Die Situation alternder Menschen in einer überalternden Gesellschaft


Diplomarbeit, 2003

110 Seiten, Note: 1,3


Leseprobe


Inhaltsverzeichnis

1. Einleitung

2. Die Überalterung der Gesellschaft in Deutschland
2.1. Definition
2.2. Historische Entwicklung
2.3. Heutiger Stand und Zukunftsprognosen

3. Definition des Alters
3.1. Medizinisch
3.2. Altern, Alter und Altersbilder
3.3. Historischer Überblick über die Definitionen und Wertbestimmung des Alters
3.3.1. Antike
3.3.2. Mittelalter
3.3.3. Der grundlegende Wandel in der Neuzeit
3.3.4. Renaissance
3.3.5. Aufklärung
3.3.6. Das 19. Jahrhundert
3.3.7. Das 20. Jahrhundert
3.4. Verschiedene heutige Definitionsansätze
3.4.1. Biologisches Altern
3.4.2. Defizitmodell oder Maturitäts-Degenerationshypothese
3.4.3. Disengagementtheorie (Rückzugstheorie) und Aktivitätstheorie
3.4.4. Kontinuitätstheorie und Kompetenztheorie
3.5. Heutige „Wertbestimmung“ des Alters
3.6. Unterteilung des Alters in verschiedene Abschnitte
3.7. Zusammenfassung

4. Alternde Menschen in Deutschland
4.1. Politische und volkswirtschaftliche Sicht
4.1.1. Der Generationenvertrag
4.1.2. Das politische Machtpotential der „alten Wähler“
4.1.3. Die Sozialsysteme
4.1.3.1. Die Rentenversicherung
4.1.3.1.1. Historische Entwicklung
4.1.3.1.2. Das Rentenneuregelungsgesetz von 1957
4.1.3.1.3. Weitere Reformen der Rentenversicherung
4.1.3.1.4. Heutiger Zustand des Rentensystems nach der Rentenreform von 2001
4.1.3.2. Wertung und Auswirkungen der Veränderungen in der Rentenversicherung in Hinsicht auf Sicherung des Alters und Generationengerechtigkeit
4.1.4. Das Gesundheitswesen
4.1.5. Die Pflegeversicherung
4.1.6. Die Finanzierung der Alterssicherung im gesamtwirtschaftlichen Zusammenhang
4.1.7. Alternde Menschen im Wirtschaftskreislauf
4.1.7.1. Wohlstand im Alter und Altersarmut
4.1.7.2. Die Konsumentengruppe der Senioren
4.1.7.3. Das Geschäft mit der Pflege
4.1.8. Ältere Menschen auf dem Arbeitsmarkt
4.1.8.1. Vorruhestand
4.1.8.2. Altersarbeitslosigkeit
4.1.8.3. Neue Wertschätzung für ältere Arbeitnehmer
4.1.8.4. Fort- und Weiterbildung für Ältere
4.2. Juristische Sicht
4.2.1. Antidiskriminierungsgesetz
4.2.2. Das Altenpflegegesetz
4.2.3. Das Heimgesetz
4.2.4. Sterbehilfe
4.2.5. Patientenverfügungen
4.3. Gesellschaftliche und soziale Sicht
4.3.1. Wie sehen die letzten Lebensjahre aus?
4.3.1.1. Bringt die höhere Lebenserwartung eine längere Lebens- oder Leidenszeit?
4.3.1.2. Die Würde des pflegebedürftigen alten Menschen
4.3.1.3. Unterschiede zwischen Männern und Frauen im Alter
4.3.1.4. Wohnsituation
4.3.2. Der Wandel der Familien und seine Bedeutung für die ältere Generation
4.3.3. Der Erfahrungsschatz älterer Menschen, konstanter Geschichtsblick und Wertebewusstsein und deren Bedeutung für eine Gesellschaft
4.3.4. Jugendfixierung der Gesellschaft
4.3.5. Gesellschaftliche Stellung und Aufgaben der Alten
4.3.5.1. Folgen des häufigen frühen Renteneintritts
4.3.5.2. Entwicklung der Betätigungsfelder älterer Menschen in der Gesellschaft
4.3.6. Wie werden die Älteren in der Gesellschaft wahrgenommen?

5. Schlussbetrachtung
5.1. Altern in der heutigen Zeit
5.2. Die Situation alternder Menschen als Herausforderung für eine alternde Gesellschaft

6. Literaturverzeichnis

7. Anhang

In Afrika sagt man, wenn ein alter Mann stirbt, verschwindet eine Bibliothek.

Das erinnert uns an die lebenswichtige Rolle, die ältere Menschen als Bindeglied zwischen

der Vergangenheit, der Gegenwart und der Zukunft spielen, als wahre Lebensader der Gesellschaft.

Ohne das Wissen und die Weisheit der Alten

würden die Jungen niemals wissen, woher sie kommen oder wohin sie gehören.

Doch um eine gemeinsame Sprache mit den Jungen zu haben,

muss man ihnen die Chance geben, ihr Leben lang weiter zu lernen.

UNO-Generalsekretär Kofi A. Annan[1]

Einleitung

Die Überalterung unserer Gesellschaft ist die Folge einer Entwicklung, die bereits
im 19. Jahrhundert ihren Anfang nahm. Infolge der großen Fortschritte und Erfolge, gerade im Bereich der Medizin und der Ernährung sanken die Sterbezahlen in bislang ungekannter Weise ab. Wenig später begann in den heutigen sogenannten Industrienationen, wohl als Antwort auf die veränderten Lebensverhältnisse, der Rückgang der Geburtenzahlen.

Als Erfolge der Medizin, die dazu führten, dass vor allem die Säuglings- und Müttersterblichkeit sanken und aber auch die generelle Lebenserwartung stieg, seien exemplarisch die neu-entdeckten Impfungen und Hygienemaßnahmen genannt.

Diese Entwicklung beschleunigte sich schließlich im 20. Jahrhundert. Seuchen und Infektionen, die über Jahrhunderte die Menschen tödlich bedrohten, hatte die Medizin nun im Griff.

Parallel dazu wurden in Deutschland auch soziale Netze geschaffen, die den Lebensstandard anhoben. So sorgt die staatliche Rentenversicherung bis heute für ein gesichertes Auskommen nach dem Ausscheiden aus dem Erwerbsleben.

Diese Faktoren und nicht zuletzt auch die Veränderungen in der Erwerbsstruktur, wie zum Beispiel der wachsenden Zahl arbeitender Frauen in Verbindung mit revolutionären Fortschritten auf dem Gebiet der Familienplanung (die „Anti-Baby-Pille“) senkten die Geburtenraten noch weiter.

Die Folge war und ist, dass die Bevölkerung auf der einen Seite immer länger lebt, zum anderen aber der Nachwuchs nicht mehr ausreicht, um das bisher herrschende Gleichgewicht zwischen Erwerbstätigen und denjenigen, die aus dem Erwerbsprozess ausgeschiedenen sind, zu halten. So stieg in Deutschland der Anteil der über 60jährigen im Verhältnis zur Gesamtbevölkerung von 14 Prozent (1950) auf 23 Prozent (2000), während der Anteil der Kinder und Jugendlichen bis 18 Jahre von 27 Prozent (1950) auf 18 Prozent (2000) sank. Eine andere Zahl in diesem Zusammenhang ist die absolute Zahl der unter Einjährigen, die 1950 in der Bundesrepublik Deutschland 1.054.090 Kinder bei einer Gesamtbevölkerung von 69.346.297 Menschen betrug. Im Jahr 2000 hingegen standen der Gesamtbevölkerung von 82.259.540 nur noch 766.554 Kinder unter einem Jahr gegenüber.[2] Auf diese Entwicklung wird noch genauer einzugehen sein.

Dieses Phänomen betrifft derzeit alle Industriestaaten, wenn auch in unterschiedlicher Intensität. Deutschland, als einer von ihnen, ist sogar besonders stark betroffen.

Die Alterung und Überalterung der Gesellschaft betrifft aber nicht nur unsere industrialisierten Gesellschaften, sie lässt sich vielmehr weltweit in verschieden fortgeschrittenen Stadien erkennen.

