Leseprobe
Inhaltsverzeichnis
1 Einleitung
2 Definitionen
2.1 Netzwerke allgemein
2.2 Soziale Netzwerke
2.3 Sozialkapital
3 Soziale Netzwerkanalyse
4 Anwendung der methodisch sozialen Netzwerkanalyse in jungen Unternehmen
4.1 Zentralität von Akteuren
4.2 Dichte von Netzwerken
4.3 Analyse von Gruppen
5 Einflüsse Sozialer Netzwerke auf den Gründungserfolg
6 Schlusswort
Abkürzungsverzeichnis
Literaturverzeichnis
1. Einleitung
Zusammenkommen ist ein Beginn. Zusammenbleiben ist ein Fortschritt. Zusammenarbeiten ist ein Erfolg. (Henry Ford)
Die Bedeutung von Netzwerken und Kooperationen wird gerade für kleine und mittlere Unternehmen immer wichtiger. (vgl. Ricken/Seidl 2010: 19) Netzwerke bieten den Partnerinnen und Partnern ein hochflexibles Geflecht an Kooperationsbeziehungen. Sie bieten Chancen, die eigenen Ziele mit Hilfe von Kooperationen umzusetzen. Benötigte Ressourcen können gemeinsam getragen werden, auf der Suche nach Lösungen kann gemeinsamer Ideenaustausch hilfreich sein. (vgl. Eisenhardt/Schoonhoven 1996: 137)
Netzwerke sind dann effektiv, wenn Konkurrenz und Kooperation miteinander zu vereinbaren sind, und Stabilität sowie Kontinuität durch gegenseitiges Vertrauen gewährleistet sind. Erfolgreiche Netzwerke benötigen mehr als guten Willen. Sie setzen strategische Planung, Zielsetzung, die richtigen Strukturen, engagierte Partner, qualifizierten Umgang, Vertrauen und kompetentes Netzwerkmanagement voraus. (Vgl. Ricken/Seidl 2010: 19 ff.)
Umso wichtiger ist es für Existenzgründer und Unternehmer sich rechtzeitig darüber zu informieren, die Gesetze der Netzwerke kennen zu lernen, damit sie sich schneller orientieren, um die richtigen Entscheidungen zu treffen.
Existenzgründer werden ständig mit neuen Aufgaben konfrontiert. In ihrem Fachgebiet, in dem diese ihre Existenz gründen, sind sie Fachleute, aber in vielen anderen Bereichen nicht. An diesem Punkt setzt die Netzwerkarbeit ein. Es ist von Vorteil, wenn das Unternehmen bzw. die Gründer, Teil eines Netzwerkes sind und dann auf kurzem Weg Unterstützung finden. (vgl. Hite/Hesterly 2001: 275)
In der vorliegenden Arbeit wird zu Beginn auf die Definition und Abgrenzung der thematisch relevanten Begriffe und einer allgemeinen Erläuterung zur sozialen Netzwerkanalyse eingegangen. Anschließend erfolgt eine Beschreibung der Anwendungsmöglichkeiten der methodischen sozialen Netzwerkanalyse auf junge Unternehmen sowie die Einflüsse der sozialen Netzwerke auf den Gründungserfolg. Abschließend wird ein Fazit zu den Ergebnissen, die sich aus der vorliegenden Arbeit ergeben, geschlossen.
Wenn in dieser Arbeit Begriffe wie Akteur, Mitglieder, Partner, Gründer oder Freiberufler auftreten, so sind immer beide Geschlechter gemeint.
2. Definitionen
Es ist von großer Relevanz die Begrifflichkeiten „Netzwerke allgemein“, „soziale Netzwerke“ und „Sozialkapital“ klar zu definieren und voneinander abzugrenzen, um eine Verständigungsbasis zu schaffen.
2.1 Netzwerke allgemein
In den 90er Jahren wurde der Begriff „Netzwerk“ zum Modewort – ganz besonders im Diskurs der Wirtschaftswissenschaft und der Politik. Netzwerke sind wichtige Ressourcen, welche bei der Gründung und auch Weiterentwicklung von Unternehmen essentiell sind. Die GründerInnen und UnternehmerInnen haben die Möglichkeit aus diesen Netzwerken zu schöpfen – jedoch nur, wenn ihnen der Zugriff darauf gewährt wird. Aus diesem Grund werden Netzwerke auch als Sozialkapital bezeichnet und fungieren analog zum Human- und Finanzkapital. (vgl. Welter/Ammon/Trettin 2004: 19) Netzwerke sind eine Form der kooperativen Arbeit von Akteuren und Akteurinnen in den unterschiedlichsten Bereichen des wirtschaftlichen, politischen, gesellschaftlichen und sozialen Lebens. Sie basieren auf Visionen, Ideen, Vorhaben oder Problemen von Personen, Unternehmen, Einrichtungen oder sonstigen HandlungsträgerInnen, die ihre Ressourcen nicht als ausreichend betrachten und so Kooperationen mit InteressenspartnerInnen als sinnvoll erkennen. (vgl. Fuchs 2006: 125) Grundannahme hierbei ist, dass diese Verbindungen zwischen den Akteuren Veränderungen in dem Verhalten, der Einstellung und der allgemeinen Wahrnehmung in den sozialen Einheiten hervorbringen. (vgl. Serdült 2002: 127)
2.2 Soziale Netzwerke
Soziales Netzwerk bezeichnet das Geflecht von Beziehungen, welches eine Verbindung zwischen Menschen bzw. Institutionen und anderen Menschen bzw. Institutionen darstellt. Diese Beziehungen können sehr unterschiedlich aussehen – zum Beispiel besteht ein soziale Vernetzung in der Familie und Verwandtschaft sowie auch zur Nachbarschaft und zu Kollegen und Klienten. Es handelt sich also um eine soziale Verknüpfung der Menschen miteinander. (vgl. Ricken/Seidl 2010: 42)
Der Begriff “Soziales Netzwerk“ ist insbesondere in der Sozialen Arbeit weit verbreitet, da die soziale Vernetzung in vielen Bereichen als nützlich erachtet wird. Es ist mittlerweise fast ausgeschlossen bspw. bei Analysen oder auch Diagnosen die Beziehungen des Klienten außer Acht zu lassen.
