Alttestamentliche Altersvorstellungen. "Ehe die Tage des Übels kommen..." in Kohelet 11,7-12,8


Masterarbeit, 2012

100 Seiten, Note: 6,0 (1,0 in D)


Leseprobe


Inhaltsverzeichnis

1. Einführung
1.1 Das Alter - ein aktuelles Thema
1.2 Das Ziel der Arbeit
1.3 Alttestamentliche Altersvorstellungen als Gegenstand der alttestamentlichen Anthropologie
1.4 Das methodische Vorgehen und die Gliederung

2. Das Alter und die Lebenserwartung im Alten Israel
2.1 Die Begrifflichkeit
2.2 Der Lebensabschnitt Alter
2.3 Die Lebenserwartung

3. „Ehe die Tage des Übels kommen“ Zum Verständnis von Alter in Kohelet 11,7-12,
3.1 Abgrenzung, Aufbau und Übersetzung
3.2 Das Alter in Kohelet 11,7-12,8 als „Tage des Übels“?
3.2.1 Zwei Aufrufe zur Freude (11,7-10)
3.2.1.1 „ Denn wenn der Mensch viele Jahre lebt, soll er sich in
allen von ihnen freuen. “ (11,7f.) .
3.2.1.2 „ Freue dich, junger Mann, in deiner Jugend “ (11,9f.)
3.2.2 Alter und Tod (12,1-7)
3.2.2.1 „ Und denke an deine(n) Sch ö pfer in den Tagen deiner
Jugend “ (12,1a) ..
3.2.2.2 „ Tage des Ü bels “ (12,1b)
3.2.2.3 Verfinsterung und wiederkehrende Wolken (12,2)
3.2.2.4 Das Alter und der Weg ins Grab (12,3-5)
3.2.2.5 Die Kostbarkeit des Lebens angesichts des Todes (12,6)
3.2.2.6 Zur ü ck zum Ursprung (12,7)
3.2.2.7 „ Windhauch “ (12,8)
3.3 Fazit

4. Altersvorstellungen im Koheletbuch
4.1 Altersvorstellungen in Koh 4,13 und Koh 6,
4.2 Die Freude als zentrales Gut auch im Alter
4.3 Fazit

5. Altersvorstellungen im Alten Testament vor dem Hintergrund von Altersvorstellungen im Koheletbuch
5.1 Der alte Mensch im Pentateuch und in den Geschichtsbüchern
5.1.1 Physische und kognitive Veränderungen im Alter
5.1.2 Das hohe Alter als Segen
5.1.3 Die soziale Rolle und die Versorgung der alten Menschen
5.2 Der alte Mensch in den Prophetenbüchern
5.3 Der alte Mensch in den Weisheitsbüchern
5.3.1 Die Weisheit und das Alter
5.3.2 Die Verehrung der alten Menschen
5.3.3 Die Unabhängigkeit von Weisheit und Alter
5.4 Der alte Mensch in den Psalmen
5.5 Fazit

6. Schlussfolgerungen
6.1 Zusammenfassung
6.2 Ausblick

7. Literaturverzeichnis

Vorwort

Während meiner Ausbildung zur Pflegefachfrau kam ich zum ersten Mal bewusst mit alten Menschen und dem Thema Alter in Kontakt. Das Nebeneinander von Verlusten und Momenten intensiver Lebensfreude, von Hoffnung und Verzweiflung, von Leben und Tod, von Vergessen und Erinnern haben mich dermassen fasziniert, dass ich seit dem Abschluss meiner Ausbildung 2004 in unterschiedlichen Bereichen der Geriatrie gearbeitet habe.

Die Auseinandersetzung mit dem Thema Alter, aber auch Missstände bei der Pflege und Betreuung von alten Menschen haben mich dann dazu bewogen, Theologie zu studieren. Ich erhoffte mir von diesem Studium Wissen und Fer- tigkeiten, um mich besser für die Belange von alten Menschen einzusetzen. Im Verlauf des Studiums bin ich vor allem im Bereich des Alten Testaments immer wieder über Stellen gestolpert, welche das Alter oder alte Menschen zum Thema haben. Diese haben meine Neugier geweckt und mich zu meinem Mas- terarbeitsthema geführt: Ich möchte das Alte Testament im Hinblick auf seine Vorstellungen vom Alter untersuchen. Diese Erkenntnisse können dann bei meiner weiteren beruflichen Tätigkeit einfliessen und mir als Argumentations- grundlage dienen.

Ich möchte an dieser Stelle allen danken, welche mich bei meiner Masterarbeit unterstützt haben: Ein besonderes Dankeschön geht an Katrin Marbach, Merve Rugenstein Itona und Kathrin Werren für das geduldige Korrekturlesen. Prof. Dr. Andreas Wagner danke ich für die Betreuung beim Entstehungsprozess meiner Arbeit.

1. Einführung

1.1 Das Alter - ein aktuelles Thema

„Eines der bestimmenden Kennzeichen der gegenwärtigen westlichen Gesellschaften besteht darin, dass markante demographische Veränderungen stattfinden, die als Alterung der Gesellschaft bezeichnet werden.“1

Diese demographischen Veränderungen zeigen sich nach RÜEGGER in zwei Bereichen:

Einerseits ist eine aussergewöhnliche Verlängerung der durchschnittlichen Le- benserwartung zu beobachten: Vor der Industrialisierung lag die durchschnittli- che Lebenserwartung bei der Geburt unter 30 Jahren, wobei mit beträchtlichen Schwankungen gerechnet werden musste.2 Während sie bis 1900 in der Schweiz bei Männern auf 46,2 Jahre und bei Frauen auf 48,9 Jahre stieg, be- trug sie 2010 bei Männern 80,2 Jahre und bei Frauen 84,6 Jahre.3 Diese Stei- gerung der Lebenserwartung, welche zu Beginn ihren Ursprung in einem Rück- gang der Kindersterblichkeit hatte, lässt sich heute vor allem auf eine Verlängerung der Lebenserwartung bei den Hochbetagten zurückführen, wel- che aus der Bekämpfung und Prävention degenerativer Erkrankungen resul- tiert.4

Andererseits steht der rasanten Zunahme der älteren Bevölkerungsgruppe eine Abnahme des prozentualen Anteils jüngerer Menschen gegenüber, was dazu führt, „dass sich die viel zitierte demographische Alterspyramide von der frühe- ren Pyramidenform mit breiter Basis und kleiner Spitze gegenwärtig zu einem urnenähnlichen Gebilde mit breiter Mitte gewandelt hat“5. Der Anteil der Ju- gendlichen unter 20 Jahren sank von 1900 bis 2009 von 40,7% auf 21,0%; bei den über 64-jährigen Menschen stieg er in der gleichen Zeitspanne von 5,8% auf 16,8%. Der Anstieg des Anteils der über 80-jährigen Menschen ist beson- ders ausgeprägt: Er stieg von 0,5% auf 4,8%.6 Der Grund hierfür liegt in einer rückläufigen Geburtenrate:7 2009 ergab sich für die durchschnittliche Anzahl Kinder, die pro Frau in der Schweiz geboren wurden, ein Wert von 1,5.8 FREVEL nennt die folgenden Herausforderungen und Fragen, welche sich aus dieser Entwicklung ergeben:

„Die damit [mit dem demographischen Wandel] verbundenen Probleme sind vielfältig und reichen von der Wertung des Alters als Lebensphase bis hin zur Frage wie weit die Verantwortung der Gesellschaft für die Pflege der alternden Menschen reicht. Ist das Al- ter nur ‚Restlaufzeit‘ und sind die Alten nur als unvermeidbare Folge des Fortschritts gesellschaftlich geduldet oder hat die Lebensphase des Alters aus anthropologischer Perspektive einen Eigenwert? Wie kann einerseits die ‚gewonnene‘ Lebenszeit jenseits der Produktivphase individuell gestaltet und mit Sinn gefüllt werden? Wie können ande- rerseits die Ressourcen der Alten für die Gesellschaft sinnvoll genutzt werden? Wie kann die Generationengerechtigkeit angesichts der sich umkehrenden Alterspyramide aufrecht erhalten werden?“9

Da die Prognosen sowohl von einem weiteren Anstieg der Lebenserwartung als auch von einer prozentualen Zunahme der Gruppe der Älteren und Hochaltri- gen ausgehen10, bleibt das Alter für die Gesellschaft ein zentrales Thema, wel- chem sich niemand entziehen kann.11 Es ist deshalb unausweichlich, neue Per- spektiven zu entwerfen:12 Auch die alttestamentliche Wissenschaft ist meines Erachtens herausgefordert, „ einen Beitrag zu den Antwortversuchen, die aus unterschiedlichen Diskursperspektiven versucht werden“13, zu leisten, denn „an alttestamentlichen Beiträgen zum Alter herrscht kein Mangel“14.

1.2 Das Ziel der Arbeit

Altersvorstellungen im Alten Israel lassen sich nur über Texte15 des Alten Testaments erfassen.16 So ist das erste Ziel dieser Arbeit, Einblicke in die Altersvorstellungen des Alten Testaments17 zu erhalten. Die daraus resultierenden Perspektiven und Ergebnisse können dann in den gegenwärtigen Diskurs über das Alter eingebracht werden. Dieser Schritt kann jedoch erst in einem Ausblick (Kapitel 6.2) geschehen. Das zweite Ziel dieser Arbeit besteht folglich darin, eine Grundlage für diesen Diskurs zu schaffen.

Der Begriff Einblicke wird in dieser Arbeit gewählt, da im Alten Testament trotz der Fülle von Aussagen über das Alter keine systematische Lehre über das Al- ter existiert.18 Das Alter wird „gelegentlich direkt behandelt oder auch nur punk- tuell gestreift oder einfach miterwähnt“19. Es kann also in dieser Arbeit höchs- tens darum gehen, Einblicke in die Altersvorstellungen des Alten Testaments zu gewinnen.

Die Bezeichnung Altersvorstellungen, wie sie in dieser Arbeit verwendet wird, beinhaltet sowohl Beschreibungen als auch Bewertungen des Alters: Eine klare Trennung dieser beiden Bereiche kann meines Erachtens nicht geleistet wer- den, da auch Beschreibungen des Alters bereits subjektive bzw. wertende An- teile in sich tragen.20

1.3 Alttestamentliche Altersvorstellungen als Gegenstand der alttestamentlichen Anthropologie

Die Frage nach Altersvorstellungen im Alten Testament gehört zum For- schungsgebiet der alttestamentlichen Anthropologie.21 Die anthropologische Grundfrage lautet: Was ist der Mensch?22 Die alttestamentliche Anthropologie stellt demnach die Frage nach dem alttestamentlichen Menschen. JANOWSKI problematisiert an dieser Fragestellung den Singular der Mensch, da er die Existenz von anthropologischen Grundkonstanten suggeriert, welche die Zeiten und Räume überdauern.23 Er geht vielmehr davon aus, „daß die menschliche Natur selber geschichtlich ist bzw. eine Geschichte hat24 . Eine alttestamentli- che Anthropologie, welche diesen historischen Wandel bedenkt, kann dabei auf die Ergebnisse der Historischen Anthropologie zurückgreifen.25

„Die Aufgabenstellung der Historischen Anthropologie, die historische und kulturelle Variabilität der als konstant erscheinenden Verhaltensweisen des Menschen wie Handeln, Denken, Fühlen und Leiden zu beschreiben, unterscheidet sich charakteristisch von dem Ansatz der traditionellen Philosophischen Anthropologie und ihrer Frage nach dem Wesen des Menschen und den Bedingungen seines Daseins.“26

Auch diese Arbeit bewegt sich im Bereich der Historischen Anthropologie: Die biblischen anthropologischen Texte werden hierzu in ihre historischen Kontexte gestellt und von diesen her entfaltet:27

„Es gehört zum Wesen des Alten wie des Neuen Testaments, dass es sich nicht um Texte mit zeitloser Botschaft handelt, sondern um solche, die die Religion immer bezo- gen auf eine bestimmte historische Situation oder bezogen auf eine bestimmte mit dieser Situation in Verbindung stehende Aussage zeigen.“28

Innerhalb der Theologie ist es von Bedeutung, die Texte und die Religion des Alten Testaments verstehen zu können, „denn auf der Grundlage der alt- und neutestamentlichen Aussagen versucht die Theologie, das Glaubensleben der Gegenwart zu formulieren und zu reflektieren“29. Aus diesem Grund sind anth- ropologische Fragen nach FREVEL immer auch Gegenwartsfragen, auch wenn sie sich mit vormodernen Entwürfen und alttestamentlichen Anthropologien be- fassen.30 Die Frage nach dem Menschen kann sich deshalb nur in diesem Spannungsverhältnis zwischen der Geschichte und der Gegenwart bewegen:31

„Es lässt sich ohne Übertreibung festhalten, dass eine Religion ohne tragfähige Antwortversuche ‚Was ist der Mensch?‘, d. h. ohne eine Bestimmung des Menschenbildes in Geschichte wie Gegenwart , kaum als diskursfähig anzusehen ist.“32

Es gilt jedoch, im Blick zu behalten, dass die alttestamentlichen Texte keine direkten Antworten auf herausfordernde gegenwärtige Fragen geben:33 Die alt- testamentlichen Aussagen sind kulturell bzw. geschichtlich gebunden, so dass die Fragen der Gegenwart nicht mit den Fragen der biblischen Texte gleichge- setzt werden können.34 Es geht vielmehr darum, das Fremde in den alttesta- mentlichen Texten zu verstehen, bevor die „andersartige und z. T. fremde Wirk- lichkeitssicht der Bibel mit der unsrigen ins Gespräch“35 gebracht werden kann. Aus diesem Grund soll in dieser Arbeit eine Grundlage für das aktuelle Ge- spräch über die gegenwärtigen Herausforderungen des Alters geschaffen wer- den: Sie fragt hierzu einzig nach Altersvorstellungen im Alten Testament und bleibt somit auf der Ebene der Historischen Anthropologie. Erst im Ausblick (Kapitel 6.2) soll angedacht werden, was diese Ergebnisse zur Lösung der Her- ausforderungen, welche sich aus der gegenwärtigen demographischen Ent- wicklung ergeben, beitragen könnten.

