Die Helotenproblematik. Hatten die Spartiaten Furcht vor den Heloten?


Hausarbeit, 2014

14 Seiten, Note: 1,0

Lina Glas (Autor:in)


Leseprobe


Inhaltsverzeichnis:

1. Einleitung

2. Quellenkapitel

3. Status der Heloten

4. Behandlung der Heloten

5. Beziehung zwischen Spartanern und Heloten
5.1. Kriegserklärung und Krypteia
5.2. Heerdienst
5.3. Verträge mit Bündnispartnern

6. Fazit

7. Quellenverzeichnis

8. Literaturverzeichnis

1. Einleitung

Die Helotenfurcht gehört zu den Themen, die am meisten kontrovers diskutiert werden, wenn es um die Geschichte Spartas geht. Deswegen verwundert es nicht, dass man kaum Sammelbände und Monographien findet, in welche dieses Problem keinen Einzug gefunden hat. Jedoch stützen sich alle Abhandlungen über diese Thematik auf eine überschaubare Anzahl von historischen Quellen.

Thukydides schrieb, dass der spartanische Staat darauf ausgerichtet war, die Heloten im Zaum zu halten.1 Dies sei vor allem deshalb der Fall gewesen, da die Heloten den Spartiaten zahlenmäßig überlegen waren. Die große Anzahl der Heloten gegenüber den Spartiaten zeigt die Überlieferung Herodots über die Schlacht von Plataiai.2 Auch ging die helotische Bevölkerung im Gegensatz zu der Population der Vollbürger nicht zurück.3 Führte dies dazu, dass die Spartiaten Furcht vor den Heloten hatten oder hatten sie gar keinen Anlass dazu? Waren die Heloten überhaupt ein zwingendes Problem des spartanischen Staates? Gegner der vermeintlichen Helotenfurcht kritisieren, dass zwar der Staat auf die Kontrolle der Heloten ausgerichtet war, diese aber vor allem in wirtschaftlicher Hinsicht wichtig waren.4

Im Folgenden soll deshalb, anhand des Status, der Behandlung durch die Spartiaten und der Beziehung zwischen Spartanern und Heloten geklärt werden, ob man wirklich von einer Helotenfurcht reden kann, oder die Angst nur ein Mythos ist und an singulären Ereignissen, wie dem Helotenaufstand von 464 v. Chr., festgemacht wird.

2. Quellenkapitel

Wenn man die Geschichts Spartas betrachtet, so erscheint es durchaus problematisch, dass es keine Geschichtsschreibung aus Sparta selbst - mit Ausnahme von Xenophon - gibt. Alle anderen schauen von außen auf Sparta. Aus diesem Grund fällt es ihnen schwer die besondere Stellung Spartas und die inneren Vorgänge zu erkennen und zu deuten.

Bei den Überlieferungen durch Herodot ist zu beachten, dass dieser mit Sparta sehr vertraut war. Darüber hinaus schrieb er bevor es zu einer Systematisierung der Chro- nologie kam.5

Betrachtet man Werke von Aristoteles, Platon oder Thukydides, so darf man nicht außer Acht lassen, dass dieses entweder Athener waren oder weitestgehend mit deren Standpunkt sympathisierten. Sie alle erlebten Sparta nur als führende Macht oder unmittelbar nach dem Zusammenbruch. Hier erkennt man deutlich, dass eine große Zeitspanne fehlt.6

Xenophon selbst war Athener, kämpfte jedoch auch für Sparta. Ob er aus diesem Grund aus Athen verbannt wurde, ist unklar. Ihn verbindet jedenfalls mehr mit Sparta als mit Athen. Darüber hinaus wird ihm eine moralisierende Tendenz zugeschrieben.7 Da Plutarch und Pausanias erst im 2. Jh. n. Chr. gelebt haben, können sie sich bei ihrer Geschichtsschreibung nicht auf eigene Erfahrungen, sondern ebenfalls nur auf Quellen berufen. Einige der Quellen, welche von Pausanias verwendet wurden, gelten als zweifelhaft, wie Myron oder Rhianos. Es ist nicht umstritten, dass bei diesen Quellen die Objektivität fehlt. Plutarch dagegen beruht sich in erster Linie auf die Schriften des Aristoteles.8

