Förderung von hochbegabten Kindern und Jugendlichen. Eine Einführung


Hausarbeit, 2005

16 Seiten, Note: 1,3


Leseprobe


Inhaltsverzeichnis

1. Einleitung

2. Was ist Hochbegabung?
2.1 Definition
2.2 Diagnostik

3. Soziale Lage von Hochbegabten und Notwendigkeit der Förderung

4. Fördermöglichkeiten von Hochbegabten
4.1 Schulische Förderung
4.1.1 Enrichment
4.1.2 Akzeleration
4.1.3 Kombination von Akzeleration und Enrichment
4.1.4 Praxisbeispiel: Das Kreis-Pinneberger Projekt zur Förderung von hochbegabten Kindern und Jugendlichen
4.2 Außerschulische Förderung
4.2.1 Feriencamps
4.2.2 Therapeutische Förderung

5. Beratung als Fördermaßnahme

6. Zusammenfassung

Literatur- und Quellenverzeichnis

Literatur

Quellen

1. Einleitung

Hochbegabte Kinder bedürfen einer speziell auf sie abgestimmte Förderung. Voraussetzung dafür ist eine sensibilisierte Begleitung der Entwicklung des Kindes durch seine Eltern (Holling 1998, S. 55)

Zur Einführung in das Thema Hochbegabtenförderung sollen vorerst allgemeine Aspekte der Hochbegabung anhand der Definition und der Diagnostik genannt werden

2. Was ist Hochbegabung?

2.1 Definition

Für den Begriff der Hochbegabung gibt es zahlreiche Definitionen, wobei sich einige auf intellektuelle Hochbegabung, andere auf eine Vielzahl anderer besonderer Fähigkeiten beziehen. Manche Autoren sprechen von Hochbegabung, wenn es sich um eine besonders herausragende Fähigkeit auf einem bestimmten Gebiet handelt, andere bezeichnen Kinder als hochbegabt, wenn bei ihnen eine überdurchschnittliche Gesamtleistung zu verzeichnen ist (Fischer 2002, S. 26). Einige Definitionen von Hochbegabung werden im Folgenden erläutert:

Nach der hauptsächlich Erwachsene und ältere Kinder betreffenden Ex-post-facto-Definitionen sind Menschen hochbegabt, die eine hervorragenden Leistung erbracht haben.

Der IQ-Definition zufolge sind Menschen hochbegabt, die einen IQ-Wert von über 130 haben.

Bei der Talentdefinition werden unterschiedliche Begabungsbereiche mit einbezogen. Hochbegabte Menschen sind nach dieser Definition solche, die in einem bestimmten Bereich, beispielsweise dem künstlerischen und akademischen Bereich, außerordentliche Leistungen erbracht haben.

Nach der Prozentdefinition „wird ein bestimmter Prozentsatz als hochbegabt definiert, zum Beispiel 15 – 20 % aller Schüler der Sekundarstufe II“ (Holling 1998, S. 6). Das kann beispielsweise Schulnoten oder Intelligenztestwerte betreffen.

Die Kreativitätsdefinition lehnt eine reine Definition anhand des IQ-Werts ab, sondern betont originelle und produktive Leistungen als Kennzeichen für eine Hochbegabung. (Vgl. Holling 1998, S.6)

Die Definitionen können sich gegenseitig bedingen, schließen sich also nicht zwangsläufig aus.

Eine allgemein anerkannte Definition für den Begriff Hochbegabung gibt es jedoch bisher noch nicht.

2.2 Diagnostik

Um hochbegabte Kinder ihren Fähigkeiten und Talenten entsprechend zu fördern, ist die Diagnostik einer Hochbegabung Voraussetzung.

Die Diagnostik umfasst ein breites Feld an Faktoren, die zu berücksichtigen sind. Neben IQ-Werten spielen bei der Diagnostik Faktoren wie kreative Fähigkeiten und soziale Kompetenzen eine wichtige Rolle.

Eine Diagnostik umfasst Verfahren mit Hilfe verschiedener Messinstrumente wie Intelligenztests, standardisierte Tests, Lehrer- und Elternurteile bzw. – berichte, Beobachtungsverfahren des kindlichen Verhaltens, etc. (Vgl. Holling 1998, S. 24 ff; Roedell 1989, S. 27).

Es gibt eine Vielzahl an Verfahren, die eine Hochbegabung diagnostizieren.

Ein Verfahren zur Untersuchung von Schulkindern ist u.a. AID 2, das Adaptive Intelligenz Diagnostikum 2, bei dem die komplexe und basale Kognition erfasst werden soll. Ein weiteres Verfahren ist der Individualtest HAWIK III, der Hamburg-Wechsler-Intelligenztest für Kinder, bei dem geistige Fähigkeiten überprüft werden.

