Evaluation der 1. Deutschen Jugendmeisterschaft U16 des Deutschen Leichtathletik-Verbandes DLV


Bachelorarbeit, 2014

42 Seiten, Note: 1,6


Leseprobe


Inhaltsverzeichnis

Abkürzungsverzeichnis

1. Einleitung und Überblick
1.1 Ziel- und Fragestellung
1.2 Relevanz der Arbeit
1.3 Theoretischer Rahmen und Aufbau der Arbeit

2. Theoretische Grundlagen
2.1 Der Deutsche Leichtathletik-Verband
2.2 Die Herausforderungen des DLV-Jugend
2.3 Jugendliche Lebenswelten
2.4 Bedeutung von Wettkämpfen für Jugendliche im Spitzensport

3. Vorüberlegungen
3.1 Konzeptionelle Überlegungen des DLV
3.2 Qualitätsmanagement von NPO’s
3.3 Evaluationsdefintion
3.4 Die 1. Deutsche Meisterschaft U

4. Empirische Untersuchung
4.1 Untersuchungsdesign
4.2 Pre-Test
4.3 Datengewinnung

5. Darstellung der Ergebnisse
5.1 Profil der Befragten
5.2 Ergebnisse der Befragung
5.2.1 Kategorie Anmeldung
5.2.2 Kategorie Allgemeines
5.2.3 Kategorie Anreise
5.2.4 Kategorie Unterkunft
5.2.5 Kategorie Verpflegung
5.2.6 Kategorie Sportst ä tte
5.2.7 Kategorie Ger ä te
5.2.8 Kategorie Stadion-Lautsprecher
5.2.9 Kategorie Rahmenprogramm
5.2.10 Kategorie Bewertung DM U16 insgesamt

6. Interpretation und Diskussion
6.1 Methodenkritik

7. Zusammenfassung und Ausblick

Literaturverzeichnis

Abstract

This thesis deals with the evaluation of a new started sports event, initiated by the Deutsche Leichtathletik Verband (DLV). The sporting event, a Deutsche Meisterschaft for athletes under the age of 16 years, was evaluated with a particular attention paid to the athletes, coaches and judges. During the event weekend from the 16th to the 17th of august 2014 the group of interest was asked to take part in a survey. The questions were divided in categories and asked, to get a feedback on the sport-event in detail. The survey focuses specifically on critical points about the event or improvable issues from the respondents, because the athletic competition is in a 3-year testing phase and requires all possible advices to become better. Building on the experience of similar events, it is assumed that the host of the event, the LT DSHS, is able to organize the two day sporting event at the Net Cologne Stadium in a satisfying way.

Utilizing a standardized questionnaire, the thus locally collected data were saved via tablet computer. The main part of information was collected at a later date via email-addresses. The collected data from the group of interest was analyzed with the statistic software SPSS 22 to extract results for the DLV. The gool of the investigation is to develop a range of improvement measures for the DM U16 event, that takes place next year.

The results indicate a general satisfaction of athletes, coaches and the judges with the DM U16 event. Nevertheless there are critics at some points, were the organizers have to think about changes. On one hand there are things like the qualification standards or the warm up area that created negative valuations. These evaluated results however, must not be seen solely. Instead, the general reason for the initiation of that first time tournament since 1979 is a new step to gaining attractiveness of athletics in general. The number of young athletes is lacking and that problem can be treatable with a more challenging and earlier starting competition calendar and a individual disciplines event like the DM U16.

Abkürzungsverzeichnis

Abbildung in dieser Leseprobe nicht enthalten

1. Einleitung und Überblick

1.1 Ziel- und Fragestellung

„DLV - suche deine Zukunft vor allem in der Kinder- und Jugendleichtathletik“ (Digel, 1994, S. 25). Ob es gerade dieses Zitat des damaligen DLV- Präsidenten war, an das sich der DLV-Verbandsrat erinnerte, als er entschied, für die nächsten drei Jahre das Modelprojekt einer Deutschen Jugendmeisterschaft U16 zu initiieren, sei dahingestellt. Tatsache ist, dass sich das von der DLV-Jugend entwickelte und im Rahmen des Gesamtkonzepts der Kinder- und Jugendleichtathletik erarbeitete Vorhaben einer Deutschen Meisterschaft (DM) in der Altersklasse U16, am 16./17.

