The Eclectic Paradigm of International Production (Dunning)


Hausarbeit, 2003

18 Seiten, Note: 1,3


Leseprobe


Inhaltsverzeichnis

1. Erklärung der Abbildung

2. Eigentumsvorteile

3. Marktunvollkommenheiten

4. Marktversagen

5. Die Internalisierungstheorie

6. Anhang
Das Endowment/Market Failure Paradigm of International Production
6.3 Quellenverzeichnis
6.4 Die Entscheidungslogik des EP als Matrix
6.5 Grafische Darstellung der Entscheidungslogik

1. Erklärung der Abbildung

Erklären Sie die Abbildung (OIL-Paradigma, siehe Anhang). Zeigen Sie die Zusammenhänge und Ein­fluss­faktoren zwischen den Modellelementen, so dass die Abbildung tatsächlich verständlich wird.

Das eklektische Paradigma (EP) von J.-H. Dunning ist ein multikausaler Ansatz, der den Versuch einer Verbindung unterschiedlicher Theorieteile darstellt und als Antwort auf die bis dahin vorherr­schen­den monokausalen Theorien entworfen wurde. Dunning integriert die bisher lediglich partial­analy­tisch ausge­prägten Theorien zur Internalisierung, indem er folgende drei Erklärungsansätze und ihre Frage­stellung zu einer eklektischen Theorie vereint.

- Die Theorie des monopolistischen Vorteils, die erklärt, warum sich multinationale Unterneh­men auf fremden Märkten durchsetzen zugleich aber die Frage, warum multinatio­nale Unter­nehmen in einigen Ländern agieren und in anderen nicht, vernachlässigt.
- Die Transaktionskostentheorie/Internalisierungstheorie, die sich mit der Frage beschäftigt, mit­tels welcher institutioneller Regelung eine Unternehmung ihre spezifischen Vorteile im Aus­land nut­zen kann (Hierarchie vs. Markt)
- Die Standorttheorie widmet sich spezifischen Fragen des Standortvorteils und untersucht, wa­rum multinationale Unternehmen in bestimmten Ländern operieren und in anderen nicht.

Ziel des OLI-Paradigmas ist es, in Abhängigkeit von drei unternehmensspezifischen Vorteilskate­go­rien – firmenspezifische Eigentumsvorteile (O), Internalisierungsvorteile (I) und Standortvorteile (L) – zu erklä­ren, welche Marktanpassungsformen (Exporte, Lizenzen oder Direktinvestitionen) von den Unternehmen in Auslandsmärkten gewählt werden.

Firmenspezifische Eigentumsvorteile (O), wie z.B. etablierte Markennamen oder überlegene Ver­triebs­techniken, werden von Dunning als Grundvoraussetzung für jegliche Form der Internationali­sierung he­rangezogen. Sie müssen die zusätzlichen Kosten, die aus der Bearbeitung eines ausländi­schen und damit fremden Marktes resultieren, kompensieren. Der Eigentumsvorteil ist mobil und kann somit in andere Standorte übertragen werden.[1]

Im Sinne der in Aufgabe 2 d skizzierten Internalisierungstheorie tätigen Unternehmen gezielte Di­rektin­vestitionen im Ausland nur, sofern sie es als vorteilhaft ansehen, die Eigentumsvorteile selber zu nutzen, d.h. zu internalisieren. Der Internalisierungsvorteil ist der abstrakteste aller drei Vorteile, ist er nicht vor­handen, so wird der Eigentumsvorteil in Form der Lizenzvergabe verkauft.[2]

Länderspezifische Standortvorteile (L) determinieren schließlich die Region der Leistungserstellung bzw. den Schlüsselmarkt. Dem Standortvorteil liegt eine ungleichmäßige Verteilung der Ressourcen und Fä­higkeiten zugrunde. Der Standortvorteil verlangt, dass es für ein Unternehmen günstiger ist, den Produk­tionsprozess im Ausland anstatt zu Hause zu errichten. Dabei ist der Vorteil eines Landes ab­hängig u.a. von internationalen Transport- und Kommunikationskosten, Inputpreisen und Produk­tionskosten sowie von Tarifbarrieren oder der psychischen Distanz.

