Der Orientzyklus Karl Mays


Hausarbeit, 1998

19 Seiten, Note: 1


Leseprobe


Inhaltsverzeichnis

1 Einleitung

2 Personnage: Kara Ben Nemsi, Hadschi Halef Omar

3 Autobiographische Authentizität

4 Geographische Hintergründe

5 Islam und Christentum

6 Zusammenfassung

7 Literaturverzeichnis

1 Einleitung

In dieser Seminararbeit behandele ich Karl Mays Orientzyklus. Im Jahr 1880 begann Karl May seine Erzählungen mit Giölgeda padishanün. Reise-Erinnerungen aus dem Türkenreiche. Hierauf folgten weitere Abenteuer und Heldentaten, die ab 1881 bis 1888 in der damals renommierten Wochenzeitschrift Deutscher Hausschatz in Wort und Bild, Regensburg, veröffentlicht wurden. 1892 erschien erstmals die sechsbändige Buchausgabe dieser „Reiseberichte” in Freiburg.[1] Die Vorläufer zu Durch die Wüste: Die Rose von Kahira und Leilet wurden in der Zeitschrift Feierstunden veröffentlicht . Der Orientzyklus besteht aus: I Durch die Wüste, II Durchs wilde Kurdistan, III Von Bagdad nach Stambul, IV In den Schluchten des Balkan, V Durch das Land der Skipetaren, VI Der Schut. Diese Werke erschienen im Fehsenfelddruck als Buchausgabe.[2]

Die Reise Durch die Wüste geht durch: Tunesien, Libyen, Ägypten, Saudi-Arabien, Oman und Irak. Kara Ben Nemsi ist Christ. Der Unterschied zwischen dem islamischen und dem christlichen Glauben ist ein wichtiger Bestandteil der „Reiseerinnerungen” Karl Mays.

Kara Ben Nemsi ist ein charakterfester Held. Der Orient ist in den Beschreibungen Karl Mays von staatlicher und gesellschaftlicher Ordnung geprägt. Wie in seinem wirklichen Leben, so gerät er auch als Kara Ben Nemsi mit Polizei und Behörden in Konflikt. Die Abenteuer und Erlebnisse Kara Ben Nemsis wiederholen sich immer wieder, zum Beispiel: Gefangenschaft, Befreiung, Gefahr, religiöse Konflikte, Gerichtsverhandlungen,... .

Erlebte Zeit ist gleich erzählte Zeit. Der erlebte Raum ist ein exotisch geträumter Raum. Karl May hat zwar gut recherchiert, aber er schreibt die Wüste, die Schlucht. Topographisch ist er hier nicht ganz genau. Trotzdem läßt sich seine „Reiseroute” nachvollziehen. Die Erzählperspektive ist der Ich-Erzähler. Jedoch besitzt er keine epische Allwissenheit. Der Scharfsinn des Helden ersetzt diese weitgehend, doch er darf nicht alles wissen, sonst wäre keine Spannung durch Hinterhalt und Intrigen möglich. Die Sprache Karl Mays ist bei Personenbeschreibungen bildhaft, ansonsten einfach. Er gibt viele Erklärungen und Beschreibungen. Dies tritt auch in Dialogen auf. Die Personen erklären dem Leser die Sachverhalte oder wichtige Hintergrundfakten.

Karl May verknüpft die heimatliche Realität mit der Utopie des Abenteuers. So kommt es zum Beispiel, daß Kara Ben Nemsi mitten im Orient Landsleute trifft. Im Wilden Westen ergeht es ihm ähnlich. Alle Deutschen oder Figuren mit deutschen Verwandten sind gute Menschen, meist sogar die größten Helden.

Ich stellte mir während der Vorbereitung des Referats des öfteren die Frage, warum Karl May noch heute so viel gelesen wird - im Gegensatz zu anderen Kolportageschriftstellern, die heute weit weniger bekannt sind. Diese Frage ist schwer zu beantworten. Sicherlich ist es auch heute noch der Reiz der Exotik, der die Menschen Karl May lesen läßt. Er beschreibt ausführlich Sitten und Gebräuche fremder Kulturen. Der Leser hat das Gefühl, „dabei zu sein“. Andererseits läßt sich die Realität gut vergessen, wenn der Leser in fremde Welten eintaucht und sich selber vielleicht - insgeheim - mit den Superhelden assoziiert.

