Graffiti. Eine Form des Andersschreibens?


Hausarbeit, 2014

12 Seiten


Leseprobe


Inhaltsverzeichnis

1. Einleitung

2. Begriffserklärung Graffiti
2.1 Entstehungsgeschichte
2.2 Kategorien von Graffiti
2.3 Kommunikation anhand der Werke

3. Graffiti als verbale- und Bildsprache

4. Legal oder Illegal

5. Schluss

6. Literaturverzeichnis

1. Einleitung

Ende der 1960er-Jahre tauchte in den USA, zuerst in New York und Philadelphia, ein Phänomen auf, das die Bewohner vor eine Herausforderung stellte. Dieses Phänomen lautet Graffiti.

Zu Beginn waren die Buchstaben und Wörter lesbar, sie wurden jedoch mit der Zeit komplizierter und unlesbar. Das American Graffiti gewann an Größe, ästhetischer Ausschmückung und Buntheit hinzu.

Es ist auffallend, dass Graffiti eigentlich schon seit der Steinzeit vorhanden ist, durch die Wandmalereien. Jedoch wurde sie erst in den 1960er-Jahren berühmt und somit zu einem Kult unter den kreativen Jugendlichen. Graffiti wurde unter den Jugendlichen benutzt, um einen Bekanntheitsgrad zu entwickeln, es wurde ebenfalls als Reviermarkierung benutzt.

Diese Hausarbeit soll sich mit der Frage beschäftigen, warum Graffiti als eine Form des Andersschreibens gilt.

Dieser Frage soll im Folgenden paradigmatisch durch die Begriffserklärung von „Graffiti“ nachgegangen werden. Anschließend werden die Entstehungsgeschichte, Kategorien von Graffiti und Kommunikation anhand der Werke thematisiert. Darauf folgt die Darstellung des Graffitis als verbale und Bildsprache. Anschließend wird die Frage beantwortet, ob Graffiti legal oder illegal ist. Zuletzt wird die am Anfang gestellte Frage beantwortet.

2. Begriffserklärung Graffiti

Graffiti ist der Plural des italienischen Worts Graffito. Es leitet sich etymologisch aus dem Alt-Griechischen von „γράφειν“ (Graphein) ab, was schreiben bedeutet (Gemoll 2006 : 187).

Im Italienischen bedeutete Graffito ursprünglich Schraffierung und meint eine in Stein geritzte Inschrift oder ornamentale bzw. figurale Dekoration (Beuthan 2011 : 9). Es steht als Sammelbegriff für thematisch und gestalterisch unterschiedliche sichtbare Elemente, zum Beispiel Bilder, Schriftzüge, Symbole, Sprüche, Buchstaben, Bilder oder sonstige Zeichen, die von Personen mittels verschiedener Techniken auf Oberflächen oder durch deren Veränderung im privaten und öffentlichen Raum erstellt wurden. Auf Wänden und Leinwänden wird alles mit dem einen Wort „Graffiti“ bezeichnet (Suter 1992 : 19 ff.). Angebracht werden Graffitis unter Pseudonym und ohne Genehmigung, auf Bäumen, Stadtmöbeln, auf Toilettenwänden, Gefängniszellen, auf Außen- und Innenfassaden von Gebäuden und vielem mehr. Die Einzelpersonen oder Gruppen, welche Graffitis erstellen, werden in Bezug auf die häufige Variante des Besprühens von Flächen mit Farbe aus Sprühdosen oft Sprayer (englisch für Sprüher) oder Writer (englisch für Schreiber) genannt (Reinecke 2007 : 21).

Jedoch sind Graffitis überwiegend in Metropolen und Großstädten aufzufinden. Graffiti ist ein dynamisches und belebendes Phänomen (Schnoor 2009 : 18), das zahlreiche Lebensbereiche betrifft und dementsprechend nicht nur Thema in Tageszeitungen ist, sondern auch in den Arbeiten verschiedenster Bereiche, wie z. B. Linguistik, Psychologie, Kunstgeschichte usw., dargestellt und reflektiert wird.

2.1 Entstehungsgeschichte

Die Geschichte der Graffitis beginnt in fast allen einschlägigen Darstellungen mit den prähistorischen Höhlenzeichnungen, die uns noch heute von Sitten und Gebrauchsgegenständen vergangener Kulturen erzählen.

Der italienische Archäologe Raffaele Garucci hat als erstes Zeichnungen auf die Wände Pompejis gekritzelt und anschließend in seiner „Graffiti di Pommpei“ im Jahr 1865 veröffentlicht (Beck 2004 : 4). Jedoch wurde das Wort „Graffiti“ erst durch Robert Reisner geprägt. Reisner war einer der ersten im amerikanischen Sprachraum, der im Jahre 1967 durch den Titel seines Buches „Graffiti, selected scrawls from bathroom walls“ (Treeck 1995 : 103) diesen Begriff prägte.

