Ostfront, Ober Ost, Ostimperium. Die Utopie von der Kolonisierung der Ostgebiete im Ersten Weltkrieg und ihre ideologischen Folgen


Bachelorarbeit, 2009

63 Seiten, Note: 1,2


Leseprobe


Gliederung

I. Einleitung

II. Überblick über den Kriegsverlauf an der Ostfront

III. Kriegsziele im Osten
1. Die Mitteleuropa-Konzeption
2. Die Kriegsziele im Osten
3. Das Aufkommen grundlegend neuer Zielvorstellungen der deutschen Au ß enpolitik w ä hrend des Ersten Weltkrieges.

IV. Besatzungspolitik von Ober Ost („deutsche Arbeit“)
1. Verkehrspolitik
2. Kulturpolitik

V. Das deutsche Bild vom Osten
1. Die Auswirkungen des Ostkriegs auf das Bewusstsein der Deutschen im Ersten Weltkrieg.
2. Zusammenbruch und nationalsozialistisches Ostland

VI. Fazit

VII. Literaturangaben

I. Einleitung

Bei Ausbruch des Ersten Weltkrieges im mmer 1914 wurde ein Alptraum zur Realität, der die deutschen Politiker und Militärs schon seit Jahrzehnten verfolgte: der Zweifrontenkrieg. Unbeeindruckt von den Dimensionen dieses verheerenden Abenteuers, schickte man in der Hoffnung auf rasche, dramatische und entscheidende ege begeisterte Rekruten an die Front, die keine Vorstellung davon hatten, welche Hölle sie erwartete und wie sie selbst sich in ihr verändern würden. Nach dem heitern des hlieffenplans, der auf einen raschen, entscheidenden eg gegen Frankreich abgezielt hatte, erstarrte die Westfront in einem langen ellungs- und Grabenkrieg mit großen Zermürbungsschlachten um kleine, unbedeutende Anhöhen, mit Gasangriffen und tagelangen Bombardements. Diese Gräuel formten ein Westfronterlebnis, das eine ganze Generation junger Deutscher beeinflusste und zu einem wirkungsvollen politischen Mythos wurde. Aus der Erfahrung der Westfront entstand der Drang nach einem neuen Heldenmodell in Gestalt der von hriftstellern der Frontgeneration wie Ernst Jünger idealisierten Elite der urmtruppen.1 Es war der Mythos von der Geburt eines neuen Menschen „in ahlgewittern“, eines von der technisierten Kriegführung und Materialschlachten geprägten Menschen. Dieser vom Kampf als inneres Erlebnis geformte, gestählte Westfrontsoldat erschien wie eine Antwort auf den modernen Krieg.2 Im Osten wo die deutschen Armeen fern der Grenzen des Kaiserreichs operierten, war das Fronterlebnis der ldaten ein ganz anderes. Was hier stattfand war ein Bewegungskrieg, dessen sporadische Operationen sich über einen weiten Raum erstreckten und über eine Front hinzogen, die doppelt so lang war wie die im Westen. Im Osten waren die ldaten nicht in enge Bunker und Laufgräben gepfercht, war ihr Horizont nicht auf den von Höhlenbewohnern eingeengt. Hier wurde er durch seine endlose Weite schier unerträglich. Dieses unbekannte Land mit seinen fremd anmutenden Völkern war für die deutschen ldaten eine neue Welt voller schwindelerregender Eindrücke und Überraschungen, die sie vieler Gewissheiten beraubte und mit beunruhigenden Fragen konfrontierte. Ein großes Besatzungsgebiet zu verwalten bedeutete, ungeachtet aller phantastischen Hoffnungen auf Inbesitznahme und Kolonisierung, vor allem tagtäglichen Kampf mit den Realitäten Osteuropas. Das ehrgeizige Ziel, die Zukunft der besetzten Länder zu gestalten, zwang die Eroberer, sich auf die lebendige Vergangenheit der besetzten Gebiete einzulassen. Während das Westfronterlebnis als Konfrontation mit der Moderne erschien, warfen die primitiven Verhältnisse und die Anachronismen des Ostens die Besatzer weit in die Vergangenheit zurück. Verstärkt wurde der Eindruck der Primitivität noch dadurch, dass angesichts der offenen Kriegführung im Osten moderne Ausrüstung der Eroberer immer ungenügender erschien und die schwindende Bedeutung der technischen Mittel zu einer „Entmodernisierung“ der Ostfront führte (die sich im Zweiten Weltkrieg wiederholte).3 Die Begegnung mit dem Osten war von Anfang an durch eine Reihe verstörender erster Eindrücke und Überraschungen gekennzeichnet. Das Erlebnis an der Ostfront illustriert somit, wie das moderne Deutschland den Osten und die dortigen Gestaltungsmöglichkeiten wahrnahm. Millionen von ldaten und auch zivile Beamte durchlebten diese Erfahrung persönlich, aber auch zu Hause wurden unzählige Menschen von der Militärpropaganda über den Osten beeinflusst und fielen der annexionistischen Begeisterung anheim, von der bereits ein erheblicher Teil der Bevölkerung ergriffen war. Auch wenn die Erfahrungen der einzelnen ldaten an der Ostfront nicht in jedem Detail übereinstimmten, finden sich doch zahlreiche gemeinsame Grundannahmen und chtweisen. e unterscheiden sich deutlich von den Erfahrungen im Westen. Zunächst einmal stand der Aufenthalt im Osten ganz im Zeichen der Okkupation durch das Deutsche Reich. Anders als im industrialisierten Belgien und in Nordfrankreich hatten es die deutschen Besatzer hier jedoch nicht mit modernen, entwickelten Ländern zu tun, sondern trafen auf eine tuation, die dem Bild vom primitiven Chaos des Ostens zu entsprechen schien. Der zweite entscheidende Unterschied kristallisierte sich erst gegen Kriegsende heraus - ein grundlegender, aber häufig übersehener Punkt: Nachdem die Russen im März 1918 zum Abschluss des Friedens von Brest-Litowsk gezwungen worden waren, schien der Krieg bereits zur Hälfte gewonnen. Dieser scheinbare eg im Osten machte es umso schwerer, die im Westen und etwas später durch den revolutionären Zusammenbruch in der Heimat herbeigeführte Niederlage hinzunehmen. Die aus dem Ostfronterlebnis und seinem heitern gezogenen hlussfolgerungen und Lektionen sollten zur Herausbildung eines verborgenen Vermächtnisses des Ersten Weltkriegs führen.

