Wie hat sich die deutsche Industrialisierung auf das heutige Deutschland ausgewirkt?

Ein Vergleich mit Brasilien und Großbritannien


Referat / Aufsatz (Schule), 2016

20 Seiten, Note: 2,0


Leseprobe


Inhaltsverzeichnis:

1. Einleitung

2. Industrialisierung in Deutschland
2.1 Die Frühindustrialisierung
2.2 Die Hochindustrialisierung

3. Folgen für Mensch und Gesellschaft
3.1 Arbeitslosigkeit und Pauperismus
3.2 Soziale Frage
3.3 Lösung der Probleme

4. Die Industrialisierung in anderen Ländern
4.1 Großbritannien
4.2 Brasilien

5. Fazit

6. Quellenverzeichnis:

1. Einleitung

Im Folgenden möchte ich mich mit der Frage beschäftigen, inwiefern sich der schnelle Verlauf der Industrialisierung in Deutschland besonders auf dessen spätere industrielle Entwicklung ausgewirkt hat. Denn trotz der Tatsache, dass hier verhältnismäßig spät eine Industrialisierung stattgefunden hat, befindet sich Deutschland heute auf Platz 4 der „Rangliste der Wirtschaftsnationen“[1].

Dabei möchte ich auch einen Vergleich mit anderen heutigen Industriestaaten herstellen. Spielen die Schrittmacherindustrien auch später noch eine Rolle für das Land? Spielt dabei der Verlauf oder der Zeitpunkt der Industrialisierung eine Rolle?

Um dies zu erreichen, werde ich mich zunächst mit den einzelnen Aspekten der Industrialisierung in Deutschland befassen. Dabei gehe ich auf Politik, Wirtschaft und den sozialen Bereich ein. Außerdem werde ich die durch die Industrialisierung verursachten Probleme, sowie die positiven Auswirkungen und die Kernindustrien dieser Zeit aufführen.

Anschließend vergleiche ich anhand dieser Aspekte der Industrialisierung in Deutschland diese mit denen Brasiliens und Großbritanniens. Diese Länder habe ich gewählt, da zum einen Großbritannien das Ursprungsland der Industrialisierung ist und Brasilien auf der anderen Seite ein relativ „frisch industrialisiertes“ Land ist. Trotzdem hat Brasilien bis heute einige Staaten in der Wirtschaft überholt. Kann man sagen, dass später industrialisierte Länder einen Vorteil haben, da sie von möglichen Fehlern und Folgen wissen, oder sind gewisse Schwierigkeiten unvermeidbar?

Am Ende folgt das Fazit, um die gewonnenen Erkenntnisse nochmals zusammenzufassen.

2. Industrialisierung in Deutschland

Im Allgemeinen bezeichnet die Industrialisierung den Übergang von einer landwirtschaftlich geprägten zu einer mechanisierten Produktion. Sie entwickelt sich in einem längeren Prozess, der meist in Früh- und Hochindustrialisierung unterteilt wird. Allerdings findet auch heute noch eine Industrialisierung statt, wenn auch nicht so abrupt und mit weniger großen Konsequenzen wie bei der ersten Industrialisierung. Während früher hauptsächlich der Herstellungsprozess maschinisiert wurde, werden diese heute durch den Einsatz von Robotern automatisiert.[2]

Weltweiter Vorreiter bei der Industrialisierung war England um 1780. In Deutschland betrachtet man die Revolution 1848/49 als Beginn der dynamischen Phase der Industrialisierung.

2.1 Die Frühindustrialisierung

Deutschland selbst begann erst etwa 1840 mit dem Wandel vom Agrar- zum Industriestaat und vor allem im landwirtschaftlichen Bereich wurde noch mit rückständigen Methoden und Gerätschaften gearbeitet. Viele Faktoren zögerten die Industrielle Revolution hinaus.

Einen großen Fortschritt auf dem Weg zur Industrialisierung bewirkte die Gründung des Deutschen Zollvereins. Gegründet wurde dieser 1834 mit Preußen an der Spitze. Ziel des Vereins war es innerhalb des Deutschen Bundes den Wirtschaftsraum zu vereinheitlichen. Das ehemalige Heilige Römische Reiche Deutscher Nation bestand nach dessen Auseinanderbruch aus vielen kleinen Einzelstaaten und Fürstentümern. Deshalb war der Handel bisher größtenteils auf die jeweilige Region beschränkt, denn unterschiedliche Einheiten und Währungen, sowie die an den Staatsgrenzen erhobenen Zölle bereiteten dem nationalen Handel erhebliche Schwierigkeiten. Preußens Interesse daran, diese Probleme zu beseitigen, war aufgrund derer geographischer Teilung durch das Königreich Hannover besonders groß.

So ist es nicht verwunderlich, dass eben diese Gebiete bereits früh von Preußen in deren Bund aufgenommen wurden. Nachdem das preußische Zollgebiet immer mehr Zuwachs bekam, entstand letztendlich am 01.01.1834 der Deutsche Zollverein als ein Zusammenschluss aus dem preußischen Zollgebiet und dem 1828 gegründeten Süddeutschen Zollverband. Der Verein wurde mit der Reichsgründung um 1870/71 und deren einheitlichem Wirtschaftsgebiet überflüssig.

