Kulturlandschaftselemente und Landschaftsästhetik. Eine Einführung


Hausarbeit, 2012

12 Seiten, Note: 1,7


Leseprobe


Inhaltsverzeichnis

Tabellenverzeichnis

1 Begriffsdefinitionen: Landschaft - Kulturlandschaft

2 Kulturlandschaft

3 Kulturlandschaftselemente

4 Landschaftsästhetik

5 Landschaftspflege und Naturschutz

Literaturverzeichnis

Tabellenverzeichnis

Tabelle 1: Bestandteile der Kulturlandschaft

1 Begriffsdefinitionen: Landschaft - Kulturlandschaft

Der Begriff Landschaft bezeichnet das vom Menschen als ganzes wahrgenommene Gebiet. Also den Totaleindruck einer Gegend. Das Europäisches Landschaftsübereinkommen vom 20. Oktober 2000 bezeichnet "Landschaft als ein vom Menschen als solches wahrgenommenes Gebiet, dessen Charakter das Ergebnis des Wirkens und Zusammenwirkens natürlicher und/oder anthropogener Faktoren ist."(Egli 2006, 121). Die Betonung auf die (ästhetische) Wahrnehmung, unterscheidet die Landschaft von dem Landstrich, der ebenso für die Bezeichnung des Totalcharakters einer Erdgegend verwendet wird.

In der Geographie wird der Begriff für Gebiete verwendet, welche sich von anderen Gebieten durch naturwissenschaftlich erfassbare Merkmale abgrenzen lassen. Für das, von den Menschen wahrgenommene Erscheinungsbild einer Landschaft wird auch der Begriff "Landschaftsbild" benutzt.

Jener Teil der Landschaft, der durch den Menschen gestaltet, geprägt und bearbeitet wurde, bezeichnet man als Kulturlandschaft (Gunzelmann 2000, 15). Die Kulturlandschaft ist also von Naturlandschaft, welche von dem Menschen unberührt ist, abzugrenzen. Eine solche unberührte Natur existiert in Mitteleuropa allerdings kaum noch (Wöbse 2008, 22). In einer weitem Verständnis umfasst der Begriff alle Landschaften, auf denen der Mensch seine Spuren hinterlassen hat (Küster 2008, 7). Egli (2006, 122) teilt die Kulturlandschaften in 4 Typen ein: Naturnahe Landschaft, traditionelle Agrarlandschaft, moderne Agrarlandschaft und Stadtlandschaft.

Im einem engeren Begriffsverständnis werden nur die ersten zwei Typen als Kulturlandschaft bezeichnet. Also nur jene Gebiete, die zwar von dem Menschen geprägt wurden, aber trotzdem von den Prozessen der Modernisierung und Industrialisierung unberührt blieben, in Abgrenzung also, zu den urbanen und industriell geprägten Gebieten, in denen Natur kaum noch aufzufinden ist. Nach dieser engen Begriffsauffassung ist das Menschliche schaffen im ländlichen Raum und die dadurch entstehende Umgestaltung der Natur gemeint, die sich durch eine kleinräumige Form der agrarischen Nutzung auszeichnet. Für solche Gebiete wird auch der Begriff "historische Kulturlandschaft" verwendet (Küster 2008, 7f.). Im dazu Gegensatz zu der industriellen geprägten Landwirtschaft, die sich durch eine intensive, großräumige landwirtschaftliche Nutzung kennzeichnet, von Uniformität geprägt ist und bei welcher der ökonomische Aspekt im Vordergrund steht (Wöbse ebd.). Die Kulturlandschaft in der Praxis von der Naturlandschaft auf der einen, und von der großindustriellen Landwirtschaft bzw. den urbanen Raum abzugrenzen ist natürlich nicht immer einfach.

