Der Anfang der Endlosigkeit. Eine Analyse der Pilotfolge von Breaking Bad


Seminararbeit, 2015

22 Seiten


Leseprobe


Inhaltsverzeichnis

1 Einführung: Quality TV und die neue Komplexität ... 1

2 Hauptteil ... 3
2.1 Allgemeine Information zur Serie ... 3
2.2 Aufbau und Funktionalität der Pilotfolge von Breaking Bad ... 4
2.2.1 Pretitle Sequence ... 4
2.2.2 Titelsequenz ... 6
2.2.3 Mittelteil ... 8
2.2.4 Schlusssequenz ... 9

3 Serienanfänge als Etablierung von Eigenheiten ... 11

4 Anhang ... I
4.1 Abbildungen ... I
4.2 Literaturverzeichnis ... VIII

Im Folgenden wird meist das generische Femininum verwendet, die Formu­lierungen beziehen sich jedoch ausdrücklich auf Personen aller Geschlechter.

1 Einführung: Quality TV und die neue Komple­xität

Die US-amerikanische Filmindustrie hat eine neue Kunstform etabliert: Die Pro­duktion von Serien, die aufgrund ihrer visuellen und thematischen Ausgereift­heit und Komplexitat dem Quality TV-Bereich zugeordnet werden können.1 Die Standards der Serien im Fernsehen haben in den letzen Jahren deutlich zugenom­men. Dies lässt sich an Werken wie Lost, Game of Thrones, True Detective oder auch Breaking Bad feststellen. Die medienwissenschaftliche Diskus­sion widmet sich deshalb nicht mehr nur Büchern, Musik oder Filmen, sondern auch Serien. Gerade das Abzielen auf Realismus - ob wissenschaftlich fundiert oder fingiert - kombiniert mit einer extremen visuellen, strukturellen und inhaltli­chen Komplexitat macht das neue Quality TV so interessant für die Zuschauer und die Wissenschaft. So werden die Serien nicht nur offensichtlich im Fach der Me­dienwissenschaft, sondern auch in den naturwissenschaftlichen Disziplinen wie Medizin oder Chemie diskutiert und auf ihre Plausibilitat hin untersucht.2

Auch der Aufbau der „Quality-Serien“ unterscheidet sich von den klassi­schen Vorgängern. So vollzog sich ab den 1980er Jahren3 ein Wandel von der Episodenserie, auch „Series“, hin zur Fortsetzungsserie, auch „Serial“ genannt.4 Die Wiederholung der immer gleichen Ausgangssituation und die Abgeschlossen­heit der Handlung in jeder Folge, wie sie heute vor allem durch Zeichentrickserien wie Die Simpsons oder Family Guy popular sind, wurde durch eine neue Zeit­lichkeit abgelost. So erstreckt sich in Serials eine Geschichte, die uber mehrere Episoden oder sogar Staffeln hinweg erzählt wird. Dabei werden oft Cliffhanger eingesetzt, um die Spannung einer Konfliktsituation zwischen Episoden aufrecht zu erhalten und die Zuschauer so an die Serie zu binden. Der Plot, der sich uber die komplette Serie erstreckt, ist oft von einer Vielzahl von Nebenhandlungen durchzogen, die nach dem Lösen eines Problems schon in die nächste Katastro­phe leiten. Nach Ruchatz definiert sich das Serial, indem es „Handlungsstränge vorwiegend so anlegt, dass ihr Abschluss folgenübergreifend aufgeschoben wird und jedes Ende nur den Ausgangspunkt fur weitere Handlungen abgibt. Typischer­weise wird einer der parallelen Handlungsbögen am Folgenende abgebrochen, um die Spannung der Zuschauer auf die Fortsetzung zu steigern.“5

Aufgrund dieser neuen Komplexität hat sich auch die Rezeptionsweise des Publikums gewandelt. Der Konsum von Quality TV ähnelt nun eher dem des Ki­nofilms, eine durchgehende physische und mentale Anwesenheit sind notwendi­ger Bestandteil, um die Inhalte der Serien nachvollziehen zu können. Schabacher schreibt dazu: „Die erfolgreichen US-Serien zeichnen sich dabei nicht nur durch multiples Genre-Crossing, sondern vor allem durch komplexe Narrative aus, die dem Publikum ein hoßes Maß an Aufmerksamkeit abverlangen und damit dem Produkt kulturelles Prestige sichern“6

Die Serie Breaking Bad, bei der ich im Folgenden vor allem die Pilotfol­ge betrachten mochte, ist eine solche Fortsetzungsserie. Dies wird nicht zuletzt durch die Länge einer einzelnen Folge mit ca. 50 Minuten und ihrer hohen nar­rativen Komplexität verdeutlicht. „Fur die Serie als Ganze [sic!] übernimmt eben diese Aufgabe der Pilot, der der Serie den Startschuss gibt, einerseits im Sinne einer ökonomischen Entscheidung der Produzenten, als ,sample episode of a pro­posed television show, which may be chosen by networks for the following fall’s schedule‘, andererseits als erste Episode der ersten Staffel, die der gesamten Serie als Exposition dient.“7

Im Folgenden möchte ich deshalb die erste Folge von Breaking Bad mit dem Titel „Der Einstieg“ - im Originalen „Pilot“ - befassen. Hierbei möchte ich weniger auf den narrativen Inhalt - ich werde diesen nur kurz behandeln - son­dern auf den strukturellen Aufbau eingehen. Teilweise setze ich die Kenntnis über Inhalte der Pilotfolge voraus, da die vollständige Behandlung des Geschehens den Rahmen dieser Arbeit sprengen würde. Im Fokus soll der Vorspann, die auf die­sen bezogene Schlusssequenz und das Intro stehen. Hierbei sollen vor allem die Funktionen, die die einzelnen Elemente in der Pilotfolge für das Ereignis des Se­rienanfangs übernehmen, untersucht werden.

