Wirtschaftsgeschichte. Von 1939 bis heute

Nach “The Ordinary Business of Life” von Roger E. Backhouse


Hausarbeit, 2015

31 Seiten, Note: 1,3

Anonym


Leseprobe


Inhaltsverzeichnis

1 Die zunehmende Bedeutung des Berufes als Ökonom

2 Entwicklung – Keynesianismus und Makroökonomie
2.1 Einführung in den Keynesianismus
2.2 Wer war John Maynard Keynes?
2.3 Veränderungen durch den Keynesianismus
2.4 Das Ende der großen Depression
2.5 Die Phillips-Kurve

3 Inflation und der Monetarismus
3.1 Milton Friedman
3.2 Die Rolle des Geldes
3.3 Die Inflationsentwicklung
3.4 Exkurs Fallbeispiel: Wirkung der Fiskalpolitik

4 Die neue klassische Makroökonomie

5 Die Entwicklungsökonomie

6 Zusammenfassung

Literaturverzeichnis

Abbildungsverzeichnis

Tabellenverzeichnis

1 Die zunehmende Bedeutung des Berufes als Ökonom

Seit dem zweiten Weltkrieg hat der Wirtschaftsberuf in seiner Bekanntheit extrem zugenommen. Seit dieser Zeit gab es immer mehr Abschlüsse in den Wirtschaftsberufen und ansteigende Anzahl der Aufbaustudiengänge. Dies hatte zur Folge, dass immer mehr Leute eine höhere Bildung erreichten und eine allgemeine Expansion in den Sozialwissenschaften zu erkennen war. Die Nachfrage nach dem steigenden Angebot der Hochschulabsolventen gab es nicht nur aus der Wissenschaft, sondern zunehmend aus der Wirtschaft, Politik und den internationalen Organisationen. Die Wirtschaftswissenschaftler als technische Experten waren vor dem Krieg noch sehr unbekannt eingesetzt worden. Ein Grund warum der zweite Weltkrieg einen Wendepunkt im Wachstum des Berufes darstellte, war das zu diesem Zeitpunkt erstmals die Ökonomen fest in die Regierung etabliert wurden. Im Jahr 1940 war Laughlin Currie (1902-1993) in den USA der erste Wirtschaftsberater des Präsidenten, der erstmals in Vollzeit in solch einer hohen Position angestellt wurde.1 Bis 1934 wirkte er in Harvard als Dozent unter Ralph Hwatrey, John H. Williams, und Joseph Schumpeter. Für die Vereinigten Staaten postulierte er im Jahr 1934 einen Zusammenhang zwischen Geldmenge und der Umlaufgeschwindigkeit des Geldes. Er machte die US-Regierung für die angewandte „kommerzielle Kredit-Theorie) für die Liquiditätsprobleme Mitte 1929 verantwortlich. Dies war die Zeit als das Wirtschaftswachstum bereits rückläufig war. Er war Befürworter für die Kontrolle über die Geldmenge und wollte damit die Einnahmen und Ausnahmen stabilisieren. Im Juli 1940 wurde er dann zum Wirtschaftsberater ernannt und war für Themen wie Steuern, soziale Sicherheit und die Ausweitung der Wirtschaftspläne in Friedens- und Kriegszeiten verantwortlich.2 Die Rolle des Ökonomen im Herzen der US-Regierung wurde 1946 mit der Gründung des Rates der Wirtschaftsberater institutionalisiert. Durch diese Änderungen kam den Ökonomen eine neue Rolle zu. Die Liste der Ökonomen enthält einige, deren wissenschaftliche Arbeiten die Nachkriegs Disziplin prägten: Robert Solow (1924-), James Tobin (1918-) und Joseph Stiglitz.3

