Komplexe Sätze mit valenzabhängigen Konjunktionalsätzen im Spanischen. Eine Textanalyse von Auszügen des Romans "Corazón tan blanco" von Javier Marías (1992)


Hausarbeit (Hauptseminar), 2004

37 Seiten, Note: 1,0


Leseprobe


Inhaltsverzeichnis

1. Theoretische Grundlagen
1.1 Einführung
1.2 Semantische und syntaktische Valenz
1.3 Valenzabhängige Konjunktionalsätze

2. Textanalyse
2.1 Subjektsätze
2.1.1 Subjektsätze bei einem verbalen Prädikat
2.1.2 Subjektsätze bei einem nominalen Prädikat aus Kopula und Adjektiv
2.1.3 Subjektsätze bei einem nominalen Prädikat aus Kopula und Substantiv
2.1.4 Subjektsätze bei einem nominalen Prädikat aus Kopula und PP
2.1.5 Subjektsätze bei einem Funktionsverbgefüge als Prädikat
2.2 Prädikativsätze
2.3 Objektsätze
2.3.1 Direkte Objektsätze
2.3.1.1 Direkte Objektsätze bei einem verbalen Prädikat
2.3.1.2 Direkte Objektsätze bei einem verbo-nominalen Prädikat aus Verb und Objektsprädikativ
2.3.1.3 Direkte Objektsätze bei einem Funktionsverbgefüge als Prädikat
2.3.2 Präpositionale Objektsätze
2.3.2.1 Präpositionale Objektsätze bei einem verbalen Prädikat
2.3.2.2 Präpositionale Objektsätze bei einem nominalen Prädikat aus Kopula und PP bzw. SP
2.3.2.3 Präpositionale Objektsätze bei einem Funktionsverbgefüge als Prädikat
2.3.3 Direkte Objektsätze, die der Struktur Subjekt + Prädikat + indirektes Objekt folgen
2.3.4 Präpositionale Objektsätze, die der Struktur Subjekt + Prädikat + direktes Objekt folgen

3. Systematische Auflistung aller gefundenen Beispiele
3.1 Subjektsätze
3.1.1 Subjektsätze bei einem verbalen Prädikat
3.1.2 Subjektsätze bei einem nominalen Prädikat aus Kopula und Adjektiv
3.1.3 Subjektsätze bei einem nominalen Prädikat aus Kopula und Substantiv
3.1.4 Subjektsätze bei einem Funktionsverbgefüge als Prädikat
3.2 Prädikativsätze
3.3 Objektsätze
3.3.1 Direkte Objektsätze
3.3.1.1 Direkte Objektsätze bei einem verbalen Prädikat
3.3.1.2 Direkte Objektsätze bei einem verbo-nominalen Prädikat aus Verb und Objektsprädikativ
3.3.2 Präpositionale Objektsätze
3.3.2.1 Präpositionale Objektsätze bei einem verbalen Prädikat
3.3.2.2 Präpositionale Objektsätze bei einem nominalen Prädikat aus Kopula und PP bzw. SP
3.3.2.3 Präpositionale Objektsätze bei einem Funktionsverbgefüge als Prädikat
3.3.3 Direkte Objektsätze, die der Struktur Subjekt + Prädikat + indirektes Objekt folgen
3.3.4 Präpositionale Objektsätze, die der Struktur Subjekt + Prädikat + direktes Objekt folgen

4. Alphabetische Auflistung nach Valenzträgern
4.1 Alphabetische Auflistung der verbalen Valenzträger
4.2 Alphabetische Auflistung der nominalen Valenzträger

5. Bibliographie

1. Theoretische Grundlagen

1.1 Einführung

Professor Helbig pflegte in seiner Vorlesung zur Deutschen Syntax immer zu sagen: „Wenn ein Verb in einen Satz tritt, ist es, als wenn man in einem dunklen Raum das Licht anknipst.“ (Vorlesung zur Deutschen Syntax, SS 1998). Er nahm hierbei natürlich Bezug auf die Valenz des Verbs, d.h. seine Fähigkeit Leerstellen zu eröffnen, die wiederum durch Aktanten besetzt werden müssen oder können. Barbara Wotjak unterscheidet dabei zwischen obligatorischen (nicht weglassbaren) und fakultativen (weglassbaren) Aktanten[1], Eberhard Gärtner differenziert valenzabhängige (weglassbare bzw. nicht weglassbare), valenznotwendige (valenzabhängige und nicht weglassbare) und valenzunabhängige bzw. valenzfreie Aktanten[2]. Als Beispiel wäre anzuführen:

Ayer, el profesor (le) entregó el libro a la estudiante.

