Der Einsatz der Marktzinsmethode im Barwertmodell. Beurteilung, Anwendungsprobleme und Anpassungsmöglichkeiten


Hausarbeit, 2015

23 Seiten, Note: 3,0

Anonym


Leseprobe


Inhaltsverzeichnis

1. Einleitung

2. Die Marktzinsmethode als Grundlage für das Barwertkonzept
2.1 Das Grundmodell der Marktzinsmethode
2.2 Anwendungsprobleme der Marktzinsmethode

3. Barwertkonzept der Marktzinsmethode
3.1 Grundidee zur Weiterentwicklung der Marktzinsmethode
3.2 Methoden zur Berechnung des Konditionsbeitragsbarwerts
3.2.1 Konzeptionelle Grundlagen zur Ermittlung des Konditionsbeitragsbarwerts
3.2.2 Ermittlung der Konditionsbeiträge durch Nachbildung
3.2.3 Ermittlung der Konditionsbeiträge mit zinsstrukturspezifischen Abzinsfaktoren

4. Beurteilung, Anwendungsprobleme und Anpassungsmöglichkeiten des Barwertkonzepts

5. Fazit

Abkürzungsverzeichnis

Abbildung in dieser Leseprobe nicht enthalten

Tabellenverzeichnis

Tabelle 1: Zinsstrukturkurve

Tabelle 2: Zahlungsstrom Kundengeschäft und Zinsstruktur

Tabelle 3: Zahlungsstrom des fünfjährigen Gegengeschäfts

Tabelle 4: Nachbildung eines Kundengeschäfts über Marktgeschäfte

Tabelle 5: Zahlungsstrom und Zerobond-Abzinsfaktoren

1 Einleitung

Ziel des Grundmodells der Marktzinsmethode ist es, einzelne Bankgeschäfte mit Hilfe des Opportunitätsprinzips zu beurteilen. Erstmals Anwendung fand diese Methode in den 1970er bzw. 1980er Jahre zunächst im US-Amerikanischen Raum.1 Aufgrund der harschen Kritik an dieser Methode wurde die Marktzinsmethode im Barwertkonzept entwickelt. Diese sollte die Anwendungsprobleme des Grundmodells weitestgehend beseitigen bzw. erweiterte Möglichkeiten darstellen. Benke/Gebauer/Piaskowski bezeichneten diese Weiterentwicklung als „Die Marktzinsmethode wird erwachsen […].“2

In dieser Arbeit wird zunächst kurz das Grundmodell der Marktzinsmethode und seine Anwendungsprobleme erläutert. Ferner wird auf die Grundidee zur Weiterentwicklung der Marktzinsmethode eingegangen, bevor dann zwei unterschiedliche barwertige Berechnungsmethoden des Konditionsbeitragswerts dargestellt werden. Letztlich wird das Barwertkonzept beurteilt und auf die Anwendungsprobleme und Anpassungsmöglichkeiten eingegangen, bevor das Fazit den Abschluss dieser Arbeit bildet.

2 Die Marktzinsmethode als Grundlage für das Barwert- konzept

2.1 Das Grundmodell der Marktzinsmethode

Das Grundkonzept der Marktzinsmethode beruht auf dem Konzept der pretialen Lenkung von Schmalenbach.3 Diese Methode wurde auf Grund der Kritik an der Schichtenbilanz und der Pool-Methode entwickelt.4 Erstmals fand diese Methode Anwendung in den 1970er und 1980er Jahren in den USA. Ende er 1970er Jahre erhielt die Marktzinsmethode dann auch Einzug in Deutschland in Form eines Pilotprojekts.5