Die wissenschaftliche Auseinandersetzung um die „Urkatastrophe des 20. Jahrhunderts“ wurde lange Zeit durch die Diskussion um die Kriegsschuldfrage dominiert. In der Fischer- Kontroverse in den sechziger Jahren des vergangenen Jahrhunderts ist der Erste Weltkrieg in der deutschen Geschichtswissenschaft zunächst aus revisionistisch-politikgeschichtlicher sowie aus struktur- und sozialgeschichtlicher Perspektive gewürdigt worden. Verantwortlich für eine gewisse „Hochkonjunktur“ der deutschen Weltkriegsforschung in den neunziger Jahren war unter anderem das „Nachwachsen“ einer jüngeren, nicht mehr unmittelbar vom eigenen Erleben des Krieges betroffenen Historikergeneration. e betrat mit ihren erfahrungs-, alltags-, mentalitäts- und kulturgeschichtlichen Ansätzen sowie mit thematischen, theoretischen und methodischen Fragestellungen in vielerlei Hinsicht Neuland und verwies so einen Weg aus der „ckgasse strukturgeschichtlich-normativer Interpretationen“ (Gerd Krumeich).

In der wissenschaftlichen Literatur zum Ersten Weltkrieg ist der Krieg an der Ostfront nach wie vor weitgehend der „unbekannte Krieg“, wie ihn Winston Churchill im Titel seines vor fast siebzig Jahren erschienenen Werkes nennt.4 itdem haben sich viele andardwerke zum Ersten Weltkrieg mit den Ereignissen im Westen befasst und nur gelegentlich den Blick auf die Ostfront gerichtet. Einen besonders wichtigen Beitrag zum tieferen Verständnis der Bedeutung des Ostens für die deutschen Kriegsziele sowie der internationalen Verflechtungen leistete Fritz Fischer mit seinem 1961 erschienenen Werk „Griff nach der Weltmacht“, das eine heftige Kontroverse auslöste.5 Fischer dokumentiert die annexionistischen Ansprüche im Osten und stellt eine gewisse Kontinuität der Ziele des Kaiserreichs und derer des nationalsozialistischen Regimes fest. Es folgten detaillierte Monographien, die auf dem von Fischer eingeschlagenen Weg weitergingen und einige seiner hlussfolgerungen teilten.6 Doch weder in diesem Zusammenhang noch im Rahmen allgemeinerer Untersuchungen der Beziehungen Deutschlands zu Osteuropa wurde jemals umfassend analysiert, welche Bedeutung das Erlebnis an der Ostfront für die Masse der einfachen ldaten hatte und welche kulturelle Auswirkungen es zeitigte.7 Bis heute existiert noch kein klares Bild von der Bedeutung der Geschehnisse im Osten. Auch die udie von Vejas G. Liulevicius8 bietet keine ausreichende Antwort.

Die Fülle von sehr aufschlussreichen Untersuchungen zur Psychologie des Fronterlebnisses und seiner Erscheinungsformen befassten sich praktisch nur mit der einen Hälfte des Krieges, nämlich der Westfront. In den Diskussionen über die Auswirkungen des Ersten Weltkrieges wird das Ostfronterlebnis entweder vollständig ignoriert oder höchstens am Rande gestreift. Im Vergleich dazu ist die Historiographie der Ostfront im Zweiten Weltkrieg erstaunlich umfassend. Der Gegensatz könnte kaum größer sein. Die Ereignisse im Osten während des Zweiten Weltkriegs, die erbitterten ideologischen Kämpfe, die unbarmherzige Besatzungspolitik der Deutschen und vor allem die Ereignisse des Holocaust wurden eingehend untersucht. Insbesondere die von Omar Bartov vorgenommenen Analysen der Fronterlebnisse im Osten liefern aufschlussreiche Erkenntnisse über die Merkmale und Mechanismen der nationalsozialistischen Kriegführung und zeichnen zugleich ein Bild des sozialen Hintergrunds der ldaten, ihrer Kultur und der Einstellungen, die sie mit an die Front brachten.9 Aber auch für diese wichtigen Arbeiten wäre es von großem Nutzen, wenn ein klares Bild vorläge von der Begegnung der Deutschen mit dem Osten, die vor der verheerenden Invasion der Nationalsozialisten stattgefunden hatte, als die Wehrmacht in Gebiete vorrückte, in die deutsche Armeen schon einmal marschiert waren.

Somit stellt die Vernachlässigung der Ostfront in der Historiographie des Ersten Weltkriegs eine bemerkenswerte Lücke dar. Zum Teil lässt sich das durch die zeitliche und auch räumliche Distanz der westlichen Historiker zu den Ereignissen erklären. Nach dem Zweiten Weltkrieg ging man davon aus, dass vor allem im Potsdamer Reichsarchiv fast alles Dokumentationsmaterial den Bomben zum Opfer gefallen war, während die Archive in der wjetunion unzugänglich waren.

