Doing Gender als Ergebnis der geschlechtsspezifischen Sozialisation


Hausarbeit (Hauptseminar), 2003

14 Seiten, Note: 2,0


Leseprobe


Inhaltsverzeichnis

1. Einführung

2. Forschungsergebnisse
2.1 Soziales Verhalten
2.2 Kognitive Fähigkeiten

3. Doing Gender

4. Geschlechtsspezifische Sozialisation
4.1 Neugeborenenperiode
4.2 Säuglingsalter
4.3 Kleinkindalter

5. Zusammenfassung

Literaturangabe

1. Einführung

Als ich damals gefragt wurde, ob ich das Geschlecht meines noch ungeborenen Kindes erfahren möchte, war ich einen Augenblick am Überlegen.

Wäre mir ein Junge oder ein Mädchen lieber? Ein Mädchen natürlich! Dann könnte ich es hübsch anziehen, Zöpfe flechten und ihr alle meine Puppen vererben. Welches Geschlecht wäre für das Kind vorteilhafter? Männliches! Dann wäre vieles einfacher in seinem Leben und in meinem. Ich müsste mir dann nicht so viele Sorgen machen, mit wem er ausgeht oder ob sein Röckchen zu kurz sei.

Dieser scheinbar unbedeutende Augenblick kam mir bei den Recherchen zu dieser Hausarbeit wieder in Erinnerung. Dabei fält mir auf, dass wenn man an Mädchen denkt, den Begriff zwangsweise mit hübschen Kleidern, zärtlichen Gesten und mit weichem fröhlichem Gemüt assoziiert. Für einen Jungen stehen Begriffe wie übermütig, schnell, frech und laut. Wie kommt es nun zu dieser Assoziation? Wie wird das weibliche und männliche Geschlecht geprägt? Was macht einen weiblichen oder männlichen Säugling nun ausgerechnet zum Mädchen oder Jungen?

Wie bereits aus der o. g. Fragestellungen zu entnehmen ist, liegt der Schwerpunkt dieser Hausarbeit in der Erschließung des soziologischen Prozesses in Bezug auf Interaktionen zwischen Kind und Bezugsperson.

Im 2. Kapitel werden die Ergebnisse der empirischen Forschungsstudien dargelegt, die die beiden Geschlechter auf die Unterschiede und Gemeinsamkeiten hin untersuchen. Dabei werden die Ergebnisse von Untersuchungen über das soziale Verhalten (2.1) und kognitive Fähigkeiten (2.2) fokussiert. Das 3. Kapitel befasst sich mit dem Prozess des doing gender. Im 4. Kapitel wird auf den Sozialisationsverlauf eingegangen, der sich konkret auf die wichtigsten Prägungsphasen des Kindes bezieht, vom Neugeborenenalter (4.1), über Säuglingsalter (4.2) bis zum Kleinkindalter (4.3) hin, und diese anschaulich beschrieben.

Im letzten 5. Kapitel wird der Prozess des Mädchenwerdens zusammengefasst.

2. Forschungsergebnisse

Die heutige Forschung legt ihren Schwerpunkt auf die Überprüfung von unterschiedlichem Verhalten von Jungen und Mädchen. Aber weder in den Untersuchungen noch in deren Summierungen konnten signifikante Unterscheidungsmerkmale gefunden werden.

2.1 Soziales Verhalten

Das Sozialverhalten soll im folgenden an den Punkten Motorik und Aktivitätsniveau, Furcht und Angst, sowie Aggressivität festgemacht werden.

Zum ersten Punkt lassen sich im ersten Lebensjahr keine Unterschiede feststellen. Anhand einer Langzeitstudie ist eine Unterscheidung innerhalb der ersten vier Jahre ebenfalls nicht auszumachen, weitergehende Untersuchungen kommen sogar bis zum sechsten Lebensjahr zu diesem Ergebnis. Erst im Schulalter treten Unterschiede auf, die eine Entwicklung in verschiedene Richtung vermuten lassen. Carol Hagemann-White stellt dazu fest, dass Jungen „mehr draußen spielen, sich mehr raufen, und weiter von zu Hause weg gehen dürfen“ (Hagemann-White 1984, S. 16), was die Grobmotorik fördert. Mädchen sind im Gebrauch der Feinmotorik zwar geschickter, doch lassen diese Beobachtungen keinen Rückschluss auf natürliche Fähigkeiten zu, sondern sind Ergebnisse von Übungen und Aktivitätsmöglichkeiten, die je nach Geschlecht unterschiedlich angeboten werden.