1.4 Das methodische Vorgehen und die Gliederung

Im Gegensatz zu ERNST, welche in ihrem Werk ausschliesslich von Altern spricht,36 wird in dieser Arbeit der Begriff Alter verwendet, da das Altern meiner Ansicht nach ein Prozess ist, welcher das ganze Leben eines Menschen um- fasst. Bereits das Kleinkind ist vom Altern betroffen.37 Der Begriff Alter, wie er in dieser Arbeit Verwendung findet, bezieht sich nicht auf einen genau definierten Abschnitt des Lebens, sondern will den vielfältigen Erscheinungsformen des Alters Rechnung tragen.38 Daher finden die vier Dimensionen des Alters, wel- che ERNST unterscheidet, auch in einem Begriff von Alter, wie ich ihn verstehen möchte, Platz: Das kalendarische oder chronologische Alter wird durch die An- zahl der Lebensjahre geprägt. Das biologische Alter umfasst die körperlichen und kognitiven Veränderungen im Alter.39 Das soziale Alter beschäftigt sich mit der Frage nach der Versorgung von alten Menschen und nach dem Umgang mit ihnen. Das psychische Alter lässt sich nach ERNST nur in zwei Bereichen greifen: in Bezug auf die Lebenszufriedenheit und in Bezug auf die Angst vor dem Alter.40

Die Arbeit beschäftigt sich hauptsächlich mit hebräischen Texten des Alten Tes- taments; nur vereinzelt werden griechische Texte beigezogen. Es handelt sich hauptsächlich um Stellen, welche direkt eine Altersangabe, einen Begriff für Altsein oder körperliche Veränderungen, welche sich auf das Alter beziehen, beinhalten.41 Es ist im Rahmen dieser Arbeit jedoch nicht möglich, alle Texte, welche auf das Thema Alter Bezug nehmen, zu berücksichtigen. Es werden deshalb exemplarisch Texte herausgegriffen, mit dem Ziel eine möglichst breite Sicht auf das Thema zu vermitteln.42

Es ist mir bewusst, dass alttestamentliche Texte kulturelle Einflüsse aus dem Bereich des Alten Orients aufweisen. Da jedoch die Untersuchung dieser den Rahmen dieser Arbeit sprengen würde, werden sie nur am Rande beigezogen.

Es ist zunächst unerlässlich zu umreissen, was im Alten Testament unter einem Begriff Alter verstanden werden konnte: Hierzu wird die Begrifflichkeit, der Le- bensabschnitt Alter und die Lebenserwartung untersucht (Kapitel 2). Ausgangspunkt für meine Betrachtungen über die Altersvorstellungen im Alten Testament bildet Koh 11,7-12,8, da dieser Abschnitt gemäss PABST die einzige Stelle darstellt, an welcher zusammenhängend über das Alter nachgedacht wird (Kapitel 3). Ansonsten existieren fast ausnahmslos einzelne Verse in Kontex- ten, in denen es nicht selbständig um das Thema Alter geht.43 Aber auch diese werden berücksichtigt: Ausgehend von den Vorstellungen von Alter in Koh 11,7- 12,8 werden zunächst das Koheletbuch (Kapitel 4), dann der Pentateuch und die Bücher der Geschichte (Kapitel 5.1), die Bücher der Propheten (Kapitel 5.2), die Bücher der Weisheit (Kapitel 5.3) und die Psalmen (Kapitel 5.4) in Bezug auf ihre Altersvorstellungen betrachtet.44 Anschliessend werden die Altersvor- stellungen im Koheletbuch vor dem Hintergrund der Altersvorstellungen im rest- lichen Alten Testament angeschaut (Kapitel 5.5). Hier besteht auch Raum, um allfällige Entwicklungstendenzen herauszuarbeiten.

Zum Schluss folgt ein Fazit, welches eine Zusammenfassung der wesentlichen Erkenntnisse (Kapitel 6.1) und einen Ausblick (Kapitel 6.2), was die in dieser Arbeit erarbeiteten Ergebnisse zum gegenwärtigen Diskurs über das Alter beitragen könnten, umfasst.

2. Das Alter und die Lebenserwartung im Alten Israel

Bevor nach Altersvorstellungen im Alten Testament gefragt werden kann, muss geklärt werden, was damals unter dem Begriff Alter verstanden wurde. Mit wel- chem Alter ein Mensch als alt oder hochbetagt galt, war damals - wie auch heute - schwer zu beantworten: Auf der einen Seite liegen nur wenige Angaben über das chronologische Alter eines Menschen vor, auf der anderen Seite kön- nen die Altersangaben in den Texten nicht in unserem heutigen Sinne als ob- jektive Definitionen verstanden werden.45 Alter ist „kein absoluter, an der Zahl von Lebensjahren gemessener Begriff; er ist relativ und lässt sich daher nur ungenau zahlenmäßig fixieren“46. Anhaltspunkte bieten das Erwerbsalter und die durchschnittliche Lebenserwartung, doch auch diese sind in der Lebenswelt des Alten Testaments nicht eindeutig.47

Im Wissen darum, dass es im Alten Testament keine chronologische Definition des Alters gibt, folgt eine Umschreibung des Begriffs in drei Schritten: In einem ersten Schritt wird die Begrifflichkeit geklärt; in einem zweiten Schritt wird die Frage behandelt, wann ein Mensch im Alten Testament als alt galt; schliesslich wird noch nach der Lebenserwartung der Menschen im Alten Israel gefragt.

2.1 Die Begrifflichkeit

Zur Benennung alter Menschen und des Lebensabschnitts Alter werden im Bibelhebräischen die Wurzeln !qz, vvy und byf verwendet:

Das Adjektiv !qz" ist die im Alten Testament gebräuchlichste Bezeichnung für alte Menschen; es findet sich in nahezu allen alttestamentlichen Büchern.48 Nach CONRAD kommt es 178 Mal im Alten Testament vor.49 Es leitet sich von !qz"Bart ab und hat seine ursprüngliche Bedeutung von bartig/barttragend.50

„Seiner Grundbedeutung nach bezeichnet es also den barttragenden Mann, ursprünglich vielleicht allgemein den Volljährigen (…).“51

Nach SCHARBERT haben jedoch die alttestamentlichen Tradenten diese seman- tische Herkunft nicht mehr im Bewusstsein: Er begründet dies damit, dass Wortbildungen dieser Wurzel auch für Frauen verwendet werden.52 Diese Ver- wendung von !qz" zeigt den Bedeutungswandel des Wortes von b ä rtig zu alt.53 Nur fünf Mal nimmt diese Wortgruppe ausdrücklich auf Feminina Bezug: in Gen 18,13; 24,36 (Text unsicher); Sach 8,4; Spr 23,22 und Rut 1,12.54 Das Femini- num zum Nomen !qz" kommt nur in Sach 8,4 vor.55 Diese seltene Anwendung auf Frauen macht deutlich, dass die alte Frau in den alttestamentlichen Erzäh- lungen kaum vorkommt.56

Mit dem Plural von !qz, mit ~ynqz, wird oft das Kollegium der Ältesten57 benannt. Das Zustandsverb !qz alt werden/sein, b ä rtig sein wird mit einer Ausnahme in Ijob 14,8, wo vom Altern einer Baumwurzel gesprochen wird, ausschliesslich im Zusammenhang mit Personen verwendet. Daneben sind noch die Bezeichnun- gen ~ynqz.58 Greisenalter und hnqzI59 das Altwerden/Altern vertreten.60 !qz" gibt allgemein den Zustand des Altseins an. Wenn allerdings ein hohes Alter angezeigt werden soll, dann lassen sich Erweiterungen feststellen: In 1Sam 2,22; 2Sam 19,33 und 1Kön 1,15 kommt das Adverb dam. sehr dazu. Bei 2Sam 19,33 wird durch die zusätzliche Altersangabe von 80 Jahren aufgezeigt, was unter einem hohen Alter verstanden wird. Auf eine ähnliche Art und Weise diffe- renzieren die Formulierungen ~ymyB;awb61 (in die Tage kommen = alt), ~ymy"alm.62

(voll der Tage = betagt) und ~ymy" [bf.63 (satt der Tage = lebenssatt) die Höhe des chronologischen Alters.64

Die Bezeichnung vyvy"Greis kommt hauptsächlich im Ijobbuch vor. Die Form vvy"alt65 ist lediglich einmal in 2Chr 36,17 zu finden. Die zugrundeliegende Wurzel kann nur noch im Mittelhebräischen in der Bedeutung alt nachgewiesen wer- den.66

