Die US-amerikanische Stadt zwischen Metropolitanisierung, Fragmentierung und Revitalisierung


Hausarbeit (Hauptseminar), 2004

26 Seiten, Note: 2


Leseprobe


Inhaltsverzeichnis

Einleitung

1. Metropolitanisierung US-amerikanischer Städte

2. Gründe für die Metropolitanisierung in US- amerikanischen Städten
2.1. Bevölkerungssuburbanisierung
2.2. Dezentralisierung des Einzelhandels
2.3. Dezentralisierung des Großhandels und der Industrie
2.4. Dezentralisierung der Dienstleistungsunternehmen
2.5. Fazit

3. Probleme in den US-amerikanischen Kernstädten

4. Fragmentierung
4.1. Merkmale des Segregationsprozesses
4.2. Vorraussetzungen des Segregationsprozesses
4.3. Allgemeine Segregationsprozesse
4.4. Das Prisma Cluster Modell

5. Revitalisierung
5.1. Der neue CBD
5.2. Die New towns - in Town
5.3. Gentrification
5.3.1. Phasen der Gentrification
5.3.2. Gründe für Gentrification
5.3.3. Fazit

6. Das Beispiel Atlanta
6.1. Wachstumspolstrategie
6.2 Wohnfunktion
6.3 Fazit

7. Quellenverzeichnis

Abbildungsverzeichnis:

Abb. 1 Schema einer US-amerikanischen Stadt (nach Hahn)

Abb. 2 Schema einer US-amerikanischen Stadt (Struktur und Veränderungen) nach Hahn

Abb. 3 Industrial Park „Cedar Falls“, Iowa

Abb. 4 Beispiel einer Levittown auf Long Island

Abb. 5 Babyboom der Nachkriegszeit

Abb. 6 Mall of America

Abb. 7 Anteil der MSA-Arbeitsplätze in den Außenstädten 1970 und 1990 [%]

Abb. 8 Entertainmentkomplex in der Downtown

Abb. 9 New town - in Town

Abb. 10 Die Kernstadt Atlanta mit der Central Area

Abb. 11 tatsächliche Wohnungsbau-enterprise-zones

Tabellenverzeichnis

Tab. 1 Metro-Bevölkerung: Kernstadt - Außenstadt [%]

Tab. 2 Bevölkerungsverluste in ausgewählten Kernstädten [%]

Einleitung:

Im Zentrum dieser Arbeit steht die Analyse von Städten in den USA und wie sie sich in den letzten Jahrzehnten entwickelt haben. Städte sind keine statischen Räume, sondern sind ständig im Entwicklungsprozess. Im Rahmen der Städteentwicklung hört man sehr oft den Begriff der Metropolitanisierung. Doch was wird mit diesem Begriff gemeint? Auch in der Literatur kann man keine genaue Definition des Begriffs finden.

Die Metropolitanisierung umschreibt eine Form der Stadtentwicklung, die sich aus Dezentra- lisierung, Suburbanisierung sowie einer räumlichen Ausweitung des Stadtgebietes zusam- mensetzt. Es kommt nicht nur zu einer Verlagerung der Wohnbevölkerung, sondern auch von Arbeitsplätzen, Wirtschaftsaktivitäten und anderen speziellen Funktionen aus der Kern- stadt in die Randgemeinden (L. Holzner, L. 1996, Seite 71). All diese Prozesse haben in US- amerikanischen Städten in den letzten fünfzig Jahren stattgefunden. Die räumliche Auswei- tung führte in den USA zur Bildung neuer statistischer Einheiten im amerikanischen Zensus- system. Ab 1983 wurden die großen Kernstädte mit ihrem Umland zu so genannten metro- politan statistical areas zusammengefasst. Dies ist nur eine der zahlreichen Folgen der ame- rikanischen Stadtentwicklung, auf die in der folgenden Arbeit eingegangen werden soll. Ne- ben der Metropolitanisierung lässt sich auch das Phänomen der Fragmentierung aufzeigen. Das heißt, dass sich die Bevölkerung anhand eines bestimmten Schemas anordnet. Aber auch neben der Bevölkerung ordnen sich Wirtschaftsbetriebe und Versorgungseinrichtungen nach einem bestimmten Muster an. Die Gründe für diese Entwicklung, daraus resultierende Probleme, sowie Lösungsstrategien bilden den inhaltlichen Schwerpunkt dieser Arbeit.