Hermann Hesse sagte hierzu: Karl May „vertritt mit seinen grellen, knalligen Werken einen Typus von Dichtung, der unentbehrlich und ewig ist“.

Ernst Bloch fügte hinzu: „Fast alles ist nach außen gebrachter Traum der unterdrückten Kreatur, die großes Leben haben will“.

Diesen Traum könnten auch die Leser Karl Mays haben.

2 Personnage:

Kara Ben Nemsi

Kara Ben Nemsi ist der Ich-Erzähler im Orientzyklus Karl Mays. Der Name Kara entstand, weil sein Diener und Freund Hadschi Halef Omar den Namen Karl nicht aussprechen konnte. Ben Nemsi steht für Sohn der Deutschen. Hier ist Karl May ein Fehler unterlaufen, da die Nemtsche nicht die Deutschen, sondern die Österreicher sind. Seine Leser sind allerdings in der Regel weder der türkischen, noch der arabischen Sprache mächtig. Daher ist dieser Fehler für sie nicht zu erkennen und somit unwichtig. Auch der Titel der Erzählung Giölgeda padisahnün ist aus türkischer Sicht syntaktisch und morphologisch falsch.[3] Trotzdem besteht der Anschein, Karl May könne tatsächlich fremde Sprachen sprechen. Dies ist ein guter Trick, für seine Leser als glaubwürdig zu erscheinen und die nötige exotische Stimmung für Geschichten aus dem Orient hervorzurufen.

Der Mensch Kara Ben Nemsi ist durchweg gut und erscheint als geradezu fehlerfrei. Er ist stark, schlau, gebildet und gerecht. Kara Ben Nemsi ist ein überzeugter Christ und kennt sich auch im Islam bestens aus - fast besser, als sein Gefährte Halef.[4] Er glaubt an einen gottgarantierten Ordnungszusammenhang. Er ist weitestgehend non-emotional, kampferprobt, doch trotzdem gewaltfrei. Er ist ein scharfer Beobachter, der logische Schlüsse zieht. Diese rationalen Gedankenoperationen lassen ihn als Detektiv wirken.[5] Er ist tapfer, besonnen und körperlich gewandt. Er besitzt die Fähigkeiten eines Westmannes und führt das Lassowerfen und den indianischen Reitstil als besondere Kunststücke vor.[6] Er klärt Verbrechen auf und betätigt sich als Feldherr. Im späteren Verlauf des Romans erhält er eine mythische, halbgottähnliche Rolle.[7] Der Höhepunkt dieser mythischen Entwicklung wird durch das Treffen mit Marah Durimeh besiegelt.

[...]


[1] Ilmer, Walter, „Mit Kara Ben Nemsi ‘im Schatten des Großherrn’, in: Roxin, Claus/ Stolte, Heinz (Hg.), Jahrbuch der Karl-May-Gesellschaft 1990, Husum, 1990, S.287.

[2] außerdem betrachte ich die Werke: Am Jenseits, Im Lande des Mahdi I, Im Sand des Verderbens, Im Reiche des silbernen Löwen III, IV

[3] Ilmer, Walter, a.a.O., S.288.

[4] Wahrhaftig! Sihdi, du kennst den Kuran und alle heiligen Bücher

May, Karl, Durch die Wüste, Wiedenroth, Hermann / Wollschläger, Hans (Hg.), Zürich 1992, S.11.

[5] Vgl. Sherlock Holmes

[6] Vgl. Old Shatterhand

[7] Sein Mund hat geraucht, und seine Augen haben Flammen gesprudelt. Er hat nur die Hand erhoben, und da sind alls sechs Pferde tot zusammengestürzt (...) Er hatte das Fell des Löwen umgeworfen, stieg auf sein Pferd und ritt durch die Luft davon.

May, Karl, Durch die Wüste, a.a.O., S.357.

Ende der Leseprobe aus 19 Seiten

Details

Titel
Der Orientzyklus Karl Mays
Hochschule
Humboldt-Universität zu Berlin
Veranstaltung
Karl May - Werk und Rezeption
Note
1
Autor
Jahr
1998
Seiten
19
Katalognummer
V32803
ISBN (eBook)
9783638334273
Dateigröße
531 KB
Sprache
Deutsch
Schlagworte
Orientzyklus, Karl, Mays, Karl, Werk, Rezeption
Arbeit zitieren
Yvonne Stingel (Autor:in), 1998, Der Orientzyklus Karl Mays, München, GRIN Verlag, https://www.grin.com/document/32803

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