Selbstreflexion von Sozialkompetenzen im Rahmen eines Grundschulpraktikums

Analyse eines Fallbeispiels aus dem Unterricht in einer 3. Klasse


Praktikumsbericht / -arbeit, 2015

15 Seiten, Note: 2,3

Eva Wieser (Autor:in)


Leseprobe


Inhaltsverzeichnis

0 Einführung

1 Situationsbeschreibung
1.1 Einordnung der Situation
1.2 Situationsbedingungen
1.2.1 Soziale Aspekte
1.2.2 Raumzeitliche Bedingungen
1.2.3 Persönliche Bedingungen

2 Negativschleife
2.1 Kognitives Verhalten
2.2 Emotionales Verhalten
2.3 Motorisches Verhalten
2.4 Verhaltenskonsequenzen

3 Positivschleife
3.1 Kognitives Verhalten
3.2 Emotionales Verhalten
3.3 Motorisches Verhalten
3.4 Verhaltenskonsequenzen

4 Fazit

0 Einführung

Im Folgenden werden die gelernten Methoden zur selbstreflexiven Analyse an einem ausgewählten Fallbeispiel aus einem absolvierten Praktikum angewendet. Zunächst wird der Fall objektiv beschrieben, wobei die Situation fachspezifisch eingeordnet wird und die Situationsbedingungen genau geklärt werden. Anschließend folgt die Reflexion über den ungünstigen Verlauf, sowie die reflexive Darstellung eines verbesserten Ablaufes. Schlussfolgernde Lernbotschaften folgen nach der Analyse der Situation und schließen die Seminararbeit ab. Daneben wird in dieser Arbeit aus Gründen der Vereinfachung und besseren Lesbarkeit eine geschlechtsneutrale Ansprache gewählt. Selbstverständlich meint die Verfasserin z.B. mit dem Begriff „Lehrer“ oder „Schüler“ auch die „Lehrerin“ bzw. die „Schülerin“, was für alle anderen weiblichen Begriffe gleichermaßen gilt.

1 Situationsbeschreibung

Nach dem ersten Semester absolvierte ich mein Orientierungspraktikum in einer Grundschule in der Nähe von meinem Wohnort. Die 2. Klasse, die ich zwei Wochen lang beobachtete, war eine zahlenmäßig kleine und unauffällig ruhige Klasse. Bereits im Lehrerzimmer bekam ich fast täglich durch Lehrererzählungen über die 3. Klasse zu hören, die sich laut den Aussagen der Lehrer bzgl. des Verhaltens und der Aufnahmefähigkeit der Schüler besonders von der 2. Klasse abgrenzt. Die Klassenlehrerin der 3. Klasse war aufgrund von einer Krankheit über einen bereits längeren Zeitraum, etwa 2-3 Monate, abwesend. Aufgrund dessen wurde die Klasse von einer jungen Lehramtsanwärterin unterrichtet, die jedoch in der Zeit meines Praktikums ebenfalls drei bis vier Male fehlte. Am letzten Tag meines Praktikums an dieser Schule fehlte die junge Vertretung erneut und da der Schulleiter, der ansonsten jedes Mal kurzfristig eingesprungen ist, angeblich keine Zeit dafür fand, wurde ich dafür beauftragt eine Schulstunde mit der 3. Klasse zu führen. Der Direktor stellte mich der Klasse als „Praktikantin“ vor und verwies sie darauf, dass seine gegenüberliegende Bürotür offen sei, falls es Probleme geben sollte. Ebenso erklärte er mir lautstark vor der Klasse, dass ich die Tafel als Namensliste bzw. „Strafaufgaben-Verteilungsliste“ verwenden kann. Nachdem der Direktor die Tür hinter sich schloss, habe ich den ersten Schüler aufgerufen den ausgewählten Text im Deutschbuch zu lesen zu beginnen. Nach etwa fünf Minuten erhöhte sich die Lautstärke im Raum, da sich viele Schüler in „normaler“ Lautstärke unterhielten. Immer wieder untersagte ich ihnen dies eindringlich und forderte sie zum Mitlesen auf, wobei die Wirkung jedoch nur kurzfristig war. Wie bereits erwähnt, warnte mich der Direktor im Vorhinein vor dieser Situation und empfahl mir als Strafe des unangemessenen Schülerverhaltens eine Schreibarbeit aufzugeben. Dieser Ratschlag wurde mir in dem Moment präsent, als ich die Situation nicht mehr unter Kontrolle hatte. Auf der Tafel waren bis zum Ende der Unterrichtsstunde etwa acht Namen mit einer jeweils bestimmten Anzahl von Strichen datiert, die die Anzahl der abzuschreibenden Seiten im Buch symbolisieren soll. Ein Schüler, der seine Mitschüler immer wieder in die Unruhe mitzog, stach besonders hervor durch Aussagen wie „Ich muss nicht lernen. Mein Papa hat auch nur Sechser geschrieben und er ist Maurer. Das will ich auch werden.“. Diesen Schüler versetzte ich nach etlichen Mahnungen in die „Ecke“. Ich habe ihm befohlen sich mit dem Rücken zur Klasse an die hintere Ecke der Klasse zu stellen, wobei sich dies etwa 10 Minuten vor Unterrichtsschluss ereignete. Ein anderer Schüler verweigerte wiederum, eine Schreibarbeit durchzuführen, die ich ihm als Konsequenz seines Verhaltens gab. Andere Schüler unterhielten sich wiederum oder störten anderweitig meinen „Unterricht“. Im Folgenden werde ich die gesamte Unterrichtssituation selbstkritisch auf der Ebene der sozialen Kompetenz reflektieren.