Diese Vorteilskategorien, die zur Bewertung der Marktanpassungsformen verwendet werden, fügt Dun­ning in das Endowment/Market Failure Paradigm of International Production als zentrales Ele­ment ein.[3]

Nicht zu vergessen ist, dass bei gegebenen OLI-Vorteilen die Entscheidung mit der langfristigen Stra­tegie der Unternehmung im Einklang stehen muss. Ferner muss man zwischen der Fähigkeit eines MNU zur Internalisierung von Märkten und seiner Bereitschaft dazu unterscheiden.

Die Hauptaussage des eklektischen Paradigmas lässt sich folgendermaßen zusammenfassen:

Zur Internationalisierung von Aktivitäten sind Eigentumsvorteile eine zwingende Voraussetzung. Ver­fügt ein Unternehmen nur über Eigentumsvorteile, so wird es sich innerhalb des Spektrums der Markteintritts- bzw. Marktbearbeitungsformen für Lizenzen entscheiden. Hat es jedoch darüber hinaus auch Internalisie­rungsvorteile, so kommt es zu Exporten. Nur wenn noch zusätzlich Stand­ortvorteile im Ausland existie­ren werden Direktinvestitionen vorgenommen.

Die Abbildung zeigt den Zusammenhang zwischen zwei in Wechselbeziehung stehenden Zweigen der Wirtschaftsanalyse: die neoklassische Theorie der Faktorausstattung und die Theorie des Markt­versagens. Die Theorie der Faktorausstattung ist im oberen Teil der Abbildung dargestellt, jedoch wird die Theorie um die Betrachtung von Zwischenprodukten erweitert (Hechscher und Oh­lin hingegen haben ihre Theorie auf Endprodukte bezogen). Des Weiteren wird hier in international immobile und mobile Faktorausstat­tungen unterschieden. Dies bedeutet, dass bei Existenz von im­mobilen Faktoraus­stattungen und internati­onal ungleicher Verteilung von Faktoren, eine internatio­nale Produktion vor­teilhaft sein kann. Das Heck­scher-Ohlin-Modell hatte unter der Annahme, dass die Faktoren internati­onal immobil sind, anhand von unterschiedli­chen nationalen Fak­torausstattungen den Handel zwischen Ländern erklärt, nicht aber die Existenz von MNU. Dennoch spielt die Immobilität von Faktoren eine zentrale Rolle, denn sie stellt den Zusammenhang zu den Standortvorteilen des EP her. So stellt die Immobilität der Faktoren sicher, dass es überhaupt zu einer Ausbildung eines Standortvorteils kommen kann. Wären nämlich alle Faktoren mo­bil, so könnten diese ungehindert in alle Länder verteilt werden und die Ursache eines Standortfaktors, näm­lich eine ungleichmäßige Verteilung der Ressourcen und Fähigkeiten, wäre nicht mehr gegeben.

Der zweite Ast ist die Theorie des Marktversagens. Im Modell Dunnings kann das Marktversagen struk­turell oder transaktionsspezifisch sein, wobei diese beiden Arten miteinander in Zusammenhang stehen. Auf eine Erläuterung der zwei Arten von Marktversagen wird an dieser Stelle ver­zichtet und stattdessen auf die Ausführungen in Aufgabe 2b und 2c verwiesen. Es sei lediglich an­gemerkt, dass es eine gegen­seitige Beeinflussung von Marktversagen und Politik bzw. System gibt, so können z.B. po­litische Ein­griffe zu (strukturellem) Marktversagen führen, oder aber notwendig sein, um die Auswir­kungen des Marktversagens zu begrenzen (Gesetzgebung etc.).