2 Kulturlandschaft

Die Kulturlandschaft beinhaltet immer zwei Aspekte: Die Natur, und die menschliche Tätigkeit darin. Dies ist allerdings nicht so zu verstehen, dass die kulturellen Komponenten der Natur lediglich übergestülpt würden. Vielmehr treten die Natur und der Mensch darin in eine Wechselwirkung miteinander und beeinflussen sich gegenseitig (Gunzelmann 2000, 15). Kulturelle und natürliche Bestandteile stehen nicht nur nebeneinander, sondern durchdringen sich und schaffen mit ihrer Synthese den spezifischen Charakter einer Landschaft (Bobek 1949, 118). Der Charakter der der Kulturlandschaft ergibt sich deshalb aus Anzahl und Typ der Elemente in ihr, sowie deren Relation zueinander (Egli 2006, 123).

Die Gestalt der Kulturlandschaft hängt, neben den natürlichen Faktoren wie Boden, Klima etc., davon ab, welche Funktionen sie für den Menschen erfüllt und wie diese verwirklicht werden. Die Funktionen können sich über die Zeit ändern. So stand in früheren Zeiten vor allem der ökonomische Aspekt im Vordergrund, also die Bedeutung für Land- und Forstwirtschaft, aber auch für das Gewerbe (z.B. Mühlen, Bergwerke). Ist die wirtschaftliche Nutzung heute in den Hintergrund getreten, so gewann die Kulturlandschaft an Bedeutung für die Freizeitgestaltung der Menschen, als Raum in dem man Sport treiben und sich erholen kann. Ebenso wird der Kulturlandschaft zusehends ein ästhetischer Wert zugesprochen (siehe Kapitel 4). Auch für die Wissenschaft, (z.B. die Biologie und die Kulturwissenschaft) ist die Kulturlandschaft von Bedeutung. Zudem wird der Natur verstärkt, unabhängig von ihrem Nutzen für die Menschen, ein Eigenwert zugeschrieben (Grosjean 1986, 21ff.).

Die Kulturlandschaft ist deshalb nach Bobek, je nachdem wie sie genutzt wird, Ausdruck der bestimmten Lebensformen der Menschen, die in ihr Leben und sie Nutzen (Werlen 2004, 124ff.). Dabei prägt allerdings nicht nur die Gesellschaft ihre Umwelt, sondern Gesellschaft wird auch von der Umwelt geprägt.

Die Gestalt der Kulturlandschaft ist je nach Wirtschaftsform, Siedlungsweise, Modernisierungsgrad, Wachstumsdynamik und Kulturform (Religion, Bräuche, Sitten) unterschiedlich. Besonders die Wirtschaftsform, also ob es sich um eine Agrargesellschaft, eine Industriegesellschaft oder eine Dienstleistungsgesellschaft handelt, spiele, so Bobek, eine entscheidende Rolle bei der Gestaltung der Landschaft. Ebenfalls wichtig sei, wie die Bevölkerung im Raum verteilt ist, also ob die Menschen überwiegend in Städten oder im ländlichen Raum leben und wie dicht das Land besiedelt ist (Werlen ebd.). In zeitlicher Hinsicht unterscheidet sich die Kulturlandschaft je nachdem, auf welcher Entwicklungsstufe sich eine Gesellschaft gerade befindet. Bobek unterscheidet sechs Kulturstufen der Menschheit, welche die Landschaft unterschiedlich prägen: 1. Die Wildbeuterstufe, in der die Menschen noch vollkommen an die Natur angepasst sind. 2. Stufe der spezialisierten Sammler, Jäger und Fischer, in der die Menschen sich spezialisieren und beginnen Werkzeuge einzusetzen und Vorräte zu halten. 3. Die Stufe des Sippenbauerntums und Hirtennomadismus, in der die Menschen damit beginnen Vorräte zu halten. 4. Die Stufe der herrschaftlich organisierten Agrargesellschaft. 5. Stufe des älteren Städtewesens und Rentenkapitalismus und 6. die Stufe des produktiven Kapitalismus der industriellen Gesellschaft (Werlen 2004, 129). Umso höher die Kulturstufe, desto intensiver nutzt die Gesellschaft die Natur, obwohl sie sich gleichzeitig von ihr entfernt und anteilsmäßig immer weniger Menschen in ihr tätig sind. Eine Kulturlandschaft spiegelt allerdings nicht nur die bestimmte Stufe, auf der sich eine Gesellschaft momentan befindet wieder, sondern beinhaltet immer auch Elemente der vorhergegangenen Stufen. Eine Kulturlandschaft kann deshalb als kulturelles Gedächtnis angesehen werden, die Auskunft über vergangene Lebensweisen und die Geschichte einer Region gibt.