Das Verb byf67 steht für grauhaarig werden/sein, alt werden/sein.68 Als Verb- wurzel kommt es nur in 1Sam 12,2 und Ijob 15,10 vor. Davon wird das Nomen byfe (1Kön 14,4) bzw. hbyfe (Gen 42,38; Ps 71,18 u. a.) Grauk ö pfigkeit, hohes Alter abgeleitet.69 Das Nomen byf, hbyfe ist ein substantivierter Infinitiv eines Verbs mediae jod.70 ERNST meint, dass sich die Bedeutung von einst grau/grauhaarig zu alt erweitert hat. Als substantivierter Infinitiv bedeuten des- halb byf, hbyfe sowohl graues Haar als auch hohes Alter.71 Im Gegensatz zu !qz" hat hbyfe somit das äussere Merkmal des Alters, das graue Haar, als Bedeutung beibehalten.72 Wenn ein erfülltes hohes Alter ausgedrückt werden soll, findet sich der Ausdruck hbAj hbyfe73 (gutes Alter).74

Es fällt auf, dass die Wurzeln !qz und byf, welche den alten Menschen bezeichnen, von körperlichen Merkmalen abgeleitet werden, und zwar von der Haartracht, dem Bart und dem grauen Haar.75

2.2 Der Lebensabschnitt Alter

Im Alten Testament findet sich nach MEINHOLD nirgends eine genaue Lebensaltersangabe, ab wann ein Mensch als alt galt.76

„Das entspricht einer notwendigen Zurückhaltung bei Festlegungen gegenüber dem Al- tern, das individuell und fließend in Erscheinung tritt und das von gesellschaftlichen Ge- gebenheiten abhängt. Vorindustrielle Gesellschaften hatten zudem nur geringes Inte- resse am chronologisch festgelegten Alter. Was es im Alten Testament gibt, sind zusammenfassende Benennungen von Lebensphasen und vereinzelte Hinweise auf den einen und anderen, aus Gründen der Taxierbarkeit veranschlagten Beginn des Greisenalters.“77

Auch wenn es den klar umrissenen Lebensabschnitt Alter nicht gibt, existieren im Alten Testament doch Einteilungen in Lebensphasen. In der Regel werden mindestens drei Lebensphasen unterschieden:

- Kinder (qnAy Brustkind in Dtn 32,25; r[n: Knabe in Ps 148,12; @j; trippelnd, nicht marschf ä hig in Ez 9,6)
- Ausgewachsene junge Männer und erwachsene Mädchen (rWxB' und hlWtB. in Dtn 32,25; Ez 9,6 und Ps 148,12)
- Reife ältere Männer und Frauen (!qz"derjenige, der den Vollbart tr ä gt in Ez 9,6 und Ps 148,12; hbyfe vyai Grauhaariger in Dtn 32,25; hVai Frau in Ez 9,6)78

Jer 51,22 differenziert vier Lebensabschnitte:

- Kinder (r[n)
- Jugendliche (rWxB' und hlWtB)
- Jüngere (verheiratete) Erwachsene (vyai und hVa)
- Alte Leute (!qz)79

Fünf Altersstufen werden schliesslich in Jer 6,11 erwähnt:

- Kleinkind (llA[)
- Jugendliche (rWxB)
- Mann und Frau (vyai und hVa)
- Alte (!qz)
- Hochbetagte (~ymy"alm)80

Es ist auffällig, dass in Jer 6,11 innerhalb der Gruppe der Alten die Alten und Hochbetagten unterschieden werden: Der Alte (!qz) bezeichnet gemäss LANG hier den Mann in seiner Blüte, dessen Kinder bereits der Gruppe Jugendliche oder Mann und Frau, womit nach ihm die die Verheirateten gemeint sind, ange- hören. Wenn man von einer Eheschliessung mit 20 Jahren ausgeht, ist der Alte wohl ein 30- bis 60-Jähriger. Männer dieses Alters, sofern sie einen sozialen Rang innehaben, gehören nach LANG zum Gremium der Ältesten.81 Die Be- zeichnung !qz" muss folglich nicht generell auf ein hohes Alter verweisen.82

Ebenfalls eine Einteilung in Altersstufen bietet die akkadisch beschriebene Sul- tantepe-Tafel (STT) 400,47 aus dem 7. Jahrhundert v. Chr.83 Hier erfolgt eine Zuordnung von Lebenszeitangaben zu verschiedenen Bezeichnungen für ho- hes Alter:

„(…): forty (years mean) prime (of life) (see lalûtu), fifty: short life, sixty: maturity, seventy: long life, eighty old age ([Abbildung in dieser Leseprobe nicht enthalten] ), ninety: lit-tu-tu extreme old age (…).“84

Die oberste Grenze ist ein Lebensalter ab neunzig Jahren. Der Beginn des Le- bensabschnitts Alter könnte nach ERNST hier bei siebzig oder achtzig Jahren anzusetzen sein.85 HARRIS wendet ein, dass es sich bei diesen Altersangaben um idealisierte Vorstellungen handelt. Sie vermutet ausserdem einen männli- chen Blickwinkel, da bei einer Frau ein Alter von 40 Jahren eher nicht als „prime of life“ bezeichnet würde.86

Einen weiteren Anhaltspunkt für den Beginn des Lebensabschnittes Alter bietet die Leistungsfähigkeit: Nach Nu 4,3.23 beginnt die Dienstzeit eines Leviten mit dreissig Jahren und endet bereits mit 50 Jahren. WOLFF meint, dass ein Mensch für die Aufgaben dieses besonderen Amtes die volle Reife, aber auch die vollen Kräfte benötigte. Erst eine spätere Korrektur in Nu 8,24-26, so WOLFF, setzt den Eintritt in den Levitendienst schon bei 25 Jahren fest. Die obere Altersgrenze wird nicht aufgehoben, jedoch wird denen, welche über 50 Jahre alt sind, er- laubt, Hilfsdienste zu übernehmen. Wahrscheinlich hat Nachwuchsmangel zu dieser Ausweitung der Levitendienstzeit geführt. Dies dürfte auch die Ursache für die weitere Herabsetzung des Dienstbeginns auf 20 Jahre in 1Chr 23,24.27 und Esra 3,8 sein.87

Aufgrund von den Hinweisen zu der Dienstzeit der Leviten geht FREVEL davon aus, dass zumindest ein Teil der alten Menschen nicht mehr voll erwerbstätig war.88 Von einem Anspruch auf einen arbeitsfreien Lebensabend oder auf eine gesicherte Altersrente kann jedoch nicht die Rede sein.89

FREVEL rechnet im bäuerlichen Milieu im Gegensatz zum Levitendienst mit ei- nem gleitenden Ausscheiden aus dem Arbeitsprozess.90 In Ri 19,16 wird auf einen alten Mann verwiesen, welcher abends von seiner Arbeit vom Feld heim- kehrt. Daraus schliesst ERNST auch im Alter auf eine aktive Teilnahme am Alltag mit seinen Pflichten und Rechten.91

Wenn ein erwachsener Mensch in eine Familie eingebunden war, und wenn diese Familie einen sozialen Rückhalt bot, konnte er aus der Erwerbsarbeit ausscheiden. Bei Kinderlosigkeit bestand diese Möglichkeit jedoch aufgrund der drohenden Altersarmut nicht.92

Einen weiteren Anhaltspunkt für den Beginn des Lebensabschnittes Alter bietet Lev 27,1-8: Es handelt sich bei diesem Text nach POLA um die einzige quantifizierende Systematik der Lebensalter im Alten Testament.93 Bei Lev 27,1-8 geht es um die Auslösung von Menschen:94