In jeder Großstadt dieser Welt trifft man auf Züge, Mauern und Hauswände, die mit Graffitis besprüht wurden. Graffiti Writing ist in den 1970er-Jahren in New York City durch einen 1971 erschienenen Artikel in der New York Times entstanden. Dieser Bericht verfolgte die Aktivitäten eines Fahrradboten, der auf seinen Wegen überall in New York sein Kürzel „Taki 183“ hinterlassen hatte (Kennedy, 1971). Das Writing entstand in New York City aus der Praktik der Gangs heraus, die ihre Territorien durch Schriftzeichen an Wänden und Mauern voneinander abgrenzten. In Europa kam es durch die kommerziellen Hip-Hop-Filme zur Verbreitung. In Deutschland hat sich seit der weltweiten Verbreitung von Graffiti Writing eine feste Szene entwickelt (Schnoor 2009 : 18), die für Außenstehende jedoch überwiegend im Verborgenen bleibt, da die Writer stets darauf bedacht sind, anonym zu bleiben.

2.2 Kategorien von Graffiti

Das Spektrum der Graffitis ist sehr groß und vielfältig, dies unterstützt auch das Zitat von Friedrich, Malte/Klein, Gabrielle (2003 : 13):

„ Die Bandbreite des Malens reicht vom einfachsten Namenszug bis zum dreidimensionalen Bild [ … ] “ .

Dies verdeutlicht, dass Graffiti kein einfaches Gekritzel an einer Wand ist, sondern etwas, das viel Anstrengung, sogar Disziplin und Konzentration auf die durchzuführende Arbeit verlangt.

Einfache, schnell gemachte Namenszüge, die auf Außenstehende häufig nur wie Schmierereien wirken, werden „Tags“ genannt. Bei einem aufwendigen, oftmals mehrfach kolorierten Graffiti handelt es sich um ein so genanntes „Piece“. Das „Tag“ wird üblicherweise als der Ursprung der American Graffiti gesehen und ist in der Regel ein Synonym bzw. Pseudonym des Writers, sein Deckname, die persönliche Signatur. Es könnte auch als Markenzeichen bezeichnet werden, ein individuelles Logo aus Buchstaben oder einer Buchstaben-Zahlen-Kombination bestehend (Waclawek 2012 : 14). Die individuelle Gestaltung des Schriftzugs und die ästhetische Ausgestaltung der Buchstabenfolge wurden zu wichtigen Unterscheidungsmerkmalen. Sie wurden 1969 durch die in der ganzen Stadt fahrenden „Taki 183“ bekannt. Er begann, seinen Spitznamen „Taki“ in New York zu schreiben. Das überall auftauchende „Taki 183“ sorgte für Aufmerksamkeit und Nachahmung von jüngeren Personen. Die Jugendlichen bemerkten, dass man durch die Verbreitung Ansehen und Bekanntheit erlangen konnte. Der in der New York Times veröffentlichte Bericht löste eine „Tag“1 -Welle aus (Reinecke 2007 : 20 ff.). Das „Piece“ steht als Kurzform für Masterpiece und bezeichnet „die großformatige, ästhetische und aufwendiges gestaltete Graffiti“ (Behforouzi 2006,30). Es handelt sich um Buchstabenfolgen, oft kombiniert mit figurativen Elementen. Bevor die Writer ein Piece beginnen, verbringen sie Stunden für die Planung der visuellen Komposition (Waclawek 2012 : 18). Der Writer gestaltet seine Pieces absichtlich schwer lesbar, um sein Kunstverständnis unter Beweis zu stellen. Ein weiterer Grund ist, dass er dadurch versucht, die Nachahmung zu erschweren (Reinecke 2007 : 22).

2.3 Kommunikation anhand der Werke

Graffiti führt zu einer Form der Verständigung, die als Kommunikation aufgefasst werden kann.

Dies wird auch in dem folgenden Zitat von Beck (2004 : 7) erklärt:

„ Zu den strukturellen Eigenheiten der Graffiti gehört auch die dialogisch kommentierende Form. Es liegt in der Natur der meist provokativen, anonymen Ä ußerung, dass sie Einspruch und Widerspruch heraufbeschwört, so wie sie sich selbst h ä ufig kommentierend ä ußert. “

Die Kommunikation der Writer dient dementsprechend dazu, die Gegenseite zu provozieren und ihr eine Nachricht damit zu senden.

In der Kommunikation sind ein Sender und ein Empfänger nötig, denn ohne diese zwei Normen könnte keine Kommunikation bestehen. Kommunikation setzt ein beidseitiges Verhältnis voraus, sozusagen einen Dialog. Ein einseitiges Verhältnis wäre in diesem Fall ein Monolog (Beuthan 2011: 130 ff.).

Eine Kommunikation findet statt, da die Writer ihre Gegend markieren und damit signalisieren, dass es ihr Bereich ist. Es kann jedoch auch zu Verfehlungen der Kommunikation kommen, so dass die Gegenseite etwas missversteht. Dies wiederum kann zu Problemen in der internen Beziehung führen.

[...]


1 Tag ist ein Graffitifachbegriff für die Unterschrift eines synonymen Namens, der an Hauswände und Züge geschrieben wird. Dies geschieht ohne Erlaubnis und Genehmigung.

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Details

Titel
Graffiti. Eine Form des Andersschreibens?
Hochschule
Universität Duisburg-Essen
Veranstaltung
Germanistik
Autor
Jahr
2014
Seiten
12
Katalognummer
V319391
ISBN (eBook)
9783668184909
ISBN (Buch)
9783668184916
Dateigröße
514 KB
Sprache
Deutsch
Schlagworte
graffiti, eine, form, andersschreibens
Arbeit zitieren
Gizem Gür (Autor:in), 2014, Graffiti. Eine Form des Andersschreibens?, München, GRIN Verlag, https://www.grin.com/document/319391

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