Es handelt sich also weder um eine Erscheinung, die auf Deutschland beschränkt wäre. Es ist auch mitnichten nur ein Problem der Industriestaaten, es handelt sich vielmehr um eine Erscheinung, die, wie neuere Evaluationen erkennen lassen, weltweit zu beobachten ist. Nachdem der Anteil der älteren Menschen im Verlauf des 20. Jahrhunderts ständig angestiegen ist und eine Wende dieses Trends nicht absehbar ist, gehen Berechnungen der UNO davon aus, dass es im Jahr 2050 zum ersten Mal auf der Erde mehr ältere Menschen geben wird als Jugendliche. Dies ist die Folge des demographischen Übergangs von hohen zu niedrigen Fruchtbarkeits- und Sterblichkeitsraten.[3]

In der vorliegenden Diplomarbeit möchte ich dieses Thema in Hinsicht auf seine Konsequenzen für Deutschland bearbeiten.

Neben einer genaueren Erläuterung des „Werdegangs dieser Überalterung“ und den Auswirkungen auf die Wirtschaft und die sozialen Netze, möchte ich mich besonders damit befassen, was diese Überalterung für das gesellschaftliche Miteinander bedeutet und vor allem für die wachsende Bevölkerungsgruppe der „Alten“.

Wie sieht die Stellung dieser Menschen in einer überalternden Gesellschaft aus?

Welche Probleme ergeben sich aus diesem Überalterungsphänomen für die betroffenen alten Menschen, aber auch für die sogenannten Jungen und vor allem für das ganze gesellschaftliche Gefüge?

Auch soll die Frage gestellt werden, ob sich neben den zu meisternden Problemen, die auf die Gesellschaft zukommen werden, nicht auch Chancen herausbilden können für ein „Neues Miteinander“. Ist die wachsende Anzahl alter, aus dem Erwerbsprozess ausgeschiedener Personen nur eine größer werdende „Last“ oder gibt es Potentiale, die gerade diese Gruppe der Gesellschaft zur Verfügung stellen kann?

Außerdem möchte ich versuchen, eine Brücke zu schlagen von den zahlreichen Problemen und den wahrscheinlich auf uns zukommenden Umstrukturierungen, zu den in dieser Sache vielleicht doch versteckten Chancen und zu der Frage, wie wir als Individuen in einer solchen Gesellschaft uns mit dieser Situation arrangieren können. Hier geht es nicht nur um die wirtschaftliche Absicherung unseres Lebens und Alters, sondern auch um die Frage, wie ein „Lebensplan“ aussehen könnte, der das Alter in positiver Weise mit einschließt.

Ich werde zunächst einen Überblick über den Verlauf vom Demographischen Übergang hin zu einer alternden und schließlich überalternden Gesellschaft geben und mich dann damit beschäftigen, was das Alter eigentlich ist, wie es im geschichtlichen Kontext gesehen wurde und was heute über das Alter gesagt wird. Hier werde ich die verschiedenen Blickwinkel auf das Thema entwickeln, sei es etwa medizinisch oder auch philosophisch.

Im weitern werden schließlich die Auswirkungen der Überalterung auf verschiedene Teilbereiche einer Gesellschaft behandelt, aber auch hier sollen die Auswirkungen auf die Menschen selbst ebenfalls behandelt werden.

Enden werde ich schließlich mit Überlegungen zur heutigen Bedeutung des Alters für den Einzelnen, zur Gestaltung eines „sinnerfüllten Alters“ und zu den Herausforderungen, die sich unserer Gesellschaft in Hinsicht auf den Umgang mit der wachsenden Anzahl alter Menschen stellen.

2. Die Überalterung der Gesellschaft in Deutschland

2.1 Definition

Was bedeutet eigentlich die vielgenannte Überalterung einer Gesellschaft?[4]

Eine Gesellschaft überaltert, wenn deutlich weniger Kinder geboren werden, als zur zahlenmäßigen Nachfolge ihrer Elterngeneration notwendig wären. Die Elterngeneration wird nicht mehr durch die Kinder „ersetzt“.

Bleibt das niedrige Geburtenniveau auf Dauer bestehen, wie es in Deutschland der Fall ist, hat das langfristig eine sinkende Bevölkerungszahl und eine überalternde Bevölkerung zur Folge. Die Eltern rücken in ein höheres Alter auf, dass sich durch eine höhere Lebenserwartung auch über einen längeren Zeitraum erstreckt.

Die Kinder dieser Generation bilden nun eine zahlenmäßig schwächere Elterngeneration, die nun auch bei gleichbleibender Geburtenhäufigkeit insgesamt weniger Kinder zur Welt bringen wird, so dass sich die Alterspyramide von Generation zu Generation nach unten hin weiter verengt. Diese Entwicklung hat weiterhin zur Folge, dass ab einem gewissen Punkt die absolute Zahl der Sterbefälle die der Geburten übersteigt. Der Unterschied zwischen diesen beiden Zahlen wird sich im zeitlichen Verlauf vergrößern, d.h. die Abnahme der Bevölkerung nimmt zu.[5]

Die Überalterung setzt sich also aus zwei Komponenten zusammen. Zum einen aus einer sich verlängernden Lebensspanne der Bevölkerung und zum anderen einer Geburtenhäufigkeit, die die „Reproduktion“ der Gesellschaft nicht mehr gewährleistet.

Beide genannten Faktoren sind für Deutschland zutreffend.

2.2 Historische Entwicklung

Die heutige Bevölkerungssituation in der Bundesrepublik Deutschland kann nicht losgelöst von einem geschichtlichen Kontext gesehen werden. Die derzeitige demographische Zusammensetzung der Bevölkerung ist das Ergebnis einer Entwicklungstendenz, die sich schon seit langem abzeichnet.

Wenn auch eine umfassende Behandlung des demographischen Wandels den Rahmen sprengen würde, soll er doch kurz nachgezeichnet werden, da er essentiell ist, für das Verständnis der momentanen Alterszusammensetzung der deutschen Bevölkerung.

Wie auch in den anderen europäischen Staaten brachte den ersten großen Wandel für die deutsche Bevölkerungsstruktur das Phänomen des Demographischen Übergangs. Unter dem demographischen Übergang wird eine modellhafte Fassung des natürlichen Bevölkerungswachstums verstanden, das während des langfristigen gesellschaftlichen Modernisierungsprozesses bestimmte Phasen durchläuft. Diese Phasen kennzeichnen typische Beziehungen zwischen Fruchtbarkeits- und Sterblichkeitsniveau. In der ersten Phase des Demographischen Übergangs kommt es zu einem hohen Bevölkerungswachstum, da die Sterblichkeit zu sinken beginnt, die Fruchtbarkeit allerdings, noch von traditionellen Normen und Verhaltensweisen geprägt, auf hohem Niveau verharrt. In der zweiten Phase setzt nun auch ein Rückgang der Geburtenzahlen ein. Da die Fruchtbarkeit auf die veränderten ökonomischen, sozialen und demographischen Bedingungen reagiert, nähern sich Sterbe- und Geburtenraten auf niedrigem Niveau einander an.

Abgesehen von kleinen Schwankungen bleibt die Zuwachsrate der Bevölkerung nun klein.[6]

Für den Demographischen Übergang in Deutschland lassen sich vier Phasen unterscheiden:

1.) Nach einem Gleichstand von hoher Fertilität und Mortalität beginnt um 1830 die Sterblichkeit in wichtigen jugendlichen Alterskohorten leicht abzusinken.

Das steile Bevölkerungswachstum hielt weiterhin an, da im Verlauf eine steigende Anzahl von Menschen länger lebte und gleichzeitig die hohen Geburtenüberschüsse erhalten blieben.

2.) Bis in den Anfang der 1870er Jahre wird immer deutlicher, dass es sich beim Abfallen der altersgruppenspezifischen Mortalität um eine langlebige Dauerbewegung handelt. Die Fertilitätsziffern blieben dabei aber gleichbleibend hoch. Ab etwa 1872/73 lässt sich daher die zweite Phase des „Demographischen Übergangs“ datieren. Der auffällige Rückgang der Mortalität hält bis zur Jahrhundertwende an, und ab Mitte der 1870er Jahre lässt sich auch eine unwiderruflich sinkende Fertilität an eindeutigen Zahlenbefunden ablesen.

3.) Die dritte Phase des „Demographischen Übergangs“, die sich zwischen 1900 und 1930 datieren lässt, ist gekennzeichnet von einer drastischen Verringerung von Fertilität und Mortalität, welche in einem parallel verlaufenden Abschwung stattfindet.

4.) In der Folgezeit spielt sich ein Gleichstand von vergleichsweise radikal reduzierter Geburtlichkeit und Sterblichkeit auf niedrigem Niveau ein.[7]

Bereits am Anfang des 20. Jahrhunderts finden sich in Deutschland also niedrige Geburten- und Sterblichkeitsraten. Die ehedem hohen Zuwachsraten der Bevölkerung, die der demographische Übergang mit sich brachte, stagnierten auf geringem Niveau.

