Aktivitäten zur Verbesserung öffentlicher Wahrnehmung von Zuwanderern und Förderung gegenseitiger Akzeptanz. Der Verein "Zu Hause e.V."


Facharbeit (Schule), 2011

15 Seiten, Note: 1,0


Leseprobe


Inhaltsverzeichnis

1 Einführung in die Thematik

2 „ Zu Hause e. V.“
2.1 Gründung des Vereins
2.2 Rechtliche Grundlagen
2.3 Ziele des Vereines

3 Aufgaben und Projekte des Vereins
3.1 Sprachkurse
3.2 Sozial-pädagogische Betreuung
3.3 Hausaufgabenhilfe
3.4 Eisenbahnprojekt
3.5 Exkursionen
3.6 Kulinarisches aus aller Welt

4 „Jetzt sind wir hier“
4.1 Das Buchprojekt
4.2 Historische Einordnung
4.3 Migration und Integration der Aussiedler
4.4 Präsentation des Buches

5 Zukunftsaussichten

Quellenverzeichnis

Literaturverzeichnis

1 Einführung in die Thematik

Bei der Suche nach einem Praktikumsplatz stieß ich auf eine Menge verschiedener Hilfsorganisationen und gemeinnützlicher Vereine in Leipzig, die es sich zur Aufgabe gemacht haben, Menschen mit Migrationshintergrund zu unterstützen und mit ihnen interessante Projekte im sozial-pädagogischen Bereich erfolgreich zu verwirklichen. Der Verein „Zu Hause e.V.“ hat meine Aufmerksamkeit aufgrund seiner vielfältigen und kreativen Integrationsmaßnamen speziell für Zuwanderer aus den ehemaligen Republiken der Sowjetunion sowie den anderen Ländern auf sich gezogen.

Meine eigene Vorgeschichte bzw. meine Herkunft[1] sind unter anderem die Motivationsauslöser dafür gewesen, dieses Thema „Vereinsarbeit“ mit Blick auf die Integration zu untersuchen.

Zu Anfang gebe ich einen kurzen Einblick über die Aktivitäten des Vereins, deren Mitglieder und Entstehung. Danach werde ich die einzelnen Projekte vorstellen und kurz erläutern, wie die Migranten in Leipzig dadurch unterstützt werden. Im Besonderen möchte ich auf das „Buchprojekt“ eingehen, da es die öffentliche Wahrnehmung dieser Bevölkerungsgruppe positiv beeinflusst und den Migranten so die Möglichkeit gibt, ihre Erfahrungen Dritten zugänglich zu machen.

2 „ Zu Hause e. V.“

Dieser Punkt der Arbeit beschäftigt sich im Allgemeinen mit dem Verein „Zu Hause e.V.“ und soll somit meinen Praktikumsplatz näher erläutern.

2.1 Gründung des Vereins

Der Name „zu Hause e. V.“ ist, wie man allgemein annehmen könnte, nicht zufällig gewählt worden. Vielmehr soll dieser Interessenten mit Migrationshintergrund signalisieren, dass jeder, der sich an den Verein richtet, mit all seinen Anliegen und Problemen willkommen ist, sich wie zu Hause fühlen kann. Die Geschäftsführerin Frau Heidelore Kretschmer, früher selber Deutschlehrerin, berichtet:

„Mit dem Inkrafttreten des neuen Zuwanderungsgesetzes am 01.01.2005 veränderten sich die Rahmenbedingungen für die Durchführung von Deutschsprachkursen. Die Finanzmittel, die bisher die soziale Betreuung von Zuwanderern sicherten, fielen weg. Wir mussten selbst nach Möglichkeiten suchen, auf die veränderten Bedingungen bei der Durchführung von Sprachkursen und in der Sozialbetreuung der Migranten zu reagieren. Wir waren gezwungen, uns mit neuen Lösungsansätzen zu beschäftigen: Die Vorbereitungen für den Aufbau unserer gemeinnützigen Institution begannen. Bereits vier Monate später, am 05.04.2005, wurde der „Zu Hause e.V.“ gegründet.“[2]

Durch jahrzehntelange Arbeit auf dem Sektor „Deutsch als Fremdsprache“ bestärkt, wagte sie also einen Schritt, der anscheinend längst überfällig war. Nicht eine Schule allein sollte für das Wohlergehen von Leipziger Migranten sorgen, ein ganzer Verein, ein emsiger Betrieb strebsamer Lehrer und Angestellter sollte den Eintritt in die Bundesrepublik Deutschland für Zuwanderer ebnen. Bis heute verfolgt man damit eine erfolgreiche Kursführung einer ebenso erfolgreichen Integration unzähliger Zuwanderer.

