Die Integration der First Nations in Kanada

Ihre Einbindung in das kanadische Schulsystem


Facharbeit (Schule), 2013

19 Seiten, Note: 1,5


Leseprobe


Inhaltsverzeichnis:

Einleitung

1. Allgemeines
1.1. Wer sind die First Nations?
1.2. Das Bildungssystem in Kanada

2. Integration der First Nations
2.1 First Nations an kanadischen Schulen
2.2 Vergleich: First Nations und nicht-indianische Bevölkerung

3. Ursachen und Folgen
3.1 Ursachen für Unterschiede
3.2 Auswirkungen

4. First Nations University of Canada – ein Beispiel

5. Resümee

Einleitung

In dieser Arbeit behandele ich den Aspekt der Integration der First Nations in ihrem Land und in die nun eher westliche und moderne Kultur, die in Kanada vorherrscht. Die First Nations sind die indianischen Ureinwohner Kanadas. Deren Lebensform hat in den letzten Jahrhunderten zunehmend an Bedeutung und auch an Größe verloren. Verursacht wurde das durch die Besiedlung Kanadas im 16. Jahrhundert durch die Franzosen und später durch die Eroberung der Briten[1] - das indianische Volk wurde immer weiter zurückgedrängt. Durch dieses parallele Leben zweier so unterschiedlicher Kulturen ergaben sich im Laufe der Zeit immer mehr Konflikte, Menschen indianischer Abstammung hatten nicht dieselben Rechte wie der Rest der Bevölkerung und wurden aus dem europäischen Lebensstil ausgegrenzt. So entwickelten sich die First Nations zu einer zurückgedrängten Minderheit in Kanada. In vielen Aspekten des Lebens der kanadischen Bevölkerung ohne indianischen Hintergrund waren die First Nations nicht als gleichwertig eingegliedert und geschätzt. Hat sich das im Laufe der letzten Jahrzehnte geändert? Und wenn ja, in welchen Ebenen der kanadischen Gesellschaft?

Eine dieser Ebenen ist die Einbindung der First Nations in das aktuelle Schulwesen Kanadas, welches auch das Thema dieser Seminararbeit ist. Ich möchte die Integration des kanadischen Urvolkes anhand des Beispiels ihrer Eingliederung in das aktuelle kanadische Schulsystem erarbeiten und auswerten, um so am Ende das daraus resultierende Ergebnis zu bewerten und somit die Einbindung der First Nations beschreiben zu können. Haben die First Nations überhaupt das Recht auf Bildung in Kanada? Davon kann man mit Sicherheit ausgehen. Doch welche Bildung bekommen sie, wie unterscheiden sie sich dabei von der restlichen Bevölkerung? Welche Abschlüsse haben sie und was hat das für Folgen? Kann man ihre Einbindung in das Schulwesen als Beispiel für ihre allgemeine Integration sehen? Diese und weitere Fragen möchte ich nach Beendigung dieser Seminararbeit beantworten können.

Die Themenwahl begründet sich auf meinem bereits von Grund auf bestehenden Interesse an verschiedenen indianischen Urvölkern und deren Kulturen und Lebensweisen. Besonders spannend fand ich dabei immer den Unterschied zu anderen Gesellschaften und die sich daraus ergebenden Problematiken und Spannungen. Da das allgemeine Gebiet der Integration für eine Seminararbeit jedoch viel zu umfassend ist, beschränkt sich diese Dokumentation auf einen eingegrenzten Bereich. Dadurch kann man die Eingliederung der indianischen Bevölkerung genauer und spezialisierter unter die Lupe nehmen. Das Thema Bildung ist passend, denn es bietet eine gute Möglichkeit zu beobachten, wie die ‚Indianer‘ in einem so alltäglichen Teil einer Kultur eingebunden sind und inwieweit sie sich dabei vom restlichen Bevölkerungsteil unterscheiden. Bildung ist ein wesentlicher Bestandteil einer Kultur, die die Lebensweise und Zukunft eines Volkes weitgehend prägen kann. Ebenso ist das Recht auf Bildung ein Menschenrecht[2], auf das jeder, egal welcher Herkunft oder Ethnie zugehörend, einen Anspruch hat. Unter diesen Gesichtspunkten lässt sich je nach Berechtigung und Beteiligung der First Nations an kanadischer Bildung aufzeigen und bewerten, in welchem Maße sie in der kanadischen Gesellschaft akzeptiert und eingebunden sind.

Hierzu muss zunächst Allgemeines geklärt werden, damit man das entsprechende Basiswissen mitbringt, um schlussendlich kompetent bewerten zu können. Dazu muss klar sein, wie das kanadische Schulsystem überhaupt aufgebaut ist und wie es funktioniert. Erst der anschließende Vergleich beider Kulturen ermöglicht ein verallgemeinerndes Fazit. Unterscheiden sie sich in ihren Abschlüssen? Wie viele First Nations besuchen eine Schule?