Furcht und Angst sind bei Mädchen etwa ab dem achten Lebensjahr stärker anzutreffen als bei gleichaltrigen Jungen. Hierbei ist zu beachten, dass Mädchen eher als Jungen bereit sind, Ängste einzugestehen. Die Auswirkungen dieses Eingeständnisses (Angstvergrößerung/ Abbau der Angst) können allerdings nicht einwandfrei gedeutet werden. (vgl. ebd., 1984, S. 16)

Zum Thema Aggression lässt sich aufgrund weit voneinander abweichender Untersuchungsergebnisse kein geschlechtstypisches Verhalten ausmachen. Die verbreitete Meinung, dass bei Jungen mehr Aggressionspotential vorhanden ist lässt sich nicht belegen, nur beobachten. Eine biologische Ursache, soweit sind sich die Wissenschaftler einig, liegt allerdings nicht vor. (ebd.,, 1984, S.20).

2.2 Kognitive Fähigkeiten

In Bezug auf allgemeine Intelligenz sind keine Differenzen zwischen Mädchen und Jungen feststellbar.

Sprachliche und mathematische Fähigkeiten als Kategorien kognitiver Leistungen lassen in allen Altersstufen keine Unterscheidung nach Geschlecht für gerechtfertigt erscheinen. Darüber hinaus gilt, dass die mit fortschreitendem Alter auftretenden Unterschiede zwischen Frauen und Männern meist auf unterschiedliche Ausbildung (Schulform/Kursart) zurückzuführen sind, wobei der Aspekt der unterschiedlichen Motivation je nach Geschlecht zu berücksichtigen ist. Bei gleicher Kursanforderung können auch nach fortgeschrittener Entwicklung keine geschlechtsspezifischen Unterschiede ermittelt werden. (vgl. ebd., 1984, S. 24)

3. Doing Gender

Wie die o.g. Untersuchungen belegen, ist das geschlechtsspezifische Verhalten nicht angeboren.

Es gibt aber trotzdem typisch weibliche und männliche Verhaltensweisen! Es muss also etwas mit dem sozialen Umgang mit den biologischen Geschlechtern und gesellschaftlichem Verständnis von Weiblichkeit und Männlichkeit zu tun haben.

Petra Focks beschäftigt sicht ebenfalls mit diesem Thema und untersucht in ihrem Buch „Starke Mädchen, starke Jungs“ diese gesellschaftliche Einflüsse und ihre Auswirkungen auf die geschlechtliche Identitätsfindung.

Focks erkennt, dass die unbewusste Vergeschlechterung erst dann sichtbar wird, wenn diese durchbrochen wird. Beispielsweise, wenn ein Mädchen Feuerwehrmann werden möchte oder ein Junge unbedingt Lippenstift auftragen möchte. In solchen Situationen kommt die Zweigeschlechtlichkeit besonders zum Ausdruck, die in unserer Gesellschaft tief verinnerlicht und weit verwurzelt ist. Dabei wird Weiblichkeit nicht nur als etwas vollkommen anderes definiert als Männlichkeit, sondern es wird auch geringer geschätzt und bewertet. (vgl. Focks 2002, S. 12)

„Mädchen und Jungs finden die Geschlechtsverhältnisse in der patriarchalischen Gesellschaft nicht nur vor, sondern stellen diese auch in der alltäglichen Interaktion aktiv her. Präsentationsweisen von Männlichkeit und Weiblichkeit werden produziert und reproduziert, sie können aber auch in Kommunikations- und Interaktionsprozessen variiert und verändert werden. Diese Prozesse werden in der Geschlechterforschung als doing gender bezeichnet.“ (ebd., S. 18f)

[...]

Ende der Leseprobe aus 14 Seiten

Details

Titel
Doing Gender als Ergebnis der geschlechtsspezifischen Sozialisation
Hochschule
Freie Universität Berlin  (Institut für Allgemeine Pädagogik)
Veranstaltung
Zur Entwicklung kultureller Identität im Kindergarten- und Grundschulalter
Note
2,0
Autor
Jahr
2003
Seiten
14
Katalognummer
V32666
ISBN (eBook)
9783638333306
ISBN (Buch)
9783656073895
Dateigröße
502 KB
Sprache
Deutsch
Schlagworte
Doing, Gender, Ergebnis, Sozialisation, Entwicklung, Identität, Kindergarten-, Grundschulalter
Arbeit zitieren
Elena Rauch (Autor:in), 2003, Doing Gender als Ergebnis der geschlechtsspezifischen Sozialisation, München, GRIN Verlag, https://www.grin.com/document/32666

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