Comenius. Die große Didaktik vs. Selbstgesteurtes Lernen


Hausarbeit, 2012

17 Seiten, Note: 1,5


Leseprobe


Inhaltsverzeichnis

1 Einleitung
1.1 Die Person J.A. Comenius
1.2 Selbstgesteuertes Lernen
1.3 Einführung in die Thematik

2 Die Große Didaktik

3 Selbstgesteuertes Lernen als moderne Didaktik

4 Resümee

5 Literaturverzeichnis

1 Einleitung

1.1 Die Person J.A. Comenius

Johann Amos Comenius war ein Visionär, ein Christ, Optimist und vor allem Humanist, ausgestattet mit einem gesunden Menschenverstand, viel Sympathie und Verständnis.

Comenius, mit bürgerlichem Namen Jan Amos Komensky, geboren 1592 in Ostmähren und gestorben 1670 in Amsterdam, wurde schon früh mit Themen wie Tod, Verlust und Trauer konfrontiert und wuchs, nachdem seine Eltern sowie Schwestern gestorben waren, bei Verwandten auf, bei denen er eine christliche jedoch verhältnismäßig tolerante Erziehung erhielt. Den Namen Johann Amos Comenius, was die latinisierte Form seines bürgerlichen Namens ist, eignete er sich erst während der Studienzeit an. Comenius besuchte viele unterschiedliche Universitäten, an denen er nicht nur theologischen Lehrfragen begegnete sondern auch in Kontakt mit den Klassikern der Antike und der modernen Pädagogik des Johann Heinrich Alsted kam. Die Begegnung mit Alsted prägte Comenius ganz besonders, denn dieser vertrat den Glauben an eine neue Didaktik, welche eine neue Theorie des Lehrens und Lernens aufwies. Er war der Überzeugung, allen Menschen alles lehren zu können, wenn man nur den richtigen Weg einhielte. Diese Überzeugung wurde zu Comenius’ lebenslanger Passion. Zeit seines Lebens arbeitete er den Gedanken an eine perfekte, für alle Menschen geeignete und auf jeden Einzelnen eingehende Kunst des Lehrens aus und nahm dabei die gesamte zeitgenössische Theologie, Philosophie und Naturwissenschaft in sein Denken auf. Während er ununterbrochen auf der Flucht vor der katholischen Liga war und immer wieder mit den Verlusten seiner Ehefrauen zu kämpfen hatte - er heiratete insgesamt drei Mal und hatte sechs Kinder - arbeitete er, sei es in Schweden, Deutschland oder den Niederlanden, als Lehrer und Rektor an Gymnasien und wurde bald von Philosophen und Intellektuellen auf der ganzen Welt hoch geschätzt. Auf Einladung ging er nach England und stellte dort 1642 seine berühmte Pansophie vor - die Allweisheit -, eine religiös- philosophische Lehre für ein allumfassendes Wissen, welche alle Wissenschaften zusammenzufassen und dadurch einen weltweiten Frieden unter den Gelehrten anstrebte. Der Orbis sensualium pictus oder „Die sichtbare Welt in Bildern“ war ebenfalls ein wichtiges Werk von Comenius, was 1653 zum ersten Mal erschien und ein damals weit verbreitetes Schulbuch war. Nur einige Jahre später 1657 veröffentlichte Comenius sein wohl bekanntestes Werk: Die Große Didaktik - die Große Unterrichtslehre. Die „Didaktik des Lebens“, so wie sie Comenius selbst nannte, verfolgt das Ziel, „allen Menschen alles zu lehren“1, basierend auf dem hohen Anspruch, dass nur über die Bildung erreicht werden kann, dass der Mensch (wieder) zum Mensch wird. Denn Comenius glaubte, und das hing auch mit den damaligen politischen Umständen zusammen, dass die Welt nur dann aus dem Dunkel treten, die Verdorbenheit und den Hass hinter sich lassen könnte, wenn sie im Stande wäre, zu begreifen und zu verstehen, was nur erreicht werden könnte durch eine neue Methode des Lehrens, welche das Lernen vereinfacht und das Interesse am Wissen steigert, frei von Zwang und Gewalt.2

Die Große Didaktik, welche also einerseits als Theorie des Lehrens und Lernens im Leben allgemein und andererseits als eine neue Unterrichtslehre fungiert, wurde so zum Symbol der optimistischen Anthropologie und diente zugleich bis heute als Leitfaden für eine neue Lernatmosphäre und hohen Lernertrag bei Schülern und Lehrern.