August 2014 in Köln ereignete. Diese neukonzipierte

Sportgroßveranstaltung, die es seit 1979 (Lotz, 2014) erstmalig wieder den besten 15-jährigen Leichtathleten/innen1 Deutschlands ermöglicht sich in Einzeldisziplinen zu messen, stellt in den Augen der Vorsitzenden der DLV- Jugend, Esther Frittko, eine Chance dar, das „Wettkampfsystem der Nachwuchsleichtathletik voranzubringen“ (Schmitt, 2013). Warum ein Voranbringen der Nachwuchsleichtathletik nötig ist, kann nachvollzogen werden, wenn man sich beispielsweise die Entwicklung der Mitgliederzahlen des DLV ansieht. Allein von 2008 bis 2013 hat sich die Anzahl der Mitglieder um etwa 4,5 % verringert ( Deutscher Olympischer Sportbund, 2013). Um dieser Tendenz, der abnehmenden Attraktivität der Leichtathletik entgegen zu wirken, hat sich im Rahmen einer Klausurtagung im Oktober 2011 der Verbandsrat (Bersch, Erdmann, Fittko, Mamontow, Peter, & Wöckel, 2012) mit dem Ziel der Bindung von Jugendlichen an die Leichtathletik beschäftigt. Das hierfür die Neuschaffung eines Einzeldisziplinen Wettkampfes im Rahmen einer DM U16 geeignetes Mittel sein kann, soll nachfolgend neben der Bewertung der Veranstaltung als Zielsetzung der Arbeit aufgezeigt werden. Die nun nach Jahren der Planung mit der diesjährigen ersten DM U16 erfolgte Erweiterung des Wettkampfkalenders für die jungen Athleten in der Altersklasse M15/W15, bedeutet, dass neben der DM U16 auch weiterhin die Blockwettkämpfe und Mehrkampfmeisterschaften in dieser Altersklasse den Jugendlichen die Möglichkeit bieten, sich umfassender als bisher in Wettkämpfen zu vergleichen. Bis „2017 soll dann auf Basis wissenschaftlicher Begleitung eine endgültige Entscheidung über das Meisterschaftsangebot in der U16 getroffen werden“, so Esther Fittko (Schmitt, 2013). Als Teil dieser wissenschaftlichen Begleitung, soll die hier angeführte Evaluationsauswertung zu einer relevanten Entscheidungshilfe für den DLV beitragen. Die Frage der Weiterführung beziehungsweise einer etwaigen Änderung des derzeitigen Wettkampfkonzeptes auf Probe, hängt stark von der wiedergegebenen Zufriedenheit und bewerteten Sinnhaftigkeit der Veranstaltung durch die Teilnehmer ab. Die Eindrücke von der Teilnehmergruppe der Athleten, ihren Trainern und Betreuern sowie von Kampfrichtern wurden bei dieser DM U16 daher mittels einer quantitativen Datenerhebung aufgenommen, um so einen Status-Quo für die nächsten beiden Jahre zu erbringen und dem Veranstalter ein vorläufiges Feedback mitzuteilen.

