Der Krieg im Pazifik. Die Ursachen und die Verbindung von Pearl Harbor und den Atombomben von Hiroshima und Nagasaki


Facharbeit (Schule), 2016

34 Seiten, Note: 1.0


Leseprobe


Inhaltsverzeichnis

Abstract

1. Einleitung

2. Japans Geschichte

3. Pearl Harbor
3.1 Planung
3.1.1 Daten und Fakten
3.1.2 Der Überfall auf Tarent
3.1.3 Der endgültige Plan
3.2 Der Überfall
3.2.1 Indizien für einen Angriff
3.2.2 Der Überfall auf Pearl Harbor
3.2.3 Bilanz
3.3 Strategische Bewertung

4. Der Zweite Weltkrieg im Pazifik
4.1 Gesellschaftliche Folgen des Krieges in den USA
4.2 Außenpolitische Folgen des Krieges im Pazifik
4.3 Die Atombomben
4.3.1 Project Manhattan
4.3.2 Gründe für den Einsatz der Bomben
4.3.3 Nachwirkungen bis heute
4.3.4 Historische Auffassung

5. Fazit

Literaturverzeichnis

Abstract

Pearl Harbor ist Vielen ein Begriff und wurde in den letzten Jahren verstärkt in das allgemeine Bewusstsein der Menschen zurückgeholt - dank Dokumentationen und dem Film von Michael Bay. Die Auswirkungen des Überfalls waren weitaus tiefgreifender, als es der Blockbuster vermuten lässt.

Was waren die Ursachen des Konflikts zwischen dem Kaiserreich Japan und den Vereinigten Staaten von Amerika? Wo ist die Verbindung zwischen Pearl Harbor und den Abwürfen der beiden Atombomben auf Hiroshima und Nagasaki? All dies sind Fragen, mit der sich die Arbeit auseinandersetzen wird. Dabei wird auf den politischen Hintergrund und die strategische Bedeutung der Ereignisse Bezug genommen.

1. Einleitung

“Yesterday, December 7th, 1941 -- a date which will live in infamy -- the United States of America was suddenly and deliberately attacked by naval and air forces of the Empire of Japan.”[1] Dieser berühmte Satz aus der Rede vor dem Kongress am 8. Dezember 1941 von Franklin D. Roosevelt, verkündet nach dem Überfall Japans auf den Militärstützpunkt Pearl Harbor einen Tag zuvor, sollte ein folgenreiches Umdenken in der amerikanischen Bevölkerung nach sich ziehen. Mit dem Eintritt der Vereinigten Staaten von Amerika in den Zweiten Weltkrieg wurde ein Wendepunkt herbeigeführt, militärisch und technisch so wie auch politisch.

In der folgenden Arbeit wird versucht, den Überfall auf Pearl Harbor und die beiden Atombombenabwürfe auf Japan in Bezug zueinander zu setzen. Besonders möchte ich mich mit dem Hintergrund der Ereignisse im Pazifik beschäftigen, um sie in einem klareren Kontext deuten zu können. Im ersten Teil der Arbeit werde ich auf die Feudalzeit Japans eingehen und ihre Auswirkungen auf die Außenpolitik des Landes nach seiner Öffnung. Darauf aufbauend werde ich im zweiten Teil, welcher gleichzeitig den größten Teil der Arbeit darstellt, den Hergang des Überfalls auf Pearl Harbor schildern. Behandelt werden in diesem Kapitel sowohl politische, als auch militärische Aspekte des Ereignisses. Außerdem möchte ich auf strategische Versäumnisse beider Seiten aufmerksam machen. Die Werke Pearl Harbor 1941 von Georg Morgenstern[2] und Der Zweite Weltkrieg von John Keegan[3] gehen auf der einen Seite politisch und auf der anderen Seite militärisch sehr genau auf das Thema ein. Daher lässt sich aus der Kombination der Informationen aus den beiden Büchern eine hervorragende Übersicht über das Thema bilden. Schließlich werde ich im letzten Teil den Abwurf der Atombomben, seine Ursachen und Nachwirkungen, sowie die unterschiedliche Auffassung in den USA und Japan beleuchten. Besonders Florian Coulmas bietet mit seinem Buch Hiroshima - Geschichte und Nachgeschichte[4] eine fundierte Grundlage für dieses Thema.