1. Metropolitanisierung US-amerikanischer Städte:

Der Begriff der Metropolitanisie- rung wurde im Teil der Einlei- tung schon erklärt. Die Ausma-ße dieser Entwicklungen sollen zunächst erst einmal genauer erläutert werden. Dabei basie- ren die Befunde auf dem „Schema einer US- amerikanischen Stadt“ nach Roland Hahn, (siehe Abb. 1) welches von Heinz Heineberg ergänzt wurde (siehe Abb. 2).

Abbildung in dieser Leseprobe nicht enthalten

Abb. 1: „Schema einer US-Amerikanische Stadt“

Quelle: R. Hahn 2002, Seite 44

Auch vor Roland Hahn versuchten andere Wissenschaftler die US-amerikanische Stadt an- hand von Modellen zu beschreiben. Doch da diese Modelle der Chicagoer Schule anhand von sozialen Indikatoren (Ringmodell nach E.W. Burgess, 1925/1929), Mietpreisen (Sekto- renmodell nach H. Hoyt, 1939) oder zentralörtlichen Funktionen (Mehrkernemodell nach C.D. Harris und E. L. Ullman, 1945) gefertigt wurden, reichen sie über eine Beschreibung des Ist-Zustandes nicht her- aus. Außerdem wurden sie bereits entwickelt, bevor sich postmoderne Wirtschafts- strukturen gebildet haben. Vor allem aber ihre statische Beschreibung des Stadtgefü- ges reicht für eine Erklärung der heutigen Stadtstruktur nicht mehr aus.

Roland Hahn baute in sei- nem Modell vor allem dyna- mische Komponenten ein, die es ermöglichen die Pro- zesse und Veränderungen der heutigen Stadtentwick- lung in den USA aufzuzei-

Abbildung in dieser Leseprobe nicht enthalten

Abb. 2: Muster einer US-amerikanischen Stadt (Struktur und Verän- derungen) nach Hahn gen.

Quelle: H. Heineberg 2000, Seite 255

Auch in dem Stadtmodell nach Roland Hahn finden sich ringzonale und sektorale Strukturen wieder, wie wir sie schon in den Stadtmodellen der Chicagoer Schule gefunden haben. Doch die deutlichsten Elemente des Stadtmodells sind nach außen gerichteten Entwicklungen, d.h. dass die US-amerikanische Stadt von einer weit reichenden Expansion von der Kernstadt ins Umland geprägt ist. Außerdem geht dieses Modell auf die Postmodernen Strukturen ein, welches bei den alten Modellen noch nicht möglich war.

Die Suburbanisierung der, sowohl weißen als auch schwarzen, Bevölkerungsschichten (affluent-middle-, und -upperclass-Familien) zeigen bereits deutlich den Prozess der Frag- mentierung. Denn die verschiedenen Bevölkerungsschichten, geordnet nach sozialem Sta- tus und ethnischer Herkunft, ziehen in unterschiedliche Räume, die in sich zum größten Teil homogen sind. Man kann von einem steigenden Sozialgradienten vom Zentrum hin in den suburbanen Raum sprechen. Denn im Zentrum findet man vor allem Wohngebiete ethni- scher Minderheiten in abgewerteten Wohngebieten. Die Wohnbebauung wird immer jünger und moderner, umso weiter sie vom Zentrum entfernt liegt (siehe Abb. 2).