1.2 Relevanz der Arbeit

Die Evaluation der DM U16 ist zum einen von allgemeiner Relevanz für den Veranstalter, den DLV und zum anderen für den Ausrichter, das Leichtathletik Team der Deutschen Sporthochschule (LT DSHS). Dabei geht es um die Wahrnehmung und Bewertung des Veranstaltungswochenendes von Seiten der Aktiven, sprich Athleten, Trainer und Betreuer sowie Kampfrichter. Von Interesse sind im Besonderen die Athleten, für die dieser neukonzipierte Wettkampf initiiert wurde und deren Wahrnehmung für die weitere Planung durch den DLV, von größter Bedeutung ist. Für das LT DSHS als Ausrichter ist besonders die komplikationsfreie Umsetzung der Veranstaltung für alle Besucher von Relevanz. Dabei setzt diese Arbeit den Fokus auf die aktiven Teilnehmer der Veranstaltung. Eine fachlich ergänzende Thesis von Jonas Szallies bezieht sich bei der Evaluation auf die Wahrnehmung der Externen, sprich Zuschauer und Ehrenamtliche. Insgesamt soll so ein Gesamteindruck durch die Befragung der Anwesenden bei der DM U16 entstehen, der es Veranstalter und Ausrichter erlaubt, eine Übersicht über die Qualität und zukünftige Planung dieses Wettkampfformates zu erhalten.

1.3 Theoretischer Rahmen und Aufbau der Arbeit

Die vorliegende Arbeit macht es sich zur Aufgabe, die DLV-Konzeption der 1. Deutschen Jugendmeisterschaft U16 zu evaluieren. Die Erhebung kann dabei in den Sportwissenschaften verortet werden und nimmt mit einem Fokus auf dem Nachwuchsleistungssport eine Bewertung der Veranstaltung vor. Dabei wird ein Fazit des neukonzipierten Jugendwettkampfsystems im Nachwuchsbereich von Seiten der Athleten, Trainer und Betreuer sowie Kampfrichter auf Grundlage der deskriptiven Statistik ermittelt. Da es noch keine wissenschaftlichen Veröffentlichungen mit dem Thema der Evaluation von Deutschen Meisterschaften in der Leichtathletik gibt, ist diese Arbeit als Pilotuntersuchung zu verstehen. Eine rein theoretische Bearbeitung des Themas ist daher nicht möglich, weshalb der Inhalt der Arbeit auf einer quantitativen Untersuchung mittels standardisierter schriftlicher Befragung basiert. Der Theorieteil wird dabei aus einer genaueren Betrachtung der Gruppe der Befragten bestehen und sich mehrheitlich auf die Athleten als aktive der Veranstaltung fokussieren. Hierbei soll ein möglichst umfassendes Bild geschaffen werden, das alle Seiten, die zur Neukonzipierung der 1. Deutschen Jugendmeisterschaften U16 führten, beleuchtet. Darauf aufbauend soll mittels der Fragenbogenauswertung das Veranstaltungswochenende resümiert und Verbesserungsvorschläge erarbeitet werden.

Zum Aufbau der Arbeit lassen sich nachstehende Fragestellungen festhalten:

- Z1:Aus welcher Notwendigkeit heraus ergab sich die Neukonzipierung einer Deutschen Meisterschaft U16?
- Z2:Konnte die Austragungsstätte (Net-Cologne Stadion) den Bedürfnissen einer Deutschen Meisterschaft U16 gerecht werden?
- Z3:Wurde das Rahmenprogramm vor Ort genutzt und wie fällt hier die Bewertung aus?
- Z4:Gibt es kritische Indikatoren/Stimmen der Teilnehmerseite zur DM U16?