2.2 Rechtliche Grundlagen

Das Vereinsrecht als Rechtsgebiet, welches die Gründung und Organisation von Vereinen reguliert, ist im BGB gesetzlich verankert. Gemäß GG Artikel 9 (1) heißt es: „Alle Deutschen haben das Recht, Vereine und Gesellschaften zu bilden“, und Artikel 9 (3) lautet wie folgt: „Das Recht zur Wahrung und Förderung der Arbeits- und Wirtschaftsbedingungen Vereinigungen zu bilden, ist für jedermann und für alle Berufe gewährleistet“. Ein Verein ist nach deutschem Zivilrecht der Zusammenschluss von mehreren Mitgliedern unter einem Vereinsnamen zur Erzielung eines gemeinsamen Zwecks.[3]

Durch Eintragung in das Vereinsregister des zuständigen Amtsgerichtes nach § 21 BGB erhält ein nicht wirtschaftlicher Verein den Status einer juristischen Person und die Vereinsautonomie, was bedeutet, dass der Verein seine eigene Verfassung weitgehend selbst bestimmen kann. Die Aufgabe des gemeinnützlichen Vereines ist die Förderung des allgemeinen Wohls. Viele nicht staatliche Hilfswerke und kulturelle Institutionen sind als „gemeinnützig“ anerkannt worden und steuerlich begünstigt.[4]

Unter dem Begriff „Gemeinnützlichkeit“ definiert der „Zu Hause e.V.“ die friedliche Koexistenz verschiedener Kulturen und das Praktizieren gegenseitiger Achtung und Toleranz im Alltag als auch im Berufsleben. Wie die Geschäftsführerin Frau Heidelore Kretschmer selbst treffend formuliert:

„Eine gelungene Integration von Einwandern ist keine Einbahnstraße“.

Dieses ehrgeizige Vorhaben kann jedoch nur dann gelingen, wenn Ausländerinnen und Ausländer, welche sich rechtmäßig und dauerhaft in Deutschland befinden, die Werte und Grundlagen einer demokratischen Gesellschaft aneignen und diese akzeptieren. Dabei richtet sich der Blick auf einen chancengleichen Zugang zum wirtschaftlichen, gesellschaftlichen und sozialen Leben in Deutschland.

2.3 Ziele des Vereines

Nach Angaben des Statistischen Landesamtes Sachsen hatten Ende 2009 rund 32.000 Ausländer ihren Hauptwohnsitz in Leipzig. Das entspricht etwa 6,3 Prozent der städtischen Wohnbevölkerung. Ausländische Bürgerinnen und Bürger in Leipzig stammen aus 159 Ländern, wobei die größten Gruppen der melderechtlich in Leipzig registrierten Migranten aus der Ukraine, Russland, Vietnam, Polen, China, Irak, der Türkei, Italien, Frankreich und den Vereinigten Staaten kommen.[5] Diejenigen, die als Spätaussiedler und Eingebürgerte bereits die deutsche Staatsbürgerschaft besitzen, wurden in der oben genannten Zahl nicht miterfasst.

Der Verein ist bemüht, alle Anstrengungen zu fördern, die die Zuwanderer bei ihrem Alltag in Deutschland unterstützen. Dazu gehören vor allem die Bewältigung von Sprachbarrieren und den Einstieg in das Berufsleben bzw. in eine Berufsausbildung.

„Unser Verein zur Integration von Menschen mit dem Migrationshintergrund „zu Hause e.V.“ hat sich in erster Linie zum Ziel gesetzt, die allseitige gesellschaftliche und soziale Integration sowie die Erweiterung und Vertiefung des Kommunikationsvermögens der Zuwanderer zu fördern. Unser Hauptaugenmerk liegt dabei auf den baldmöglichsten Einstieg unserer Klientel in den ersten Arbeitsmarkt der Bundesrepublik Deutschland.“[6]

betont Frau Heidelore Kretschmer.