Zwar kommt es Ende der Dreißiger, Fünfziger und in den Sechziger Jahren nochmals zu einem „Babyboom“[8], aber Mitte der 70er Jahre gehen die Geburtenzahlen stark zurück. Schließlich kam es in der Bundesrepublik 1972 zu einem Absinken der Geburtenraten unter die Sterberaten. Betrug der Geburtenüberschuss 1971 noch 0,8 Kinder auf 1.000 Einwohner, so gab es 1972 einen Überschuss von 0,5 Todesfällen je 1.000 Einwohner.[9]

2.3 Heutiger Stand und Zukunftsprognosen

Abgesehen von Schwankungen in die eine oder andere Richtung besteht dieser Trend bis heute und hat sich verstärkt. So sterben heute, bezogen auf 1.000 Einwohner, mehr Menschen als es Geburten gibt. Im Jahr 2000 starben in Deutschland 71.000 Menschen mehr, als Kinder geboren wurden.[10] Die Geburtenraten liegen mit 1.300 bis 1.500 Kindern je 1.000 Frauen im internationalen Vergleich weit im unteren Bereich[11] und sind von der Anzahl, die notwendig wäre (etwa 2.100) um die Bevölkerungszahl zu erhalten weit entfernt.[12]

Was die Lebenserwartung der Kinder angeht, kann ein Junge, der heute geboren wird, mit 74,4 Lebensjahren rechnen und ein Mädchen sogar mit 80,5. Schätzungen gehen davon aus, dass sich diese Lebenserwartung sogar auf 76,2 und 82, 5 im Jahr 2025 erhöhen wird. Somit hat sich unsere Lebenserwartung in 100 Jahren nahezu verdoppelt, denn zu Beginn des 20. Jahrhunderts lag die Lebenserwartung bei 44,8 bzw. 48,3 Jahren.[13]

So wird, obwohl die Menschen immer älter werden, die Bevölkerungszahl in Deutschland voraussichtlich in den nächsten Jahrzehnten schrumpfen.

Die deutsche Bevölkerung wird voraussichtlich von derzeit ca. 82 Mio. auf 69,9 Mio. im Jahr 2050 zurückgehen. Gleichzeitig wird sich das Durchschnittsalter von 40,9 auf 48,2 Jahre erhöhen.

Eine besonders drastische Steigerung wird in diesem Zeitraum der Altersquotient[14] erfahren. Dieser wird nämlich von 23,9 Prozent im Jahr 1999 auf 48,3 Prozent 2050 steigen.[15]

Diese eben genannten Zahlen beschreiben auf eindrucksvolle Weise, was mit der Überalterung einer Gesellschaft gemeint ist. Der Begriff der „Überalterung“ soll in dieser Arbeit nicht negative besetzt werden, wie das in der öffentlichen Diskussion oft der Fall ist. Er soll vielmehr deskriptiv die Tatsache benennen, dass die Alterung der Bevölkerung einen Grad erreichen wird, der tiefgreifende Änderungen im gesellschaftlichen Gefüge notwendig macht.

Immer weniger junge Personen stehen einer wachsenden Zahl von älteren und alten Menschen gegenüber. Aus einer Gesellschaft die altert wird eine Gesellschaft die überaltert. Wirtschaftlich gesehen bedeutet das, dass immer weniger Menschen den Wohlstand der Gesellschaft erarbeiten müssen.[16]

3. Definition des Alters

Wann ist der Mensch alt? Diese Frage, die sich jeder Mensch wahrscheinlich einmal stellt, wurde aus den verschiedensten Blickwinkeln schon immer gestellt. Man fragt nach dem chronologischen Alter, nach biologischen Prozessen oder nach Wertvorstellungen und Erfahrungen. Die Art, in der sich Menschen mit diesem Thema befassten und befassen, zeigt, dass es sich um ein ganz zentrales Thema des Lebens handelt. Die Bedeutung des Themas liegt wahrscheinlich darin begründet, dass es sich nicht nur um ein biologisches Faktum handelt, dass Lebewesen altern, sondern es auch für jeden Menschen eine persönliche Erfahrung oder ein persönliches Problem ist, zu altern und einmal alt zu sein. Auch wenn sich der Fokus heute eher auf die Jugend richtet, ist es nun einmal ein Naturgesetz, dass wir altern, heute sogar über einen längeren Zeitraum, wie die oben bereits behandelte längere Lebensspanne es mit sich bringt.

Der folgende Abschnitt soll aufzeigen, wie Alter heute definiert wird, aber auch wie sich der Begriff über den Zeitraum mehrerer Jahrhunderte verändert hat. Welche Antworten fanden Menschen zu verschiedenen Zeiten in unterschiedlicher Herangehensweise auf die anfangs gestellte Frage?

3.1 Medizinisch

An den Anfang der Begriffsbestimmung des Alters möchte ich eine heutige Einteilung der Lebensphasen durch die WHO[17] setzen. Dass eine solche chronologische Einteilung keine umfassende Erklärung für „das Alter“ sein kann, wurde bereits erwähnt. Sie kann nur ein Schema darstellen, das den Umgang mit dem Begriff erleichtert. Denn das Alter und Altern betrifft alle Bereiche des menschlichen Lebens, also neben den körperlichen Veränderungen auch Wandlungen im sozialen Umfeld, im Rollenverständnis und viele weitere Aspekte.

Aus heutiger medizinisch-biologischer Sicht durchläuft der Lebenszyklus drei Entwicklungsphasen:

- Die Periode des Reifens und der Entwicklung bis etwa zum 25. Lebensjahr,
- Den Zeitraum des biologischen Gleichgewichts, bis zum Ende des vierten Lebensjahrzehnts
- Und ab dem 50. Lebensjahr die Alterung im eigentlichen Sinne der biologischen Rückbildung

Dieser 3. Abschnitt wiederum lässt sich nach der WHO aufteilen in:

- den alternden Menschen vom 50.-60. Lebensjahr,
- den Älteren vom 61.-75. Lebensjahr,
- den Alten vom 76.-90. Lebensjahr,
- den sehr Alten vom 91.-100. Lebensjahr und schließlich
- die absolut Langlebigen, die über 100jährigen.[18]

Dieser medizinisch-biologische Definitionsansatz versucht, das Alter an Lebensjahren festzumachen. Was den Vorgang des Alterns angeht heißt es in diesem Lexikon weiter: „Altern im engeren Sinne ist ein biologisches Phänomen der Rückbildung und begrenzt die Lebensspanne für die einzelnen Arten von Lebewesen in je spezifischer Weise. [...] Alterungsprozesse spielen sich auf der Ebene der Moleküle, der Zelle, des Organs und des Organismus ab.“[19] Und unter dem psychologischen Gesichtspunkt heißt es: „ Das psychologische Altern unterscheidet sich von der biologischen Entwicklung. Psychologisches Altern ist nicht nur ein negativ besetztes, infolge Rückbildung abwärts gerichtetes Geschehen. Im psychologischen Bereich können Verluste durch Gewinne aufgehoben werden.[...] Insbesondere scheint Weisheit[20] ein Bereich der praktischen Intelligenz zu sein, die erst im Erwachsenenalter erworben und bis in höchste Alter weiterentwickelt werden kann.“[21]

Wie bereits in diesen Abschnitten eines Lexikons für Medizin, Ethik und Recht angedeutet, scheint das Alter kein Phänomen zu sein, dass sich so einfach in eine Definition „pressen“ lässt. Zwar wird eine Definition geboten, die aus ihrer Perspektive das Alter erklärt, aber diese allein reicht nicht aus und bedarf der Ergänzung. Die Begriffe Altern und Alter sind viel zu komplex um sie mit ein, zwei Sätzen zu erklären. Deswegen soll in den folgenden Abschnitten ein weiterer Überblick gegeben werden.

3.2 Altern, Alter und Altersbilder

Zunächst sollten zwei Begriffe unterschieden werden, nämlich das „Alter“ und das „Altern“. Während das Alter den älteren Menschen und das Resultat des Altwerdens sowie das Alter als Lebensperiode und die Alten in der Gesellschaft in den Mittelpunkt der Betrachtung stellt, liegt der Schwerpunkt der Betrachtungen des Alterns auf den Mechanismen und Prozessen, die zum Alter führen und die das Alter begründen.[22]

In umfassender Weise kann das Altern als ein lebenslanger Prozess der Veränderung beschrieben werden, der unumkehrbar, aber beeinflussbar ist. Es stellt einen mehrdimensionalen Vorgang dar, der sowohl individueller, psychischer, physischer wie auch sozialer Art ist.[23] In dieser Arbeit steht allerdings das höhere und das hohe Lebensalter im Mittelpunkt.

