzen - verzichten müssen (vgl. STEINECKE/ KLEMM 1985, S. 78).

2.6 Touristische Verhaltensweisen der Alleinreisenden

Die Daten für die im Folgenden dargestellten und analysierten Verhaltensweisen Alleinrei- sender basieren hauptsächlich auf den der Reiseanalyse 2002 entnommenen Ergebnissen, welche die derzeit aktuellsten erhältlichen Daten darstellen. Zusätzlich werden sie durch Forschungsergebnisse verschiedener Autoren und Erfahrungswerte der Verfasserin ergänzt. Neben den organisatorischen Verhaltensweisen der Alleinreisenden (Wahl des Urlaubszie- les, des Verkehrsmittels, der Unterkunftsform) bieten vor allem die Wahl der Reiseart sowie die Urlaubsmotive und Urlaubsaktivitäten einen guten Einblick in die spezifischen Bedürfnis- se dieser Zielgruppe.

2.6.1 Ziele

Da sich Alleinreisende in sämtlichen Alters- und Interessensgruppen finden, sind ihre Zielgebietsinteressen auch breit gestreut. So gibt es einen hohen Anteil an Alleinreisenden, die ihren Urlaub in Deutschland verbringen. 35% der Urlaubsreisen der Alleinreisenden wurden im Inland verbracht. Somit liegt dieser Anteil höher als jener der gesamten Urlaubsreisen mit 29,2%, was mit dem hohen Anteil an älteren Alleinreisenden zu begründen ist. Der Anteil der Reisen ins europäische Ausland hingegen macht bei Alleinreisenden nur 48,5% aus und liegt damit unter dem Wert der gesamten Urlaubsreisen (56,8%).

Abb. 4: Urlaubsziele der Alleinreisenden und Urlaubsziele gesamt 2001 in %

Abbildung in dieser Leseprobe nicht enthalten

Quelle: F.U.R., Reiseanalyse 2002, S. 8, eigene Darstellung

Bei den Fernreisen ist wiederum ein überdurchschnittlicher Anteil an Urlaubsreisen der Alleinreisenden zu verzeichnen (16,5% im Vergleich zu allen Reisen mit 14,0%), was auf den zunehmenden Anteil jüngerer Alleinreisender zurückzuführen ist, die sich häufig noch in der Ausbildung befinden und über größere Freizeitblöcke verfügen (z. B. Studenten in den Semesterferien).

Unter den ausländischen Urlaubszielen in Europa nehmen Spanien (12,2%) und Italien (7,3%) bei den Alleinreisenden - wie auch bei den gesamten Reisenden - die Spitzenpositionen ein. Auch bei den übrigen europäischen Zielen unterscheiden sich die Vorlieben der Alleinreisenden nicht von denen der Gesamtheit der deutschen Reisenden, so sind Österreich (6,7%) auf Platz drei und Frankreich (3,5%) auf Rang vier gleichermaßen beliebt bei beiden Gruppen (vgl. F.U.R. 2003, S.8).

Abb. 5: Europäische Urlaubsziele der Alleinreisenden und gesamt 2001 in %

Abbildung in dieser Leseprobe nicht enthalten

Quelle: F.U.R., Reiseanalyse 2002, S. 9, eigene Darstellung

2.6.2 Verkehrsmittel

Die Wahl der Reiseziele wirkt sich sichtbar auf die Wahl der Verkehrsmittel aus. Während sich der Anteil der Nutzung des Flugzeuges bei den Urlaubsreisen der Alleinreisenden mit 36% und der gesamten Reisen mit 38% ähnelt, gibt es bei den übrigen Verkehrsmitteln große Unterschiede.

Abb. 6 : Verkehrsmittel bei Reisen der Alleinreisenden und gesamt 2001 in %

Abbildung in dieser Leseprobe nicht enthalten

Quelle: F.U.R., Reiseanalyse 2002, S. 10, eigene Darstellung

Auffällig ist die überdurchschnittlich häufige Nutzung von Bus und Bahn durch Alleinreisende, die in engem Zusammenhang mit dem hohen Anteil an inländischen Reisen steht. Der PKW spielt hingegen - besonders im Vergleich mit allen Reisenden - eine eher untergeordnete Rolle, was mit den höheren Fahrtkosten zu erklären ist, die bei der alleinigen Nutzung eines PKW entstehen. Zudem sind Busreisen gerade bei den älteren Alleinreisenden eine beliebte Reiseform, was auch den überdurchschnittlich hohen Anteil an der Busnutzung erklärt (vgl. WALLRAVEN 1995, S. 135).

