Metadaten im Film. Bedeutung der Interoperabilität und ausgewählte Metadatenstandards für kinematographische Werke


Hausarbeit, 2016

19 Seiten, Note: 1,3


Leseprobe


GLIEDERUNG

1. Einführung

2. Metadaten
2.1 Definition
2.2 Zweck
2.3 Typen

3. Interoperabilität
3.1 Ebenen der Interoperabilität
3.2 Datenaustausch mit OAI-PMH

4. Metadatenstandards bei audiovisuellen Medien
4.1 MPEG-7
4.2 EN 15907 und EN 15744
4.3 EFG Projekt und Europeana

5. Langzeitarchivierung

6. Fazit

Literaturverzeichnis

1. Einführung

Der polnische Geschäftsmann Boleslaw Matuzewski forderte in einer Druckschrift 1898 den gleichen Stellenwert und die gleiche Anerkennung für kinematographische Werke wie für andere Dokumente, da filmische Dokumente als historische Quelle dienen können. Allerdings liegt der Wert eines Films als Quelle für ein historisches Ereignis nicht allein in der originalen Aufnahme, sondern vor allem in der genauen Zuschreibung und Dokumentation dieser, also den Metadaten.1 Anhand des Zitates des Filmhistorikers Viktor Listov über Filmmaterial aus der Oktoberrevolution 1917, wird die Bedeutung der Metadaten bei filmischem Material deutlich:

„Aber wie wenig wissen wir über seine Einstellungen! Wenn wir z.B. sagen, dass sie in den Tagen der Oktoberrevolution gedreht wurden, so hieße das so gut wie nichts zu sagen. Denn die Ereignisse (…) verfolgen die Historiker in Stunden und Minuten. Und wenn wir wollen, dass unsere Filmeinstellungen die Bedeutung eines historischen Dokuments erhalten, so ist es unerlässlich, sie so exakt wie möglich zuzuschreiben. (…) Solange dies nicht geleistet wird, werden die Einstellungen des Oktobers lediglich ‚atmosphärische‘ Bedeutung besitzen.“2

Doch welche Metadaten werden bei Filmen erfasst? Welche Standards existieren dafür? Wie wird das Problem der Langzeitarchivierung bei audiovisuellen Medien angegangen? Diese und weitere Fragen habe ich mir bei einem Besuch des Deutschen Literaturarchivs in Marbach im Rahmen des Blockseminars „Digital Humanities im Archiv“ gestellt nachdem ich erfahren hatte wie literarische Werke archiviert und dokumentiert werden.

Die folgende Arbeit beschäftigt sich zunächst mit Metadaten allgemein, der Bedeutung der Interoperabilität und ausgewählten Metadatenstandards für kinematographische Werke. Abschließend komme ich ganz kurz auf die Probleme der Langzeitarchivierung sowohl bei analogem als auch digitalem Filmmaterial zu sprechen.

2. Metadaten

Der Begriff „Metadaten“ existiert seit den 90er Jahren, das Prinzip allerdings „Daten über Daten“ zu dokumentieren, geht bereits in die Zeit zurück als Menschen früher Objekte auf Tontafeln auflisteten. Später nahmen die Listen dann an Umfang zu und es entstanden Kataloge und später Datenbanken. Mit der Entstehung der Datenbanken entstand auch der Begriff „Metadaten“ und wurde für maschinenlesbare Beschreibungen von Ressourcen verwendet.3

2.1 Definition

Um verstehen zu können wie Metadatenstandards aufgebaut sind, muss zunächst der Begriff „Metadaten“ definiert werden. Dazu existieren verschiedene Definitionen:

„Metadaten sind Daten über Daten d.h. eine strukturierte Dokumentbeschreibung, die mit Netzdokumenten selbst verknüpft ist. Sie dienen der Identifizierung, Erschließung und Auffindung von Internetpublikationen.“4

Laut dem WWW-Begründer Tim Burners-Lee sind Metadaten „machine understandable information about web resources or other things“.5 (Berners-Lee, Tim: Design Issues. Architectural and philosophical points, 6. Januar 1997. URL: http://www.w3.org/ Designissues/Metadata.html) Seit den 90ern wird der Begriff Metadaten also immer dann verwendet, wenn es um maschinenlesbare Beschreibungen von Ressourcen geht. Metadaten beschreiben also Inhalt und Form sowie weitere Charakteristika eines (digitalen) Objekts in strukturierter und einheitlicher Form. Objekte können dabei Bücher, Gemälde, Briefe, Zeitschriftenartikel, Personen, Fossilien, Gebäude uvm. sein.

