Die Ursachen des Irak-Iran Kriegs. Eine Analyse


Hausarbeit, 2012

18 Seiten


Leseprobe


Inhaltsverzeichnis

1. Einleitung

2. Historischer Überblick des Irak
2.1. Historischer Überblick des Iran

3. Kriegsursachen

4. Ursachen
4.1. Der Shatt al-Arab als historische Ursache
4.2. Die Provinz Khuzestan
4.3. Die Islamische Revolution
4.3.1. Entstehung der Revolution
4.3.2. Revolutionsexport
4.3.3. Die instabile Lage des Iran als Gelegenheit zur Invasion

5. Resümee

6. Literaturverzeichnis

1. Einleitung

Der Iran Irak Krieg, auch als der erste Golfkrieg bekannt, war und ist bisher der längste konventionelle Krieg, der nach dem zweiten Weltkrieg stattgefunden hat. Zunächst ein regionaler Konflikt, weitete sich der Krieg mit der Zunahme an Akteuren zu einem internationalen Konflikt1 aus. Er kostete beiden Seiten insgesamt 1190 Milliarden USD2 und ist seither der teuerste Konflikt in der Region. Seine Wirkung auf die Golfregion war enorm und als Ursache für den zweiten Golfkrieg, stellte er die Weichen für andere Machtstrukturen im Nahen Osten. Als anfänglicher Aggressor erhoffte sich Saddam Husayn eine hegemoniale Vormachtstellung in der Golfregion durch die am 22. September 1980 beginnende Invasion, der ein schnelles Ende vorausgesagt wurde. Aus der scheinbar kurzen Invasion wurde ein achtjähriger Krieg, der auf beiden Seiten eine hohe Zahl an Opfern forderte. 1982 hätte der Krieg ein Ende nehmen können, doch die iranischen Entscheidungsträger gingen in die Offensive über und zogen dadurch den Konflikt in die Länge. Interessant und zugleich traurig ist die Etablierung zweier repressiven Regime, die durch den Krieg in der Lage waren, ihre innenpolitische Stabilität zu sichern und oppositionelle Kräfte mit Leichtigkeit auszuschalten. 1988 endete der Konflikt mit einem Waffenstillstand.

In dieser Arbeit sollen die Ursachenkomplexe, die zum Kriegsausbruch führten dargestellt werden. Hierbei stützt sich die Analyse primär auf W. Thom Workmans Werk „The Social Orignin of the Iran-Iraq War“, auf Henner Fürtigs „Der irakisch-iranische Krieg-1980- 1988, Ursachen-Verlauf-Folgen“ und auf Hossein Mirzaie-Tashnizis Dissertation „Der Konflikt Irak-Iran, eine Hintergrundanalyse“. Um, der Frage nach zu gehen, welche Ursachen zur Invasion geführt haben, wird zunächst ein historischer Überblick beider Länder dargelegt. Im Anschluss folgen eine kurze Erläuterung von Kriegsursachen und eine Darstellung zweier Ansätze. Dann gehe ich zum den Hauptteil der Arbeit über, stelle die Ursachen dar und beginne mit dem Shatt al-Arab als Streitobjekt und gehe hierbei historisch bis ins 17. Jh. Danach wird die Region Khuzestan als Ursache besprochen. Anschließend folgt eine knappe, soziologische Entstehungsgeschichte der Islamischen Revolution und eine kurze Darstellung des Revolutionsexports in den Irak führte. Als letzte Kriegsursache möchte ich die strategische Fehleinschätzung des Irans als schwach und leicht besiegbar durch das Baath-Regimes, aufgreifen und kurz die Motive schildern, die zur Invasionsentscheidung beigetragen haben könnten.

Ich möchte darauf hinweisen, dass in dieser Arbeit keine Transkriptionsrichtlinien eingehalten werden, sondern die Form gewählt wurde, die einer Wiedergabe der Aussprache des fremdsprachigen Wortes in deutscher Schrift am nächsten kommt. So verhält sich diese Arbeit im Bezug auf arabische und persische Namen ähnlich wie die zitierte Literatur, in der keine einheitlichen Bezeichnungen vorhanden waren.