Einzige Ausnahmen bilden die renovierten und modernisierten Wohnviertel im Citybereich, welche aber auf die Gentrification zurückzuführen sind und von kapitalkräftigen Bevölke- rungsschichten bewohnt werden. Die Gentrification ist auch die einzige Bevölkerungsbewe- gung die von außen nach innen vollzogen wird. Da die Gentrifier zum größten Teil nicht aus dem Umland stammen, sondern schon immer in der Stadt gewohnt haben, kann man nicht von einer Reurbanisierung sprechen sondern eher von einem „ stay-in-the-city- Verhalten“ (Hahn 2002, Seite 41).

Neben der Bevölkerungssuburbanisierung ist eine deutliche Dezentralisierung der Industrie, des Einzelhandels und der Dienstleistungsunternehmen zu erkennen. Der Einzelhandel ori- entierte sich zunächst in so genannten commercial strips entlang der großen Ausfallstraßen der Kernstadt, bevor er sich zunehmend in shopping malls an Standorten „auf der Grünen Wiese“ festigte(siehe Abb. 2). Im Laufe der Zeit bildeten sich die Außenstädte, die zunächst als reine Schlafstädte konzipiert waren zu eigenständigen Zentren (edge cities = Pionier- städte) mit neuen Bürozentren und einem breiten Berufsfeld für Dienstleistungsbeschäftigte. Entlang der Ausfallstraßen der edge cities siedeln sich die Industrieunternehmen der Postmoderne in den industrial parks an (siehe Abb. 3). Denn diese Standorte sind an die postmodernen Anforderungen besser ange- passt. Außerdem entstehen hier auch die so genannten enterprise zones mit „hightech“- Industrie.

Zusammenfassend kann man sagen, dass die Metropolitanisierung und die Fragmentie-

Abbildung in dieser Leseprobe nicht enthalten

Abb. 3: Industrial Park „Cedar Falls“, Iowa (Quelle: http://www.cvedc.com/graphics/CFIPWebSite.gif)

rung in den beiden Modellen sehr deutlich zu erkennen ist. Denn viele Funktionen die frü- her mal in der Kernstadt verortet waren, suchen sich ihren neuen Standort in den edge cities und im Umland. Daraus resultiert ein starker Bedeutungsverlust der Kernstadt, der schwerwiegende Folgen mit sich bringt. Doch bevor auf die Probleme und Folgen für die Kernstadt eingegangen wird, soll zunächst Ursachenforschung betrieben werden. Es sollen die Fragen, wie es zu solch einer Entwicklung kam und welche Prozesse diese Entwicklung ausgelöst und vorangetrieben haben geklärt werden.

2. Gründe für die Metropolitanisierung in US-amerikanischen Städten:

2.1. Bevölkerungssuburbanisierung:

Bereits am Ende des 19. Jahrhunderts siedelten sich Elitehaushalte an den Endstationen von Straßenbahnen an. Daraus lässt sich schon eine frühe Fragmentierung der amerikani- schen Gesellschaft ablesen. Doch als Ausgangspunkt für die Metropolitanisierung kann die enorme Bevölkerungssuburbanisierung in Amerika nach dem Zweiten Weltkrieg genannt werden. Dieser Prozess kann als Hauptursache erkannt werden, und brachte die meisten anderen Prozesse in Schwung und führte zu den Stadtstrukturen, wie wir sie heute vorfin- den. Bevölkerungssuburbanisierung fand zwar schon bereits vor und während des Zweiten Weltkrieges statt, doch nicht in diesem Ausmaße. Von 1940 bis 1950 verringerte sich die amerikanische Kernstadbevölkerung durchschnittlich um rund 10 Prozent auf 58 Prozent.

Bis 1990 setzte sich dieser Trend weiter fort, so dass die durchschnittliche Kernstadbevölke- rung sich auf rund 39 Prozent verringerte (siehe Tab. 1; L. Holzner 1996, Seite 75). In eini-

Abbildung in dieser Leseprobe nicht enthalten

Tab. 1: Metro-Bevölkerung: Kernstadt - Außenstadt [%] (Quelle: U.S. Census)

gen Städten Nord- amerikas liegt die Kernstadtbevölke- rung sogar unter 10 Prozent.