„Gelübde, deren Inhalt die Weihung eines Menschen für das Heiligtum waren, mußten in der Zeit des Zweiten Tempels, zu dem die Laien bekanntlich wegen des seit 587 v. Chr. gestiegenen Heiligkeitsempfindens keinen Zutritt mehr hatten, grundsätzlich aus- gelöst werden.“95

In Lev 27,1-8 wird ein System der Lebensalter dargestellt,96 welchem die zu erwartende Arbeitsleistung zu Grunde liegt:97

Abbildung in dieser Leseprobe nicht enthalten98

über 60 Jahre 15 Schekel 10 Schekel99

Der höchste Wert ist vom 20. bis zum 60. Lebensjahr zu verzeichnen. Danach sinkt der Wert schnell, wobei beim alten Mann ein stärkerer Rückgang (um 35 Schekel) als bei der alten Frau (um 20 Schekel) festgestellt werden kann. WOLFF erklärt diesen Unterschied damit, dass die Frau in der Familie als Grossmutter nützlich sein kann.100

SCHOTTROFF geht aufgrund von Vergleichen von Löhnen und Sklavenpreisen in der Welt der hebräischen Bibel davon aus, dass es sich hier um eine einmalig zu bezahlende Geldleistung handelte. Als Argument hierfür führt er Ex 21,32 an, wo als Ersatz für einen von einem stössigen Rind getöteten Sklaven oder einer Sklavin ein Betrag von 30 Schekel Silber festgesetzt wurde.101

Ergänzend zu der Arbeitsleistung gilt für Frauen noch ein weiteres Kriterium für den Lebensabschnitt Alter: Für Frauen beginnt das Alter, wenn sie „verbraucht“ oder „verblüht“ sind (hlB in Gen 18,12) und wenn es aufgehört hat, ihnen zu ergehen „nach der Art der Frauen“ (~yvNK; xrao in Gen 18,11102 ). Das bedeutet, dass das Alter für die Frauen ab den Wechseljahren beginnt, wenn sie keine Menstruation mehr haben und sie somit nicht mehr gebären können.103 Auf- grund von klassischen Quellen wurde geschätzt, dass die Menopause im Alter- tum in einem Alter von 40 bis 50 Jahren, jedoch spätestens mit 60 Jahren, ein- setzte.104

Zusammenfassend kann somit gesagt werden, dass im Alten Testament mit einem Beginn des Lebensabschnitts Alter mit ungefähr 50 bis 60 Jahren gerechnet wird. Dieser wird meiner Ansicht nach vor allem anhand von sozialen Rollen bestimmt: Wenn der Mann nicht mehr leistungsfähig ist bzw. die Frau nicht mehr gebären kann, gilt er bzw. sie als alt.

2.3 Die Lebenserwartung

Nachdem der Beginn des Lebensabschnittes Alter umrissen wurde, wird nun ein Blick auf die Lebenserwartung im Alten Israel geworfen. Zu diesem Zweck werden zunächst die Lebensaltersangaben, welche das Alte Testament macht, betrachtet. Im Alten Testament existieren Angaben über das Lebensalter nur im Pentateuch und vereinzelt in den Geschichtsbüchern.105

In Gen 5 und 11 finden sich sehr hohe Altersangaben: Die Lebensaltersangaben der zehn Urväter von Adam bis Noah schwanken zwischen 969 und 777 Jahren; einzig Henoch soll nur 365 Jahre gelebt haben.106

Nach der Flut, beginnend mit Noah in Gen 9,28, und dann vor allem in der Ge- nealogie in Gen 11,10-32, kommt es nach und nach zu einer Abnahme der Le- bensalter. Terach, der Vater von Abraham erreicht in Gen 11,32 nur noch 205 Jahre.

Die Lebensaltersangaben der Erzeltern entsprechen nach HOSSFELD schon e- her den historisch wahrscheinlichen Lebenszeiten eines Menschen: Abraham stirbt in Gen 25,7 mit 175 Jahren. Seine Frau Sara wird gemäss Gen 23,1 127- jährig. Isaak erreicht nach Gen 35,28 180 Jahre, Jakob kommt in Gen 47,28 auf 140 Jahre und Josef stirbt in Gen 50,26 im Alter von 110 Jahren. Moses Tod ereignet sich in Dtn 34,7 im Alter von 120 Jahren. Ein Alter von 120 Jahren ent- spricht nach HOSSFELD in etwa historischen Gegebenheiten und verweist auf Gen 6,3, wo die menschliche Lebenszeit auf 120 Jahre begrenzt wird.107

In der Forschung herrscht Einigkeit darüber, dass es sich vor allem bei den Le- bensaltersangaben in Gen 5 und 11 um mythische, symbolische oder fiktive Angaben handelt.108 Es gibt jedoch unterschiedliche Erklärungen für diese ho- hen Lebensalter: Im hohen Alter sieht man auf der einen Seite eine Ehrung die- ser tragenden Gestalten der Urzeit Israels, auf der anderen Seite will die Tradi- tion mit nur wenigen Namen den Zeitraum zwischen der Entstehung der Welt und ihrer Gegenwart überbrücken.109 Und schliesslich will die Abnahme der Lebenszeit ein Gefälle ausdrücken, welches sich in einer immer weiteren Ent- fernung von JHWH und damit einer geringeren Lebensfähigkeit zeigt.110 Insge- samt lässt sich bei diesen hohen Zahlen in der Ur- und Vätergeschichte sagen, dass das Alter als ein hohes Gut eingeschätzt wird. Ähnliche Angaben und Konzeptionen finden sich auch in Mesopotamien für die Idealkönige der Ur- zeit111.112

Auf sicherem Boden dürfen wir uns nach SCHARBERT bei den Angaben der Bü- cher Samuel, Könige und Chronik wiegen: Dass Eli, der Priester des Ladeheilig- tums von Schilo, ein Alter von 98 Jahren erreichte, und dass Barsillai noch als 80-Jähriger den flüchtenden David mit Proviant verpflegte, bezeichnet er als „unverfängliche Angaben“113. Die Erzählung von Barsillai in 2Sam 19,33 stellt die einzige Stelle im Alten Testament dar, welche einen Begriff für Alter mit ei- ner chronologischen Angabe verbindet. Demnach werden 80 Lebensjahre als hohes Alter eingeschätzt.114

Skepsis erregt jedoch 2Chr 24,15, wonach der um die Rettung der davidischen Dynastie hochverdiente Priester Jojada 130-jährig wurde:115

„Hier hat wohl dem Chronisten seine rigorose Vergeltungsideologie die Feder geführt, nach der Gott einem Frommen seine Verdienste mit langem Leben belohnt, einen Sünder aber wegen seiner Vergehen mit frühem Tod bestraft.“116

Auch das Lebensalter von Ijob, welcher nach Ijob 42,16 noch 140 weitere Jahre gelebt haben soll, hat den Tun-Ergehens-Zusammenhang zur Grundlage, wo- nach ein gerechtes Leben durch ein hohes Alter gesegnet wird.117 Von einer Reihe von Königen aus dem Haus David existieren genauere Anga- ben über ihr Alter, als sie die Regierung antraten, und über die Dauer ihrer Re- gierungszeit, so dass ihre Lebensalter annähernd rekonstruiert werden kön-

nen.118 WOLFF bestimmt für vierzehn Könige des Davidhauses, welche von 926

bis 597 v. Chr. gewirkt haben, die folgenden Lebensalter:

Rehabeam 56 Jahre

Josafat 55 Jahre

Joram 38 Jahre

Ahasja 21 Jahre

Joas 45 Jahre

Amazja 38 Jahre

Asarja 66 Jahre

Jotam 40 Jahre

Ahas 35 Jahre

Hiskija 56 Jahre

Manasse 66 Jahre

Amon 22 Jahre

Josia 38 Jahre

Jojakim 35 Jahre.119

Der Grad der Genauigkeit kann gemäss WOLFF jeweils um ein bis zwei Jahre abweichen. Er hält die Angaben in der Zeit von Amazja bis Hiskija (825-697? v. Chr.) für besonders unsicher.120 Die Lebensalter der hier aufgeführten Könige bewegen sich zwischen 21 und 66 Jahren, woraus nach WOLFF ein Durch- schnittsalter von 44 Jahren121 resultiert.122 Er macht eine Einschätzung des Re- sultates in Bezug auf die Lebenserwartung der Menschen in dieser Zeit im All- gemeinen:

„Bedenkt man, dass Prinzen im Säuglings- und Kindesalter besonders gepflegt und Kö- nige im Mannesalter stärker geschützt wurden als die meisten übrigen Glieder des Vol-

kes, so wird man die mittlere Lebenserwartung vor allem angesichts der hohen Säuglingssterblichkeit wesentlich niedriger anzusetzen haben.“123

Nach WOLFF ist bei den Lebensaltersangaben in Ps 90,10 von 70 und 80 Jahren von ungewöhnlichen Höchstwerten auszugehen, insbesondere weil keiner der oben genannten davidischen Könige auch nur das 70. Lebensjahr erreicht hatte. Nur David selbst wurde nach 2Sam 5,4 70 Jahre alt. WOLFF geht jedoch bei den Zahlen, beim Regierungsantritt mit 30 Jahren und bei der Regierungsdauer von 40 Jahren, von gerundeten Zahlen aus.124

Der von WOLFF errechnete Durchschnitt von 44 Jahren bei den davidischen Königen liegt nach MEINHOLD nur wenig höher als die archäologisch anhand von Skeletten der Nekropolen von Lachisch und Jericho - allerdings für die Mittelbronzezeit (2000-1550 v. Chr.) - ermittelte durchschnittliche Lebenserwartung von 30 bis 40 Jahren.125

Das Erreichen eines hohen Alters war also keine Selbstverständlichkeit: Nach GERBER und VIEWEGER stammen in Friedhöfen in gesellschaftspolitisch gesun- den eisenzeitlichen Gesellschaften - wie auch in Israel und Juda - etwa die Hälfte aller Belegungen von Säuglingen, Kindern und Jugendlichen. Diese Ge- sellschaften weisen üblicherweise hohe Geburtenraten bei einer nennenswer- ten Säuglings- und Kindersterblichkeit auf.126 Weiter starben die Frauen - an- ders als heute - durchschnittlich früher als die Männer.127 Der Grund hierfür liegt in einem erheblichen Risiko für einen lethalen Ausgang einer Schwangerschaft oder einer Geburt.128 Im Jerusalem der Zeitenwende (150 v. Chr. bis 100 n. Chr.) erreichten nach HOSSFELD nur 6% aller Bewohner mehr als 60 Lebensjah- re.129

ERNST betont, dass diese Resultate mit Vorsicht zu geniessen sind, da mit einer Fehlerspanne bei der Altersbestimmung von Skeletten gerechnet werden muss:

„Das Problem archäologischer Funde besteht dabei grundsätzlich in der Differenz zwi- schen dem abschätzbaren biologischen Alter und dem chronologischen Alter von Per- sonen. Durch frühes Altern oder verzögertes Altern kann hier eine Differenz auftreten.

Dazu sind Quantität und Qualität der Skelettfunde ein weiteres Hindernis. Nicht jeder Fund ist auch auswertbar, da die Altersbestimmung auf einer Kombination von Metho- den und Daten - Verwachsung der Schädelnähte, Abkauung der Zähne, degenerativen und atrophischen Veränderungen und Verknöcherung knorpeliger Skelettelemente - besteht.“130

ERNST stellt ausserdem fest, dass ein Widerspruch besteht zwischen den in den Texten des Alten Testaments angegebenen Lebensaltersangaben und der er- schliessbaren Lebenserwartung der Bevölkerung. Lebensalter von über 50 Jah- ren sind anhand von neubabylonischen Keilschriftarchiven131 aus dem 1. Jahr- tausend v. Chr. nur vereinzelt nachweisbar; so dass es sich bei alten Menschen um Einzelfälle gehandelt haben dürfte.132 Das durchschnittliche Sterbealter und die menschliche Lebenserwartung treten somit deutlich auseinander:133

„Alt und lebenssatt zu sterben, war für den alttestamentlichen Menschen nicht erwart- bar, sondern außergewöhnlich und wie bei Abraham eine besondere Auszeichnung

(…).“134

Insgesamt kann gesagt werden, dass die denkbare Obergrenze der Lebenser- wartung im Alten Israel im Vergleich mit der heutigen Lebenserwartung in etwa gleich war.135 Auch der Beginn des Alters ist für den alttestamentlichen Men- schen nicht viel früher anzusetzen als heute, jedoch wird die Lebensphase des Alters deutlich seltener erreicht und dauert im Schnitt deutlich weniger lang.136

3. „Ehe die Tage des Übels kommen…“ Zum Verständnis von Alter in Kohelet 11,7-12,8

Kohelet137 11,7-12,8 ist - wie bereits erwähnt - die einzige Perikope im Alten Testament, in welcher zusammenhängend über das Alter nachgedacht wird.138 Aus diesem Grund dient sie in dieser Arbeit als Ausgangspunkt der Betrachtungen. Im Folgenden soll herausgearbeitet werden, welche Vorstellungen von Altsein in diesem Text enthalten sind.

Dies soll durch die folgenden Schritte erreicht werden: Erstens wird eine Abgrenzung und eine Strukturierung des Textabschnitts vorgenommen. Des Weiteren wird eine Übersetzung präsentiert, welche als Argumentationsgrundlage dient (Kapitel 3.1). Zweitens erfolgt eine schrittweise Betrachtung des Abschnittes, wobei ein Fokus auf dem Thema Alter zu liegen kommt (Kapitel 3.2). Schliesslich folgt ein Fazit (Kapitel 3.3).

3.1 Abgrenzung, Aufbau und Übersetzung

Das Koheletbuch besteht nach SCHWIENHORST-SCHÖNBERGER aus vier Tei- len:139 In den ersten drei Teilen des Buches (1-3; 4,1-6,9; 6,10-8,17) wird erör- tert, dass das höchste Gut in der Freude besteht. Im vierten Teil des Buches

(9,1-12,7) fordert Kohelet den jungen Menschen dazu auf, dieses Gut zu ergrei-

fen. SCHWIENHORST-SCHÖNBERGER bezeichnet deshalb diesen vierten Teil des Buches als applicatio bzw. Anwendung. Die Perikope 11,9-12,8, welche Be- standteil dieses vierten Teils ist, nimmt innerhalb des Gesamtwerkes eine be- sondere Stellung ein: Alle Erörterungen des Koheletbuches weisen auf diesen abschliessenden Aufruf zur Freude und zum Gottesgedenken hin.140 Koh 11,7-12,8 ist, so PABST, Bestandteil des letzten Gedankenganges des Bu- ches, direkt vor den oft als redaktionell betrachteten Schlussworten in 12,9-14. Koh 11,1-6, eine lockere Spruchkomposition vor Koh 11,7-12,8, gehört eben- falls zu diesem letzten Gedankengang. PABST begründet dies mit formalen und inhaltlichen Argumenten: Im ganzen Abschnitt von 11,1-12,8 lassen sich Impe- rative (11,1.2.6.9.10; 12,1), Sprüche mit begründendem yk-Satz (11,2.6.8.10) sowie Bilder aus der Meteorologie (11,3.4.7; 12,2) und der Landwirtschaft (11,6; 12,3.5) finden.141 Auch für SCHWIENHORST-SCHÖNBERGER steht Koh 11,1-6 und Koh 11,7-12,8 in einem Zusammenhang: Bevor Kohelet seine Schüler mit der Aufforderung zur Freude und zum Gottesgedenken in Koh 11,7-12,8 ins Leben sendet, hält er in Koh 11,1-6 noch einmal fest, welches Leben er meint:142

