Die Kommasetzung. Die Interpunktion in der deutschen Sprache


Hausarbeit, 2016

19 Seiten, Note: 13,0


Leseprobe


Inhaltsverzeichnis

1. Einleitung

2. Die Entstehung und Entwicklung der Interpunktion im Satz

3. Funktionen und Regeln des Kommas
3.1 Das Komma bei Aufzählungen
3.2 Das Komma bei Teilsätzen
3.3 Das Komma bei Einschüben und Zusätzen

4. Die Zeichensetzung in der Schule
4.1 Kerncurriculum Hessen
4.2 Schulbuchvergleiche
4.3 Zusammenfassung der Schulbuchvergleiche

5. Fazit

6. Literaturverzeichnis

1. Einleitung

Komm wir essen, Kinder! ---- Ein Komma kann Leben retten!

Das Thema dieser Hausarbeit ist die Zeichensetzung in der deutschen Sprache. Speziell geht es um das Komma. Zu Beginn werde ich in einigen Zeilen die Entstehung der Interpunktion im Laufe der Jahrhunderte untersuchen. Nicht außer Acht zu lassen sind die gegenwärtigen Kommaregeln. Trotz Verwirrung durch zahlreiche Rechtschreibreformen in den vergangenen Jahrzehnten, auch im Bereich der Interpunktion, werde ich die aktuellen und wichtigsten Regeln bündig darstellen und mit Beispielen versehen, um diese verständlich zu machen.

Um eine Verbindung zur Schule herzustellen, sind die Schulbücher und Arbeitshefte der Verlage Westermann und Klett mit P.A.U.L. D. und deutsch.kompetent in verschiedenen Jahrgangsstufen interessant für mich. Diese gilt es miteinander zu vergleichen und kritisch zu betrachten, denn sie sind das „Werkzeug“ der Lehrer, um den Schülerinnen und Schülern[1] Wissen zu vermitteln. Grundlegend werde ich meinen Blick auf die 5. und 6. Jahrgangsstufe richten, aber auch in die Bücher der 7. bis 10. Klassen schauen. Es soll darum gehen, wie die Zeichensetzung heutzutage vermittelt und welche Aufgabe den Schulen dabei überlassen wird. Die Schulbücher und Arbeitshefte unterstützen dabei meine Arbeit. Ich werde Beispiele aufzeigen und letztendlich ein Fazit über den Vergleich der Schulbücher ziehen.

Das Kerncurriculum Hessen für das Fach Deutsch hat eigene Vorstellungen, wie die Umsetzung im Unterricht auszusehen hat; aber ob dies auch so umgesetzt wird, ist fraglich. Damit beschäftige ich mich in Kapitel 3. Mit meiner Fragestellung „Wie lässt sich die Zeichensetzung in der Schule erfolgreich vermitteln?“ möchte ich meine Einleitung abschließen und im letzten Kapitel wieder darauf eingehen.

Bereits in der Grundschule werden die elementaren Regeln der Interpunktion gelernt und dann in der weiterführenden Schule differenziert weiterentwickelt. Da aber eine intensive Analyse der ganzen Schulformen den Rahmen dieser Arbeit sprengen würde, richte ich meinen Blick auf die 5. Klasse und aufwärts.

2. Die Entstehung und Entwicklung der Interpunktion im Satz

Die Entstehung und die Entwicklung der Interpunktion im Deutschen sind nicht einfach zu rekonstruieren. Der Begriff „Interpunktion“ taucht schon im 17. Jahrhundert im Sprachgebrauch auf. Im Laufe der Zeit wird allerdings der Begriff „Zeichensetzung“ gebräuchlicher.[2] Auch schon im Althochdeutschen lassen sich Interpunktionseinflüsse entdecken. Zu dieser Zeit sind Punkt und Doppelpunkt die gebräuchlichsten Zeichen in der Schriftsprache, die damals schon die Funktion hatten, „[…] dem Sprecher das Vortragen zu erleichtern.“[3] Grundsätzlich gab es zwar schon zu dieser Zeit eine Art Interpunktion, aber diese unterlag weder einheitlichen Regelungen noch fand eine konsequente Anwendung statt. Die Entwicklung geht weiter und auch im Mittelhochdeutschen gibt es noch keine generell geregelte Interpunktion. Der Punkt ist immer noch primäres Satzzeichen. Allerdings treten zum ersten Mal die Virgel auf. Gekennzeichnet werden diese durch einen Schrägstrich (/). Texte sollten für mündliche Vorträge gegliedert werden und damit das gelingt, kennzeichnet man Sprechpausen mit Virgeln.[4] Im Laufe der Zeit wird sie aber durch das Komma ersetzt. Im Frühneuhochdeutschen nimmt die Entwicklung eine andere Form an. Besonderheiten im Bereich der Zeichensetzung treten auf, nämlich die Verdrängung des Punktes als wichtigstes Satzzeichen. Seinen Platz nehmen nun die Virgel ein und die Funktion der Zeichensetzung entwickelt sich von einer rhythmisch-intonatorischen zu einer syntaktischen.[5] In der neuhochdeutschen Zeit findet diese Entwicklung weiter statt. Bis heute ist die Zeichensetzung wichtig, um in einem Text logisch-syntaktische Grenzen zu setzen. Verändert hat sich auch die Intention der Interpunktion. Früher waren sie primär dazu da, den mündlichen Vortrag auszurichten. Heute ermöglichen die Satzzeichen eher eine Orientierung im Text.[6]

