Die Hospitaliter und das Hospital des Heiligen Johannes zu Jerusalem


Seminararbeit, 2000

25 Seiten, Note: zwei


Leseprobe


Inhalt

I. Einleitung

II. Die Hospitaliter heute

III. Die Entstehung der Hospitaliter

IV. Das Hospital des Heiligen Johannes in Jerusalem

V. Schlußbemerkung

VI. Literatur

VII. Bewertungsbogen

I. Einleitung

1999 feierte der deutsche Johanniterorden sein 900jähriges Bestehen. Auch in Kassel kamen die Ritter des Ordens zusammen und feierten mit „ihren Ritterbrüdern“ des „Malteserordens“ aus Fulda und den vielen haupt- und ehrenamtlichen Helfern einen großen Gottesdienst.[1] Warum lautet der Titel dieser Arbeit aber „Die Hospitaliter und das Hospital des Heiligen Johannes zu Jerusalem“ und nicht etwa „Der Johanniterorden im Jahre 1099“? Die Antwort ist einfach und verwirrend zugleich: „Damals gab es den Johanniterorden noch nicht!“ Obschon diese Tatsache kompliziert genug ist, gibt es jetzt auch noch die „Malteser“, die von den „Johannitern“ Ritterbrüder sein sollen. Ganz schön kompliziert, oder? Und wer sind jetzt die „Hospitaliter“ ? Und was für ein „Hospital zu Jerusalem“ ? Und, und

Die Lösung dieses Knotens der Verwirrung möchte ich in dieser Arbeit als meine erste Aufgabe ansehen. Anschließend werde ich dann auf die Entstehung der Hospitaliter und das Hospital von Jerusalem eingehen. Obwohl es durchaus möglich wäre, die weitere Entwicklung der Hospitaliter zu betrachten, enden meine Überlegungen mit dem Jahr 1291. Dieses Jahr markiert das Ende des christlichen Königreiches Jerusalems und somit auch das Ende der Hospitaliter in Palästina. Erst 600 Jahre später werden die Hospitaliter zurückkehren. So wird Jerusalem zum Anfangs- und Endpunkt einer Entwicklung und Bewegung. Und genau diese Tatsache wird zur Basis meiner Überlegungen.

II. Die Hospitaliter heute

Bei den „Hospitalitern“ oder „Johanniter/Malteser“ handelt es sich um den „Ritterorden des Hospitals vom hl. Johannes von Jerusalem“. Früh setzte sich die Kurzbezeichnung „Johanniterorden“ durch. Nach dem Fall Akkos 1291 verlegte der Orden nach Cypern und 1309 nach Rhodos. Hier wird er dann auch „Rhodesierorden“ genannt. Nach dem Verlust von Rhodos 1523, überträgt Kaiser Karl V. dem Orden 1530 die Insel Malta. Wie sollte es anders sein, nannte man die Hospitaliter nun „Malteserorden“. Obwohl Malta 1898 durch Napoleon besetzt wurde und für die Hospitaliter verloren ging, wurde dieser Name weiterbenutzt.

Interessanterweise wurde nun einer der Hauptgegner Napoleons zum Großmeister des Ordens. Mit Zar Paul I. von Rußland erhält der Orden nicht nur einen orthodoxen Großmeister, sondern auch ein russisch-katholisches und ein russisch-orthodoxes Großpriorat. Sitz des Großmeisters wurde das Worontzoff Palais in St. Petersburg. 1810 wurden diese Großpriorate durch Zar Alexander I. von Rußland säkularisiert. Das orthodoxe Großpriorat wurde 1928 im Exil wiederhergestellt und existiert noch heute unter dem Protektorat des Hauses Romanov als „Souveräner Orden der orthodoxen Ritter des Hospitals des Heiligen Johannes von Jerusalem“.[2]

1834 wird Rom Sitz des „katholischen Großmeisters“ und der Orden erhält den Namen „Souveräner Militär- und Hospitalorden des Heiligen Johannes von Jerusalem von Rhodos und von Malta“.[3] Protektor des Ordens ist Papst Johannes Paul II. und Großmeister Andrew Bertie im Rang eines Kardinal-Fürsten mit der Anrede „Eminenz-Fürst“.