2. Theoretische Grundlagen

2.1 Der Deutsche Leichtathletik-Verband

Der DLV mit Sitz in Darmstadt ist mit derzeit etwa 850.000 Mitgliedern und mehr als 7.753 Vereinen der mitgliederstärkste Leichtathletik-Verband der Welt (Deutsche Leichtathletik-Verband). Der DLV als Dachverband untergliedert sich in 20 Landesverbände, die in „einem produktiven Kooperationsverbund mit einer Mischung aus hierarchischen und assoziativen Strukturen organisiert sind“ (vgl. Emrich & Güllich, 2005 S.39). Der DLV gehört dabei zu einem von 33 Olympischen Spitzenverbänden innerhalb des Deutschen Olympischen Sport Bundes (DOSB). Obwohl der DLV als Spitzensportverband eigenständig agiert, ist er auf die Zuführung von Ressourcen angewiesen. Denn Spitzensport kostet viel Geld, und so sind Spitzensportorganisationen wie auch der DLV auf Politik, Wirtschaft und Massenmedien angewiesen. Gerade zum Staat besteht eine klare Abhängigkeit nach dem Subsidiaritätsprinzip. Hier profitieren die Sportorganisationen klar von Mitteln für Sportstätten sowie für die Unterhaltung von Fördereinrichtungen und Personal (vgl. Brettschneider & Kuhlmann, 2013). Finanziell stellt auch die initiierte DM U16, als zweitägige Sportveranstaltung, einen nicht unerheblichen Kostenfaktor dar. Die Ausarbeitung und Umsetzung hat dabei das Referat Jugend im DLV übernommen. Das Referat ist allgemein für Maßnahmen zur Entwicklung der Kinder- und Jugend-Leichtathletik sowie für die allgemeine Nachwuchs- Leichtathletik zuständig. So heißt es in der Präambel der Jugendordnung: „In dem Bewusstsein, dass Leichtathletik junge Menschen in ihrem elementaren Bedürfnis nach Bewegung in besonderem Maße anspricht und in der Überzeugung, dass Leichtathletik ein geeignetes Mittel zur Erziehung junger Menschen, zur Entfaltung ihrer Persönlichkeit, zur Heranführung an Mitverantwortung und faires Miteinander darstellt, sowie in der Absicht, in Ergänzung zu Elternhaus, Schule und Beruf sportliche und außersportliche Jugendarbeit zu leisten“ (dlv, 2014). Der DLV-Jugend zeigt hierdurch den in Non-Profit Organisationen üblichen Charakter der Gemeinnützigkeit auf. Das Referat Jugend zeigt aber auch explizit die sich neben dem Sport ergebende Mitwirkung in außersportlicher Jugendarbeit auf und sieht hier ein Stück weit die Verantwortung für die persönliche Prägung junger Athleten durch die Leichtathletik gegeben.

2.2 Die Herausforderungen des DLV-Jugend

„Die Jugend- und Juniorennationalmannschaften des DLV zählen zu den TOP 3 in Europa und der Welt“ (Deutscher Leichtathletik-Verband, 2008, S. 4). Dieses Aushängeschild scheint, durch den kontinuierlichen Mitgliederschwund, getragen vom demografischen Wandel und die damit verbundene sinkende potentielle Anzahl junger Talente, in Gefahr zu geraten. So leben laut dem Nachwuchsleistungssportkonzept für 2020 in Deutschland etwa 17 Prozent weniger Kinder und Jugendliche als noch vor fünf Jahren (Richartz, et al., 2013). Neben den demografischen Veränderungen, hat die Leichtathletik, wie in jeder anderen Sportart auch, mit Austritten seiner Mitglieder zu kämpfen. Da dies jedoch im Besonderen in der Altersklasse von 15 bis 18 Jahren stattfindet (vgl. DOSB, Bestandserhebung 2009), verstärkt sich hier der Effekt des Mitgliederschwunds besonders. Das als Drop-Out bezeichnete Phänomen, bei dem die jungen Athleten schon vor dem Erreichen der sportlichen Leistungsgrenze ihre Sportart verlassen, hängt laut Mayer (1995) zwar stark mit der Interessensänderung der Jugendlichen in diesem Alter zusammen, kann aber nicht darüber hinwegtäuschen, dass in einer DLV- Broschüre mit dem Arbeitstitel „Strategien zur Verbesserung der Nachwuchsentwicklung im Deutschen Leichtathletik-Verband (Deutsche Leichtathletik-Verband, 2008), aktiv die Wichtigkeit einer Verbesserung der Jugendarbeit betont sowie effizientere Talentkriterien zur Talentgewinnung thematisiert werden. So dient die Leichtathletik mit ihrer guten, physisch wie technisch-koordinativen Ausbildung, zwar als prägendes Fundament der Sportausbildung und wird daher gerade im Kindesalter stark nachgefragt. Jedoch erfolgt bei vielen noch vor der langfristigen Bindung die Abwanderung in vor allem teamorientiertere Sportarten. Beleg hierfür ist vor allem die Entwicklung der Jugendlichen Mitglieder beim DLV. So zeigt der Trend der letzten Jahrzehnte (Dreykluft, 2007) einen stetigen Rückgang der Mitglieder der Altersklasse 15-18 Jahre auf. Dadurch fällt es dem Verband immer schwerer geeignete Leistungssportler zu generieren, da insgesamt die Zahl der Leichtathletikmitglieder und damit die mögliche Anzahl an Talenten sinkt.

