Sollten Christen, nach Ihren Schriften, Vegetarier oder sogar Veganer sein?


Hausarbeit, 2015

17 Seiten, Note: 1,3


Leseprobe


Inhaltsverzeichnis

1. Einleitung

2. Tiere in der Bibel
2.1 Unterschied zwischen den Tieren
2.2 Verhältnis zwischen Mensch, Tier und Gott

3. Behandlung der Tiere in der Bibel
3.1. Tierrechte
3.2 Tieropfer
3.3 „Gebrauch“ von Tieren
3.4 Friede zwischen Mensch und Tier

Fazit

Literaturverzeichnis

1. Einleitung

Wie nie zuvor in der Geschichte der Menschheit ist die vegetarische bzw. vegane Lebensweise ein so diskussionsreiches Thema gewesen. Ihre Anfänge gehen zwar bis vor die Antike zurück, jedoch erst seit Ende des 19. Jahrhunderts lässt sich dem Vegetarismus eine nennenswerte Bedeutung zuschreiben. Erste Vereine und Organisationen der Vegetarismus-Bewegung wurden gegründet. Seitdem erreicht diese Thematik immer mehr Menschen aus aller Welt, wie auch bei uns in Deutschland.

Laut dem Bundesernährungsministerium lässt sich seit 2007 bis heute eine verdoppelte Zahl von Menschen, die sich für den Vegetarismus entschieden haben, feststellen.

Bisher sind es zwei Prozent der Menschen in Deutschland die komplett auf Fleisch verzichten, es werden jedoch immer mehr (vgl. BMEL 2014: 101). Hinzu kommen des Weiteren die Menschen, die zwar Fisch essen, aber Fleisch vermeiden.

Folglich steigen daher auch die vegetarischen Gerichte in Restaurants, vegetarische und vegane Kochbücher werden angeboten und Supermärkte, welche vegetarische und sogar vegane Produkte anbieten, machen auf. Der vegetarische Lebensstil scheint absolut im „Trend“ zu sein.

Die ausschlaggebendsten Gründe für die Entscheidung zum Vegetarismus bzw. Veganismus sind meist ethische, gesundheitliche und ökologische. Gerade durch die etlichen Skandale, die in den letzten Jahren aufgedeckt wurden, fangen immer mehr Menschen an, den Fleischkonsum zu hinterfragen und zu kritisieren. Grausame Massentierhaltung und gequälte Tiere jeder Art lösen bei der Bevölkerung großes Mitleid für die Tiere aus. Skandale wie Gammelfleisch oder falsch deklarierte Lebensmittel verringern die Lust auf Fleisch enorm. Auch der gesundheitliche Aspekt spielt eine Rolle: Antibiotika-Einsatz in der Tierhaltung etc. schrecken verstärkend ab. Das ebenfalls größer werdende Umweltbewusstsein der Menschen hängt mit der Entscheidung zum Vegetarismus zusammen; Faktoren wie die Überfischung von Meeren bis zur Umweltverschmutzung durch Massentierhaltung regen zum Nachdenken an.

Die Entscheidung, auf Fleisch zu verzichten, wird aber kaum aufgrund religiöser Aspekte begründet. Im Gegenteil werden einige Religionen sogar dazu genutzt, den eigenen Fleischkonsum zu legitimieren. In der Bibel zum Beispiel, würde man ja auch Fleisch und Fisch verzehren, sodass es aus religiöser Sicht hier keinen Anlass gäbe, darauf zu verzichten.

Angesichts dessen geht diese Arbeit der Frage nach, ob gläubige Christen, ihrer Bibel nach, Vegetarier sein müssten und somit auf Fleischprodukte verzichten sollten.

Zu Beginn werden erst mal die Tiere in der Bibel betrachtet, um herauszufinden, ob es Unterschiede zwischen verschiedenen Tierarten gibt, womit man im Laufe der Analyse eine eventuell unterschiedliche Behandlung der Tiere erklären kann. Daraufhin werden das Verhältnis und die Hierarchie zwischen Mensch und Tier genauer betrachtet, um die fundamentale Frage zu beantworten, wer allgemein über wem steht und herrscht und worin genau sich überhaupt der Mensch und das Tier unterscheiden. Auch wichtig ist zu analysieren, wie Gott die Tiere behandelt und in welchem Verhältnis er zu den Tieren steht.