2 Hauptteil

2.1 Allgemeine Information zur Serie

Am 20. Januar 2008 wurde die erste Folge von Breaking Bad, produziert vom amerikanischen Fernsehsender AMC,8 ausgestrahlt. Sie bewegt sich zwischen Drama, Thriller und Krimi, beinhaltet aber humoristische Elemente, was wieder­um ein weiteres Argument für ihre Einordnung in das Quality TV darstellt.9 Sie umfasst 5 Staffeln mit zwischen sieben und 13 Episoden, wobei die letzte Staf­fel in zwei Teile gespalten wurde. Inhaltlich befasst sich die Serie mit dem Le­bensweg des Chemielehrers Walter White nach seiner Krebsdiagnose. Um seine Krankenhausrechnung zu bezahlen, beginnt er mit einem ehemaligen Schüler und Drogenkoch Jessie Pinkman Crystal Meth herzustellen und zu verkaufen.

Im Verlauf der Geschichte entwickelt sich der Protagonist zum Mörder und gefürchteten Drogenboss. Der körperliche Verfall von Walther White aufgrund seiner Krebserkrankung lässt immer wieder auf den Verfall seiner Moral schlie­ßen. Er bewegt sich nicht in einer ständigen Abwärtsspirale, sondern verhält sich zwischen gesellschaftlich verwerflichem Agieren moralisch „gut“ und für die Zu­schauerin sympathisch. Es wird somit eine Figur von einem Antihelden ins Le­ben gerufen, der sich im ständigen Wechsel zwischen Sympathie und Ablehnung der Gesellschaft innerhalb der Serie und der Rezipientinnen befindet. Vor allem im neueren Hollywood-Kino hat sich die „Unreinheit“ und die daraus folgende Menschlichkeit eines Charakters etabliert. Die Zuschauerinnen sollen sich mit den Helden identifizieren können, somit darf die Figur nicht moralisch makellos sein.

Auch soll ein Mitfühlen mit Antagonistinnen erzeugt werden, um die Irrationalität ihres Handelns rational nachvollziehbar zu machen.

Walter White entspricht somit einer Figur, die die Waage zwischen Gut und Bose verdeutlicht und einen großen Teil der medialen und gesellschaftlichen Fas­zination fur Breaking Bad erklärt.10

2.2 Aufbau und Funktionalität der Pilotfolge von Breaking Bad

2.2.1 Pretitle Sequence

Die Pretitle Sequence11 behandelt den eigentlichen Schluss der ersten Folge, nach dem Mord an den beiden Meth-Dealern „Krazy-8“ und „Emilio“. Der Unfall des Wohnmobils, aufgrund der beschlagenen Atemschutzmaske, das Erklingen der Si­renen, das Filmen von Walter Whites Erklärung an seine Familie und das Zielen mit einer Pistole auf die vermeintliche Polizei werden dargestellt. Es wird hierbei nicht erklärt wie es zu dieser prekären Situation gekommen ist und somit ergeben sich mehrere Fragen: Unter anderem weshalb zu Beginn eine Hose vom Himmel fällt, warum der Protagonist nur spärlich bekleidet ist, warum er und sein Beifah­rer Gasmasken tragen und weshalb zwei offenbar bewusstlose Männer im hinteren Teil des Wagens, zwischen Flüssigkeit, Glasscherben und Laborutensilien liegen.

Die Pretitle Sequence wird mit Bildern, die das Motiv Wüste referenzieren12, und einem musikalischem Thema, begonnen, mit deren Hilfe auch in die Schluss­sequenz geleitet wird.

Durch Whites Videobotschaft werden nur der vollstandige Name und die Adres­se des Protagonisten vermittelt, Dinge, die den Zuschauerinnen in erster Linie nicht sehr wichtig erscheinen. Diese Nachricht an seine Familie baut Spannung und Neugierde beim Rezipienten auf. Die raumzeitliche Unbestimmtheit lässt sich haufig in den Pretitle Sequences der gesamten Serie Breaking Bad wie­derfinden.

[...]


1 zur Definition von Quality TV vgl. Thompson 2007.

2 vgl. z.B. Salthammer und Harnisch 2014.

3 Blanchet 2010, S. 37.

4 vgl. Ruchatz 2012.

5 Ruchatz 2012, S. 81.

6 Schabacher 2009, S. 101.

7 Lehmann 2010, S. 78.

8 AMC 2015.

9 vgl. Schabacher 2009, S. 101.

10 Beispiele hierfur sind Fanpages, wissenschaftliche Abhandlung und die enorme Anzahl an Memes, Fanfictions und Merchandise.

11 “Gilligan 2008-2013, Episode „Pilot“ Min. 00:00:00 - 00:03:39.

12 vgl. Abbildung 1, Abbildung 2, Abbildung 9.

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Details

Titel
Der Anfang der Endlosigkeit. Eine Analyse der Pilotfolge von Breaking Bad
Hochschule
Friedrich-Alexander-Universität Erlangen-Nürnberg
Autor
Jahr
2015
Seiten
22
Katalognummer
V318319
ISBN (eBook)
9783668174900
ISBN (Buch)
9783668174917
Dateigröße
6148 KB
Sprache
Deutsch
Schlagworte
Serie, Breaking Bad, Quality TV
Arbeit zitieren
Teresa Dehling (Autor:in), 2015, Der Anfang der Endlosigkeit. Eine Analyse der Pilotfolge von Breaking Bad, München, GRIN Verlag, https://www.grin.com/document/318319

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