Reisemotive von Touristen


Seminararbeit, 1998

27 Seiten


Leseprobe


Gliederung

1. Einleitung
1.1. Begriffsklärung
1.2. Entwicklung des Tourismus

2. Soziologische Untersuchungen im Bereich Tourismus

3. Zu einzelnen Reisemotiven
3.1. Erholung/ Entspannung/ Besinnung/ Gesundheit
3.2. Eindrücke/ Entdeckung/ Bildung
3.3. Abwechslung/ Erlebnis/ Geselligkeit

4. Theoretische Ansätze zur Erklärung der Reisemotivation
4.1. Motivationstheorien
4.2. Reisen als Weg zur Selbstverwirklichung
4.3. Rollenwechsel
4.4. Theorie der statischen vs. dynamischen Orientierung zur Umwelt und die Theorie der Symbolischen Selbstergänzung
4.5. Prestigegewinn
4.6. Flow

5. Faktoren, die den Tourismus beeinflussen

6. Diskussion

7. Literaturverzeichnis

1. Einleitung

Reisen zählt zu den liebsten Freizeitbeschäftigungen der Deutschen.

Im Jahr 1998 verreisten 76% aller Deutschen mindestens einmal. Auch die Zahl der Zweit- und Drittreisen nimmt immer weiter zu.

Einer von SCHMIDT (1993) zitierten Umfrage nach steht Reisen an der Spitze der Freizeittätigkeiten, die die Befragten gern mehr ausüben würden, wenn die entsprechenden Voraussetzungen und Möglichkeiten dazu gegeben wären.

Wahrscheinlich fallen jedem sofort einige Motive ein, die Menschen dazu bewegen könnten zu verreisen. Eine spontane Befragung meinerseits bestätigte dies. Es kamen als Antwort immer wieder die Stichworte: „Erholung“, „Flucht aus dem Alltag“ und „Sonne“.

Auf welchem Stand jedoch befindet sich die Tourismusforschung hinsichtlich der Fragestellung, aus welchen Motiven heraus Menschen in den Urlaub fahren?

Dies soll Gegenstand der folgenden Betrachtungen sein.

1.1. Begriffsklärung

Zu Beginn möchte ich einige Begriffsdefinitionen anführen, da diese die Grundlage der nachfolgenden Ausführungen bilden.

Touristen sind zeitweilige Besucher eines Landes, die sich mindestens 24 Stunden im Zielland aufhalten und deren Reisemotiv sich folgender Klassifikation zuordnen läßt:

a) Freizeit (Erholung, Urlaub, Gesundheit, Studium, Religion und Sport)
b) Geschäft, Familie, Mission, Konferenz.

Dauert der Aufenthalt weniger als 24 Stunden, so handelt es sich lediglich um einen „ Ausflug “.“

„Unter Reisemotive n verstehen wir die Gesamtheit der individuellen Beweggründe, die dem Reisen zugrunde liegen. Psychologisch gesehen handelt es sich um Bedürfnisse, Strebungen, Wünsche, Erwartungen, die Menschen veranlassen, einen Reise ins Auge zu fassen bzw. zu unternehmen.“

(nach Schober, 1993, S.199)

1.2. Entwicklung des Tourismus

Tourismus kann als relativ junges Phänomen betrachtet werden[1].

Jedoch legten schon die Jäger und Sammler auf der Suche nach ertragreichen Gebieten weite Strecken zurück.

Erste im weitesten Sinne als Reise zu bezeichnende Unternehmungen dienten der Erweiterung oder Festigung von verwandtschaftlichen Beziehungen, dem Handel, der kriegerischen Aneignung von Ressourcen, aber auch der Erkundung unbekannter Gebiete.

Bereits in der Antike erfolgten erste Bildungs- und Erholungsreisen sowie Bäderreisen. Auch Erkundungsreisen erfolgten in immer höherem Ausmaß. Es entstanden erste Wegekarten und Kursbücher.

Mit dem Mittelalter wurde das Reisen gefährlicher, die Zahl der Wegelagerer und andere Gefahren nahm zu. Jedoch waren nach wie vor viele Menschen unterwegs, beispielsweise um sich durch Handel oder auch das Verdingen zu Kriegsdiensten den Lebensunterhalt zu sichern.