Robert Merton Solow der im August 1924 in New York geboren wurde, war ein US-amerikanischer Ökonom. Er wurde 1987 mit dem Preis für Wirtschaftswissenschaften für seine Arbeit über die ökonomische Wachstumstheorie ausgezeichnet. Im Jahr 1956 erbrachte er seinen wichtigsten Beitrag zur Wirtschaft, als sein Aufsatz „A Contrbution to the Theory of Economic Growth“ erschien. Darin entwickelte er das bekannte Solow-Modell, welche den langfristigen Wirtschaftswachstum einer Volkswirtschaft ausschließlich durch den technischen Fortschritt erklärte. Bereits ein Jahr später konnte er seine Theorie mit Hilfe von empirischen Hinweisen bestätigen. So fand er heraus, dass die amerikanische Wirtschaft Anfang des 20. Jahrhunderts zum Großteil durch den technischen Fortschritt vorangetrieben wurde. Nur ein kleiner Anteil wurde durch steigende Arbeit und Kapital geleistet.4

Auch James Tobin war ein US-amerikanischer Wirtschaftswissenschaftler der im März 1918 in Champaign in Illinois geboren wurde. Er studierte von 1935 bis 1941 an der Harvard University Wirtschaftswissenschaften. Im Jahr 1947 promovierte er zum Thema Konsumfunktion. In der Zeit von 1961 bis 1962 gehörte er dem wirtschaftlichen Beraterstab von US Präsident John F. Kennedy an. Bekannte wurde Tobin durch seine 1972 weltweit einheitliche Abgabe auf spekulative Devisentransaktionen – die sogenannte Tobin Steuer.5

Joseph E. Stiglitz wurde im Februar 1943 in Indiana geboren und auch er war einer der berühmten US-amerikanischen Wirtschaftswissenschaftler zu dieser Zeit. Von 1997 bis 2000 war er Chefökonom der Weltbank und wurde 2011 bis 2014 Präsident der International Economic Association. Er ist ein Vertreter des Neukeynesianismus. Darüber hinaus erhielt er im Jahr 2001 den Alfred-Nobel-Gedächtnispreis für Wirtschaftswissenschaften zusammen mit George A. Akerlof und Michael Spence. Seine Arbeit für die er ausgezeichnet wurde handelte über das Thema „das Verhältnis von Informationen und Märkte“.6

Eine ähnliche Entwicklung gab es in Großbritannien mit der Gründung 1941 der Wirtschaftsabteilung im Kriegskabinett Sekretariat. Nach dem Krieg bis etwa 1964 blieb die Wirtschafsabteilung und seine Nachfolger, der Regierungs-Wirtschafts-Service klein (rund 20 Mitglieder), aber bis 1970 haben sich die Mitgliedszahlen verzehnfacht. In beiden Ländern gab es auch eine große Zunahme der Anzahl an Statistikern Regierungen wurde bei der Herstellung der Volkswirtschaftlichen Gesamtrechnungen und Wirtschaftsstatistiken zunehmend beteiligt. Ökonomen wurden zudem in internationalen Organisationen beschäftigt. Zu dieser Zeit gab es einen Präzedenzfall bei welchem der Völkerbund und die internationale Arbeitsorganisation (ILO), Ökonomen beschäftigt hatten.

Der Völkerverbund sponserte Wirtschaftsforschung durch Haberler und Tinbergen über den Konjunkturverlauf. Nach 1945 stieg die Zahl solcher Organisationen dramatisch und mit ihr die Beschäftigung von Ökonomen. Neben der ILO (vor dem Krieg gegründet) gab es die Vereinten Nationen, die Regionalkommissionen hatte, dem Internationalen Währungsfonds (IWF), der Weltbank (ursprünglich die Internationale Bank für Wiederaufbau und Entwicklung) und dem Allgemeinen Zoll- und Handelsabkommen (GATT). Später gefolgt von der Organisation für wirtschaftliche Zusammenarbeit und Entwicklung (OECD), die ursprünglich die Organisation für europäische wirtschaftliche Zusammenarbeit (OEEC) und der Konferenz der Vereinten Nationen über Handel und Entwicklung (UNCTAD).7

Die nachfolgende Tabelle stellt nochmals eine kurze Beschreibung der oben genannten Organisationen dar.