„ein Leben, in dem gehandelt werden muss, in dem in angemessener Weise Vorsorge getroffen werden soll für sich und für andere (V 1-2), ein Leben, in dem es keine absolu- te Sicherheit gibt, das aber demjenigen seine Möglichkeiten entzieht, der allzu sehr zaudert, sie zu ergreifen (V 4.6), ein Leben, das von der Geburt (V 5a) bis zum Tod (V 3) nicht voll durchschaubar und verfügbar, aber gerade darin als Tun Gottes (V 5b) erfahrbar ist.“143

Da aber in dieser Arbeit vor allem die Aussagen über das Altsein von Interesse sind, wird im Folgenden nur der Aufbau von Koh 11,7-12,8144 betrachtet: In 11,7-10 erfolgt ein zweimaliger Aufruf zur Freude: In 11,7f, wird der Mensch in der 3. Person Singular dazu aufgerufen, sich in allen Jahren seines Lebens zu freuen. In 11,9f.

[...]


1 RÜEGGER, Alter(n), 15.

2 S. RÜEGGER, Alter(n), 15.

3 S. BUNDESAMT FÜR STATISTIK: Lebenserwartung. URL: http://www.bfs.admin.ch/bfs/portal/de/index/themen/01/06/blank/key/04/04.html (19.12.2011).

4 S. RÜEGGER, Alter(n), 16.

5 RÜEGGER, Alter(n), 17. Vgl. auch BUNDESAMT FÜR STATISTIK: Bevölkerung nach Alter und Ge- schlecht. URL: http://www.bfs.admin.ch/bfs/portal/de/index/themen/01/02/blank/key/alter/ nach_geschlecht.html (19.12.2011): Hier wird die Alterspyramide 2010 mit einer Tanne vergli- chen.

6 S. BUNDESAMT FÜR STATISTIK: Panorama. URL: http://www.bfs.admin.ch/bfs/portal/de/index/themen/01/01/pan.html (19.12.2011).

7 S. RÜEGGER, Alter(n), 17.

8 BUNDESAMT FÜR STATISTIK: Panorama. URL: http://www.bfs.admin.ch/bfs/portal/de/index/themen/01/01/pan.html (19.12.2011).

9 FREVEL, Menschen, 43.

10 Das BUNDESAMT FÜR STATISTIK schätzt, dass bis 2060 der Anteil der 65-jährigen und älteren Personen von 16,8% (2009) auf rund 28,3% ansteigen wird. S. BUNDESAMT FÜR STATISTIK: Pa- norama. URL: http://www.bfs.admin.ch/bfs/portal/de/index/themen/01/01/pan.html (19.12.2011).

11 S. ERNST, Segen, 12.

12 S. FREVEL, Herz, 11.

13 FREVEL, Menschen, 47.

14 FREVEL, Herz, 11f.

15 Die wörtlichen Bibelzitate in dieser Arbeit stammen von mir selbst. Sie werden durch kursive Schrift gekennzeichnet. Ich habe beim Übersetzen zur Kontrolle die ELBERFELDER BIBEL zu Rate gezogen.

16 S. ERNST, Segen, 214: Bildliche Darstellungen des Alters lassen sich nach ihr im Alten Orient nicht nachweisen.

17 Der Begriff alt in der Bezeichnung Altes Testament wird in dieser Arbeit im Sinne von altehrw ü rdig, kostbar und bew ä hrt verwendet (S. ZENGER, Schrift, 15). Eine Abwägung, ob die Bezeichnung Erstes Testament oder Altes Testament zu bevorzugen sei, findet sich zum Beispiel in ZENGER, Schrift, 14-16.

18 S. FREVEL, Herz, 13; HOSSFELD, Alter, 268. FREVEL sagt, dass im Alten Testament keine sys- tematische Entfaltung der Lebensbedingungen der alten Menschen existiert: „So wird etwa, um nur einige Beispiele zu nennen, nichts über das Aussetzen der Wallfahrtsverpflichtung bei feh- lender Mobilität im Alter gesagt, die Frage der Versorgung von Alleinstehenden in Altersarmut nicht angesprochen oder über die Frage einer Einschränkung der Selbstbestimmung im wirt- schaftlichen Handeln sowie autoritätsgebundener Entscheidungen altersdementer Menschen kein Wort verloren.“ (FREVEL, Herz, 13).

19 HOSSFELD, Panther, 1.

20 S. ERNST, Segen, 17.

21 S. A. WAGNER, Alt, 255.

22 S. FREVEL, Anthropologie, 1; JANOWSKI, Konfliktgespräche, 3.

23 S. JANOWSKI, Konfliktgespräche, 1.

24 BESTER/JANOWSKI, Anthropologie, 6.

25 S. JANOWSKI, Konfliktgespräche, 2.

26 JANOWSKI, Konfliktgespräche, 6.

27 S. FREVEL, Menschen, 54.

28 A. WAGNER, Alt, 257.

29 A. WAGNER, Alt, 255.

30 S. FREVEL, Menschenskinder, 10.

31 S. FREVEL, Menschen, 30.

32 FREVEL, Menschen, 30.

33 S. FREVEL, Menschen, 44.

34 S. FREVEL, Menschen, 47.

35 JANOWSKI, Konfliktgespräche, 5.

36 S. ERNST, Segen, 11.

37 Vgl. SCHÄFFLER, Mensch, 379: „Altern ist ein Vorgang, der nicht erst in höherem Lebensalter beginnt, sondern von Geburt an unumkehrbar fortschreitet:“

38 S. ERNST, Segen, 11.

39 S. ERNST, Segen, 16f.

40 S. ERNST, Segen, 17.

41 Vgl. ERNST, Segen, 33.

42 Vgl. ERNST, Segen, 18.

43 S. PABST, Tage, 155.

44 Ich übernehme im Kapitel 5 die Gliederung, wie sie in ZENGER, Einleitung, 5-8 im Inhaltsver- zeichnis verwendet wird: 1. Die Bücher der Thora/des Pentateuch (Gen, Ex, Lev, Nu, Dtn); 2. die Bücher der Geschichte (Jos, Ri, Rut, 1-2Sam, 1-2Kön, 1-2Chr, Esra, Neh, Tob, Jdt, Est, 1- 2Makk); 3. die Bücher der Weisheit (Ijob, Ps, Spr, Koh, Hld, Weish, Sir); 4. die Bücher der Pro- phetie (Jes, Jer, Klgl, Bar, Ez, Dan, Hos, Joël, Am, Obd, Jona, Mi, Nah, Hab, Zef, Hag, Sach, Mal). Die Bücher der Thora und die Bücher der Geschichte werden gemeinsam behandelt, da in ihnen Erzählungen überwiegen. Die Psalmen werden gesondert betrachtet, da sie im Zusam- menhang mit dem Umgang mit dem Thema Alter innerhalb der Bücher der Weisheit eine be- sondere Stellung einnehmen. Vgl. den vierteiligen Aufbau der Septuaginta in ZENGER, Schrift, 28-32 und den dreiteiligen Aufbau des Tanach in ZENGER, Schrift, 21-23.