Valenzabhängig sind demnach sowohl das Subjekt des Satzes (el profesor), das direkte Objekt (el libro) als auch das indirekte Objekt (a la estudiante). Valenznotwendig, d.h. nicht weglassbar, ist hingegen nur das direkte Objekt „el libro“. Da das Spanische im Gegensatz zum Deutschen eine Nullsubjekt-sprache ist, kann das Subjekt des Satzes (el profesor) eliminiert werden, da es implizit in der finiten Verbform „entregó“ enthalten ist. Auch das indirekte Objekt des Satzes (a la estudiante) ist nicht valenznotwendig, d.h. weglassbar, wie bereits erwähnt wurde. Als valenzunabhängige bzw. valenzfreie Komponente des Satzes wäre die temporale Adverbialbestimmung „ayer“ zu bezeichnen.

Die Weglassbarkeit bzw. Wertigkeit sind allerdings nicht die einzigen Aspekte, die es bei der Beschreibung der syntaktischen Valenz zu berücksichtigen gilt. Wie z.T. bereits angedeutet, zählen zur syntaktischen Valenz auch die syntaktische Funktion der Satzglieder als auch deren Wortklasse/ Wortgruppenstruktur. Bevor wir jedoch näher auf die Beschreibung der syntaktischen Valenz an Hand von Beispielen aus dem Korpus eingehen, sollen die Termini der semantischen und syntaktischen Valenz zunächst näher beleuchtet und erläutert werden.

1.2 Semantische Valenz und syntaktische Valenz

Natürlich ist die Abhängigkeit von Subjekt-, Objekt- oder gar Attributsätzen[3] von einem übergeordneten Lexem in der spanischen Grammatik kein Novum (vgl. Gärtner 1989, 60). Dieses übergeordnete Lexem, der sogenannte Valenzträger, kann ein Verb, ein Adjektiv oder ein Substantiv sein. In dem von uns ausgewerteten Korpus ist eindeutig das Verb als häufigste Variante des Valenzträgers hervorzuheben.

An dieser Stelle muss zwischen semantischer und syntaktischer Valenz unterschieden werden. In der Generativen Semantik wurde versucht, aus semantischen Tiefenstrukturen unter Einbezug semantischer Prädikatsklassen auf syntaktische Oberflächenstrukturen zu schließen (vgl. Gärtner 1989, 60); doch eine „Vermischung der semantischen und syntaktischen Faktoren“ (Gärtner 1989, 60) gilt als empirisch unangemessen und deshalb wird davon ausgegangen, dass „einer propositionalsemantischen Inhaltsstruktur eine formalgrammatische Ausdrucksstruktur gegenübersteht, die unabhängig voneinander zu beschreiben […] sind.“ (Gärtner 1989, 60). In einem solchen Sprachmodell, das zwischen Inhalts- und Ausdrucksstrukturen trennt, besteht die Möglichkeit, die semantische Einheit Proposition „zum Ausgangspunkt der Beschreibung aller ihrer formalgrammatischen Ausdrucksmittel zu machen.“ (Gärtner 1997, 559). Eine Proposition, oder auch Basisproposition (vgl. Gärtner 1989, 61), enthält einen Behauptungsteil und einen Präsuppositionsteil. In ersterem wird durch spezifische Funktoren der intentionale Gehalt der Satzbedeutung beschrieben, in letzterem werden sememinterne Präsuppositionen (vor allem Faktivitätspräsuppositionen) und sememexterne Präsuppositionen (pragmatische Präsuppositionen) erfasst (vgl. Gärtner 1989, 61).

Für das Funktionsverbgefüge tener en cuenta, würde die Beschreibung demnach folgendermaßen aussehen:

Abbildung in dieser Leseprobe nicht enthalten

Da diese Arbeit sich eingehender mit der syntaktischen Valenz befasst, soll die semantische Valenz hier nicht detailliert dargestellt werden. Trotzdem bleibt zu erwähnen, dass wesentliche semantische Eigenschaften einer potentiellen Äußerung bereits in der semantischen Struktur des Prädikatslexems angelegt sind (vgl. Gärtner 1997, 559). Dazu sind die Anzahl der semantisch motivierten Aktanten (Stelligkeit), ihre semantisch-funktionale Charakteristik (Kasusrollen) und ihre semantisch-denotative Charakteristik (Semstruktur) zu rechnen (vgl. Gärtner 1997, 559).