Der Grundgedanke der Marktzinsmethode besteht darin, die Bewertung von Zinsergebnissen der Einzelgeschäfte mittels des Opportunitätsprinzips.6 Dies bedeutet also, dass Einzelgeschäfte einer Bank hinsichtlich ihres Zinsergebnisses bewertet werden, indem sie mit Alternativgeschäften am Geld- und Kapitalmarkt verglichen werden.7 Dieses erfolgt unter der Einbeziehung verfügbarer Informationen hinsichtlich der Marktumstände. Demnach wird der Ergebnisbeitrag eines Bankgeschäfts im Vergleich zu einem Alternativgeschäft ermittelt. Das Zinsergebnis einer Bank wird in den Konditionsbeitrag und den Strukturbeitrag zerlegt.8 Es wird also ermittelt, ob das Geld der Bank an Privatkunden geht oder ob es am Geld- und Kapitalmarkt angelegt wird. Entscheidungsrelevant ist dabei die Höhe des daraus zu erzielenden Ertrags bzw. die Ermittlung des Mehrertrags des Kundengeschäfts gegenüber dem Alternativgeschäft.9

2.2 Anwendungsprobleme der Marktzinsmethode

Die Marktzinsmethode hat einige Anwendungsprobleme. Mit dieser geht zum einen eine Zuordnungsproblematik einher. Dies bedeutet, dass es problematisch ist, „faire Opportunitäten“ zu bestimmen. Es besteht die Annahme, dass die vergleichbaren Alternativgeschäfte am Geld- und Kapitalmarkt „in perfekter Fristen- und Kapitalbindungskongruenz zum zu bewertenden Kundengeschäft vorhanden sind.“ Allerdings erweist es sich als äußerst schwierig, richtige Opportunitäten einem Kundengeschäft zu zuordnen.10 Des Weiteren ist es schwer Opportunitäten richtig zuzuordnen, da es keinen vollständigen Markt gibt.11

Weitere Problematik besteht darin, dass das Grundmodell sachliche Verbundeffekte vernachlässigt. Diese Methode blendet Verbundeffekte, welche zwischen Einzelgeschäften bestehen, größtenteils aus. Derartige Verbundeffekte können sich in einer Bank z.B. „auf die Risikodiversifikation aus Einzeltransaktionen innerhalb eines Portfolios beziehen“.12

Ein weiterer Kritikpunkt stellt die zeitliche Beschränkung auf eine Periode dar.13 Es werden Alternativen als gleich bewertet, wenn sie den gleichen Kundenkonditionsbeitrag aufweisen, dabei bleibt offen für wie viele Perioden dies gilt.14

3 Barwertkonzept der Marktzinsmethode

Anders als beim Grundmodell, werden im Barwertkonzept die Erfolgsbeiträge aus den Kundengeschäften als „Barwertgrößen“ bestimmt. Dies bedeutet, dass die Erfolgsbeiträge aus dem gesamten zu betrachtenden Zeitpunkt in einem Betrag zusammengefasst und so als einen gesamten Ergebnisbeitrag ausgewiesen werden.15 Zudem verfolgt das Barwertkonzept das Ziel, den heutigen Wert aller zukünftigen Zahlungsströme eines Kundengeschäfts zu ermitteln.16

3.1 Grundidee zur Weiterentwicklung der Marktzinsmethode

Wie oben aufgeführt, weist das Grundmodell der Marktzinsmethode einige Anwendungsprobleme auf, daher bestand Bedarf zur Weiterentwicklung des Grundmodells. Es stellte sich der Bedarf nach einem veränderten Steuerungsinstruments heraus, welches „ein auf den Entscheidungszeitpunkt kondensiertes Erfolgsmaß für die Entscheidungsträger in den dezentralen Einheiten der Bank und eine Nullmarke für die Entscheidungsträger der zentralen Aktiv- /Passivsteuerung der Bank liefern.“ Auch sollte dies eine Trennung des Erfolgs von Alt- und Neugeschäften möglich machen. Da dies auf die Konzepte der Investitionsrechnung hin deuten, spielt der Kapitalwert einer Investition eine große Rolle.17

Der Kapitalwert wird wie folgt berechnet:

Abbildung in dieser Leseprobe nicht enthalten

Investitionen können so in Bezug auf ihre „Akzeptanz oder Vorteilhaftigkeit“ beurteilt werden, durch die Umrechnung in eine „zeitlich eindimensionale Größe.“ Es ergibt sich so der Barwert einer Investition.18

Mit Hilfe dieser Formel kann ermittelt werden, in welcher Höhe sich das Geld des Investors vermehrt, wenn er diese Investition tätigen würde.19