Nach wie vor fällt das Ostfronterlebnis durch seine Abwesenheit in der Geschichtsschreibung auf. Das ist schon für sich allein gesehen ein vielsagendes Merkmal dieses „unbekannten Krieges“. Es war als Erlebnis so verwirrend, dass es in der Nachkriegszeit nicht so leicht mythologisiert werden konnte wie die Grabenkriege an der Westfront. attdessen wurde es zu einem überaus wichtigen verborgenen Vermächtnis, das auf einer entscheidenden Phase der Geschichte der Beziehungen zum Osten gründete und den aus dieser Begegnung gezogenen „Lehren“ einen zentralen Platz einräumte. Im Nachklang des Ersten Weltkrieges bildeten sich wichtige Ansichten über den Osten und die Vorstellung von einer zivilisatorischen Mission der Deutschen heraus. Gleichwohl sind das Ostfronterlebnis und sein langfristiges Vermächtnis in Historikerkreisen nach wie vor „terra incognita“.

Die 46. Internationale Tagung für Militärgeschichte brachte eine wissenschaftliche Bestandsaufnahme zur „vergessenen Ostfront“ der Jahre 1914/15. Die Verknüpfung historischer Fragestellungen mit Aspekten der Musealisierung zeigte Forschungsdefizite auf, etwa im Bereich der Interaktion im Bündnis der Mittelmächte oder auch bei der systematischen Auswertung individueller Kriegserinnerungen. Nach wie vor unklar sind auch die strategischen Auswirkungen der Transportkapazitäten beider iten sowie situative Wechselwirkungen auf der taktisch-operativen Ebene. Mentalitäts- und erfahrungsgeschichtliche Zugänge, so ein weiteres Ergebnis, laufen ohne angemessene Berücksichtigung des operationalen Umfelds Gefahr, mit den militärischen Ereignissen auch die Kriegsrealität aus den Augen zu verlieren. Klassische Methoden der Militärgeschichte erscheinen in dieser Hinsicht auch weiterhin als unverzichtbar. Gleichzeitig werden Verzerrungen deutlich, die sich aus der rückblickenden Betrachtung des „Kriegslandes im Osten“ als Vorstufe des rassenideologischen Vernichtungskrieges ergeben können. Hier besteht noch Forschungs- und Diskussionsbedarf.

Der von Gerhard P. Groß herausgegebene Tagungsband10 zeigt auch, dass in Polen und Russland der Krieg im Osten bislang bestenfalls als Teil der jeweiligen Nationalgeschichten untersucht wurde. Im deutschsprachigen Raum finden Ergebnisse, Methoden und spezielle Erkenntnisinteressen der Osteuropäischen Geschichte (etwa ereotypenforschung, Kultur der Gewalt, Bedeutung des russischen Wehrsystems für die gesellschaftliche Ordnung Russlands und die Revolution von 1917) erst langsam Eingang in die Forschungen zum Ersten Weltkrieg. Dabei könnte besonders die Herausarbeitung gegenseitiger Perzeptionsmuster für die Kriegsgegner dem Ersten Weltkrieg in den nächsten Jahren jene Bedeutung geben, die ihm als europäischen Krieg und als einer zentralen Katastrophe des 20. Jahrhunderts zukommt. Die Tagung zur vergessenen Front hat die Voraussetzungen für einen Diskurs in international vergleichender Perspektive weiter verbessert und zugleich dabei aufgezeigt, dass die westliche Historiographie von der neuen Qualität der internationalen Zusammenarbeit gerade mit jungen Historikern aus dem Ostblock und deren methodischen Ansätzen und modernen Fragestellungen profitieren kann.

Diese Arbeit behandelt zunächst überblicksartig den Kriegsverlauf an der Ostfront - anschließend die Kriegszieldiskussion und deren Entwicklung hin zur Konzeption für den besetzten Osten mit Blick auf das Land Ober Ost. Die Umsetzung der deutschen Konzeption für die Zukunft der besetzten Gebiete in Osteuropa im Ersten Weltkrieg und insbesondere die Pläne für das genannte Land Ober Ost (das heutige Litauen, Lettland, Estland, Teile Polens und Weißrussland) werden im folgenden Kapitel beleuchtet. Der Frage nach möglichen Kontinuitäten bis in den Zweiten Weltkrieg hinein geht eine Betrachtung des Ostfronterlebnisses voraus, welches die beteiligten ldaten und Beamten mit in die Heimat zurückbrachten. Die Frage nach Kontinuitäten ist generell mit Vorsicht zu behandeln und differenziert zu beantworten.11 Daher möchte ich zunächst klarstellen, dass die deutsche Besatzungspolitik im Ersten Weltkrieg auf ethnische Manipulation ausgerichtet war und daher in scharfem Kontrast zu dem mörderischen Vernichtungsfeldzug des Zweiten Weltkriegs im Osten steht. Dennoch bestehen wichtige geschichtliche Verkettungen zwischen den beiden historischen Vorgängen. Mit anderen Worten, es ist durchaus legitim zu fragen: Wie werden Vertreibungen und „ethnische Flurbereinigungen“ denkbar? Und wann wurden sie denkbar, erst 1939 bis 1941, in den dreißiger Jahren oder viel früher?