„¡Te lo juro que yo te mato aquí mismo!” (Marías, 33)

Abbildung in dieser Leseprobe nicht enthalten

Die syntaktische Valenz des Lexems wiederum legt die syntaktische Funktion[4] der valenzabhängigen Satzglieder sowie deren syntaktische Struktur fest und macht Aussagen über die Weglassbarkeit/Notwendigkeit der Komponenten. Für oben beschriebenes Beispiel sähe die Darstellung der syntaktischen Valenz folgendermaßen aus:

Abbildung in dieser Leseprobe nicht enthalten

1.3 Valenzabhängige Konjunktionalsätze

Neben Infinitivkonstruktionen zählen in den iberoromanischen Sprachen auch Konjunktionalsätze zu den satzwertigen valenzabhängigen Konstruktionen (vgl. Gärtner 1997, 561). Neben den indirekten Fragesätzen, die durch die Konjunktion si eingeleitet werden, sind vor allem die Aussage- und Aufforderungssätze zu nennen, eingeleitet durch die Konjunktion que. Letztere sind für uns von besonderem Interesse, da sie Gegenstand der Korpusanalyse der vorliegenden Arbeit sind.

Alarcos Llorach (1994, 407) bezeichnet die valenzabhängigen Konjunktionalsätze als Substantivsätze, da diese alle syntaktischen Funktionen eines Substantivs übernehmen können.

„Las oraciones transpuestas a sustantivo por la conjunción que son susceptibles de cumplir todas las funciones propias de aquel, y adoptan en cada caso los índices oportunos, […]. (Alarcos Llorach 1994, 407)

Dies bedeutet im Einzelnen, dass der Konjunktionalsatz, eingeleitet durch die Konjunktion que, die Funktion des Subjekts, eines Prädikativs, des direkten Objekts, des präpositionalen Objekts, in seltenen Fällen die des indirekten Objekts sowie die einer engen Adverbialbestimmung übernehmen kann.

Im von uns untersuchten Korpus, dem Gegenwartsroman „Corazón tan blanco“ des spanischen Autors Javier Marías (1992), Gegenstand des literaturwissen-schaftlichen Seminars Metadiscursividad von Frau Dr. Gatzemeier (WS 2003), konnten folgende Beispiele für die syntaktischen Funktionen des Konjunktionalsatzes gefunden werden:

(1) Subjekt
(a) Era una lástima que habláramos la misma lengua, [...]. (S.33)
(hier Subjektsprädikativ mit einem Substantiv als Bezugswort)
(b) Es cierto que a lo largo de mi vida yo he traducido discursos o textos [...]. (S.76)
(hier Subjektsprädikativ mit einem Adjektiv als Bezugswort)

(2) direktes Objekt
(a) Se quedó allí sin entrar, con la cocinera y los invitados, y vio, de reojo, que el chico de la tienda pasaba ahora […]. (S.18)
(b) “¿Por qué no me dijiste que ya tú habías subido ?” (S.31)

(3) präpositionales Objekt
(a) Ese cambio, así pues, obliga a que nada siga como hasta entonces, […]. (S.23)
(b) [...] los matrimonios se acustumbran en seguida a que todo les pase a ambos. (S.35)

Für die Funktion des indirekten Objekts und des Adverbialsatzes konnte in unserem Korpus kein Beispiel ausgemacht werden. Vor allem die Funktion des indirekten Objekts eines que -Satzes war lange umstritten. Als Beispiele (entnommen aus eigenen Aufzeichnungen zum Hauptseminar Spanische Syntax im SS 2003) wären aufzuführen:

(4) indirektes Objekt

Dedica todo su esfuerzo a que su negocio prospere.

(5) Adverbialbestimmung

Del hecho que el profesor haya llegado tarde resulta que el

comienzo de la clase se retrase[5].

2. Textanalyse

Im folgenden Kapitel soll die Analyse des zu untersuchenden Korpus im Mittelpunkt stehen. Zunächst wurden die Konjunktionalsätze mit que grob gegliedert nach ihrer syntaktischen Funktion im Satz, d.h. nach Subjektsätzen, Prädikativsätzen und Objektsätzen. Anschließend wurde innerhalb der Objektsätze weiter differenziert in direkte Objektsätze, präpositionale Objektsätze, etc. Schließlich wurde eine weitere Untergliederung vorgenommen, abhängig von verschiedenen Komponenten, beispielsweise dem Prädikatstyp (verbales Prädikat oder nominales Prädikat, etc.) oder der Tatsache, dass weitere Satzglieder im übergeordneten Satz zu finden waren, z.B. ein direktes Objekt.