3. Status der Heloten

Es gibt verschiedene Arten den Stand der Heloten zu beschreiben. Für Plutarch lebten die Heloten unter drückenster Sklaverei.9 Pollux dagegen beschrieb den Stand der Heloten „between free men and slaves“.10 Sie wurden förmlich als unfrei erklärt, genossen allerdings Aspekte des Lebens, die eigentlich freien Menschen und keinen Sklaven zuteil wurden.11 Freie Männer waren sie deshalb, weil nur freien Leuten der Krieg erklärt werden durfte. Auch durften sie eigene Familien gründen und waren somit laut Hume die einzigen griechischen Sklaven, die durch Reproduktion ihre Rasse aufrechterhielten.12 Teilweise war ihnen auch Besitz und Eigentum erlaubt, wie zum Beispiel Boote.13 Cartledge folgert hieraus, dass ihnen, im Vergleich zu anderen griechischen Sklaven, ein gewisser Grad an Freiheit geboten wurde und sie deshalb nach mehr Freiheit strebten.14 Auch Aristoteles berichtet davon, dass sie die gleichen Rechte wie ihre Herren haben wollen, wenn man die Zügel zu locker lässt. Wenn man sie aber zu hart behandelt, wären sie dazu bereit, Aufstände vorzubereiten. Weiter schreibt er, dass die Spartaner wohl nicht die richtige Behandlung gegenüber den Heloten gefunden hätten.15

Sklaven waren sie, da ihnen unter anderem die Pflicht auferlegt wurde, die Äcker für die Spartiaten zu bewirtschaften.16 Deshalb waren sie, wenn man von ihnen als Sklaven spricht, Sklaven im rein ökonomischen Sinne. Die Spartiaten selbst durften, laut eines Gesetztes von Lykurg, keine niederen Arbeiten, wie Landwirtschaft oder Handwerk, verrichten.17 Laut Cartledge arbeiteten die Heloten unter Todesangst auf den Äckern.18 Von dem erwirtschafteten Ertrag mussten sie eine gewisse Abgabe leisten. Plutarch schreibt, dass die Abgabe 70 Scheffel Gerste für den Mann, 12 für die Frau, wobei 1 Scheffel heute ungefähr 75 Litern entspräche, und eine entsprechende Menge flüssiger Früchte beträgt.19 Wer allerdings mehr von seinem Heloten verlangen sollte, müsse mit einer Bestrafung rechnen, damit die Heloten ihren Dienst freiwillig verrichten würden und kein Bürger nach mehr strebt.20 Laut Tyrtaios dagegen mussten die Heloten die Hälfte sämtlicher Früchte abgeben.21 Dies scheint eher der Fall gewesen zu sein, da man auch damals schon mit Missernten rechnen musste und so eine feste Abgabe das Überleben der Heloten bedrohen würde, anstatt es zu sichern.22 Tyrtaios kommt im nächsten Vers auf das Leichenbegräbnis der Könige zu sprechen, an dem die Heloten in schwarzer Kleidung teilnehmen mussten.23 Auch bei anderen Amtspersonen war dies laut Pausanias der Fall.24

Ebenso fügte Lykurg eine gemeinsame Nutzung der Heloten ein, so dass, wenn es notwendig war, ein Spartiat auf die fremden Sklaven zugreifen konnte, genauso wie er fremde Jagdhunde und Pferde nutzen durfte.25 Da die Heloten an ihre Scholle ge- bunden waren, arbeiteten sie in der Regel für einen Spartiaten und dessen Familie.

Allerdings standen sie auch unter der Herrschaft der Gemeinschaft, weil sie nur durch einen offiziellen Beschluss freigelassen werden durften. Athenaios berichtet, dass die Spartaner oft ihre Sklaven in die Freiheit ließen.26 Des Weiteren wurde es untersagt, Heloten zu verkaufen. Was man zunächst vielleicht als Recht der Heloten ansehen könnte, da diese dann auf ihrem Hof mit ihrer Familie bleiben durften, war vielmehr eine Beschränkung der Spartiaten, die anscheinend der Gemeinschaft diente.27 Deshalb sind sie sowohl von Privatsklaven als auch von Staatssklaven zu distanzieren.28

