Partikelgebrauch in der Chatsprache. Analyse von Streitgesprächen in whatsapp-Konversationen

Gesagt, getan – mündliche Kommunikation


Hausarbeit, 2015

22 Seiten, Note: 13


Leseprobe


Inhaltsverzeichnis

1. Einleitung

2. Partikeln in der Dudengrammatik
2.1 Gradpartikeln
2.2 Fokuspartikeln
2.3 Die Negationspartikel nicht
2.4 Abtönungspartikeln
2.5 Gesprächspartikeln
2.6 Interjektionen
2.7 Onomatopoetika

3. Partikeln in anderen Grammatiken
3.1 Handbuch der deutschen Grammatik (Hentschel & Weydt)
3.2 Textgrammatik der deutschen Sprache (Weinrich)
3.3 Deutsche Grammatik (Darski)

4. Partikeln in der Alltagssprache – Beispiel

5. Fazit

6. Quellenverzeichnis

7. whatsapp-Transskript

8. whatsapp-Screenshots

1. Einleitung

Diese Hausarbeit zum Seminar „Gesagt, getan - Mündliche Kommunikation" beschäftigt sich mit der grammatischen Wortart der Partikeln. Partikeln stellen eine Wortart dar, die im mündlichen Sprachgebrauch häufige Verwendung finden. Im theoretischen Teil der Arbeit wird die Wortart zunächst ausgehend von der Dudengrammatik vorgestellt und die einzelnen Funktionen mit Hilfe von Beispielen genauer betrachtet. Soweit nicht anders gekennzeichnet, sind die Beispiele selber erarbeitet. Im Anschluss werden andere Grammatiken hinsichtlich Partikeln mit der Dudengrammatik verglichen und eventuelle Unterschiede aufgegriffen. Im praktischen Teil der Arbeit dient ein Transskript eines whatsapp-Chat-Gespräches als Grundlage für eine Untersuchung der Theorie im angewandten Sprachgebrauch. Im Seminar wurde unter anderem eine Sequenz aus Gott des Gemetzels analysiert, in der ein face-to-face-Gespräch, das zunächst höflich beginnt, zu kippen droht. Dort wurden viele Partikeln eingesetzt, somit ist es interessant zu betrachten, ob die Partikelwörter in einem whatsapp-Streitgespräch eine ähnliche Funktion haben. Dies liegt vor allem nahe, da eine ähnliche Ausgangssituation in beiden Streitgesprächen vorliegt: Beide Parteien versuchen zunächst einem Streit aus dem Weg zu gehen, wollen aber ihren Standpunkt klar und deutlich der anderen Seite vermitteln.

Es wird sich an dieser Stelle bewusst für die Betrachtung eines Chat-Gespräches entschieden, da dieses dem mündlichen Sprachgebrauch sehr nahe kommt und unter anderem die Dudengrammatik das Aufkommen von Partikeln im mündlichen Sprachgebrauch als ein essentielles Definitionsmerkmal ansieht (vgl. Dudenredaktion, 2008, S. 588).

Des Weiteren ist die Kommunikation via Chat - insbesondere bei whatsapp - ein Medium, das meiner Meinung nach in der heutigen Zeit immer mehr genutzt wird, wodurch die Arbeit einen Bezug zur aktuellen Entwicklung der Sprache in der Gesellschaft erhalten soll.

2. Partikeln in der Dudengrammatik

Partikeln fallen in der Dudengrammatik neben Adverbien, Präpositionen und Junktionen unter die nicht flektierbaren Wortarten. Dies bedeutet, dass sie sich weder deklinieren noch konjugieren lassen; sie sind also unveränderlich. Um nicht flektierbare Wortarten zu kategorisieren, zieht die Dudengrammatik verschiedene Einteilungskriterien heran, welche allerdings oftmals nicht ausreichen, um eindeutige Klassen bilden zu können. Häufig sind die Nichtflektierbaren homonym, was dazu führt, dass Ausnahmen gemacht werden müssen oder aber „Grenzgänger“ entstehen, also Wörter, die sich zwischen zwei Klassen befinden.

