Kontinuität und Wandel: Die katholische Kirche in der nachtridentinischen Gesellschaft


Hausarbeit, 2004

21 Seiten, Note: 2,0


Leseprobe


Inhaltsverzeichnis

1. Einleitung

2. Beginn und Träger der katholischen Konfessionalisierung
2.1 Das Konzil von Trient als Ausgangspunkt für die katholische Kirchenreform
2.2 Alte und neue Orden: der Aufstieg des Jesuitenordens zur bestimmenden Kraft der katholischen Konfessionalisierung

3. Neue Aspekte überkommener Frömmigkeit innerhalb des Katholizismus
3.1 Heiligenverehrung und Reliquienkult
3.2 Marianische Frömmigkeit
3.3 Passions- und Bußfrömmigkeit und Wallfahrten

4. Die Kunst als Mittel der Propaganda?

5. Fazit

6. Literaturverzeichnis

1. Einleitung

In der vorliegenden Arbeit, die den Titel „Kontinuität und Wandel: Die katholische Kirche in der nachtridentinischen Gesellschaft“ trägt und auf gleichnamigen Referat vom 13.07.2004 aufbaut, soll ein Überblick über die katholische Konfessionalisierung, deren Träger und „Vermittlungsstrategien“ in den habsburgischen Territorien gegeben werden.

Dabei sollen weniger die politischen oder militärischen Ereignisse des bewegten 16. und 17. Jahrhunderts im Vordergrund stehen, als vielmehr das Wirken von Kirche und Staat in der nachtridentinischen Gesellschaft. Zentral soll die Frage gestellt werden, mit welchen Mitteln die katholische Kirche die Weltsicht und Meinung der Menschen im Sinne der Neuerungen nach dem Konzil von Trient zu beeinflussen suchte. Im wesentlichen soll also dem Theorem der „Konfessionalisierung“ in seinen „praktischen“ Auswirkungen für die Gläubigen nachgegangen werden, speziell für den habsburgischen, katholischen Machtbereich im Südosten Mitteleuropas.

Ausgangspunkt der Arbeit sollen die Beschlüsse und Denkanstösse des Trienter Konzils sein, des Ereignisses, was die katholische Reform zwar nicht einleitete, doch als zentrales Moment für eine theoretische Antwort des Katholizismus auf die Fragen der Reformation gelten kann.

Danach soll gefragt werden, wer die Träger der Verbreitung dieser innerkatholischen Reform waren, d.h. die Vermittler zwischen den geistigen Eliten der katholischen Kirche und dem „gemeinen Volk“, welches in der Mehrzahl des Lesens und Schreibens unkundig war.

Des weiteren soll aufgezeigt werden, wie die Inhalte des erneuerten Glaubens vermittelt wurden, welche Vorstellungen aus dem Mittelalter übernommen wurden und was an neuen Ideen in die Gedankenwelt des frühneuzeitlichen Menschen einfloss.

Abschließend soll ein Exkurs in Kunst und Architektur erfolgen, es soll untersucht werden, inwieweit Bilder, Skulpturen und Sakralbauten den Gläubigen stärken und im „rechten“ Glauben halten konnten.

Zunächst muss aber eine Annäherung an zwei Begriffe, bzw. ein Begriffspaar erfolgen, das eine zentrale Rolle in der Beschreibung der katholischen Erneuerung des 16. Jahrhunderts spielt: „ Katholische Reformation oder Gegenreformation “ nannte Jedin einen programmatischen Aufsatz[1], welcher sowohl die ideologische Schärfe des Gegenreformationstheorems nehmen sollte, als auch die Möglichkeit zu neuen interpretativen Ansätzen eröffnen half. Dabei soll der Teil der „katholischen Reform“ die kontinuierliche innere Erneuerung der Papstkirche seit dem 15. Jahrhundert beschreiben, während die „Gegenreformation“ die „Summe der neuen Methoden und Waffen[2] “ umfasst, mit der die katholische Kirche an den Protestantismus verlorenes Terrain zurückgewinnen will.

In eine andere Richtung weist die Einbettung des Gegenreformationsparadigmas in die Modernisierungsdebatte, maßgeblich initiiert durch einen Aufsatz Reinhards[3]. Hier werden besonders Aspekte der „Rationalisierung“ und „Säkularisierung“ beleuchtet, die in der Entwicklung zum modernen Staatswesen von Bedeutung waren[4].

In der heutigen Debatte überwiegt der Begriff der „Konfessionalisierung“[5]. Er eröffnet eine Vielzahl von heuristischen Möglichkeiten und betont die Parallelität ähnlicher Entwicklungen innerhalb von Luthertum, Calvinismus und Katholizismus. Allerdings sind auch diesem Begriff Grenzen gesetzt[6], so konstatiert Bastl, dass das „konfessionelle Selbstverständnis [...] sich oft mehr am Symbolischen, am Äußerlich-Rituellen als an gemeinen Glaubensfragen“ orientierte[7]. Dem nachzugehen wird eine Aufgabe der Arbeit sein, der Ausgangspunkt für den katholischen Bereich wird meist mit dem Konzil von Trient gleichgesetzt.

2. Beginn und Träger der katholischen Reform und Konfessionalisierung

2.1 Das Konzil von Trient als Ausgangspunkt für die katholische Kirchenreform

Obwohl es schon vor dem Beginn des Trienter Konzils 1545 Anzeichen für Reformbestrebungen innerhalb der katholischen Kirche gab[8], muss diese Versammlung von katholischen Klerikern als zentrales Ereignis des Katholizismus bzgl. einer Antwort auf die protestantische Kritik im 16. Jahrhundert gelten.

