Ernährungserziehung in der Schule. Wirkungsanalyse einer präventiven Intervention


Hausarbeit, 2016

16 Seiten, Note: 1,3


Leseprobe


Inhaltsverzeichnis

1 Schwerpunktthema, Forschungsgegenstand und Forschungsfragen
1.1 Schwerpunktthema
1.2 Ausgangssituation / Problemstellung
1.3 Forschungsdefizite
1.4 Untersuchungsziel / Forschungsfragen / Zielparameter

2 Untersuchungsaufbau und -ablauf
2.1 Probandenkollektiv
2.2 Studiendesign

3 Datenauswertung
3.1 Deskriptiv-statistische Auswertung
3.2 Inferenzstatistik

4 Literaturverzeichnis

5 Abbildungs- und Tabellenverzeichnis
5.1 Tabellenverzeichnis
5.2 Abbildungsverzeichnis

1 Schwerpunktthema, Forschungsgegenstand und Forschungsfragen

1.1 Schwerpunktthema

Das Schwerpunktthema ist Ernährungserziehung im Setting Schule.

Da in Deutschland ca 1,9 Millionen übergewichtige (BMI > 25) Kinder und Jugendliche leben und der Prozentanteil der Betroffenen mit steigendem Alter zunimmt, wird ersichtlich, wie brisant dieses Thema ist (Kurth & Schaffrath Rosario, 2007, S. 737). Nicht zuletzt, weil risikoreiche Folgeerkrankungen sowie psychosoziale Probleme drohen, deren errechnete Folgekosten sich derzeit in Deutschland auf etwa 20 Milliarden Euro pro Jahr belaufen und in den nächsten zwanzig Jahren weiter steigen dürften (stiftung juvenile adipositas, 2011).

„Zwischen dem 6. und 10. Lebensjahr werden in der Regel bei Kindern die Ernährungsgewohnheiten bis ins hohe Alter geprägt“ (Holtmeier, 1995, S. 165). Dieser Lebensabschnitt ist so prägend, dass der Geschmack mütterlicher Kochkunst dem Kind bis ins hohe Alter in Erinnerung bleibt und so ein Erwachsener noch unter hundert Essenszubereitungen genau den Geschmack der mütterlichen Küche wieder erkennt.

Einerseits die hohe Prävalenz an übergewichtigen Kindern und Jugendlichen sowie die drohenden Folgekosten für die gesamte Gesellschaft, aber auch andererseits die prägende Phase der Kindheit heben hervor, wie dringend aber auch erfolgversprechend eine Intervention innerhalb dieses Lebensabschnitts sein kann. Des Weiteren wird die Schule als das wichtigste Setting der Gesundheitsförderung und Präventionsintervention im Kindes- und Jugendalter gesehen und ist daher in besonderem Maße für zielgruppenorientierte Maßnahmen zur Primärprävention geeignet. Diese besondere Bedeutung des Settings Schule basiert auf dem Umstand, dass die Kinder in der Schule über viele Jahre hinweg erreichbar sind und dass Einstellungen und Verhaltensweisen im Umgang mit Gesundheit im frühen Kindesalter erworben werden und die Grundlage für spätere Lebenskonzepte bilden (Klaes et al., 2008, S. 61).

1.2 Ausgangssituation / Problemstellung

Die derzeitige Ausgangssituation ist gekennzeichnet durch einen Anteil übergewichtiger Kinder und Jugendlicher der sich gegenüber den 1980er- und 1990er-Jahren um 50 Prozent erhöht hat (Robert Koch-Institut, 2008, S. 41). Aktuell sind dies wie oben bereits genannt etwa 1,9 Millionen übergewichtige Kinder und Jugendliche, wovon ca. 800.000 als adipös (BMI > 30) einzustufen sind. In diesem Kontext sind Kinder und Jugendliche Personen im Alter von 3–17 Jahren.

„Nach Schuleintritt steigt der Anteil übergewichtiger Kinder schnell an, bei den Jugendlichen (14–17 Jahre) hat sich der Anteil fast verdoppelt. Noch extremer ist die Situation bei Adipositas: Hier ist eine Verdreifachung des Anteils adipöser Jugendlicher zwischen 14 und 17 Jahren zu konstatieren“ (Kurth & Schaffrath Rosario, 2007, S. 737). Daraus folgt, dass zum Schuleintritt dringend dieser Entwicklung gegen gesteuert werden muss, um den rapide folgenden Anstieg einzudämmen.

Abbildung in dieser Leseprobe nicht enthalten

Abb. 1: Prävalenz von Adipositas nach Alter, Geschlecht und Sozialstatus (Robert Koch-Institut, 2008, S. 43)

Um die Risikogruppen für Übergewicht und Adipositas noch präziser zu bestimmen, wurde des Weiteren differenziert nach Sozialstatus und Migrationshintergrund. „Ein höheres Risiko für Übergewicht und Adipositas besteht bei Kindern aus Familien mit niedrigem Sozialstatus, bei Kindern mit Migrationshintergrund und bei Kindern, deren Mütter ebenfalls übergewichtig sind“ (Kurth & Schaffrath Rosario, 2007, S. 739). Daraus resultiert die Fragestellung, wie man diese Risikogruppen am besten erreicht und für eine Teilnahme an einer Interventionsmaßnahme gewinnt. Um maximalen Erfolg zu erzielen scheint es daher schlüssig, Eltern, die ebenfalls übergewichtig sind, einzubeziehen.

