Dilemmadiskussion nach der Methode von Lawrence Kohlberg


Hausarbeit, 2012

12 Seiten, Note: 1,0


Leseprobe


Inhalt

1 Einleitung

2 Lawrence Kohlberg und sein moralisches Stufenmodell

3 Die Methode der Dilemmadiskussion
3.1 Theorie
3.2 Praktische Umsetzung im Unterricht

4 Schlusswort

5 Quellenangabe

1 Einleitung

Es gibt viele Versuche, menschliche Entwicklung anhand von Entwicklungsschritten zu ordnen, die sich klar voneinander abgrenzen und unterscheiden lassen. Stufenmodelle betonen, dass Entwicklungsprozesse in einer geordneten Abfolge stattfinden und in vielfacher Weise aneinander anknüpfen bzw. aufeinander aufbauen.

Den Entwicklungsstadien lassen sich bestimmte Entwicklungsaufgaben zuordnen. Diese bestehen aus Herausforderungen, die sich dem Individuum in einer bestimmten Entwicklungsperiode stellen und zielorientiertes Handeln sowie die Bewältigung von Anforderungen und Krisen verlangen. Dabei betrachtet man Problemsituationen als Gelegenheiten, neue Verhaltens- und Sichtweisen zu entwickeln und bisherige Denk- und Handlungsmuster umzustrukturieren.

„Eine Entwicklungsaufgabe ist eine Aufgabe, die sich in einer bestimmten Lebensperiode des Individuums stellt. Ihre erfolgreiche Bewältigung führt zu Glück und Erfolg, während Versagen das Individuum unglücklich macht, auf Ablehnung durch die Gesellschaft stößt und zu Schwierigkeiten bei der Bewältigung späterer Aufgaben führt“ (Havighurst, 1982; zitiert nach Oerter, 2002).

Auch Lawrence Kohlberg entwarf eine solche Theorie, die die moralische Entwicklung von Menschen in verschiedene Stufen einteilt. Dieses Stufenmodell, welches sich auf Piagets Modell der moralischen Entwicklung zurückführen lässt, möchte ich nun im Folgenden näher erläutern. Dabei werde ich zunächst etwas näher auf Kohlbergs Stufenmodell eingehen und die einzelnen, von ihm beschriebenen Stadien bzw. Stufen darstellen, bevor ich danach auf die Vorgehensweise Kohlbergs und damit verbunden auf die Methode der Dilemmadiskussion zu sprechen komme. Hierbei möchte ich die Theorie darlegen und auch einen praktischen Ausblick für den Ethikunterricht geben. Dabei werde ich speziell auf die Durchführung im Unterricht, die Rolle des Lehrers und auch auf diverse Faktoren hinweisen, die bei der Umsetzung der Dilemmadiskussion in die Praxis unbedingt beachtet werden sollten. Ein Praxisbezug lässt sich im Anschluss finden, in dem ich ein Beispiel für eine mögliche Unterrichtsstunde in Form eines Unterrichtsverlaufsplanes sowie eine Dilemmageschichte präsentieren werde.

Im Schlussteil möchte ich das praktische Arbeiten mit der Methode der Dilemmadiskussion schließlich noch einmal kritisch reflektieren und festhalten, ob sie sich für den Ethikunterricht eignet und welche Faktoren dabei gegebenenfalls noch zu beachten sind.

2 Lawrence Kohlberg und sein moralisches Stufenmodell

Lawrence Kohlberg, geboren am 25. Oktober 1927 in Bronxville, war ein US-amerikanischer Psychologe und Professor für Erziehungswissenschaften, der einen Großteil seines Lebens in Cambridge verbrachte und dort seit 1968 an der Harvard University lehrte. Genau zehn Jahre zuvor verfasste er seine Dissertation über „Die moralische Entwicklung des Menschen“ und erweiterte damit Jean Piagets Theorie der kognitiven Entwicklung. Sein entworfenes Modell erlangte große Bekanntheit und ist eines der meist diskutierten in der modernen Philosophie.