4. Behandlung der Heloten

Schon Aristoteles schrieb, dass nur über die Heloten so viel Zweifel und Streit bestehe, da die einen sie für den Staat nützlich hielten, die anderen dagegen verderblich. Weiter führt er aus, dass sich keiner die Unterscheidung zwischen einem Herren und einem Sklaven gerne gefallen lassen würde. Er rät dazu, Leute von möglichst verschiedenen kulturellen Richtungen zu nehmen, nicht wie es in Sparta der Fall war, denn dort sprachen alle die gleiche Sprache. Sein zweiter Rat besagt, dass Sklaven richtig behandelt werden müssen. Sowohl zu Gunsten des Herren, aber auch zu Gunsten des Sklaven. Allerdings müsse man sie körperlich züchtigen, wenn sie es verdienten.29 Athenaios spricht hier sogar von festgesetzten Schlägen, die die Heloten jährlich ertragen mussten, auch wenn kein Unrecht vorlag. Der Zweck bestand darin, dass sie nicht vergessen, dass sie Sklaven sind.30 Auch mussten sie noch andere Dinge über sich ergehen lassen, wie eine Kappe aus Hundsleder tragen31 oder sich betrinken, um anschließend den jungen Spartiaten in den Trinkgesellschaften zu zeigen, was Trunkenheit ist.32

[...]


1 Thukydides 4, 80.; vgl. Cartledge, 2003, S. 20; Oliva, 1986, S. 320.

2 Herodot, Historien 9, 28; vgl. Welwei, 1998, S. 102.

3 Vgl. Welwei, 1998, S. 103.

4 Vgl. Whitby, 1994, S. 110.

5 Vgl. Starr, 1986, S. 274.

6 Vgl. Starr, 1986, S. 270.

7 Xenophon (aus: Der Neue Pauly)

8 Vgl. Starr, 1986, S. 267f.

9 Plutarch, Lykurg, 28.

10 Pollux, Onomastikon 3, 83.

11 Vgl. Cartledge, 1979, S. 161.

12 Vgl. Cartledge, 1979, S. 163.

13 Vgl. Cartledge, 1979, S. 177.

14 Vgl. Cartledge, 1979, S. 177.

15 Aristoteles, Politik 2, 9.

16 Plutarch, Lykurg, 24; Instituta Laconia, mor. 223A; mor. 239D.

17 Vgl. Link, 1994, S. 1.

18 Vgl. Cartledge, 1979, S. 162.

19 Plutarch, Lykurg, 8.

20 Vgl. Link, 1994, S. 1.

21 Tyrtaios, 5, s. auch: Pausanias, Periegesis 4, 14; Aelian, Variae 6,1.

22 Vgl. Link, 1994, S. 2.

23 Tyrtaios, 5; Herodot, Historien 6, 58; Pausanias, Periegesis 4, 14.

24 Pausanias, Periegesis 4, 14.

25 Xenophon, Lakedaimonion politeia, 6; Plutarch, Institutia Laconia, mor. 238E.

26 Athenaios, Deipnosophistai 6, 101-102 271b-272b.

27 Vgl. Link, 1994, S. 6.

28 Vgl. Welwei, 1998, S. 104.

29 Platon, Nomoi 776c-778a.

30 Athenaios, Deipnosophistai 14, 74 657c-e; vgl. Link, 1994, S. 9.

31 Athenaios, Deipnosophistai 14, 74 657c-e.

32 Plutarch, Demosthenes 1.

Ende der Leseprobe aus 14 Seiten

Details

Titel
Die Helotenproblematik. Hatten die Spartiaten Furcht vor den Heloten?
Hochschule
Friedrich-Schiller-Universität Jena  (Historisches Institut)
Veranstaltung
Sparta
Note
1,0
Autor
Jahr
2014
Seiten
14
Katalognummer
V318953
ISBN (eBook)
9783668180949
ISBN (Buch)
9783668180956
Dateigröße
453 KB
Sprache
Deutsch
Schlagworte
helotenproblematik, hatten, spartiaten, furcht, heloten
Arbeit zitieren
Lina Glas (Autor:in), 2014, Die Helotenproblematik. Hatten die Spartiaten Furcht vor den Heloten?, München, GRIN Verlag, https://www.grin.com/document/318953

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