Die Bedeutung der Bildung in Efua Sutherlands Theaterstück Foriwa


Seminararbeit, 2003

14 Seiten, Note: 1,3


Leseprobe


Inhaltsverzeichnis

I. Einleitung

II. Bildung und Theater in Ghana
II.1. Bildung in Ghana
II.2. Theater in Ghana

III. Kyerefaso als Spiegel der Nation

IV. Darstellung der unterschiedlichen Charaktere
IV.1. Der Fremde Labaran
IV.2. Die Rolle der Frauen
IV.3. Ungebildete Charaktere in Foriwa

V. Die Lösung für das Dorf

VI. Schluss

I. Einleitung

Nach der Unabhängigkeit Ghanas 1957 mangelte es im Land nicht nur an ausgebildeten, einheimischen Führungskräften, sondern vielerorts auch an einem nationalbesogenem Bildungssystem, um diese Personen auszubilden. Die schulische Erziehung belief sich meistens auf christliche Literatur und elementare Mathematik, sowie auf ausschließlich europäische Wertvorstellungen, welche durch die zahlreichen Missionsschulen gelehrt wurden (Yousif 28; Shelton 12-14).

Efua Sutherland sah es als ihre Lebensaufgabe an, sich um die Ausbildung der Kinder in Ghana zu kümmern. Sie war bis zu ihrem Tod im Jahr 1996 nicht nur Lehrerin, Autorin, dreifache Mutter, Mitgründerin und Mitwirkende zahlreicher nationaler Theater- und Schriftstellerbewegungen, sondern auch kulturelle Beraterin des damaligen Präsidenten Jerry Rawlings (Ankumah 455). Ihre Hauptwerke befassen sich mit den Frauengestalten in Ghana, mit Kindern und mit Bildung. Nach einigen Kurzgeschichten, Gedichten und Zeitschriftartikeln, veröffentlichte die State Publishing Corporation in Accra Efua Sutherlands erstes Theaterstück Foriwa 1967.

Allerdings erschien Sutherlands Kurzgeschichte New Life at Kyerefaso schon 1960. Sie behandelt die gleiche Thematik wie Foriwa, spielt am selben Ort und verwendet die selben Charaktere (Wilentz 183). Foriwa beschäftigt sich mit der Bildung in Ghana, während der Anfänge der Unabhängigkeit des Landes. Das Dorf Kyerefaso spiegelt die Nöte des ganzen Landes wieder, in welchem es an Tatendrang und Bereitschaft für die Übernahme von Verantwortung fehlt.

In dem Theaterstück geht es um die Ausbildung des Individuums und die Entwicklung einer neuen Gesellschaft, basierend auf den traditionellen Ideen des Ahnenkultes und den modernen Vorstellungen des neuen Afrikas. Durch die Einflüsse der Kolonisation gingen viele der alten Werte verloren. In Foriwa werden diese wiederbelebt, um den Menschen ihren nationalen Stolz wiederzugeben und damit die kulturelle Entwicklung voranzutreiben.

II. Bildung und Theater in Ghana

II.1. Bildung in Ghana

Für Efua Sutherland ist Bildung der Schlüssel für eine erfolgreiche Zukunft, nicht nur für das einzelne Individuum, sondern auch für die ganze Gesellschaft. Um begreifen zu können was Efua Sutherland an den schulischen Zuständen in Ghana kritisiert, muss verstanden werden wie das Bildungssystem in der ehemaligen Goldküste und in den folgenden Jahren nach der Unabhängigkeit aussah.

Während der Herrschaft der Briten waren Missionsschulen meist die einzigen Ausbildungszentren. Dort wurden ausschließlich westliche Werte gelehrt, die nicht selten den traditionellen Ansichten der ghanaischen Gesellschaft widersprachen. In Foriwa machen sich Labaran und Foriwa über „the old stalwarts, the Oxford English Readers for Africa“ (Sutherland, Foriwa 31)[1] lustig. Labaran erwähnt in diesem Zusammenhang die Notwenigkeit das mehr Bücher und Geschichten von ghanaischen Autoren geschrieben werden müssen. „We were all dieted on it, weren’t we? And, they are in for keeps unless we write the books we want ourselves.“ (31) Auch die beiden Bücher „Life of Saint Joseph“ und „The Magic of Dreams“ (33) haben einen sehr christlichen Inhalt und keinen Bezug zu den Problemen und dem wirklichen Leben in Ghana. Labaran und Foriwa werfen sie beiseite.

Die Zeit der christlichen Missionsschulen ist nun vorbei. Efua Sutherland strebt ein passenderes Schulsystem an. Die Missionare lehrten hauptsächlich Literatur, wodurch die wenigen Arbeitsplätze, auf diesen meist kirchlichen Gebieten, überlaufen waren (Yousif 28-29). Die Naturwissenschaft, Wirtschaft, Technik und Landwirtschaft brauchte jedoch nach der Unabhängigkeit neue, einheimische Kräfte. In Foriwa wird nicht nur der Lehrerberuf als Ziel angegeben, sondern auch die beiden Freunde Labarans, Brobi und Atuo, haben ein zukunftsträchtiges Training begonnen. Sie haben sich in der Landwirtschaft ausbilden lassen, und tragen damit ihren Beitrag zur Entwicklung des Dorfes bei, in dem sie die das Land für den Palmnussanbau kultivieren wollen (Adams 88).