2.6.3 Unterkunftsform

Die bevorzugten Unterkünfte der Alleinreisenden - wie auch der gesamten Reisenden - sind Hotels, Pensionen und Gasthöfe. Große Unterschiede zeichnen sich allerdings bei den Anteilen an Verwandten-/Bekanntenbesuchen und der Nutzung von Ferienwohnungen ab. Während die Unterkunft bei Verwandten/Bekannten einen Anteil von 26% an den Urlaubs- reisen der Alleinreisenden darstellt, macht sie nur 10% der gesamten Urlaubsreisen aus. Ferienwohnungen hingegen werden bei 24% der gesamten Reisen genutzt während sie nur bei 8% der Reisen der Alleinreisenden eine Rolle spielen. Dies ist mit der Größe und Ausstattung der Ferienwohnungen zu erklären, die überwiegend auf Familien oder Paare ausgerichtet und für einen Alleinreisenden somit zu groß und auch zu teuer sind (vgl. F.U.R. 2003, S.12).

Abb. 7: Unterkunftsformen der Alleinreisenden und gesamt 2001 in %

Abbildung in dieser Leseprobe nicht enthalten

Quelle: F.U.R., Reiseanalyse 2002, S. 12, eigene Darstellung

2.6.4 Urlaubsreisearten

Wenn auch der „Ausruh-Urlaub“ sowohl von der Gesamtheit der Reisenden als auch von den Alleinreisenden favorisiert wird (siehe Abb. 8), so gibt es dennoch einige beträchtliche Unterschiede in der Wahl der Urlaubsreisearten. Dies gilt insbesondere für die Besuchsreise zu Verwandten und Bekannten, die mit 27% auf Rang zwei der beliebtesten Urlaubsarten der Alleinreisenden rangiert und von der Gesamtheit der Reisenden mit lediglich 13% auf Platz sechs genannt wird. Im Gegenzug hierzu erfreut sich der Strand/Bade-Urlaub bei allen Reisenden mit 38% sehr hoher Beliebtheit, während nur 25% der Alleinreisenden sich dafür entscheiden.

Abb. 8: Urlaubsreisearten der Alleinreisenden und gesamt 2001 in %

Abbildung in dieser Leseprobe nicht enthalten

Quelle: F.U.R., Reiseanalyse 2002, S. 12, eigene Darstellung

Auch beim Natur- und beim Aktivurlaub liegen die Alleinreisenden deutlich hinter der Gesamtheit der Reisenden (siehe Abb.8). Dies ist mit dem hohen Anteil an älteren Menschen an der Gruppe der Alleinreisenden ebenso zu erklären wie der überdurchschnittlich hohe Anteil an der Urlaubsreiseart „Gesundheitsurlaub“.

2.6.5 Saisonalität

Obwohl der Großteil der Alleinreisenden von den Schulferien unabhängig ist, konzentriert sich die Reisezeit dieser Zielgruppe auf die Monate Juli und August. Diese Zeit wird von vielen Alleinreisenden bewußt aus dem Grund gewählt, da nur zu dieser Zeit die typisch betriebsame und gesellige Atmosphäre der Fremdenverkehrsorte zu erleben ist. Hier hat der Alleinreisende die Wahl, Menschen kennen zu lernen oder sich problemlos alleine in der Masse der Urlauber zu bewegen (vgl. STEINECKE/ KLEMM 1985, S. 51).

Die zeitliche Einengung in der Hauptsaison macht sich jedoch bei den Alleinreisenden nicht so deutlich bemerkbar wie bei allen Reisenden, da auch die Vor- und Nachsaison von alleinreisenden Urlaubern häufiger frequentiert werden als von der Gesamtheit der Reisenden (vgl. HAHN/ KAGELMANN 1993, S. 241). Dies kann auch mit der Tatsache zusammenhängen, daß spezielle Angebote für Alleinreisende (wie das „Einzelzimmer ohne Mehrpreis“) überwiegend in der Vor- und Nachsaison angeboten werden (siehe Kapitel 3.3.2.7).