Nun soll es aber konkret um das Komma gehen und die restlichen Satzzeichen werden außer Acht lassen: Das erst sog. strichlin, auch zunächst gekennzeichnet durch einen Schrägstrich (/), gehört zu den ersten Bestandteilen in der geschriebenen deutschen Literatursprache. Eingeführt von Niklas von Wyle im Jahr 1462. Er weist der Interpunktion drei konkrete Aufgaben zu: Sie verhilft zum richtigen Schreiben, richtigem Lesen und richtigem Verstehen.[7] Eine weitere Aufgabe dieses Zeichens besteht darin, Wörter oder Teile von ganzen Sätzen zu trennen. (Bsp.: „danne das klain erst strichlin / betütt ain schlechte sundrung […]“[8] ) Eine sinnvolle Trennung durch beispielsweise grammatische Regeln, war da noch nicht in Sicht.[9] Um erste Sinnabschnitte zu kennzeichnen, entwickelt von Wyle die virgel. Dieses Zeichen nimmt vorerst die Form „[…] eines Ausrufungszeichens an, [das] etwa unserem heutigen Semikolon entspricht […]“.[10] (Bsp.:Aber die virgel also stende ! gibt zemercken ainen vnderschaide zwüschen den geschriften vor vnd gende […]“[11] ) Man kann also feststellen, dass es zwei Zeichen , virgel (!) und strichlin (/), gibt, denen eine ähnliche Funktion zukommt.

Wyle gilt aber nicht als Erfinder der Satzzeichen, denn er stützt sich auf die schon vorhandenen Systeme von Fremdsprachen und der Antike. Man muss bedenken, dass schon vor der ersten Interpunktionslehre, interpunktierte Texte in der deutschen Sprache vorlagen.[12]

Unser heutiges Komma (,) führt erst H. Freyer 1721 ein. Damals noch als comma oder Beystrich bekannt, verdrängt es endgültig von Wyles virgel aus dem Schreibgebrauch. Interessanterweise präsentiert Freyer das Komma als Zeichen bei nachgestellten und genaueren Bestimmungen. Das Komma wird hier als schwächstes und geringstes Unterscheidungszeichen beschrieben, das dann gesetzt wird, „[…] wenn entweder blosse Wörter oder schlechte constructiones von einander zu unterscheiden sind.“[13]

Erste Regeln zur Interpunktion formuliert G.P. Harsdörffer (1656), indem er das Zwergstrichlein (/) „[…] zwischen Wörtern bei Aufzählungen, nach herausgehobenen Satzteilen und vor nachgestellten Nebensätzen […]“ platziert.[14] Im Jahr 1746 notiert J.J. Wippel eine erste Regel, die ein Komma vor und setzt und wie folgt aussieht: Ein Komma steht vor und, „[…] wenn es einen neuen, vollständigen Satz einleitet.“[15] Allerdings muss man dabei anmerken, dass die Funktion des Kommas an den theoretischen Vorarbeiten ziemlich ungenau beschrieben wird: „[…] welche das Wort Und mit dem folgenden verknüpft, eben nicht allezeit, sondern nur alsdenn mit Signis Distinctionum abgesondert werden, wenn das Und eine neue Proposition anfänget.“[16] Eine Fortsetzung dieser entwickelt J.B. Antesperg 1747, indem er ein Komma vor Konjunktionen wie dass, weil, damit sowie vor Relativpronomen empfiehlt.[17]

In Werken J.F. Heynatzs 1782 findet man die Unterscheidung zwischen einfachem und doppeltem Komma. Er schreibt dabei dem Komma eine einschließende und unterscheidende Funktion zu. Aber ihm gelingt es nicht, eine konkrete Regel für das einzelne Zeichen aufzustellen. Er muss immer wieder Bezug auf andere Zeichen nehmen. Interessant ist, dass Heynatz das Weglassen eines Kommas dann erlaubt, wenn es zu einer Häufung von Satzzeichen kommen würde. Also aus rein ästhetischen Gründen.[18]

