Cepe zwobeln - Analyse eines medizinischen Fachtextes des 15. Jahrhunderts


Seminararbeit, 2003

14 Seiten, Note: 2


Leseprobe


Inhalt

Einleitung

I. Teil: Textinterne Analyse
I.1. Übersetzung
I.2. Graphemik
I.3 Phonologie
I.4 Syntax und Wortschatz
Ergebnis der textinternen Analyse

II. Teil: Textumfeldanalyse
II.1.1 Zur Entstehung von medizinischen Fachtexten
II.1.2 Die wichtigsten Quellen mittelalterlicher medizinischer Fachliteratur
II.2 Der Drucker Peter Schöffer aus Gernsheim am Rhein

Quellenverzeichnis

Einleitung

Im Mittelpunkt der folgenden Proseminararbeit steht ein Text aus dem „Hortus sanitatis“ (dt. Titel „Gart der Gesundheit“). Es handelt sich hier um einen frühen fachsprachlichen Text, erschienen 1485, der dem westmitteldeutschen Sprachraum zuzuordnen ist. Verfasser der deutschsprachigen Version ist vermutlich Johann Wonnecke von Kaub (1430/33- 1503/04); der als Stadtarzt in Mainz und Frankfurt wirkte. Mehr ist über diesen Verfasser nicht überliefert. In den 435 Kapiteln des „Gart der Gesundheit“ wird die Wirkung und Heilkraft von Pflanzen und einigen tierischen und mineralischen Substanzen beschrieben. Die Texte sind überwiegend informierend und enthalten nur gelegentlich kleinere anleitende Passagen. Im ersten Teil meiner Arbeit steht die Übersetzung und sprachliche Analyse des historischen Textdokuments. Im zweiten Teil beschreibe ich die Entwicklung von fachsprachlichen Texten aus dem Bereich Medizin und die Miterfindung und Weiterentwicklung des Buchdruckes durch Peter Schöffer, der als Drucker des vorliegenden Textes überliefert ist und dem eine wichtige Bedeutung in der Zusammenarbeit mit Gutenberg zukommt.

Das 15.Jahrhundert ist für die Entwicklung von Fachsprachen besonders wichtig, da der auch in Deutschland um sich greifende Humanismus eine ganz neue Sicht von Natur, Geist und Wissen mit sich brachte, und so die damals entstandenen wissenschaftlichen und technischen Schriften weiter in die Nähe neuzeitlicher Auffassungen zum Beispiel über Theorie und Methode rückte. Symptome sind eine langsame Abkehr vom Traditionalismus und die erste Entwicklung einer privaten städtischen Buchkultur, ein Zeichen zudem für einen veränderten Teilnehmerkreis an Wissenschaft und Technik. Mit dem Bereich der medizinischen Fachtexte des Mittelalters im allgemeinen und den im vorliegenden Text angegeben Bezügen auf Galen, einer der wichtigsten Quellen mittelalterlicher Medizin, setzt sich der zweite Teil meiner Arbeit auseinander.

Der Hintergrund für diese Buchkultur war aber die Erfindung des Buchdrucks, der etwa 1445 mit dem überlieferten Fragment vom Weltgericht erste technische Erfolge hatte. Zunächst wurden literarische Massenartikel gedruckt aber auch schon in Richtung fachsprachlicher Kommunikation gehende Werke: 1457 ein Aderlass- und Laxierkalender aus der Werkstatt Gutenbergs, 1474 Bartholomäus Metlingers "wie die kind in gesuntheit und in krankheiten gehalten werden sollen". dessen lateinische Fassung nur ein Jahr zuvor ebenfalls, und zwar bei Schöffer in Mainz, gedruckt worden war. Der „Gart der Gesundheit“ – zuerst 1484 in lateinischer Fassung, dann 1485 in deutscher Übersetzung in Mainz bei Peter Schöffer erschienen– erfuhr bis zum Ende des 15. Jahrhunderts 15 Nachdrucke.

Auf die entstehende Technik des Buchdrucks um 1445 und das damit verbundene Verlagswesen gehe ich in der Erweiterung der Textumfeldanalyse ein, die sich im Besonderen auf den Drucker des vorliegenden historischen Textes, Peter Schöffer aus Gernsheim, und seinen Beitrag zur Gutenbergschen Entwicklung der beweglichen Lettern bezieht.