Die Kapitalwertformel ist allerdings nur so lange anwendbar, so lange von einer flachen Zinsstrukturkurve ausgegangen werden kann, da sie auf einem einheitlichen Diskontierungszinssatz beruht. Daher ist bei einer nicht-flachen Zinsstrukturkurve eine andere Berechnungsmethode notwendig. Auch das Barwertkonzept verfolgt das Ziel, potenzielle Kundengeschäfte hinsichtlich ihrer Akzeptanz und Vorteilhaftigkeit zum Zeitpunkt des Geschäftsabschlusses zu bewerten, allerdings, anders als beim Grundmodell, werden alle zukünftigen Zeitpunkte betrachtet.20 Dies bedeutet, dass bei dem Grundmodell der Marktzinsmethode lediglich eine periodische Bewertung des Erfolgsbeitrags erfolgt, während das Barwertkonzept der Marktzinsmethode das Kundengeschäft von Anfang, sowie über die gesamte Laufzeit hinweg bewertet.21

Anders als das Grundmodell setzt das Barwertkonzept auf der Zahlungsmittelebene an, indem die Cashflows nun als Rechengrößen dienen.22

3.2 Methoden zur Berechnung des Konditionsbeitragsbarwerts

Im Folgenden wird auf zwei verschiedene Methoden eingegangen, um den Konditionsbeitragsbarwert aus einem Kundengeschäft zu ermitteln.

3.2.1 Konzeptionelle Grundlagen zur Ermittlung des Konditionsbeitragsbarwerts

Der Grundgedanke des Barwertkonzepts, wie eingangs bereits erwähnt, ist es, alle aktuelle und auch zukünftige Zahlungsströme eines Kundengeschäfts zu einem Wert in einem bestimmten Zeitpunkt zusammenzufassen.23 Es ergibt sich also, wie oben bereits erwähnt, ein gesamter Ergebnisbeitrag aus dem insgesamt zu betrachtenden Zeitraum.

Die zukünftigen Zahlungsströme werden mit aktuellen Zinsen diskontiert, damit wird der Zeitwert des Geldes angemessen berücksichtigt. Dieser Grundgedanke des Barwerts gilt genauso auch für den Konditionsbeitragsbarwert, denn dieser ist nichts anderes als „der Barwert der periodischen Konditionsbeiträge.“24

3.2.2 Ermittlung der Konditionsbeiträge durch Nachbildung

Bei der Ermittlung des Konditionsbeitragsbarwerts wird im Sinne „einer grenznutzenorientierten Einzelbewertung auf ein einzelnes (Aktiv-)Geschäft abgestellt.“ Bei der Methode der Nachbildung wird ein Kundengeschäft „aus dem Zahlungsströme zu n unterschiedlichen zukünftigen Zeitpunkten erwartet werden, mit n Transaktionen verknüpft, die in jedem der n Zahlungszeitpunkte zu einem beitragsmäßig gleichen, in ihrem Vorzeichen aber umgekehrten Cashflow führen.“

Dies bedeutet, dass ein Kundengeschäft immer mit sog. Gegengeschäften am Geld- und Kapitalmarkt verknüpft wird, um im Saldo Kassenneutralität zu erreichen.25 Demnach soll mit dieser Methode erreicht werden, dass sich die zukünftigen Zahlungssalden des Kundengeschäfts und die des Gegengeschäfts ausgleichen und der Saldo demnach stets Null ergibt und somit Kassenneutralität herrscht. Da bei dieser Methode angenommen wird, dass der Konditionsbeitragsbarwert tatsächlich realisiert werden kann, sofern entsprechende Gegengeschäfte am Geld- und Kapitalmarkt abgeschlossen werden können, droht kein Zinsänderungsrisiko.26

Um das theoretische nun praktisch anzuwenden und so verdeutlichen zu können, wird ein Rechenbeispiel herangezogen, bei dem jede Periode schrittweise und ausführlich berechnet wird.

Sachverhalt:

Es wird von einem verbrieften Aktivgeschäft ausgegangen. Die Schuldverschreibung ist eine endfällige Industrieobligation im Nominalwert von 400.000 €. Die Laufzeit dieses Kundengeschäfts beträgt 5 Jahre und der Nominalzinssatz beträgt 5,0% p.a., die Zinszahlungen sind jeweils jährlich zum 31.12. zu entrichten.27

Die für dieses Beispiel verwendete Zinsstrukturkurve lässt sich nachstehender Tabelle entnehmen. Zinsstrukturkurve (Zins p.a.)