Nach dem Ende des Mittelalters kam es mit zunehmender innerer Sicherheit zu einem Aufschwung der Bäderreisen sowie der Verbreitung von Bildungsreisen, welche innerhalb des Bürgertums immer beliebter wurden. Ziel dieser Bildungsreisen war es zunächst, Besonderheiten politischer und sozialer Art sowie bemerkenswerte technische Einrichtungen der bereisten Länder zu erkunden und in der Heimat bekannt zu machen.

Als Zeitraum der Entstehung des modernen Tourismus kann die Zeit von Mitte des 18.Jhd. bis ins erste Drittel des 19. Jahrhunderts betrachtet werden.

Zur damaligen Zeit stellte die Reise eine, meist lang geplante, große Unternehmung dar. Diese Unternehmungen waren jedoch überwiegend auf adlige und bürgerliche Kreise beschränkt. In den Mittelpunkt der Reise rückten im Laufe der Zeit die unberührte Natur, beispielsweise die Alpen und das Meer, und deren ursprüngliche Bewohner. Das Hauptziel war nun nicht mehr die Verstandes-, sondern die Gefühlsbildung.

Erst ab dem ersten Drittel des 19. Jahrhunderts weitete sich die Reisetätigkeit auch auf andere Bevölkerungsschichten aus. Eine Grundlage dafür stellte die Verbesserung des Verkehrswesens und die damit verbundene allgemeine Mobilitätssteigerung dar.

Mitte des 19. Jahrhunderts entstanden die ersten Reisebüros, welche unter anderem bereits Pauschalreisen offerierten.

Als Ziel des Urlaubs wurde zu dieser Zeit hauptsächlich die Regeneration geistiger Ressourcen gesehen. Demzufolge wurden 1873 erste Urlaubsbestimmungen für Beamte, später dann auch für Angestellte erlassen.

Anfang des 20. Jahrhundert fanden sich schließlich Urlaubsregelungen ist fast allen Tarifverträgen. Der Urlaub entwickelte sich zum Element des Familienlebens der bürgerlichen Kleinfamilie.

In Arbeiterkreisen jedoch war der Tourismus zunächst noch nicht so weit verbreitet, da vielen Arbeitern die notwendigen finanziellen Mittel fehlten. Die Entstehung von arbeitereigenen Reiseorganisationen sollte dem entgegenwirken, indem sie Urlaub zu niedrigen Preisen anboten. In diesem Rahmen entstand schließlich auch die Wanderbewegung.

Um die Idee der Volksgemeinschaft als ein Element der faschistischen Ideologie in den Köpfen der Arbeiter zu verankern wurden im Nationalsozialismus durch die Organisation „Kraft durch Freude“ Wander- und Ferienfahrten zu niedrigen Preisen offeriert. Urlaub setzte sich in dieser Zeit in der Arbeiterschaft immer weiter durch.

In der Nachkriegszeit wurde der Anspruch auf eine Urlaubsreise zu einer Selbstverständlichkeit. Sowohl in der DDR als auch in der BRD zeigte sich ein reger Anstieg des Tourismus. In der DDR wurde dabei die Zunahme der Reisetätigkeit innerhalb der Arbeiterschaft durch die Subventionierung von Reisen im Rahmen des FDGB unterstützt.

Eine Betrachtung der Ergebnisse einer Umfrage des Deutschen Institutes für Volksumfragen (DIVO) für den Zeitraum 1954- 68 sowie der Reiseanalysen des Studienkreises für Tourismus von 1970 bis heute ermöglicht eine genauere Betrachtung des Anstiegs der Zahl von Urlaubsreisen.

Betrachtet wird hier die Reiseintensität, welche angibt, wieviel Prozent der Bevölkerung über 14 Jahren in dem betreffenden Jahr eine Urlaubsreise von mindestens 5 Tagen unternommen haben.

Abbildung in dieser Leseprobe nicht enthalten

Aus: WOHLMANN (1993, S.11 und BECKER 2000, S.28)

Im Zeitraum von 1954- 1998 hat sich die Reiseintensität verdreifacht. Während 1954 nur 24% der Deutschen über 14 Jahre (mindestens) eine Urlaubsreise machten, waren es 1998 76%.

Anderem Zahlenmaterial dieser Studie ist auch eine Zunahme der Zweit- und Drittreisen zu entnehmen. Während 1954 in der Regel nur eine jährliche Urlaubsreise durchgeführt wurde, waren 1998 Zweit- und Drittreisen immer häufiger.

