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Inhalt
1. Einleitung
2. Kritische Analyse monetärer und nicht-monetärer Inflationstheorien
2.1 Die klassische Quantitätstheorie des Geldes
2.1.1 Umlaufgeschwindigkeitsansatz
2.1.2 Kassenhaltungsansatz
2.1.3 Kritische Betrachtung
2.2 Das keynesianische Makromodell
2.2.1 Nachfrageinflation
2.2.2 Angebotsinflation
2.2.3 Kritische Betrachtung
3. Fazit
4. Literaturverzeichnis
1. Einleitung
In der Literatur findet man viele unterschiedliche Ansätze zur Erklärung von Inflation. Diese unterscheiden sich zum Teil in der Beschreibung ihrer Rahmenbedingungen, der Determinanten sowie deren Zusammenwirken im Modell. Ausgehend von der klassischen Quantitätstheorie nach Fisher werden in dieser Arbeit noch weitere Konzeptionen betrachtet, zudem sollen deren Möglichkeiten und Grenzen aufgezeigt werden. Die einzelnen Theorien sollen im Hinblick auf die ihnen zu Grunde gelegten Annahmen und den daraus entwickelten Schlussfolgerungen analysiert werden, um festzustellen, inwieweit die klassische Quantitätstheorie zur umfassenden Erklärung von Inflation ausreicht.
2. Kritische Analyse monetärer und nicht-monetärer Inflationstheorien
2.1 Die klassische Quantitätstheorie des Geldes
Ausgangspunkt der klassischen Quantitätstheorie des Geldes bildet die nach Irving Fisher benannte Verkehrsgleichung, die eine Verbindung zwischen Transaktionen und Geld herstellt (vgl. Mankiw (2003), S. 100). Demnach entspricht das Produkt aus Geldmenge (M) und Umlaufgeschwindigkeit (V) dem Produkt aus Preisniveau (P) und Transaktionsvolumen (T) einer Volkswirtschaft.
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2.1.1 Umlaufgeschwindigkeitsansatz
Der sogenannte Umlaufgeschwindigkeitsansatz von Fisher ersetzt nun das gesamte Transaktionsvolumen (T) einer Volkswirtschaft durch die „Transaktionen der gesamtwirtschaftlichen Endnachfrage“ (Wesselmann (2002), S. 1396), denn „es ist praktisch unmöglich, die Anzahl aller Transaktionen einer Volkswirtschaft zu erfassen“ (Mankiw (2003), S.101), sodass zur Vereinfachug anstelle von T lediglich das Outputvolumen Y berücksichtig wird. Diese Annahme ist insofern gerechtfertigt, als dass sich T und Y „ungefähr proportional“ (Mankiw (2003), S. 101) zueinander verhalten, denn je mehr produziert wird, desto mehr Transaktionen werden auch vorgenommen (vgl. Mankiw (2003), S. 101). Da sich die Umlaufgeschwindigkeit nun nur noch auf die Gesamtproduktion - die dem realen BIP [Abbildung in dieser Leseprobe nicht enthalten] entspricht (vgl. Mankiw (2003), S. 102) - bezieht, wird sie als Einkommenskreislaufgeschwindigkeit [Abbildung in dieser Leseprobe nicht enthalten] bezeichnet. Es ergibt sich daher folgende modifizierte Darstellung der Fisher’schen Verkehrsgleichung:
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Basierend auf diesem Zusammenhang, trifft die klassische Quantitätstheorie verschiedene weitere Annahmen.
Zunächst wird die Einkommensumlaufgeschwindigkeit [Abbildung in dieser Leseprobe nicht enthalten] als konstant betrachtet. Diese Annahme kann im Modell als Näherungswert akzeptiert werden, da die Umlaufgeschwindigkeit durch technische Faktoren determiniert wird und daher konstant ist (vgl. Neubäumer/Hewel (2005), S. 507). Wie Mankiw (2004) anhand untenstehender Grafik zeigt, unterlag die Umlaufgeschwindigkeit in der Tat in Deutschland beispielsweise im Zeitraum von 1965-1995 keinen signifikanten Schwankungen (vgl. Mankiw (2004), S. 710).
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Weiterhin konstatiert Fisher, dass in der vorliegenden Volkswirtschaft die Produktionsfaktoren ausgelastet sind und damit Vollbeschäftigung herrscht. Der reale Output [Abbildung in dieser Leseprobe nicht enthalten] muss daher konstant sein (vgl. Dornbusch et al. (2003), S. 484) denn eine weitere Ausweitung der Produktion ist bei Vollbeschäftigung nicht möglich.
Wie bereits Hume feststellte, beeinflussen unter diesen Umständen Änderungen des Geldangebots lediglich die nominalen Größen, nicht jedoch die realen. Die realen Größen Y und relative Preise werden also von einer Geldmengenänderung nicht be- rührt, sie werden nur „durch realwirtschaftliche Faktoren bestimmt“ (Neubäumer/Hewel (2005), S. 507). Diese „Neutralität des Geldes[1] “ kann jedoch nur gegeben sein, wenn die Wirtschaftssubjekte „die Realwertveränderung ihres Geldes [...] richtig einschätzen“ (Neubäumer/Hewel (2005), S. 509) und damit frei von Geldillusion[2] handeln (vgl. Mankiw (2004), S. 708).