Auch Baur & Burrmann (2000) sprechen einen nicht zu vernachlässigenden Punkt an. So führen die heutigen gesellschaftlichen Rahmenbedingungen dazu, dass Jugendliche eher auf spaßbetonte und weniger anstrengende Bewegungsformen aus sind und bei ihnen das wettkampforientierte Sportverständnis eher als überholt gilt. Weitere Herausforderungen mit denen sich die traditionelle Leichtathletik konfrontiert sieht, liegen in den neuen Sportarten mit zumeist ausgeprägten, eigenen Wettkampfstrukturen, die gerade bei Jugendlichen mit nur loser Bindung zur Leichtathletik, leicht zur Abwanderung führen können. Zum Zwecke der Freizeitgestaltung stehen jedoch nicht nur andere Sportarten auf dem Plan vieler Jugendlicher, sondern auch immer mehr zahlreiche außersportliche Freizeitaktivitäten die durch gegebene Kurzweiligkeit, Verfügbarkeit und schnelle Erfolgserlebnisse vielen Sportarten Mitgliedereinbrüche zuteilwerden lassen (Becker, et al., 2013). Zusätzlich finden die Jugendlichen durch die 12-jährige gymnasiale Schulzeit immer weniger Zeit für die Freizeitgestaltung. Dies stellt besonders für die trainingsintensive Sportart Leichtathletik ein großes Problem dar. Ein Ansatz zur Problemlösung könnten zum einen Kooperationsprogramme zwischen Schulen und Vereinen/Verbänden sein sowie zusätzlich eine effektivere Auslese von Talenten aus den Leichtathletikmitgliedern, um das Level an Nachwuchsleitungssportlern zu halten. Bezüglich der Umsetzung einer effektiveren Talentrekrutierung sieht der DLV die Trainer gefordert. Ihre ausreichende Anzahl in den Vereinen und ihre Ausbildung seien ursächlich für die Qualität des Trainings und die Möglichkeit der Rekrutierung neuer Talente (Deutsche Leichtathletik-Verband, 2008). Daher wurde in einem 2008 aufgelegten Papier eine Qualifizierungsoffensive zur Personalentwicklung der Trainer angesetzt. Laut Schmidt ist dies nötig, weil pädagogische Förderangebote für Trainer bisher nicht genutzt wurden, denn „überzogener Individualismus, engstirnige, sich selbst überschätzende Trainer nebst Anhang verhindern leider zu oft, dass dieses Förderangebot akzeptiert oder optimal genutzt wird“ (2003, S. 11). Daher soll mit Nachdruck und einer entsprechenden Erfolgskontrolle die Trainerqualifizierung vorangebracht werden. Ziel muss es somit sein, Trainerpersönlichkeiten hervorzubringen, denen es gelingt eine strukturierte und langfristig leistungsorientierte sportliche Ausbildung der Athleten zu gewährleisten.