3 Aufgaben und Projekte des Vereins

Der Verein „zu Hause“ bietet neben Sprachkursen eine Menge an weiteren Angeboten, die der Integration und dem Wohl der Zuwanderer dienen. Diese sollen nun weiter beschrieben werden.

3.1 Sprachkurse

Die Hauptaufgabe des Vereins „zu Hause“ besteht in der Vermittlung der deutschen Sprache an die Migranten. Den Zuwanderern steht ein umfassendes Angebot an Sprachkursen zum Erwerb der deutschen Sprache zur Verfügung. Seit der Gründung des „Zu Hause e.V.“ haben insgesamt 22 Deutschsprachkursgruppen mit mehr als 1000 Teilnehmer/innen erfolgreich einen Deutschkurs absolviert. Dazu gehören elementare Deutschkurse in den Niveaustufen A1 und A2, auf selbständige Sprachverwendung zielende Kurse B1 und B2 und Aufbaukurse C1 und C2. Zusätzlich bietet der „Zu Hause e.V.“ auch Alphabetisierungskurse für die Schreib- und Leseunkundige, Elternintegrationskurse mit Kleinkindbetreuung während der Unterrichtseinheiten sowie Integrationskurse für Gehörlose an[7].

Der fakultative Konversationskurs wird ergänzend zu den Sprachkursen angeboten. Der Kurs dient dem besseren Verständnis der deutschen Kultur und dessen Tradition, man spricht über regionale Besonderheiten und aktuelle Geschehnisse. Ein Schwerpunkt hierbei stützt sich auf den Abbau von Sprachblockaden und auf die Förderung des kulturellen Austausches.

3.2 Sozial-pädagogische Betreuung

Die Neuankömmlinge müssen sich unmittelbar nach der Einreise um viele Formalitäten, wie z.B. die Anerkennung der Studiengänge, Berufsausbildungen, Führerscheine und anderen Urkunden kümmern. Die Zuwanderer stehen nunmehr vor der Aufgabe, in kurzer Zeit die Behördengänge zu bewältigen. Aufgrund der auftretenden Sprachdefizite sind die Migranten dennoch auf Unterstützung angewiesen, da sie über wenige Vorkenntnisse über die bürokratischen Abläufe in Deutschland verfügen.

Das Aufgabenfeld der Sozialarbeiter im „Zu Hause e.V.“ ist sehr vielfältig. Der Verein beschäftigt erfahrende, kontaktfreudige und sprachkompetente Sozialpädagogen, die zum größten Teil selbst einen Migrationshintergrund haben. Diese Mitarbeiter engagieren sich für gezielte Beratung der Zuwanderer bei Antragsstellungen aller Art und in jeder Art von Problemfällen, begleiten sie bei Behördengängen oder Arztbesuchen, beraten bei der Suche nach einer geeigneten Wohnung und führen persönliche Gespräche zur Orientierung in ihrer neuen Heimat. Dabei müssen sie sich zeitweise mit komplexen Problemen wie die Anerkennung eines Hochschul- oder Universitätsabschlusses auseinandersetzen. Dieser Sachverhalt stellt für die Betroffenen eine große Herausforderung, da diese ohne ausreichende Sprachkenntnisse und mangelnde Erfahrung mit dem deutschen Rechtssystem, den Problemen unbeholfen gegenüber stehen. Der „Zu Hause e.V.“ trägt mit seinen engagierten Sozialarbeitern dazu bei, den Zuwanderern effektiv bei der Bewältigung verschiedenster bürokratischer Hürden unter die Arme zu greifen.

Doch es gibt noch andere, weitaus tiefgehende Problemfälle, die den Verein beschäftigen. Menschen, die durch Handicaps gezeichnet sind, benötigen zum Beispiel oft noch mehr Hilfe und Unterstützung als gesunde, uneingeschränkte Migranten. Neben medizinischen Aspekten spielen hier die seelischen und sozialen Faktoren eine bedeutsame Rolle. Bei Menschen mit Behinderungen jeglicher Art sind die Angst vor sozialer Isolation, finanzieller Not, der die eigene Arbeitsmoral unbefriedigenden Abhängigkeit von den Ämtern und beruflicher Benachteiligung, oft sogar Diskriminierung, ein diese Personen verschreckender Bestandteil des täglichen Lebens geworden, der zuweilen traurig, rat- und mutlos macht. Viele Betroffene und ihre Angehörigen wenden sich daher mit ihren Sorgen hilfesuchend an den „zu Hause e.V.“. So ermöglicht der Verein bereits seit mehreren Jahren gehörlosen Migranten aus ganz Sachsen Sprachkurse mit einem abschließenden Deutsch-Test für Zuwanderer, der das wahre Potential dieser als Randgruppe gehandelten Menschen zu zeigen vermag.