Das liegt natürlich auch daran, dass die Bevölkerungssuburbanisierung durch politische Programme, die leistungsfähige Wirtschaft sowie technische Innovationen unterstützt und verstärkt wurde. Aber auch persönliche Inte- ressen förderten die Suburbanisierung (Quelle: Hahn 2002, S. 33-35). Das Wohnungsbauprogramm von 1949, welches die Regierung ins Leben rief, sollte es Kriegsveteranen ermöglichen, ohne Eigenkapital ein Eigenheim zu erwerben. In den Genuss der zinsgünstigen Finanzierung kamen aber nicht nur Kriegsveteranen, sondern auch viele andere, die ein Eigenheim im suburbanen Raum erwerben wollten, der als angestrebter Lebensraum galt (L. Holzner, 1996, Seite 74). Es wurden große Wohnraumsiedlungen ge- schaffen, die durch die Innovationen in der Holzrahmenkonstruktion durch William James Levitt, kostengünstig errichtet werden konnten. So wurde ein Eigenheim im suburbanen Raum für sehr viele Familien erschwinglich. Diese Levitt-Towns (siehe Abb. 4) waren zu- nächst als reine Schlafstädte angelegt und verfügten nur über sehr wenige andere Funktio- nen. Doch durch den Federal Aid Highway Act, ein Straßenbauprogramm aus dem Jahre 1956, wurden diese Städte optimal an die Kernstadt angebunden und machten es möglich mit dem eigenen PKW auf direkten Weg, über die zum Teil zehnspurigen Autobahnen, in die Kernstadt zu gelangen (R. Hahn 2002, Seite 32).

Die steigende individuelle Motorisierung war eine wichtige Vorraussetzung für die weitflächige Besiedlung des Stadtumlandes. Denn durch die leistungsstarke Wirtschaft stieg der Wohlstand bei der amerikanischen Bevölkerung, der es vielen Familien ermöglichte ein eigenes Auto sowie ein Eigenheim zu erwerben. Auch der Babyboom der Nachkriegszeit förderte die Suburbanisierung, wel- cher in der Bevölkerungsentwick- lung Amerikas deutlich zu erkennen ist (siehe Abb. 5). Er ist auf die Kriegsveteranen zurückzuführen, die nach der Heimkehr aus dem Krieg jetzt begannen Familien zu

Abbildung in dieser Leseprobe nicht enthalten

Abb. 4: Beispiel einer Levittown auf Long Island

Quelle: http://www.fandm.edu/levittown/images/lgjpegs/B4P3b.jpg

gründen, und mit ihnen ins Umland zogen, weil dieser als bevorzugter Lebensraum galt.

Wie schon gesagt, waren die Städte bisher als reine Schlafstädte angelegt und noch vollkommen von der Kernstadt abhängig, in der sich die Arbeitsplätze sowie die Versorgungseinrichtungen befanden.

Die Nachfrage nach Wohnraum im Umland war so groß, dass es auch zu immens steigen- den Bodenpreisen in den Außenstädten kam, woraus eine weitere Ausweitung der Außen- städte resultierte, so dass die Metropolitangebiete der Städte bereits in den Sechziger Jah- ren einen Radius von bis zu 140 Kilometern erreichten (R. Hahn 2002, S. 36). Dies wurde auch durch den Fortzug der afroamerikanischen Mittelschicht, aus den Kernstädten in den 70er und 80er Jahren, vorangetrieben. Sie verdrängten die weiße Bevölkerung aus ihren