Abbildung in dieser Leseprobe nicht enthalten

Table 1: Übersicht Organisationen

Diese Organisationen waren weitgehend mit praktischen politischen Fragen betroffen, und Ökonomen waren nicht immer einflussreich. Doch trotz der Tatsache, dass das primäre Ziel der Organisationen technisch war, unternahmen Ökonomen wichtige wirtschaftliche Forschungen, einschließlich der theoretischen Forschung und mit Auswirkungen auf das wirtschaftliche Denken.

Ein Beispiel war Jacques Polak (1914-), der sich in den 1950er Jahren in der IWF engagierte und einflussreiche Arbeit auf die Wechselkurse und die Rolle des Geldes und der Bestimmung der Zahlungsbilanz eines Landes leistete. Ein weiteres Beispiel war Raùl Prebisch, der in der UN-Wirtschaftskommission für Lateinamerika eine Theorie über die Beziehungen zwischen Industrie- und Entwicklungsländern entwickelte.

In den ersten Jahren der Weltbank ging es mehr um die Glaubwürdigkeit als Klangbankinstitut als um die Anwendung der wirtschaftlichen Analyse mit dem Ergebnis, dass wie in den meisten internationalen Organisationen Wirtschaftswissenschaftler an den Rand gedrängt wurden. Diese Situation hatte sich bis 1960 nicht geändert, unter Robert McNamara (1916-), als zwischen 1965 und 1969 die Zahl der Ökonomen von 20 auf 120 anstieg. McNamara unterstütze auch die Idee, da Kredite der Weltbank immer klein sein würden im Verhältnis zu den Gesamtinvestitionen eines Landes – daher war die Verbreitung dieser Ansichten sehr wichtig. Als Ergebnis erhöhte sich die Bedeutung der Wirtschaftsforschung und in den 1990er Jahren beschäftigte die Weltbank rund 800 Wirtschaftswissenschaftler und es wurden viele Recherchen vergleichbar mit der Universität durchgeführt. Nirgendwo sonst gab es solch eine hohe Konzentration an Ökonomen. Diese Entwicklung hatte einen spürbaren Einfluss. 8

2 Entwicklung – Keynesianismus und Makroökonomie

2.1 Einführung in den Keynesianismus

Zu jener Zeit bedrohten Krisen ganze Gesellschaften mit Destabilisierung und gefährdeten politische Systeme. Alle Welt wollte wissen wie es zu solch einer Katastrophe kommen konnte und was man dagegen tun konnte. Doch wegen der noch fehlenden einheitlichen Konjunkturtheorie, erteilten Ökonomen widersprüchliche Ratschläge und mit heutigem Wissensstand schädliche Empfehlungen. Die Meinungen reichten von tiefgreifenden Systemveränderungen mit Verstaatlichungen und Zuteilungen anstatt von Märkten und andere waren der Auffassung, dass Abschwünge ganz natürlich und nützlich seien und man müsste nichts dagegen unternehmen. Der britische Ökonomen John Maynard Keynes verglich 1930 die Problemlage der US-Volkswirtschaft und der britischen Wirtschaft mit defekten Autos, bei welchen die Lichtmaschine kaputt war. Laut Keynes ließ sich dieser Metapher auf die Volkswirtschaft der damaligen Zeit übertragen. Im Jahr 1936 brachte Keynes ein Buch auf den Markt mit dem Titel „The General Theory“, das jedoch Kritiker als sehr ermüdend und komplex beschrieben. Die keynesianische Makroökonomie brachte jedoch zwei Neuerungen mit sich. Als erstes betonte Keynes die kurzfristigen Auswirkungen von Veränderungen der gesamtwirtschaftlichen Nachfrage auf das Produktionsniveau, anstatt den Blick ausschließlich auf die langfristige Bestimmung des Preisniveaus zu richten. Zuvor wurde die kurzfristige Sicht als nachrangig angesehen und damit vernachlässigt. Er richtete die Aufmerksamkeit der Ökonomen auf Situationen, in welchen die kurzfristige gesamtwirtschaftliche Angebotskurve eine positive Steigung auswies und Verschiebungen der gesamtwirtschaftlichen Nachfragekurve sowohl das Produktionsniveau als auch Beschäftigung und Preisniveau beeinflussten. Die Abbildung 1 zeigt deutlich den Unterschied zwischen der keynesianischen und klassischen Makroökonomie.9