Als Nächstes werde ich die Eingliederung in kanadische Schulen an sich darstellen, um danach in die folgenden Konsequenzen überzugehen. So kann man sehen, welche Auswirkungen der Zustand der Integration mit sich bringt. Um als Schlusspunkt dieser Dokumentation ein Fazit ziehen zu können, werden auch die Ursachen des Problems untersucht.

Die Literatur, die zur Bearbeitung dieser Fragestellung verwendet wurde, beschränkt sich größtenteils auf englische Literatur von kanadischen Verfassern (vorwiegend Sammlungen einzelner verhältnismäßig kürzerer Texte, die thematisch in Bücher zusammengefasst wurden). Ebenso arbeite ich mit Diplomarbeiten und Reden, die dieses Thema in ihrer Fragestellung anreißen und somit Aspekte bieten, die auch in dieser Dokumentation ihren Platz finden.

Nicht umsonst wurde einmal gesagt: „The buffalo is gone. Education is the new buffalo.“[3]

Ziel dieser Dokumentation ist es, zu untersuchen, ob dieser ‘neue Büffel’ für die indianische Kultur der First Nations in Kanada wirklich bewahrt werden konnte.

1. Allgemeines

1.1. Wer sind die First Nations?

Als im 16. Jahrhundert die Franzosen Nordamerika besiedelten, waren sie nicht die ersten auf diesem Teil des ‚neuen‘ Kontinents: das Urvolk Kanadas war schon seit Jahrtausenden dort. Dieses Indianervolk kennt man heute unter dem Namen ‚First Nations‘. Das Volk der First Nations zeichnet sich durch starke Spiritualität aus und ist dafür bekannt, in vollem Einklang mit der Natur zu leben. Diese innige Naturverbundenheit prägte ihr damaliges Dasein und prägt auch noch ihr jetziges Leben. Ihr Schwerpunkt lag deshalb auf der Schöpfung und ihrer Bewahrung, sie sahen sich als Teil der Natur. Sie wollten sie nicht beherrschen oder steuern, sie wollten in Harmonie mit ihr leben und sie vor Unheil schützen. Ebenso führten sie eine Jäger- und Sammlerkultur und schätzten das Vermächtnis der mündlichen Überlieferung. Dies bedeutet, dass kaum Schriften über die First Nations vorhanden sind - ihr Wissen wurde von Generation zu Generation mündlich weitergegeben.[4]

Daraus folgt, dass man kaum Detailliertes aus ihrem Leben vor der Besiedlung Kanadas weiß.

Zusammen mit den anderen indigenen Völkern, die diesen Teil der Welt bewohnen, den Métis und den Eskimos, machen sie heute in der ethnischen Zusammensetzung Kanadas nur noch 1,6% aus.[5]

Heutzutage zählen die indigenen Völker 367 800[6] an der Zahl und sind über ganz Kanada verstreut, wobei es Provinzen wie Saskatchewan gibt, in der eine hohe Konzentration an First Nations vorliegt.

Der Begriff „Indianer“, der häufig im Zusammenhang mit den First Nations auftaucht, ist zwar umstritten[7], dennoch soll er hier aus Verständnisgründen verwendet werden.

So gesehen unterscheidet sich die indianische Kultur in fast allen Aspekten der Lebensweise von der der Europäer – ein Konflikt der beiden Völker scheint vorprogrammiert.

1.2. Das Bildungssystem in Kanada

Um eine Bewertung der Integration des Volkes der First Nations aufstellen zu können, bedarf es der Beantwortung der Frage: Wie sieht das Bildungswesen in Kanada überhaupt aus?

Kanada hat kein zuständiges zentrales Bildungsinstitut oder eine nationale politische Institution.[8] Wie zum Beispiel auch in Deutschland ist jede Provinz Kanadas autonom in der Gestaltung ihrer Bildungspolitik. Das heißt, diese bestimmen eigene Gesetze auf schulischer, sowie auf politischer, bürokratischer und bürgerlicher Basis.[9] Das ganze Schulsystem ist also stark auf das provinzische Level zentralisiert – es gibt keine einheitlichen Regelungen, die das Schulleben ganz Kanadas bestimmen. Die Bundesregierung Kanadas unterhält jedoch Primärschulen für Eskimo- und indianische Kinder, von denen es in Kanada landesweit 42 080[10] gibt, und die Regierung unterstützt diese Schulen durch ihre Mitwirkung an der Finanzierung.