Abbildung in dieser Leseprobe nicht enthalten

Abb. 5: Babyboom der Nachkriegszeit Quelle: U.S. Census

angestammten Gebieten in noch weiter von der Kern- stadt entfernte Regionen. Während der 70er Jahre verloren zum Beispiel New York 10,4 Prozent ( = 1 Mio. Einwohner) und Chi- cago 10,8 Prozent ( = 800.000 Einwohner), ihrer Einwohner. Die absoluten Zahlen wirken natürlich erschreckend, doch wenn man sich die relativen Zahlen anschaut und diese mit anderen Städten aus Nordamerika vergleicht, kommen Chicago und New York eigentlich noch am besten davon (siehe Tab. 2). Vor allem in den Schwerindustrie-Städten in der die Automobil-, und Schwerindustrie die Hauptarbeitsgeber waren sehen wir dramatische Bevölkerungsrückgänge. Das Problem dieser Städte war, dass sie mit ihren riesigen Industrieanlagen auf die postmoderne Entwicklung nicht reagieren konnten.

Städte wie Cleveland, Buffalo und Detroit verlo-

Abbildung in dieser Leseprobe nicht enthalten

Tab. 2: Bevölkerungsverluste in ausgewählten Kernstädten [%]

Quelle: U.S. Census

ren über 20 Prozent ihrer Bevölkerung. Eine große Krise in der amerikanischen Automobil- industrie verstärkte diesen Prozess, denn ge- genüber den billigeren Importen aus Asien war die amerikanische Automobilindustrie nicht konkurrenzfähig (L. Holzner 1996, Seite 75). Folge dieser Entwicklungen war, dass die Kernstadtbevölkerung in Amerika bis 1980 im Durchschnitt auf rund 40 Prozent reduziert wur- de (siehe Tab. 1). Aber die Bevölkerungssubur- banisierung war nur die erste Entwicklung in der amerikanischen Städteentwicklung welche andere Folgeentwicklungen in Gang setzte.

2.2. Dezentralisierung des Einzelhandels:

Aufgrund der Bevölkerungssuburbanisierung ging die Kaufkraft in den Kernstädten zurück, deswegen orientierte sich der Einzelhandel zunächst an den Ausfallstraßen (commercial strips) und war damit an die hohen Verkehrspendlerströme gebunden. Man versuchte die Pendler, die aus den Außenstädten in die Stadt zur Arbeit fuhren, mit großen Werbetafeln auf das Angebot aufmerksam zu machen und sie zu einer Unterbrechung ihrer Fahrt zu a- nimieren. An den commercial strips lagen Geschäfte, die alles für den alltäglichen Bedarf anboten, aber auch Tankstellen, Geschäfte für Autoteile und Reifen, Autohändler, Billigre- staurants, Drive In’s, Baumärkte und Möbelgeschäfte (L. Holzner 1996, Seite 82). In den Außenstädten fand man zunächst nur kleinere Geschäfte, die Waren für den kurzfristigen Bedarf anboten. Große Kaufhäuser suchte man in den Außenbezirken vergebens, denn die Kaufhausbesitzer waren davon überzeugt, dass die Gehsteiglage, sowie die Schaufenster unverzichtbar für den Kundenfang seien. Außerdem wollten sie sich mit der Errichtung von

Filialen im suburbanen Raum keine Konkurrenz zu den Kaufhäusern im Stadtzentrum schaf- fen. Sie sahen nicht voraus, dass die zentrale Lage bald eher ein Handicap für guten Um- satz seien würde (L. Holzner 1996, Seite 86-87). Die erste shopping mall („ northgate “ ) wurde 1950 außerhalb von Seattle eröffnet. Eigentlich war sie eher ein Vorläufer der heutigen mo- dernen shopping malls, denn das Modell orientierte sich vor allem an den europäischen Ein- kaufsstraßen. Es wurden zum ersten Mal mehrere Einzelhandelsgeschäfte in der Mitte einer Parkfläche in dezentraler Lage, mit Sicherheitsdienst und künstlicher Umweltgestaltung zusammengelegt. Das ist aber auch schon das Einzige, was diese shopping mall mit einer heutigen shopping mall gemeinsam hat, denn die Überdachung, Klimatisierung oder Enter- tainmentfunktion wurden in diesem Projekt noch nicht verwirklicht. Aus den oben genannten Gründen, wollten die Kaufhausunternehmer bei diesem Projekt nicht mitmachen, denn es wurde als waghalsiges Unternehmen angesehen. Aber dennoch wurde dieses autoorientier- te Projekt von der Bevölkerung gut angenommen und so setzte sich diese Idee im Laufe der Zeit durch.