2. Historischer Überblick des Irak

Das Gebiet, das heute als Irak bekannt ist, war Teil des Osmanischen Reichs, welches kurz vor dem Ende des Ersten Weltkriegs 1917 zerfiel. Fünf Jahre herrschten die Engländer als Besatzer und kontrollierten Politik, Wirtschaft und Militär des Landes bis 1922.3 Nach mehreren Unruhen und großem Widerstand aus der Bevölkerung erhielt der Staat seine Unabhängigkeit und mit ihr den ersten König, Faisal I.. Der Wiederstand blieb, denn auch unter dem König nahm der Einfluss der britischen Krone, die dort als Mandatsmacht fungierte, nicht ab. Es kam zu mehreren Regierungswechseln. 1940 spitzte sich die Lage für das Königshaus dermaßen zu, dass der König nach England floh. Die Engländer erstickten schnell die Proteste. Kurz darauf wurde Faisals Sohn, Faisal II. König. Inspiriert von dem Sturz des ägyptischen Königshauses 1953, kam es 1958 zur Revolution und zum endgültigen Fall der Monarchie. Die irakische Republik wurde ausgerufen und bis 1968 kam es zu häufigen Auseinandersetzungen und blutigen Regierungswechseln. Eben in diesem Jahr kam es zum Putsch der Baath-Partei. Sie vertrat die panarabische Ideologie4, deren Ziel die Vereinigung aller arabisch-islamischer Länder die Errichtung einer arabischen, herrschenden Nation war.5 Unter General Ahmed Hassan Al Bakr als Staatspräsident suchte die Regierung nun auch nach einer Lösung in der Kurdenfrage6. Am 11.3.1970 wurde das Abkommen mit einem der Kurdenführer, Mullah Mustafa Barzani, geschlossen. Das Abkommen war jedoch in Augen vieler Kurden illegitim, weil die zur Autonomie beschlossenen Gebiete nicht der kurdischen Vorstellung entsprachen, sondern weitaus kleiner als erwartet ausfielen. Es folgte ein Konflikt, der bis 1975 anhielt.7 Eine größere Herausforderung für die sunnitische Elite der Baath Partei war die schiitische Mehrheit, die mit der säkularen Ausrichtung der Partei nicht übereinstimmte und als potenzielle Sympathisantin des schiitischen Nachbarstaats Iran eine Bedrohung darstellte.8 Außenpolitisch stand das Baath Regime der Sowjetunion nahe, da es sich auch in seinen Gründungsstatuten als „sozialistisch“ begriff. Es war ein zuverlässiger Partner Moskaus und unterhielt enge Beziehungen zu radikalen antiwestlichen Staaten.9 Am 16.7.1979 übernahm Saddam Hussain die Macht von Al Bakr und wurde in einer doppelten Funktion, als Parteichef und Staatspräsident zum mächtigsten Mann im Land.10 Saddam übernahm somit, eines der militärisch stärksten Länder in der Golfregion, aber wiederum auch eine Gesellschaft, die sich im wachsenden Ausmaß vom Baath-Regime entfremdet hatte.11

