Kritische Reflexion des empirisch-psychologischen Zugangs zum Menschen und der Diagnostik


Hausarbeit, 2016

12 Seiten, Note: 1,0

B. Kaefer (Autor:in)


Leseprobe


INHALTSVERZEICHNIS

1 Einleitung

2 Die Entwicklung der Psychologie

3 Psychologie als Wissenschaft
3.1 Der Forschungsprozess
3.2 Vermeintliche Objektivität in der Forschung

4 Die quantitative psychologische Diagnostik

5 Schlussbetrachtung
i. Literaturverzeichnis
ii. Abbildungsverzeichnis

Aus Gründen der leichteren Lesbarkeit wird in dieser Arbeit auf eine geschlechtsspezifische Differenzierung verzichtet. Entsprechende Begriffe gelten im Sinne der Gleichbehandlung für beide Geschlechter.

1 Einleitung

Alltagspsychologie wird von jedem Menschen in irgendeiner Form betrieben. Dies erfolgt jedoch in der Regel unsystematisch und subjektiv. Im Gegensatz dazu verfolgt die wissenschaftliche Psychologie das Ziel, objektiv und nachprüfbar zu arbeiten. (Bründler, Bürgisser, Lämmli, & Bornand, 2004, S. 15)

Doch ist es der wissenschaftlichen Psychologie immer möglich diesen Ansprüchen gerecht zu werden? Ist der empirisch wissenschaftliche Zugang zum Menschen in der Lage, Antworten mit völliger Gewissheit zu liefern?

Als Lebensweisheit ist die Einsicht in menschliche Fehlbarkeit wohl unbestritten und Psychologen betreiben dahingehend Fehlerforschung, welche sich Anfang des 19. Jahrhunderts unter anderem aus der Erkenntnis von Wahrnehmungsfehlern in psychologisch wissenschaftlichen Prozessen entwickelte. (Badke-Schaub, Hofinger, & Lauche, 2011, S. 40f.) Ist somit der Gedanke zuzulassen, dass das Erforschen des Menschlichen durch Menschen trotz definierter Forschungsprozesse und Gütekriterien menschlichen Fehlern unterliegt?

Diese Arbeit versucht ausgehend von diesen Fragen in groben Umrissen einzelne Aspekte der Psychologie zu beleuchten. Ein detaillierteres Aufarbeiten der einzelnen Themen würde den Rahmen der Arbeit bei Weitem sprengen. Es soll jedoch versucht werden, beginnend mit der Entwicklung der Psychologie, weitergehend zum allgemeinen empirisch psychologischen Zugang zum Menschen bis hin zur Diagnostik, einen doch sehr breiten Rahmen zu spannen. So sollen verschieden kritisierbare Aspekte offen gelegt und mögliche Grenzen der Psychologie aufgezeigt werden. Zumindest jedoch soll es zu einer weitergehenden kritischen Reflexion ermutigen.

2 Die Entwicklung der Psychologie

Das Fachgebiet der Psychologie wählt heute einen empirisch wissenschaftlichen Zugang, welcher sich erst gegen Ende des 19. Jahrhunderts entwickelte. Zu diesem Zeitpunkt wurde die Psychologie eine eigene Fachdisziplin. (Gerrig & Zimbardo, 2015, S. 8)

Man könnte somit meinen, dass die Psychologie geschichtlich gesehen eine junge Disziplin ist. Doch das Erforschen des menschlichen Handelns und Denkens und der Versuch Erklärungen zu finden, ist keineswegs ein junges Bestreben der Menschheit. So schrieb Ebbinghaus (1908, S. 7) schon früher sehr treffend: „Die Psychologie hat eine lange Vergangenheit, doch nur eine kurze Geschichte“

Es gibt heute noch Zeugnisse darüber, dass sich die Menschen schon vor vielen tausend Jahren mit solchen Fragen beschäftigten. Das zeigt zum Beispiel das von einem unbekannten altägyptischen Autor aus dem 3. Jahrtausend v. Chr. stammende „Zwiegespräch eines Lebensmüden mit seiner Seele“. (Benesch zit. nach Eckardt, 2010, S. 21)

In der Antike waren es Philosophen wie Platon und Aristoteles, die sich teils kontrovers auf Basis ihres philosophischen Denkens, neuerdings psychologischen Fragen widmeten und erstmals die Seele des Menschen erforschten.

Es seien diese Philosophen als Beispiel genannt, da einerseits Locke im 17. Jahrhundert die Meinung verfochten hatte, dass der menschliche Geist zu Beginn des Lebens einer leeren Tafel gleicht und durch Erfahrungen in der Welt zu Informationen gelangt, was in den Lehren des Aristoteles wurzelt. Und andererseits vertrat Kant im 18. Jahrhundert die Position, dass der Mensch bereits mit mentalen Strukturen auf die Welt kommt, was wiederum auf die Aussagen Platons zurückgeht. (Gerrig & Zimbardo, 2015, S. 7f.)