Der Schwerpunkt der Arbeit wird sich mit folgenden Leitfragen beschäftigen: Wie hängen Pearl Harbor und die Atombombenabwürfe zusammen? Wie kam es zum Konflikt zwischen den USA und dem Kaiserreich Japan? War der Überfall auf Pearl Harbor wirklich ein Überfall oder hatte die US-Regierung bereits im Vorhinein nähere Kenntnisse? Welche Rolle spielte dabei die Entschlüsselung von Funksprüchen? Inwieweit war der Einsatz der Atombomben gegen die Städte Hiroshima und Nagasaki notwendig?

Ganz bewusst wird in der Arbeit auf jedwede Schuldzuweisung verzichtet. Da sich die Arbeit auf Pearl Harbor und die Atombomben konzentriert, bleibt ebenfalls der detaillierte Verlauf des Zweiten Weltkriegs im Pazifik unberücksichtigt. Eine umfassende Ausführung des besagten Themas würde den Rahmen dieser vorwissenschaftlichen Arbeit sprengen und nicht der Beantwortung der Leitfragen dienlich sein.

2. Japans Geschichte

Um das Verhalten Japans vor und während des Zweiten Weltkriegs verstehen zu können, muss man sich mit der Geschichte des Landes vertraut machen. Grob kann man zusammenfassen, dass Japan durch seine separierte Lage vom Festland und dem Nachwirken des Jahrhunderte währenden Feudalsystems stark geprägt wurde. Die Auswirkung der geografischen Lage lässt sich mit der Englands vergleichen. Beide standen ständig in einer komplexen Wechselbeziehung mit dem Festland, denn sie trieben Handel, führten Expeditionen durch und setzten sich Invasionen zu Wehr. Auch Japan öffnete sich und handelte mit dem Ausland (teilweise reichten die Handelsrouten sogar bis nach Europa) bis es, durch innenpolitische Faktoren ausgelöst, in den Dreißigerjahren des 16. Jahrhunderts zu einer schrittweisen Abgrenzung und Isolation von der Außenwelt kam.[5]

Geschürt von einem aggressiven und auf wirtschaftlichen Profit ausgerichteten Eindringen Portugals[6], erließ man schrittweise Gesetze, die eine Ausweisung der sich im Land befindlichen Fremden und eine Verhinderung der Ausreise von Japanern zum Ziel hatte. Das regierende Shogunat fühlte sich in seiner Sicht bestätigt, als sich 1637 Bauern, unter ihnen viele Christen, aufgrund der hohen Steuerlast gegen ihre Feudalherren erhoben. [7]

Bis zur Mitte des 17. Jahrhunderts nabelte sich Japan vollständig vom Rest der Welt ab, verschloss sich dem Einfluss von außen und schaffte es so, über Jahrhunderte hinweg unabhängig zu bleiben. Auf die Einreise von Ausländern nach Japan stand die Todesstrafe. Nur einer kleinen niederländischen Handelskompanie wurde der Aufenthalt gewährt, welche über einen langen Zeitraum die einzige Möglichkeit darstellte, Informationen aus dem Ausland zu erhalten. Das “importierte” Christentum wurde fast vollständig ausgelöscht. Der Shogun regierte als absoluter Herrscher, mehr Gott als Mensch. Über seine Gesetze wachten adlige Schwertkämpfer, die Samurai. Japan war ein “gut durchorganisierter feudaler Militär- und Polizeistaat”[8]. In diesem Zeitabschnitt “liegen die Wurzeln der hohen [und teilweise auch fanatischen] Kampfmoral bis zur Selbstaufopferung, [...] des Respekts für den Kämpfer und der Verachtung für den, der sich gefangen gibt.”[9]