Altersbilder fassen das Wesentliche und Typische sowie das subjektiv Positive und Negative des Alters formelhaft zusammen und beschreiben zugleich Erwartungen zu altersgemäßem Verhalten.[24]

Unterscheiden muss man beim Altersbild allerdings grundsätzlich zwischen dem Selbstbild und dem Fremdbild. Unter dem Selbstbild versteht man das Bild, das sich die alten Menschen von sich selbst machen, unter dem Fremdbild dann das Bild, das sich die Gesellschaft von den Alten macht.

3.3 Historischer Überblick über die Definitionen und Wertbestimmung des Alters

In diesem Abschnitt werde ich in einem kurzen Überblick darstellen, wie die Menschen in den verschiedenen Epochen über das Alter dachten und mit ihm umgingen. Das Altern des Menschen stellte offenbar zu jeder Zeit einen wichtigen Punkt im Selbstverständnis der Menschen dar.

Der Wandel der Altersbilder stand natürlich in enger Interdependenz zu dem jeweiligen Gesamtbild des Lebens.

So kann es sich auch hier nur um eine Skizzierung des Verlaufes handeln, da man das Alter seit jeher aus den verschiedensten Blickwinkeln betrachtet hat.

Dieser Rückblick auf die Geschichte ist nicht zuletzt auch wichtig für das Verständnis unserer heutigen Vorstellungen vom Alter. Denn unser Selbstverständnis und unser Blick auf uns und das Leben kann nicht losgelöst von den Ideen und Vorstellungen der Vergangenheit gesehen werden.

Zum Teil werden Grundlagen weiterentwickelt, die schon lange zurückreichen und zum anderen werden teils neue Theorien aufgestellt indem man frühere wieder verwirft. Somit ist ein Blick auf die Gegenwart und die Zukunft auch immer ein Blick zurück, auf das was vor uns war.

3.3.1 Antike

Die Antike ist gekennzeichnet durch ein kosmologisches Viererschema, das sowohl für das Universum, als auch für den Mikrokosmos des Menschen Gültigkeit besaß und ihn somit in die Natur einband.

Pythagoras (um 570-500 v.Chr.) stellte die Theorie der vier Körpersäfte Blut, Schleim, Galle und schwarze Galle auf. Der griechische Naturphilosoph Empedokles (um 492-432 v. Chr.) wiederum nahm vier Grundelemente an: Wasser, Erde, Feuer und Luft.[25]

Hippokrates übernahm nun vor allem die pythagoreische Theorie der vier Säfte, nach der Krankheit und Alter auf einer Störung ihres Gleichgewichts basieren. Das Alter beginnt bei Hippokrates mit 56 Jahren. Auf ihn geht auch der Vergleich der Lebensetappen mit den Jahreszeiten der Natur zurück, wobei er hierbei das Alter mit dem Winter gleichsetzte.

Hippokrates beschreibt in exakten Beobachtungen alte Menschen und ihre körperlichen Gebrechen und rät ihnen zu Mäßigung, aber auch trotzdem zur Weiterführung ihrer Tätigkeiten.[26]

Das Alter wird auf das ganze Leben bezogen und erhält seinen spezifischen Sinn aus der Nähe zum Tod als dem natürlichen Ende des Lebens. Es werden in der Antike verschiedene Konzepte zur Gliederung des Lebens entworfen. Die Unterteilung reicht von drei Phasen bei Aristoteles über vier Phasen bei Pythagoras bis hin zu sieben bei Hippokrates.[27] Ebenfalls unterschiedlich ist die Bewertung der einzelnen Lebensabschnitte.

Eher negativ beurteilt wird das Alter bei Horaz, Terenz und in den biologischen Abhandlungen des Aristoteles.[28] So scheint Aristoteles Krankheit mit erworbenem Alter und Alter mit natürlicher Krankheit gleichzusetzen.[29]

Hier findet sich also eine Betrachtung, die das biologische Alter in eine enge Verbindung zu Krankheit setzt, eine Verbindung die immer wieder zu finden ist.

In einem positiveren Licht sehen das Alter Platon, Cicero und Seneca. Gelobt werden hier alle Vorzüge des Alters, vor allem Aspekte wie die Beherrschung der Leidenschaft, Vernunft und Besonnenheit.

Die Sicht Platons auf das Alter hängt eng mit seinen politischen Ansichten zusammen. Für ihn ist der Idealstaat ein Staat, der das Glück der Menschen gewährleistet. Glück ist für ihn eine Tugend und Tugend ergibt sich aus der Kenntnis der Wahrheit. Bezogen auf Platons Höhlengleichnis sind zum Regieren nur Menschen geeignet, die die dunkle Höhle des Nichtwissens hinter sich gelassen und den Ideen nachgesonnen haben. Erst nach einer Erziehung, die in der Jugend beginnt und nicht vor dem 50. Lebensjahr abgeschlossen ist, sind Menschen zum Regieren eines Staates geeignet. Die Herrschaft der „Befähigten“, die Platon vorschwebt, ist also eine Gerontokratie. Diese Sicht der Dinge hält den physischen Verfall des Menschen für bedeutungslos, denn die Wahrheit des Menschen liegt in seiner unsterblichen Seele, die mit den Ideen verwandt ist. Die Verbindung von Körper und Geist hielt Platon zunächst für eher hinderlich, später war er der Meinung die Seele könne sich den Körper nutzbar machen, wäre aber nicht auf ihn angewiesen. So kommt er dann auch zu der Schlussfolgerung, dass der Verfall des Alters die Seele nicht berührt, sie im Gegenteil sogar freier macht, wenn die Gelüste und Kräfte des Körpers nachlassen.

Das Alter genießt bei Platon also eine hohe Wertschätzung. So sind in seiner Politeia auch die Wächter, die über das Einhalten der Gesetze wachen zwischen 50 und 75 und die Herrscher, die auch das Amt des Richters inne haben, sollen zwischen 50 und 70 sein.[30]

Seneca meint über die Alten in Hinsicht auf die Politik: „Wenn ihr Geschichte lesen oder hören wollt, so werdet ihr finden, dass oft die größten Staaten von Jünglingen erschüttert, aber von Greisen aufrechterhalten und gestützt worden sind.“[31]

Im 2. Jahrhundert n. Chr. wird von Galen[32] eine allgemeine Synthese der antiken Medizin geschaffen.

Das Alter wird von ihm nun als ein Zustand zwischen Krankheit und Gesundheit verstanden, der durchaus nicht pathologisch ist, wobei jedoch alle physiologischen Funktionen des alten Menschen reduziert und geschwächt sind.[33] Seine Ratschläge zur Gesundheitspflege hielten sich in Europa bis ins 19. Jahrhundert.

3.3.2 Mittelalter

Dem antiken Verständnis von Alter, das von den Prinzipien der Kosmologie und der Anthropologie geprägt ist, folgt das Mittelalter mit dem Gedanken der Transzendenz, die alle Lebensbereiche beherrscht.

Eine Phasengliederung des Lebens bleibt auch in Verbindung mit einer religiösen Perspektive bestehen. Und die Vorstellung einer Lebenskurve oder –treppe, die zu einem Höhepunkt ansteigt um dann wieder abzufallen, hält sich in den verschiedensten Einteilungen als Bild für den Lebenslauf bis in die Neuzeit.

Es findet sich eine Drei- und eine Siebengliederung des Lebens, wobei die Einteilung in drei Lebensphasen dominiert.[34]

Im Mittelalter sind Heilsgeschichte und die individuelle Entwicklung des Lebens durch einen tiefen inneren Zusammenhang miteinander verwoben. Durch das Konzept von Gottesstaat („civitas dei“) und irdischer Macht („civitas terrena“) werden durch den Kirchenvater Augustinus (354-430) sowohl der Weltlauf als auch die Lebensentwicklung des einzelnen Menschen gegliedert . „Das Leben des Menschen wird im Mittelalter auf den eschatologischen Verlauf von der ‚Konstitution’ als der paradiesischen Existenz über die ‚Destitution’ als dem irdischen Leben zur ‚Restitution’ als der zukünftigen Auferstehung bezogen. Jede Einzelbiographie greift diese große Weltfigur auf, jeder Übergang von Gesundheit in Krankheit und Krankheit in Heilung ist auf diese Bewegung bezogen, jede Altersdeutung erhält von dieser Perspektive ihre Basis.“[35] Somit steht das Alter zwar am Ende des irdischen Lebens, aber sozusagen an der „Pforte“ zum ewigen Leben.