Die Kernstadt erlitt durch den Fortzug der kaufkräftigen Bevölkerungsschichten einen enor- men Kaufkraftverlust. Außerdem zogen in die verlassenen Wohngebiete vor allem sozial schwache Bevölkerungsschichten, die finanziell nicht über ausreichende Mittel verfügten. Dies führte zu einer verstärkten Verlagerung des Einzelhandels in den suburbanen Raum, und zu einer Reduzierung des Warenangebotes in der Kernstadt, dass auf die dort ansässi- gen armen Haushalte (commercial blight ) zugeschnitten war (R. Hahn 2002, S. 37). Damit existierte kein zentraler Markt in der Kernstadt, sondern mehrere kleinere Einheiten im Um- land. Insgesamt kam es bis zu den 80er Jahren zu einer Zunahme der Einzelhandelsfläche im Umland. Doch ihren Höhepunkt fand die Expansion der Einzelhandelsfläche in der so genannten „ Reagan-ära “, den wirtschaftlichen Expansionsjahren, zwischen 1982 und 1989. Innerhalb dieser sieben Jahre wurden im suburbanen Raum 5000 Quadratkilometer Einzel- handels- und Bürofläche geschaffen, was der doppelten Fläche des Saarlands entspricht. Diese Fläche wurde vor allem durch die modernen shopping malls verbraucht (L. Holzner 1996, Seite 86). Die Entwicklung dieser neuen Form des Einzelhandels übertraf sich mit immer größeren Projekten. Die bisher größte shopping mall Amerikas wurde im Jahre 1992 bei St. Paul bei Minneapolis eröffnet und trägt den Namen „ Mall of America “ (siehe Abb. 6). Auf den 470.000 Quadrat- metern überdachter Fläche ( = 60 Fußballfelder) findet man fünf große Kaufhäuser, die als „ Anker “ an den Eingängen angeordnet sind. Außerdem befinden sich in der mall über 400 Geschäfte, 14 Kinos, Restaurants und Nightclubs.

Abbildung in dieser Leseprobe nicht enthalten

Abb. 6: Mall of America

Quelle: http://www.rcv.com/images/centermallshot.jpg Sogar ein 30.000

Quadratmeter großer

Entertainment Park (camp snoopy) befindet sich innerhalb der shopping mall. Durch diese Verbindung von Shopping und Entertainment zieht die „ Mall of America “ jährlich über 40 Millionen Besucher an (Disneyland: 20 Mio. Besucher pro Jahr). Der hauptsächliche Einzugsbereich hat einen Radius von 200 Kilometern, doch zählen auch Besucher aus Europa und Japan zu den ständigen Besuchern (L. Holzner 1996, Seite 91).

[...]

Ende der Leseprobe aus 26 Seiten

Details

Titel
Die US-amerikanische Stadt zwischen Metropolitanisierung, Fragmentierung und Revitalisierung
Hochschule
Westfälische Wilhelms-Universität Münster  (Institut für Geographie)
Veranstaltung
Postmoderne Stadt- und Regionalentwicklung
Note
2
Autoren
Jahr
2004
Seiten
26
Katalognummer
V32984
ISBN (eBook)
9783638335676
ISBN (Buch)
9783640843527
Dateigröße
1984 KB
Sprache
Deutsch
Schlagworte
US-amerikanische, Stadt, Metropolitanisierung, Fragmentierung, Revitalisierung, Postmoderne, Stadt-, Regionalentwicklung
Arbeit zitieren
Joerg Geuting (Autor:in)Sandra Schlüter (Autor:in), 2004, Die US-amerikanische Stadt zwischen Metropolitanisierung, Fragmentierung und Revitalisierung, München, GRIN Verlag, https://www.grin.com/document/32984

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