Indem man Kindern Anregungen in unterschiedlichen Bereichen gibt, können Lehrer und Erzieher gegebenenfalls besondere Begabungen ihrer Kinder erkennen. Anregungen sind beispielsweise Bücher, Erfahrungen in der Natur, handwerkliche Bereiche etc. (Hany, S. 2).

3. Soziale Lage von Hochbegabten und Notwendigkeit der Förderung

„In der Bundesrepublik Deutschland gibt es rund 300.000 Kinder und Jugendliche, die überdurchschnittlich begabt sind. Davon erlebt rund die Hälfte schulische und soziale Schwierigkeiten, häufig, weil sie sich unterfordert fühlen und ihre Begabung eher als Bedrohung erlebt wird. Diese Kinder benötigen eine besondere Förderung, damit sie ihre Fähigkeiten entwickeln und nutzen können.“ (Deutscher Bildungsserver)

Ein sehr häufiges Problem von Hochbegabten ist das sogenannte Underachievement, eine ständige Unterforderungssituation in der Schule und auch im Familienleben.

Neben schlechten Schulleistungen kann dies Folgen haben wie Frustrationen, Unzufriedenheit, Isolation gegenüber dem sozialen Umfeld, die „Tendenz Hochintelligenter zum Eigenbrötlertum“ sowie „Neigung zu Angst- und Wutausbrüchen“ (Grobel 1990, S. 106), etc.

Eine weitere Problematik ist, dass hochbegabte Kinder oft geistig ihren Altersgenossen voraus, jedoch von der körperlichen Entwicklung her gleich sind. Daher haben hochbegabte Kinder stets Altersgenossen um sich herum, denen sie intellektuell weiter voraus sind oder immer die Jüngsten in einer Gruppe von älteren Kindern sind.

Frustrationen können des Weiteren entstehen, wenn sich hochbegabte Kinder etwas vornehmen, was über ihre körperliche Kraft hinaus geht, d.h. sie können ihre Vorhaben somit nur unbefriedigend verwirklichen. (Vgl. Roedell 1989, S. 15).

Auf sozialer wie emotionaler Ebene hochbegabter Kinder kann es zu schweren Enttäuschungen kommen. In Bezug auf ihre kognitiven Fähigkeiten finden sie im Falle einer Nichtförderung kaum Herausforderung.

Ihre Bedürfnisse müssen sie weitgehend zurückstellen, wenn sie keiner Fördermaßnahme zuteil werden. Bei noch dazu ablehnendem Verhalten der Lehrer bzw. Erzieher gegenüber hochbegabten Kindern auf Grund des fehlenden Wissens über Hochbegabung können sich aggressive Störungen, psychosomatische Beschwerden u.v.m. bei den Kindern entwickeln (Vgl. Holling 1998, S.70).

Bei hochbegabten Kindern können darüber hinaus soziale Anpassungsprobleme auftreten, was durch eine „große Diskrepanz zwischen dem Niveau ihrer intellektuellen Fähigkeiten und ihrer physischen Entwicklung“ (Roedell 1989, S. 15) zusammenhängen kann.

Auch sind „körperliche Eigenarten“ bei besonders Begabten zu beobachten, wie u.a. „feinmotorische Ungeschicklichkeit, grobmotorische Tollpatschigkeit und Langsamkeit, starke Lärmempfindlichkeit (...), schlechte visuell-motorische Koordinationsfähigkeit“, was häufig „negativ thematisiert“ (Stapf 2003, S. 153) wird, besondere Leistungen dahingegen meist außer acht gelassen werden.

Um solchen negativen Lebensumständen hochbegabter Kinder entgegenzuwirken, ist eine Förderung in diesem Bereich dringend notwendig.

4. Fördermöglichkeiten von Hochbegabten

Grundsätzlich gilt für eine Förderung hochbegabter Kinder und Jugendlicher, dass es keine auf alle Kinder gleichermaßen anzuwendende Methode gibt, „da sich hochbegabte Kinder nicht wie ein Ei dem anderen gleichen“ (Roedell 1989, S. 62). Es soll daher kein „Einheitsprogramm“ für alle entwickelt werden, sondern jedes Kind benötigt individuelle Hilfe. Die unterschiedliche Betreuung und Förderung hängt von den „individuellen Fähigkeitsprofilen und Neigungen“ (Roedell 1989, S. 62) ab.

Ein wichtiger Aspekt in der Hochbegabtenförderung ist jedoch, dass das Kind gleichgesinnte, d.h. ebenso besonders begabte Freunde hat, um den gegenseitigen Austausch zu gewährleisten etc.

Als erstes sollte die Persönlichkeit und Sozialverhalten eines hochbegabten Kindes gefördert werden, damit es sich etwas zutrauen kann.