Diese mittelalterliche Weltanschauung brach 1853/54 zusammen, als im Hafen von Uraga Commodore Matthew Calbraith Perry mit seinen “schwarzen Schiffen” einlief und die Öffnung zweier Häfen für den amerikanischen Handel erpresste, in dem er mit seiner militärischen Stärke drohte. Andere Seemächte beobachteten diesen Vorgang interessiert und folgten dem amerikanischen Beispiel. Sie sahen die technische Rückständigkeit Japans und nutzten diese offensichtliche Schwäche des Shogunats, um sich Privilegien zu sichern. 1868 endete die Herrschaft der Shogune und das Kaiserhaus mit Beamten übernahm die Staatsführung.[10] Unter der Herrschaft des Kaisers Mutsuhito wandelte sich das Gesicht des Landes radikal, die Industrialisierung setzte ein und auf das Aufholen versäumter wissenschaftlicher und technischer Errungenschaften wurde das Augenmerk gelegt. 1894 begann, auf Befehl des Kaisers, eine Reihe von siegreichen Feldzügen gegen China, um sich die Vorherrschaft in Korea zu sichern. 1905 besiegte die moderne Marine Japans die Flotte des Russischen Kaiserreichs auf hoher See und sicherte sich so den Einfluss in der Mandschurei. Diese scheinbar nicht enden wollende Reihe von militärischen Erfolgen führte unweigerlich zu der Entwicklung eines “prächtigen Imperialismus” und dem Streben nach noch größerer Expansion. Dieses Streben richtete sich vor allem gegen den großen, scheinbar schwachen Nachbarn: das chinesische Reich.

Im Ersten Weltkrieg kämpfte Japan auf Seite der Entente-Mächte und eroberte die deutschen Kolonien im Pazifik (den Hafen Tsingtau, die Karolinen, die Marianen und die Marshall-Inseln), welche später Japan im Versailler Vertrag zugesprochen wurden.[11] Allerdings musste sich Japan bei der Flottenkonferenz von Washington 1922 verpflichten, seine Marinestärke im Verhältnis 5:3 an die Stärke der amerikanischen Marine anzupassen.[12] Im Gegenzug dafür versprachen die USA ihre Stützpunkte im Pazifik nicht weiter auszubauen oder zu befestigen. Japan sollte sich sicher vor einem Angriff fühlen. Die führenden Männer sahen sich von ihrem ehemaligen Waffenbruder ungerecht behandelt und in ihrer Ehre gekränkt.

Doch die Bedrohung für Japan lag nicht außerhalb der Staatsgrenzen, sondern vielmehr im Inneren. Die Parlamentarier befanden sich untereinander im Zwist, Korruption gehörte zum Alltag. In Folge dessen entstanden nationalistische Geheimbünde, die Regierungsmitglieder und andere Staatsmänner ermordeten, die ihrer Machtpolitik im Wege standen. Der Einfluss der Militärs auf die Politik war groß. Sie waren sich einig darüber, dass das japanische Imperium vergrößert werden sollte. Die Radikalisierung verstärkte sich weiter. Dies mündete 1931 in der Besetzung der rohstoffreichen Mandschurei, nachdem japanische Offiziere einen Sprengstoffanschlag auf die Eisenbahnlinie in der Stadt Mukden fingierten. Der Völkerbund und vor allem die USA protestierten gegen die japanische Offensive, Sanktionen gab es allerdings nicht. Als Japan 1937 beschloss das gesamte Chinesische Reich zu unterwerfen, verschärfte sich die Lage. Unter dem Vorwand, eine “Wohlstandssphäre Ostasien” gründen zu wollen, wurde die Ausbeutung der asiatischen Völker zum eigenen Zweck verfolgt. Berichte von Massakern und Gräueltaten an der chinesischen Bevölkerung häuften sich. Die Amerikaner, unter der Führung von Roosevelt, stellten sich offen an die Seite der Chinesen und belieferten diese mit Waffen. Durch Japans Expansion sah Washington seine eigenen wirtschaftlichen Interessen im Westpazifik gefährdet.[13] Gleichzeitig wurde das amerikanische Militär stark aufgerüstet. 1940 marschierte das japanische Heer in Indochina ein, über das das besetzte Frankreich nur noch wenig Kontrolle hatte. Als Reaktion darauf verhingen die USA, Großbritannien und die Niederlande ein Embargo auf Öl, Stahl und Schrott und froren zusätzlich alle japanischen Guthaben im Ausland ein. Ein herber Schlag für Japan, einem Land das “50 Prozent der Nahrungsmittel, 80-90 Prozent des Eisenerzes und Öls und 100 Prozent an Gummi und anderen kriegswichtigen Produkten”[14] importieren musste. Somit befand sich Japan kurz vor dem wirtschaftlichen Kollaps. Man zwang Japan zu einer Entscheidung, die entweder vorsah, dass man sich aus der unangenehmen Situation durch einen politischen und militärischen Rückzug oder durch Krieg befreite. Die Japaner sahen sich zunehmend in die Enge getrieben und da man seit September erfolglos mit den USA über eine Lockerung der Sanktionen verhandelte, wurde Ende November 1941 die endgültige Entscheidung gefällt: Krieg.[15]