2.1. Historischer Überblick des Iran

Der Iran war zu Beginn des 20. Jahrhunderts aufgrund seiner strategischen Lage im außenpolitschen Interessensbereich der Großmächte und gewann wegen seiner Lage am Seeweg nach Indien immer mehr an Bedeutung. Die Briten gestalteten das Land mit und trieben die volksfernen Qadjaren-Herrscher durch überteuerte Kredite in ihre Abhängigkeit. Die britische Krone etablierte sich einen Absatzmarkt für ihre wachsende Wirtschaft und zugleich auch eine strategische Pufferzone zu Indien. Das iranische Handwerk verlor durch die Flut an englischer Ware seinen Stellenwert und auch den einflussreichen Händlern missfiel die Situation. Die städtische Mittelschicht politisierte sich zunehmend und der Wunsch nach Emanzipation von europäischen Interessen führte zum iranischen Nationalismus. Der Gedanke gewann auch politisch an Einfluss. Die Qadjaren gerieten in Kritik. Nationalistische Stimmen bezeichneten sie öffentlich als korrupte und schwache Herrscher. Hinzu kam die Kritik der klerikalen Schicht gegenüber dem Westen und der dekadenten Lebensart der Königsfamilie. Das Bündnis zwischen dem Klerus und den Bazaris wurde zu einer treibenden Kraft im Geschehen. Es folgte ein Kampf, der zu einem sechsjährigen Bürgerkrieg führte und 1911 endete. Die Qadjaren stimmten als Folge dessen der Konstitution zu, welche ein gewähltes Parlament etablierte. Vieles was zu einer Demokratisierung hätte beitragen sollen, wurde nicht durchgesetzt und die Qadjaren erstarkten nach 1911. Die „Konstitutionelle Revolution“ schaffte es nicht weit und beschränkte sich auf Teheran und auf paar weitere Provinzhauptstädte. Auf dem Land wirkten weiterhin lokale Autoritäten und tribal organisierte Nomadenstämme.12 Das alles sollte sich jedoch später mit der Machtergreifung Reza Khans ändern. Im April 1926 setze der Majlis Reza Khan, der am 20.02.1919 als politische Autorität legitimiert wurde, offiziell auf den Thron.13 Mit ihm wurde die Pahlavi-Dynastie begründet und er schaffte es als bestimmende Persönlichkeit den Iran zu einen, und separatistische Gruppen und lokale Autoritäten zu zerschlagen indem er das Militär nach westlichem Vorbild modernisierte und die Armee professionalisierte und somit jeder anderen militärischen Macht im Lande überlegen war. Nur das Gebiet Khuzestan konnte nie ganz unter Kontrolle gebracht werden. Neben der Modernisierung des Militärs zentralisierte er die Verwaltung, schuf ein allgemeines Bildungswesen und medizinische Einrichtungen. Es folgte eine zunehmende Landflucht und Urbanisierung der Großstädte. Reza Khan propagierte immer mehr die westlichen Werte und schaffte dadurch eine Distanz zur traditionellen Mittelschicht.14 „Im Jahre 1941, während des Zweiten Weltkriegs, erfolgte unter sowjetisch-britischem Druck die Abdankung von Reza Shah“15, welcher aufgrund der Okkupation der Russen im Norden und der Engländer im Süden, ein Bündnis mit den Nazis suchte. Mit der Unterstützung der Briten und Amerikaner wurde sein Sohn Mohammed Reza Pahlavi König. Dieser billigte, im Gegensatz zu seinem Vater, den politischen Parteien mehr Freiheiten zu. Der Wunsch nach politscher Teilhabe war groß und schnell verbreiteten sich unterschiedliche politische Ideologien. Konflikte zwischen den Parteien folgten und wurden zur Regel. Der Shah war den USA verpflichtet, nicht im Interesse des Volkes zu handeln, sondern eine wirtschaftsliberale Politik zu führen, die im Interesse der USA stand.16 Das führte zu einem Zulauf der volksnahen, marxistisch-leninistischen Tudeh- Partei, die 1949 verboten wurde.17 Durch das Verbot verschärfte sich das Verhältnis zwischen dem Volk und Mohammed Reza Shah und führte zu der Wahl des Premierminister Mohammad Mossadegh, dem populären Führer der Nationalen Front.18 Unter ihm wurde die Erdölindustrie verstaatlicht. Es folgte ein erster Versuch, mit Hilfe der CIA den Premierminister zu stürzen. Dieser scheiterte jedoch und veranlasste den Shah 1953 zur Flucht ins Exil. Wenig später glückte der zweite Putschversuch, der Mossadegh unter Hausarrest stellte. Wieder an der Macht wurden die Errungenschaften unter Mossadegh wieder rückgängig gemacht. Es folgte die post-Mossadegh Ära, eine rapide Veränderung des Landes. Aus Furcht, dass sich ähnliches wiederholen könnte, installierte der Shah mit Hilfe der CIA den SAVAK. Dieser Nachrichtendienst diente hauptsächlich dazu, die Machtposition des Shahs zu stärken und jede Art von Opposition zu beseitigen. Während kritische, politische Bewegungen repressiv behandelt wurden, wuchs die iranische Wirtschaft zwischen 1960 und 1971 um 143%, was neben den Öleinnahmen auch an der Privatisierung staatlicher Unternehmen lag.19 Dieser Privatisierungsprozess war Teil der „weißen Revolution“, die im Grunde einer Sechs-Punkte-Agenda des Shahs entsprach. Diese beinhaltete ebenfalls eine Agrarreform, die jedoch die Situation in den ländlichen Gebieten nicht verbesserte und zu einer Landflucht führte. Die sprengte wiederum die Kapazitäten der Großstädte und es kam zur Verdichtung des Lebensraums. Die Preise für Lebensmittel waren weit oben, und die Lebensumstände wurden für viele Iraner_innen unerträglich, zumal sie sich bewusst waren, dass ihr Land an sich über die nötigen Ressourcen verfügen würde, es aber nur an deren Verteilung mangelte. Es kam zu mehreren Aufständen, was zur Volkrevolution führte und in der islamischen Revolution mündete. Im März 1979 proklamierte Ruhollah Khomeini die Islamische Republik Iran.

