Beratung bei Scheidung der Eltern


Seminararbeit, 2004

16 Seiten, Note: 1,3


Leseprobe


Inhaltsverzeichnis

1. Einleitung

2. Was ist Scheidungsberatung

3. Phasen der Scheidungsberatung
3.1 Beratung in der Vorentscheidungsphase (Ambivalenzphase)
3.1.1 Hilfe bei der Entscheidungsfindung
3.1.2 Strukturierte Trennung
3.2 Beratung in der Scheidungsphase
3.2.1 Mediation (Vermittlung)
3.3 Beratung in der Nachscheidungsphase

4. Grenzen der Beratung

5. Fazit

Quellenverzeichnis:

1.Einleitung

Die Beratung der Familien bei Problemen, die im Zusammenhang mit Trennung und Scheidung stehen, nimmt in der Familien- und Erziehungsberatung schon immer einen breiten Raum ein. Nach einer repräsentativen Erhebung der Bundeskonferenz für Erziehungsberatung (BKfE 1992) waren im Jahr 1990 30,9% der betreuten Kinder und Jugendliche von Trennung oder Scheidung ihrer Eltern betroffen.[1] Da die Zahl der Trennungen und Scheidungen nach wie vor kontinuierlich ansteigt, sind präventive Maßnahmen, wie Ehevorbereitung, -begleitung, -beratung, differenzierte Hilfen für Familien in Krisensituationen daher dringend erforderlich. Ebenso leisten begleitende Hilfen im Trennungs- und Scheidungsprozess sowie bedarfsgerechte Unterstützungsangebote für Eltern und Kinder einen wesentlichen Beitrag zur Stärkung der Lebenssituation nach der Trennung und Scheidung.

Um dies genauer aufzuzeigen, bin ich in meiner Hausarbeit daher zunächst auf die Definition der Scheidungsberatung eingegangen. Danach werden die einzelnen Phasen der Scheidungsberatung und Beratungskonzepte sowie die Grenzen der Beratung aufgezeigt.

2. Was ist Scheidungsberatung

Bei der Scheidungsberatung geht es im weitesten Sinne darum, den Klienten zu helfen, den Scheidungszyklus auf bestmögliche Weise zu durchlaufen. So kann sich die Beratung entlang eines Kontinuums von Eheberatung bis hin zur Nachscheidungsberatung erstrecken. Sie steht also vor der schwierigen Aufgabe, der Komplexität personaler, dyadischer, familiendynamischer, juristischer, praktischer und therapeutischer Prozesse gerecht werden zu müssen. Trennungs- und Scheidungsberatung als Jugendhilfeleistung wird Eltern - unabhängig vom familienrechtlichen Status - mit dem Ziel angeboten, dass sie im Interesse der Beziehungskontinuität der Kinder auch nach einer Trennung bzw. Scheidung ihre Elternverantwortung gemeinsam wahrnehmen. Zusammenfassend ist das Ziel und die Aufgabe der Scheidungsberatung, der Familie bei der Suche nach Lösungen zu helfen, die sich durch die Widersprüchlichkeit ergeben, dass die Eltern als Paar auseinander gehen, aber als Eltern dennoch eine gemeinsame Verantwortung tragen. Um dieser gerecht zu werden, müssen sich die Eltern neu orientieren. Scheidungsberatung wird von Erziehungsberatungsstellen, Ehe- und Familienberatungsstellen und frei praktizierenden Psychotherapeut/innen angeboten, vor allem in größeren Städten auch von stärker spezialisierten Scheidungsberatungsstellen. Sind minderjährige Kinder von Trennung und Scheidung betroffen, beraten auch Jugendämter.

Durch das 1990 verabschiedete Kinder- und Jugendhilfegesetz (KJHG) ist die Trennungs- und Scheidungsberatung außerdem mehr als bisher in den Blickpunkt der Beratungsarbeit gerückt. In diesem wird der Auftrag der Beratungsstellen neu definiert: “Erziehungsberatungsstellen und andere Beratungsdienste und –einrichtungen sollen Kindern, Jugendlichen und Eltern und andere Erziehungsberechtigte bei der Klärung und Bewältigung individueller und familienbezogener Probleme und der zugrundeliegenden Faktoren, bei der Lösung von Erziehungsfragen sowie bei Trennung und Scheidung unterstützen. Dabei sollen Fachkräfte verschiedener Fachrichtungen zusammenwirken, die mit unterschiedlichen methodischen Ansätzen vertraut sind.“ (§28 KJHG)[2] Es ist also wichtig, dass bei der Scheidungsberatung mehrere Berater zusammenarbeiten, die auf speziellen Gebieten ausgebildet sind, damit die Beratung als ganzheitlicher Beratung geleistet werden kann. Denn es sind nicht nur psychische, rechtliche, ökonomische und finanzielle Aspekte, sondern auch gesellschaftliche und soziale Bedingungen zu beachten. Weiterhin sollen Eltern im Fall der Trennung oder Scheidung „bei der Entwicklung eines einvernehmlichen Konzeptes für die Wahrnehmung der elterlichen Sorge unterstützt werden“ (§17 Abs.2 KJHG), soll ihnen durch Beratungsangebote geholfen werden, „die Bedingungen für eine dem Wohl des Kindes oder Jugendlichen förderliche Wahrnehmung der Elternverantwortung zu schaffen“ (§17 Abs.1 KJHG)[3] In diesem Zusammenhang sind wiederum die Jugendämter stärker gefragt, da sie nun in größerem Maße als bisher Beratungsaufgaben übernehmen müssen.