II. Überblick über den Kriegsverlauf im Osten

Der östliche hauplatz des Ersten Weltkrieges wird in der westlichen und besonders in der deutschen Forschung meist als „Nebenfront“ (Wilhelm Deist) betrachtet und vernachlässigt. In der zeitgenössischen Perspektive der k.u.k. Monarchie und vor allem der südost- und mitteleuropäischen Länder gestalten sich diese chtweise naturgemäß anders. Gleiches gilt für die Historiographie des Zweiten Weltkrieges, in welcher der Ostkrieg unter dem ichwort des „Vernichtungskrieges“ in der letzten Zeit intensiv diskutiert wurde und in der dadurch auch das Interesse auf eine mögliche Vorgeschichte im Ersten Weltkrieg gelenkt wurde.12 Die westliche und deutsche marginalisierende cht des Ostkrieges von 1914 bis 1918 im Rahmen der Erforschung des „Great War“ entspricht dagegen der damaligen strategischen deutschen Planung im Zeichen des hlieffenplans. Im Westen sollte über den Umweg Belgien ein schneller eg gegen Frankreich errungen werden, um danach frei werdende Truppen in den nur schwach gesicherten Osten zu schicken und dort die Entscheidung gegen den Russen herbeizuführen. Angesichts der Weite des russischen Raumes und der hwerfälligkeit der zaristischen Militärbürokratie sowie des schlecht ausgebauten hienennetzes im Osten rechnete man mit einer langsamen Mobilisierung des russischen Heeres und dislozierte demzufolge sieben deutsche Armeen im Westen und nur eine im Osten. Diese Fehleinschätzung rächte sich im August 1914 mit dem Eindringen russischer Verbände in Ostpreußen. Der wehrlose Osten von der „russischen Dampfwalze“ - ein über zwei Jahrzehnte verbreitetes ereotyp - überrollt. Diese Erfahrung hinterließ tiefe uren im kollektiven deutschen Mentalitätshaushalt. Und sie prädestinierte den reaktivierten General Paul von Beneckendorff und von Hindenburg und seinen abschef Generalmajor Ludendorff nach der Zurückdrängung der Russen für die Rolle der Befreier Ostpreußens, ja der Beschützer des ganzen deutschen Reiches.

Hindenburg und Ludendorff triumphierten in der Einkesselungsschlacht von Tannenberg über die Narew-Armee von General msonow. Die hlacht, die vom 23. August bis zum 31. August 1914 tobte, fand freilich gar nicht direkt bei Tannenberg statt. Ihr Name wurde vielmehr in Erinnerung an die Niederlage des Deutschen Ordens 1410, dem Ende der deutschen Ostexpansion13, ebendort gegen ein polnisch-litauisches Heer festgelegt. Der zweite eg über die isolierte Neman-Armee von General Rennenkampf am 7. ptember

1914 machte den eg in Ostpreußen perfekt. Ganz anders war es der k.u.k. Armee unter Generalstabschef Franz Freiherr Conrad von Hötzendorf ergangen. Trotz ähnlicher Bevölkerungszahl konnte „Kakanien“ (Robert Musil) nur die Hälfte der deutschen Armeestärke aufbieten. Die am 23. August 1914 beginnende österreich-ungarische Offensive endete mit dem vorläufigen Verlust Galiziens und dem Rückzug hinter die Karpaten. Auch der Feldzug gegen rbien war nicht erfolgreich. In Analogie zu George Kennans berühmtem Wort über den Ersten Weltkrieg14 könnte man hier von der „Urkatastrophe“ des multinationalen Heeres reden. Mit den Niederlagen des deutschen Zweibundpartners begannen sich die schon in der Julikrise zutage getretenen Koordinationsprobleme zwischen der deutschen und der österreichischen Militärführung zu ernsten Friktionen zwischen den verbündeten Mittelmächten auszuweiten. Die deutsche Armee musste die Österreicher immer wieder „raushauen“. konnte nach der Kapitulation der galizischen Festung Przemysl am 22. März 1915 ein Desaster nur durch aus dem Norden abgezogene deutsche Truppen verhindert werden, am 3. Juni 1915 zogen die Bayern noch vor ihren Kameraden der k.u.k. Armee in die Festung ein. Dies untermauerte den deutschen prematie-Anspruch in Fragen von rategie, Taktik und Führung und führte zu einem regelrechten reit zwischen den Chefs der beiden Generalstäbe, Erich von Falkenhayn und Conrad von Hötzendorf.15 Falkenhayn suchte entgegen seinen ursprünglichen Intentionen die prekäre tuation Österreich-Ungarns nun durch ein verstärktes Engagement in Ost- und dosteuropa zu verbessern. Der neugebildeten 11. Armee unter Generaloberst August von Mackensen und seinem abschef Oberst Hans von eckt gelang im Mai 1915 der Durchbruch zwischen Tarnów und Gorlice. Die russischen Truppen wurden in der Folgezeit immer weiter zurückgedrängt. Den ersehnten paratfrieden im Osten erlangten die Mittelmächte, nach den Rückschlägen, welche die k.u.k. Armee durch die Brussilow-Offensive im mmer 1916 erlitt und der Kerenskij-Offensive im mmer 1917 sowie dem darauf folgenden Gegenstoß, der bis zur Einnahme Rigas am 3. ptember 1917 führte, aber erst nach der Oktoberrevolution. Nach dem Waffenstillstand im Dezember 1917 und der Unterzeichnung des Friedensvertrages von Brest-Litowsk durch Lenin am 3. März 1918 war Deutschland endlich vom Alpdruck des Zweifrontenkrieges, Bismarcks „cauchemar des coalitions“, befreit. Trotzdem standen beziehungsweise marschierten noch immer über eine Million, freilich ihrem Kampfwert sehr reduzierte, deutsche ldaten im Osten. e unternahmen Vorstöße in die Ukraine, die wegen des dortigen immensen Getreidepotentials von Bedeutung war, an das hwarze Meer nach Odessa, auf die Krim und an den Don.16

III. Kriegsziele im Osten

In der geradezu legendär gewordenen nationalen Aufwallung des deutschen Volkes während der Augusttage von 1914 spielten Kriegszielüberlegungen im Bewusstsein der breiten Volksschichten zunächst kaum eine Rolle. Als am 4. August 1914 in der feierlichen tzung des deutschen Reichstags im Weißen al des königlichen hlosses zu Berlin der Kaiser in seiner Thronrede die berühmten Worte aussprach: „Uns treibt nicht Eroberungslust“, drückte er das Empfinden der überwältigenden Mehrheit des deutschen Volkes aus. Die Erregung der begeisterten Massen, die auf raßen und Plätzen patriotische Lieder sangen, wurzelte in dem subjektiv ehrlichen Gefühl, Opfer einer jahrelangen „Einkreisung“ und eines wohlgeplanten Überfalls missgünstiger Feinde geworden zu sein, so wie es der Reichskanzler später noch oft genug aussprach. Im Empfinden der Bevölkerung wie in den offiziellen Erklärungen der Regierung überwog eindeutig die Betonung des defensiven Charakters des Krieges und unter diesem Zeichen standen bis Kriegsende und darüber hinaus alle amtlichen ellungnahmen zur Begründung der deutschen Haltung im Kriege.