1.1 Einordnung der Situation

In dieser konkreten Situation habe ich mehrere Forderungen verbalisiert und damit diverse Ziele verfolgt. Will man der sozialen Situation aber einen bestimmten Situationstyp nach Pfingsten und Hinsch zuordnen, so muss man sich die Frage stellen, welches Ziel besonders dominant ist und die oberste Priorität für mich persönlich darstellt. In der besagten Unterrichtssituation hatte ich v.a. das Ziel vor Augen nun mein Recht durch die Erfüllung meiner Forderungen durchsetzen zu können – oder konkret gesagt: Ich wollte, dass die Schüler mitlesen und sich dem Unterricht angemessen verhalten, sodass eine Lernatmosphäre erhalten bleibt. Begründen kann ich die Auswahl des Situationstyps insofern, da ich in dem Moment des Platzverweises des Schülers nicht auf die Gefühle des Schülers geachtet habe und da es mir gleichgültig war, ob ich dem Schüler nun mehr oder weniger sympathisch bin. Wichtige Skill-Komponenten waren dabei den Blickkontakt aufrecht zu erhalten, laut und deutlich zu sprechen, die Forderungen in der „Ich-Form“ zu äußern und ruhig und bestimmt beim Auftreten zu bleiben, folglich nicht aggressiv oder zu laut zu werden. Ob die Skill-Komponenten von mir passend für den Situationstyp R eingesetzt wurden, werde ich in der Negativschleife ausführlicher bearbeiten. Betrachtet man die Arbeitsdefinition der sozialen Kompetenz, so rückt die Tatsache des Erreichens der Ziele, die in einer spezifischen Situation wichtig sind, in den Fokus. In den Hintergrund geraten die Aspekte des Wohlfühlens beim Handeln und die Berücksichtigung der Ziele des Interaktionspartners.

