Justin der Märtyrer. Einführung in die Christenverfolgungen des ersten und zweiten Jahrhunderts nach Christus


Hausarbeit, 2013

15 Seiten, Note: 1,3

Anonym


Leseprobe


Inhaltsverzeichnis

1. Einleitung

2. Einführung in die Christenverfolgungen des ersten und zweiten Jahrhunderts mit Ausblick auf das dritte
2.1 Erste Phase (bis 100 n.Chr.)
2.2 Zweite Phase (100 - 250 n.Chr.)
2.3 Dritte Phase (250 - 311/312 n.Chr.)

3. Das Verfassen von Apologien als eine Reaktion der Christen: Justin der Märtyrer († 165 n.Chr.)
3.1 Leben und Werke
3.2 Ursache der Christenverfolgungen nach Justin
3.3 Rechtfertigung des christlichen Glaubens im Sinne Justins

4. Fazit

5. Literaturverzeichnis

1. Einleitung

Christenverfolgungen - ein schreckliches und dunkles Thema in der Geschichte des Christentums und heutzutage in Deutschland kaum mehr vorstellbar: Hier darf man offen bekennen, wenn man an Jesus Christus glaubt, ohne sich vor Denunziationen oder Anzeigen durch seine Mitbürger oder ferner vor tödlichen Konsequenzen durch den Staat fürchten zu müssen. Dass es diese Christenverfolgungen allerdings gab, ist ein Faktum und es sind viele historische Quellen erhalten, die ausführlich davon berichten.1 Im Zuge dessen sind besonders Märtyrer zu nennen - Menschen, die stolz und freiwillig für ihren Glauben und Christus starben. Sie fürchteten nicht den irdischen Tod, sondern freuten sich, bald ihrem Herrn nahe zu sein.

Um einen dieser unzähligen Märtyrer soll es auch in der vorliegenden Erarbeitung gehen, nämlich um Justin den Märtyrer, welcher im zweiten Jahrhundert n. Chr. lebte, wirkte und starb. Einleitend dazu sollen die Entwicklungen der Christenverfolgungen in den ersten und zweiten Jahrhunderten n.Chr. kurz zusammengefasst beschrieben und ein kurzer Ausblick auf die Verfolgungen des dritten Jahrhundert gegeben werden.

2. Einführung in die Christenverfolgungen des ersten und zweiten Jahrhunderts mit Ausblick auf das dritte

Einleitend eine kurze Begriffserläuterung: Unter „Christenverfolgung“ wird das gewaltsame Vorgehen und Eingreifen des römischen Staates gegen bekennende Anhänger des christlichen Glaubens bezeichnet.2 „Grund dafür war die negative Einschätzung der christlichen Gemeinden als Verschwörergruppen, da diese sich weigerten, die römischen Götter anzuerkennen3 bzw. den Kaiserkult4 zu vollziehen“5.

Es lassen sich im Verlauf der Verfolgungen drei Phasen unterscheiden: Die erste Phase entspricht dem Zeitraum bis etwa 100 n.Chr., die zweite Phase dem zwischen 100 und 250 n.Chr. und die dritte Phase dem zwischen 250 und 311/312 n.Chr.6 Auf die dritte Phase soll - wie bereits angekündigt - nur ein kurzer Ausblick gegeben werden.

2.1 Erste Phase (bis 100 n.Chr.)

Die ersten Christenverfolgungen sind in den 60er Jahren des ersten Jahrhunderts n. Chr. in Rom unter Kaiser Nero (54-68)7 aufgetreten.8 Nero gilt in der kirchlichen Tradition also als der erste Christenverfolger.9 In dieser Zeit war das Christentum „staatlicherseits geduldet oder ignoriert“10, es galt als eine jüdische Sekte und hatte somit Anteil an der Sonderstellung des Judentums.11

Als im Jahre 64 n.Chr. in Rom ein großer Brand ausbrach, bei dem annähernd Dreiviertel der Stadt zerstört wurde12, ist nach Schuldigen für eine möglicherweise zufällige Katastrophe gesucht worden. Da Nero zu diesem Zeitpunkt Platz für seinen neuen goldenen Palast benötigte, kamen Gerüchte gegen ihn auf, dass er etwas mit der Brandstiftung zu tun haben könnte. Um sich selbst zu entlasten und diese Gerüchte zu zerstreuen, benötigte Nero einen anderen Schuldigen und so wurde den damaligen Christen im Rom vorgeworfen, die Stadt absichtlich in Brand gesetzt zu haben13. Obwohl der juristische Grund der Verfolgung nicht die Mitgliedschaft in einer kultischen Gemeinschaft war, lässt es sich vermuten, „daß ab diesem Zeitpunkt die Zugehörigkeit zum Christentum als Vergehen galt“14.