Mit der Parole vom Verteidigungskrieg schien die deutsche Reichsleitung von vornherein einen Verzicht auf Eroberungen ausgesprochen zu haben. Doch schon im Laufe von wenigen Wochen wandelte sich die Parole zu dem Ziel, auch im Blick auf einen möglichen zweiten Krieg, für die Zukunft des deutschen Reiches „cherungen“ und „Garantien“ zu erkämpfen, bevor die Waffen niedergelegt werden dürften.

Die deutsche Auffassung vom Ersten Weltkrieg als einem reinen Verteidigungskrieg hat so stark nachgewirkt, dass für die Deutschen (insbesondere für die deutsche Historiographie) das Bild der deutschen Kriegszielpolitik in den Jahren 1914 bis 1918 irrelevant blieb und bis zur kontroversen Diskussion der Kriegsziele in den 1960er Jahren geblieben ist.17

1. Die Mitteleuropa-Konzeption

Die deutsche Regierung konnte ihren Wunsch nach Gewinn aus dem Kriege oder zumindest ihre Absicht, sich freie Hand für den Fall eines günstigen Kriegsausganges zu wahren, nicht öffentlich aussprechen, sondern musste vor der Weltöffentlichkeit sowie vor der eigenen Bevölkerung eine Haltung einnehmen, die der feierlichen Proklamierung des Verteidigungskrieges entsprach.

Wenn der Reichskanzler im März 1916 von seinen Kriegszielen sprach, so muss als Grundlage hierfür sein Kriegszielprogramm vom ptember 1914 gelten. Denn schon in den ersten Kriegswochen hatte Bethmann Hollweg sich mit der Frage einer künftigen Machterweiterung Deutschlands befasst. Am 6. ptember 1914, an dem Joffres Tagesbefehl die Gegenoffensive der Franzosen an der Marne einleitete, schrieb der Kanzler: „Wir müssen durchhalten, bis die cherheit Deutschlands in der Zukunft ganz verbürgt ist.“ Am nächsten Tag sprach Moltke von einem Frieden, „der für unabsehbare Zeit von keinem Feind mehr gestört werden kann“.18 Den Kern des ptemberprogramms von Bethmann Hollweg bildete die Mitteleuropaidee mit ihrem hegemonialen Anspruch Deutschlands. Diese Idee hatte bei einem Teil führender deutscher Bankiers und Industrieller schon vor dem Kriege Wurzeln geschlagen und konkretisierte sich bei Kriegsausbruch zu einem gegenüber dem alldeutschen Eroberungsprogramm als mäßigend gedachtes und als wirtschaftlich notwendiges und erreichbar empfundenes Kriegsziel.19 Nur ein durch „Mitteleuropa“ verstärktes Deutschland sei in der Lage, sich zwischen den Weltmächten Großbritannien, U und Russland als ebenbürtige Weltmacht zu behaupten.20

Der Kanzler bezeichnete in Erwartung baldiger Friedensverhandlungen sein Programm vom 9. ptember 1914 als eine „vorläufige Aufzeichnung über die Richtlinien unserer Politik beim Friedensschluss“. Das „allgemeine Ziel des Krieges“ war für ihn: „cherung des Deutschen Reiches nach West und Ost auf erdenkliche Zeit. Zu diesem Zweck muss Frankreich so geschwächt werden, dass es als Großmacht nicht neu erstehen kann, Russland von der deutschen Grenze nach Möglichkeit abgedrängt und seine Herrschaft über die nichtrussischen Vasallenvölker gebrochen werden.“21

Die Detaillierung der „Ziele des Krieges im einzelnen“ beschränkte sich auf den kontinentalen Westen, da hier allein der Friedensschluss greifbar nahe zu sein schien. Die in diesem lapidaren Eingangssatz umrissenen Kriegsziele im Osten wurden im Programm selbst nicht behandelt, da gegenüber Russland der Friedensschluss noch nicht abzusehen war, was jedoch nicht bedeutete, dass sie noch keine konkrete Gestalt angenommen hätten.

2. Die Kriegsziele im Osten

Wie für den Westen, so tauchten aber auch für den Osten konkrete Kriegsziele bereits während der ersten Kriegsmonate in den Erörterungen der Regierungskreise auf. Für die deutschen Ostaspirationen war eine doppelte Zielsetzung von militärstrategischsiedlungspolitischem Denken, das zu begrenzten direkten Annexionszielen führte und einem wirtschaftspolitischen Kalkül, das sich eine allgemeine hwächung Russlands durch Lockerung seines Gefüges zum Ziel setzte, damit verbunden die wirtschaftliche Beherrschung Russlands als Rohstoffbasis und Absatzmarkt, kennzeichnend.