Neben diesen orthodoxen und katholischen Orden gibt es auch noch eine Gruppe von protestantischen Ordenszweigen, die durch die Reformation und Säkularisation beeinflußt, ein Eigenleben erhielten und in der „Ordensallianz“[4] miteinander verbunden sind:

1154 wurde die erste deutsche „Kommende“[5] in Duisburg eingerichtet. Mit ihr entstand die „Deutsche Zunge“ der Hospitaliter, die sich in die „Großpriorate“ und „Priorate“Deutschland, Böhmen (Österreich), Ungarn, Polen und Dacien aufteilte. Sitz des deutschen Großpriors wurde Heitersheim in Baden. Als Teil dieses deutschen Großpriorates wurde die „Balley Brandenburg“ mit der Kommende Werben 1160 gegründet.[6] Die Balley erhielt 1382 durch den „Heimbacher Vergleich“ nicht nur den deutschen Templerbesitz, sondern unter der Führung eines „Herrenmeisters“ auch die Selbständigkeit. Dafür ging sie eine enge Bindung zum Kurfürsten von Brandenburg ein und nahm mit diesem später auch die Reformation an. Ob die Annahme der Reformation durch den Orden aus Überzeugung geschah, wird heute nicht mehr angenommen. Ausschlaggebend war eher die Abhängigkeit vom Kurfürsten und die nun vorhandene Möglichkeit der Eheschließung, welche eifrig genutzt wurde. Die Verbindung zum Großmeister blieb bis zur Säkularisation weiterhin bestehen, da man sich immer noch als ein Orden ansah und auch Abgaben nach Malta und Rom zahlte, sowie bei der Ernennung eines neuen Herrenmeisters den Großmeister in Kenntnis setzte.[7] Im Zuge der Europapolitik Napoleons wurden das Großpriorat Deutschland 1806 und die Balley Brandenburg 1810 säkularisiert. Von 1811 bis 1852 wurde der „Johanniterorden“ als „Verdienstorden“ verliehen.[8] 1852 wird die Balley Brandenburg mit den letzten lebenden Rittern wieder aufgerichtet. Unter dem Protektorat der preußischen Dynastie der Hohenzollern besteht sie noch heute als „Balley Brandenburg des ritterlichen Ordens St. Johannis vom Spital zu Jerusalem“. Heutiger Herrenmeister ist Oskar Prinz von Preußen (1999). Protektor ist sein Vater, Wilhelm Karl Prinz von Preußen (1999). Der Orden ist der EKD[9] angegliedert und vom Bundespräsidenten der BRD genehmigt.[10]

Diesem „evangelischen Johanniterorden“ auf deutschem Gebiet traten auch Adlige aus anderen europäischen Ländern bei. So entstanden eine ungarische, eine schweizerische, eine finnische, eine französische, eine niederländische und eine schwedische Gemeinschaft. Die beiden Letzteren wurden 1946 selbständig und existieren heute als „Johanniter Orde in Nederland“ unter der Führung Prinz Bernhard der Niederlande und als „Johanniterorden i Sverige“ unter dem Protektorat König Karl XVI. Gustav.

Ein weiterer protestantischer Orden entstand in England. 1140 wurde mit dem Priorat Clerkenwall die „Englische Zunge“ gebildet. Diese Englische Zunge wurde 1540 durch König Heinrich VIII. aufgelöst. 1831 wurde das „Großpriorat im Britischen Reich des hochverehrten Ordens vom Hospital des Heiligen Johannes“ nach dem Vorbild der Balley Brandenburg und der Hilfe von Rittern vom Festland wiederaufgerichtet. Dieser Orden, unter der Führung Königin Elisabeth II., ist eigentlich anglikanisch, doch werden auch Nichtchristen und Christen anderer Konfession des britischen Empire aufgenommen.[11]

Was die Orden der Allianz und den Malteserorden miteinander verbindet, ist eine bestimmte Form christlicher Spiritualität, die sich ganz besonders in den Ordenswerken ausdrückt und „Hospitalität“ genannt wird. Diese Hospitalität ist eigentliche Grund für die Existenz und Legitimation dieser Orden. Aus diesem Grund sehen sich diese Hospitaliter auch als eine Einheit an und lehnen es ab, mit den orthodoxen Johannitern auf eine Ebene gestellt zu werden. Auch wenn diese den Namen und die Farben der Johanniter tragen, sind sie doch „nur“ eine Adelsgenossenschaft, da ihnen die entscheidenden Ordenswerke fehlen. Weiterhin fehlt den orthodoxen Johannitern die Anbindung an den russischen Staat. Während der katholische Malterserorden als souveränder „Staat“ zählt und diplomatische Beziehungen zu vielen Ländern unterhält, sind die evangelischen Orden durch die entsprechenden Staatsoberhäupter genehmigt und geschützt.