Aus diesen Überlegungen ergaben sich folgende Modelle, die mit Beispielsätzen aus dem Roman belegt werden sollen:

2.1 Subjektsätze

In diese Kategorie fallen alle Sätze, die sich aus dem Prädikat, das in den verschiedensten Formen auftreten kann, und dem eigentlichen Subjektsatz (que -Satz) zusammen setzen.

Folgende Untergruppen können unterschieden werden: Subjektsätze bei einem verbalen Prädikat, Subjektsätze bei einem nominalen Prädikat aus Kopula und Adjektiv, Subjektsätze bei einem nominalen Prädikat aus Kopula und Substantiv, Subjektsätze bei einem nominalen Prädikat aus Kopula und Präpositionalphrase und Subjektsätze bei einem Funktionsverbgefüge als Prädikat.

Für die einzelnen Subkategorien werden nun Beispiele aus dem Korpus aufgeführt.

2.1.1 Subjektsätze bei einem verbalen Prädikat

Ausgehend von einem Beispielsatz mit verbalem Prädikat wie

Conviene que Pedro lea el texto.

, in dem que Pedro lea el texto als Subjekt des Satzes zu identifizieren ist, konnten im Text folgende weitere Beispiele gefunden werden, deren que-Sätze unseres Erachtens die Funktion des Subjekts innehaben.

(a) Puede que el hotel no ofreciera reloj a la calle […]. (S.27)
(b) No era que se hubiera sentido observada por un desconocido […].

(S.30)

(c) [...]; quizá no se explicaba que fuera de noche. (S.37)

Im ersten Beispielsatz ist vermutlich das Prädikat verkürzt und könnte eventuell lauten puede ser que [...]. Im zweiten Satz fungiert ser als Vollverb.

2.1.2 Subjektsätze bei einem nominalen Prädikat aus Kopula und Adjektiv

Nach dem Beispiel Es preciso que, in dem es als Kopulaverb und preciso als Adjektiv fungiert und beide zusammen somit ein nominales Prädikat bilden, konnten dem Korpus weitere Beispiele nach diesem Vorbild entnommen werden.

(a) [...], y por tanto parecía indudable que [yo era la persona ...]. (S.32)
(b) Y si bien es cierto que ese marital retraso lo asocié de inmediato [...].

(S.41)

(c) Es curioso que en el fondo todos los asamblearios se fíen [...]. (S.81)

Im Beispielsatz (a) besteht das nominale Prädikat aus dem Verb parecer, unserer Ansicht nach hier als Kopula zu betrachten, und dem Adjektiv indudable. Dass es sich tatsächlich um einen Subjektsatz handelt, könnte folgendes Beispiel veranschaulichen:

[...]


[1] Vgl. dazu eigene Aufzeichnungen zur Vorlesung „Grundlagen der Lexikologie“ (Professor B.Wotjak im WS 1998/99)

[2] Vgl. dazu eigene Aufzeichnungen zum Seminar „Spanische Syntax“ (Professor Gärtner im SS 2003)

[3] Im Gegensatz zum Deutschen existieren im Spanischen durchaus valenzabhängige Adverbialsätze. Diese treten oft im Zusammenhang mit Verben des Schlussfolgerns auf, wie beispielsweise concluir, seguir, resultar, venir, inferir, deducir, etc.

[4] mögliche syntaktische Funktionen: Subjekt; direktes, indirektes oder präpositionales Objekt; valenzabhängige Adverbialbestimmungen

[5] Es wird deshalb von einer Adverbialbestimmung gesprochen, da eine Substitution durch „ De ahí resulta que …“ möglich ist.

Ende der Leseprobe aus 37 Seiten

Details

Titel
Komplexe Sätze mit valenzabhängigen Konjunktionalsätzen im Spanischen. Eine Textanalyse von Auszügen des Romans "Corazón tan blanco" von Javier Marías (1992)
Hochschule
Universität Leipzig
Veranstaltung
Spanische Syntax
Note
1,0
Autor
Jahr
2004
Seiten
37
Katalognummer
V33577
ISBN (eBook)
9783638340212
ISBN (Buch)
9783656899037
Dateigröße
768 KB
Sprache
Deutsch
Schlagworte
Komplexe, Sätze, Konjunktionalsätzen, Spanischen, Eine, Textanalyse, Hand, Auszügen, Romans, Corazón, Javier, Marías, Spanische, Syntax
Arbeit zitieren
Doreen Walter (Autor:in), 2004, Komplexe Sätze mit valenzabhängigen Konjunktionalsätzen im Spanischen. Eine Textanalyse von Auszügen des Romans "Corazón tan blanco" von Javier Marías (1992), München, GRIN Verlag, https://www.grin.com/document/33577

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