Abb. 9: Saisonalität der Urlaubsreisen der Alleinreisenden und gesamt 2001

Abbildung in dieser Leseprobe nicht enthalten

Quelle: F.U.R., Reiseanalyse 2002, S. 13, eigene Darstellung

2.6.6 Urlaubsmotive

Urlaubsmotive regenerativer Art stehen für Alleinreisende ebenso an erster Stelle wie für die Gesamtheit der Urlauber. „Entspannung“, der „Abstand zum Alltag“ sowie „Zeit haben“ und „Frische Kraft sammeln“ führen die Skala der beliebtesten Urlaubsmotive bei den Alleinreisenden und der Gesamtheit der Urlauber an.

Abb. 10: Wichtigste Urlaubsmotive der Alleinreisenden und gesamt 2001 in %

Abbildung in dieser Leseprobe nicht enthalten

Quelle: F.U.R, Reiseanalyse 2002, S. 17, eigene Darstellung

Einige andere Urlaubsmotive spielen für viele Alleinreisende ebenfalls eine wichtige Rolle, sie sind in der folgenden Tabelle gesondert aufgeführt.

Abb. 11: Ausgewählte Urlaubsmotive der Alleinreisenden & gesamt 2001 in %

Abbildung in dieser Leseprobe nicht enthalten

Quelle: F.U.R., Reiseanalyse 2002, S. 16, eigene Darstellung

Insbesondere der Wunsch nach Geselligkeit und sozialen Kontakten - sowohl zu anderen Reisenden als auch zu Einheimischen - ist bei Alleinreisenden besonders stark ausgeprägt (33% im Vergleich zu allen Reisenden mit 24%). Ebenfalls bedeutsam sind das vergleichs- weise hohe Bildungsinteresse und der Wunsch nach Erlebnissen und Entdeckungen.

2.6.7 Urlaubsaktivitäten

Die beliebtesten Urlaubsaktivitäten der Alleinreisenden - „Landestypische Spezialitäten genießen“, „Ausflüge unternehmen“, „Ausruhen und schlafen“ und „im Meer baden“ sowie „Einkaufsbummel machen“ - unterscheiden sich nicht von den Vorlieben aller Reisenden (siehe Abb. 12). Auffällig ist hingegen die Häufigkeit der ausgeübten Aktivitäten. So ist klar erkennbar, daß Alleinreisende ausgesprochen aktiv sind, haben sie doch alle aufgelisteten Aktivitäten überdurchschnittlich häufig ausgeübt.

Zudem hat der Punkt „Ferienbekanntschaften machen“ für Alleinreisende eine größere Bedeutung als für alle Reisenden. Alleinreisende suchen auch gerne Gesellschaft in Form von Teilnahme an Ausflügen oder sonstigen Aktivitäten, die in Verbindung mit Kultur angeboten werden oder der Gesundheit dienen (vgl. HAHN/ KAGELMANN 1993, S. 341).

Abb. 12: Wichtigste Urlaubsaktivitäten Alleinreisender und gesamt 2001 in %

Abbildung in dieser Leseprobe nicht enthalten

Quelle: F.U.R., Reiseanalyse 2002, S. 18, eigene Darstellung

2.7 Erwartungen der Alleinreisenden

Aufgrund der Heterogenität, durch die sich die Gruppe der Alleinreisenden auszeichnet, ist es schwierig, die Erwartungen dieser vielen unterschiedlichen „Typen“ von Alleinreisenden zusammenzufassen. Grundsätzlich haben Alleinreisende die gleichen Wünsche wie andere Urlauber auch, dennoch gibt es einige Erwartungen, die sehr häufig explizit von Alleinreisenden genannt werden. Zu unterscheiden sind grob jene Alleinreisenden, die bewußt die Einsamkeit und Ruhe suchen und solche, die Kontakten und Erlebnissen gegenüber aufgeschlossen sind und diese fest einplanen.