3. Phasen der Scheidungsberatung

In Forschung und Literatur werden idealtypisch 3 Phasen unterschieden: Die Zeit vor der Scheidung (oft als Ambivalenzphase bezeichnet), die Zeit während des Trennungs- und Scheidungsprozesses und die Zeit nach der Scheidung. Die zeitliche Dauer der einzelnen Phasen kann unterschiedlich sein. Sie werden oftmals nicht zeitgleich durchlaufen, sondern ein Ehepartner kann z.B. noch ambivalent sein, während der andere bereits fest zur Scheidung entschlossen ist. Auch lassen sich die Phasen des Scheidungszyklus nicht eindeutig voneinander abgrenzen und nicht jeder muss alle durchlaufen: Wird es zum Beispiel überraschend verlassen, so erlebt es nicht die Vorscheidungsphase. Auch können Phasen zusammenfallen: Heiratet beispielsweise eine Partner direkt nach der Scheidung, so verschmelzen die Nachscheidungsphase und die Phase der Gründung einer Zweitfamilie. Es muss auch beachtet werden, dass jede Person jede Phase unterschiedlich erfahren und den Scheidungszyklus mit verschiedenem Tempo durchlaufen wird. Bei den Gefühlen, Gedanken, Verhaltensweisen, Beziehungsmustern und Veränderungsprozessen, die als für eine Phase typisch beschrieben werden, handelt es sich also nur um grobe Verallgemeinerungen. Auch werden Gedanken, Emotionen usw. nicht in einer bestimmten Sequenz erlebt, sondern sie tauchen auf, verschwinden wieder und tauchen erneut auf. Neue Verhaltensweisen werden gelernt und kurz darauf nicht mehr praktiziert. Auch ist zu beachten, dass die innerpsychischen Trennungsprozesse nicht unbedingt parallel zur äußeren Trennung verlaufen. Häufig sind die Konflikte zwischen den Partnern zum Zeitpunkt der Trennung oder Scheidung besonders hoch, in anderen Fällen jedoch treten Jahre später massive Konflikte der getrennten Paare auf der Elternebene auf, die darauf hindeuten, dass die Trennung auf der Paarebene innerlich noch nicht vollständig vollzogen werden konnte. Wichtig an dem Phasenmodell ist die Erkenntnis, dass Trennung und Scheidung keine plötzlichen und kurzfristig auftretenden Ereignisse sind, sondern oft über mehrere Jahre andauernde Prozesse, die lange vor der räumlichen Trennung und juristischen Scheidung beginnen und oft lange danach noch andauern. Jede einzelne Phase ist mit spezifischen Handlungserfordernissen und Aufgabenstellungen verknüpft, die in der Beratung zu berücksichtigen sind. Der Verlauf jeder Phase hat Auswirkungen auf die anderen, wenn z.B. Konflikte aus der Scheidungsphase noch in der Nachscheidungsphase weiterwirken oder Konflikte in der Nachscheidungsphase sich infolge einer neuen Partnerschaft eines oder beider Elternteile nochmals verschärfen. Insofern ist es wichtig, den Familien beraterische Hilfen schon zu einem möglichst frühen Zeitpunkt anzubieten. Auch der Einsatz der paar- und familientherapeutische orientierten Methoden richtet sich nach der jeweiligen Phase, in der sich Klienten befinden. In der Ambivalenzphase stehen in der Regel Paargespräche, in der Scheidungsphase dagegen Gespräche mit der gesamten Familie, den Kindern oder nur einem Elternteil im Vordergrund. In der Nachscheidungsphase kommt die Beratung neu zusammengesetzter bzw. Stieffamilien hinzu. Auf jeden Fall sollten die Kinder in den Beratungsprozess mit einbezogen werden.

[...]


[1] Vgl. Körner, W. „Handbuch der Erziehungsberatung“

[2] vgl. M.Textor „Scheidungszyklus und Scheidungsberatung“

[3] vgl. M.Textor „Scheidungszyklus und Scheidungsberatung“

Ende der Leseprobe aus 16 Seiten

Details

Titel
Beratung bei Scheidung der Eltern
Hochschule
Universität Erfurt
Veranstaltung
Seminar: Beratung bei Erziehungsschwierigkeiten
Note
1,3
Autor
Jahr
2004
Seiten
16
Katalognummer
V31965
ISBN (eBook)
9783638328258
ISBN (Buch)
9783656246701
Dateigröße
544 KB
Sprache
Deutsch
Schlagworte
Beratung, Scheidung, Eltern, Seminar, Beratung, Erziehungsschwierigkeiten
Arbeit zitieren
Maren Anding (Autor:in), 2004, Beratung bei Scheidung der Eltern, München, GRIN Verlag, https://www.grin.com/document/31965

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