Dabei sollte die langfristige Trainingsplanung das Ziel verfolgen, den Athleten nicht nach dem kalendarischen Alter in bestimmte Trainingskonzepte zu zwängen, sondern „nach dem Motto Eile mit Weile das Training…an die biologische und psychosoziale Reifung der Sportler zu orientieren“ (Müller, et al., 2012, S. 15). Für das Erkennen der Bedürfnisse des Athleten und die bestmögliche Betreuung, bedarf es bei den Trainern einer guten Ausbildung der drei Kompetenzbereiche Fachwissen, Methodik und soziale Kompetenz (Mäde & Heß, 2014). Zudem sollte der Trainer dem Athleten helfen können mit Rückschlägen und Enttäuschungen richtig umzugehen, um so die Zielstrebigkeit zu erhalten (vgl. Mallow, 1997). Die Anforderungen, die an die Trainer gestellt werden, gerade wenn sie Athleten im höheren Leistungsniveau trainieren, bei denen umso mehr Energie, Zeit und Organisationstalent investiert werden muss (vgl. Katzenbogner, 1997), werden in den meisten Fällen nur mit kleinen Aufwandsentschädigungen entlohnt. Dabei ist die Wichtigkeit der Trainer, neben den Eltern der Athleten, von herausragender Stellung für die Entwicklung der Kinder und Jugendlichen im Nachwuchsleistungssport. Nur durch eine permanente Ausbildung und Qualifizierung der Trainer und der Rückmeldung und Überprüfung dieser Maßnahmen durch die Vereine, kann in Zukunft die internationale Wettbewerbsfähigkeit der deutschen Leichtathletik gesichert werden (vgl. Richartz, et al., 2013).

2.3 Jugendliche Lebenswelten

Der Lebensabschnitt zwischen Kindheit und Erwachsenenalter wird allgemein als „Jugend“ bezeichnet. Den charakteristischen Beginn des Jugendalters stellt die Geschlechtsreifung dar. Hierbei besteht in der wissenschaftlichen Literatur keine konkrete Einigung über Beginn und Ende dieses Reifungsprozesses. So definiert Kent (1996, S. 335) das Eintreten der Pubertät „bei Mädchen im Alter zwischen 9 und 15 Jahren und bei Jungen zwischen 11 und 14 Jahren“. Zu beachten ist die zeitlich versetzte puberale Wachstumsphase zwischen Mädchen und Jungen. Während der DM U16 befinden sich laut den Entwicklungsphasen des DLV-Papiers die Athleten zwischen der ersten und zweiten puberalen Phase, in der zum Teil hormonelle Instabilitäten und psychische Unausgeglichenheit bei den Sportlern vorliegen können (vgl. Bersch, Erdmann, Fittko, Mamontow, Peter, & Wöckel, 2012). Die Herausforderung im Sport liegt daher besonders bei den Trainern, die den Unterschied zwischen kalendarischem und biologischem Alter ihrer Athleten individuell erkennen müssen und demnach den Jungathleten die Zeit einräumen sollten sich zu entwickeln. Eine behutsame Vorbereitung auf Wettkämpfe, um mit dem besonderen Druck umzugehen erlangt hierdurch große Bedeutung. Wichtig ist demnach die Trainerqualität, welche sich im Nachwuchsbereich durch „pädagogische Handlungskompetenz und fachspezifische Kenntnisse“ auszeichnen sollte um so ein „alters- und zielgruppenadäquates Sportangebot“ (vgl. Becker, et al., 2013, S.3) für die Athleten bereitstellen zu können. Schwierig sind hier vor allem die spät pubertierenden Athleten, die solange hin zu ihrem sportlichen Potential zu entwickeln sind, bis auch sie Erfolge in ihrer Altersklasse und Disziplin erzielen und bei gegebener Geeignetheit ins Nachwuchs-Kadersystem der Verbände aufgenommen werden können. Das die Athleten bei dieser DM U16 in einem Alter von bereits 14/15 Jahren die Möglichkeit bekommen sich in Einzeldisziplinen zu messen, heißt hingegen auch, dass sie sich in dieser noch nicht gefestigten Lebensphase, der zweiten puberalen Phase einem Erfolgsdruck aussetzen und diesen von Trainern, Betreuern und Funktionären weitergegeben bekommen, vgl. Handlungslogik des Spitzensports (Borggrefe, Thiel, & Cachay, 2006). Herausfordernd gerade für die von Einzeldisziplinen besetzte Sportart Leichtathletik sind auch die veränderten gesellschaftlichen Rahmenbedingungen, wie sie kurz in 2.2 angeführt wurden. Hierbei soll der durch die DM U16 früher einsetzende Wettkampf das Bindungsproblem zur Leichtathletik junger Athleten verbessern. Vor allem der Charakter des Wettbewerbs auf Bundesebene hat das Potential, durch Sporterlebnisse jenseits von Training und Lokalwettbewerben, die Athleten für die Sportart Leichtathletik zu begeistern und Erlebnisse zu schaffen die eine Identifikation mit der Sportart stärken.

