Liebe, Gewalt und Wahnsinn bei Cervantes


Fachbuch, 2016

175 Seiten


Leseprobe


Inhaltsverzeichnis

Märchenhaftes Erzählschema und ideales Frauenbild in Cervantes Novellen
Einleitung
Die Erzählschemata
Die weiblichen Hauptfiguren in den beiden Novellen
Resümee
Literaturverzeichnis

Liebe und Sexualität bei Cervantes und María de Zayas
Einleitung
Theoretische Grundlagen
Die Liebeskonzeption im Siglo de Oro
Die Frau in der Gesellschaft
María de Zayas Prolog « Al que Leyere »
Das Heiraten
Geld und Impotenz
„Prähomosexualität“ bei Zayas und Cervantes
Die Prostitution
Schlussbetrachtung
Literaturverzeichnis

Gewaltdarstellung in Miguel de Cervantes Novelas ejemplares
Einleitung
Definition Gewalt
Miguel de Cervantes
Novela de la fuerza de la sangre
Novela del amante liberal
Fazit
Literaturverzeichnis

La razón de la sinrazón. Wahnsinn und Geisteskrankheit in Don Quijote
Einleitung
La razón de la sinrazón
Literaturverzeichnis

Einzelbände

Märchenhaftes Erzählschema und ideales Frauenbild in Cervantes Novellen

Einleitung

Das Thema dieser Arbeit ist die von Cervantes verwendete Erzählstruktur in den Novellen La Gitanilla und La Fuerza de la Sangre sowie das von ihm dargestellte Frauenbild an den Beispielen von Preciosa und Leocadia.

Im ersten Teil der Arbeit sollen zunächst die Merkmale des Märchenschemas herausgearbeitet und anschließend untersucht werden, inwiefern die beiden Novellen diese aufweisen.

Im zweiten Teil werden die weiblichen Hauptfiguren in La Gitanilla und La Fuerza de la Sangre vorgestellt. Anhand ihrer äußeren sowie inneren Eigenschaften soll das vorbildhafte Frauenbild, das Cervantes kreiert, dargestellt werden.

Das Resümee fasst die Ergebnisse der untersuchten Gegenstände zusammen.

[…]

Liebe und Sexualität bei Cervantes und María de Zayas

Einleitung

„Warum Männer nicht zuhören und Frauen schlecht einparken“. „Männer sind vom Mars, Frauen von der Venus“. Solche „pseudo-wissenschaftliche Schriften“ erreichen in der heutigen Gesellschaft problemlos die Bestsellerlisten. Meine Absicht ist es nicht, diese Bücher in irgendeiner Weise zu analysieren. Ihre Erwähnung in dieser Einleitung zeigt lediglich, dass Männer und Frauen anders denken. Dies scheint zumindest die herrschende Meinung der westlichen Welt zu sein. In dieser Arbeit befasse ich mich mit der Frage, ob die Liebe und die Sexualität im Spanien des 17. Jahrhunderts von einer Frau anders wahrgenommen wird, als von einem Mann. Um diese Frage beantworten zu können, stütze ich mich auf einen Vergleich zwischen zwei Autoren aus dieser Epoche.

Miguel de Cervantes Saavedra bedarf es keiner großen Vorstellung mehr. Durch seinen Roman el ingenioso hidalgo Don Quijote de la Mancha erreichte er die Unsterblichkeit. Sein Name ist heute noch synonym für Kultur und Literatur. In aller Welt stehen die Cervantes-Institute für die Verbreitung der spanischen Kultur. Sein Porträt schmückt die spanischen 10-, 20- und 50-Eurocent-Münzen. Die größte Online-Bibliothek über die spanische Literatur trägt ebenfalls seinen Namen.