Er legte Kindern und Jugendlichen eine Reihe von hypothetischen, moralischen Konfliktsituationen vor und ordnete die Reaktionen den einzelnen Stufen bzw. Stadien zu, die ich im Weiteren noch näher erläutern werde. Kohlberg konnte zwar eine gute Übereinstimmung mit seinen theoretischen Annahmen feststellen, doch zeigte sich auch, dass es große Unterschiede im Entwicklungsverlauf der einzelnen Kinder gibt. Des Weiteren wurden auf den einzelnen Altersstufen, die er untersuchte, Urteile im Sinne verschiedener Stadien, je nach Situation und Problemstellung, abgegeben. Daher wird bei Kohlberg im Gegensatz zu Piaget auch darauf verzichtet, bei den einzelnen Stadien Altersangaben zu machen. Die drei Hauptniveaus und sechs Stufen moralischen Verhaltens, die Kohlberg unterscheidet und denen er die Verhaltensweisen der Kinder und Jugendlichen zuzuordnen versucht hat, sollen im folgenden Schaubild verdeutlicht werden:

Abbildung in dieser Leseprobe nicht enthalten

In der ersten Stufe des präkonventionellen Niveaus ist das Kind für klare Etikettierungen wie „gut und böse“ sowie „richtig oder falsch“ empfänglich. Dabei werden diese Etikettierungen bzw. Regeln im Sinne der Konsequenzen der Tat (Bsp. Bestrafung/Belohnung) und im Sinne der physischen Macht derer, die die Regeln aufstellen, ausgelegt. So entscheiden die Konsequenzen einer Handlung, die eventuell folgenden Strafen sowie das Auftreten der Person, die die Strafe verhängt darüber, ob eine Tat als gut oder schlecht angesehen wird. Das Kind orientiert sich ausschließlich an der Strafvermeidung und der Unterwerfung unter die Macht, ohne dabei die ihr zugrundeliegende moralische Ordnung zu berücksichtigen, die durch die Bestrafung und Autorität aufrechterhalten wird.

Darauf folgt die zweite Stufe, in der richtiges Handeln dadurch definiert wird, dass es die eigenen Bedürfnisse und gelegentlich auch die Bedürfnisse anderer befriedigt. Zwischenmenschliche Beziehungen werden mit Beziehungen verglichen, wie sie auf einem Marktplatz stattfinden könnten. So ist das gerecht, was als ein gleichwertiger Austausch, ein Handel oder als ein Übereinkommen verstanden werden kann. In dieser Stufe sind nun des Weiteren Elemente von Fairness, Reziprozität und gerechtem Teilen vorhanden. Dabei geht es allerdings nicht um Loyalität, Dankbarkeit oder Gerechtigkeit, sondern eher um eine Gegenseitigkeit, die sich mit dem Prinzip „eine Hand wäscht die andere“ gut umschreiben lässt.

Im Konventionellen Stadium, in dem zunächst die 3. Stufe einzuordnen ist, erlebt sich das Individuum inzwischen als zugehöriges Mitglied einer Gesellschaft. Dabei definiert sich gutes Verhalten hier - anders als noch in der zweiten Stufe - als Verhalten, das anderen gefällt, ihnen hilft und von ihnen gelobt wird. Die Individuen, die sich in diesem Stadium befinden, zeigen Konformität mit stereotypen Vorstellungen davon, was allgemein gültig und im Mehrheitsverhalten vorzufinden ist. Die Meinung anderer wird zum Maßstab des moralisch Richtigen und man bemüht sich um Lob. Es geht darum, als „guter Mensch“ aufzutreten, um die Zuneigung und Anerkennung anderer zu gewinnen.

Die 4. Stufe steht hauptsächlich für Autorität und feste Regeln, an denen sich das Individuum orientiert. Die soziale Ordnung soll aufrecht erhalten werden und richtiges Verhalten besteht darin, seine Pflicht zu tun und die gegebene soziale Ordnung um ihrer selbst Willen zu erhalten. Das Recht steht im Dienste der Gesellschaft, einer Gruppe oder einer Institution und es wird eingesehen, dass Regeln eingehalten werden müssen, um das Funktionieren einer Gemeinschaft zu gewährleisten.

Eine Weiterentwicklung lässt sich in der darauf folgenden Stufe des postkonventionellen Niveaus insofern finden, als dass hier ein deutliches Bemühen darin besteht, moralische Werte zu finden, die unabhängig von der Autorität einzelner Menschen oder Gruppen, die diese Prinzipien vertreten, gültig sind. So wird richtiges Handeln in erster Linie über allgemeine, individuelle Rechte definiert. Des Weiteren hält man sich an von der gesamten Gesellschaft definierte Normen, die stets von allen Mitgliedern dieser Gesellschaft kritisch hinterfragt und beurteilt werden.

Die letzte Stufe zeichnet sich dadurch aus, dass die Individuen universalen Prinzipien folgen, die sie selbst gewählt haben. Von diesen ethischen Prinzipien lassen sich alle gesellschaftlichen Ordnungen ableiten, wobei die Prinzipien als logisch, umfassend, universell und konsistent betrachtet werden können.