3.3 Hausaufgabenhilfe

Oft stellen die Eltern in Zuwandererfamilien sehr hohe Ansprüche an die schulischen Leistungen ihrer Kinder und an die Schule selbst. „Allerdings stehen diese Wünsche nicht zwangsläufig in einem direkten Zusammenhang mit dem Handeln der Eltern. Die Kinder werden im Laufe der Schulzeit häufig mit ihren Problemen alleine gelassen.“[8]

Aufgrund der geringeren Sprachkenntnisse und dem fehlenden Wissen über die Leistungsanforderungen an den deutschen Schulen sind viele Eltern nicht in der Lage, ihren Kindern zu helfen.

Hier schafft der Verein eine Abhilfe. Seit Februar 2010 bietet „zu Hause e.V.“ in Leipzig-Grünau und im Zentrum der Stadt eine kostenlose Hausaufgabenhilfe für Kinder mit Migrationshintergrund an. Schulaufgaben, Referate und Vorbereitungen auf Klassenarbeiten in Mathematik, Deutsch, Englisch sowie anderen Fächer werden hier unter der Anleitung von erfahrenen, meist zweisprachigen Lehrern betreut. Der aktuelle Lehrstoff wird bei Bedarf geklärt und wiederholt.[9]

Seit Anfang meines Praktikums beim „zu Hause e.V.“ konnte ich beobachten, wie Kinder, die regelmäßig ihre Hausaufgaben unter fachgerechter Betreuung erledigten, ihre sprachlichen und sozialen Fähigkeiten ausbauen konnten. Ihre schulischen Leistungen verbesserten sich, sie wurden sicherer im Umgang mit der deutschen Sprache, was einen guten Einfluss auf ihre schulische und persönliche Entwicklung hatte. Durch die positive Resonanz der Eltern und der Mundpropaganda konnte das Projekt einen deutlichen Zuwachs an Schülern verzeichnet werden. In vielen Fällen wurden die Kinder motivierter und nicht mehr versetzungsgefährdet. Die Hausaufgabenbetreuung wird als große Entlastung für die Zuwandererfamilien wahrgenommen.

[...]


[1] Ich stamme aus Russland und bin 1998 mit meiner Familie nach Deutschland ausgewandert

[2] Interview mit Frau H. Kretschmer am 28.02.2011

[3] N.N.: http://de.wikipedia.org/wiki/Vereinsrecht_(Deutschland), gefunden am 14.03.2011

[4] N.N.: http://de.wikipedia.org/wiki/Gemeinnützig, gefunden am 14.03.2011

[5] N.N.:http://www.leipzig.de/de/buerger/service/angebote/migranten/statistik, gefunden am 14.03.2011

[6] Interview mit Frau H. Kretschmer am 28.02.2011

[7] N.N.: http://www.zuhause-ev.de/integrationskurse.html, gefunden am 03.03.2011

[8] Luft, Stefan: Wie funktioniert Integration? Mechanismen und Prozesse. München 2009, S.27

[9] N.N.: http://www.zuhause-ev.de/hausaufgabenhilfe.html, gefunden am 03.03.2011

Ende der Leseprobe aus 15 Seiten

Details

Titel
Aktivitäten zur Verbesserung öffentlicher Wahrnehmung von Zuwanderern und Förderung gegenseitiger Akzeptanz. Der Verein "Zu Hause e.V."
Note
1,0
Autor
Jahr
2011
Seiten
15
Katalognummer
V323054
ISBN (eBook)
9783668241602
ISBN (Buch)
9783668241619
Dateigröße
432 KB
Sprache
Deutsch
Schlagworte
Migration, Spätaussiedler, Russland Deutsche, Vereinsarbeit, Hausaufgabenhilfe
Arbeit zitieren
Larissa Dittmann (Autor:in), 2011, Aktivitäten zur Verbesserung öffentlicher Wahrnehmung von Zuwanderern und Förderung gegenseitiger Akzeptanz. Der Verein "Zu Hause e.V.", München, GRIN Verlag, https://www.grin.com/document/323054

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