Die Eigenschaften, die den Alleinreisenden oftmals zugeschrieben werden, sind Ungebundenheit, Entscheidungsfreiheit, Selbständigkeit und individuelle Stärke (vgl. STEINECKE/ KLEMM 1985, S. 7). Hieran anlehnend ergeben sich häufig Wünsche wie die nach absoluter Entscheidungsfreiheit und Unverbindlichkeit, die nicht selten das Sozialverhalten der Alleinreisenden bestimmen. In besonders extrem ausgelebter Form werden Eingrenzungen und Bindungen von Alleinreisenden bewußt abgelehnt. Der Verzicht auf den Austausch gemeinsam gemachter Erfahrungen bestimmt in diesen Fällen das Urlaubsverhalten ebenso wie das kompromißlose Nachgehen eigener Interessen und das Ausleben individueller Bedürfnisse (vgl. STEINECKE/ KLEMM 1985, S. 45).

Oft sind die Erwartungen und Wünsche der Alleinreisenden jedoch eher ambivalent: so suchen sie soziale Kontakte ebenso wie ihre Unabhängigkeit und Freiheit. Dennoch ist der Wunsch nach Geselligkeit ein zielgruppenspezifisches Merkmal der Alleinreisenden - ein großer Teil der Alleinreisenden bevorzugt Urlaubsziele, die reichhaltige Möglichkeiten zu Kontakten bieten (vgl. STORBECK 1988, S. 329). Eine weitere wichtige Urlaubserwartung stellt der Wunsch nach Abenteuer sowie nach Bildungserlebnissen dar. Außerdem haben die Alleinreisenden ein größeres Bedürfnis, ihrer Umwelt gegenüber offen zu sein und suchen verstärkt den Kontakt und Austausch mit anderen Urlaubern und auch mit Einheimischen (vgl. STEINECKE/ KLEMM 1985, S. 51). Aber auch Komfort und Ruhe sind häufig geäußerte Wünsche dieser Zielgruppe.

Auch die Erwartungen an die Unterkünfte gestalten sich dementsprechend. Die bevorzugten Unterkünfte stellen zum einen mittelgroße Hotels und Gasthöfe dar, in denen hin und wieder ein Austausch mit den Gasthofbesitzern möglich ist, so daß der Alleinreisende sich gut aufgehoben fühlt und sich nicht anonym, aber doch frei bewegen kann (vgl. PIROUE 1991, S.53). Zum anderen werden große Hotelkomplexe mit gemischtem Publikum aufgesucht, da dort ein reichhaltiges Unterhaltungsprogramm zu erwarten ist und der Alleinreisende zwanglos Kontakt aufnehmen oder sich anonym in der Touristenmasse bewegen kann.

Neben den genannten zentralen Grundbedürfnissen gibt es zudem noch folgende organisa- torische Erwartungen der Alleinreisenden an den Urlaubsort:

- kein Einzelzimmerzuschlag
-ausreichende Zahl an Einzelzimmern in Unterkünften
- die gleiche qualitative Ausstattung in Einzelzimmern wie in Doppelzimmern · freundliche Behandlung durch das Personal im Hotel und Restaurant · keine „Katzentische“ in Restaurants
- Möglichkeiten für unverbindliche Kontakte (z. B. große Tische im Speisesaal bzw. Hotelrestaurant zur Erleichterung der Kontaktaufnahme)
- keine Ausgrenzung bzw. Sonderbehandlung negativer Art · Möglichkeiten zur Freizeitgestaltung, Sportangebote etc. · Möglichkeiten zur Abendgestaltung
- gute Anbindung des Hotels an die Umgebung durch ÖPNV · gute Erreichbarkeit des Urlaubsortes durch ÖPNV

2.8 Zukünftige Entwicklung der Nachfrage

Die zukünftige Entwicklung der Nachfrage der Alleinreisenden in Volumen und Zusammensetzung wird bestimmt werden von der Veränderung im Aufbau der Bevölkerung und durch die Formen des sozialen Umganges, hier vor allem von der Dauerhaftigkeit von Ehe und Familie (vgl. STEINECKE/ KLEMM 1985, S. 19).