III. Die Entstehung der Hospitaliter

Die Hospitaliter entstanden nicht durch den willkürlichen Akt einer bestimmten Person oder Personengruppe. Es gibt weder eine bestimmte Gründungsurkunde noch ein bestimmtes Ereignis, an dem sich die Entstehung festmache ließe. Die Entstehung ist eher als ein Prozeß anzusehen, der im Zusammenhang mit der Pilgerbewegung und den daraus resultierenden Kreuzzügen entstanden ist.[12]

Beginnen wird diese Pilgerbewegung im 4. Jhr. durch die Entdeckung des Hl. Grabes durch die Kaiserin Helena. Ziemlich schnell entstanden um das Hl. Grab herum zahlreiche Kirchen und Klöster.[13] Ein weiterer Baustein auf dem Weg zu den Hospitalitern ist der Hl. Johannes Eleymond (550-620), ein adliger Zypriot, der Patriarch von Alexandria und einer der größten Wohltäter der östlichen Welt wurde. Er ist der eigentliche Begründer der Hospizbewegung, gründete viele „Xenodochien“ und nahm sich der Armen und Kranken an. Er war der erste, der die Kranken „meine Herren und Meister“ nannte.[14] Die erste Kapelle des späteren Hospitals war ihm geweiht.[15] Zu seiner Zeit sendet Papst Gregor der Große den Abt Probus nach Jerusalem. Dieser errichtet 603, gegenüber vom Hl. Grab, ein Xenodochium. Breycha-Vauthier de Baillamont spricht von einem Hospital, einem Hospiz und der Kirche S. Maria Latina. Bereits 614 wird dieses Hospital durch die Perser zerstört.[16] Um 637 nach der Eroberung des Hl. Landes durch die Sarazenen, werden den Christen erste Kultbeschränkungen auferlegt.[17] Durch Karl den Großen wird die Einrichtung erneuert und den Benediktinern bei der Kirche S. Maria Latina unterstellt.[18] 969 herrschen die Fatimiden in Jerusalem und unterdrücken die Christen durch Mißhandlungen und Besteuerung.[19] 1010 wird auch dieses Hospital unter dem Kalifen Hakem Biamrillah, bzw. al-Hakim zerstört.[20]

[...]


[1] 17.Oktober 1999

[2] siehe http://www.knights-of-st.john.co.uk Das Ordenskreuz hat in den Winkeln die französischen Lilien oder die Doppeladler des Heiligen Römischen Reiches Deutscher Nation

[3] siehe http://servus.smom-za.org/www1/gtl/bgt/bgttitle.htm

[4] Allianz von Nieder-Weisel / Deutschland 1961

[5] regionale Gemeinschaft der Hospitaliter

[6] http://www.johanniterorden.de

[7] Das geschieht heute wieder!!

[8] Verliehen wurde das heutige „Ehrenritterkreuz am Halsband“. Es besteht aus dem achtspitzigen (Hinweis auf die acht Seligkeiten) Johanniterkreuz (weiße Emailie mit Goldrand auf Silber) in dessen Winkeln der schwarze preußische Adler mit einer goldenen Krone ruht. Der Halsorden der heutigen Rechtsritter ist etwas kleiner, hat aber dafür goldene Adler und darüber eine goldene Krone.

[9] Evangelische Kirche Deutschlands

[10] Bundesgesetzblatt 1994 Teil I. Seite 954, in: http://www.uni-sb.de/BGBl/Teil1/1994/1994054.1.HTM

[11] siehe http://www.kwtelecom.com/chivalry/stjohn Das Ordenskreuz hat in den Winkeln zwei goldene Löwen und zwei goldene Einhörner und wird als Halsorden getragen.

[12] Prutz, S. 7f.

[13] Lagleder, S. 25

[14] Lagleder, S. 60f.

[15] Lagleder, S. 30f.

[16] Lagleder, S. 29 und Prutz, S. 10

[17] Lagleder, S. 27

[18] Lagleder S. 30

[19] Lagleder, S. 27

[20] Lagleder, S. 30 und Prutz, S. 10

Ende der Leseprobe aus 25 Seiten

Details

Titel
Die Hospitaliter und das Hospital des Heiligen Johannes zu Jerusalem
Hochschule
Universität Kassel
Veranstaltung
Seminar - Kreuzug und Pilgerreise
Note
zwei
Autor
Jahr
2000
Seiten
25
Katalognummer
V31525
ISBN (eBook)
9783638325073
ISBN (Buch)
9783638651349
Dateigröße
1185 KB
Sprache
Deutsch
Anmerkungen
Schlagworte
Hospitaliter, Hospital, Heiligen, Johannes, Jerusalem, Seminar, Kreuzug, Pilgerreise
Arbeit zitieren
M.A. Christian Bruno von Klobuczynski (Autor:in), 2000, Die Hospitaliter und das Hospital des Heiligen Johannes zu Jerusalem, München, GRIN Verlag, https://www.grin.com/document/31525

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