Neros Vorgehen gegen die Christen bestand darin, dass er sie durch Folterungen zu falschen Geständnissen zwang, um sie dann anschließend zum Tode zu verurteilen. Manche „wurden wilden Tieren vorgeworfen, andere in brennbare Stoffe gesteckt“15, um dann als lebendige Fackeln zu dienen.16 Aus den Beschreibungen des römischen Geschichtsschreibers Tacitus († nach 115) eben dieser Ermordungen wird des Weiteren deutlich, dass die Christen beschuldigt wurden, das Menschengeschlecht im Allgemeinen zu hassen.17

Auch Paulus und Petrus fanden bei dieser ersten Welle von Christenverfolgungen den Märtyrertod18 (um 64/65 n.Chr.).19 Von den darauffolgenden Jahrzehnten sind eher zufällig Verfolgungen und Martyrien bekannt. Hierbei handelte es sich eher um örtliche als um überregional organisierte Maßnahmen.20

2.2 Zweite Phase (100 - 250 n.Chr.)

Das Christentum galt als eigene Religion, wurde „aber als staats- und menschenfeindliche Religio illicita [Anmerkung von Verf.: etwa unerlaubte Religion] verfolgt“21. „[D]ie erste bekannte Erörterung der Christenfrage“22 fällt in die Regierungszeit des Kaisers Trajans (98- 117).23 Aus der regen Korrespondenz um 112/11324 zwischen Trajan und einem seiner Statthalter, Plinius dem Jüngeren († um 113)25, wird das Fehlen einer durchgängigen Verfahrenspraxis gegenüber den Christen deutlich. Es findet keine inhaltliche Auseinandersetzung mit der neuen, als Aberglaube abgewerteten Doktrin statt.26 Den Behörden war es untersagt, Nachforschungen gegen Christen zu betreiben, sie durften nur auf Anzeigen reagieren.27 Wer dem Christentum abschwor28, blieb straffrei, wer dabei verharrte, wurde hingerichtet29 „oder aber - im Falle römischer Bürger - zur Verurteilung in die Hauptstadt überstell[t]“30. Das Christsein selbst und das öffentliche Bekenntnis dazu wurden somit strafbar.31

Pedro Barceló äußert des Weiteren die Vermutung, dass das Vorgehen gegen die Christen in Zusammenhang mit dem Abfall von der römischen Religion im Osten des Reiches stand. Gleichzeitig wird aber auch aus den Reaktionen Trajans deutlich, „daß die römischen Zentralbehörden wenig beunruhigt waren“32 wegen der Christen.33

„In der Folgezeit [kam] es zu zahlreichen territorial begrenzten Verfolgungen“34, aber nicht zu einer systematischen35. Jedoch wuchs die Feindseligkeit und Anfeindung36 durch die Bevölkerung, und die Christen mussten mit der permanenten Angst vor Denunziationen leben.37 An ihnen wurde ein Exempel statuiert, das zur Abschreckung derer dienen sollte, „die mit der neuen Religion sympathisierten und sich ihr anschlossen“38.39 Der Staat griff erst bei der Erhebung einer Anklage und somit eher gezwungenermaßen ein. Solange das Christentum nämlich eine Minderheit blieb, genügte es auf die Kooperation der Gesellschaft zu vertrauen, um sie niederzuhalten.40

Die Motive der Verfolgungen und Denunziationen waren vor allem religiöser Art und lassen sich damit zusammenfassen, dass den Christen vorgeworfen wurde, Atheisten zu sein und die römische Religion zu beleidigen41. Eric Francis Osborn formuliert dies folgendermaßen:

[...]


1 Vgl. z.B. Mayeur, Jean-Marie u.a. (Hrsg.): Die Geschichte des Christentums. Religion. Politik. Kultur, Bd.1, Die Zeit des Anfangs (bis 250), Freiburg u.a. 2010, 231. Hier wird Tacitus als die mit Abstand beste Quelle für die Verfolgung durch Nero genannt (Tac., An XV, 38-44.).