3 Kulturlandschaftselemente

Unter Kulturlandschaftselementen versteht man die einzelnen Bestandteile einer Kulturlandschaft, die sich eindeutig von ihrer Umgebung abgrenzen lassen. Die spezifischen Kulturelemente einer Landschaft geben dieser ihre Identität und Einmaligkeit. Ein Kulturlandschaftselement kann z.B. ein einzelner Baum sein. Vieler Element wurden von Menschen geschaffen. Markant sind z.B. Feldraine und Heckensäume zum Schutz und zur Abgrenzung von Feldern.

Viele der Landschaftselemente sind dabei Relikte aus vergangener Zeit, die Aufschluss über Kultur und Historie einer Region geben und somit Teil des kulturellen Erbes sind (Wöbse 2008, 30). Dies verleiht vielen Kulturlandschaften einen "musealen Charakter" (Egli 2006, 118). Wichtige Relikte, die von historischem Interesse sind, sind zum Beispiel Überreste von Kirchen, Burgen, Gräbern oder des römischen Limes.

Die Kulturlandschaft kann sehr vielfältig sein, was sich in einer Vielzahl an verschiedenen Kulturlandschaftselementen niederschlägt. Diese werden in verschiedenen Listen zu Erfassen und Gruppieren versucht. So zählen Burggraaff & Kleefeld (1998:267) über 330 Elemente, welche elf Funktionsgruppen zuordnen. Plöger (2003: 441ff., Anhang) zählt. sogar 950 Kulturlandschaftselemente.

Wöbse fasste die wichtigsten Elemente in folgender Tabelle zusammen:

Abbildung in dieser Leseprobe nicht enthalten

Die Kulturlandschaftselemente lassen sich in verschiedener Weise Gruppieren. Beispielsweise nach ihrer Form in Punktelemente (z.B. Scheunen, Teiche, Einzelbäume), Linienelemente (z.B. Wege, Zäune) und Flächenelemente (z.B. Wiese, Weinberg) (Bayerisches Landesamt für Umwelt 2012). Die gängigste Klassifikationsart ist allerdings die nach Funktionsbereichen. Der wichtigste Funktionsbereich der der Kulturlandschaft ist die Land- und Forstwirtschaft. Demnach haben, oder hatte sehr viele Kulturlandschaftselemente ein landwirtschaftliche Funktion, z.B. Viehtränken, Waldarbeiterhütten oder Obstgärten.

Zum Funktionsbereich Verkehr können Elemente wie Gleise und Brücken gezählt werden.

Zum Funktionsbereich Gewerbe zählen beispielsweise Steinbrüche oder Kalköfen.

Die Kulturlandschaft finden sich auch Elemente die dem Siedlung zuzurechnen sind. (z.B. Bauernhäuser, Anger oder Hülben)

In der Kulturlandschaft lassen sich auch Elemente mit einer Bedeutung für das religiöse, kulturelle und gemeinschaftliche Leben der Bevölkerung antreffen (z.B. Gedenkstätten, Kapellen, Verteidigungsanlagen)

Vor allem in jüngerer Zeit gewinnt die Kulturlandschaft Freizeitgestaltung der Menschen an Wert (z.B. durch Wanderwege, Schrebergärten, Golfplätze, Baggerseen)