I. Teil: Textinterne Analyse

Das vorliegende Kapitel 103 aus dem „Gart der Gesundheit“ informiert über die Anwendungsmöglichkeiten von Zwiebeln zur Heilung verschiedener Krankheiten und bezieht sich hierzu auf verschiedene Mediziner der griechischen und römischen Antike, wie Galen oder Serapio, auf welche ich im zweiten Teil meiner Arbeit noch ausführlicher zu sprechen kommen werde. Die Überlieferungsform wird bei Grubmüller als geschlossener deutscher Text des Typs fachgebundene Sachinformation beschrieben. (vgl. Steger 1998, 310)

Die Einordnung in einen Kommunikationsbereich nach Steger lässt sich eindeutig auf den Bereich Wissenschaft festlegen mit dem für Fachtexte seit dem frühen Mittelalter typischen Semantiktyp „Denotat“. (vgl. Steger 1998, 287f)

Genauer gesagt handelt es sich hier um einen frühneuhochdeutschen Text, dessen Sprachwandelphänome ich im Vergleich mit dem Neuhochdeutschen und dem Mittelhochdeutschen im folgenden untersuchen möchte.

I.1. Übersetzung

Cepe - Zwiebeln (lat. Caepa, caepae f.: Zwiebel) Kapitel 103

Cepe latine. grece bulbus. arabice basal. Der Meister Diascorides beschreibt uns in dem Kapitel „bulbus id est Cepa“ (= diese Zwiebel ist die Cepa) und sagt, dass es davon zwei Sorten gibt. Die einen sind von roter Farbe, die anderen weiß. Und er sagt, dass Zwiebeln heißer Natur sind und roh gegessen die Kehle scharf machen und den Magen aufblähen. Zwiebeln sind für Ydropicis , das sind die Wassersüchtigen, von gutem Nutzen, die (Wassersucht, die) von Kälte kommt, weil sie die Schwellung zertrennen. Zwiebeln mit Honig gemischt nehmen die Schmerzen des bösen (kranken) Magens. Die Meister sagen, dass der Mensch nicht (so) viele Zwiebeln essen sollte, weil sie den Gelenken schaden und zu stark die Feuchtigkeit des Leibes austrocknen. Galienus im siebenten Buch mit dem Titel simpliciu farmacaru in dem Kapitel Cepa und Serapio sagen, dass Zwiebeln heiß machen im vierten Grade. Außerdem ätzen Zwiebeln, welche mit Essig gemischt und darüber gelegt werden, die Hämorrhoiden auf. Ebenso wachsen dem, der die Zwiebeln auf die kahle Stelle streicht, dort die Haare. Serapio sagt, dass die roten Zwiebeln viel stärker sind in ihrer Natur als die weißen. Platearius sagt, dass Zwiebeln den Bauch schwächen und Durst verursachen. Der Saft gemischt mit Honig außen auf die schwachen Augen geschmiert macht sie (die Augen) klar und hübsch. Ebenso heilen Zwiebeln gemischt mit Salz und auf die Warzen gelegt diese von Grund auf. Zwiebeln gestoßen mit Essig und die kranke Haut damit gewaschen macht die unreine Haut rein und macht eine glatte Haut. Plinius sagt, dass Zwiebeln in zu großen Mengen gegessen, den Bauch aufblähen und Winde verursachen. Zwiebeln schaden dem Magen und bringen Unlust. Außerdem verhindert das Essen von Zwiebeln Mundgeruch. Der Saft von Zwiebeln in die Nasenlöcher gelassen führt das Gehirn ab. Außerdem befreien Zwiebeln gemischt mit Honig und Ruten und Salz, von jedem die gleiche Menge, und dieses gestossen und warm in die Ohren gelassen, die Ohren von Eiter und Druck. Außerdem schaden Zwiebeln den Colericern, das sind die von Natur aus heißblütigen und trockenen, weil sie davon ausgetrockneter und hitziger werden. Aber für die Phlegmatiker, das sind die von Natur aus kalten, sind sie jederzeit gut und sie verzehren überflüssige Feuchtigkeit.

[...]

Ende der Leseprobe aus 14 Seiten

Details

Titel
Cepe zwobeln - Analyse eines medizinischen Fachtextes des 15. Jahrhunderts
Hochschule
Universität Salzburg  (Fachbereich Germanistik)
Veranstaltung
Einführung in die historische Textlinguistik
Note
2
Autor
Jahr
2003
Seiten
14
Katalognummer
V31606
ISBN (eBook)
9783638325479
Dateigröße
487 KB
Sprache
Deutsch
Anmerkungen
Im Mittelpunkt der Proseminararbeit steht ein Text aus dem 'Hortus sanitatis' (dt. Titel 'Gart der Gesundheit'). Es handelt sich hier um einen frühen fachsprachlichen Text, erschienen 1485, der dem westmitteldeutschen Sprachraum zuzuordnen ist: Übersetzung und sprachliche Analyse des historischen Textdokuments im 1. Teil. Überblick über die Entwicklung von fachsprachlichen Texten aus dem Bereich Medizin im 2. Teil.
Schlagworte
Cepe, Analyse, Fachtextes, Jahrhunderts, Einführung, Textlinguistik
Arbeit zitieren
Sarah Kraushaar (Autor:in), 2003, Cepe zwobeln - Analyse eines medizinischen Fachtextes des 15. Jahrhunderts, München, GRIN Verlag, https://www.grin.com/document/31606

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