Soziale Netzwerke werden in der wissenschaftlichen Netzwerkforschung in verschiedene Arten untergliedert und differenziert betrachtet, um die verschiedenen Beziehungen der Menschen zueinander und deren Bedeutungen aufzuzeigen. (vgl. Laireiter 1993: 17)
In der heutigen Forschung wird sich vordergründig auf das partielle Netzwerk konzentriert, welches, abhängig von bestimmten Kriterien, eine Extraktion aus dem totalen Netzwerk darstellt. Innerhalb der partiellen Netzwerkanalyse wird vorrangig mit dem egozentrierten Netzwerk, welches die soziale Vernetzung rund um eine einzige Person bezeichnet, gearbeitet. (vgl. Laireiter 1993: 17)
Dieses egozentrierte Netzwerk wird in drei verschiedenen Typen unterschieden:
Das primäre soziale Netzwerk wird mikrosoziales oder persönliches Netzwerk genannt und bezeichnet die Beziehungen in der Familie, Verwandtschaft, Nachbarschaft, Freundschaft und unter Arbeitskollegen. Die Individuen werden in das primäre Netzwerk entweder hineingeboren oder wählen sich ihre zugehörigen Netzwerke selbst. Aus diesem Grund ist das primäre soziale Netzwerk ein lokal-gemeinschaftliches Netzwerk. (vgl. Bullinger 1998: 70 ff.)
Das sekundäre soziale Netzwerk wird auch makrosoziales oder gesellschaftliches Netzwerk genannt und bezeichnet die insitutionellen Netzwerke eines Indiviuums. Marktwirtschaftlich institutionelle Netzwerke sind in diesem Zusammenhang alle auf dem Markt agierenden industriellen Unternehmen sowie Dienstleistungen, welche nach dem Prinzip der Angebot und Nachfrage wirtschaften. Beispiele hierfür sind Handwerksbetriebe und Versicherungsunternehmen.
Öffentlich institutionelle Netzwerke sind in diesem Zusammenhang alle steuerlich finanzierten Dienstleistungen des Sozialstaates, der Politik und der Infrastruktur, welche den Bürgern zur Verfügung gestellt werden. Beispiele hierfür sind Verkehrssysteme, soziale Dienste und Kindergärten.
Die Individuen werden in die sekundären Netzwerke hineinsozialisiert und im Alltagsleben von den Verbindungen geprägt. Aus diesem Grund ist das sekundäre Netzwerk ein global-gemeinschaftliches Netzwerk. (vgl. Bullinger 1998: 82 ff.)
Das tertiäre soziale Netzwerk wird auch als mesosoziales Netzwerk bezeichnet und siedelt sich zwischen den primären und sekundären Netzwerken als vermittelnde Kraft an. Die Mitglieder dieses Netzwerkes sind sehr unterschiedlich und weitläufig. Beispiele sind professionelle Dienstleistungen wie z. B. Krankenpflegedienste sowie auch Einrichtungen der Sozialen Arbeit und Selbsthilfegruppen. (vgl. Matthias Pleye 2015)
2.3 Sozialkapital
Der Begriff Sozialkapital wird in zwei verschiedenen Definitionen unterschieden – akteurorientiert und systemorientiert:
Akteurorientiert nach Pierre Bourdieu – das Sozialkapital stellt eine individuelle Ressource dar, welche durch soziale Beziehungen zu anderen Menschen bzw. Individuen entsteht. Diese Ressource dient der Verbesserung des sozialen Status' sowie des sozialen Wohlbefindens.
Systemorientiert nach Robert Putman - das Sozialkapital stellt die Summe von strukturellen und kulturellen Faktoren dar, welche der Förderung des Zusammenlebens und der gesellschaftlichen Entwicklung dienen. Strukturelle Faktoren sind hierbei soziale Netzwerke wie z. B. verschiedene Vereine. Als kulturelle Faktoren werden die gesellschaftlichen Normen bezeichnet wie z. B. generalisiertes Vertrauen. (vgl. Michael Nollert o. J.)