Ein Beispiel für Metadaten eines Buchs wären der Titel, Autor, Herausgeber, Erscheinungsjahr, Verlag, Auflage, ISBN-Nummer (Primärschlüssel) usw.

2.2 Zweck

Metadaten dienen dazu Objekte strukturiert und einheitlich zu beschreiben. Diese strukturierte Beschreibungen bestehen aus Metadatentermen (terms) zur Beschreibung der Art der Ressourcen oder Objekten. und den Werten (values). Metadatenterme sind „classes" (Art des Objekts), „properties" (Eigenschaften der Ressource) und „encoding schemes“ (Kodierungen). Metadaten ermöglichen das Finden, Identifizieren, Selektieren und Nutzen von für den Nutzer relevanten Objekten. Somit wird die Erschließung verbessert. Dadurch wird die Auffindbarkeit und Nutzung von (digitalen) Dokumenten erleichtert.

Die Informationserschließung ist eine der Hauptaufgaben von Bibliotheken und anderen Dokumentationseinrichtungen. Die Erschließung von Informationen dient zur Beschreibung und Darstellung von Informationen aller Art, sie schafft bzw. erleichtert den Zugang zu großen oder nicht erreichbaren Beständen. Metadaten sind dabei Suchbegriffe, die in einem bibliotekarischen Erschließungsvorgang intellektuell oder maschinell erzeugt werden. Dazu gehören: Personennamen, Körperschaftsnamen, Sachtitel, Erscheinungsorte, Erscheinungsjahre, Namen von Verlegern und Druckern, Schlagwörter, Stichwörter, Nationen etc.

Außerdem lassen sich mit Hilfe von Metadaten Beziehungen zwischen den einzelnen Objekten bzw. zu den Objekten darstellen, was wiederum den Datenaustausch garantieren und erleichtern kann. Dies geschieht zum Beispiel mit der Schnittstelle OAI-PMH (Open Archives Initiative Protocol for Metadata Harvesting)6

2.3 Typen

Es gibt fünf Typen oder Arten von Metadaten, die nach der Art der zu beschreibenden Daten unterschieden werden.

1. Deskriptive/ Identifizierende/ Beschreibende Metadaten beschreiben die nötigen Informationen, um relevante Ressourcen zu finden und zu identifizieren. Dazu gehören u.a. der Titel oder der Name einer Ressource, der Urheber oder das Entstehungsdatum. (title, creator, issue)
2. Administrative Metadaten dienen zur Verwaltung der Ressourcen. Dazu gehören Daten bzw. Informationen zur Herkunft und Archivierung, die technischen Details (Entstehung, Bearbeitung und Zugriff auf die Ressource) und Prozesse, die die Ressource durchlaufen hat wie z. B. bei einem Zellulosenitratfilm eine Umkopierung des Films auf einen sichereren Schichtträger. (rights, owner, available, condition)
3. In den Content Ratings Metadaten stehen Informationen über die möglichen Nutzer von den Objekten (audience).
4. Linkage/ Relationship Metadaten beschreiben die Beziehungen zwischen den Ressourcen wie z.B. Ist-Teil-Von-Beziehung oder Ist-Vorgänger-Von-Beziehung. (isPartof, hasVersion, source)
5. Des Weiteren gibt es auch Meta-Metadaten. Diese beschreiben z.B. wer die Metadaten wann erstellt hat oder welche Formate und Modelle den Metadaten zugrunde liegen.

Außerdem lassen sich folgende Metadatenformate unterscheiden: Internetformat, Erfassungsformat, Präsentationsformat, Austauschformat, welche wiederum zu verschiedenen Metadatenanwendungen führen wie z.B OPAC oder Repository.7

3. Interoperabilität

Bislang waren filmographische Datenbanken unterschiedlich strukturiert und implementiert. Deshalb gab es Normungsinitiativen, um den Austausch von Metadaten zwischen Datenbanken zu ermöglichen und festzulegen wie die EN 15744 und EN 15907. „Interoperabilität ist die Fähigkeit eines Programms oder Systems (dessen Schnittstellen vollständig offengelegt sind) mit anderen gegenwärtigen oder zukünftigen Produkten oder Systemen ohne Einschränkungen hinsichtlich Zugriff oder Implementierung zusammenzuarbeiten bzw. zu interagieren.“8

Unter Interoperabilität versteht man also die Fähigkeit eines Systems mit anderen Systemen zusammenzuarbeiten.

