Kausale versus teleologische Erklärungen - Über den Ansatz von Georg Hendrik Wright


Hausarbeit (Hauptseminar), 2004

18 Seiten, Note: 2,0


Leseprobe


Inhaltsverzeichnis

A) Einleitung
1. Georg Hendrik Wright: Erklären und Verstehen
2. Absicht der vorliegenden Arbeit und Vorgehensweise

B) Hauptteil
1. Vorbemerkungen: Ideengeschichtliche Annäherung
1.2 Was ist eine Erklärung? – Das Hempel-Oppenheim-Schema, Ansätze aus der Kybernetik
2. Kausale Erklärungen
2.1 Handlung und Kausalität
2.2 Experiment und Kausalität
3. Teleologische Erklärungen
3.1. Charakteristika teleologischer Erklärungen
3.2 Verträglichkeit von kausaler und teleologischer Erklärung
4.1 Erklärungen in den Geschichts- und Sozialwissenschaften
4.2 Determinismus in einem neuen Licht?

C) Schluss
1. Fazit
Zusammenfassung der Argumentation und
Arbeitsweise Wrights
2. Kritik
In wie weit wird Wright seinem Anspruch gerecht?
Welche für die Beantwortung der Ausgangsfrage
relevanten Problemkreise werden möglicherweise ausgespart?

D) Literatur und Quellen

A) Einleitung

1. Georg Hendrik Wright: Erklären und Verstehen

Erklären und Verstehen lautet der Titel des Buches von Georg Hendrik Wright, welches 1974 erschienen ist. Grundfrage des Buches ist: Inwieweit können Handlungen mit Hilfe von Intentionen kausal erklärt werden? Oder bedarf es hierzu einer spezifischen teleologischen Begründung?

Auch wenn es letztlich nicht zu einer Beantwortung dieser Frage kommen mag, so schärft Wright den Blick auf die Problematik von einer anderen Perspektive heraus.

2. Absicht der vorliegenden Arbeit und Vorgehensweise

Vorliegende Arbeit soll zum einen einen Überblick über das Buch „Erklären und Verstehen“ liefern, zum anderen insbesondere eine sinnvolle Brücke zum Thema des Seminars „Finalität in der Natur“ schaffen.

Der Aufbau der Arbeit orientiert sich dabei im Großen und Ganzen an den Kapiteln des Buches, wobei relevante Punkte hervorgehoben, weniger ausschlaggebende zusammengefasst und gekürzt wurden.

In den folgende Kapiteln soll der wesentliche Gedankengang des Autors rekonstruiert und verständlich wiedergegeben werden.

Am Ende der vorliegenden Arbeit folgt eine Zusammenfassung und eine Kritik bzw. persönliche Evaluation der Problematik.

Zur Zitiertechnik sei angemerkt, dass Zitate und Verweise auf das Buch „Erklären und Verstehen“ von George Hendrik Wright gewöhnlich nur mit Seitenangaben gekennzeichnet sind. Verweise auf andere Quellen sind im Index jeweils mit Titel versehen.

B) Hauptteil

1. Vorbemerkungen

Erklären und Verstehen – Ideengeschichtliche Annäherung

Wright unterscheidet zwei grundlegende Traditionen von Erklärungsmodellen. „Der eine besteht in der Feststellung (...) von Tatsachen, der andere in der Konstruktion von Hypothesen und Theorien. Diese beiden Aspekte wissenschaftlicher Tätigkeit werden manchmal als deskriptive und theoretische Wissenschaft bezeichnet.“[1]

Laut Wright lassen sich diese beiden Positionen ideengeschichtlich zum einen auf Aristoteles und zum anderen auf Galileo Galilei zurückführen. Während erstere Erklärungen dazu benutzt, Phänomene im Nachhinein zu verstehen, fokussiert letztere hingegen das Erklären und damit das Voraussagen des Eintretens bestimmter Phänomene. Wright unterscheidet also zwischen einer naturwissenschaftlichen Art der Erklärung, die „gewöhnlich als kausale (...) Erklärung charakterisiert“[2] wird, die maßgeblich auf Galilei zurückgeht und den Siegeszug der modernen Naturwissenschaft einleitete und einer aristotelischen, teleogischen Erklärung, die heute das Erklärungsschema der Geschichts- und Sozialwissenschaften kennzeichnet. Das Schema erweist sich als brauchbar, und das nicht nur für Wrights nachfolgende Argumentation.