Das wichtigste Klassifikationskriterium für nicht flektierbare Wortarten ist nach der Dudengrammatik die Funktion, die von ihnen ausgeübt wird. Daneben gibt es eine Vielzahl weiterer syntaktischer Kriterien, nach denen die Dudengrammatik die Nichtflektierbaren klassifiziert. Die Funktionen von Partikeln sind ganz unterschiedlich und werden nun näher betrachtet.

2.1 Gradpartikeln

Gradpartikeln oder auch Steigerungspartikeln oder Intensitätspartikeln geben Auskunft über den Intensitätsgrad oder die Ausprägung eines Sachverhalts. Daher findet man sie in einem Satz insbesondere vor Adjektiven, Adverbien, Zahlwörtern oder Verben. So intensiviert beispielsweise sehr in dem Satz: „Die Straßenbahn ist sehr voll.“ das Adjektiv voll. Syntaktisch betrachtet ist zu sagen, dass Gradpartikeln meistens nicht alleine in das Vorfeld des Satzes geschoben werden können. Des Weiteren können sie weggelassen werden, ohne dass der Satz ungrammatisch werden würde. An dem obigen Beispiel ist dies gut erkennbar: „Sehr ist die Straßenbahn voll.“ ist ein ungrammatischer Satzbau, weshalb sehr nicht in das Vorfeld gestellt werden kann. Es ist jedoch möglich, dass man sehr weglässt, ohne dass die Bedeutung des Satzes verändert wird: „Die Straßenbahn ist voll.“.

Gradpartikeln können auch eine Negation („Ich habe gar nicht geschlafen“) sowie Komparative („Der Hund ist viel dicker.“) oder Superlative („Der Hund ist weitaus am dicksten.“) verstärken.

Folgende Wörter können nach der Dudengrammatik unter anderem als Gradpartikeln im Satz auftauchen: wenig, etwas, einigermaßen, fast, ziemlich, so, sehr, ausgesprochen, besonders, ungemein, überaus, ganz, äußerst, zutiefst, höchst, zu, gar, überhaupt, beileibe, viel, weitaus.

Hinzu kommt, dass sich einige Partikeln im Laufe der Zeit aus Adjektiven entwickelt und in die Standardsprache Eingang gefunden haben, z.B. äußerst, denkbar oder recht. Dieses Phänomen lässt sich insbesondere auch in der heutigen Umgangs- und Jugendsprache erkennen. Eigentliche Adjektive geben ihre ursprüngliche Bedeutung auf und haben lediglich noch eine Intensivierungsfunktion. Als Beispiel soll an dieser Stelle das eigentliche Adjektiv wahnsinnig dienen: Im Satz: „Die Frau ist wahnsinnig.“ ist wahnsinnig ein Adjektiv, welches uns eine Information über die Eigenschaft des Subjekts, der Frau, gibt. Dahingegen hat wahnsinnig im Satz: „Die Frau ist wahnsinnig heiß.“ nur noch die Funktion, das Adjektiv heiß zu steigern (vgl. Dudenredaktion, 2008, S. 588/589).

2.2 Fokuspartikeln

Fokuspartikeln bilden zusammen mit ihren Konstituenten den Informationskern des Satzes. Durch sie wird also der Teil des Satzes, der den größten Mitteilungswert besitzt, akzentuiert. Dies hat auch syntaktische Auswirkungen auf den Satzbau. So können Fokuspartikeln im Unterschied zu z.B. den Gradpartikeln auch vor oder hinter Substantiven und Pronomen stehen. Sie können auch das Vorfeld des Satzes einnehmen. Der Fokusakzent liegt dabei immer auf dem Bezugswort (vgl. Dudenredaktion, 2008, S. 589/590).