In der Schrift „De contemptu mundi“ behandelt sogar der Papst Innozenz III.[36] die Kürze des Lebens und die Einschränkungen des Alters.

Ansonsten bleiben Viererschema und das Konzept der Diätetik der Antike auch im Mittelalter wesentlich. Hinzu treten allerdings die Religion, Alchemie, Astrologie und Magie.

Die sieben Tugenden und die Werke der Barmherzigkeit sollen im Umgang mit dem Alter und dem Sterben eine Hilfe und Richtlinie darstellen, denn im Mittelalter soll die Lebenskunst („ars vivendi“) immer auch die Kunst des Sterbens („ars moriendi“) enthalten.[37]

Wie der Begriff der Barmherzigkeit schon andeutet, werden die Alten in die Nähe der Armen und zu Betreuenden gestellt. Da sie sich oft nicht mehr selbst ernähren können, sind sie auf die Hilfe der Kinder und der Gemeinschaft angewiesen und stehen somit eher am Rand der Gesellschaft.[38]

3.3.3 Der grundlegende Wandel in der Neuzeit

Am Ende des Mittelalters und an der Schwelle zur Neuzeit erfährt auch für das Menschenbild einen grundlegenden Wandel. Die Hoffnung auf ein Fortleben im Jenseits und eine das Leben prägende Transzendenz werden zunächst noch langsam, dann aber immer deutlicher verdrängt. Dies bleibt auch nicht ohne Folgen für die Stellung des Alters.

Die Nähe zum Tod war in Antike und Mittelalter ein wichtiger Aspekt des Altersbildes und bleibt es auch in der Neuzeit. Die Bedeutung dieser Nähe zum Tod wandelt sich jedoch in sehr deutlicher Weise.

Der Jenseitsglaube in Antike und Mittelalter band den Tod und somit auch das Alter in ein ganzheitliches Lebensschema mit ein. Da der Tod als Übergang vom irdischen Leben in ein „Ewiges Leben“ verstanden wurde, hatte er die Funktion eines Tores. Er war nicht das Ende des Lebens, sondern der Beginn eines dem Menschen versprochenen besseren Daseins. Dies erleichterte den Menschen nicht nur den Umgang mit dem Tod, sondern auch mit dem Alter, da dieses in diesem Konzept ebenfalls einen wichtigen Platz einnahm. Das Alter sollte eine Zeit der Rückschau sein, in der man sein Leben noch einmal überdenkt und zugleich sollte man sich auf das Jenseits vorbereiten.

Nicht zu vergessen ist in diesem Zusammenhang natürlich auch, dass zu diesen Zeiten das Alter, wie in den ersten Abschnitten erwähnt, für das Individuum nicht selbstverständlich war. Die Alten gehörten schließlich zu einer Minderheit, die nicht frühzeitig durch Krankheit und Hunger zu Tode gekommen waren.

In der Neuzeit verliert sich nun ganz allmählich der Jenseitsglauben, der die Jahrhunderte zuvor geprägt hatte. An seine Stelle tritt eine säkulare Welt, die rein auf das Diesseits bezogen ist und den wissenschaftlichen Erklärungen wird ein immer größerer Platz eingeräumt. Die Neuzeit ist gekennzeichnet von dem Prinzip der „Säkularisierung als der Verweltlichung der Paradieshoffnung von Jugend, Gesundheit und ewigem Leben“.[39]

Mit dem „Verlust“ des Jenseits, der von den Wissenschaften allmählich auf immer breitere Bevölkerungsschichten übergreift, verliert der Tod seine Funktion als Tor oder Übergang, er wird vielmehr ein Endpunkt des Lebens.

An dieser Stelle erfährt auch das Alter einen Bedeutungswandel. Die Nähe zum Tod, die ihm vorher wichtige Aufgaben und einen Sinn verlieh, macht es nun fürchtenswert. Denn das erfahrbare Alter verdeutlicht dem Menschen nun endgültig seine Vergänglichkeit. Es ist die letzte Station des Lebens geworden, auf die nur noch das Ende folgt.

Und genau wie der Tod immer weiter aus dem täglichen Leben der Menschen verdrängt wurde, geschah dies auch mit dem Alter. Es wurde zunehmend auf die Verfallserscheinungen des Körpers reduziert und verlor seinen Platz in einem ganzheitlichen Lebensschema.

3.3.4 Renaissance

In die Zeit der Renaissance fällt die Erscheinung einer ersten Monographie auf dem Gebiet der Gerontologie. Gabriele Zerbi beschreibt in seiner 1489 veröffentlichten „Geretocomia“ die Erscheinungen, Ursachen und die Therapie von Altersbehinderungen.[40]

Die Bewertungen des Alters fallen nach wie vor abweichend aus.

Für Erasmus von Rotterdam (1469-1536) ist das Alter durch Unbequemlichkeiten und Leiden gekennzeichnet . Francis Bacon (1561-1626) hingegen beschäftigt sich mit den Möglichkeiten der Lebensverlängerung und zeigt die Besonderheiten auf, die sich im psychischen wie auch physischen Bereich für die jeweiligen Lebensphasen ergeben.[41]

Michel de Montaigne (1469-1536) meint in den „Essais“ über Alter und Tod: „Vor Alter sterben ist ein seltener und außerordentlicher Tod, ist darum weniger natürlich als die anderen; es ist die letzte und äußerste Art des Sterbens.“ Altern zeige sich auf der physischen wie auf der psychischen Ebene: „Bald ist es der Körper, der zuerst vor dem Alter die Waffen streckt, bald ist es die Seele; und ich habe deren genug gesehen, bei denen das Gehirn vor dem Magen und den Beinen schlaff wurde; und gerade weil dies ein Schrecken ist, das der, den es befällt wenig verspürt und das nur dunkel in Erscheinung tritt, ist es doppelt gefährlich.“[42]

Von dem Gedanken der Transzendenz ist hier nichts mehr zu spüren.

Der in der Renaissance aufkommende Empirismus beschäftigt sich auch mit der Erforschung der Alterserscheinungen. Das Alter wird also zu einem Forschungsobjekt der Wissenschaft.

Von der Anatomie, die zu Beginn der Renaissance große Fortschritte erzielen konnte wird der Körper z.B. als Maschine beschrieben, die nach langem Gebrauch Funktionsschwächen aufweist. Man nahm an, dass die Veränderungen des Körpers durch Kräfte bewirkt würden.[43]

3.3.5 Aufklärung

Neben die philosophischen Schriften treten im 18. Jahrhundert mehrfach psychologische und medizinische Studien über das Alter.

Interpretationen finden sich in der französischen „Encyclopédie“ wie auch bei den deutschen Philosophen und Geschichtstheoretikern der Zeit. In der Behandlung der Alterskrankheiten wird die religiöse Interpretation weiter zurückgedrängt.

Betrachtet man das alte Model der Lebenskurve fällt einem auf, dass im 18. Jahrhundert eine Übergewichtung der jungen Lebensabschnitte auftritt. Diese werden genauer aufgeteilt, als das Alter. Dieses wird höchstens in „reifes Alter“ und „abgelebtes Alter“ unterschieden. Die Konstruktion der Lebenskurve oder Lebensleiter, die in früheren Zeiten ein ausgeglichenes, symmetrisches Gebilde war, wird durch die unterschiedliche Aufteilung der Lebensalter aus dem Gleichgewicht gebracht. Ging die Lebenskurve vorher gleichmäßig auf den Höhepunkt zu, um dann wieder gleichmäßig abzusteigen, fällt sie nun nach dem Höhepunkt rapide ab. Im Verlauf wird sich der Begriff Entwicklung nicht mehr auf den ganzen Lebensprozess erstrecken sondern, vor allem im 19. Jahrhundert, nur noch die Phase des Aufstieges meinen. Der Abstieg der Lebenskurve bedeutet dann nur noch ein sich zurückentwickeln.[44]

Die in die Zeit der Aufklärung fallende Mechanisierung hat auch auf philosophischem und medizinischem Gebiet ihre Folgen. Rationalismus und Mechanismus führen zur Iatrophysik und Gian Alfonso Borelli und Giorgio Baglivi wenden die Ideen von Julien Offray de La Mettrie in der Medizin an.[45] Der Körper wird nun auch hier als Maschine beschrieben, die Lunge etwa als Blasebalg. Und so greifen sie hinsichtlich des Alters die Theorien der Mechanisten aus der Antike auf[46] und beschreiben das Altern des Organismus ähnlich den Abnutzungserscheinungen einer Maschine, die lange in Gebrauch war.