Abbildung in dieser Leseprobe nicht enthalten

Grafik 1: Klassische versus keynesianische Makroökonomie

Im Schaubild ist die kurzfristige gesamtwirtschaftlich Angebotskurve mit der Abkürzung SRAS gekennzeichnet. Sie stellt den wichtigsten Unterschied zwischen der klassischen und keynesianischen Makroökonomie dar. Dabei zeigt das Diagramm a) die klassische Sicht – hier verläuft die SRAS-Kurve senkrecht, sodass Verschiebungen der gesamtwirtschaftlichen Nachfragekurve das Preisniveau ändern, das Produktionsniveau bleibt hier aber gleich. Diagramm b) zeigt die keynesianische Sichtweise – bei einer kurzfristigen Betrachtung hat die SRAS Kurve eine positive Steigung, sodass Verschiebungen der AD-Kurve das Produktionsniveau nicht unberührt lassen.

Die zweite Neuerung durch Keynes lag darin, dass klassische Ökonomen die Rolle der Geldmengenveränderungen bei Verschiebung der gesamtwirtschaftlichen Nachfragekurve betonten, wobei andere Faktoren kaum beachtet wurden. Doch gerade mit diesen Einflussgrößen argumentierte Keynes – beispielsweise mit dem bedeutungsvollen Geschäftsvertrauen welches für die Konjunkturzyklen verantwortlich war. Zuvor haben einige Ökonomen die Behauptung aufgestellt, das Geschäftsvertrauen wäre wirkungslos – weder auf das Preisniveau noch auf das Produktionsniveau, solange das Geldangebot konstant bliebe. Keynes Idee ist tief ins öffentliche Bewusstsein eingedrungen.10

Keynes Werk hatte zur Folge, dass nun aktive makroökonomische Politik – ob Geldpolitik oder Fiskalpolitik zur Konjunkturglättung legitimiert war. Dies war nichts völlig neues, bereits vor Keynes waren einige Ökonomen dafür eingetreten die Geldpolitik zur Überwindung konjunktureller Abschwünge zu nutzen. Es gab jedoch auch viele die Gegner dieser Theorie waren. Während der 1930er Jahre ergriffen manche Regierungen wirtschaftspolitische Maßnahmen die man heute als keynesianische Maßnahmen bezeichnen würde. Zu Zeiten von Roosevelts Regierung in den Vereinigten Staaten, versuchte man durch das sogenannte „deficit spending“ Arbeitsplätze zu schaffen. Die Versuche waren jedoch halbherzig und im Jahre 1937 gab Roosevelt den Nicht-Keynesianern Recht und versuchte das Budget wieder auszugleichen. Heute ist man sich jedoch einig darüber, dass geldpolitische und fiskalpolitische Maßnahmen bei der Bekämpfung konjunktureller Abschwünge sehr nützlich sind.11

2.2 Wer war John Maynard Keynes?

12 John Maynard Keynes wurde im Juni 1883 in Cambridge geboren und verstarb im April 1946. Er war ein britischer Ökonom, Politiker und Mathematiker. Dabei zählte er zu den bedeutendsten Ökonomen dieser Zeit. Durch den Keynesianismus wurde er bekannt und seine Ideen haben bis heute noch Einfluss auf die ökonomischen und politischen Theorien.