Der Don Quijote ist allerdings nicht das einzige von ihm verfasste Werk. Das Thema dieser Arbeit ist zum Teil seine etwas weniger bekannte Novellensammlung, die 1613 erschien: die novelas ejemplares. In 12 Kurzgeschichten, die meistens die Liebe thematisieren, portraitiert er mit viel Ironie die Gesellschaft seiner Zeit. Obwohl der Titel schon darauf hinweist, dass diese Geschichten ‚exemplarisch‘ seien (und dementsprechend eine gewisse Moralvorstellung verteidigen), vertritt diese Arbeit die These, dass Cervantes Strategien anwendet, um als unmoralisch geltende Aspekte der Gesellschaft darzustellen, vor allem wenn es um die Sexualität geht.

1637, also vierundzwanzig Jahre nach der Veröffentlichung der novelas ejemplares erschien die erste Novellensammlung von María de Zayas: novelas amorosas y ejemplares. Es ist sehr wenig bekannt über diese Autorin des 17. Jahrhundert, außer dass sie zu den wenigen schreibenden Frauen ihrer Zeit gehörte.

Meiner Meinung nach handelt es sich bei Zayas um eine Neudichtung der Novellen von Cervantes, unter Berücksichtigung ihres eigenen Geschlechts. Diese Theorie wurde schon zum Beispiel von Ursula Jung in ihrem Aufsatz „Novellenerzählen und Geschlecht im Siglo de Oro: María de Zayas‘ ré-écriture der cervantinischen Novelle“ vertreten. Dabei interpretiert sie jede einzelne Geschichte als neue Variante einer cervantinischen. Ich glaube jedoch, dass diese ré-écriture über die Grenze der einzelnen Novellen hinausgeht. Eine Novelle von Zayas besteht aus verschiedenen Elementen der novelas ejemplares. Diese Elemente zu isolieren erlaubt es uns, zwei Auffassungen zum gleichen Motiv kennenzulernen: die der Frau und die des Mannes.

Mit seiner neoplatonisch geprägten Gesellschaft besitzt das 17. Jahrhundert eine Vorstellung der Liebe, die aus der Antike stammt. Wie diese Liebeskonzeption in der Literatur von Zayas und Cervantes dargestellt wird, soll hier näher untersucht werden, unter Berücksichtigung philosophischer und medizinischer Aspekte, von der Antike bis zur frühen Neuzeit.

Das Bild der Frau ist einer der wichtigsten Aspekte, die in dieser Arbeit behandelt werden. Die Gesellschaft ist im 17. Jahrhundert eine sehr patriarchale Gesellschaft, dementsprechend beruht sie auf dem Glauben, dass die Frau im Vergleich zum Manne minderwertig sei. Bei einem Vergleich der Auffassungen eines männlichen und eines weiblichen Autors ist die Frage berechtigt, ob diese sich grundlegend voneinander unterscheiden.

Schließlich sollen zwei weitere Facetten der Sexualität untersucht werden, nämlich die Homosexualität und die Prostitution. Weder das eine noch das andere Phänomen waren in der frühen Neuzeit selten.

Um diese These zu stützen, ist es notwendig Ansätze aus verschiedenen Forschungsrichtungen zu berücksichtigen. Als erstes sollen die Theorien der Intertextualität (insbesondere Genette), sowie der Gender-Studies zusammengefasst werden. Der Bezug eines Textes (novelas amorosas) auf einen anderen (novelas ejemplares) ist Hauptgegenstand der Intertextualität. Die Ansätze der Gender-Studies sind in diesem Fall relevant, denn das Geschlecht der Autoren beeinflusst ihre Auffassung der verschiedenen Aspekte von Liebe und Sexualität. Ein weiterer Grundsatz, der zum Beispiel bei der Darstellung des Geschlechtsunterschieds eine wichtige Rolle spielt, ist Lotmans Raumstrukturierungstheorie. Im folgenden Kapitel werden diese unterschiedlichen Theorien vorgestellt und kurz erläutert.