1.2 Situationsbedingungen

Die beschriebene Situation ist durch folgende Aspekte charakterisiert:

1.2.1 Soziale Aspekte

Mein Alter lag zu diesem Zeitpunkt bei 19 Jahren, das Alter der Schüler schätze ich aufgrund der Klassenstufe auf acht Jahre. Im Klassenzimmer befanden sich etwa acht Mädchen und zwölf Jungen, von denen ca. vier Unruhestifter mit Migrationshintergrund waren. Die Rollenverteilung wurde durch die Vorstellung von mir als „Praktikantin“ seitens des Direktors deutlich geprägt, da ich nicht als Respektperson Lehrer präsentiert wurde. Dementsprechend bekam ich eine nicht ernst zu nehmende Rolle zugewiesen, die von den Schülern auch so wahrgenommen und empfunden wurde. Ich wurde von Anfang an nicht respektiert, mit der Ausnahme von drei Schülerinnen, die meinen Forderungen unabdingbar nachkamen. Die vorgegebene Rollenverteilung durch den Direktor erschwert den positiven Ausweg, da der erste Eindruck von mir unwiderruflich ist. Dieser Aspekt hätte durch den Direktor verhindert werden können und ist dementsprechend beeinflussbar. Wiederum nicht beeinflussbar ist mein junges Alter, das den 3.-Klässlern scheinbar zu jung vorkam, als dass man Respekt davor haben könnte. Ich bin davon überzeugt, dass diese Bedingung es ebenfalls erschwert hat meine Forderungen durchzusetzen, denn ich kann erfahrungsgemäß bestätigen, dass man vor „älteren“ Lehrern mehr Respekt aufweist als vor jungen Erwachsenen. Dennoch bleibt es bei einer Vermutung und kann meinerseits nicht belegt werden, ob mein Alter zum Misslingen der Unterrichtssituation beigetragen hat. Die Anzahl von Mädchen und Jungen im Klassenzimmer kann nicht beeinflusst werden, da es eine feste Zusammensetzung der Klasse ist. Zusammenfassend kann man sagen, dass das Alter der Schüler und mir, die Zusammensetzung der Klasse aus Jungen und Mädchen, die Anzahl der beteiligten Personen, sowie die kulturellen Hintergründe der Schüler konstante Größen sind, jedoch verändern sich abhängig davon die Anforderungen an meinem Verhalten.

1.2.2 Raumzeitliche Bedingungen

Die Situation ereignete sich in der 6. Schulstunde an einem Freitag vor den Schulferien. Es ist unumstritten, dass dies negativ zum Ausgang des Ereignisses beigetragen hat. Das Klassenzimmer war besonders groß, denn das „hintere Drittel“ des Klassenzimmers war nur von zwei Gruppentische gefüllt und offensichtlich wurde dieser Bereich nicht für die alltägliche Sitzordnung genutzt. Deshalb wundert es mich umso mehr, warum die Sitzordnung einer „U“-Form glich, wobei in dem Hohlraum des „U“s noch eine Reihe platziert wurde. Genau in dieser Reihe befand sich der achtjährige Schüler, der so die Aufmerksamkeit seines gesamten Umfelds problemlos für sich gewann. Dieser Ausgangspunkt erschwerte die Situation besonders und könnte aber durch eine andere Sitzordnung vermieden werden, ist folglich also eine beeinflussbare Größe.

1.2.3 Persönliche Bedingungen

Die Situation wurde außerdem von meinen eigenen Zielen, Interessen, Intentionen, Erfahrungen und meiner Stimmung geprägt.

[...]

Ende der Leseprobe aus 15 Seiten

Details

Titel
Selbstreflexion von Sozialkompetenzen im Rahmen eines Grundschulpraktikums
Untertitel
Analyse eines Fallbeispiels aus dem Unterricht in einer 3. Klasse
Hochschule
Universität Passau  (Universität)
Veranstaltung
Seminar
Note
2,3
Autor
Jahr
2015
Seiten
15
Katalognummer
V321027
ISBN (eBook)
9783668203426
ISBN (Buch)
9783668203433
Dateigröße
413 KB
Sprache
Deutsch
Schlagworte
selbstreflexion, sozialkompetenzen, rahmen, grundschulpraktikums, analyse, fallbeispiels, unterricht, klasse
Arbeit zitieren
Eva Wieser (Autor:in), 2015, Selbstreflexion von Sozialkompetenzen im Rahmen eines Grundschulpraktikums, München, GRIN Verlag, https://www.grin.com/document/321027

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