In der Geistesgeschichte oszillieren seitdem die jeweiligen wissenschaftstheoretischen Schwerpunkte zwischen diesen beiden Extremen[3]. Besonders im 19. Jahrhundert kam es in dieser Frage immer wieder zu Versuchen der Vereinheitlichung der Schemata. Eine tragende Rolle kommt hierbei dem Positivismus zu. Dieser fußt auf drei Grundannahmen:

- methodologischer Monismus: die Idee der Einheit der wissenschaftlichen Methode.
- methodologischer Standard der exakten Naturwissenschaften: die Physik setzt wissenschaftstheoretische Maßstäbe, an denen sich andere Wissenschaften zu orientieren haben.
- Kausalität: das Grundschema wissenschaftlicher Erklärung ist ein kausales. Finale oder teleologische Erklärungen sind als Relikte unwissenschaftlicher Methoden zu betrachten.[4]

Gegen diesen Trend entstand eine Strömung, die Wright unter dem Begriff Hermeneutik zusammenfasst. „Die bekanntesten (Denker) sind vielleicht Droysen, Dlthey, Simmel und Max Weber. (...) All diese Denker verwerfen den methodologischen Monismus des Positivismus und lehnen es ab, von den exakten Naturwissenschaften vorgegebene Muster als das einzige und höchste Ideal eines rationalen Realitätverständnisses anzusehen.“[5]

Entgegen dem wissenschaftlichen Erklären setzt diese Strömung auf das Verstehen von Prozessen.

„Verstehen hängt auch mit Intentionalität zusammen, und zwar in einer Weise, in der dies für Erklären nicht gilt.“[6] Wright nimmt mit dieser Vorentscheidung bereits weitere Argumentationen vorweg.

1.2 Das HO-Schema, Ansätze und Kybernetik

Was kennzeichnet eine Erklärung? Das Hempel-Oppenheim-Schema gilt das maßgebendes Schema einer Erklärung. Demnach muss eine Erklärung immer aus dem Explanans (dem Erklärenden), das sich aus Antecedens-Bedingungen (= vorausgehende Umstände + Gesetz) zusammensetzt, und dem Explanandum (dem zu Erklärenden) bestehen.[7] Hempel „hat ferner zwei Varianten des allgemeinen Gesetzesschema der Erklärung unterschieden. Wir werden sie das deduktiv-nomologische und das induktiv-probalistische Schema nennen.[8]

Wright beschränkt sich in der folgenden Diskussion auf das deduktiv-nomologische Schema: das Explanans besteht hierbei aus Antecendens-Ereignissen, während das Explanandum ein Ereignis ist. Ein Beispiel wäre die Tatsache, dass der Auspuff meines Autos auseinanderbricht (= Explanandum, das zu erklärende Ereignis). Das Explanans besteht aus Antecedens-Ereignissen, wie Löchern in der Straße, Durchrosten, schlechter Qualität. Tatsächlich ließen sich mit dieser Erklärung Ereignisse voraussagen. Historiker wären aber, so Wright, an einem solchen Erklärungstyp nicht interessiert.[9] Basis einer solchen deduktiv-nomologischen Erklärung ist damit, die Angabe von Gründen, weshalb ein bestimmtes Ereignis notwendig war. Beim induktiv-probabilistischen Schema wird dagegen Raum gelassen für die Möglichkeit, weshalb ein Ereignis nicht stattgefunden hat.

[...]


[1] Georg Hendrik Wright: Erklären und Verstehen. S. 17.

[2] S. 18.

[3] vgl. S. 40.

[4] vgl. S. 18.

[5] S. 19.

[6] S. 20.

[7] Handlexikon zur Wissenschaftstheorie. S. 116.

[8] S. 24

[9] vgl. S. 25.

Ende der Leseprobe aus 18 Seiten

Details

Titel
Kausale versus teleologische Erklärungen - Über den Ansatz von Georg Hendrik Wright
Hochschule
Hochschule für Philosophie München
Veranstaltung
Finalität in der Natur
Note
2,0
Autor
Jahr
2004
Seiten
18
Katalognummer
V32811
ISBN (eBook)
9783638334341
ISBN (Buch)
9783640113200
Dateigröße
486 KB
Sprache
Deutsch
Anmerkungen
Erklären und Verstehen lautet der Titel des Buches von Georg Hendrik Wright, welches 1974 erschienen ist. Grundfrage des Buches ist: Inwieweit können Handlungen mit Hilfe von Intentionen kausal erklärt werden? Oder bedarf es hierzu einer spezifischen teleologischen Begründung?
Schlagworte
Kausale, Erklärungen, Ansatz, Georg, Hendrik, Wright, Finalität, Natur
Arbeit zitieren
Philipp Mattheis (Autor:in), 2004, Kausale versus teleologische Erklärungen - Über den Ansatz von Georg Hendrik Wright, München, GRIN Verlag, https://www.grin.com/document/32811

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