Entgegen der Empfehlung einiger hochrangiger Offiziere, eine offene Konfrontation mit den USA aufgrund ihrer enormen industriellen Leistungskraft zu meiden, sprach sich die Mehrheit dafür aus.

Der japanische Admiral Yamamoto Isoroku sah keine Chance sich auf längere Zeit erfolgreich gegen die USA zu behaupten: „Bekomme ich Befehl, ohne Rücksicht auf die Konsequenzen Krieg zu führen, so werde ich 6 Monate oder 1 Jahr lang wild um mich schlagen. Sollte der Krieg aber ein zweites oder drittes Jahr dauern, sehe ich äußerst schwarz!“[16] Er gab zu bedenken, dass es den USA möglich war, immense Mengen an Rüstungsgütern für die Sowjetunion und Großbritannien gleichzeitig zu produzieren, ohne dass die Produktion von zivilen Gütern für die eigene Bevölkerung vernachlässigt wurde.[17] Yamamotos war mit den USA gut vertraut, da er viele Jahre in den Staaten als Marineattaché der japanischen Botschaft beschäftigt war.[18] Zum Schein wurde diplomatisch “intensiv, aber erfolglos”[19] bis zuletzt mit Washington verhandelt.

3. Pearl Harbor

3.1 Planung

3.1.1 Daten und Fakten

Bis zum April 1940 war die Pazifikflotte der USA in San Diego in Kalifornien stationiert[20], doch als das mit Japan verbündete Deutschland in Frankreich einmarschierte, ließ man die Pazifikflotte unplanmäßig schon früher zu ihrem Sommerstützpunkt auf Hawaii auslaufen. Dies rückte die amerikanische Streitmacht gut 4000 Kilometer näher an japanisches Gebiet. Roosevelt nutzte indessen den schnellen deutschen Sieg in Frankreich, um den amerikanischen Senat mit vermeintlichen deutschen Angriffsabsichten auf Amerika zu verunsichern und so eine Bewilligung in Form des “Two-Ocean Navy Act” von 1,35 Million Tonnen an Schiffsneubauten erteilt bekam[21]. De facto wurde beschlossen, die US-Navy in ihrer Stärke zu verdoppeln. Dies sollte ermöglichen, zwei voneinander unabhängige Flotten im Pazifik und im Atlantik operieren lassen zu können. Eine Gegenüberstellung der Seekräfte der Japaner und der Amerikaner von 1941 zeigt, dass die japanische Seestreitmacht der amerikanischen Pazifikflotte zahlenmäßig leicht überlegen war[22]:

Auffällig ist, dass man auf amerikanischer Seite die Flugzeugträger eher vernachlässigte. Während man in Japan bereits Ende der 1920er Jahre das ungeheure Potential des Schiffstyps “Flugzeugträger” erkannte, setzte man in den USA weiter auf die traditionellen Schlachtschiffe. Schlachtschiffe zählten mit ihren großen Kalibern und der dicken Panzerung zu den prestigeträchtigsten Schiffen einer Seestreitmacht. Der Verlust eines Schlachtschiffes konnte katastrophale Folgen für einen Schlacht- oder Kriegsverlauf bedeuten. Dass der Flugzeugträger mit seinen seegestützten Trägerflugzeugen dem Schlachtschiff klar überlegen war, kristallisierte sich schon zu Beginn des Zweiten Weltkrieges klar heraus (vgl. 3.1.2 Der Überfall auf Tarent).

Ein Angriff auf den Flottenstützpunkt auf Hawaii erschien, durch seine besondere strategische Position, sowohl den Amerikanern als auch den Japanern als sehr wahrscheinlich. Durch die exponierte Lage bot er für die Marine der USA eine ideale Basis für ein Operationsgebiet im Pazifik. Kriegsschiffen wurde ein längerer Operationszeitraum ermöglicht, da sie zum Betanken und Aufmunitionieren lediglich nach Hawaii zurückkehren mussten und nicht mehr gezwungen waren, den langen Weg nach San Francisco zu nehmen. Dies bedeutete eine Einsparung von ungefähr 4000 km. Trotz dieser immensen strategischen Wichtigkeit war Pearl Harbor nur unzureichend geschützt, was verschiedene Ereignisse schon vor Ausbruch des Krieges zeigten.

Bereits 1925 untersuchte ein britischer Journalist das Konzept eines Überraschungsangriffs auf die USA[23]. In dem Buch “The Great Pacific War” beschreibt Hector Charles Bywater einen fiktionalen militärischen Konflikt zwischen den USA und Japan im Jahre 1931. Der Roman sagt eine Reihe von erschreckend akkuraten Informationen und Ereignissen des Zweiten Weltkrieges voraus. Das Buch wurde auch ins Japanische übersetzt und fand eine breite Masse an Lesern. Unter ihnen, so vermutet man, befand sich auch der Oberkommandierende der Vereinigten Flotte Yamamoto Isoroku, welcher maßgeblich an der Planung des Überfalls auf Pearl Harbor beteiligt war.[24]

1932 zeigte ein weiteres Ereignis wie verwundbar und anfällig Pearl Harbor für einen luftgestützten Angriff war. Admiral Harry Ervin Yarnell demonstrierte dies eindrucksvoll mit einem inszenierten Überraschungsangriff der Trägerflugzeuge von seinen Flugzeugträgern aus, der Lexington und der Saratoga.[25] Trotz der dargelegten Fakten stießen seine Vorschläge zur Verbesserung der Luftabwehr bei seinen Vorgesetzten auf taube Ohren.

Doch ohne ein wichtiges drittes Ereignis wäre der Überfall auf Pearl Harbor vermutlich nie in diesem Umfang in die Kriegsplanung eingeflossen: Der Überfall auf Tarent.

3.1.2 Der Überfall auf Tarent

Nach dem Eintritt Italiens in den Zweiten Weltkrieg wurde das Mittelmeer zu einem wichtigen Kriegsschauplatz, denn es verband die Kernländer in Europa mit der Front in Nordafrika. Sämtlicher Nachschub musste über das Mittelmeer transportiert werden. Daher war das Bestreben sowohl der Alliierten, als auch der Achsenmächte, die volle Kontrolle über das Binnenmeer zu erhalten dementsprechend groß. Die Royal Navy musste ihre Stärke auf die Ost- und die Westseite des Mittelmeeres aufteilen, um ihre beiden Stützpunkte auf Gibraltar und Malta ausreichend schützen zu können. Die Italiener befanden sich im Vorteil, da sie ihre Marine konzentriert auftreten lassen konnten. Deshalb versuchte man die italienische Marine empfindlich zu schwächen, um auf lange Sicht den Nachschub für die Achsenmächte in Nordafrika zu unterbinden.