Wichtig bei einer Förderung ist, dem Kind Anregungen verschiedenster Art zu vermitteln. Das kann durch eine Vielfalt an Spielmaterial und Freizeitaktivitäten geschehen.

Des Weiteren sollte man dem Kind Grundtechniken selbständigen Arbeitens nahe führen.

Wichtig ist darüber hinaus, sich längerfristig mit einem bestimmten Thema intensiv auseinander zu setzen (Hany, S. 3).

Neben der Förderung kognitiver Fähigkeiten sollten auch soziale Fähigkeiten gefördert werden (Roedell 1989, S. 4). Darüber hinaus soll die Förderung entsprechend der jeweiligen Talente der Kinder erfolgen, d.h. wenn ein Kind im musischen Bereich besonders begabt ist, wird vor allem eine Förderung auf musischer Ebene vorausgesetzt (Roedell 1989, S. 62).

Voraussetzung für eine Förderung ist darüber hinaus die Schaffung einer gut geplanten Lernumgebung, d.h., vor allem im vorschulischen Bereich, die Bereitstellung kindgerechter, leicht erreichbarer Spiel- und Lernmaterialien sowie eine gute Überschaubarkeit des Lernraumes (Roedell 1989, S. 66).

In den folgenden Kapiteln werden Fördermaßnahmen unterschiedlichster Art vorgestellt. Da es bislang nur wenige Fördermaßnahmen spezifisch für die Alterklasse der Grund- und Vorschüler gibt, wird hauptsächlich auf allgemeine Förderkonzepte für Schüler der weiterführenden Schulen gleichermaßen eingegangen.

4.1 Schulische Förderung

Es ist Aufgabe des Schulwesens, „allen Schülern und Schülerinnen eine ihren Fähigkeiten entsprechende Bildung zu vermitteln (...), [d.h.] jeden jungen Menschen gemäß seinen individuellen Begabungen und Neigungen zu fördern.“

(Holling 1998, S. 59).

Hochbegabte Kinder sollten nicht nur in ihren Stärken, sondern auch in ihren Schwächen gefördert werden, um diese nicht zu vernachlässigen (Roedell 1989, S.62).

Im Folgenden werden die zu den am wichtigsten zählenden Möglichkeiten der schulischen Hochbegabtenförderung, Enrichment, Akzeleration sowie Kombinationen aus beiden Formen, beschrieben. Anschließend wird ein Projekt zur Förderung für hochbegabte Kinder und Jugendliche als Praxisbeispiel für schulische Hochbegabung vorgestellt.

4.1.1 Enrichment

Ziel des Enrichment ist, das Unterrichtsangebot zu ergänzen. Innerhalb des Unterrichts werden zusätzliche Kurse angeboten, was beispielsweise bilingualen Unterricht betrifft (Fischer 2002, S. 35).

Holling (1998, S. 63f) unterscheidet zwischen vertikalem und horizontalem Enrichment:

Beim vertikalen Enrichment werden Lerninhalte angeboten, bei denen die Fächer bzw. Themen im Unterricht verbreitert oder vertieft werden.

Beim horizontalen Enrichment werden hingegen Lerninhalte angeboten, die im Lehrplan nicht enthalten sind.

Ergänzungen des Unterrichtsangebotes können in Form von Sonderaufgaben erfolgen, die von Schülern übernommen werden (Vgl. Holling 1998, S. 63). Damit sind nicht Aufgaben als bloße Beschäftigung im Sinne von Aufräumen, Wiederholungen der Aufgaben etc. gemeint, sondern „jede Form von Enrichment soll relevant sein, d.h. zur persönlichen, emotionalen und/ oder intellektuellen Entwicklung der Schüler beitragen.“ (Holling 1998, S.63).

Hierzu gibt es zahlreiche Möglichkeiten wie beispielsweise Arbeitsgruppen, Schülerwettbewerbe, Plus-Kurse etc., welche im Folgenden erläutert werden.

[...]

Ende der Leseprobe aus 16 Seiten

Details

Titel
Förderung von hochbegabten Kindern und Jugendlichen. Eine Einführung
Hochschule
Universität Münster  (Institut für Erziehungswissenschaft)
Veranstaltung
Seminar: Hochbegabung im vorschulischen Bereich
Note
1,3
Autor
Jahr
2005
Seiten
16
Katalognummer
V324159
ISBN (eBook)
9783668237964
ISBN (Buch)
9783668237971
Dateigröße
495 KB
Sprache
Deutsch
Schlagworte
Förderung, Hochbegabt, Kinder, Schule, Jugendliche, Diagnostik
Arbeit zitieren
Katharina Gorski (Autor:in), 2005, Förderung von hochbegabten Kindern und Jugendlichen. Eine Einführung, München, GRIN Verlag, https://www.grin.com/document/324159

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