Des Weiteren war der Handel durch das Fehlen notwendiger Verkehrswege, wie beispielsweise Kanäle, eingeschränkt, außerdem fehlten Deutschland zu dieser Zeit Kolonien als wichtige Quellen für Rohstoffe und als Handelspartner.

Zudem war es schwierig sich gegen die alteingesessenen Denkweisen des Adels und des Bauerntums und gegen das Prinzip der Zünfte durchzusetzen. Und die Bedenken des Adels waren nicht unbegründet, denn sie wurden zunehmend aus den gesellschaftlichen Schlüsselstellen verdrängt. Diese wurden nun zum größten Teil mit Angehörigen des Bildungsbürgertums und Unternehmern besetzt, was entscheidend für die Durchsetzung des Prinzips der individuellen Leistung war. Somit wurde standardisierte Bildung, durch Gymnasien und Universitäten, notwendig und Ansehen und Wohlstand nicht mehr von Stand oder Geburt abhängig. Allmählich wuchs auch der Konsum an Luxusgütern, wie Zucker und Tabak, was der Wirtschaft zugutekam. Selbst die Arbeiter konnten sich durch die langsam steigenden Löhne hin und wieder ein wenig „Luxus“ leisten.

Auf dem Land wurde es zunehmend schwerer, sich mit dem dort verdienten Einkommen über Wasser zu halten. Deshalb zogen mehr und mehr Menschen in die Stadt. Jedoch wurden es dort immer mehr Arbeiter, welche mit ihren Familien auf engstem Raum leben mussten und bei der Arbeit nur wenig Geld verdienten.

Die Lösung dieser Problematik, auch als soziale Frage bezeichnet, wurde immer dringender, da ansonsten die gesamte Gesellschaft instabiler werden würde. Dies erkannte auch die neue Oberschicht, somit konnte zumindest ein Teil der Forderungen der Arbeiterbewegung umgesetzt werden.

Eine weitere Schwierigkeit bereiteten die zahlreichen Steuern, welche die Kaufkraft der Bevölkerung minderten. Dies wirkte sich wiederum durch die geringe Nachfrage negativ auf die Industrie aus.

Die Landwirtschaft spielte bald im Vergleich zu der Industrie keine sehr große Rolle mehr in der deutschen Wirtschaft, doch bereits am Anfang des 19. Jahrhunderts konnten hier die Absätze durch Neuerungen wie künstliche Düngemitteln oder Dampfpflügen teils um bis zu 25% gesteigert werden. Dies führte dazu, dass viele Landwirte von der Viehzucht zum Ackerbau umstiegen.

Ein weiteres wichtiges Ereignis, welches der gesteigerten Agrarproduktion entgegenkam, war die Bauernbefreiung. Hierbei wurden die Bauern von ihren Verpflichtungen gegenüber ihren Grundherren gelöst. Dabei handelt es sich jedoch nicht um ein gewisses Ereignis, sonder um einen längeren Entwicklungsprozess.

Doch trotz der Steigerung der Produktion von Ackergütern, waren Missernten Auslöser schlimmer Hungersnöte, da die Einwohnerzahlen stetig stiegen. Die produzierten Güter reichten geradeso aus, um die Menschen zu ernähren und es konnten keine Notreserven beiseitegelegt werden.

Mechanische Webstühle und Spinnmaschinen gehörten zu den ersten Entwicklungen der deutschen Industrie im Bereich der Textilherstellung. In diesem Bereich lässt sich auch die Orientierung an England gut erkennen.

Im Falle Deutschlands war jedoch die Eisenbahn die zentrale Antriebskraft hinter der Industrialisierung. Die erste Eisenbahn fuhr, finanziert von einigen Bürgern, 1835 von Nürnberg nach Fürth, ab 1850 finanzierte die Regierung die stetige Erweiterung des Eisenbahnnetzes, welche etwa ab 1840 begann. Bis 1870 sollten beinahe 20.000 km Bahnstrecke gebaut werden. Einige Regionen, die noch lange hauptsächlich von der Landwirtschaft leben, wurden nur zögerlich an das Eisenbahnnetz angeschlossen. Ein Beispiel hierfür ist Ostpreußen. Hier lebten die meisten Menschen bis zum Ende des 19. Jahrhunderts von der Landwirtschaft.

Durch den Ausbau des Schienennetzes bekam die deutsche Wirtschaft, vor allem die Eisen- und Stahlindustrie einen gehörigen Aufschwung. Und nicht nur das, auch der Handel wurde durch einen schnelleren Transport mit einer großen Kapazität an Waren vereinfacht. Dabei war die Eisenbahn ziemlich kostengünstig und konnte dazu genutzt werden neue Rohstoffvorkommen und Märkte zu erschließen. Auch das Schiff wurde mehr und mehr für den Handel genutzt, und der deutsche Überseehandel konnte in den folgenden Jahren wachsen.