1.2 Selbstgesteuertes Lernen

Selbstgesteuertes Lernen oder auch Selbstbestimmtes-, Selbstreguliertes-, Selbstorganisiertes Lernen hat ihren Ursprung in den 1940ern Jahren und kann als eine neue (Unterrichts-) Methode des Lernens betrachtet werden, bei welcher der Lernende die Rolle des sich selbst Lehrenden einnimmt und somit selbst über die einzelnen Lernprozesse entscheidet. Zielsetzung, Motivation, Lerntaktik und der Umgang mit Lernhindernissen sowie -erfolgen werden dabei eigenverantwortlich reguliert. Lernzeiten und Lernumfeld werden frei gestaltet, was zur Förderung der Leistungskapazität und zum Aufbau eines neuen, kompetenteren Selbstbildes bei dem Lernenden beiträgt. Inspiration dafür liefert die Konstruktivistische Didaktik, die das Lernen als Selbstorganisation des Wissens betrachtet, das sich auf die Wirklichkeit -und Sinnkonstruktion eines jeden Lernenden bezieht. Der Lernende konstruiert sich eine subjektive Wirklichkeit aufgrund eigener Erfahrungen, ist aktiv und steuert das Lerngeschehen relativ selbständig, wofür er bestimmte Kompetenzen benötigt und entwickeln muss (z.B. Lernstrategien).

Ziel des Selbstgesteuerten Lernens ist also die Selbststeuerung, jedoch ist ebenso die Fremdsteuerung ein Kriterium, gegeben durch die Einflüsse, die von außen auf den Lernenden und dessen Gestaltung des Lernens einwirken. Diese gilt es wahrzunehmen und zu verwandeln in für die Selbststeuerung fördernde Mittel (z.B. geeignete Lernumgebung schaffen). Die Lehrkraft soll außerdem zur Förderung selbstgesteuerten Lernens beitragen, indem sie äußerst reichhaltige, multimodale und kommunikationsorientierte Lernumgebungen schafft, welche die Schüler ansprechen und somit das Lernen durch Selbststeuerung anregen.

1.3 Einführung in die Thematik

In den folgenden Ausführungen liegt nun der Schwerpunkt auf den beiden oben vorgestellten didaktisch-methodischen Konzepten: Die Große Didaktik und Selbstgesteuertes Lernen. Diese sollen zunächst näher erläutert und tiefer analysiert werden, um letztlich festzustellen, inwiefern sich beide Konzepte ähneln und voneinander unterscheiden und die Frage zu klären, ob Selbstgesteuertes Lernen als eine moderne Version der Großen Didaktik zu erkennen ist.

2 Die Große Didaktik

J.A. Comenius gilt als einer der bedeutendsten (Schul-) Pädagogen und als Begründer der Didaktik. „Die vollständige Kunst, alle alles zu lehren“ ist der Gedanke hinter seiner Didactica magna (lat.). Die Große Didaktik beinhaltet neben umfassenden religiösen Ausführungen über den Sinn des Lebens und den Menschen in seiner Natur als Gottes Ebenbild vor allem Grundsätze über die Bildung und das richtige Lehren und Lernen. Sie unterscheidet zwischen einer weiten Definition von Didaktik, nämlich als Theorie des Lehrens und Lernens in allen möglichen Zusammenhängen und einer engen Definition von Didaktik, die sie als Theorie des Lehrens und Lernens in Bildungsstätten wie zum Beispiel Schulen sieht.

„Erstes und letztes Ziel unsrer Didaktik soll sein, die Unterrichtslehre aufzuspüren und zu erkunden, bei welcher die Lehrer weniger zu lehren brauchen, die Schüler dennoch mehr lernen; in den Schulen weniger Lärm, Überdruss und unnütze Mühe herrsche, dafür mehr Freiheit, Vergnügen und wahrhafter Fortschritt;...“.3

Diese Unterrichtslehre, die es aufzuspüren gilt, soll der gesamten Jugend zugute kommen, indem sie der Schule anvertraut wird.