Alle Schulen in Kanada sind in der Regel öffentlich und kostenlos, die Unterrichtssprachen sind Englisch und Französisch – das ist an allen Schulen in Kanada einheitlich. Allerdings unterscheiden sich die Provinzen in Regelungen der Schulpflicht, des Aufbau, und der Schuldauer. Meistens sieht das Schulleben eines kanadischen Kindes folgendermaßen aus: Es besucht 2 Jahre den Kindergarten, danach circa 8 Jahre eine Primärschule (elementary school), um anschließend einen Abschluss an einer Sekundärschule (High School) zu machen, was zwischen 4 und 5 Jahren dauern kann.[11] Weiterführend gibt es im kanadischen Staat 350 Hochschulen, davon sind 68 Universitäten[12], an denen die Schüler und Studenten ihre Schullaufbahn fortsetzen können.

Zu beachten ist ebenfalls, dass Kanada aufgrund einer enorm hohen Einwanderungsrate und vielen Migranten in ihrem Land eine Politik des Multikulturalismus führt – das heißt: eigentlich müsste durch diese Tatsachen eine gute Eingliederung der First Nations ins Bildungssystem garantiert sein. Denn die kanadische Politik baut nicht nur darauf auf, dass in ihrem Staat viele verschiedenste Kulturen vorhanden sind, sondern es wäre auch durch die Autonomie der Provinzen eine jeweilige Anpassung des Bildungssystem an die First Nations möglich, was bei einheitlicher Bildungspolitik der Bundesregierung eine viel größere Schwierigkeit darstellen würde.

2. Integration der First Nations

2.1 First Nations an kanadischen Schulen

„The school system is failing Aboriginal people in Canada right now.“[13]

Diese Worte von Michael Mendelson vom Caledon Institue on Social Policy, umreißen die aktuelle Situation der First Nations an kanadischen Schulen sehr passend. Die First Nations sind im Bildungssystem benachteiligt: inwiefern sich das ausdrückt und warum das so ist wird im Verlaufe dieser Dokumentation ersichtlich.

Wenn man den Bildungsplan an kanadischen Schulen betrachtet, fällt auf, dass die indigenen Schüler kaum mehr die Chance erhalten, etwas über „sich selbst“[14] zu lernen: kanadische Geschichte wird gelehrt und kanadische Werte werden vermittelt – und kanadisch beinhaltet in diesem Fall nicht die indianischen Aspekte, obwohl diese Teil der kanadischen Bevölkerung sind. Es findet kein Unterricht oder eine Aufklärung über indianische Lebensweisen statt, der Bildungsplan richtet sich nicht nach den First Nations und der Erhaltung ihrer Kultur. So sind die Kinder indianischer Herkunft zwar am Schulleben beteiligt und ins Schulsystem eingegliedert, doch nicht eingebunden in die Bildung an sich.

[...]


[1] Vgl. www.hundert6.de/geschichtekanadas

[2] Gemäß Grundgesetzbuch § Artikel 26

[3] Zitat von Blair Stonechild

[4] The Applied History Research Group, University of Calgary, and Red Deer College, http://www.ucalgary.ca, 21.03.2012

[5] Vgl. Lexikonartikel ausgeteilt im Seminarkurs

[6] Vgl. Lexikonartikel ausgeteilt im Seminarkurs

[7] Vgl. Ali, Sallem H.: Mining, the environment and indigenous development conflicts, Univ. of Arizona Press, Tuscon, 2009, Preface (Vorwort)

[8] Vgl. Gosh, Ratna: Social change and education in Canada, Harcourt Brace Jovanovich2 , 1991, Preface

[9] Vgl. Lexikonartikel ausgeteilt im Seminarkurs

[10] Vgl. ‘‘

[11] Vgl. ‘‘

[12] Vgl. Lexikonartikel, ausgeteilt im Seminarkurs

[13] Vgl. Richard Jock, CED of the Assembly of First Nations, First Nations Education: Time for Real Change

[14] Vgl. Richard Jock, CED of the Assembly of First Nations, First Nations Education: Time for Real Change

Ende der Leseprobe aus 19 Seiten

Details

Titel
Die Integration der First Nations in Kanada
Untertitel
Ihre Einbindung in das kanadische Schulsystem
Note
1,5
Autor
Jahr
2013
Seiten
19
Katalognummer
V322293
ISBN (eBook)
9783668260559
ISBN (Buch)
9783668260566
Dateigröße
771 KB
Sprache
Deutsch
Schlagworte
integration, first, nations, kanada, schulsystem, indigen
Arbeit zitieren
Carolin Schwager (Autor:in), 2013, Die Integration der First Nations in Kanada, München, GRIN Verlag, https://www.grin.com/document/322293

Kommentare

  • Noch keine Kommentare.
Blick ins Buch
Titel: Die Integration der First Nations in Kanada



Ihre Arbeit hochladen

Ihre Hausarbeit / Abschlussarbeit:

- Publikation als eBook und Buch
- Hohes Honorar auf die Verkäufe
- Für Sie komplett kostenlos – mit ISBN
- Es dauert nur 5 Minuten
- Jede Arbeit findet Leser

Kostenlos Autor werden