2 Vgl. Barceló, Pedro: Art. Christenverfolgungen. I. Urchristentum und Alte Kirche, in: Betz, Hans Dieter u.a. (Hrsg.): RGG4, Bd. 2, Tübingen 1999, 246.

3 Deshalb wurden sie auch beschuldigt, Atheisten zu sein. (Vgl. Drobner, Hubertus R.: Lehrbuch der Patrologie, Frankfurt a.M. u.a. 20042, 120.). Gegen diesen Vorwurf wandte sich Justin in seiner Ersten Apologie (siehe 3.3).

4 Die Juden waren von der Pflicht des Kaiserkultes befreit, da sie einen Sonderstatus genossen (Vgl. Schulze, Manfred: Sternstunden und Abgründe der Christenheit, Neukirchen-Vlyn 2008, 12.) und deshalb z.B. der für sie so elementare Monotheismus geduldet wurde (Mayeur 2010, 235.).

5 Vgl. Barceló 1999, 246.

6 Diese Einteilung richtet sich nach Franzen, August: Kleine Kirchengeschichte. Erweiterte Neuausgabe, Freiburg i. B. 2006, 60ff.

7 Vgl. Moeller, Bernd: Geschichte des Christentums in Grundzügen, Göttingen 201110, 403.

8 Vgl. Ebd. 37.

9 Vgl. Barceló 1999, 246.

10 Franzen 2006, 60.

11 Vgl. Ebd.

12 Vgl. Mayeur 2010, 176.

13 Vgl. Ebd. 232.

14 Vgl. Barceló 1999, 247.

15 Mayeur 2010, 232.

16 Vgl. Ebd.

17 Vgl. Schulze 2008, 12.

18 Die Martyrien und das Massaker in Rom sind nach Clemens von Rom jedoch als zwei unterschiedliche Ereignisse zu sehen, welche zeitlich in die gleiche Periode fallen (Vgl. Mayeur 2010, 232.).

19 Vgl. Moeller 201110, 403.

20 Vgl. Ebd. 37.

21 Franzen 2006, 61.

22 Barceló 1999, 247.

23 Vgl. Ebd.

24 Vgl. Moeller 201110, 403.

25 Vgl. Schulze 2008, 13.

26 Vgl. Barceló 1999, 247.

27 Vgl. Moeller 201110, 37.

28 Manfred Schulze führt auf, dass Plinius wohl denjenigen, die beschuldigt wurden, Christen zu sein, befahl, vor dem Kaiserstandbild ihren Christus zu verfluchen. Dazu könne man wirkliche Christen nicht zwingen und diese würden somit offenbar werden (Vgl. Schulze 2008, 13.).

29 Vgl. Mayeur 2010, 241f.

30 Ebd.

31 Vgl. Franzen 2006, 62.

32 Barceló 1999, 247.

33 Vgl. Ebd.

34 Franzen 2006, 62.

35 Vgl. Mayeur 2010, 242.

36 So wurde ihnen z.B. nachgesagt, dass sie einen Gott mit Eselskopf anbeten (ein Vorwurf, mit dem bereits die Juden zu kämpfen hatten), sich Ausschweifungen hingeben und menschenfresserische Gelage hingeben würden. (Vgl. Hamman, Adalbert u.a.: Kleine Geschichte der Kirchenväter. Einführung in Leben und Werk, in: Grundlagen Theologie, Freiburg u.a. 20113, 25; Vgl. Mayeur 2010, 249.)

37 Vgl. Mayeur 2010, 242.

38 Ebd.

39 Vgl. Ebd.

40 Vgl. Barceló 1999, 247.

41 Vgl. Mayeur 2010, 246.

Ende der Leseprobe aus 15 Seiten

Details

Titel
Justin der Märtyrer. Einführung in die Christenverfolgungen des ersten und zweiten Jahrhunderts nach Christus
Hochschule
Universität Augsburg
Note
1,3
Jahr
2013
Seiten
15
Katalognummer
V321517
ISBN (eBook)
9783668209299
ISBN (Buch)
9783668209305
Dateigröße
457 KB
Sprache
Deutsch
Schlagworte
Märtyrer, Christenverfolgung, Denunziationen
Arbeit zitieren
Anonym, 2013, Justin der Märtyrer. Einführung in die Christenverfolgungen des ersten und zweiten Jahrhunderts nach Christus, München, GRIN Verlag, https://www.grin.com/document/321517

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