Der Sozialkapitalansatz fasst dementsprechend drei Faktoren zusammen:
1. Netzwerke, Beziehungen sowie deren Eigenschaften
2. daraus resultierende Auswirkungen auf bestimmte Akteure und
3. die Bewertungen dieser Effekte in einem zusammenfassenden Konstrukt.
(vgl. Maurer 2003: 46 f.)
3. Soziale Netzwerkanalyse
Die soziale Netzwerkanalyse ist keine Methode, welche erst in den letzten Jahren entstanden ist. Vielmehr wurde sie bereits in den 30er Jahren in anderer Form eingesetzt. (vgl. Ricken/Seidl 2010: 63) In den letzten Jahren hat diese Methode allerdings zunehmend an Beliebtheit zugenommen und es kam zur Entwicklung eines umfangreichen Arsenals zur sozialen Netzwerkanalyse. Hierbei wurden folgende Konzepte erforscht:
Methodische Ebene:
1. Mögliche Verfahren für die Untersuchung einzelner Akteure:
- Analyse von Zentralität, um die Relevanz der Akteure zu bestimmen
- Analyse von struktureller Äquivalenz, um die Ähnlichkeit der Akteure zu erforschen
2. Für die Identifikation von möglichen Clustern bzw. Cliquen in einem Netzwerk wird das gruppenorientierte Verfahren angewandt
3. Für die Untersuchung der Gesamtheit eines Netzwerkes lässt sich z. B. das Verhältnis der Anzahl der maximal realisierbaren Beziehungen zur Anzahl der bestehenden Beziehungen mit der Dichte berechnen. Zusätzlich besteht auch die Möglichkeit der Berechnung der Netzwerkausrichtung auf eine Person mit Hilfe der Zentralität.
Theoretische Ebene:
1. Gruppen, die keine direkte Verbindung besitzen, da sie zu verschiedenen Netzwerken gehören, erzeugen strukturelle Löcher in einem Netzwerk. Einzelne Mitglieder und Teams haben die Möglichkeit solche unverbundenen Cliquen miteinander in Beziehung zu setzen und somit zu verbinden. Dadurch können sie eine Broker-Funktion[1] wahrnehmen.
2. In Netzwerken bestehen starke und schwache Beziehungen, welche bspw. durch die Größe an Interaktionsfrequenzen charakterisiert werden. Auch schwache Beziehungen können einen starken Nutzen für ein Netzwerk erweisen, indem durch sie die Möglichkeit besteht auf entfernte Netzwerkregionen und Cliquen zuzugreifen. Starke Beziehungen und somit enge Kontakte können oft nur bereits bekannte Informationen liefern.
3. Ebenfalls stark relevant ist das Konzept des sozialen Kapitals, welches ich bereits im Kapitel 2.3 erläutert habe.
Auf empirischer Ebene wurde bereits mehrfach erforscht, dass zwischen unterschiedlichen Eigenschaften von Netzwerken wie z. B. die Dichte und Zentralität und verschiedenen Erfolgsgrößen wie z. B. Motivation und Kündigungen ein positiver Zusammenhang besteht. Die Befunden auf diesem Forschungsgebiet sind allerdings sehr allgemein gehalten und somit für spezifische Einzelfälle nur geringfügig anzuwenden.
Aus diesem Grund haben es sich vor allem amerikanische Wissenschaftler seit jüngster Zeit zur Aufgabe gemacht, die Befunde einer sozialen Netzwerkanalyse im Managementbereich eines Unternehmens nutzbar zu machen. Erste Studien zeigen bereits auf, dass es möglich ist für die Realisierung von Verbesserungspotenzial im Unternehmen die soziale Netzwerkanalyse einzusetzen. (vgl. Ricken/Seidl 2010: 42 ff.)
Wie erfolgt die Erfassung bei einer sozialen Netzwerkanalyse?
Die Erfassung von sozialen Netzwerken erfolgt grundsätzlich durch Befragung, Beobachtung, Interviews oder auch durch eine Dokumentenanalyse. Bezugnehmend auf junge Unternehmen wird der Einsatz von Online-Befragungen stark geschätzt, da diese Methode einen relativ geringen Aufwand für den Projektleiter und die Befragten aufweist. Gleichzeitig ist es eine äußerst zuverlässige Methode für die Erhebung von Daten in regelmäßig wiederkehrenden Interaktionen und sie besitzt den technischen Vorteil, dass die Daten direkt für die Einlesung in ein entsprechenden Datenverarbeitungssystem bereitstehen. (vgl. Ricken/Seidl 2010: 68)
[...]
[1] Broker-Funktion: Broker „[…] sitzen an den entsprechenden Knotenpunkten zwischen Netzwerken und können somit entscheiden, welche Informationen an wen weitergegeben werden [...]“. (Grüb 2007: 85)
- Arbeit zitieren
- Maria Löpke (Autor:in), 2016, Die Bedeutung von sozialen Netzwerken für das Management von Unternehmungsgründung, München, GRIN Verlag, https://www.grin.com/document/323513
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