Außerdem kommt es im 18. Jahrhundert zu dem Konzept des „Marasmus senilis“. Ursprünglich bezeichnet der „Marasmus“ eine Form der Auszehrung, des Kräfteverfalls bei Krankheiten wie z. B. der Schwindsucht. Hinzu kommt aber allmählich die Bedeutung des „Marasmus senilis“, der die Auszehrung der alten Menschen meint, der schließlich die ursprüngliche Form sogar überlagert. Man geht davon aus, dass der Verlust der Kräfte eine natürliche Begleiterscheinung des Alters sei.[47]

Diese Tendenzen der Aufklärung halten in der Folgezeit an und erfahren schließlich im 19. Jahrhundert eine neuartige Dynamisierung.

3.3.6 Das 19. Jahrhundert

Im 19. Jahrhundert erscheinen viele empirische Studien über das Alter sowohl auf dem Gebiet der Biologie und der Kultur als auch unter den Gesichtspunkten weiterer verschiedener Natur- und Geisteswissenschaften.

Man kann auch den Beginn einer Verwissenschaftlichung des Alters in diese Zeit setzen. So gilt Adolphe Quetlet[48] als der Begründer der wissenschaftlichen Lebensforschung .

Betrachtet werden Körper, Psyche und soziale Aspekte in gleichen Maßen. Es zeigen sich aber auch schon Tendenzen von einseitiger Betrachtung und fachspezifischer Spezialisierung.

So beginnt J.L. Nascher[49] in Amerika das Alter und seine Krankheiten an sich medizinisch zu erforschen und begründete somit die Geriatrie. Die benachbarte Gerontologie hingegen beschäftigt sich mit dem Prozess des Alterns.

Medizinisch gesehen werden die Bezugseinheiten, auf die man das Alter bezieht, im 19. Jahrhundert immer kleiner. Man fand sie im Gewebe, in den Organen und schließlich in den Zellen.[50]

Und es wird im 19. Jahrhundert deutlich, dass sich mehrere Perspektiven gleichzeitig bilden, die sich in ambivalenter, oft wechselnder und zum Teil konterkarierender Weise mit dem Thema des höheren Lebensalters befassen.[51]

Außerdem kommt es in dieser Zeit zu einem Wandel in der bis dahin doch zumeist vorherrschenden Wertschätzung des Alters. Besonders am Ende des 19. Jahrhunderts waren Ältere und Alte, wie bereits erwähnt, keine Seltenheit mehr, wie dies in den Jahrhunderten zuvor der Fall gewesen war, und die Abhängigkeit der Jungen von Alten verlor sich in Folge der durch die Industrialisierung begründeten gesellschaftlichen Umwälzungen. „Mit der Verlagerung der Berufstätigkeit außerhalb der Haushalte ging der unmittelbar sichtbare Beitrag der Alten zur Produktion verloren. Es kam zu Haushaltstrennungen, vor allem in den Städten. Doch noch war eine staatliche Altersvorsorge kaum entwickelt. Die Alten wurden zur Last.“[52]

3.3.7 Das 20. Jahrhundert

Im 20. Jahrhundert entwickelt sich dann die Gerontologie auf drei Gebieten weiter, die sich mit biologischen, psychologischen und sozialen Aspekten befassen. Alle drei Teilgebiete bleiben positivistisch, d. h. es soll nicht erklärt werden, warum Phänomene auftreten, es soll vielmehr versucht werden diese Phänomene mit größtmöglicher Genauigkeit zu beschreiben.[53]

Was die Medizin angeht, so weist diese dem biologischen Altern keine spezifische Ursache mehr zu. Das Altern wird nun nicht mehr in die Nähe von Krankheit gestellt. Man sieht das Altern als Teil des Lebensprozesses wie Geburt, Wachstum, Fortpflanzung und Tod.

Gesellschaftlich kommt es gerade in den ersten beiden Jahrzehnten zu einer für das Altersbild wichtigen Entwicklung. Es ist die Zeit des absoluten Fortschrittglaubens. Zum Fortschritt gehört das Moderne und zur Moderne die Jugend. Man denke hier auch an den sogenannten Jugendstil in der Architektur. Man verändert in dieser Zeit die Blickrichtung. Die Wertung von Alt und Jung ist biologisch und darwinistisch geprägt, das heißt es geht vor allem um Leistungsfähigkeit.[54] Es erscheint auch eine Zeitschrift mit dem bezeichnenden Namen „Jugend“. Diese steht in gewisser Weise für die Stimmung der Zeit. Gerd Göckejahn meint über diese Zeitschrift: „Das Leitmotiv ist um 1900 eher ‚modern’ und danach erst ‚jugendlich’. Es ist ein Kampfkonzept gegen das Alte, das Starre, die Stagnation, nicht gegen alte Leute, und sie wertet dennoch das Alter um als Antikonzept, als Restleben, als ‚Unjugend’.“ Und weiter heißt es bei ihm: „Das Entflammtsein für moderne Lebensqualitäten hat so überall den Gestus, das Alte und die Alten einfach am Wegrand stehen zu lassen und sich um das Veraltete und Gestrige nicht weiter zu kümmern.“[55]

So verändert sich das Lebensgefühl und der Blickwinkel auf das Alter am Anfang des 20. Jahrhunderts ganz gewaltig. Man verehrt die Jugend in fast schon übersteigerter Weise, als das Moderne und den Fortschritt bringende und setzt damit das Alter gleichzeitig zurück auf den Status des gestrigen, des „ver-alteten“ und rückschrittlichen. Hier wird also die Grundlage für die Fixierung auf die Jugend und die Jugendlichkeit unserer Zeit in ganz erheblichen Maße gelegt.

3.4.Verschiedene heutige Definitionsansätze

Wie bereits bei der historischen Bertachtung des Alters auffiel gab es schon immer viele Sichtweisen auf das Alter. Nun möchte ich exemplarisch einige Theorien der heutigen Zeit, die sich mit dem Alter beschäftigen darstellen, in denen sich die verschiedenen Herangehenspunkte an das Thema widerspiegeln.

3.4.1 Biologisches Altern

Über das biologische Altern des Menschen gibt es einige Theorien, wenn auch erwähnt werden muss, dass sich Altersforscher über die Alterungsvorgänge noch nicht einig sind und auf diesem Gebiet noch immer intensiv geforscht wird.

Eine von den bekannten Theorien, die Theorie von der natürlichen Abnützung, geht davon aus, dass sich bei jeder Zellteilung die Wahrscheinlichkeit erhöht, dass es zu Kopierfehlern kommt.

Eine andere These beschreibt eine schrittweise Vergiftung des Organismus durch Ansammlungen alter Giftstoffe, die vom Organismus nicht mehr ausgeschieden werden können.

Und schließlich wird ebenfalls vermutet, dass die Fähigkeiten des menschlichen Immunsystems, Krankheitserreger oder Tumorzellen zu bekämpfen, im Alter nachlässt.

Generell ist der Alterungsprozess mit degenerativen Veränderungen in den verschiedenen Organen und Geweben, wie z.B. Haut, Knochen, Gelenken, Blutgefäßen und dem Nervensystem verbunden.

Der Grad und die Schnelligkeit des Fortschreitens dieser Degenerationen ist von Mensch zu Mensch verschieden und hängt von den verschiedensten Faktoren ab.

Mit zunehmendem Alter macht sich eine Abnahme der körperlichen Leistungsfähigkeit bemerkbar. Diese ist aber nicht so extrem, wie oft vermutet wird, so können 60jährige, die regelmäßig Sport treiben ohne weiteres 80 Prozent der Leistungsfähigkeit aufweisen, die sie im Alter von 25 hatten. Rein körperlich gesehen kommt es aber zu einem natürlichen Abnehmen der Lungenfunktion, zu sinkender Resistenz gegen Infektionen und zu einer schlechteren Wundheilung.[56]

Ansonsten kommt es zu den allseits bekannten sichtbaren Alterserscheinungen, wie Faltenbildung durch Dehydrierung der Haut und Weißwerden der Haare durch Depigmentierung derselben. Ebenso wird der Mensch im Alter kleiner, da sich das Skelett und besonders die Wirbelsäule verändert. Veränderungen treten wie erwähnt auch in der Belastbarkeit und der Ausdauer des Körpers auf, wie auch im Sexualleben alter Mensch. Dies sollen nur ein paar Beispiele sein, für die Veränderungen, die der Körper im fortgeschrittenen Alterungsprozess erfährt.