Abschließend ist zu prognostizieren, dass bei ungebremster Entwicklung die Prävalenz von Übergewicht weiter zunehmen wird und die ohnehin schon hohen Folgekosten noch extremer in Zukunft ausfallen werden und somit ein Handeln auch ökonomisch als rentabel einzustufen ist, da Übergewicht bereits bei Kindern zu Bluthochdruck oder Diabetes führen kann und so zahlreichen Spätfolgen im Erwachsenenalter Vorschub leistet.

Die Datenlage in Bezug auf das Schwerpunktthema Ernährungserziehung im Setting Schule soll im Folgenden anhand zweier Studien beleuchtet werden.

So haben kürzlich Racey et al. (2016, S. 452 ff.) eine Studie publiziert, in welcher eine systematische Literaturrecherche zum Thema schulische Interventionen bezüglich des Ernährungsverhaltens betrieben wurde. Insgesamt umfasste die Recherche 108 Studien, wobei Schüler zwischen neun und achtzehn Jahre alt waren. Dabei kristallisierte sich heraus, dass Interventionen, die mindestens sechs Wochen und bis zu fünf Monate dauerten und das Umfeld der Schüler einbezogen, am effektivsten waren.

Eine weitere aktuelle Studie von Kim et al. (2016, S. 11 ff.) befasste sich mit dem Thema, wie Eltern eingebunden werden können, bei der Entwicklung von Gewichtsmanagement Strategien sowohl für ihre Kinder als auch für sich selbst. Dazu wurden 42 Elternpaare von übergewichtigen Kindern herangezogen und randomisiert jeweils die Hälfte der Experimentalgruppe und der Kontrollgruppe zugeteilt. Die Eltern der Experimentalgruppe bekamen über den Zeitraum von fünf Wochen wöchentlich einen Newsletter und Textnachrichten zugesandt. Hingegen erhielten alle Kinder, egal welcher Gruppe die Eltern angehörten, körperliche Übungen und Ernährungsunterricht. Messinstrumente für die Eltern waren die Lifestyle Behaviour Checklist und die Child-ParentRelationshipScale. Für die Kinder waren Messparameter Ernährungs Selbstvertrauen, Häufigkeit körperlicher Aktivität und der Body Mass Index (BMI). Innerhalb der Experimentalgruppe nahm auf elterlicher Seite die Child-Parent RealtionshipScale zu und bei deren Kindern das Ernährungs Selbstvertrauen. Zusammenfassend kann gesagt werden, dass der Einbezug der Eltern die Wirksamkeit einer Maßnahme unterstützt, ein fünf wöchiges Programm aber zu kurz ist, um Auswirkungen beim BMI feststellen zu können und sich daher Langzeit Studien empfehlen.

Die Ernährung von Kindern wird zum Großteil von den Eltern beeinflusst, damit verbunden ist sowohl die Übernahme von positiven als auch negativen Verhaltensweisen. Veränderte Familienverhältnisse, Alleinerziehung, soziale Verhältnisse und mangelnde Kompetenzen rücken die Wichtigkeit der schulischen Bildung in den Vordergrund, nicht zuletzt, weil immer mehr Ganztagesschulen dafür sorgen, dass Kinder immer mehr Lebenszeit dort verbringen.

1.3 Forschungsdefizite

Wie oben beispielhaft anhand der zwei Studien verdeutlicht, gibt es bisher zu wenige innerschulische, langfristig andauernde Interventionen, die über mehrere Monate ja eventuell sogar Halbjahre andauern. Dies wäre aber angebracht, um so auch die Auswirkung auf den BMI sichtbar zu machen, denn letztlich geht es ja darum, das Übergewicht zu bekämpfen was objektiv durch eine Gewichtsreduktion erfolgt. Des Weiteren stellt sich die Frage, ob die erzielten Ergebnisse wie BMI Reduktion auch langfristig nach Beendigung der Intervention aufrecht erhalten werden können und so eine dauerhafte Verhaltensänderung bezüglich der Ernährungsgewohnheiten erreicht werden konnte.

Dass der Einbezug des sozialen Umfelds, insbesondere der Eltern, die Erfolgschancen steigert ist außer Frage, jedoch stellt sich die Frage, wie groß dieser Mehreffekt ausfällt, weswegen es interessant wäre, eine Studie mit drei randomisierten Gruppen zu bilden, wobei eine Kontrollgruppe nur aus Schülern besteht und zwei Experimentalgruppen einmal mit Schülern und einmal mit Schülern und deren Eltern.