Im Jahr 1925 heiratete der die russische Balletttänzerin Lydia Lopokova. Im Jahr 1936 veränderte seine allgemeine Theorie der Beschäftigung des Zinses und des Geldes nachhaltig die Makroökonomie. Diese wird häufig als eine der einflussreichsten wirtschaftswissenschaftlichen Werke des 20. Jahrhunderts beschrieben. Er legte mit seinen Ideen den Grundstein für den heutigen Keynesianismus, der seither immer wieder weiterentwickelt wurde. Er wurde von Bertrand Russell als der intelligenteste Mensch den er je traf bezeichnet. Vier Jahre vor seinem Tod, wurde Keynes als Barin Keynes of Tilton in the Country of Sussex geadelt und starb dann im Jahr 1946 an Herzversagen. Bis heute gehört Keynes zu den bekanntesten und einflussreichsten Ökonomen weltweit.13

2.3 Veränderungen durch den Keynesianismus

Diese Veränderungen im wirtschaftlichen Berufszweig waren eng verknüpft mit der Verbreitung der keynesianischen Vorstellung. Diese Beziehung ist jedoch keine einfache. Die allgemeine Theorie von Keynes bietet einen enormen Anreiz für die Idee, dass die Regierung die Verantwortung für die Steuerung der Wirtschaftstätigkeit übernehmen sollte. Dies war auch von großer Bedeutung für die Entwicklung der nationalen Einkommensstatistiken. Zinspolitik und Veränderungen der Staatsausgaben und Steuern können verwendet werden, um die Arbeitslosigkeit niedrig zu halten. In den 1940er Jahren führten sowohl die USA als auch Großbritannien klare Verpflichtungen zur Vollbeschäftigung ein. Allerdings ist es wichtig, dass der Einfluss der keynesianischen Idee dieser Entwicklungen nicht übertrieben wird. Roosevelts New Deal, welcher vier Jahre vor Keynes 'Buchveröffentlichung begann, verdankte viel Rexford Tugwell (1891-1979), der ein Verfechter der Wirtschaftsplanung war. Das Konzept der „Amerikanischen Planung“ war weit verbreitet in den politischen Kreisen zu der Zeit um 1930 – abweichend von der sozialistischen Planung die es zu dieser Zeit in der Sowjetunion und auch im Nazi-Deutschland gab. Ebenso wichtig, haben sowohl die USA als auch Großbritannien zu Zeiten des zweiten Weltkrieges gezeigt, dass die Wirtschaftsplanung verwendet wird um die nationalen Ziele erreichen zu können. Ökonomen spielten eine wichtige Rolle bei den Kriegsanstrengungen und trugen einen bedeutenden Beitrag zum Sieg der Alleierten bei. Außerdem verbrachte eine beträchtliche Anzahl von Wirtschaftswissenschaftlern den Krieg über als Statistiker. Dabei wurde an technischen Problemen wie beispielsweise der Qualitätskontrolle in der Munitionsfertigung und der bestmöglichen Nutzung der begrenzten Ressourcen gearbeitet. Viele der entwickelten Techniken und erworbenen Haltung beeinflussten die Disziplin als der Krieg zu Ende war. Ein weiterer Faktor war, auch als der Keynesianismus durch die Universitäten gefegt war, so waren doch die Regierungen resistent. Im Jahre 1940 setzte Großbritannien ein Budget fest nach den keynesianischen Richtlinien – das Konzept der Inflationslücke wurde von Keynes wie folgt beschrieben „ Wie man für den Krieg bezahlen muss.“ Dieses Konzept wurde dafür verwendet um festzulegen wie viel ausgegeben werden konnte ohne das eine Inflation entstand und somit auch wie viel benötigt wurde um durch Steuergelder oder Zwangseinsparungen eine Inflation zu vermeiden. Jedoch wurden die keynesianischen Ideen nicht vollständig in die Staatskasse bis 1947 angenommen. In den USA war es nur in den 1960er Jahren so, dass unter Kennedys Regierung die keynesianische Vollbeschäftigung systematisch angewandt wurde.