[...]


1 Unter einem internationalen Konflikt ist nicht die direkte kriegerische Teilhabe anderer Parteien zu verstehen sondern auch die indirekte Unterstützung mit Materialien und Waffen.

2 Nach dem heutigen Wert des USD, wäre die Zahl fast doppelt so hoch.

3 Vgl. Hossain Mirzaie Tashnizi Der Konflikt Irak-Iran , eine Hintergrundanalyse, WUV Universitätsverlag, Wien,2002 S. 42.

4 Der Panarabische Gedanke verbreitete sich ebenfalls in Ägypten und in Syrien. Der Anspruch auf die eine arabische Herrschaft führte zu einem Konkurrenzverhältnis, weil sich die jeweiligen panarabischen Herrscher gegenseitig delegitimierten.

5 Ebd. S. 42-43.

6 Kurden wurden in ethnischer Hinsicht seitens der Baath-Partei als Arier wahrgenommen.

7 Vgl. Workman, W.Thom, The social originis pf the Iran-Iraq War, Lynne Rienner Publishers, 1994, S. 72.

8 Ebd. S. 77.

9 Vgl. Tashnizi, S. 48.

10 Vgl. Kenawy Ezzat, Ökonomische Aspekte des Golfkriegs, Diplomarbeit an der Wirtschaftsuniversität Wien 1992, S. 10.

11 Vgl. Workman, S. 25.

12 Vgl. Workman, S. 36-38.

13 Ebd. S. 39.

14 Unter der traditionellen Mittelschicht sind die Bazaris und die Mullahs zu verstehen.

15 Mirzaie Tashinizi, S. 58.

16 Im Mittelpunkt stand die Anglo-Iranian Oil Company.

17 Vgl. Workman, S. 41.

18 Vgl. Tashnizi, S. 58.

19 Vgl. Workman, S. 42.

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Details

Titel
Die Ursachen des Irak-Iran Kriegs. Eine Analyse
Autor
Jahr
2012
Seiten
18
Katalognummer
V336283
ISBN (eBook)
9783668259676
ISBN (Buch)
9783668259683
Dateigröße
553 KB
Sprache
Deutsch
Schlagworte
ursachen, irak-iran, kriegs, eine, analyse
Arbeit zitieren
Omid Arzani (Autor:in), 2012, Die Ursachen des Irak-Iran Kriegs. Eine Analyse, München, GRIN Verlag, https://www.grin.com/document/336283

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