„Nicht nur die Kinder der Reichen und Vornehmen sollen zum Schulbesuch angehalten werden, sondern alle in gleicher Weise, Adlige und Nichtadlige, Reiche und Arme, Knaben und Mädchen aus allen Städten, Flecken, Dörfern und Gehöften“.4

Basierend auf den Prinzipien „ omnes omnia omnino “ (lat.) seiner „Allweisheit“, was bedeutet „alle alles allumfassend“, ist also jeder Mensch dazu berechtigt, die Schule zu besuchen und befähigt, eine ausreichende Bildung zu erlangen. Die Bildung des Menschen soll schon in jungen Jahren begonnen werden.

„Wünschen wir, daß einer zu guten Sitten gelange, so muss er in zartem Alter ausgeglättet werden. Wenn einer im Studium der Weisheit große Fortschritte machen will. So müssen ihm in frühesten Jahren für alles die Sinne geöffnet werden, solange der Eifer noch brennend, der Geist noch behände, das Gedächtnis noch zuverlässig ist“. Wenn dies nicht geschieht, so „..ist es auch höchst gefährlich, einen Menschen nicht gleich von der Wiege an mit heilsamen Lebensregeln zu versehen. Denn sobald die äußeren Sinne ihren Dienst zu tun beginnen, findet der Geist des Menschen keine Ruhe mehr und kann sich, wenn er nicht mit Nützlichem ausgefüllt ist, nicht enthalten, sich Dingen hinzugeben, die höchst unnütz oder gar - wenn er auf die bösen Beispiele unsrer verdorbener Zeit trifft - schändlich sind“.5 Comenius möchte damit andeuten, dass der Mensch, wenn er nicht früh anfängt, sich mit sich selbst und seiner Umwelt auseinanderzusetzen, sondern nur vor sich hin lebt ohne Ziel und Wissen, der Sinnlosigkeit seiner Selbst erliegt und damit sich und anderen schaden kann. Die Disharmonie der Welt, welche durch jene Menschen existiert, soll korrigiert werden durch rechtzeitige Bildung und Aufklärung. Comenius sieht in der Erziehung den einzigen Ausweg aus dem verkehrten Zustand der Menschheit.6 Für die Erziehung sind einerseits die Eltern und andererseits die Lehrer verantwortlich, welche die Kinder unterrichten. In späteren Jahren nehmen dann die Magister, Schulmeister oder Professoren an den Universitäten eine wichtige Rolle ein. Natürlich müssen die Schüler selbst auch Interesse und den Willen nach Verantwortung zeigen, um den gewünschten Lernerfolg erzielen zu können. Außerdem müssen die Schule, die Gemeinwesen, die Kirche und der Himmel daran interessiert sein.

[...]


1 "vgl. Tenorth, 1994

2 vgl. Winkel, 1997

3 A. Flitner, 1954, S. 9

4 A. Flitner, 1954, S. 55

5 A. Flitner, 1954, S. 51f"

6 vgl. Lohrmann, 2009"

Ende der Leseprobe aus 17 Seiten

Details

Titel
Comenius. Die große Didaktik vs. Selbstgesteurtes Lernen
Hochschule
Evangelische Hochschule Berlin
Note
1,5
Autor
Jahr
2012
Seiten
17
Katalognummer
V322895
ISBN (eBook)
9783668220638
ISBN (Buch)
9783668220645
Dateigröße
525 KB
Sprache
Deutsch
Schlagworte
Schule, Pädagogik, Schulpädagogik, Lernen, Selbstgesteuert, Comenius, Didaktik, Die Große Didaktik, Kinder, Frühkindliche Pädagogik, Frühkindlich, Frühkindliche Erziehung, Erziehung
Arbeit zitieren
Janine Henkes (Autor:in), 2012, Comenius. Die große Didaktik vs. Selbstgesteurtes Lernen, München, GRIN Verlag, https://www.grin.com/document/322895

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