Bei der Betrachtung der Reiseziele zeigt sich eine interessante Trendverschiebung. Während 1954 die Mehrzahl der Reiseziele im Inland lag, sind heute die meisten Reisen Auslandsreisen. Jedoch ist die Anzahl der Inlandsreisen sogar geringfügig gestiegen. Dies läßt sich dadurch erklären, daß zwar die Mehrzahl der Haupturlaubsreisen Auslandsreisen sind, jedoch Zweit- und Drittreisen zumeist Reiseziele im eigenen Land betreffen.[2]

Außerdem konnte festgestellt werden, daß junge Menschen häufiger verreisen als ältere.

Unter den Jüngeren wiederum war die Reisetätigkeit bei Studenten höher als bei Lehrlingen und jungen Arbeitern (vgl. SCHMIDT, 1990, S.48).

2. Soziologische Untersuchungen im Bereich Tourismus

VESTER (1993, S.36/ 37) sieht die Aufgabe der Tourismussoziologie in der „Beschreibung und Erklärung der gesellschaftlichen und kulturellen Erscheinungen, Ursachen, Funktionen und Folgen des Tourismus“.

Forschungsinhalte sind somit beispielsweise:

- gesellschaftliche und kulturelle Bedingungen des Reisens
- Relationen des Tourismus zu anderen sozialen Bereichen, beispielsweise Zusammenhang von Arbeitszeit, Freizeit und Reiseverhalten, die Abhängigkeit der Reisetätigkeit von materiellen Ressourcen, der Wandel des Tourismus im Zuge des Wertewandels usw.
- Rückwirkungen des Tourismus auf Gesellschaft und Kultur der besuchten Länder
- die Analyse der Strukturen und Funktionszusammenhänge der Tourismusindustrie, der touristischen Märkte sowie der tourismusspezifischen Arbeitsbedingungen und Berufsstrukturen.

Tourismusforschung kann als ein noch relativ neues Forschungsgebiet betrachtet werden.

Erste soziologische Betrachtungen erfolgten nach VESTER (1993) in den 30er Jahren. Nach dem 2. Weltkrieg erschienen die ersten umfassenderen Darstellungen und Ergebnisse einzelner empirischer Untersuchungen.

Jedoch wurden erste umfangreiche Studien erst zu Beginn der sechziger Jahre durch den „Studienkreis für Tourismus“ durchgeführt. Diese hatten vor allem eine sinnvolle Lenkung und Ausweitung des Touristikmarktes zum Ziel.

So entstand 1961 im Auftrag des Studienkreises für Tourismus die erste von HARTMANN durchgeführte Reiseanalyse. Seit 1970 findet die Reiseanalyse jährlich statt.

Zunächst wurden durch halbstandardisierte Interviews mögliche Erwartungen und Wünsche in Zusammenhang mit Urlaubsreisen ermittelt.

Aus diesen Aussagen wurden Listen von möglichen Urlaubsmotiven zusammengestellt, welche 1972 und 1981 noch einmal überarbeitet und ergänzt wurden.

Anhand dieser Motivlisten wird die Zustimmung der befragten Personen zu den einzelnen Motiven ermittelt.

Die Frage an die untersuchten Personen lautet (seit 1971) jeweils:

„Worauf kam es Ihnen bei Ihrer (Haupt-) Urlaubsreise 19... eigentlich hauptsächlich an? Hierzu habe ich einige Vorgaben, bitte kreuzen sie alle zutreffenden Nennungen an.“

[...]


[1] In den folgenden Ausführungen beziehe ich mich primär auf die Artikel von SPODE (1993) und LÖSCHBURG (1977).

[2] vergl. WOHLMANN (1993) und BECKER (2000)

Ende der Leseprobe aus 27 Seiten

Details

Titel
Reisemotive von Touristen
Hochschule
Humboldt-Universität zu Berlin  (Sozialwissenschaftl. Institut)
Veranstaltung
Tourismussoziologie
Autor
Jahr
1998
Seiten
27
Katalognummer
V3305
ISBN (eBook)
9783638120142
Dateigröße
579 KB
Sprache
Deutsch
Schlagworte
Reisemotive, Touristen, Tourismussoziologie
Arbeit zitieren
Jeannette Grabow (Autor:in), 1998, Reisemotive von Touristen, München, GRIN Verlag, https://www.grin.com/document/3305

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