Um die Eisenbahn und die Schienen oder auch Schiffe zu bauen, wurde Stahl benötigt und für dessen Herstellung, sowie für den Betrieb der Eisenbahnen wiederum Kohle. Dieser Kreislauf gab der deutschen Industrie einen Schub und Kohlebergbau, Eisenindustrie und Maschinenbau wurden zu den wichtigsten Industriezweigen. Auch im Kohlebergbau wurden manche Dinge von England abgeschaut, wenn auch meist alte Techniken ausgebaut wurden. Dampfmaschinen erleichterten die Lösung vieler Probleme beim Kohlebergbau und stammten schon zehn Jahre nach ihrer erstmaligen Nutzung aus deutscher Produktion. In der Eisenindustrie wurden alte Methoden mit neuer Technik kombiniert.

Zunächst war der Süden bei dieser Entwicklung im Rückstand. Die meisten neuen Fabriken wurden in Mittel- und Ostdeutschland gebaut, Berlin und vor allem Chemnitz waren wichtige Zentren des Maschinenbaus. Der Westen gewann durch die Förderung von Kohle und Produktion von Stahl mithilfe vom Dampfmaschinen zunehmend an wirtschaftlicher Bedeutung.

Die Zentren befanden sich meist an Orten mit vielen Rohstoffen (Kohle, Eisen, etc.) und zogen als Standorte der Industrie Arbeiter geradezu an. In diesen Gebieten konnten aus den kleinsten Dörfern oder zuvor unbesiedelten Flächen Städte entstehen, weshalb sie auch Industriereviere genannt wurden. Da jedoch nicht so schnell neue Wohnungen gebaut werden konnten, wie man sie für die Arbeiter benötigt hätte, lebten ganze Familien in einem einzigen Zimmer.

In den wirtschaftlichen Zentren wurden Familienunternehmen und Personenhandelsgesellschaften zunehmend von Aktiengesellschaften, Zusammenschlüssen von Unternehmern, verdrängt, denn diese konnten die für die technischen Investitionen nötigen großen Geldmengen in kurzer Zeit beschaffen. Zusätzlich entwickelte sich ein modernes Bankwesen, welche es den Aktiengesellschaften durch Großkredite erleichterte, weitere Investitionen in den Bahnbau zu tätigen, da diese nun nicht mehr ausschließlich ihr Eigenkapital zu Verfügung hatten. Besonders die Deutsche Bank, welche 1870 von Georg Siemens gegründet wurde, hatte große Bedeutung. Durch ihre zahlreichen Filialen, welche sich über die gesamte Erde erstreckten, unterstützte sie die deutsche Außenwirtschaft.

Weiterhin schlossen sich oftmals mehrere Aktiengesellschaften zu überregional arbeitenden Konzernen zusammen, um Produktions- und Absatzvorteile besser nutzen zu können. Die Zeit der Bildung von Aktiengesellschaften wird Gründerzeit genannt.

Bereits 1870 erreichte Deutschland den vierten Platz der Weltproduktion an Kohle und auch die Reichsgründung 1871 verursachte einen Schub der deutschen Wirtschaft. Einen weiteren bedeutenden Impuls für die Industrialisierung erhielt Deutschland durch die von Frankreich zu zahlende Entschädigung nach dem Deutsch-Französischen Krieg 1871 in Höhe von 5 Milliarden Francs, welche den Kapitalmarkt belebte.

Das Ende der Frühindustrialisierung wird meist auf das Jahr 1873, dem Jahr der Gründerkrise, gesetzt.

2.2 Die Hochindustrialisierung

Nachdem in den letzten Jahrzehnten die Grundlagen für eine florierende Wirtschaft in Deutschland gelegt worden waren, ging es nun während der Hochindustrialisierung darum, die Techniken weiter auszubauen. Die deutsche Produktion versechsfachte sich, deshalb wird diese Zeit auch industrielle Ausbauphase genannt.

[...]


[1] → Welt Online: Rangfolge der großen Wirtschaftsnationen 2007 und 2012/2016 (Prognose)

[2] → https://de.wikipedia.org/wiki/Industrialisierung

Ende der Leseprobe aus 20 Seiten

Details

Titel
Wie hat sich die deutsche Industrialisierung auf das heutige Deutschland ausgewirkt?
Untertitel
Ein Vergleich mit Brasilien und Großbritannien
Note
2,0
Autor
Jahr
2016
Seiten
20
Katalognummer
V334134
ISBN (eBook)
9783668242142
ISBN (Buch)
9783668242159
Dateigröße
692 KB
Sprache
Deutsch
Schlagworte
industrialisierung, deutschland, vergleich, brasilien, großbritannien
Arbeit zitieren
Anja Kurz (Autor:in), 2016, Wie hat sich die deutsche Industrialisierung auf das heutige Deutschland ausgewirkt?, München, GRIN Verlag, https://www.grin.com/document/334134

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