Erst nachdem der Unterschied klar gemacht wurde, kann die Behandlung der Tiere in der Bibel ab Kapitel 3. genauer betrachtet und erklärt werden. Hier werden allgemeine Tierrechte, welche in der Bibel zu finden sind, aufgezeigt, um aus ihnen die Frage beantworten zu können, wie die Tiere zu behandeln sind und damit auch die Frage zu klären, ob Christen Vegetarier sein müssten. Dann wird das Thema der Tieropfer zu der Fragestellung, ob der Fleischkonsum durch biblische Opfertiere zu rechtfertigen ist, betrachtet. Nachdem der allgemeine „Gebrauch“ von Tieren durch Menschen zusammengefasst wird, wird die Frage nach einem echten Friede zwischen Mensch und Tier beantwortet.

Dabei stellt sich heraus, dass in der Bibel kein konkretes Verbot für den Fleisch- oder Fischverzehr zu finden ist, man jedoch aus den Gesetzen und Tierrechten davon ausgehen kann, dass die fleischlose Ernährung ein Ideal in der biblischen Vorstellung ist.

2. Tiere in der Bibel

2.1 Unterschied zwischen den Tieren

Biblische Schriften kannten, begründet von Carl von Linné, keine zoologische Systematik. Die rund 130 Tierarten der Bibel wurden vereinfacht in ihre Lebensräume eingeteilt. Betrachten wir ein Auszug des Alten Testaments, indem die Lebensräume zu finden sind:

„Dann sprach Gott: Das Wasser wimmle von lebendigen Wesen und Vögel sollen über dem Land am Himmelsgewölbe dahinfliegen. Gott schuf alle Arten von großen Seetieren und anderen Lebewesen, von denen das Wasser wimmelt, und alle Arten von gefiederten Vögeln. Gott sah, dass es gut war. Gott segnete sie und sprach: Seid fruchtbar und vermehrt euch und bevölkert das Wasser im Meer und die Vögel sollen sich auf dem Land vermehren. Dann sprach Gott: Das Land bringe alle Arten von lebendigen Wesen hervor, von Vieh, von Kriechtieren und von Tieren des Feldes. So geschah es. Gott machte alle Arten von Tieren des Feldes, alle Arten von Vieh und alle Arten von Kriechtieren auf dem Erdboden. Gott sah, dass es gut war.“ (1. Mose 1,20-22; 24-25).

Nach diesem Zitat lassen sich erstmals die Lebensräume Luft, Wasser und Erde feststellen. Die Arten des Wasser werden hier nochmals in zwei Untergruppen geordnet: große und kleine Wassertiere. Zu den Tieren der Luft zählen in der Bibel jegliche Tiere, die fliegen können. Bei den Landtieren gibt es noch die Gruppe der Kriechtiere, die unterschieden werden kann (vgl. Schroer 2010).

Des Weiteren sollte unterschieden werden welche Tiere „unrein und rein“ (3. Mose 11,47) sind. Bereits hier stoßen wir auf eine vorläufige Beantwortung der Leitfrage der Arbeit, ob Christen Vegetarier sein sollten: Denn im Alten Testament gelten „reine Tiere“ als essbar und „unreine“ als nicht zum Verzehr geeignet: „So soll man das Unreine und das Reine unterscheiden, die Tiere, die man essen darf, und jene, die man nicht essen darf.“ (3. Mose 11,47). Das würde bedeuten, Christen müssten nach dem Alten Testament keine Vegetarier sein, da ihnen klar vorgegeben ist, welche Tiere sie essen dürften und welche nicht. Zu klären bleibt jedoch noch, ob dieses Speisegesetz für alle Zeit galt bzw. gilt, oder es bestimmte Gründe dafür gab.