[…]

Gewaltdarstellung in Miguel de Cervantes Novelas ejemplares

Einleitung

Gewalt, ein Begriff der jedem Menschen weltweit geläufig ist und den nahezu jeder mit körperlichen Schädigungen assoziiert, die in Form von Straftaten herbeigeführt werden. Hierbei spielen insbesondere die Medien eine bedeutende Rolle, denn sie vergegenwärtigen den Menschen jeden Tag aufs Neue, wie schnell jeder Einzelne von Gewalt betroffen sein kann. Sei es durch Kriege, Mord, Schlägereien oder Vergewaltigungen. Dabei spielt es keine Rolle, welcher gesellschaftlichen Schicht die von der Gewalt betroffenen Personen angehören. Es kann sich sowohl um Menschen aus der Unterschicht, dem Mittelstand oder auch der Oberschicht handeln, die zu Tätern oder Opfern werden. Bezüglich der physischen Gewalt existiert vornehmlich das Stereotyp, bei den Tätern handele es sich um Personen der Unterschicht, die zudem aus anderen Nationen stammen. Im Gegenzug dazu werden diverse Berufsgruppen und die Oberschicht vornehmlich der Korruption bezichtigt. Dass Korruption ebenfalls eine Form der Gewalt darstellt, wird von vielen Leuten jedoch weder bedacht noch in Erwägung gezogen. In gleicher Weise wird der Naturgewalt wenig Bedeutung beigemessen. Es wird vielmehr in Betracht gezogen, dass Naturkatastrophen vornehmlich wirtschaftliche Schäden anrichten können und gelegentlich Todesopfer fordern. Die geringste Beachtung findet jedoch die psychische Gewalt unter der allerdings nahezu jede Person leidet und mit der man tagtäglich im eigenen Leben konfrontiert werden kann. So spiegelt sich diese vornehmlich in Bildungseinrichtungen, an Arbeitsplätzen oder auch in sozialen Netzwerken wieder. Sie ist die Form der Gewalt, die am einfachsten, heutzutage auf anonyme Weise, begangen werden kann. Wer wurde noch nicht Opfer einer verbalen Attacke oder verübte eine solche Tat, wenn auch unbewusst? Und welche verheerenden Auswirkungen kann die psychische Gewalt auf die Opfer haben?

Allerdings kann psychische Gewalt auch auf vieles mehr zurückzuführen sein und die Folge von anderen Gewalttaten begünstigen oder sogar selbst die Folge einer anderen Straftat sein. All diese Formen der Gewalt, egal ob physisch, psychisch oder strukturell, bestehen seit Menschengedenken und wiederholen sich stets und ständig. Daher ist es nicht weiter verwunderlich, dass sich die Gewalt nicht nur im täglichen Leben wiederspiegelt, sondern auch in anderen Bereichen wie der Kunst, im Film oder aber auch in der Literatur. Dieser Problematik hat sich auch Miguel de Cervantes in seinen Werken, die er bereits im 16. und 17. Jahrhundert verfasste, angenommen. So auch in den Novelas ejemplares, die im Jahr 1613 veröffentlicht wurden (vgl. Peinado 2003: 17 ff.).

Ziel der vorliegenden Arbeit ist es, die verschiedenen Gewaltformen an Hand der exemplarischen Novellen La fuerza de la sangre und El amante liberal von Miguel de Cervantes aufzuzeigen und darzustellen, inwieweit die Werke von Cervantes mit seinem Privatleben in Verbindung stehen. Somit erfolgt zu Beginn der Arbeit eine Definition des Begriffs Gewalt und den damit in Zusammenhang stehenden diversen Formen der Gewalt. Danach erfolgt ein kurzer Abriss über die Biografie von Miguel de Cervantes. Im zweiten Teil der Arbeit werden sowohl Ort, Zeit und Erzählperspektive der beiden Handlungen, als auch die Protagonisten näher erläutert. Des Weiteren werden die verschiedenen Formen der Gewalt an Hand der Werke La fuerza de la sangre und El amante liberal dargestellt. Dabei handelt es sich insbesondere um die physische, psychische und strukturelle Gewalt und zusätzlich die Naturgewalt. Am Ende der vorliegenden Arbeit erfolgt schließlich die Auswertung der vorangegangenen Kapitel.