So, wie man die heutigen Kommaregelungen findet, finden sie etwa am Ende des 18. Jahrhunderts ihre Entsprechung. Im Laufe des 19. Jahrhunderts werden die Regelungen der Kommasetzung immer wieder „grammatikalisiert“ und abschließend von K.F. Becker (1839) auf Basis der Satzgliederung entwickelt.[19]

Im Jahr 1915 wird folgende Regelung zur Kommasetzung in den Duden aufgenommen: Ein Komma wird „[…] auf einer exakten Analyse der verschiedenen syntaktischen Struktureinheit, die vom Schreibenden die Unterscheidung von Wortgruppen, satzwertigen Wortgruppen […] und Teilsätzen verlangen, wobei außerdem Haupt- und Nebensätze unterschieden werden müssen […]“ gesetzt.[20] Zu dieser Zeit spielen inhaltliche oder rhythmisch-intonatorsiche Kriterien kaum eine Rolle. Schaut man seitdem in die Zukunft, bemerkt man, dass die Kommaregelungen an Komplexität und Kompliziertheit zugenommen haben.[21]

3. Funktionen und Regeln des Kommas

Die Hauptfunktion des Kommas ist die Abgrenzung inhaltlich unselbstständiger syntaktischer Einheiten, innerhalb eines Ganz- oder Elementarsatzes, zudem aber auch die Grenz- und Gliederungsfunktion, die der Punkt und das Semikolon auch haben.[22] Schon in Schriften des Altertums findet man Interpunktionszeichen, die damals die Funktion innehatten, die Buchstabenreihen durch Gruppierungen für das Auge übersichtlicher zu gestalten. Weiterhin war die Interpunktion dafür wichtig, „[…] den Text für den mündlichen Vortrag zu gliedern.“[23] Diese sollten dem Leser eine Hilfestellung bieten.

[...]


[1] Im Folgenden werde ich die Abkürzung „SuS“ für Schülerinnen und Schüler verwenden.

[2] Vgl. Fakultät für Linguistik und Literaturwissenschaften. Universität Bielefeld: Die Entwicklung der Interpunktion. In: http://www.uni-bielefeld.de/lili/personen/useelbach/STUD/Beschorner/interpunktion.htm (letzter Zugriff: 26.02.2016 – 15:18 Uhr).

[3] Ebd.

[4] Vgl. ebd.

[5] Vgl. ebd.

[6] Vgl. ebd.

[7] Vgl. Höchli, Stefan: Zur Geschichte der Interpunktion im Deutschen. Berlin 1980. S. 11.

[8] Ebd. S. 11.

[9] Vgl. Baudusch, Renate: Punkt, Punkt, Komma, Strich. Regeln und Zweifelsfälle der deutschen Rechtschreibung. Funktionen und Gebrauch der Satzzeichen mit Beispielen und Übersetzungen. Leipzig 1984. S. 63.

[10] Ebd. S. 63.

[11] Höchli, Stefan: Zur Geschichte der Interpunktion im Deutschen. S. 12.

[12] Vgl. ebd. S. 14.

[13] Ebd. S. 165.

[14] Baudusch, Renate: Punkt, Punkt, Komma, Strich. S.63.

[15] Ebd. S. 63.

[16] Höchli, Stefan: Zur Geschichte der Interpunktion im Deutschen. S. 181.

[17] Vgl. Baudusch, Renate: Punkt, Punkt, Komma, Strich. S. 63.

[18] Vgl. Höchli, Stefan: Zur Geschichte der Interpunktion im Deutschen. S. 231.

[19] Vgl. Baudusch, Renate: Punkt, Punkt, Komma, Strich. S. 64.

[20] Ebd. S. 64.

[21] Vgl. ebd. S. 64.

[22] Ebd. S. 64.

[23] Fakultät für Linguistik und Literaturwissenschaften. Universität Bielefeld: Die Entwicklung der Interpunktion. In: http://www.uni-bielefeld.de/lili/personen/useelbach/STUD/Beschorner/interpunktion.htm. (Letzter Zugriff: 18.02.2016 - 11:22 Uhr).

Ende der Leseprobe aus 19 Seiten

Details

Titel
Die Kommasetzung. Die Interpunktion in der deutschen Sprache
Hochschule
Philipps-Universität Marburg  (Institut für Germanistische Sprachwissenschaft)
Veranstaltung
Grammatik in der Schule
Note
13,0
Autor
Jahr
2016
Seiten
19
Katalognummer
V336183
ISBN (eBook)
9783668258082
ISBN (Buch)
9783668258099
Dateigröße
802 KB
Sprache
Deutsch
Schlagworte
Komma, Kommasetzung, Interpunktion, Grammatik, Stein
Arbeit zitieren
Maximilian W. Stein (Autor:in), 2016, Die Kommasetzung. Die Interpunktion in der deutschen Sprache, München, GRIN Verlag, https://www.grin.com/document/336183

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