Die Existenz von Marktversagen im Modell ist wichtig, um nicht nur den Standort einiger Arten der Ge­schäftstätigkeiten außerhalb der Landesgrenzen zu erklären, sondern auch die Aufteilung der Akti­vitäten zwischen multinationalen und (uni)nationalen Unternehmen. Ferner lässt sich der Ab­bildung entnehmen, dass die strukturellen und transaktionsspezifischen Marktunvollkommenheiten die Ausbil­dung der drei Vorteilskategorien beeinflussen. Beispielsweise kann ein Eingriff der Regie­rung das Ent­stehen eines Vermögensvorteils (Oa) fördern, indem die Regierung sich Unterneh­mens­zusammenschlüs­sen und Konglo­meraten gegenüber liberal zeigt, was zu einer Existenz großer Unter­nehmungen in dem jeweiligen Land führt und die Unternehmen somit die Chance haben, Größenvorteile zu nutzen. Außerdem kann durch transaktions­spezifisches Marktversagen (Scale) Transakti­onsvorteile entstehen, so haben Tochterunternehmen z.B. Vor­teile, weil sie beim gemeinsamen Bezug von Inputs mit der Mutterge­sell­schaft aufgrund des größeren Kauf­volumens günsti­gere Konditionen in An­spruch nehmen können. Auch die Bildung von Internalisierungsvor­teilen steht in einem Zusammenhang mit transaktionsspezifischen Marktversagen. Als Beispiel dient an dieser Stelle die Existenz unvollkommener/asymmetrischer Infor­mation, die zu einem Internalisierungs­vorteil führen kann, weil durch Internalisierung die Gefahren von Hold-ups oder Liefer­verzögerungen beim Bezug von Zwi­schenprodukten verrin­gert wird.

Aber nicht nur unter den unterschiedlichen Formen des Marktversagens und den Vorteilskategorien besteht ein Zusammenhang, auch die Vorteilsarten selbst wirken aufeinander ein. So gibt es einen Zu­sammenhang zwischen den Standortvorteilen und den Vermögens- und Transaktionsvorteilen. Ersterer Zusammenhang lässt sich nachvollziehen, wenn man bedenkt, dass auch die Existenz hervorragender Ausbildungszentren in einem Land zu einem Standortvorteil führen kann. Das Vorhandensein hochqua­lifizierter Fachkräfte kann aber auch zu einem Vermögensvorteil führen (überragende Managementskills etc.). Gleicherweise kann ein Standort­vorteil darin bestehen, durch die Aktivität im Zielland die psychische Distanz (z.B. Kul­tur, Sprache, Konsum­unterschiede) zu diesem zu verringern. Die Nähe zu den Konsumenten kann sich ebenfalls positiv auf die Transaktionsvorteile auswirken, da die Tochterunternehmen so einen wesentlich besseren Zugang zu Infor­mationen haben, was ein Vor­teil gegenüber anderen Unternehmen darstellt.

Die letzten zu erklärenden Elemente der Abbildung befinden sich ganz unten und werden als Struktur­vari­ablen bezeichnet. Im Einzelnen sind dies: Land, Branche und Unternehmen. Sie stehen in einer Wechselbe­ziehung mit der OLI-Konfiguration und haben dadurch Einfluss auf die Form der internationalen Aktivität eines Unternehmens. So variiert die Einstellung von Unternehmen eines bestimmten Landes gegenüber der Tätigung von FDI in Abhängigkeit von den spezifischen Charakteristika des Heimatlandes und Ziellandes (Größe, Grad der Industrialisierung, etc.), der Branche (Wettbewerb, Grad der Technologisierung, etc.) und des Unternehmens (Strategie, Größe, etc.). Die Strukturvariable Land interagiert z.B. mit dem Standort­vorteil hinsichtlich der physischen und psychischen Distanz zwischen den Ländern. Sie hat ebenfalls Ein­fluss auf den Eigentumsvorteil, da Faktorvorkommen, Marktgröße oder der Schutz von Property Rights in einem Land für die Entwicklung dieses Vorteils von Bedeutung sind. Die Branche hat hingegen einen Ein­fluss auf den Inter­nalisierungsvorteil, denn dieser hängt vom Ausmaß der möglichen/erwünschten vertika­len oder horizontalen Integration ab (d.h. von der Notwendigkeit der Kontrolle der Inputmärkte). Die Un­ternehmung und der Inter­nalisierungsvorteil stehen ebenfalls in einem Zusammenhang, so hängt dieser z.B. von den Organisations- und Kontrollmechanismen ab sowie von der Einstellung der Verantwortlichen ge­genüber Wachstum oder vertrag­lichen Abkommen (Lizenzierung etc.).

