Iran nach Khomeini: moderne Gesellschaft und Politik


Hausarbeit, 2003

13 Seiten, Note: 2


Leseprobe


Inhaltsverzeichnis

1 Einleitung

2 Entwicklungen im 20 Jahrhundert
2.1 Geschichte bis 1978
2.2 Ayatollah Khomeini und die Revolution
2.2.1 Konzept der Nation
2.3 Der Irak Krieg und der Tod Ayatollah Khomeinis

3 Die Position im Weltsystem
3.1 Der Feind USA
3.2 Derzeitige Herausforderungen
3.2.1 Bündnisse

4 Die Wirtschaft und ihre Probleme

5 Wahlen 1996 und 1997
5.1 Parlamentswahlen 1996
5.2 Präsidentschaftswahlen
6 Die Gesellschaft
6.1 Das Konzept von javânmardi
6.2 Wohlfahrt
6.3 Der öffentliche Raum
6.3.1 Der religiöse Raum

7 Allgemeine Betrachtungen

8 Conclusio

9 Quellenverzeichnis:

1 Einleitung

Ich habe dieses Thema aus einem sehr einfachen Grund gewählt, nämlich daraus, dass ich mich vorher noch nie damit beschäftigt hatte. Die Iranische Revolution ist meiner Meinung nach ein sehr wichtiges Ereignis in der Weltgeschichte und ich wollte mehr darüber wissen. Von viel größerem Interesse erschien mir nach einiger Lektüre die heutige Situation im Iran, die Veränderungen die das Land in den letzten 20 Jahren durchgemacht und noch vor sich hat.

Zwanzig Jahre nach der Iranischen Revolution ist dieses Thema noch immer eines voller Missverständnisse, und mit vielen Vorstellungen und Gefühlen Verbundenes. Es geht mir darum, die Rolle der neuen Entwicklungen der Gesellschaft zu sehen, eingebettete in ein Regime, welches nicht mehr nur hingehend Interpretationen rund um die Revolution gesehen werden kann.

Leider war es mir nicht möglich in dieser limitierten Seitenanzahl alle Informationen unterzubringen, allerdings hoffe ich dass es mir gelungen ist meine Eindrücke im Überblick zusammenzufassen.

2 Entwicklungen im 20 Jahrhundert

2.1 Geschichte bis 1978

Das Gebiet des Iran und des früheren Persien haben eine sehr lange Geschichte, auf die ich hier nicht näher eingehen möchte oder kann. Dennoch finde ich es wichtig einige Zeilen über die Ereignisse im 20 Jh. und sogar zuvor zu schreiben, um zum Verständnis der heutigen Situation beizutragen.

Bereits in der sogenannten Safavid Periode von 1502-1736 herrschte ein gegenseitiges Abhängigkeitsverhältnis zwischen dem König und der Shi´a ´Ulama´. Diese endete im 19 Jh. mit der Ankunft der Europäer, die ihr Gedankengut in den Nahen Osten mitbrachten. Der Iran war nie eine Kolonie, aber geriet in koloniale Abhängigkeiten durch Großbritannien, Russland und später den USA. Schon 1906, als eine neue Verfassung verabschiedet wurde, bestand die politische Landschaft aus den säkular nationalen und den islamischen Kräften. Zu diesem Zeitpunkt konnte sich allerdings keine der beiden Ideologien über die jeweils andere hinwegsetzen, wobei diese Verfassung einen Kompromisserfolg darstellt.

1925 erfolgte die Machtergreifung von Re´za´ Shah, der damit die Pahlavi-Dynastie begründete. Sie ignorierten weitgehend die islamischen Bestandteile der Verfassung und regierten in einer Monarchie. Oft wird geschrieben, dass die Pahlavis einen autoritären Modernisierungsstil verfolgten, wogegen sich das Volk schlussendlich gewaltvoll durch die Revolution aussprach. Dies ist sicher ein zu einfacher Ausspruch (Adelkah:105), auch wenn er einige Wahrheit beinhaltet. Die erwähnte Dynastie unterschätzte die iranisch-islamischen Strömungen und somit die persische Kultur, die sich jedoch über Jahrtausende zuvor gebildet hatte. Durch die weitgehende Reduzierung des Religiösen auf die private Sphäre wollte das Regime den modernen, westlichen, säkularen Ansprüchen genügen. Natürlich ist zu bedenken, dass die Monarchie durchaus einigen Rückhalt unter der Geistlichkeit genoss und auf der anderen Seite die Revolutionäre nicht ausschließlich aus islamischen Kräften bestand. Wie wir später noch sehen werden führte das neue Regime, bewusst oder unbewusst, einige Richtungen des alten Regimes weiter, wie die Bürokratisierung und die Rationalisierung.

2.2 Ayatollah Khomeini und die Revolution

Mit Ayatollah Ruhollah Khomeini hatte die islamische Revolutionsbewegung ihren Führer. Schon als er 1963 verhaftet wurde und unter Hausarrest gestellt wurde er zur Galionsfigur. Ein Jahr später wurde er sogar des Landes verwiesen[1], wo er 1970 sein Buch „Der Islamische Staat“ oder „Herrschaft der Rechtsgelehrten“ schrieb und damit entgültig zum Politiker wurde. Khomeini war nie in einem westlichen Land um westliche Klassiker oder die Kultur zu studieren, für ihn war der Westen immer nur das Fremde (Fürtig:11) „Khomeini ... makes no claims or references to Western thought – he writes as is it does not exist.“ (Zubaida: zitiert nach Fürtig:23).