2.4 Bedeutung von Wettkämpfen für Jugendliche im Spitzensport

Das Prinzip des Spitzensports, ist wie in keinem anderen gesellschaftlichen Bereich vom Willen zum sportlichen Erfolg geprägt. Der Erfolg, der durch körperliche Leistung im Wettkampf erzielt werden kann, (Stichweh, 1990) genauso wie die Niederlage, stellt die „evaluativen Fixpunkte“ des Handelns dar (Schimank & Bette, 1995, S. 28). So ist der Athlet in Wettkämpfen immer wieder aufs neue darauf angewiesen, seine Leistungsfähigkeit unter Beweis zu stellen und Resultate zu verbessern. Der sportliche Wettkampf ist dabei der Ort, an dem der Athlet dies mit anderen im Abgleich erzielen kann und dafür ungeteilte Aufmerksamkeit von einem Publikum erhält. Damals gehörte der Wettkampf als „integrierter Bestandteil des Trainings“ (Baumann & Mallow, 1996, S. 57) häufiger als heute dazu und forderte so die Jungen Sportler häufiger heraus sich miteinander zu messen. Hier sei erwähnt: dass „gerade bei den Jüngsten, ein erkennbares Streben nach individuellem und mannschaftlichem Erfolg und die Freude am direkten und ergebnisorientierten Leistungsvergleich in der sportlichen Auseinandersetzung“ (Stein, et al., 2013, S. 2) zu beobachten ist. Daher ist das Schaffen von Wettkämpfen auf möglichst hoher Ebene ein Ansatz den Athleten das höchstmögliche Maß an Leistung abzuverlangen. So entsteht im Wettkampf durch die hohe Konkurrenz, auch ein hohes Maß an sportlicher Leistung und daher kann der Wettkampf auch zur Talentbewertung sinnvoll genutzt werden. Der Deutsche Sportbund schrieb vor einigen Jahren: „Wettkämpfe bilden für Kinder und Jugendliche Anreiz zum Wetteifern und können zur Trainings- und Kontrollfunktion und zur Sichtung genutzt werden“ (2006, S. 11). Durch das zusätzliche Wettkampfangebot des DLV mit der DM U16 wird dieses Wetteifern und sich um sportliche Erfolge bemühen und miteinander messen erst möglich gemacht. Dabei hat Munzert (2003) festgestellt, dass intrinsisch motivierte Kinder und Jugendliche eher bei Ihrer Sportart bleiben als extrinsisch motivierte. Dies bedeutet das diejenigen am ehesten in der Leichtathletik verbleiben, die aus ihrem innersten her gewollt sind für eine bestmögliche Wettkampfplatzierung zu trainieren. Eine Studie aus den USA (Gibbson, Hill, Mc Connell, Fortser, & Moore, 2002, S. 65) stützt diese Wichtigkeit indem sie betont, dass besonders der motiviert auf Spitzenleistungen aus ist, der die Liebe zum Sport und der körperlichen Aktivität besitzt und vor allem, frühe Erfolge erlebt. Um diese Erfolge überhaupt erlebbar zu machen, braucht es Veranstaltungsformate, die es den jungen Athleten ermöglichen, sich miteinander im sportlichen Wettkampf zu messen. Die US-Amerikanische Studie erwähnt jedoch auch, das Familie und Trainer einen moderaten Einfluss auf den Willen zur Partizipation haben und das Streben nach Erfolg im Wettbewerb beeinflussen.

