Hintergrundwissen zum Märchen. Charakteristische Merkmale des Volksmärchens


Akademische Arbeit, 2009

13 Seiten, Note: 1.0


Leseprobe


Inhaltsverzeichnis

1. Einleitung ... 2

2. Theorie des Märchens ... 3
2.1 Zur Terminologie des Märchens ... 3
2.2 Ursprüngliche Funktion des Märchens ... 4
2.3 Das Volksmärchen ... 6
2.4 Charakteristische Merkmale des Märchens ... 7
2.4.1 Eindimensionalität (Verhältnis zum Numinosen) ... 8
2.4.2 Flächenhaftigkeit ... 8
2.4.3 Abstraktheit ... 9
2.4.4 Isolation und Allverbundenheit ... 9
2.4.5 Sublimation und Welthaltigkeit ... 10

3. Schlusswort ... 11

4. Literverzeichnis und weiterführende Literatur ... 12

1. Einleitung

Bereits seit 1812, das heißt seit der Publikation der Kinder- und Hausmärchen der Gebrüder Grimm, ist bei Kindern aller Entwicklungsstufen eine besondere Affinität hinsichtlich des Märchens festzustellen. Diese Erzählgattung erfreut sich seit jeher größerer Beliebtheit als alle anderen Arten von Kindergeschichten (vgl. Bettelheim/1980; S. 12). Doch diese positive Ansicht über Märchen teilen damals wie heute nicht alle Menschen. Schon Plato äußerte seine Bedenken gegenüber dieser Erzählgattung, da er der Meinung war, sie könnten der kindlichen Seele Schaden zufügen:

„Werden wir nun so ohne weiteres es zulassen, daß die Kinder Märchen anhören, wie sie der erste beste auf gut Glück ersinnt, und daß sie so in ihre Seele Ansichten aufnehmen, die vielfach im Widerspruch stehen mit denen, die sie in reiferen Jahren unserer Meinung nach haben sollten?... den jetzt geläufigen Märchen aber muss man zum größten Teil den Abschied geben. “ (Plato, zitiert nach Röhrichl/1964; S.123)

Der Höhepunkt der Kontroverse entbrannte in den 1960er und 1970er Jahren, in denen sich zwei völlig unterschiedliche Haltungen gegenüber dem Volksmärchen entwickelten. Die eine Seite warnte vor Märchen, denn sie waren der Meinung, Böses kommt aus Kinderbüchern (vgl. Gmelin/1980). Zudem waren und sind Märchenkritiker auch heute noch der Ansicht, dass Märchen kein „wahrhaftiges“, Bild des Lebens vermitteln und insbesondere durch ihre grausamen und brutalen Elemente der kindlichen Seele Schaden zufügen können. Dabei berufen sie sich auf die Tatsache, dass „[i]n keiner anderen Erzählgattung so viel geköpft, zerhackt, gehängt, verbrannt oder ertränkt [wird] wie im Märchen“ (Brednich (Hrsg.)/1984; S. 98). Die Vertreter der opponierenden Seite (vgl. Bettelheim/1980 und Röhrich/1964) sind wiederum der Meinung, dass „nichts so fruchtbar und befriedigend wie das Volksmärchen“ (Bettelheim/1980; S. 11) ist und Märchen deshalb eine wichtige Entwicklungshilfe darstellen, die alle Persönlichkeitsebenen des Menschen gleichzeitig ansprechen.

In meiner Arbeit soll dem Leser ein fundiertes Hintergrundwissen über das Thema Märchen vermittelt werden. Hierbei erfährt er mehr über die Bedeutung des Wortes Märchen sowie über seine ursprüngliche Funktion. Anschließend wird das Volksmärchen vom Kunstmärchen abgegrenzt, um abschließend die charakteristischen Merkmale des Volksmärchens herauszuarbeiten.

2. Theorie des Märchens

Im Hauptteil dieser Arbeit soll dem Leser ein fundiertes Hintergrundwissen über das Thema Märchen vermittelt werden.

2.1 Zur Terminologie des Märchens

Etymologisch gesehen handelt es sich bei dem deutschen Terminus „Märchen“ um eine Diminutivform des mittelhochdeutschen Wortes maere, welches die ursprüngliche Bedeutung „Bericht, Kunde, Erzählung“ trägt. Anfänglich bezeichnete dieser Ausdruck somit eine kurze Erzählung, der durch die Anfügung des Suffixes „-chen“ im Spätmittelalter jedoch eine Bedeutungsverschlechterung erfuhr und als Bezeichnung für unwahre und erdachte Erzählungen verwendet wurde (vgl. Lüthi/2004; S. 1). Dieser negative Bedeutungswandel ist sehr gut erkennbar an den negativ behafteten Begriffen lügemeare (Lügenmärchen) oder gensmär (Gänsemärchen), die während dieser Periode entstanden sind.

Erst ab dem 18. Jahrhundert begannen Märchen nach und nach, an Prestige zu gewinnen, da sowohl französisch beeinflusste „Feenmärchen“ als auch Märchen aus „Tausendundeiner Nacht“ zu einer Art Modeerscheinung wurden. Im 19. Jahrhundert schafften es die Gebrüder Grimm (Kinder und Hausmärchen) sowie Bechstein (Deutsches Märchenbuch) durch ihre Märchensammlungen Märchen in einen neuen, positiven Kontext zu stellen und von ihrem negativen Image zu befreien. Heutzutage wird der Begriff Märchen als weitestgehend wertfrei betrachtet und bezeichnet eine bestimmte Erzählgattung. Nicht nur in dem mündlichen Sprachgebrauch sondern auch in der Schriftsprache ist festzustellen, dass sich dieser Begriff durchgesetzt hat (vgl. Lüthi/2004; S. 1).

Abschließend möchte ich nun noch kurz auf den Gattungsbegriff des Märchens eingehen. Die folgenden zwei Definitionen sollen deutlich machen, was unter einem Märchen zu verstehen ist:

„Unter einem Märchen verstehen wir eine mit dichterischer Phantasie entworfene Erzählung besonders aus der Zauberwelt, eine nicht an die Bedingungen des wirklichen Lebens geknüpfte wunderbare Geschichte.“ (Röhrich/1964; S. 1).

[…]

Ende der Leseprobe aus 13 Seiten

Details

Titel
Hintergrundwissen zum Märchen. Charakteristische Merkmale des Volksmärchens
Hochschule
Universität Bielefeld
Note
1.0
Autor
Jahr
2009
Seiten
13
Katalognummer
V318985
ISBN (eBook)
9783668180499
ISBN (Buch)
9783668367883
Dateigröße
401 KB
Sprache
Deutsch
Schlagworte
volksmärchen, funktion, bedeutung, merkmale, märchen
Arbeit zitieren
Ina Böttcher (Autor:in), 2009, Hintergrundwissen zum Märchen. Charakteristische Merkmale des Volksmärchens, München, GRIN Verlag, https://www.grin.com/document/318985

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