Das „allgemeine Ziel des Krieges“ war, parallel zu dem im Westen, die Zurückdrängung Russlands nach Osten und dessen dauernde hwächung durch Abgliederung seiner „nichtrussischen Vasallenvölker“.22 Die Vorstellung einer Befreiung der nichtrussischen Nationalitäten war Bethmann Hollwegs eigenste Konzeption, abgesetzt vom Annexionsparoxysmus der Alldeutschen.23 Der Balte Johannes Haller, damaliger Professor der Geschichte in Tübingen, schrieb dazu „Wir müssen Russland zur Abtretung dieser Gebiete zwingen“[…], dann endlich […] wäre der Alp von uns genommen, unter dem schon Friedrich der Große geseufzt hat […]“. Haller benutzte hier das Wort „Alp“, der „von uns genommen“ werden müsse, das Bethmann Hollweg und Jagow während des Krieges wiederholt benutzten24, wenn sie die Politik der Abtrennung der Randstaaten, die sie fortführten, begründeten. 1915/16 hat Bethmann Hollweg das gleiche Ziel in öffentlichen Reden im Reichstag mehrfach als eine deutsche politisch-moralische Aufgabe, als die „Befreiung“ der nichtrussischen Nationalitäten vom Joch der Moskowiter verkündet, auch mit Blick auf den UPräsidenten Wilson und die englische liberale Öffentlichkeit.

[...]


1 Ernst JÜNGER: In ahlgewittern. Aus dem Tagebuch eines osstruppführers, Leipzig 1920 und ders.: Der Kampf als inneres Erlebnis, Berlin 1922.

2 Bernd HÜPPAUF: Langemarck, Verdun, and the Myth of the new Man in Germany after the First World

War, in: War and ciety (ptember 1988), 70-103; Paul FUELL: The Great War and Modern Memory, Oxford 1975, 36-74.

3 Adolf von HELL: Battle Leadership, Colombus 1933, 66. Zum Zweiten Weltkrieg: Omer BARTOV: Hitlers Wehrmacht. ldaten, Fanatismus und die Brutalisierung des Krieges, Reinbek bei Hamburg 1999, 27- 50.

4 Winston CHURCHILL: The Unknown War: The Eastern Front, New York 1931.

5 Fritz FIHER: Griff nach der Weltmacht. Die Kriegszielpolitik des kaiserlichen Deutschland 1914/18, Düsseldorf 1961; Wolfgang J. MOMMN: The Debate on German War Aims, in: Journal of Contemporary History (Juli 1966), 47-72.

6 Bernhard MANN: Die baltischen Länder in der deutschen Kriegszielpublizistik 1914 bis 1918, Tübingen 1968; Gerd LINDE: Die deutsche Politik in Litauen im Ersten Weltkrieg, Wiesbaden 1965; Abba RAZHA Deutsche Ostpolitik im Ersten Weltkrieg. Der Fall Ober Ost 1915 - 1917, Wiesbaden 1993; Ders: The Land Oberost and its Place in Germany´s Ostpolitik, 1915-1918, in anley V. VARDYund Romualdas J. MIUNA The Baltic ates in Peace and War, 1917-1945, University Park, Pennselvenia, 1978, 43-62; Wiktor CKIENNICKI: East Central Europe During World War I, 2 Bde., Boulder, Colombia 1984; Weitere udien: Georg von RAUCH: Geschichte der baltischen aaten, 3. Aufl., München 1990; Werner BAER: Deutschlands Annexionspolitik in Polen und im Baltikum, Berlin 1962; anley W. PAGE: The Formation of the Baltic ates. A udy of the Effects of Great Power Politics on the Emergence of Lithuania, Latvia and Estonia, Cambridge, Massatchusets 1959; Alfred Erich NN: The Emergence of Modern Lithaunia, New York 1959; Marianne BIENHOLD: Die Entstehung des Litauischen aates in den Jahren 1918-1919 im iegel deutscher Akten, Bochum 1976.

7 Walter LAQUEUR: Russia and Germany: A Century of Conflict, London 1965; Günter ÖKL: Osteuropa und die Deutschen. Geschichte und Gegenwart einer spannungsreichen Nachbarschaft. 3. Auflage, uttgart 1982.

8 Vejas Gabriel LIULEVICIU Kriegsland im Osten. Eroberung, Kolonisierung und Militärherrschaft im Ersten Weltkrieg. Hamburg 2002. Dicht belegt hat Liulevicius, wie negativ der Osten gesehen wurde. Paradoxerweise, schreibt er, konnte diese ablehnende Haltung mit dem Drang zur Kolonisation verbunden werden ( 337). Aber für wen gilt dieses Paradoxon? In der Kluft zwischen dem Anspruch, die „Kriegserfahrungen der einfachen Menschen“ ( 13) zu untersuchen, und einer letztlich schmalen Quellengrundlage liegt das Problem dieser udie. Liulevicius belegt seine Thesen fast ausschließlich mit Aussagen von höheren Offizieren und einigen Rechtsintellektuellen wie Ernst von lomon. Von diesen aber auf die Einstellung aller Ostfrontkämpfer ( 24) oder gar der „gewöhnlichen Deutschen“ ( 336) zu schließen, ist zumindest gewagt. weicht anfängliche Freude über anregende Thesen und impressionistische Beschreibungen zunehmendem Ärger darüber, dass ein großes Thema, die Herausbildung dauerhafter Einstellungen und kollektiver Denkweisen, ohne wirklichen methodischen Ansatz bearbeitet wurde. Obwohl sein Erkenntnisinteresse es verlangt hätte, bezieht sich Liulevicius in seiner Vorbemerkung „zu Methodik und Quellen“ nur auf die Auswertung von hriftstücken, nicht aber auf Theorien zur Erforschung von Mentalitäten, die anzuwenden seiner udie gut getan hätte. Indem der Autor auf diese verzichtet, wird er seinem Anspruch nicht gerecht, mehr als Militärherrschaft, nämlich den Zusammenhang von „Culture, National Identity and German Occupation in World War I“ zu untersuchen. Ärgerlich sind zudem auch die vielen, zum Teil wortgleichen Wiederholungen sowie die fehlerhaften Karten. Liulevicius’ Verdienst besteht darin, die Grundlagen der Herrschaftspolitik von Ober Ost und ihre Umsetzung genau untersucht zu haben. Er hat damit den Blick auf die allzu lange ‚vergessene’ Ostfront gelenkt und überzeugend dargelegt, dass das „Fronterlebnis“ nach West- und Ostfront zu differenzieren ist. in Buch gefällt als „Anatomie eines modernen Besatzungssystems“ ( 339), als mentalitätsgeschichtliche udie überzeugt es nicht.