3. Vorüberlegungen

3.1 Konzeptionelle Überlegungen des DLV

Initiierend für die Überlegungen zur Durchführung einer DM U16, war der Deutsche Leichtathletik Jugendtag (DLJT) 2009. Dort wurde erklärt: „Der Deutsche Leichtathletik Jugendtag befürwortet die weitere Verfolgung und gesamtkonzeptionelle Erarbeitung eines Wettkampf- und Meisterschaftssystems im Nachwuchsbereich, das sich an Entwicklungsverläufen von Kindern und Jugendlichen orientiert. Dabei müssen unter den Bedingungen einer sich verändernden Schul- und Vereinslandschaft die vielseitige motorische Ausbildung sowie die Förderung der Persönlichkeitsentwicklung langfristig perspektivisch abgesichert werden“ (Bersch, Erdmann, Fittko, Mamontow, Peter, & Wöckel, 2012, S. 2). Einer der Gründe für die Neukonzeption der DM U16 lag zudem in dem seit 2008 vom DLV angedachten neuen Wettkampfsystem im Nachwuchsbereich. Hierbei war zuerst der Fokus auf die Kinderleichtathletik gerichtet und die Forderung: Kinder in der Leichtathletik seien so zu fördern, dass „ein der kindlichen Entwicklung angemessener Sport die Kinder mit ihren aktuellen Bedürfnissen und als potentielle Breiten-, Wettkampf- oder Leistungssportler in den Mittelpunkt stellt“ (Hopf, 1997b, S.401). Nachdem 2011 der Entschluss gefasst wurde und eine zweijährige Probephase erfolgreich durchgeführt wurde, ist nun seit 2013 der erweiterte Kinderwettkampf-Kalender fester Bestandteil des Wettkampfsystems im Nachwuchsbereich. Das darauf aufbauend ein für den Jugendbereich stattfindender Einzelwettkampf folgt und damit den Übergang zwischen der Kinderleichtathletik hin zur DM U18 ebnet ist nur konsequent. Zumal anhand der Abb.1 im DLV-Papier die Platzierungen der Altersklasse M/W 15 bei der U18 Meisterschaft im Jahre 2012 deutlich machen, welches Potenzial schon die 15-jährigen Athleten und im Besonderen die Mädchen, bei Wettkämpfen aufzeigen (Bersch, Erdmann, Fittko, Mamontow, Peter, & Wöckel, 2012, S. 2).

[...]


1 Aus Gründen der Vereinfachung wird fortan ausschließlich die männliche Form verwendet. Personen weiblichen wie männlichen Geschlechts sind darin gleichermaßen eingeschlossen.

Ende der Leseprobe aus 42 Seiten

Details

Titel
Evaluation der 1. Deutschen Jugendmeisterschaft U16 des Deutschen Leichtathletik-Verbandes DLV
Hochschule
Deutsche Sporthochschule Köln
Note
1,6
Autor
Jahr
2014
Seiten
42
Katalognummer
V320215
ISBN (eBook)
9783668243088
ISBN (Buch)
9783668243095
Dateigröße
1080 KB
Sprache
Deutsch
Schlagworte
evaluation, deutschen, jugendmeisterschaft, deutschen-leichtathletik-verbandes
Arbeit zitieren
Sebastian Heinrich (Autor:in), 2014, Evaluation der 1. Deutschen Jugendmeisterschaft U16 des Deutschen Leichtathletik-Verbandes DLV, München, GRIN Verlag, https://www.grin.com/document/320215

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