[…]

La razón de la sinrazón. Wahnsinn und Geisteskrankheit in Don Quijote

Einleitung

Was treibt einen alten Mann dazu, von einem Tag zum anderen Haus und Hof zu verlassen, sein Pferd zu satteln und sich als Ritter kostümiert in unbequemer Rüstung unter größten Strapazen auf die Suche nach Abenteuern zu machen? Wer sich durch die mehreren hundert Seiten haarsträubender Geschichten liest, die Cervantes Roman Don Quijote ausmachen, dem stellt sich diese Frage unweigerlich immer wieder von Neuem. Wer ist dieser Ritter von der traurigen Gestalt? Ein Philosoph, gar ein Prophet oder ein einfacher hirnverbrannter Spinner? Ob Prophet oder Spinner, eine gehörige Prise Wahnsinn gehört in jedem Fall dazu, sich auf derlei Abenteuer einzulassen. Und so scheint mir die Frage nach Quijotes Geisteszustand geradezu unerlässlich zum Verständnis eines der bemerkenswertesten Werke der spanischen Literatur, einem der Meilensteine der Weltliteratur.

Bis vor etwa zehn bis zwanzig Jahren beschäftigte sich die Literaturwissenschaft, die reichlich Untersuchungen zu verschiedensten Aspekten des Quijote hervorbrachte, kaum mit dem Thema des Wahnsinns – einem Aspekt, der, wie ich meine, untrennbar mit der Person und Charakterzeichnung des Ritters von der traurigen Gestalt verknüpft ist. Vor allem in den letzten zehn bis fünfzehn Jahren wurden jedoch Untersuchungen veröffentlicht, die Cervantes Roman unter psychoanalytischen Gesichtspunkten beleuchten und so eine weitere Dimension in der Interpretation des Werkes eröffnen.

In der folgenden Arbeit habe ich mich entschieden, den Aspekt des Wahnsinns bei Quijote unter unterschiedlichen Gesichtspunkten zu betrachten. Beginnen möchte ich mit einer Zusammenfassung der veränderten Einstellung zu Geisteskrankheiten vom Mittelalter bis zur Barockzeit, die Aufschluss über den kulturellen Kontext, in dem Don Quijote entstand, geben soll und über die epochenspezifische Auffassung von Verrücktheit. Ist Quijote geistesgestört oder bewusst verrückt? – diese Frage steht im Mittelpunkt des nächsten Kapitels. Im Anschluss wird der Geisteszustand Quijotes einer Analyse unter psychologischen bzw. psychopathologischen Aspekten unterzogen, um desweiteren auf seine literarisch-metaphorische Qualität hin untersucht zu werden. Die Verbindung zwischen Verrücktheit und Idealismus soll im fogenden unter die Lupe genommen werden. Sancho Panza als Gegenpol zu Quijote und sein Verhältnis zu Realität und Wahn gehen schließlich einer Analyse des metafiktionalen Charakters des Werkes voraus.

[…]

Ende der Leseprobe aus 175 Seiten

Details

Titel
Liebe, Gewalt und Wahnsinn bei Cervantes
Autoren
Jahr
2016
Seiten
175
Katalognummer
V323735
ISBN (eBook)
9783668224100
ISBN (Buch)
9783956879265
Dateigröße
1278 KB
Sprache
Deutsch
Schlagworte
Liebe, Gewalt, Wahnsinn, Cervantes, Novelas Ejemplares
Arbeit zitieren
Karina Schwach (Autor:in)Julien Lietart (Autor:in)Franziska Janke (Autor:in)Ulrike Decker (Autor:in), 2016, Liebe, Gewalt und Wahnsinn bei Cervantes, München, GRIN Verlag, https://www.grin.com/document/323735

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