1.4 Untersuchungsziel / Forschungsfragen / Zielparameter

Als übergeordnete Zielsetzung aus den theoretischen Vorüberlegungen lässt sich ableiten:

Zielsetzung der Intervention ist es, mittels Ernährungserziehung die langfristigen Auswirkungen auf den BMI von übergewichtigen Schülern messbar zu machen, deren Fortbestand zu dokumentieren und den Effekt des Einbezugs der Eltern zu quantifizieren.

Anhand dieser Zielstellung lassen sich folgende Forschungsfragen ableiten:

1. In welchem Ausmaß kann die Ernährungserziehung den BMI von übergewichtigen Schülern beeinflussen?

→ Hypothese 1: Durch die Ernährungserziehung reduziert sich der BMI der teilnehmenden Schüler

2. In welchem Ausmaß kann der Einbezug der Eltern die Reduktion des BMIs von deren übergewichtigen Kindern beeinflussen?

→ Hypothese 2: Der Einbezug der Eltern reduziert den BMI der Schüler innerhalb Experimentalgruppe 2 am deutlichsten.

3. In welchem Ausmaß verändert sich der BMI der übergewichtigen Schüler nach Beendigung der Intervention?

Die drei Forschungsfragen werden mit dem Zielparameter BMI überprüft, was sich anbietet, da eine reine Konzentration auf den Verlust von Körpergewicht in kg unterschlagen würde, dass die Schüler sich im Wachstum befinden und alleine unter diesem Aspekt gesehen sich das Körpergewicht der zunehmenden Körpergröße entsprechend erhöht. Des Weiteren wird die Hypothese 3 aufgestellt, die teilnehmenden Schüler der beiden Experimentalgruppen fühlen sich im Vergleich zu Interventionsbeginn wohler, was mittels Fragebogen als Erhebungsinstrument abgefragt wird.

2 Untersuchungsaufbau und -ablauf

2.1 Probandenkollektiv

Das Probandenkollektiv besteht aus Schülern und Schülerinnen einer Grund- und Mittelschule, deren absolute Schülerzahl sich auf 1004 Schülern beläuft. Davon fallen 889 in den relevanten Altersbereich von sieben bis vierzehn Jahre. Dieser Altersbereich wird als ein Einschlusskriterium definiert, da innerhab dieses Alters das Übergewicht am deutlichsten zunimmt, siehe Abbildung 1. Des Weiteren werden nur Schüler ausgewählt, die an Übergewicht leiden (BMI > 25). Dementsprechend bleiben 500 Schüler von der Gesamtanzahl übrig.

„Eine Stichprobe gilt als repräsentativ, wenn die in ihr enthaltenen Elemente die relevante Struktur der Grundgesamtheit abdecken“ (Heidecker, 2003, S. 232). Da die relevante Gesamtpopulation 500 Schüler aufweist, sollten an der Intervention bei einer Fehlervarianz von 5% etwa 220 Schüler teilnehmen (Kathrin, 2014). Diese 222 Schüler sollten hinsichtlich des Geschlechts auch zur Hälfte jeweils aufgeteilt sein. Dieses Probandenkollektiv wird dann hinsichtlich Geschlecht randomisiert auf drei Gruppen verteilt, eine Kontrollgruppe, welche an keinerlei Maßnahmen teilnimmt, eine Experimentalgruppe bestehend aus Schülern, welche an den Maßnahmen teilnehmen und eine Experimentalgruppe bestehend aus Schülern und deren Eltern, die auch an den Maßnahmen teilnehmen. Zusammenfassend noch einmal die Einschlusskriterien:

Übergewichtige Schüler und Schülerinnen, im Alter von sieben bis vierzehn Jahren.

Folgend noch die Aufteilung in die drei Gruppen:

Tab. 1: Aufteilung der Probanden

Abbildung in dieser Leseprobe nicht enthalten

Rekrutiert werden die Probanden durch sensible Ansprache der Klassenlehrkraft nach Unterrichtsschluss. Des Weiteren werden die Eltern schriftlich informiert und nach Teilnahmebereitschaft befragt, um so die Experimentalgruppe 2 zu vervollständigen.

[...]

Ende der Leseprobe aus 16 Seiten

Details

Titel
Ernährungserziehung in der Schule. Wirkungsanalyse einer präventiven Intervention
Note
1,3
Autor
Jahr
2016
Seiten
16
Katalognummer
V337216
ISBN (eBook)
9783668270664
ISBN (Buch)
9783668270671
Dateigröße
640 KB
Sprache
Deutsch
Schlagworte
wirkungsanalyse, ernährung, setting, schule, schüler, abnehmen, gewichtsredutkion, studien, forschungsfrage, hypothesen, hypothesenprüfung
Arbeit zitieren
Moritz Wenninger (Autor:in), 2016, Ernährungserziehung in der Schule. Wirkungsanalyse einer präventiven Intervention, München, GRIN Verlag, https://www.grin.com/document/337216

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