Als Beispiel dient an dieser Stelle das Wort nur. In dem Satz: „Alkohol trinkt in der Familie nur Vater Fred.“ wird durch nur betont, dass niemand außer dem Subjekt Fred in der Familie Alkohol trinkt. Nur steht in diesem Beispiel vor einem Substantiv. Die Fokuspartikel nur kann auch ins Vorfeld des Satzes gestellt werden, ohne dass sich die Aussage ändert: „Nur Vater Fred trinkt in der Familie Alkohol.“. Setzt man nur nun vor ein anderes Bezugswort, so erhält man eine völlig neue Satzaussage: „In der Familie trinkt Vater Fred nur Alkohol.“. An diesem Beispiel erkennt man zum einen, dass die Satzaussage von der Partikel und seinem Bezugswort abhängt, zum anderen wird gezeigt, dass Fokuspartikeln Alternativen zu ihrem Bezugswort voraussetzen und andere Möglichkeiten ein- oder ausschließen. Wenn Fokuspartikeln andere Möglichkeiten im Satz ausschließen, spricht man von exklusiven oder restriktiven Fokuspartikeln („Einzig der Pilot überlebte.“). Werden aber andere Möglichkeiten im Satz mit eingeschlossen, nennt man die Fokuspartikeln inklusiv oder additiv („Sogar der Pilot überlebte.“).

Weiterhin erlauben Fokuspartikeln in manchen Fällen eine skalierende Interpretation. Der Satz: „Selbst Ronny aß seinen Teller leer.“ impliziert, dass andere Personen ihren Teller häufiger aufessen als Ronny. Ersetzt man nun jedoch selbst durch besonders, erhält man eine andere Sinnhaftigkeit, in der andere mit geringerem Einsatz beteiligt sind: „Besonders Ronny aß seinen Teller leer“.

Nach der Dudengrammatik können folgende Wörter unter anderem als Fokuspartikeln im Satz erscheinen: nur, bloß, einzig, allein, ausgerechnet, selbst, sogar, besonders, auch (vgl. Dudenredaktion, 2008, S. 589/590).

2.3 Die Negationspartikel nicht

Die Aufgabe der Negationspartikel nicht ist es, einen Satzteil oder den ganzen Satz zu negieren. Beispielsweise wird im Satz: „Ich esse meine Suppe nicht.“ der ganze Satz verneint, wohingegen im Satz: „Ich esse meinen Kartoffelauflauf, aber meine Suppe nicht.“ lediglich ein Teil des Satzes negiert wird.

Ein essentieller Unterschied zu anderen Partikeln besteht in der Tatsache, dass in einem Satz die Negationspartikel nicht weggelassen werden kann, ohne dass sich der Wahrheitswert des Satzes ändert.

Die Negationspartikel nicht weist zwar einige Ähnlichkeiten mit dem Adverb nicht auf, jedoch gibt es einige wichtige Aspekte, die die beiden voneinander unterscheiden. So kann das Vorfeld nicht allein von der Negationspartikel besetzt werden, es ist also ungrammatisch zu sagen: „Nicht meine Suppe esse ich.“.

Des Weiteren können keine Antworten auf Fragen allein von der Negationspartikel gegeben werden. Als Antwort auf die Frage:„ Isst du deine Suppe?“ wäre ein „Nicht.“ also ebenso ungrammatisch (vgl. Dudenredaktion, 2008, S. 590).

2.4 Abtönungspartikeln

Abtönungspartikeln oder Modalpartikeln sind Wortarten, die insbesondere im mündlichen Sprachgebrauch auftreten. Dies resultiert daraus, dass sie vor allem anhand ihrer Betonung bei der Aussprache verschiedene Einstellungen, Annahmen, Bewertungen und Erwartungen des Sprechers ausdrücken. Demnach ist es auch möglich, dass ein Satz lediglich durch veränderte Intonation derselben Abtönungspartikel eine andere Bedeutung erhält. Als Beispiel nennt die Dudengrammatik an dieser Stelle die Partikel ja im Satz: „Sie haben ja geraucht.“. Je nach Betonung kann die Abtönungspartikel Überraschung oder Wissen über die Tatsache, dass der Hörer geraucht hat, ausdrücken. Möglich ist auch, dass der Sprecher dem Hörer einen Vorwurf macht. An diesem Beispiel erkennt man ebenfalls, dass sich Abtönungspartikeln immer auf den ganzen Satz beziehen, da sich je nach Betonung der Partikel immer die komplette Bedeutung des Satzes verändert. Die Abtönungspartikeln sind sehr differenziert hinsichtlich ihrer Funktion und können in ganz verschiedenen Satzarten auftreten, z.B. in Aussagesätzen („Gretel ist eben ein dummes Huhn.“), in Ausrufesätzen („Hänsel hat ja die Hexe hereingelegt!“), in Wunschsätzen („Wenn ich doch bloß länger schlafen könnte!“), in Aufforderungssätzen („Trink gefälligst nicht so viel!“) oder in Fragesätzen („Könnte ich vielleicht eine Weinschorle bekommen?“).