3.4.2 Defizitmodell oder Maturitäts-Degenerationshypothese

Dieses Modell geht von der Voraussetzung aus, dass ab einem gewissen Zeitpunkt die allgemeine Leistungsfähigkeit mit zunehmendem kalendarischen Alter sinkt. Das eintretende Defizit erfasst sowohl das Denken, als auch das Fühlen und Wollen und auch die soziale Leistungsfähigkeit des Menschen.[57]

Belegt wird diese Hypothese vom Defizit, indem auf bestimmte Parameter der physischen Funktionen und auf korrelierend nachlassende psychische Funktionen hingewiesen wird.

Das Alter wird als eine Summe von Defiziten interpretiert. Zu nennen wären das gesetzmäßige Sinken des Intelligenzgrades, eine nachlassende Lernfähigkeit, nachlassende Informationsverarbeitung und eine erhöhte „Versagensbereitschaft.

Die wissenschaftlichen Grundlagen für dieses Modell gehen auf R. M. Yerkes zurück, der 1921 den sogenannten „Army-Alpha-Test“ und “Army-Beta-Test“ veröffentlichte. Bei diesen Tests ging es um eine Intelligenzmessung bei erwachsenen Männern zwischen 18 und 60 Jahren, die sich für die Offizierslaufbahn bewerben wollten. Bei diesem Test stellte sich heraus, dass die Männer über 30 schlechter abschnitten, als diejenigen unter 30.[58] Hieraus entwickelte sich dann die Theorie des Leistungsdefizits mit zunehmenden Alter.

3.4.3 Disengagementtheorie (Rückzugstheorie) und Aktivitätstheorie

Die Disengagementtheorie wurde 1961 von dem US-amerikanischen Gerontologen Cumming entwickelt. Charakterisiert ist diese Theorie durch die Annahme eines naturgemäßen Rückzuges des Menschen aus verschiedenen Rollen und Aktivitäten ab den mittleren Lebensjahren. Es wird davon ausgegangen, dass das Alter einen planmäßigen Rückzug beinhaltet, der als Umkehrung des Expansionsstreben im Leben verstanden wird und sein Maß an der Natur selbst hat.[59] Bei der Disengagementtheorie wird auf ein natürlich gesetztes Streben nach Distanzierung sowie nach begrenzter Teilnahme am gesellschaftlichen Leben verwiesen. Ihr Inhalt bestimmt sich über den Evolutionismus.

Die Disengagementtheorie des Diamanopoulos im Jahr 1961 stellt den Rückzug als unvermeidlich dar. Beziehungen verändern sich und lösen sich schließlich. Er stellte neun Postulate auf, in denen verschiedene Abfolgen und Gründe der Zurückdrängung charakterisiert werden.

Die Aktivitätstheorie, die Anfang der 60er Jahre in der amerikanischen Sozialarbeit vorherrschte, schlug ein hartnäckiges Festhalten an alten Rollenverhalten vor, um dieser Ausgrenzung entgegenzuwirken. Sie war ein Gegenentwurf zur Disengagementtheorie.

Die Disengagementtheorie und die Aktivitätstheorie haben einige Modifikationen erlebt, so kam es unter anderem 1963 zur Theorie des „instrinsic disengagement“ von Henry. Hierbei werden die Bedingungen für ein erfolgreiches Altern im Subjekt, also im jeweiligen Menschen selbst gesehen. „Das vom Subjekt ausgehende Disengagement wird zur Bedingung für ein erfolgreiches Altern durch Anpassung an die Gegebenheiten des quasinatürlichen Zerfalls gemacht.“[60]

Zusammenfassend lässt sich über die Disengagementtheorie sagen, dass sie davon ausgeht, dass es im Alter zu dem allgemeinen Wunsch kommt, sich von sozialen Rollenverpflichtungen und Aufgaben zurückzuziehen. Man nimmt dabei an, dass die Besinnung auf sich selbst und der Rückzug aus sozialen Beziehungen, die subjektive Zufriedenheit im Alter erhöht. Die Haltung und Wahrnehmung älterer Menschen wird selbstbezogen und orientiert sich mehr und mehr am Tod. Der soziale Rückzug entspricht dem natürlichen biologischen Alterungsprozess. Von der Gesellschaft wird der Rückzug positiv bewertet, da die älteren Menschen unter anderem Arbeitsplätze an Jüngere abgeben. Zwischen Individuum und Gesellschaft besteht eine Wechselbeziehung.[61]

Zu dieser Theorie ist kritisch anzumerken, dass der Abbau von geistigen und körperlichen Fähigkeiten überbetont wird. Man kann auch nicht davon ausgehen, dass ein älterer Mensch immer damit zufrieden ist, wenn er aus dem Berufsleben ausscheidet, oftmals ist hier eher das Gegenteil der Fall. Das Alter wird sozial eher entwertet. Zu einer positiven Bewertung aufgrund von zu vermittelnder Lebenserfahrung, kommt es nicht. Außerdem werden Alterungsprozesse zu sehr generalisiert und Persönlichkeitsunterscheide nur unzureichend einbezogen.

3.4.4 Kontinuitätstheorie und Kompetenztheorie

Die Kompetenztheorie kann als eine Weiterentwicklung der Kontinuitätstheorie verstanden werden. Beide Theorien stützen sich nicht auf entstehende Defizite im Alter, sondern auf vorhandene Kompetenzen und auch Ressourcen.

Man geht davon aus, dass der Mensch im Laufe seines Lebens vielerlei Kompetenzen erwirbt, mit denen er auch in der Lage ist das Altwerden zu bewältigen. Lebensweisen, die der Mensch in seinem bisherigen Leben pflegte, werden auch im Alter fortgeführt. Bei dieser Theorie werden die individuellen Merkmale der Menschen viel stärker berücksichtigt, als etwa bei der Differenz- oder Disengagementtheorie. Die Entwicklung im Alter hängt vom vorherigen Leben ab. Ein Mensch, der nie große Aktivitäten entfaltet hat, wird dies auch im Alter wahrscheinlich nicht tun, während ein sehr aktiver Mensch, dies wahrscheinlich auch bleiben wird, auch wenn sich seine Betätigungsfelder ändern. Er wird dann seine Aktivitäten auf neue Bereiche ausrichten.

Diese Theorie vergleicht nicht die Leistung alter Menschen mit der von Jüngeren, sondern zeigt die Entwicklungsmöglichkeiten im Lebensabschnitt des Alters auf.

[...]


[1] Vgl. Vereinte Nationen, Hauptabteilung Presse und Information (Hrsg.): Altern und Entwicklung, 2002, S. 1

[2] Vgl. Statistisches Bundesamt (Hrsg.): Statistisches Jahrbuch, Wiesbaden 2002, S. 58

[3] Vgl. Vereinte Nationen, Hauptabteilung Presse und Information (Hrsg.): Die alternde Bevölkerung: Fakten & Zahlen, 2002, S. 1

[4] Im Folgenden sollen Wanderungsbewegungen unberücksichtigt bleiben.

[5] Vgl. Statistisches Bundesamt (Hrsg.): Bevölkerungsentwicklung Deutschlands bis zum Jahr 2050, Wiesbaden 2000, S. 9

[6] Vgl. Spree, R.: Der Rückzug des Todes. Der Epidemiologische Übergang in Deutschland während des 19. und 20. Jahrhunderts, Konstanzer Universitätsreden, Konstanz 1992, S. 14

[7] Vgl. Wehler: Deutsche Gesellschaftsgeschichte, Bd. 3, München 1995, S. 493

[8] Vgl. Statistisches Bundesamt (Hrsg.): Bevölkerungsentwicklung in Deutschland, a.a.O., S. 7

[9] Vgl. Statistisches Bundesamt (Hrsg.): Statistisches Jahrbuch 1973, Wiesbaden 1973, S. 55

[10] Vgl. Statistisches Bundesamt (Hrsg.): Statistisches Jahrbuch 2002, a.a.O., S. 58

[11] Zum Vergleich: Geburtenhäufigkeit 1997/1998 in Italien und Spanien bei 1.200 Kindern, in Griechenland 1.300, Niederlande 1.600, Schweden und Polen 1.500, USA 2.000 Kinder. Vgl., Statistisches Bundesamt(Hrsg.), Bevölkerungsentwicklung in Deutschland, a.a.O., S. 8

[12] Vgl. Statistisches Bundesamt (Hrsg.): Bevölkerungsentwicklung in Deutschland, a.a.O., S. 7, 8