In weiten Teilen Kontinentaleuropas (vor allem in Frankreich und Deutschland) dominierten die keynesianischen Ideen nie in der politischen Agenda. Die gesamtwirtschaftliche Planung wie sie die Regierungen während der Nachkriegszeit versuchten, wurde durch die Revolution möglich gemacht, die in der nationalen Rechnungslegung stattfand und auch die Bereitstellung von Statistiken während der Zwischenkriegszeit und des Zweiten Weltkriegs wurde möglich. Die Verwendung, die durch die nationale Einkommensanalyse vorgenommen werden konnte, wurde durch die Kriegserfahrungen in Großbritannien und den Vereinigten Staaten demonstriert. In Großbritannien wurden die Schätzungen des Nationaleinkommens von Meade und Stone dazu verwendet die Inflationslücke zu berechnen. In den Vereinigten Staaten, verwendeten Kuznets und Nathan das Nationaleinkommen um aufzuzeigen, dass das Victory Program (Sieges Programm) von Roosevelt zu einer Zunahme der militärischen Produktion im Jahre 1942-1943 führte was das Programm versprochen und somit auch erreicht hatte.14 Das Victory Programm auch Victory-Plan genannt, war ein strategisches Dokument der Streitkräfte der Vereinigten Staaten. Darin wurden Einschätzungen der nationalen Ziele im zweiten Weltkrieg und der zur Realisierung angewandten Strategien festgehalten. Weitere Inhalte waren Abschätzungen über die Größe der US-Streitkräfte im Falle einer Verwirklichung des Krieges gegen die Achsenmächte.15 Als Achsenmächte werden in Zusammenhang mit dem zweiten Weltkrieg das Deutsche Reich und seine Bündnispartner Italien und Japan bezeichnet.16

Nach dem Angriff auf Pearl Harbor, als das Militär seine Forderung nach Hardware drastisch erhöhte hatte, wendeten Kuznets und Nathan (in der Krieg Plantafel) weiterhin diese Methoden an. Dieses Mal mussten jedoch die Ziele nach unten revidiert werden und nicht nach oben. Gilbert, der für die Nationaleinkommensrechnung verantwortlich war, hatte sich auf die Bereitstellung schnell verfügbarer Informationen über den Stand der Kriegswirtschaft fokussiert.