Weiterhin ist es möglich, verschiedene Abtönungspartikeln miteinander zu kombinieren, wie beispielsweise in dem Satz: „Du könntest doch einfach auch zu mir kommen.“. Es gilt hierbei jedoch nach Thurmair (1898 und 1991) eine feste Abfolgeregel zu beachten: ja > halt > doch > einfach > auch > mal.

Abtönungspartikeln können Bezug auf das Vorwissen des Hörers nehmen. Sagt ein Sprecher z.B.: „Ich kann nicht kommen, ich habe doch Hausarrest.“, impliziert diese Aussage, dass der Hörer über den Hausarrest Bescheid wissen müsste.

Hinsichtlich der Syntax von Abtönungspartikeln lässt sich feststellen, dass sie auf das Satzmittelfeld beschränkt sind und meist vor dem Satzrhema, also der Satzaussage, stehen.

Folgende Wörter können nach der Dudengrammatik unter anderem als Abtönungspartikeln auftreten: ja, denn, wohl, doch, aber, nur, halt, eben, mal, schon, auch, bloß, eigentlich, etwa, nicht, vielleicht, ruhig (vgl. Dudenredaktion, 2008, S. 590 – 594).

Als besonders verbreitetes Beispiel für die gesprochene Sprache nennt die Dudengrammatik die Modalpartikel halt. Sie ist „auf Aussage- und Aufforderungssätze beschränkt und betont Faktizität, die Unabänderlichkeit eines Sachverhalts bzw. dass er für plausibel gehalten wird (vgl. Dudenredaktion, 2008, S. 593). An dieser Stelle will ich der Dudengrammatik widersprechen, denn meiner Meinung nach kann halt ebenfalls in Ausrufesätzen („Das ist halt scheiße!“) angewandt werden, ohne dass die Sätze ungrammatisch werden. In Wunschsätzen dahingegen wirkt halt tatsächlich ungrammatisch bzw. sinnfrei. Der Satz „Wenn ich halt zur Party gegangen wäre.“ kann so gesagt werden, allerdings scheint die Abtönungspartikel an diesem Platz falsch gewählt.

2.5 Gesprächspartikeln

Ebenso wie die Abtönungspartikeln sind auch Gesprächspartikeln insbesondere ein Merkmal der gesprochenen Sprache. Sie treten meistens in der dialogischen Kommunikation auf und organisieren das Gespräch. So werden mit Hilfe der Gesprächspartikeln beispielsweise die Interaktion

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Details

Titel
Partikelgebrauch in der Chatsprache. Analyse von Streitgesprächen in whatsapp-Konversationen
Untertitel
Gesagt, getan – mündliche Kommunikation
Hochschule
Universität Kassel  (Institut für Germanistik)
Veranstaltung
Gesagt, getan - mündliche Kommunikation
Note
13
Autor
Jahr
2015
Seiten
22
Katalognummer
V321195
ISBN (eBook)
9783668205512
ISBN (Buch)
9783668205529
Dateigröße
922 KB
Sprache
Deutsch
Anmerkungen
Im Anhang finden Sie alle Originalscreenshots sowie ein Transkript des Gesprächs
Schlagworte
Chatsprache, mündliche Kommunikation, Partikel, Grammatik, gesprochene Sprache, Schriftsprache, Partikelgebrauch
Arbeit zitieren
Lisa Otto (Autor:in), 2015, Partikelgebrauch in der Chatsprache. Analyse von Streitgesprächen in whatsapp-Konversationen, München, GRIN Verlag, https://www.grin.com/document/321195

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