Zwar kann die Zunahme der Einpersonenhaushalte längerfristig auch einen Zuwachs an Alleinreisenden bedeuten, das Potential hierfür läßt sich jedoch noch nicht exakt bestimmen. Relativ sicher ist aber der zunehmende Anteil an Frauen am Marktsegment der Allein- reisenden, was zum einen auf den vorhandenen Frauenüberschuß und zum anderen auf die längere Lebenserwartung von Frauen zurückzuführen ist (vgl. STEINECKE/KLEMM 1985, S.21).

Zudem wird auch die Arbeitszeitflexibilisierung und die damit einhergehende Diskrepanz der Urlaubszeiten verschiedener Familienangehöriger dazu beitragen, daß das Potential an - in diesem Fall eher unfreiwilligen - Alleinreisenden steigt (vgl. FREERICKS 1996, S.185).

Ist auch das Potential an Alleinreisenden noch nicht genau zu bestimmten, so gibt es immerhin schon Erkenntnisse über die zukünftige Wahl der Urlaubziele und Urlaubsformen. So werden viele Länder, in die Alleinreisende bisher bereits gerne reisen - wie Deutschland,

Spanien, Österreich und Italien - mit großer Wahrscheinlichkeit wohl auch weiterhin zu den Favoriten gehören. Zudem haben Dänemark, Portugal, Großbritannien sowie die USA und die Karibik gute Chancen darauf, ihren jeweiligen Marktanteil zu vergrößern (siehe Tab. 3).

Tab. 3: Zukünftige Ziele der Alleinreisenden (Auswahl) in %

Abbildung in dieser Leseprobe nicht enthalten

Quelle: F.U.R., Reiseanalyse 2002, S.21, eigene Darstellung

Hinsichtlich der zukünftigen Urlaubsformen sind klassische Formen wie die Städtereise und die Busreise weiterhin gefragt. Chancen auf Zuwächse haben vor allem der WellnessUrlaub, der Winterurlaub in der Sonne und die Kulturreise.

Tab. 4: Zukünftige Urlaubsformen der Alleinreisenden (Auswahl) in %

Abbildung in dieser Leseprobe nicht enthalten

Quelle:F.U.R, Reiseanalyse 2002, S. 22, eigene Darstellung

2.9 Zusammenfassende Nachfrageanalyse

Anhand der in diesem Kapitel vorgestellten Daten über die Alleinreisenden wird deutlich, daß es sich bei ihnen um keine klar zu definierende, homogene Gruppe handelt. Sie lassen sich dennoch sowohl anhand ihrer soziodemographischen Struktur als auch insbesondere durch ihre touristischen Verhaltensweisen von den übrigen Reisenden abgrenzen. Die nachfolgende Tabelle faßt noch einmal die wichtigsten Merkmale der Zielgruppe der Alleinreisenden zusammen. Vor allem die speziellen Erwartungen der Alleinreisenden sind für Anbieter touristischer Leistungen interessant.

Tab. 5: Das Profil der Zielgruppe der Alleinreisenden im Überblick

Abbildung in dieser Leseprobe nicht enthalten

3 ALLEINREISENDE IM TOURISMUS - ANGEBOTSSEITE

Nachdem ein erster Eindruck über die Zielgruppe der Alleinreisenden und deren Wünsche und Erwartungen vermittelt wurde, wird nun geprüft, inwieweit sich die Angebote mit der dargestellten Nachfrage decken. Dazu werden die Angebote für Alleinreisende in diesem Kapitel mit Hilfe verschiedener Erhebungsmethoden analysiert und unter Einbeziehung relevanter Literatur zum Thema umfassend dargestellt. Das Hauptaugenmerk bei der Angebotsanalyse liegt auf den Angeboten deutscher Reiseveranstalter. Zusätzlich werden Angebote von Spezialreiseveranstaltern, spezieller Vereine oder Reisebüros in Kapitel 3.5 vorgestellt.

Nach einer kurzen Erläuterung der methodischen Vorgehensweise werden zuerst die Angebote für Alleinreisende auf dem deutschen Reiseveranstaltermarkt in ihrer Entwicklung betrachtet. Hiernach werden die mit den Mitarbeitern verschiedener Reiseveranstalter geführten Expertengespräche dargestellt und in einer Übersichtstabelle zusammengefaßt. Im Anschluß folgt die umfassende Kataloganalyse und deren Auswertung. Die Darstellung von speziellen Veranstaltern für Alleinreisende bildet den darauffolgenden Abschnitt, bevor eine zusammenfassende Angebotsanalyse das Kapitel beschließt.