4 Landschaftsästhetik

Das Wort "Ästhetik" kommt von dem Griechischen Wort "aísthēsis" und bedeutet (Sinnes)wahrnehmung und Empfindung. Im Sinne von Wahrnehmung des Schönen wird es auch heute noch gebraucht, auch wenn der Begriff Alltagssprachlich oftmals mit schön oder geschmackvoll gleichgesetzt wird (Grosjean 1986, 23). Im engeren Sinne wird dabei die Visuelle durch die Augen verstanden. Ferner können aber auch andere Sinne ästhetische Empfindungen auslösen. Der Begriff Landschaftsästhetik umfasst deshalb nicht nur die visuelle Wahrnehmung, da auch andere Sinneseindrücke, wie z.B. das Rauschen eines Baches, das Zirpen eines Vogels oder der Geruch von Blumen, unter ästhetischen Gesichtspunkten betrachtet werden können (Grosjean ebd.)

Es ist zu beachten, dass das ästhetische Empfinden immer subjektiv ist.[1] Des weiteren ist es immer an den sozialen und kulturellen Kontext, in dem das Individuum verortet ist, gebunden. Wahrnehmung deshalb immer durch die eigenen Erfahrungen und Erinnerungen bedingt (Weiß 2006, 16ff.).

Dabei gibt es nicht nur Unterschiede welche Landschaft als schön empfunden wird, sondern auch, ob und wie stark, die Landschaft überhaupt nach Ästhetischen Gesichtspunkten bewertet wird. So befassten sich beispielsweise die Antiken Hochkulturen mit der ästhetischen Qualität von Landschaft. Im Mittelalter war der Blick nunmehr gen Himmel gerichtet, während die ästhetische Betrachtung des Diesseits an Bedeutung verlor (Kühne 2012, 41ff.). Dies änderte sich in der Neuzeit. Im 15. Jahrhundert bekam der Begriff "Landschaft" eine ästhetische Konnotation und war somit nicht mehr gleichbedeutend mit dem Begriff "Landstrich" sondern wurde jetzt eher im Sinne des Begriffs "Landschaftsbild" verstanden. In der Renaissance wurde die Landschaftsmalerei populär. In der Romantik bekam die Landschaft einen mythischen Charakter (Kühne ebd.). In dem Maße, in dem die alltägliche Lebenswelt der Menschen durch Industrialisierung und Verstädterung aus der Landschaft herausgelöst wurde, wurde sie zunehmend romantisiert. Die Landschaft wurde als Teil der Identität einer Region aufgefasst und eng mit dem Heimatbegriff verknüpft (Küster 2008, 18) Die Landschaft galt nunmehr als Ort Idylle, Harmonie und Natürlichkeit gegenüber dem hektischen Großstadtleben und stellte einen Kontrast zur Alltagswelt des Betrachters dar (Weiß 2006, 17). Eine Vorstellung die sich bis heute bewahrt hat (Kühne ebd.).

[...]


[1] Oder wie es David Hume ausdrückte: "Schönheit liegt im Auge des Betrachters "(Essays moral & political, 1742)

Ende der Leseprobe aus 12 Seiten

Details

Titel
Kulturlandschaftselemente und Landschaftsästhetik. Eine Einführung
Hochschule
Universität Augsburg  (Institut für Geographie)
Veranstaltung
Einführung in die Humangeographie
Note
1,7
Autor
Jahr
2012
Seiten
12
Katalognummer
V334707
ISBN (eBook)
9783668249042
ISBN (Buch)
9783668249059
Dateigröße
507 KB
Sprache
Deutsch
Schlagworte
Kulturlandschaftselemente, Landschaftsästhetik, Naturschutz, Kulturlandschaft, Landschaft, Landschaftspflege
Arbeit zitieren
Sebastian Steidle (Autor:in), 2012, Kulturlandschaftselemente und Landschaftsästhetik. Eine Einführung, München, GRIN Verlag, https://www.grin.com/document/334707

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