Mit der Operation Judgement entwickelten die Briten einen revolutionären Plan, der einen nächtlichen Überraschungsangriff auf den Italienischen Hauptkampfverband im Hafen von Tarent vorsah. Schon im Vorhinein mussten sie sich mit einigen Problemen beschäftigen, die dieser Plan aufwarf:

1. Das nächtliche Starten und Landen auf Flugzeugträgern
2. Ausmachen von wichtigen Zielen in der Dunkelheit
3. Der Auftrieb des Torpedos im flachen Hafenwasser

Das Problem mit dem Auftrieb der Torpedos löste man geschickt, indem man an den Seiten hölzerne Stabilisierungsflossen befestigte, die dafür sorgen sollten, dass die Torpedos “länger in der horizontalen Lage bleiben und nicht wie sonst in einem, mit der Abwurfhöhe zunehmenden, Winkel ins Wasser eintauchen.”[26] Ähnlich wie in Pearl Harbor lagen die italienischen Schlachtschiffe zum Großteil in einer Reihe festgemacht nebeneinander. So boten sie ein ideales Ziel für Torpedojäger. Damit die Piloten die richtigen Ziele anfliegen konnten, wurden Leuchtgranaten eingesetzt.[27]

Am 11. November 1940 starteten 21 Swordfish Torpedobomber, aufgeteilt in zwei Angriffswellen, von dem Flugzeugträger Illustrious aus in Richtung Tarent in Apulien. Der Überfall traf die italienischen Verteidiger völlig unvorbereitet. Unter Verlust von zwei Swordfish-Bombern konnten zwei italienische Schlachtschiffe durch schwere Beschädigungen für längere Zeit außer Gefecht gesetzt, eins komplett zerstört und vier weitere Schiffe versenkt werden. Das Kräftegleichgewicht im Mittelmeer konnte für mehr als ein halbes Jahr zu Gunsten der Briten verlagert werden. Von diesen Verlusten sollte sich die italienische Marine nie wieder erholen.[28]

Dieser militärische Schlag fand international sehr viel Aufmerksamkeit, da hier zum ersten Mal Schlachtschiffe von Flugzeugträgern (respektive von Flugzeugen) attackiert und versenkt wurden. Dies wurde von verschiedenen Nationen gründlich studiert. Vor allem die USA und Japan zeigten großes Interesse an der Durchführung der Operation. Das Kaiserreich entsandte umgehend einen Militärattaché zur Untersuchung des Vorfalls nach Italien. Dieser studierte sämtliche Aspekte des Überraschungsangriffs und meldete seine gewonnenen Erfahrungen und Erkenntnisse umgehend nach Tokio, wo sie in den Plan für den Überfall auf Pearl Harbor aufgenommen wurden.[29]

3.1.3 Der endgültige Plan

Der Plan für den Kriegseintritt lautete wie folgt:

„Zu Beginn des Krieges soll der Kampfverband, bestehend aus sechs Flugzeugträgern als Kern und kommandiert vom Oberbefehlshaber der 1. Luftflotte, seinen Weg zu den Hawaii-Inseln fortsetzen und die im Hafen vor Anker liegenden Hauptkräfte der US-Flotte aus der Luft angreifen. Der Kampfverband wird folglich ungefähr zwei Wochen vor dem Ausbruch der Feindseligkeiten vom Heimatland auslaufen, sich den Hawaii-Inseln von Norden nähern und ein oder zwei Stunden vor Tagesanbruch alle Flugzeuge an Bord der Träger, etwa 400, starten. Der Überraschungsangriff auf die ankernden feindlichen Flugzeugträger und Schiffe sowie auf Flugzeuge am Boden wird von einem Punkt gestartet werden, ungefähr 200 sm nördlich der Insel Oʻahu.

[...]


[1] “A Date Which Will Live in Infamy”: FDR Asks for a Declaration of War. (n.d) Zugriff am 05.01.2016 Verfügbar unter: http://historymatters.gmu.edu/d/5166/.