Es ist genau festgelegt welche Tiere zu den „unreinen“ und den „reinen“ zählen. Vereinfacht gesagt gelten alle Tiere als unrein, welche sich den oben genannten Lebensräumen Luft, Wasser und Erde nicht eindeutig zuordnen lassen.

Die Reinheitskriterien für die Tiere des Landes sind gespaltene Klauen und die Fähigkeit zum Wiederkäuen:

„Sagt den Israeliten: Das sind die Tiere, die ihr von allem Vieh auf der Erde essen dürft: Alle Tiere, die gespaltene Klauen haben , Paarzeher sind und wiederkäuen, dürft ihr essen. Jedoch dürft ihr von den Tieren, die wiederkäuen oder gespaltene Klauen haben, Folgende nicht essen: Ihr sollt für unrein halten das Kamel, weil es zwar wiederkäut, aber keine gespaltenen Klauen hat; […].Ihr dürft von ihrem Fleisch nicht essen und ihr Aas nicht berühren; ihr sollt sie für unrein halten.“ (3. Mose 11, 2-4; 8).

Ein Tier muss also beiden Reinheitskriterien entsprechen, um als rein zu gelten. In heutiger Zeit würden zum Beispiel das Schwein und das Kamel als unrein gelten, wobei eine Giraffe die alttestamentarischen Reinheitskriterien erfüllen würde und somit als zum Verzehr geeignet angesehen werden würde. Auch für die Tiere im Lebensraum Wasser gelten besondere Kriterien: Die Tiere, die keine Flossen oder Schuppen besitzen, werden als unrein bezeichnet.

„Von allen Tieren, die im Wasser leben, dürft ihr essen; alle Tiere mit Flossen und Schuppen, die im Wasser, in Meeren und Flüssen leben, dürft ihr essen. Aber alles, was in Meeren oder Flüssen lebt, alles Kleingetier des Wassers und alle Lebewesen, die im Wasser leben und keine Flossen oder Schuppen haben, seien euch abscheulich. Ihr sollt sie als abscheulich ansehen; von ihrem Fleisch dürft ihr nicht essen und ihr Aas sollt ihr verabscheuen. Alles, was ohne Flossen oder Schuppen im Wasser lebt, haltet für abscheulich!“ (3. Mose 11, 9-12).

Zwei Füße und Flügel muss ein Tier der Lüfte besitzen, um als rein zu gelten:

„Unter den Vögeln sollt ihr Folgende verabscheuen - man darf sie nicht essen, sie sind abscheulich: Aasgeier, Schwarzgeier, Bartgeier, Milan, die verschiedenen Bussardarten, alle Arten des Raben ,Adlereule, Kurzohreule, Langohreule und die verschiedenen Falkenarten, Kauz, Fischeule, Bienenfresser, Weißeule, Kleineule, Fischadler, den Storch, die verschiedenen Reiherarten, Wiedehopf und Fledermaus. Alle Kleintiere mit Flügeln und vier Füßen seien euch abscheulich. Von diesen Kleintieren mit Flügeln und vier Füßen dürft ihr aber jene essen, die Springbeine haben, um damit auf dem Boden zu hüpfen.“ (3. Mose 11, 13-21).

Im Neuen Testament jedoch, wird die Unterscheidung zwischen rein und unrein scheinbar aufgehoben: „Nichts, was von außen in den Menschen hineinkommt, kann ihn unrein machen, sondern was aus dem Menschen herauskommt das macht ihn unrein.“ (Markus 7,15). Allgemein haben bestimme Tiere im Neuen Testament eher einen symbolischen Charakter, wie zum Beispiel die Klugheit der Schlange: „Seht, ich sende euch wie Schafe mitten unter die Wölfe; seid daher klug wie die Schlangen und arglos wie die Tauben! “ (Matthäus 10,16).