Nach der Revolution 1978/79 konnte Khomeini seine Vorstellungen über den islamischen Rechtsstaat ziemlich ungehindert in die Praxis umsetzen. Selber wurde der Ayatollah zum Faqih[2] und konnte dadurch seinen Einfluss stärken.

Es war die Vorstellung, dass der Islam den Kreislauf unterbrechen werde indem vormals Unterdrückte zu Unterdrückern würden (Fürtig:29).

2.2.1 Konzept der Nation

Gerade am Beginn der Revolution war das Konzept von Nation sehr wichtig, da es um den Kampf und schlussendlichen Sieg des Islam über die Nationalisten ging. Die Revolutionäre waren gegen Nationen aber für einen einheitlichen Gottesstaat. Khomeini lehnte schon 1944 den im Westen nach dem Westfälischen Frieden entstandenen Nationalstaat kategorisch ab. Dieser Staat sei das Produkt der begrenzten menschlichen Ideen und stehe dem Gesetz Gottes, dass die ungeteilte Welt die Heimat aller Menschen sei, entgegen. Der Nationalstaat fördere die Ungleichheit der Menschen und bewirke, dass sich eine Nation über die andere erhebe (Fürtig:11f).

Schon im Oktober 1978, noch unmittelbar in den Revolutionstagen, verwendete er allerdings schon den Begriff als er sagte „Jede Nation hat das Recht auf Selbstbestimmung“ (Neda-ye haqq: zitiert nach Fürtig:12). In diesem Fall meinte Khomeini damit die Umma, als Nation der Muslime, doch es wurde relativ schnell klar, dass es für die junge Republik unabdingbar war ihren iranischen Patriotismus zu bestätigen. Khomeini selber war sein ganzes Leben lang gegen das Konzept von Nation, argumentierte aber genauso, indem der Patriotismus als komplett anderes Konzept hingestellt wurde.

2.3 Der Irak Krieg und der Tod Ayatollah Khomeinis

Schon bald nach ihrer Entstehung musste sich die islamische Republik Iran mit einem Krieg auseinandersetzen. Nach der Revolution ging Khomeini und seine Anhänger sofort daran das Militär zu schwächen und gründeten die Islamic Revolutionary Guards Corps (IRGC) als eine Gegenbewegung. Über das fehlende Vertrauen musste allerdings schnell hinweggesehen werden, da der Irak näherrückte und alle verfügbaren Kräfte mehr als gebraucht wurden.

Die iranische Invasion im Iran 1980 stärkte die nationalistischen Tendenzen, die Führung musste sich schnell den neuen Gegebenheiten anpassen. Hier stellt sich die Frage was gewesen wäre, wenn dieser Krieg nicht zu so einem Zeitpunkt gekommen wäre. In welche Richtung wäre die Führung gegangen? Und wie hätte sie die Wirtschaft entwickelt? Hätte sich das Regime überhaupt an der Macht halten können?

Am 3. Juni 1989 starb der Revolutionsführer Ayatollah Khomeini, doch schon vorher regelte er den weiteren Verlauf der iranischen Politik und leitete damit noch selbst eine neue Ära ein. Er war in den Jahren zu einem großen Politiker geworden, der sich zwar ideologisch nicht verändert haben mag, doch dem klar war dass eine neue Zeit im Anbrechen war. Noch mit seinem Einverständnis wurde die Verfassung geändert und der Geistlichkeit wesentliche Kompetenzen abgenommen. Die Position des Faqih wurde überdacht, indem sie auf einmenschliches Maß reduziert wurde, und die des Präsidenten gestärkt.

Es gibt Meinungen die den Tod Khomeinis als großen Bruch zwischen der Revolution und dem was danach kommt sehen. Sogar Bezeichnungen wie die „Zweite Islamische Republik“ für die Zeit nach 1989 existieren, in der außenpolitisch vor allem Vernunft, Augenmaß, Pragmatismus und das nationale Interesse des Landes waltete (Fürtig:7f). Dieser Meinung kann ich mich nicht ohne weitere Erklärungen anschließen. Natürlich war der Tod des großen Ayatollahs ein symbolischer Bruch, doch gerade das Jahr 1989 und die geopolitische Situation, durch die sich Khomeini selber weiterentwickelt hatte, spielte sicher dazu.

[...]


[1] Khomeini ging nach Irak, in die Stadt Nagaf

[2] Der herrschende Faquih oder Velayat-e Faquih hat die Rolle des 12. Imam inne und steht somit über alles

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Details

Titel
Iran nach Khomeini: moderne Gesellschaft und Politik
Hochschule
Universität Wien
Note
2
Autor
Jahr
2003
Seiten
13
Katalognummer
V33513
ISBN (eBook)
9783638339636
Dateigröße
549 KB
Sprache
Deutsch
Schlagworte
Iran, Khomeini, Gesellschaft, Politik
Arbeit zitieren
Sabine Putzgruber (Autor:in), 2003, Iran nach Khomeini: moderne Gesellschaft und Politik, München, GRIN Verlag, https://www.grin.com/document/33513

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