9 Omar BARTOV: The Eastern Front, 1941-45: German Troops and the Barbarisation of Warfare, New York 1986; ders: Hitlers Wehrmacht: ldaten; Fanatismus und die Brutalisierung des Krieges, Reinbek bei Hamburg 1999.

10 Gerhard Peter GRO: Die vergessene Front. Der Osten 1914/15. Ereignis, Wirkung, Nachwirkung. Paderborn/München/Wien/Zürich 2006.

11 Dazu Bruno THO: Die Zeit der Weltkriege - Epochen als Erfahrungseinheit? In: Erster Weltkrieg - Zweiter Weltkrieg. Ein Vergleich. Krieg, Kriegserlebnis, Kriegserfahrung in Deutschland. Im Auftrag des MGFA hrsg. Von Bruno THO und Hans-Erich VOLKMANN, Paderborn 2002, 7-30.

12 Als Beispiele für das nicht unproblematische Interesse an dem Ostkrieg des Ersten Weltkrieges Eberhard DEMM: Ostpolitik und Propaganda im Ersten Weltkrieg. Frankfurt a.M. 2002; Vejas Gabriel LIULEVICIU Kriegsland im Osten. Eroberung, Kolonisierung und Militärherrschaft im Ersten Weltkrieg. Hamburg 2002.

13 hlacht bei Tannenberg siehe Markus PÖHLMANN: Tod in den Masuren. Tannenberg, 23. bis 31. August 1914. In: hlachten der Weltgeschichte. Von lamis bis nai. Hrsg. Von ig FÖRER, Markus PÖHLMANN und Dierk WALTER. München 2001, 279-294.

14 Das vielzitierte Wort lautet im Original „the great seminal catastrophy of this century“ und stammt aus George F. KENNAN: The Decline of Bismarck´s European Order. Franco-Russian Relations, 1875-1890. Princeton 1979, 73.

15 Zur Problematik der Koalitionskriegsführung aktuell zusammengefasst und mit reichlichen Literaturangaben von Günther KRONENBITTER: Von „hweinehunden“ und „Waffenbrüdern“. Der Koalitionskrieg der Mittelmächte 1914/15 zwischen chzwang und Ressentiment. In: Die vergessen Front. Der Osten 1914/15. Ereignis, Wirkung, Nachwirkung. Hrsg. Gerhard P. GRO. Paderborn/München/Wien/Zürich 2006, 121- 143.

16 Überblicksdarstellungen zu den Geschehnissen an der Ostfront Wilhelm DEI: Die Kriegführung der Mittelmächte. In: Enzyklopädie Erster Weltkrieg. Hrsg. Von Gerhard HIRHFELD, Gerd KRUMEICH und Irina RENZ, Paderborn 2003. 249-271. Holger H. HERWIG: The First World War. Germany and Austria- Hungary, 1914-1918, 3. Aufl., London 1998, 81-96, 230-244, 333-335, 365-373. Will man die deutsche Kriegführung an der Ostfront über eine lexikalische Darstellung oder zusammenfassende Gesamtdarstellungen (Peter Graf von KIELMANNGG: Deutschland und der erste Weltkrieg, 2. Auflage uttgart 1980; nke NEITZEL: Blut und Eisen. Deutschland und der erste Weltkrieg, Zürich 2003; Michael LEWI: Der Erste Weltkrieg, Paderborn 2003) hinaus in der Literatur nachvollziehen, muss man mit wenigen Ausnahmen (Eine neuere übergreifende Darstellung der deutschen Kriegsführung an der Ostfront existiert nicht. Neben einzelnen udien zu der hlacht von Tannenberg - bspw. Franz UHLE-WETTLER: Höhe- und Wendepunkte deutscher Militärgeschichte, überarb. Neuaufl., Hamburg 2000, 201-253 - werden die Operationen im Osten nur in Biografien zu Erich Ludendorff thematisiert. ehe Franz UHLE-WETTLER: Erich Ludendorff in seiner Zeit. ldat, ratege, Revolutionär. Eine Neubewertung, Berg 1995; Wolfgang VENOHR: Ludendorff. Legende und Wirklichkeit, Berlin 1993.) zu angelsächsischen Veröffentlichungen (William C. FULLER Jr.: Die Ostfront. In: Der Erste Weltkrieg und das 20. Jahrhundert. Hrsg. Von Jay WINTER; Geoffrey PARKER und Mary R. HABEK: Hamburg 2002, 34-70; John KEEGAN: Der Erste Weltkrieg. Eine europäische Tragödie, Reinbek bei Hamburg 2000, 201-247 und 324-331; Hew RACHAN: The First World War, vol. 1: To Arms, Oxford 2001, 281-373; Hew RACHAN: Der Erste Weltkrieg. Eine neue illustrierte Geschichte, München 2003, 163-186.) greifen oder sich mit deutschsprachigen Werken aus den zwanziger und dreißiger Jahren begnügen (Walter ELZE: Tannenberg. Das Deutsche Heer von 1914. ine Grundzüge und deren Auswirkung im eg an der Ostfront, Breslau 1928; Herman von KUHL: Der Weltkrieg 1914/1918, Die militärischen Operationen zu Lande bearb. i. Reichsarchiv( Bd. 1-9), bearb. u. hrsg. v. d. Forschungsanstalt für Kriegs- und Heeresgeschichte (Bd. 10 u. 11) i. Auftr. d. Reichskriegsministeriums, bearb. u. hrsg. v. d. Kriegsgeschichtlichen Forschungsanstalt d. Heeres ( Bd. 12), i. Auftr. d. OKH 1. Aufl. 12 Bände, Berlin 1925- 1939. Relevant: Bd. 2: Die Befreiung Ostpreußens, Berlin 1925; Bd. 5: Der Herbstfeldzug 1914 . Im Westen bis zum ellungskrieg. Im Osten bis zum Rückzug, Berlin 1929; Bd. 6: Der Herbstfeldzug 1914. Der Abschluss der Operationen im Westen und Osten, Berlin 1929; Bd. 7 Die Operationen des Jahres 1915. Die Ereignisse im Winter und Frühjahr, Berlin 1931; Bd. 8 Die Operationen des Jahres 1915. Die Ereignisse im Westen Frühjahr und mmer, im Osten vom Frühjahr bis zum Jahresschluss; Bd. 9: Die Operationen des Jahres 1915 Die Ereignisse im Westen und auf dem Balkan vom mmer bis zum Jahresschluss; Bd. 10: Die Operationen des Jahres 1916 bis zum Wechsel der Obersten Heeresleitung; Bd. 11: Die Kriegführung im Herbst 1916 und im Winter 1916/17 vom Wechsel der Obersten Heeresleitung bis Entschluss zum Rückzug in die egfried-ellung; Bd. 12:Die Kriegführung im Frühjahr 1917.). Dies ist unter anderem der Tatsache geschuldet, dass die Operationsgeschichte wegen ihrer traditionell applikatorischen Zielsetzung für deutsche Militärhistoriker ein ungeliebtes Betätigungsfeld ist. Jahrzehntelang haben Berührungsängste die Entwicklung einer modernen Operationsgeschichte sowie deren Einordnung einer modernen Operationsgeschichte als Teildisziplin der Militärgeschichte behindert. it einigen Jahren ist jedoch ein Meinungsumschwung festzustellen, jüngere Militärhistoriker fragen verstärkt nach „nn, Zweck und Zielsetzung von Operationsgeschichte sowie deren Einordnung innerhalb der modernen Militärgeschichte“. (ig FÖRER: Operationsgeschichte heute. Eine Einführung. In: Militärgeschichtliche Zeitschrift, 61 (2002), 309-313, hier 311. Zur laufenden Diskussion siehe die kontroversen Beiträge in: Was ist Militärgeschichte? Hrsg. Von Thomas KÜHNE und Benjamin ZIEMANN, Paderborn 2000 (Krieg in der Geschichte, Bd. 6.)