Brobis Mutter klagt darüber, dass ihr Sohn von ihr fortgehen musste, um zu lernen. Doch sie ist stolz auf die Ausbildung Brobis. „They should keep their good fortune while they have it. Let them stay where they are. It is enough if we, their mothers, see their faces here from time to time.“ (27) Tatsächlich verlassen die jungen Leute die Dörfer, um in den Städten zu arbeiten oder zu studieren. Durch diese Landflucht gehen nicht nur wichtige Arbeitskräfte auf dem Dorf verloren, sondern auch die Traditionen der einzelnen Dörfer werden vernachlässigt (Yousif 28).

Auch Sutherland wurde von Nonnen ausgebildet und studierte dann in Großbritannien (Anyidoho 78). Meist sind es die Studenten im Ausland die sich zu ihren kulturellen Wurzeln bekennen und versuchen ein Nationalgefühl in ihrem Land aufzubauen. Die Queen Mothers[2] Tochter, Foriwa, hat auch nicht in Kyerefaso ihre Ausbildung erhalten, sondern musste nach Accra gehen. Foriwa fühlt dich nach ihrer Rückkehr mit dem Dorf enger verbunden und entschließt sich dem Ruf ihrer Mutter zu folgen und für Kyerefaso dazusein, anstatt egoistische Karrierepläne zu verfolgen.

II.2. Theater in Ghana

Foriwa ist kein traditionelles ghanaisches Theaterstück nach den alten Regeln, aber auch kein Stück nach strengem westlichen Aufbau. Efua Sutherland wählte verschiedenen Elemente aus und verband sie zu einer Mischung aus Tradition und Moderne (Ankumah 457). Passend zu der postkolonialen Zeit, in der das alte Afrika nicht ganz, das neue aber noch nicht vollständig existiert. „Our contact with whites has given birth to a neo-African culture. We can only speak of neo-african culture to define the content arising from the contact between Western and African cultures.“ (Shelton, African Assertion 3)

Sutherlands Theaterstück soll die Menschen bilden. Sie will nicht nur amüsieren, sondern die Zuschauer wachrütteln und zum Nachdenken anregen[3]. Während dem vorgezogenem Festival, welches die Queen Mother einberufen hat, fordert diese die Menschen auf zu tanzen und aufzustehen, um ein neues Leben zu beginnen. Damit zeigt Sutherland dem Publikum, dass es die Werte des neuen Ghanas überdenken und die eigene Gesellschaft erneuern muss (Wilentz 192).

Damit sie mit ihrem Stück ein möglichst großes Publikum erreicht, verwendet Sutherland nicht Akan, sondern Englisch. Auch durch die Publikumsnähe stellt sie einen direkten Bezug her. Das Stück ist nicht für die Bühne gedacht, sondern für eine gewöhnliche Dorfstraße, wie es einer Notiz im Vorwort des Buches zu entnehmen ist: „This play was intended to be performed in the open air in a street in any of many small Ghanaian towns.“

Sutherland vermischt alte Ansichten mit modernen Möglichkeiten. Der Inhalt ihres Stückes, lehnt sich an traditionelle Geschichten an. So gibt es das in ganz Ghana bekannt Märchen des schönen Mädchens, welches alle Heiratsanträge der Männer ablehnt und schließlich die Ehe mit einem Fremden eingeht, der sie später als Python entpuppt und sie auffrisst. Der zweite Damespieler in Foriwa spielt auf dieses Märchen an:

Someone should tell Foriwa that we know a woman in a story who also said ‘no’ here and ‘no’ there. [...] When she did say ‘yes’ at last, she said it to a man the like of whom she’d never seen, she thought. Let someone tell Foriwa that the man turned into a python and ate up the woman of the story. (16)

Sutherland lässt die Geschichte in Foriwa jedoch nicht so enden. Sie modernisiert die Ansichten über Ehe und gibt den Frauen eine neue Wahl. Es muss nicht Schicksal jeder Frau sein zu heiraten.

[...]


[1] Efua T. Sutherland. Foriwa (Accra: State Publishing Corporation, 1967) S.31

(Falls nicht anders gekennzeichnet beziehen sich alle folgenden Zitate auf diese Ausgabe)

[2] Die englischen Bezeichnungen für Personen wurden teilweise beibehalten

[3] „Im kulturpolitischen Bereich bestanden die ersten Aufgaben darin, ein kulturelles Selbstbewusstsein auf nationaler und regionaler Ebene zu wecken und zu fördern.“ (Edorh 25)

Ende der Leseprobe aus 14 Seiten

Details

Titel
Die Bedeutung der Bildung in Efua Sutherlands Theaterstück Foriwa
Hochschule
Johannes Gutenberg-Universität Mainz  (Institut für Afrikanische Philologie)
Veranstaltung
Einführung in die Literatur afrikanischer Frauen
Note
1,3
Autor
Jahr
2003
Seiten
14
Katalognummer
V33073
ISBN (eBook)
9783638336475
Dateigröße
589 KB
Sprache
Deutsch
Anmerkungen
Foriwa ist kein traditionelles ghanaisches Theaterstück nach den alten Regeln, aber auch kein Stück nach strengem westlichen Aufbau. Efua Sutherland wählte verschiedenen Elemente aus und verband sie zu einer Mischung aus Tradition und Moderne
Schlagworte
Bedeutung, Bildung, Efua, Sutherlands, Theaterstück, Foriwa, Einführung, Literatur, Frauen
Arbeit zitieren
Marion Geiss (Autor:in), 2003, Die Bedeutung der Bildung in Efua Sutherlands Theaterstück Foriwa, München, GRIN Verlag, https://www.grin.com/document/33073

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