3.1 Methodik

Bei der Durchführung der Angebotsanalyse wurden unterschiedliche Erhebungsmethoden wie Literaturrecherche, Expertengespräche und eine Kataloganalyse angewandt. Die Kombination dieser Methoden kann eventuell auftretende Mängel, wie sie bei der Untersuchung mit Hilfe nur einer einzigen Methode entstehen können, ausgleichen und die zahlreichen Facetten des Angebotes für Alleinreisende deutlich werden lassen.

3.1.1 Kataloganalyse

In der Touristikbranche stellen Kataloge ein wichtiges Verkaufsmittel mit Werbefunktion dar. Da sie über die Werbung hinaus auch das Produkt selbst darstellen ist es um so wichtiger, die Kataloge bestmöglich auf die Kundeninteressen abzustimmen und sie dementsprechend zu gestalten. Hierzu gehören die übersichtliche Darstellungsweise der Produkte sowie die Präsentation aller wichtigen Informationen, die den Kunden zum Buchen animieren sollen. Aber auch Besonderheiten, wie zum Beispiel die Anrede in der Einleitung des Kataloges oder zusätzliche hilfreiche Informationen (über Land und Leute etc.), können dazu beitragen, daß der Katalog beim Durchblättern als besonders ansprechend empfunden wird, was den potentiellen Kunden positiv beeinflussen kann. Die verschiedenen Arten der Präsentations- und Darstellungsformen von 90 verschiedenen Katalogen werden in Kapitel 3.3 anhand einer umfassenden Analyse aufgezeigt und beurteilt.

3.1.2 Expertengespräche

Um die durch die Kataloganalyse gewonnenen Erkenntnisse über die verschiedenen Angebote für Alleinreisende zu vertiefen, wurden mit zahlreichen Reiseveranstaltern Expertengespräche durchgeführt. Hierdurch konnten einerseits die Einstellungen der Befragten gegenüber der Zielgruppe der Alleinreisenden genauer ergründet und andererseits Angaben zu speziellen Trends und Problemen der Thematik gewonnen werden. Die Gespräche wurden in einer teilstrukturierten Form der Befragung durchgeführt. Die Fragen an die Experten waren zwar in Form eines Leitfadens (siehe Anhang) vorformuliert, die Abfolge der Fragen während des Gespräches war jedoch offen. Dies trug dazu bei, daß die Interviewerin auch durch ergänzende Nachfragen stärker auf die Befragten eingehen konnte.

3.2 Entwicklung der Angebote für Alleinreisende

Über die Entwicklung der Angebote für Alleinreisende liegen keinerlei Erhebungen oder sonstiges Datenmaterial vor. Anhand verschiedener Aussagen aus den Expertengespräche, der untersuchten Literatur oder auch mit Hilfe von Zeitschriftenartikeln soll in diesem Abschnitt dennoch ein grober Überblick über die Angebote und ihre Entwicklung gegeben werden.

Die Entwicklung spezieller Angebote für Alleinreisende hat ihren Ursprung in der Entdeckung des „Kontaktproblems während des Urlaubs“ durch die Reisepädagogik. Zuerst wurde diese Entdeckung vorwiegend auf Jugendreisen bezogen, von wo aus sie dann auf Familienferien insgesamt ausgedehnt wurde - wodurch das Konzept der Urlaubsdörfer für Familien entstand. Touristische Firmen setzten sich weiterhin mit der Problematik auseinander, was die Entstehung von Ferienclubs mit Animation zur Folge hatte, in denen das Kontakt- bedürfnis der Cluburlauber im Mittelpunkt des Konzepts steht (vgl. LOCCUMER PROTOKOLLE 1977, S. 13 ff.).