17 Zur Fischer-Kontroverse Klaus GROE KRACHT: Die zankende Zunft. Historische Kontroversen in Deutschland nach 1945, Göttingen 2005.

18 Amtliche Kriegs-Depeschen nach Berichten des Wolff'schen Telegraphen Bureaus. Band 1, 117. Berlin 1.1914/15 - 8.1918(1919).

19 Zum Konzept der Mitteleuropaidee weiterführend Fritz FIHER: Griff nach der Weltmacht.

20 Rathenaus Brief an den Kanzler, 28. 8. 1914 in BA Abt. R, Reichskanzlei, Großes Hauptquartier 21, Nr. 2476.

21 Fritz FIHER: Griff nach der Weltmacht. Die Kriegszielpolitik des kaiserlichen Deutschland 1914/18. Düsseldorf 1977. 93.

22 Fritz FIHER: Krieg der Illusionen. Die deutsche Politik von 1911-1914. 2. Aufl. Düsseldorf 1969, 753. Bei Kriegsausbruch werden in den Akten des Auswärtigen Amtes sowie der Reichskanzlei der Kaukasus und Finnland, vor allem aber Polen und die Ukraine aufgeführt. Am 11. August 1914 betonen Bethmann Hollweg und der aatssekretär des Äußeren von Jagow gegenüber dem deutschen Botschafter in Wien, von Tschirsky, dass nicht nur die Insurgierung Polens, sondern auch die der Ukraine sehr wichtig sei: einmal als Kampfmittel gegen Russland, zum anderen, um im Falle des glücklichen Kriegsausganges die Bildung von Pufferstaaten zwischen Russland und dem Deutschen Reich bzw. Österreich-Ungarn zu ermöglichen, mit dem Ziel, den Druck des russischen Kolosses auf Westeuropa zu verringern und Russland möglichst nach Osten zurückzudrängen. FIHER: Griff nach der Weltmacht, 156.

23 Bernhard MANN: Die baltischen Länder in der deutschen Kriegszielpublizistik 1914 bis 1918, Tübingen 1968.

24 FIHER: Griff nach der Weltmacht, 238 , 291, 485.

Ende der Leseprobe aus 63 Seiten

Details

Titel
Ostfront, Ober Ost, Ostimperium. Die Utopie von der Kolonisierung der Ostgebiete im Ersten Weltkrieg und ihre ideologischen Folgen
Hochschule
Technische Universität Dresden  (Institut für Geschichte)
Note
1,2
Autor
Jahr
2009
Seiten
63
Katalognummer
V320209
ISBN (eBook)
9783668194779
ISBN (Buch)
9783668194786
Dateigröße
557 KB
Sprache
Deutsch
Schlagworte
Ostfront, OberOst, nationalsozialistisches Ostland, Ostland, Ostgebi, Ostgebiete
Arbeit zitieren
Bachelor of Arts Stephan Thamm (Autor:in), 2009, Ostfront, Ober Ost, Ostimperium. Die Utopie von der Kolonisierung der Ostgebiete im Ersten Weltkrieg und ihre ideologischen Folgen, München, GRIN Verlag, https://www.grin.com/document/320209

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