Die Entwicklungspsychologie des Alters und Intelligenzentwicklung


Hausarbeit, 2011

13 Seiten, Note: 1.3


Leseprobe


Inhaltsverzeichnis

Vorwort

1. Drei Grundannahmen hinsichtlich der Entwicklung eines Menschen
1.1 Erste Annahme: Die Vorteile der evolutionären Selektion werden im Lebensverlauf geringer
1.2 Zweite Annahme: Mit dem Lebensalter steigt der Bedarf an Kultur
1.3 Dritte Annahme: Im Lebensverlauf und vor allem im Alter nimmt die Effektivität (Wirkungskraft) der Kultur ab.

2. Zwei-Komponentenmodell der Kognition
2.1 Mechanik
2.2 Pragmatik
2.3 Entwicklung der kognitiven Intelligenz über die Lebensspanne
2.4 Verzahnung zwischen Mechanik und Pragmatik

3. Veränderung bestimmter Grundparameter des kognitiven Systems
3.1 Geschwindigkeit
3.2 Das Arbeitsgedächtnis
3.3 Revidieren des Gedächtnisses

4. Die Rolle der Sensorik

5. Weisheit
5.1. Definition und Berliner Weisheitsparadigma
5.2. Ergebnisse der Studie
5.3 Warum also keine Zunahme der Weisheit im höheren Alter?
5.4 Warum werden 25-Jährige nur selten als weise wahrgenommen?
5.4.1 Emotionsregulation
5.4.2 Prioritäten
5.4.3 Weisheitsbegriff
5.4.4 Weisheit und Alter

6. Zusammenfassung

Quellenverzeichis

Vorwort

Die Entwicklungspsychologie befasst sich mit der Entwicklung und Veränderung im Erleben und Verhalten eines Menschen während des ganzen Lebens und reicht von der vorgeburtlichen Entwicklung bis ins hohe Alter. Ich beschäftige mich in der vorliegenden Arbeit mit dem Lebensabschnitt des Alters und den darin stattfindenden kognitiven Veränderungen, speziell denen der Intelligenz. Ich betrachte das „späte mittlere Alter“ (50 bis 65 Jahre) sowie den Bereich des „Alters“ (65 – 80 Jahre), (Martin, 2007).

Das generalisierte Altersbild, welches die allgemeine Einstellung der Gesellschaft gegenüber älteren Menschen wiedergibt, wird in der Forschung als vorwiegend negativ gekennzeichnet. Es herrschen negative Beschreibungen bzgl. eines ‚psycho-physischen Abbaus und Verlustes‘ bei älteren Menschen vor. Der Ältere erscheint häufiger als krank, behindert, müde, sexuell desinteressiert, in seinen Denkabläufen gehemmt, vergesslich, unorientiert, rigide, isoliert und unproduktiv. (Müller, 1988). Außen vorgelassen wie genau diese Stereotype über das Alter entstehen, prüfen wir, wie negativ die Entwicklung wirklich getönt ist oder ob mehr kognitives Potential in älteren Menschen steckt als gemein hin angenommen.

1. Drei Grundannahmen hinsichtlich der Entwicklung eines Menschen

Paul B. Baltes und Ursula Staudinger haben 3 Grundannahmen hinsichtlich der Entwicklung eines Menschen entwickelt (Staudinger 2007):

1.1 Erste Annahme: Die Vorteile der evolutionären Selektion werden im Lebensverlauf geringer

Die erste Grundannahme besagt, dass die durch die biologische Evolution entstandenen Selektionsvorteile einen negativen Zusammenhang mit dem Lebensalter aufweisen. Daraus folge, dass das menschliche Genom mit zunehmendem Alter mehr dysfunktionale genetische Expressionen sowie mehr dysfunktionale genetische Epiphänomene enthält als in jüngeren Jahren.

Im Zuge der evolutionären Selektion findet folglich ein körperlicher und funktionaler Abbau beim Menschen in zunehmendem Alter statt.

1.2 Zweite Annahme: Mit dem Lebensalter steigt der Bedarf an Kultur

Die kulturelle Entwicklung müsse darauf angelegt sein, die biologischen Abbauprozesse zu kompensieren, wenn positive Entwicklung bis ins hohe Alter möglich sein soll. Hat der Bedarf an unterstützenden kulturellen Leistungen für den Erhalt der Funktionalität von der Kindheit bis zum Erwachsenenalter zunächst abgenommen, so wird er im Alter wieder größer.

Kultur meint in diesem Zusammenhang psychologische, sozial-interaktive, materielle, technologische, institutionelle und symbolische (Wissen) Ressourcen. Die gesellschaftlichen, kulturellen und medizinisch-technischen Fortschritte tragen folglich zu einer immer höheren Lebenserwartung bei.

1.3 Dritte Annahme: Im Lebensverlauf und vor allem im Alter nimmt die Effektivität (Wirkungskraft) der Kultur ab.

Der Mensch als Mängelwesen von Geburt an, brauche ständig kulturelle Unterstützung um zu überleben. Mit Zunehmendem Alter sei, vor allem aufgrund der biologischen Abbauprozesse, die Effektivität psychologischer, sozialer, materieller und technischer Interventionen reduziert.

Dieses Grundmodell erklärt grob den menschlichen Abbauprozess und verweist auf kulturelle Hilfen, um etwaige Verluste bis zu einem gewissen Grad zu kompensieren. Ich beschäftige mich nun auf dieser Grundlage mit der kognitiven Entwicklung, speziell mit der Intelligenzentwicklung im Alter.

2. Zwei-Komponentenmodell der Kognition

Baltes und Staudinger unterscheiden zwei Formen der Intelligenz: Die Mechanik (fluide Intelligenz) und Pragmatik (kristallisierte Intelligenz), (Baltes, Lindenberger, & Staudinger, 1995), (vgl. auch Raymon Cattell und John Horn, 1965).