Abbildung in dieser Leseprobe nicht enthalten

Tab. 1: Zinsstrukturkurve

Quelle: Horsch/Kaltofen, Wertorientierte Banksteuerung I, S. 128.

[...]


1 Schierenbeck/Lister/Kirmße, Ertragswertorientiertes Bankmanagement, S. 66, 67.

2 Benke/Gebauer/Piaskowski, Die Marktzinsmethode wird erwachsen, S. 457.

3 Schierenbeck/Lister/Kirmße, Ertragswertorientiertes Bankmanagement, S. 66.

4 Rolfes, Gesamtbanksteuerung, S. 30.

5 Schierenbeck/Lister/Kirmße, Ertragswertorientiertes Bankmanagement, S. 66, 67.

6 Süchting, Kalkulation und Preisbildung der Kreditinstitute, S. 124.

7 Horsch/Kaltofen, Wertorientierte Banksteuerung I, S. 84, 85.

8 Hartmann-Wendels/Pfingsten/Weber, Bankbetriebslehre, S. 744.

9 Schierenbeck/Wiedemann, Marktwert-Rechnungen im Finanzcontrolling, S. 10.

10 Horsch/Kaltofen, Wertorientierte Banksteuerung I, S. 108, 109.

11 Süchting, in: Krumnow/Metz, Verrechnungspreise im Bankbetrieb, S. 205 ff.

12 Horsch/Kaltofen, Wertorientierte Banksteuerung I, S. 114.

13 Becker/Peppmeier, Bankbetriebslehre, S. 611.

14 Horsch/Kaltofen, Wertorientierte Banksteuerung I, S. 116.

15 Schierenbeck/Lister/Kirmße, Ertragswertorientiertes Bankmanagement, S. 150.

16 Becker/Peppmeier, Bankbetriebslehre, S. 611; Hofmann, Management von Refinanzierungsrisiken in Kreditinstituten, S. 90.

17 Horsch/Kaltofen, Wertorientierte Banksteuerung I, S. 120.

18 Horsch/Kaltofen, Wertorientierte Banksteuerung I, S. 121.

19 Kruschwitz, Investitionsrechnung, S. 95.

20 Horsch/Kaltofen, Wertorientierte Banksteuerung I, S. 124.

21 Hofmann, Management von Refinanzierungsrisiken in Kreditinstituten, S. 90.

22 Horsch/Kaltofen, Wertorientierte Banksteuerung I, S. 125.

23 Hofmann, Management von Refinanzierungsrisiken in Kreditinstituten, S. 90.

24 Schierenbeck/Lister/Kirmße, Ertragsorientiertes Bankmanagement, S. 151.

25 Horsch/Kaltofen, Wertorientierte Banksteuerung I, S. 126, 127.

26 Schierenbeck/Lister/Kirmße, Ertragsorientiertes Bankmanagement, S. 154, 155.

27 Eigenes Beispiel, entnommen: Horsch/Kaltofen, Wertorientierte Banksteuerung I, S. 127, 128. 6

Ende der Leseprobe aus 23 Seiten

Details

Titel
Der Einsatz der Marktzinsmethode im Barwertmodell. Beurteilung, Anwendungsprobleme und Anpassungsmöglichkeiten
Hochschule
Universität Kassel
Veranstaltung
Rechnungslegung und Steuerung von Banken
Note
3,0
Jahr
2015
Seiten
23
Katalognummer
V315417
ISBN (eBook)
9783668136335
ISBN (Buch)
9783668136342
Dateigröße
934 KB
Sprache
Deutsch
Schlagworte
Marktzinsmethode, Barwertmodell
Arbeit zitieren
Anonym, 2015, Der Einsatz der Marktzinsmethode im Barwertmodell. Beurteilung, Anwendungsprobleme und Anpassungsmöglichkeiten, München, GRIN Verlag, https://www.grin.com/document/315417

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