Wenn nun gemäß der ausgeführten Annahmen und Voraussetzungen sowohl die Umlaufgeschwindigkeit (VY ) als auch der reale Output [Abbildung in dieser Leseprobe nicht enthalten] konstant sind, so folgt daraus, dass Änderungen der Preisniveaus ( Pr ) direkt abhängig sind von Veränderungen der Geldmenge (M) (vgl. Ströbele (1995), S. 73). Die erhöhte Geldmenge trifft somit auf ein konstantes Güterangebot, wodurch die Preise der Güter (P) steigen müssen, damit die bereits festgestellte Identität der Fisher’schen Verkehrsgleichung erfüllt wird (vgl. Wesselmann (2002), S. 1397). Wenn nun die Zentralbank als einzige Institution die Veränderungen des Geldangebotes steuern kann, so steuert sie in diesem Modell ebenfalls die Entwicklung der Inflationsrate (vgl. Mankiw (2003), S. 104).
2.1.2 Kassenhaltungsansatz
Ein weiterer, aus der bereits beschriebenen Quantitätsgleichung abgeleiteter Ansatz, ist der von Marshall und Pigou entwickelte Kassenhaltungsansatz (vgl. Borchert (2003), S. 114). Marshall und Pigou beziehen sich auf dieselben Voraussetzungen und Annahmen, wie sie bereits beim Umlaufgeschwindigkeitsansatz vorgestellt wurden, sie stellen jedoch zudem die Frage, „wieviel Geld ein einzelnes Individuum zur Durchführung der von ihm geplanten Transaktion benötigt“ (Borchert (2003), S. 114). Der Kassenhaltungsansatz formuliert die Fisher’sche Verkehrsgleichung demnach als eine Geldnach- fragefünktion (L), die diesen Aspekt der gewünschten Kassenhaltung mit berücksichtigt, die sogenannte Cambridge-Gleichung (vgl. Borchert (2003), S. 114):
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Dabei beschreibt der Kassenhaltungskoeffizient (k) wieviel Geld die Wirtschaftssubjekte für jede Einkommenseinheit halten möchten (vgl. Mankiw (2003), S. 103). Durch diese Sichtweise wird betont, dass es sich bei der Kassenhaltung prinzipiell um eine individuelle Wahlhandlung der Wirtschaftssubjekte handelt (vgl. Ketterer (1975), S. 15). Diese Entscheidungen werden jedoch wiederum durch technischen Fortschritt und individuelle Gewohnheiten beeinflusst. Da sich diese Einflüsse[3] [4] nur langsam in einer Verhaltensänderung der Wirtschaftssubjekte durchsetzen, kann der Kassenhaltungskoeffizient (k) als konstant angenommen werden (Stabilität der Geldnachfrage). Berücksichtigt man nun, dass sich in einem System der ausgeglichenen Märkte die Geldnachfrage (L) dem Geldangebot (M) entspricht (vgl. Görgens et al. (1989), S. 197), so erhält man folgende Modifizierung der Cambridge-Gleichung:
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Durch Umstellung der Gleichung (4) erhält man folgenden Zusammenhang:
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Vergleicht man diese Darstellung mit der Fisher’schen Verkehrsgleichung (2), so kommt man zu dem Ergebnis, dass die Einkommensumlaufgeschwindigkeit [Abbildung in dieser Leseprobe nicht enthalten] dem reziproken Wert des Kassenhaltungskoeffizienten ( —) entspricht. Greift man nun die [Abbildung in dieser Leseprobe nicht enthalten]eben getroffene Annahme, der nur langsamen Verhaltensänderungen von Wirtschaftssubjekten auf, so lässt sich aus der Definition von к als Konstante wiederum die Einkommensumlaufgeschwindigkeit [Abbildung in dieser Leseprobe nicht enthalten] als ebenfalls konstant ableiten.
Im Ergebnis fuhrt demnach der Kassenhaltungsansatz von Pigou und Marshall zu derselben Schlussfolgerung wie der Umlaufgeschwindigkeitsansatz. Ein Unterschied beider Ansätze liegt lediglich in der Weiterentwicklung des ersten Ansatzes, durch explizite Einbeziehung der Realkasse und des Kassenhaltungskoeffizienten in das Modell. Da jedoch sowohl der Kassenhaltungskoeffizient (k), als auch die Einkommensumlaufgeschwindigkeit [Abbildung in dieser Leseprobe nicht enthalten] als konstant definiert werden, ist das Endergebnis beider Ansätze wieder identisch:
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[...]
[1] Von der „Neutralität des Geldes“ bzw. der „Dichotomie von Geld- und Gütersektor“ sprechen Monetaristen, wenn sie die Unabhängigkeit des Outputs (Y) vom Geldangebot (M) beschreiben wollen. Diese Unabhängigkeit von Y und M ist jedoch nur gegeben, wenn von gänzlich flexiblen Preisen ausgegangen wird (vgl. Mankiw (2003), S. 288), denn nur dann haben „Geldmengenveränderungen [...) nur Rückwirkungen auf das Preisniveau, nicht aber auf den realen Wirtschaftsprozess“ (Neubäumer/Hewel (2005), S. 507)
[2] Wirtschaftssubjekte handeln dann unter ’Geldillusion’, wenn die antizipierte Inflationsrate, die das wirtschaftliche Verhalten beeinflusst nicht der tatsächlichen Inflationsrate entspricht.
[3] Solche technischen Einflüsse können zum Beispiel die Einführung des Geldautomaten- oder des Kreditkartensystems sein (vgl. Mankiw (2003), S. 103).
[4] Aus bereits erwähnten Gründen ist das Transaktions volumen (T) der Volkswirtschaft mit dem realen Bruttoinlandsprodukt (Y ) gleichzusetzen.
- Quote paper
- Anonymous, 2009, Die Quantitätstheorie und ihr Beitrag zur Erklärung von Inflation, Munich, GRIN Verlag, https://www.grin.com/document/319749
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