Auf die Zielgruppe der Alleinreisenden wurden die Reiseveranstalter Ende der siebziger Jahre aufmerksam. Einige Veranstalter versuchten, Alleinreisende mittels spezieller Angebote anzusprechen, was aber daran scheiterte, daß die Alleinreisenden am Urlaubsort durch eben diese Programme von den übrigen Reisenden abgesondert wurden. So gaben die meisten der in dieser Zeit gegründeten spezialisierten Reiseveranstalter recht schnell aufgrund mangelnden Buchungsaufkommens wieder auf. Nur einige wenige konnten sich durch den Aufbau einer kleinen, aber treuen, Stammkundschaft am Markt behaupten (vgl. WEBER 1992, S. 26).

Anfang der achtziger Jahre beschäftigte sich der Studienkreis für Tourismus im Rahmen der Reiseanalyse mit der Zielgruppe der Alleinreisenden und auch die Reiseveranstalter befaßten sich erneut mit dieser Gruppe. Hierzu SCHREIBER (1980, S. 111f.): „Allenfalls die deutschen Touristikunternehmer sind seit ungefähr zwei Jahren dabei, sich auf Alleinreisen- de ein bißchen besser einzustellen - etwa indem sie außerhalb der Saison Einzelzimmer ohne Zuschlag anbieten oder indem sie, wie zum Beispiel DER und Scharnow, nach einem sogenannten Do-it-System Hotels mit großen Kontaktchancen durch herzförmige Signets kennzeichnen: ein Haus für alle, die im Urlaub unbedingt neue Freunde finden wollen“.

1996 berichtet PEYMANI in der „Fremdenverkehrswirtschaft International“ (FVW) über die geringe Anzahl an Spezialveranstalter für Alleinreisende: “Doch der Markt ist mit nicht mal einer Handvoll Spezialisten in diesem Segment dünn besetzt. Nach Darstellung der befragten Unternehmen können nur drei überregional arbeitende Veranstalter für Einzelreisende und Singles genannt werden.“ (vgl. PEYMANI 1996, S. 14).

Ein erneutes Interesse an der Zielgruppe der Alleinreisenden scheint es zuletzt vor ca. sechs Jahren gegeben zu haben. In einem Artikel von FREERICKS im „Spektrum Freizeit“ wird darauf hingewiesen, daß sich „in letzter Zeit nicht nur einige Singlereiseveranstalter, sondern auch zahlreiche Reise-partnervermittlungsbüros gründeten“ (FREERICKS 1996, S.185). Dies bestätigte Frau Wich-Herrlein, Geschäftsführerin von E-TOP-TOURS, einem Spezialreiseveranstalter für Alleinreisende und Singles. Sie teilte mit, daß es vor sechs Jahren noch zahlreiche Reiseveranstalter gab, die Reisen für Singles und Alleinreisende anboten. Da diese sich aber nicht halten konnten, ist das Angebot laut Frau Wich-Herrlein inzwischen gering geworden (siehe Expertengespräch E-TOP-TOURS).

In der 25. Ausgabe der FVW im Jahr 1998 befassen sich gleich zwei Artikel mit Angeboten für Alleinreisende. So wird zum einen der neue Katalog “Trends 98/99“ von Jomo-Tours vorgestellt, dessen Schwerpunkt auf Single- und Eventreisen liegt (vgl. o.V. 1998, S. 34). Ein ausführlicher Artikel über den Reiseveranstalter STUDIOSUS in derselben Ausgabe der FVW berichtet über „me&more“, das Angebot für Alleinreisende. Es wurde sehr gut ange- nommen, das Interesse lag laut Geschäftsführer Peter-Mario Kubsch über den Erwartungen. Eine Ausweitung des Programms wurde für 1999 geplant (vgl. QUANDT 1998, S. 30).

[...]

Ende der Leseprobe aus 146 Seiten

Details

Titel
Alleinreisende - Angebotsgestaltung, Preise, Produkte
Hochschule
Universität Trier
Note
1,3
Autor
Jahr
2004
Seiten
146
Katalognummer
V33724
ISBN (eBook)
9783638341288
Dateigröße
937 KB
Sprache
Deutsch
Schlagworte
Alleinreisende, Angebotsgestaltung, Preise, Produkte
Arbeit zitieren
Meike Knop (Autor:in), 2004, Alleinreisende - Angebotsgestaltung, Preise, Produkte, München, GRIN Verlag, https://www.grin.com/document/33724

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