Übersetzung: “Gestern, am 7. Dezember 1941, einem Datum, das in Schande fortleben wird, wurden die Vereinigten Staaten überraschend von See- und Luftstreitkräften des Kaiserreichs Japan angegriffen.”.

[2] Morgenstern, Georg: Pearl Harbor 1941 - Eine amerikanische Katastrophe, 4. Auflage, München 2001, S. 1ff.

[3] Keegan, John: Der Zweite Weltkrieg, Hamburg 2009, S. 1ff.

[4] Coulmas, Florian: Hiroshima. Geschichte und Nachgeschichte. München 2005, S. 1ff.

[5] Vgl. Michaelis, Herbert: Der Zweite Weltkrieg. Bilder Daten Dokumente. Gütersloh 1968, S. 420f.

[6] Abschließung Japans. (19. August 2014). In: Wikipedia. Zugriff am 28.12.2014. Verfügbar unter: https://de.wikipedia.org/w/index.php?title=Abschlie%C3%9Fung_Japans&oldid=133246769 .

[7] Vgl. Michaelis, S. 420.

[8] Michaelis, S. 421.

[9] Ebenda, S.421.

[10] Vgl. Willmott, H. P.: Der Zweite Weltkrieg im Pazifik. Berlin 2001, S. 28.

[11] Vgl. Ebenda, S.30.

[12] Vgl. Ebenda, S.29.

[13] Vgl. Coulmas, Florian: Hiroshima. Geschichte und Nachgeschichte. München 2005, S.9.

[14] Vgl. Michaelis, S.424.

[15] Ebenda, S.424.

[16] Angriff auf Pearl Harbor. (4. Januar 2016). In: Wikipedia. Zugriff am 25.10.2015. Verfügbar unter: https://de.wikipedia.org/w/index.php?title=Angriff_auf_Pearl_Harbor&oldid=149781137.

[17] Vgl. Angriff auf Pearl Harbor. (4. Januar 2016). In: Wikipedia. Zugriff am 25.10.2015. Verfügbar unter: https://de.wikipedia.org/w/index.php?title=Angriff_auf_Pearl_Harbor&oldid=149781137.

[18] Vgl. Van der Vat, S. 19.

[19] Coulmas, S.9.

[20] Vgl. Keegan, John: Der Zweite Weltkrieg. Hamburg 2009, S.364.

[21] Vgl. Michaelis, S.426.

[22] Daten: Krahe, Norman. (5. September 2015). US-Marine bei Kriegseintritt. Zugriff am 26.10.2015 Verfügbar unter: http://weltkrieg2.de/us-marine-bei-kriegseintritt/.

[23] Vgl. Van der Vat, S.19.

[24] Vgl. Ebenda, S. 13f.

[25] Vgl. Ebenda, S. 13.

[26] Angriff auf Tarent. (12. November 2015). In: Wikipedia. Zugriff am 27.11.2015. Verfügbar unter: https://de.wikipedia.org/w/index.php?title=Angriff_auf_Tarent&oldid=147984295.

[27] Vgl. Ebenda.

[28] Vgl. Piekalkiewicz, Janusz: Der Zweite Weltkrieg. Augsburg 1998, S. 284.

[29] Vgl. Van der Vat, S. 20.

Ende der Leseprobe aus 34 Seiten

Details

Titel
Der Krieg im Pazifik. Die Ursachen und die Verbindung von Pearl Harbor und den Atombomben von Hiroshima und Nagasaki
Note
1.0
Autor
Jahr
2016
Seiten
34
Katalognummer
V320586
ISBN (eBook)
9783668198944
ISBN (Buch)
9783668198951
Dateigröße
693 KB
Sprache
Deutsch
Schlagworte
krieg, pazifik, ursachen, verbindung, pearl, harbor, atombomben, hiroshima, nagasaki
Arbeit zitieren
Lukas Gruber (Autor:in), 2016, Der Krieg im Pazifik. Die Ursachen und die Verbindung von Pearl Harbor und den Atombomben von Hiroshima und Nagasaki, München, GRIN Verlag, https://www.grin.com/document/320586

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