2.1 Mechanik

Die Mechanik der Intelligenz ist primär genetisch angelegt und bezeichnet das neurophysiologische Grundsystem des Gehirns. Ihre Leistungsfähigkeit äußert sich beispielsweise in der Geschwindigkeit und Präzision, mit der grundlegende Prozesse der Informationsverarbeitung ablaufen, und in basalen Wahrnehmungsfunktionen ebenso wie elementaren Prozessen des Unterscheidens, Vergleichens und Klassifizierens (Baltes, Lindenberger, & Staudinger, 1995). Mit der Mechanik der Intelligenz werden also Leistungen wie Abstraktionsvermögen, schlussfolgerndes Denken und Umstellungsfähigkeit bezeichnet, Leistungsbereiche, die den Menschen erst die Lage versetzen, neue Kulturtechniken und -kenntnisse zu erwerben und / oder bereits vorhandene Wissens- und Fähigkeitsstrukturen aufzuarbeiten und ggf. umzustrukturieren (Greuß, 1988).

2.2 Pragmatik

Der Begriff der Pragmatik (bzw. kristallisierte Intelligenz) bedeutet folglich die in einer Gesellschaft im Laufe ihrer geschichtlichen Entwicklung hervorgebrachten Kenntnisse, Fähigkeiten und Fertigkeiten, d. h. die im Laufe der Zeit geronnenen, eben „kristallisierten“ Kulturtechniken und –inhalte (Greuß, 1988). Die kognitive Pragmatik repräsentiert also den inhaltlich fundierten, kulturell bestimmten Aspekt der Intelligenz. In ihr zeigt sich, was Kulturen an tradiertem Wissen bereithalten und was ein Mensch davon im Laufe seiner Individualentwicklung erworben und verfeinert hat. Beispiele sind sozial vermittelte Strategien und Fähigkeiten wie Sprache, Lesen und Schreiben, berufliche Fertigkeiten, aber auch Strategien der Lebensbewältigung sowie das Wissen über sich selbst und andere (Baltes, Lindenberger, & Staudinger, 1995).

2.3 Entwicklung der kognitiven Intelligenz über die Lebensspanne

Als deutlich biologisch-genetisch bestimmte und vom Gesundheitszustand abhängige Komponente ist bei der Mechanik der Intelligenz mit fortschreitendem Alter ein Leistungsrückgang zu erwarten bzw. sogar „vorprogrammiert“ (Baltes, Lindenberger, & Staudinger, 1995). Doch zunächst ist eine intensive Entwicklung im Kindes- und Jugendalter zu beobachten (etwa bis zum 25. - 30. Lebensjahr).

Der Leistungszuwachs der kristallisierten Intelligenz hingegen verläuft anfangs wesentlich langsamer, da deren Inhalte erst nach und nach im Zuge von Bildung, Aus- und Bildung vermittelt werden.

Ab etwa dem dritten Lebensjahrzehnt erlebt das Niveau der flüssigen Intelligenz einen relativ steilen Rückgang. Der kristallisierte Leistungsbereich bleibt jedoch im Mittel erhalten bzw. kann sogar bis ins hohe Alter gesteigert werden (Greuß, 1988).

Abbildung 1) zeigt den Entwicklungsverlauf der Pragmatik und Mechanik über die Lebensspanne sehr deutlich.

Wir erfahren also, dass ein kognitiver Teil der Intelligenz, nämlich die Pragmatik, beim gesunden Menschen in der normalen Entwicklung keinen Verlust erleidet, sogar einen Zugewinn machen kann. Durch den Verlust der fluiden Intelligenz erfährt die kognitive Intelligenz als Ganzes jedoch einen Abbau.

Der altersbedingte Abbau der geistigen Leistungsfähigkeit tritt zudem weder generell noch universell auf (Müller, 1988). Es wirken kognitive Mechanismen, die bei allen Menschen einem Altersabbau unterliegen, der allerdings eine erhebliche individuelle Variationsbreite aufweist. (Baltes, Mittelstraß, & Staudinger, 1994, S. 193). Wir sprechen also von Beeinträchtigungen in bestimmten Leistungsbereichen.

Es hat sich gezeigt, dass der größte Teil kognitiver Leistungen und der Verlauf der geistigen Entwicklung letztendlich vor allem vom Gesundheitszustand, von den jeweiligen Lebensumständen eines Menschen und insbesondere von seiner Einstellung zu seiner eigenen geistigen Kapazität und Aktivität, beeinflusst wird. Das Lebensalter fungiert daher eher als „Trägervariable“ für sich verändernde und sich dabei auf die geistige Leistungsfähigkeit auswirkende Faktoren (Greuß, 1988).

Abb. 1) Abbildung in dieser Leseprobe nicht enthalten

Entwicklung der mechanischen und pragmatischen Intelligenz im Lebensverlauf (Kray & Ulmann, 2007, S. 195)

[...]

Ende der Leseprobe aus 13 Seiten

Details

Titel
Die Entwicklungspsychologie des Alters und Intelligenzentwicklung
Hochschule
Evangelische Hochschule Berlin
Note
1.3
Autor
Jahr
2011
Seiten
13
Katalognummer
V316111
ISBN (eBook)
9783668149816
ISBN (Buch)
9783668149823
Dateigröße
950 KB
Sprache
Deutsch
Schlagworte
entwicklungspsychologie, alters, intelligenzentwicklung
Arbeit zitieren
Nancy Staffeldt (Autor:in), 2011, Die Entwicklungspsychologie des Alters und Intelligenzentwicklung, München, GRIN Verlag, https://www.grin.com/document/316111

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