2.2 Verhältnis zwischen Mensch, Tier und Gott

Schon in der Schöpfungsgeschichte ist die starke Bindung zwischen Mensch und Tier zu erkennen, da beide am selben Tag durch Gottes „Odem des Lebens“ (vgl. Der Psalter 104,29) erschaffen wurden. Hier ist jedoch auch bereits der erste fundamentale Unterschied zu erkennen: Gott schuf den Menschen in einer Art, die ihm selbst ähnelt:

„Dann sprach Gott: Lasst uns Menschen machen als unser Abbild, uns ähnlich. Sie sollen herrschen über die Fische des Meeres, über die Vögel des Himmels, über das Vieh, über die ganze Erde und über alle Kriechtiere auf dem Land. Gott schuf also den Menschen als sein Abbild; als Abbild Gottes schuf er ihn. Als Mann und Frau schuf er sie. Gott segnete sie und Gott sprach zu ihnen: Seid fruchtbar und vermehrt euch, bevölkert die Erde, unterwerft sie euch und herrscht über die Fische des Meeres, über die Vögel des Himmels und über alle Tiere, die sich auf dem Land regen.“ (1. Mose 1,26-28).

Die Tiere wurden nicht nach Gottes Abbild geschaffen und das deutet auf einen klaren Unterschied hin: Der Mensch wurde von Anfang an mit geistigen Fähigkeiten ausgestattet, welche die Tiere nicht besitzen. Die Menschen sollen des Weiteren über die gesamte Tierwelt herrschen, was auf eine deutliche Überlegenheit der Menschen zum Tier schließen lässt. Allerdings durfte der Mensch nicht eigens über die Tiere herrschen, wie er wollte, sondern musste darauf Acht geben, was der Wille Gottes war. Der Mensch war zum Beispiel nur ermächtigt, den Tieren Namen zu geben, weil Gott die Tiere zu ihm brachte, „um zu sehen, wie er sie benennen würde“ (1. Mose 2,19). Der Akt der Namensgebung zeugt aber auch von besonderer Nähe, Fürsorge und Aufmerksamkeit gegenüber den Tieren. Gott wollte also, dass sich die Menschen um die Tierwelt kümmert bzw. sich um sie sorgt.

Weiterhin in der Schöpfungsgeschichte, gleich nach dem Erschaffen von Erde, Mensch und Tier, wird über die Ernährung geschrieben:

„Dann sprach Gott: Hiermit übergebe ich euch alle Pflanzen auf der ganzen Erde, die Samen tragen, und alle Bäume mit samenhaltigen Früchten. Euch sollen sie zur Nahrung dienen. Allen Tieren des Feldes, allen Vögeln des Himmels und allem, was sich auf der Erde regt, was Lebensatem in sich hat, gebe ich alle grünen Pflanzen zur Nahrung. So geschah es.“ (1. Mose 1,29-30).

Hier werden den Menschen wie auch den Tieren zweifellos nur die Pflanzen zur Nahrung gegeben, über den Verzehr von Fleisch ist keine Rede. In diesem idealen Bildnis also, ernähren sich die Menschen nicht von den Tieren, sie sollen also Vegetarier sein.

Es ist an dieser Stelle, im Hinblick auf die Fragestellung, festzuhalten, dass in der paradiesischen Vorstellung Gottes Fleischnahrung keinen Platz zu haben scheint.

[...]

Ende der Leseprobe aus 17 Seiten

Details

Titel
Sollten Christen, nach Ihren Schriften, Vegetarier oder sogar Veganer sein?
Hochschule
Universität Duisburg-Essen  (Soziologie)
Veranstaltung
Soziologie der Mensch-Tier-Verhältnisse
Note
1,3
Autor
Jahr
2015
Seiten
17
Katalognummer
V318699
ISBN (eBook)
9783668178724
ISBN (Buch)
9783668178731
Dateigröße
432 KB
Sprache
Deutsch
Schlagworte
Tiere, Religion, Vegetarismus, Veganismus, Vegetarier, Veganer, Bibel
Arbeit zitieren
Lisa Halfar (Autor:in), 2015, Sollten Christen, nach Ihren Schriften, Vegetarier oder sogar Veganer sein?, München, GRIN Verlag, https://www.grin.com/document/318699

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