Die Arbeit von Kuznets und Nathan wurde als "ein großer technischer Triumph in der Geschichte der Ökonomie Disziplin" beschrieben. Sie legten Ziele fest bei welchen sich herausgestellt hatte das diese durchsetzbar waren. Zu einer Zeit in der die militärische Beschaffung von 4 Prozent auf 48 Prozent des Nationaleinkommens anstieg und das in nur 4 Jahren. Dies war nicht nur ein wertvoller Beitrag zu den Kriegsanstrengungen, sondern auch ein deutliches Zeichen für das, was mit der nationalen Rechnungslegung als Instrument für die Wirtschaftsplanung erreicht werden konnte. Daraus entwickelte sich, das die militärische Beschaffung zu einer Art Wissenschaft verwandelt wurde: Wenn zu wenig gefordert wurde, würde der Krieg unnötigerweise verlängert werden; wenn zu viel gefordert würde, würden die Kosten steigen ohne das mehr erzeugt werden würde. Keynesianismus und die nationale Einkommensrechnung kamen in den ökonometrischen Modellen zusammen. In den 1960er Jahren wurden elektronische (Großrechner) Computer immer weiter verbreitet, in dieser Zeit wuchsen diese Modelle in Größe und Komplexität im Vergleich zu den früheren Modellen von Tinbergen und Klein. Zum Beispiel entwickelte Klein im Jahr 1964 ein Modell in den Vereinigten Staaten auf der Grundlage von vierteljährlichen Daten mit rund siebenunddreißig Gleichungen und erweiterten statistischen Techniken als dies bei seiner früheren Arbeit der Fall war. Der größere Umfang des Modells ist das Ergebnis einer sehr viel detaillierteren Modellierung von Größen wie Konsum und Investition (aufgegliedert in langlebige Güter, Verbrauchsgüter und Dienstleistungen). Dabei wurden von Klein, auch die Vorräte und die neuen Aufträge berücksichtigt. Der Schlüssel der Entwicklung, war jedoch das Brookings-Modell, das zuerst im Jahre 1965 veröffentlicht wurde. Dieses begann mit rund 200 Variablen, die später auf über 400 erweitert wurden und lieferte eine viel detailliertere Analyse der Wirtschaft als dies zuvor bei kleineren Modellen der Fall war. Zum Beispiel gab es getrennte Gleichungen für den Automobilabsatz und für die Ausgaben für Essen und Trinken. Ebenso wichtig war das Ergebnis eines gemeinsamen Forschungsaufwand, mit Ökonomen aus verschiedenen Universitäten und anderen Institutionen. Dies wurde durch eine Reihe von anderen Modellen in einem ähnlichen Maß in den 1960er und 1970er Jahren verfolgt. Im Gegensatz zu den früheren Modellen, wurden einige der neuen Modelle von kommerziellen Organisationen hergestellt. Als dies geschah, verlagerte sich der Schwerpunkt weg von der Erforschung neuer Techniken und Entwicklung neuer Konzepte hin zu der Erhaltung und Aktualisierung der vorhandenen Modelle, damit die geforderten Prognosen bereitgestellt werden konnten.17

[...]


1 The Ordinary Business of Life, S. 288

2 https://en.wikipedia.org/wiki/Lauchlin_Currie (03.10.2015)

3 The Ordinary Business of Life, S. 288

4 https://de.wikipedia.org/wiki/Robert_M._Solow (abgerufen am 03.10.2015)

5 https://de.wikipedia.org/wiki/James_Tobin (abgerufen am 03.10.2015)

6 https://de.wikipedia.org/wiki/Joseph_E._Stiglitz (abgerufen am 03.10.2015)

7 The Ordinary Business of Life, S. 289

8 The Ordinary Business of Life, S. 289

9 Krugman und Wells, Volkswirtschaftslehre, S. 1083

10 Krugman und Wells, Volkswirtschaftslehre, S. 1084

11 Krugman und Wells, Volkswirtschaftsleher, S.1085

12 http://static.guim.co.uk/sys-images/Guardian/Pix/pictures/2015/2/26/1424971880330/Economist-John-Maynard-Ke-009.jpg (25.10.2015)

13 https://de.wikipedia.org/wiki/John_Maynard_Keynes (25.10.2015)

14 Vgl. The Ordinary Business of Life, S. 291

15 https://de.wikipedia.org/wiki/Victory-Plan (25.10.2015)

16 https://de.wikipedia.org/wiki/Achsenm%C3%A4chte (25.10.2015)

17 The Ordinary Business of Life, S. 292

Ende der Leseprobe aus 31 Seiten

Details

Titel
Wirtschaftsgeschichte. Von 1939 bis heute
Untertitel
Nach “The Ordinary Business of Life” von Roger E. Backhouse
Note
1,3
Jahr
2015
Seiten
31
Katalognummer
V320717
ISBN (eBook)
9783668200067
ISBN (Buch)
9783668200074
Dateigröße
1090 KB
Sprache
Deutsch
Schlagworte
Monetarismus, Keynesianismus, Wirtscahftsgeschichte, 1939, Ökonomen, Entwicklung, Phillipskurve
Arbeit zitieren
Anonym, 2015, Wirtschaftsgeschichte. Von 1939 bis heute, München, GRIN Verlag, https://www.grin.com/document/320717

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