Allgemein ist festzuhalten, dass dabei jedes Stadium die notwendige Voraussetzung für das nächste ist, Stadien nicht übersprungen werden können und auch Rückschritte nicht vorgesehen sind. Außerdem hält Kohlberg fest, dass nicht alle Menschen das komplette Modell durchlaufen. Es gebe sogar nur einen sehr geringen Teil, der die letzte Stufe erreichen würde. Wichtig ist auch, dass das beschriebene Modell auch von Kohlberg als eine idealtypische Konstruktion gesehen wird. Das Stufenmodell nimmt hypothetisch an, dass verschiedene psychologische Organisationen mit verschiedenen Zeitpunkten der Entwicklung zu verknüpfen sind und dass sich daraus eine Sequenz ableiten lässt, die den Entwicklungsstatus des Individuums vorhersagbar macht. Man kann bei diesen Untersuchungen zur sozialen Entwicklung der Persönlichkeit aber nicht von klaren Ergebnissen ausgehen, da keine strukturellen Änderungen mit einbezogen werden. Diese Schwierigkeiten zeigten sich auch bei den Ergebnissen von Kohlberg, wie bereits erwähnt wurde. So lässt sich abschließend festhalten, dass Kohlbergs und auch Piagets Untersuchungen und Theorien für die Forschung äußerst anregend waren, auch heute noch berücksichtigt werden und in vielerlei Hinsicht auch für die Arbeit als Lehrer/in immer noch von Bedeutung sind, wie sich noch herausstellen wird. Allerdings sollten sie dennoch eher als hypothetische Annahmen betrachtet werden und die strengen Annahmen über die zwingend notwendige Abfolge einzelner Entwicklungsschritte lassen sich zum heutigen Zeitpunkt gar nicht mehr aufrecht erhalten.

3 Die Methode der Dilemmadiskussion

Kohlberg begründete seine Theorie, indem er Kindern und Jugendlichen, wie bereits erwähnt, eine Reihe von hypothetischen moralischen Konfliktsituationen vorlegte und die Reaktionen den einzelnen Stufen bzw. Stadien zuordnete. Bei diesen Konfliktsituationen ging es etwa darum, ob man ein teures Medikament stehlen darf, um den Tod seiner eigenen Frau abzuwenden. Solche Konfliktsituationen und das Auseinandersetzen mit diesen zur Förderung moralischer Urteilskraft im Schul- bzw. Ethikunterricht soll nun im folgenden Abschnitt thematisiert werden, zumal auch Lawrence Kohlberg die Methode der Dilemmadiskussion vorschlug, um zur Förderung der allgemeinen moralischen Entwicklung von Menschen beizutragen.

3.1 Theorie

Ein Dilemma bezeichnet im Allgemeinen eine schwierige, notwendige Wahl zwischen zwei gleichwertigen Dingen, bei der ein Ausweichen auf eine dritte Möglichkeit nicht möglich ist. Es handelt sich also gewissermaßen um eine Zwangslage, die eine unumgängliche Entscheidung verlangt. So wird in diesem unausweichlichen Wertekonflikt auf jeden Fall einer der Werte verletzt und umso verständlicher ist es, dass die Lösung der jeweiligen Konfliktsituation, die in der Dilemmageschichte präsentiert wird, eine begründete Entscheidung erfordert.

[...]

Ende der Leseprobe aus 12 Seiten

Details

Titel
Dilemmadiskussion nach der Methode von Lawrence Kohlberg
Hochschule
Johann Wolfgang Goethe-Universität Frankfurt am Main
Note
1,0
Autor
Jahr
2012
Seiten
12
Katalognummer
V336625
ISBN (eBook)
9783668265677
ISBN (Buch)
9783668265684
Dateigröße
580 KB
Sprache
Deutsch
Schlagworte
dilemmadiskussion, methode, lawrence, kohlberg
Arbeit zitieren
Danielle Ackermann (Autor:in), 2012, Dilemmadiskussion nach der Methode von Lawrence Kohlberg, München, GRIN Verlag, https://www.grin.com/document/336625

Kommentare

  • Noch keine Kommentare.
Blick ins Buch
Titel: Dilemmadiskussion nach der Methode von Lawrence Kohlberg



Ihre Arbeit hochladen

Ihre Hausarbeit / Abschlussarbeit:

- Publikation als eBook und Buch
- Hohes Honorar auf die Verkäufe
- Für Sie komplett kostenlos – mit ISBN
- Es dauert nur 5 Minuten
- Jede Arbeit findet Leser

Kostenlos Autor werden