[13] Vgl. Statistisches Bundesamt (Hrsg.): Bevölkerungsentwicklung in Deutschland, a.a.O., S. 10

[14] 65jährige und ältere Personen in Prozent der 15-64jährigen

[15] Vgl. Institut der deutschen Wirtschaft (Hrsg.): Deutschland in Zahlen, Köln 2002, S. 7

[16] Zur Entwicklung der Bevölkerungsstruktur siehe auch im Anhang Tabellen und Schaubilder 1-4

[17] World Health Organization

[18] Vgl. Eser, A. (Hrsg.): Lexikon Medizin, Ethik, Recht, Herder, Freiburg 1989, Spalte 29

[19] Vgl. Eser, A. (Hrsg.): Lexikon Medizin, Ethik, Recht, a.a.O., Spalte 30

[20] Weisheit nach Eser, A.: Erfahrensein in den fundamentalen pragmatischen Aspekten des Lebens;

nach Sokrates ist Weisheit in einer eher ethischen Sicht das Wissen um das „richtige Leben“, vgl. Helferich, C.: Geschichte der Philosophie, dtv, München 2000, S. 21

[21] Eser, A. (Hrsg.), Lexikon Medizin, Ethik, Recht, a.a.O., Spalten 32, 33

[22] Vgl. Baltes/Baltes, Vorwort, In: Baltes, P., Mittelstrass, J. (Hrsg.): Zukunft des Alterns und gesellschaftliche Entwicklung, Akademie der Wissenschaften zu Berlin, Berlin 1992, S. 9

[23] Vgl. Baltes/Baltes, Vorwort, In: Baltes, P., Mittelstrass, J. (Hrsg.), a.a.O.., S. 11

[24] Vgl. Bosch, E.M.: Wie ältere Menschen Medien nutzen, In: Älterwerden in der Mediengesellschaft, 12. Stuttgarter Tage der Medienpädagogik, Köln 1989, S. 33

[25] Vgl. hierzu auch Anhang 5.

[26] Vgl. Beauvoir, S. de: Das Alter, Hamburg 1977, S. 17

[27] Vgl. Engelhardt, D. v.: Altern zwischen Natur und Kultur, In: Borscheid, P. (Hrsg.): Alter und Gesellschaft, Stuttgart 1995, S. 14

[28] Im Gegensatz zu seinen ethischen Schriften, die positiv zum Alter und seinen Möglichkeiten stehen.

[29] Engelhardt, D. v.: Altern zwischen Natur und Kultur, a.a.O., S. 14

[30] Vgl. Beauvoir, S. de: Das Alter, a.a.O., S. 93

[31] Engelhardt, D. v.: Altern zwischen Natur und Kultur, a.a.O., S. 14

[32] Galen (etwa 130 n.Chr.-193 n. Chr.) war ein bedeutender griechischer Arzt, der im röm. Imperium Karriere machte.

[33] Vgl. Engelhardt, D. v.: Altern zwischen Natur und Kultur, a.a.O., S. 18

[34] Vgl. Engelhardt, D. v.: Altern zwischen Natur und Kultur, a.a.O., S. 16

[35] Vgl. Engelhardt, D. v.: Altern zwischen Natur und Kultur, a.a.O., S. 16

[36] Papst von 1198-1216

[37] Vgl. Engelhardt, D. v., Altern zwischen Natur und Kultur, a.a.O., S. 16

[38] Vgl. Kolland, F.: Ab wann ist ein Mensch alt?, Beziehungsweise 18/99,S. 1, entnommen aus der Internetseite des Österreichischen Instituts für Familienforschung, http://oif.ac.at, abgerufen am 01.04.2003

[39] Engelhardt, D. v.: Altern zwischen Natur und Kultur, a.a.O., S. 16

[40] Vgl. Engelhardt, D. v.: Altern zwischen Natur und Kultur, a.a.O., S. 16

[41] Vgl. Engelhardt, D. v.: Altern zwischen Natur und Kultur, a.a.O., S. 17

[42] Engelhardt, D. v.: Altern zwischen Natur und Kultur, a.a.O., S. 16

[43] Vgl. Borngräber, U.-W.: Alter in Gerontologie und Philosophie, Berlin 1990, S. 5

[44] Vgl. Kondratowitz, H.-J. v.: Die Medikalisierung des höheren Lebensalters, In: Labisch A. und Spree R. (Hrsg.): Medizinische Deutungsmacht im sozialen Wandel, 1989, S. 209 ff.

[45] Vgl. Beauvoir, S. de: Das Alter, a.a.O., S. 19

[46] z.T. diejenigen von Demokrit und Epikur

[47] Vgl. Kondratowitz, H.-J. v.: Medikalisierung, a.a.O., S. 216 f.

[48] Adolphe Quetlet (1796-1874) war ein belgischer Mathematiker, der unter anderem die „soziale Physik“ begründete, die aus der Übertragung der physikalischen Fehlerverteilungstheorie auf soziale Phänomene besteht.

[49] Ignatius L. Nascher (1863-1944) war ein in Wien geborener US-amerikanischer Arzt und gilt als "Vater" der Geriatrie (Altersmedizin).

[50] Vgl. Kondratowitz, H.-J. v.: Medikalisierung, a.a.O., S. 218 f.

[51] Vgl. Kondratowitz, H.-J. v.: Medikalisierung, a.a.O., S. 209

[52] Vgl. Kolland, F.: Ab wann ist ein Mensch alt?, a.a.O., S. 2

[53] Vgl. Beauvoir, S. de: Das Alter, a.a.O., S. 23

[54] Vgl. Göckejahn, G.: Das Alter würdigen, Frankfurt a. M. 2000, S. 287

[55] Vgl. Göckejahn, G.: Das Alter würdigen, a.a.O., S. 287

[56] Vgl. Benner, K.U. (Hrsg.): Gesundheit und Medizin heute, Augsburg 1997³, S. 80

[57] Vgl. Borngräber, U.-W.: Alter in Gerontologie und Philosophie, a.a.O., S. 80

[58] Vgl. Weinbach, I.: Alter und Altern, Frankfurt a. M. 1983, S. 22

[59] Vgl. Borngräber, U.-W.: Alter in Gerontologie und Philosophie, a.a.O., S. 86

[60] Vgl. Borngräber, U.-W.: Alter in Gerontologie und Philosophie, a.a.O., S. 86

[61] Vgl. Integration und Desintegration im Alter, S. 9, www.altenarbeit.de, abgerufen am 21.04.2003

Ende der Leseprobe aus 110 Seiten

Details

Titel
Die Situation alternder Menschen in einer überalternden Gesellschaft
Hochschule
Hochschule für Politik München
Note
1,3
Autor
Jahr
2003
Seiten
110
Katalognummer
V32242
ISBN (eBook)
9783638330121
Dateigröße
2008 KB
Sprache
Deutsch
Anmerkungen
In der Arbeit wird zunächst eine Übersicht der Altersbilder in historischer Perspektive gegeben. Dann wird auf die Probleme der demographischen Situation Deutschlands eingegangen. Das Hauptaugenmerk liegt auf der Betrachtung der Situation alter Menschen in Deutschland unter den Bedingungen der "Überalterung" unter politischen, volkswirtschaftlichen, juristischen und gesellschaftlichen Gesichtspunkten.
Schlagworte
Situation, Menschen, Gesellschaft
Arbeit zitieren
Dieter Silakowski (Autor:in), 2003, Die Situation alternder Menschen in einer überalternden Gesellschaft, München, GRIN Verlag, https://www.grin.com/document/32242

Kommentare

  • Gast am 7.6.2005

    Sehr empfehlenswert.

    Die Arbeit gibt einen umfassenden Eindruck über die vielfältigen Problemstellungen, die das Älterwerden in einer Zeit der Überalterung mit sich bringt.

    Interessant fand ich vor allem die Beleuchtung des Themas sowohl aus der gesellschaftlichen wie auch der persönlichen Perspektive.

    Es werden dabei viele Gesichtspunkte objektiv erläutert und diskutiert. Die Informationen werden zusätzlich noch mit zahlreichen Punkten ergänzt, die einem auch selbst viele Ansätze für eigene Fragestellungen bieten.

    Die Arbeit ist übersichtlich, wissenschaftlich exakt, bietet enorm viel weiterführende Literaturangaben und ist gut lesbar. Wirklich ein Tipp für alle Leute, die sich mit diesem Thema beschäftigen wollen oder müssen.

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Titel: Die Situation alternder Menschen in einer überalternden Gesellschaft



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