Seit Ende 1545 bis zum Abschluss in einer feierlichen Schlusssitzung am 4. Dezember 1563 rangen die Vertreter der katholischen Mächte und des Papstes, wenn auch mit längeren Unterbrechungen, um einen Ausgleich zwischen den verschiedenen Interessen.

„Kompromisslos wurde die Reformation in Lehre und Praxis abgelehnt, dafür die altkatholische Lehre von der Transsubstantiation, den Sakramenten, dem freien Willen, der Messe, dem Heiligenkult u.a. erstmals klar definiert[9].“ Insofern gelang es dem Konzil, zumindest die inhaltliche Abgrenzung gegenüber den neuen Lehren festzulegen.

Während im organisatorisch-institutionellen Bereich durchaus Neuerungen wie die Verbesserung der Seelsorge, die Residenzpflicht für Priester und Bischöfe, die Gründung von Priesterseminaren, regelmäßige Synoden und Visitationen usw. eingeführt wurden[10], überwogen hinsichtlich dogmatischer Fragen die Kontinuitäten der mittelalterlichen Kirche. So wurde die scholastische Theologie neu belebt, die Zulässigkeit der Heiligenverehrung und der guten Werke unterstrichen und die Lehre von der Läuterung („Fegefeuer“) bekräftigt[11]. Insgesamt wurden die Sakramente in ihrer Bedeutung erhöht, auch in „[...] demonstrativer Abgrenzung von den Protestanten [...][12].“

Letztendlich bleibt festzuhalten, dass die katholische Reform „von oben“ eingeleitet wurde, ganz im Gegensatz zur Reformation Luthers oder Calvins. „Modernisierung, Rationalisierung und Zentralisierung traten an die Stelle spätmittelalterlichen Wildwuchses und absurder Missbräuche“ konstatiert Lutz, jedoch nicht ohne einschränkend zu bemerken, dass die Beschlüsse nur „von einer streng zentralisierten Kirchenführung in die Praxis umzusetzen waren [...][13].“ Das Papsttum musste also Mittel und Wege finden, die beschlossenen Glaubensgrundsätze zu verbreiten und den analphabetischen Schichten ebenso zu vermitteln, wie den intellektuellen Eliten. Ein wichtiges Werkzeug zur Erreichung dieses Zieles sollten die Orden werden, die seit Beginn des 16. Jahrhunderts eine Renaissance erlebten.

[...]


[1] Jedin, Hubert: Katholische Reformation oder Gegenreformation? Ein Versuch zur Klärung der Begriffe. Luzern 1946.

[2] Lutz, Heinrich: Reformation und Gegenreformation. München 1982². S. 154

[3] Reinhard, Wolfgang: Gegenreformation als Modernisierung? Prolegomena zu einer Theorie des konfessionellen Zeitalters, in: ARG 68 (1977), S. 226-252

[4] Anm. des Verf.: m.E. birgt dieser Ansatz die Gefahr eines teleologischen Geschichtsverständnisses, wenn er auch erhellend für Neuerungen im administrativen oder fiskalischen Bereich ist, so vernachlässigt er das fortbestehen traditioneller Strukturen und Denkvorstellungen über das 17. Jahrhundert hinaus (so z.B. die Manifestierung der mittelalterlichen Scholastik während des Trienter Konzils).

[5] Die aktuellstem Darstellung für den katholischen Bereich zusammenfassend: Reinhard, Wolfgang/ Schilling, Heinz (Hrsg.): Die katholische Konfessionalisierung: Wissenschaftliches Symposium der Gesellschaft zur Herausgabe des Corpus Catholicorum und des Vereins für Reformationsgeschichte 1993. Gütersloh 1995.

[6] Vgl. Schindling, Anton: Konfessionalisierung und Grenzen von Konfessionalisierbarkeit, in: Ganzer, Klaus (Hrsg.): Katholisches Leben und Kirchenreform im Zeitalter der Glaubensspaltung. Münster 1997. S. 9-44

[7] Bastl, Beatrix: Europas Aufbruch in die Neuzeit 1450-1650. Eine Kultur- und Mentalitätsgeschichte. Darmstadt 2002. S.58

[8] So z.B. bei den verschiedenen Orden, siehe folgendes Kapitel

[9] Dülmen, Richard van: Entstehung des frühneuzeitlichen Europa 1550-1648. Frankfurt/ Main 1982. S.266

[10] Vgl. Schilling, Heinz: Aufbruch und Krise. Deutschland 1517-1648. Berlin 1988. S. 269

[11] Vgl. Zeeden, Ernst Walter: Hegemonialkriege und Glaubenskämpfe, in: Mitte, Wolfram (Hrsg.): Propyläen Geschichte Europas. Bd.2. S. 74f.

[12] Wie Fußnote 10

[13] Lutz, Heinrich: Reformation und Gegenreformation. München 1982². S. 68f.

Ende der Leseprobe aus 21 Seiten

Details

Titel
Kontinuität und Wandel: Die katholische Kirche in der nachtridentinischen Gesellschaft
Hochschule
Universität Leipzig  (Historisches Seminar)
Veranstaltung
Böhmen-Österreich-Ungarn zwischen Absolutismus und Ständestaat
Note
2,0
Autor
Jahr
2004
Seiten
21
Katalognummer
V32203
ISBN (eBook)
9783638329811
ISBN (Buch)
9783638789707
Dateigröße
536 KB
Sprache
Deutsch
Schlagworte
Kontinuität, Wandel, Kirche, Gesellschaft, Böhmen-Österreich-Ungarn, Absolutismus, Ständestaat
Arbeit zitieren
Cornelius Stempel (Autor:in), 2004, Kontinuität und Wandel: Die katholische Kirche in der nachtridentinischen Gesellschaft, München, GRIN Verlag, https://www.grin.com/document/32203

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