Dunning vollzieht mit seinem Ansatz einen Brückenschlag zwischen den einzelnen Grundrichtun­gen der Internationalisierungstheorien, der Management-, Organisations-, Finanzierungs- und Mar­keting­theorie sowie den Rechts-, Regional- und politischen Wissenschaften[4]. Das EP stellt somit einen Ver­such dar, den Monismus rein partialanalytischer Ansätze durch Integration zu überwin­den. Bezüglich der Analyse von Marktanpassungsformen liegt der eindeutige Verdienst des OLI-Konzeptes in dem direkten Bezug zu den möglichen Alternativen der Marktanpassung sowie deren Bewertung und Ver­gleich. Über das OLI-Konzept lassen sich Aussagen über die Wahl einer Markt­anpassungsform for­mulieren. Im Vergleich zu den Außenhandelstheorien, die lediglich die Existenz von Import/Export erklären und den Direktinvesti­tionstheorien, die nur DIs erklären, differenziert Dunning zwischen den verschiedenen Formen der Marktbearbeitung. Das EP stellt somit einen übergreifenden Erklä­rungsver­such dar, der durch zahlreiche empirische Tests untermauert werden konnte. Des Weiteren besitzt der Ansatz sowohl deskriptive als auch normative Elemente, letzteres bedeutet, dass ein Vorge­hen gemäß des EP sinnvoll erscheint. Ein weiterer Vorteil des Ansatzes kann in dem hohen Integrati­onspotential gesehen werden, womit eine Auf­nahme weiterer Erklärungsfaktoren gewährleistet wird[5].

Problematisch an dem Ansatz ist, dass das EP lediglich einen Katalog von Einflussfaktoren dar­stellt und somit nicht als geschlossene Theorie angesehen werden kann. Zudem kann sich die scheinbare Systema­tik der Vorteilskategorien bei näherem Hinsehen als zweifelhaft erweisen. Die Par­allelität unter­schiedli­cher Markteintrittsformen in ein und demselben Gastland kann auch nicht schlüs­sig erklärt wer­den. Ein weiteres Problem ergibt sich aus der fehlenden Operationalisierung entschei­dungsrelevanter Kriterien. Dazu fehlt eine explizite Berücksichtigung dynamischer Ele­mente. Dem EP wird zudem ein homo oeco­nomicus unterlegt, womit der Ansatz den verhaltenswis­senschaftlichen As­pekt eindeutig ver­nachlässigt.

[...]


[1] Näheres zu den Eigentumsvorteilen findet sich in Aufgabe 2a

[2] vgl. Aufgabe 2d

[3] siehe Anhang

[4] Dunning hat sein Paradigma in späteren Arbeiten um diverse relevante Forschungsansätze weiterentwickelt, um auch nichtökonomische Variablen zur Erklärung heranzuziehen.

[5] die Geschichte eklektischen Paradigmas beweist dies: So wurde die erste Fassung von 1980 von Dunning nach Kritik 1988 zum Faktorausstattung/Marktversagen-Paradigma (OLI-Konzept) erweitert und im selben Jahr als interdisziplinärer Ansatz zum eklektischen Paradigma konzipiert.

Ende der Leseprobe aus 18 Seiten

Details

Titel
The Eclectic Paradigm of International Production (Dunning)
Hochschule
Humboldt-Universität zu Berlin
Note
1,3
Autor
Jahr
2003
Seiten
18
Katalognummer
V33158
ISBN (eBook)
9783638337014
Dateigröße
846 KB
Sprache
Deutsch
Schlagworte
Eclectic, Paradigm, International, Production
Arbeit zitieren
Sinja Müller (Autor:in), 2003, The Eclectic Paradigm of International Production (Dunning), München, GRIN Verlag, https://www.grin.com/document/33158

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