So zeigt sich, dass kontroverse Ansichten von Anfang an Bestandteil der Psychologie waren. Weiters sei hier als Beispiel auch der Kirchenlehrer Thomas von Aquin (um 1270) erwähnt, der auf Basis eines religiösen Zuganges seine Erkenntnisse in einen Zusammenhang mit der Kirche und Gott stellte. (Eckardt, 2015, S. 19)

Religiöse Aspekte, politische Auffassungen und die vorherrschenden gesellschaftlichen Werte und Normen nahmen einen starken Einfluss auf psychologische Theorien. Das ist jedoch, meine ich, nicht nur ein kritisierbarer Faktor der Vergangenheit sondern ebenso ein Problem in der Gegenwart. Ist man sich dessen bewusst, verlangt es einen hinterfragenden und kritischen Blick. Der heute empirisch wissenschaftliche Zugang wird wohl dafür die objektive Basis bieten.

3 Psychologie als Wissenschaft

Der empirisch-psychologische Zugang zum Menschen.

Die Psychologie wird formal als die wissenschaftliche Untersuchung des Verhaltens von Individuen und ihren kognitiven Prozessen gesehen. Die Anforderung der wissenschaftlichen Herangehensweise verlangt, dass psychologische Schlussfolgerungen auf Belegen gründen, die auf Basis der Prinzipien wissenschaftlicher Methoden gesammelt werden. (Gerrig & Zimbardo, 2015, S. 2)

Es ist somit ein definierter Forschungsprozess notwendig, der nachstehend beschrieben wird.

3.1 Der Forschungsprozess

In der Abbildung 1 ist der Forschungsprozess dargestellt. Es geht in erster Linie um das Bilden von Hypothesen und nach einhergehenden empirischen Untersuchungen um das Ziehen von Schlussfolgerungen.

Beobachtungen

Eine Hypothese bilden Die Untersuchung entwerfen

Daten analysieren und Schlussfolgerungen ziehen

Abbildung in dieser Leseprobe nicht enthalten

Abb. 1 Forschungsprozess (Gerrig & Zimbardo, 2015, S. 29)

Die Forschung folgt somit einem genauen Ablauf, der in seinen einzelnen Schritten standardisiert und operational definiert ist. (Gerrig & Zimbardo, 2015, S. 31)

Das ist Voraussetzung dafür, dass Schlussfolgerungen überprüfbar und somit objektiv sind. Auch für eine mögliche Verallgemeinerung ist dieser Prozess unabdingbar.

3.2 Vermeintliche Objektivität in der Forschung

Doch die im vorherigen Unterkapitel erwähnten Schritte können Wahrnehmungsfehler unterliegen. Es können Forschungsergebnisse in Bezug auf Objektivität und Unvoreingenommenheit auch kritisiert werden. Es gibt eine Vielzahl von möglichen Effekten, die die Untersuchungen an sich und auch das Ziehen der Schlussfolgerungen verfälschen. Es wird nach Kulbe (2009, S. 79f.) auf zwei dieser Effekte näher eingegangen.

Als Beispiel kann man solche Effekte - wie im Folgenden geschildert - auf eine Situation umlegen, in der ein Forscher mittels eines Interviews einen Probanden befragt.

Sympathie- und Antipathiefehler

Wenn sich zwei Menschen begegnen, so hinterlässt der erste Eindruck unmittelbar eine Empfindung. Man entscheidet am Anfang bereits, ob man den anderen sympathisch oder unsympathisch findet. Bei den folgenden Wahrnehmungen ist es möglich, dass der Interviewer bei unsympathischen Probanden unverhältnismäßig kritisch ist und geneigt ist, ihnen in einer negativen Grundhaltung gegenüber zu treten. So kann die Wahrnehmung des Interviewers durch Sympathie oder Antipathie subjektiv gefiltert werden.

Halo-Effekt

Hier beeinflussen hervorstechende und individuelle Persönlichkeitseigenschaften, beispielsweise eine schrille laute Stimme, übermäßiges Selbstbewusstsein oder Ängstlichkeit oder auch Dinge die Teil einer Person sind - zum Beispiel ein Rollstuhl, eine dicke Brille - die Wahrnehmung des Interviewers. Diese dominanten Einflüsse können andere Persönlichkeitsmerkmale überdecken und dazu verleiten, lediglich die dominanten Merkmale zu deuten.

So hat die empirisch wissenschaftliche Psychologie zwar einen Anspruch auf Objektivität, doch verlangt es in Anbetracht der oben beispielhaft genannten Effekte geeignete Gegenmaßnahmen.

[...]

Ende der Leseprobe aus 12 Seiten

Details

Titel
Kritische Reflexion des empirisch-psychologischen Zugangs zum Menschen und der Diagnostik
Hochschule
Donau-Universität Krems - Universität für Weiterbildung  (Department für Gesundheitswissenschaften und Biomedizin)
Note
1,0
Autor
Jahr
2016
Seiten
12
Katalognummer
V323499
ISBN (eBook)
9783668226715
ISBN (Buch)
9783668226722
Dateigröße
760 KB
Sprache
Deutsch
Schlagworte
kritische, reflexion, zugangs, menschen, diagnostik
Arbeit zitieren
B. Kaefer (Autor:in), 2016, Kritische Reflexion des empirisch-psychologischen Zugangs zum Menschen und der Diagnostik, München, GRIN Verlag, https://www.grin.com/document/323499

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