3.1 Ebenen der Interoperabilität

Es gibt eine immer größer werdende Informationsflut an Daten, die nicht nur Archive und Bibliotheken betrifft, sondern auch alle Unternehmenszweige bis hin zum einzelnen User. Die daraus resultierende Unübersichtlichkeit von Informationsressourcen entsteht vor Allem durch viele unterschiedlich verwendeten Formate. Es muss also eine Lösung gefunden werden, um mit allen Metadaten aus vielen unterschiedlichen Informationsquellen arbeiten zu können. Das bedeutet also, dass die Metadaten interoperabel gemacht werden müssen. Um Interoperabilität zu erreichen, müssen Standards entwickelt werden. Die Interoprabilität setzt gemeinsame Absprachen auf drei Ebenen voraus. Auf der semantischen, der strukturellen und der syntaktischen. Semantische Interoperabilität ist gegeben, wenn unterschiedliche Metadatenformate ein gemeinsames Vokabular verwenden wie z.B. das Dublin Core Metadata Element Set. In der syntaktaktischen Interoperabilitätsebene liegen die Daten in einer gemeinsamen Kodierungssyntax vor. (XML, HTML)

Bei der strukturellen Interoperabilität liegt den verschiedenen Metadatenformaten ein gemeinsames Datenmodell zugrunde. (RDF-Modell oder das DCMI Abstract Model)

[...]


1 Bohn, Anna: Denkmal Film - Band 1 (2013), S. 144-148

2 Bohn, Anna: Denkmal Film - Band 1 (2013), S. 146 (mit einem Zitat von Listov, 1979)

3 Auth, Gunner: Prozessorientierte Organisation des Metadatenmanagements für Data-Warehouse-Systeme (2004), S. 136

4 Hacker, Rupert: Bibliotheksarisches Grundwissen (2008), S. 176

5 Berners-Lee, Tim: Architecttual and philosophical points (1997), URL: http://www.w3.org/ Designissues/Metadata.html (Stand: 15.06.2016)

6 Rühle, Stefanie: Kleines Handbuch Metadaten - Metadatenprofile (2012), URL: http:// www.kim-forum.org/Subsites/kim/SharedDocs/Downloads/DE/Handbuch/ metadatenprofile.pdf?__blob=publicationFile (Stand: 15.06.2016)

7 Rühle, Stefanie: Kleines Handbuch Metadaten - Metadaten (2012), URL: http://www.kim- forum.org/Subsites/kim/SharedDocs/Downloads/DE/Handbuch/metadaten.pdf? __blob=publicationFile (Stand: 15.06.2016)

8 Schnabel, André (Übersetzung) (o.J.): Definition der Interoperabilit ä t, URL: http:// interoperability-definition.info/de/, (Stand: 15.06.2016)

Ende der Leseprobe aus 19 Seiten

Details

Titel
Metadaten im Film. Bedeutung der Interoperabilität und ausgewählte Metadatenstandards für kinematographische Werke
Hochschule
Bayerische Julius-Maximilians-Universität Würzburg  (Computerphilologie)
Veranstaltung
Metadaten, Erschließung und Recherche
Note
1,3
Autor
Jahr
2016
Seiten
19
Katalognummer
V336693
ISBN (eBook)
9783668262751
ISBN (Buch)
9783668262768
Dateigröße
730 KB
Sprache
Deutsch
Schlagworte
Metadaten, Film, Digital Humanities, Erschließung, Metadaten Film, Archiv, Filmarchiv, Interoperabilität, OAI-PMH, Metadatenstandards, Normen, Standards, MPEG, MPEG-7, EN 15907, EN 15744, EFG Projekt, Europeana, Langzeitarchivierung, Filmerbe, Kulturerbe, Filme, Archivierung, Zugang, Metadaten im Film
Arbeit zitieren
Yana Vasylega (Autor:in), 2016, Metadaten im Film. Bedeutung der Interoperabilität und ausgewählte Metadatenstandards für kinematographische Werke, München, GRIN Verlag, https://www.grin.com/document/336693

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