45 S. ERNST, Segen, 19.

46 LANG, Bernhard: Alter (AT). URL: http://www.bibelwissenschaft.de/nc/wibilex/das- bibellexikon/details/quelle/WIBI/referenz/13057/cache/63bfffa8589b5df9e569bcba001c9f0b/ (01.12.2011).

47 S. FREVEL, Herz, 22.

48 S. ERNST, Segen, 21.

49 S. CONRAD, !qz", Sp. 640.

50 S. ERNST, Segen, 21.

51 CONRAD, !qz, Sp. 640.

52 S. SCHARBERT, Alter, 339.

53 S. ERNST, Segen, 21.

54 CONRAD, !qz, Sp. 641.

55 S. SCHOTTROFF, Gerechtigkeit, 117.

56 S. GERSTENBERGER, Lebenslauf, 263. GERBER/VIEWEGER, Alter, 9: „Alte Frauen (…) begeg- nen im Alten Testament einerseits als Spätgebärerinnen und bringen so Gottes übergroße Wirkmächtigkeit zum Ausdruck (vgl. Gen 18,13; 24,36; Rut 1,12). Andererseits gelten sie als gesellschaftlich institutionalisierte Respektspersonen, deren Lebensweisheit sprichwörtlich ist (vgl. Sach 8,4; Spr 23,22).“

57 Vgl. Kapitel 5.3.2 (S. 76f.), wo das Thema der Ältesten behandelt wird.

58 Gen 21,2.7; 37,3; 44,20 (S. ERNST, Segen, 22).

59 Beispielsweise in Gen 24,36; 1Kön 11,4; 15,23; Jes 46,4; Ps 71,9.18 (S. ERNST, Segen, 22).

60 S. ERNST, Segen, 22.

61 Gen 24,1; Jos 13,1.23,1; 1Kön 1,1 (S. ERNST, Segen, 22).

62 Jer 6,11 (S. ERNST, Segen, 22).

63 Gen 35,29; 1Chr 23,1; Ijob 42,17. Dazu kann auch Gen 25,8 gezählt werden, auch wenn ~ymy" fehlt (S. ERNST, Segen, 22).

64 S. ERNST, Segen, 22.

65 S. GESENIUS, Handwörterbuch, 327.

66 S. ERNST, Segen, 22.

67 „Schon das Ababyl. kennt das Wort sibu in den Bedeutungen ,grau‘ (von Stoffen, Häusern, Haaren, Wolle), ‚grauhaarig, alt‘ (von Menschen und Tieren) (…), wobei über die Bedeutungs- entwicklung von ‚grau‘ zu ‚alt‘ oder umgekehrt unterschiedliche Ansichten vertreten werden (…).“ (FABRY, hbyf, Sp. 752.).

68 S. ERNST, Segen, 23.

69 S. SCHARBERT, Alter, 340.

70 S. FABRY, hbyf, Sp. 752.

71 S. ERNST, Segen, 23.

72 S. LIESS, Glanz, 456f.

73 Gen 15,15; 25,8; Ri 8,32; 1Chr 29,28 (S. ERNST, Segen, 23).

74 S. ERNST, Segen, 23.

75 S. MEINHOLD, Menschen, 99.

76 S. MEINHOLD, Menschen, 108.

77 MEINHOLD, Menschen, 108f.

78 S. WOLFF, Anthropologie, 180.

79 S. WOLFF, Anthropologie, 180.

80 S. WOLFF, Anthropologie, 180.

81 S. LANG, Bernhard: Alter (AT). URL: http://www.bibelwissenschaft.de/nc/ wibilex/das-bibellexikon/details/quelle/WIBI/referenz/13057/cache/ 63bfffa8589b5df9e569bcba001c9f0b/ (01.12.2011).

82 Vgl. Kapitel 5.3.2 (S. 76f.), wo die Frage diskutiert wird, welches Alter die Ältesten haben.

83 S. MEINHOLD, Menschen, 112. Vgl. auch den aus der Zeit um 300 v. Chr. stammende Papy- rus Insinger 17,21-18,4 (S. MEINHOLD, Menschen, 111): „Das Leben, das sich dem Zenit nähert ist zu zwei Dritteln (schon) verloren. Denn man verbringt 10 (Jahre) der Kindheit, ohne den Tod und das Leben erkannt zu haben. Man verbringt weitere 10 (Jahre) damit, an der Ausbildung zu arbeiten, von der man leben kann. Man verbringt weitere 10 Jahre, indem man spart und sich den Besitz verschafft, von dem man lebt. Man verbringt weitere 10 Jahre bis zur Erreichung des Alters, während man noch keine Ratschläge erteilt. Es verbleiben 60 Jahre innerhalb der ge- samten Lebenszeit, die Thot dem gottesfürchtigen Menschen aufgeschrieben hat. (Aber nur) einer von einer Million, den Gott segnet, ist es, der sie erlebt, wenn das Schicksal zustimmt.“ (THISSEN, Insinger, 300).

84 CIVIL, CAD, 220. Vgl. auch GURNEY, Sultantepe Tablets, Plate CCLXXI.

85 S. ERNST, Segen, 26.

86 S. HARRIS, Aging, 28.

87 S. WOLFF, Anthropologie, 180.

88 S. FREVEL, Herz, 23.

89 S. FREVEL, Herz, 24f.

90 S. FREVEL, Herz, 22.

91 S. ERNST, Segen, 131.

92 S. FREVEL, Herz, 22.

93 S. POLA, Lebensalter, 407.

94 S. POLA, Lebensalter, 390.

95 POLA, Lebensalter, 390.

96 S. POLA, Lebensalter, 391.

97 S. POLA, Lebensalter, 406.

98 Angaben über den Schekel als Gewichtseinheit und als Zahlungsmittel finden sich in OEMING, lqv, Sp. 455f.

99 S. WOLFF, Anthropologie, 181.

100 S. WOLFF, Anthropologie, 182.

101 S. SCHOTTROFF, Gerechtigkeit, 126f.

102 Vgl. auch Gen 31,35 und Rut 1,12.

103 S. SCHOTTROFF, Gerechtigkeit, 118. Vgl. auch HARRIS, Aging, 88: „The Akkadian term for a postmenopausal woman is sinni š tu paristu, literally ‚a woman (whose) blood) has stopped flo- wing.‘ The Sumerian equivalent mud.da.gi may mean ‚her blood has stopped‘ or ‚she has stop- ped giving birth.‘.“

104 S. HARRIS, Aging, 88.

105 S. ERNST; Segen, 26.

106 S. SCHARBERT, Alter, 341.

107 S. HOSSFELD, Alter, 270.

108 S. HOSSFELD, Alter, 269; KLOPFENSTEIN, Leben, 263; MEINHOLD, Menschen, 103; SCHARBERT, Alter, 341; WOLFF, Anthropologie, 179.

109 S. SCHARBERT, Alter, 341.

110 S. HOSSFELD, Panther, 3.

111 „Verwandt sind diese Konzeptionen mit der Idee des Goldenen Zeitalters und der darauf

folgenden Dekadenz in vier Weltzeiten bis in die Gegenwart z. B. bei Ovid und Hesiod.“ (HOSSFELD, Panther, 3).

112 S. HOSSFELD, Panther, 3; Vgl. ERNST, Segen, 28f.

113 SCHARBERT, Alter, 342.

114 S. ERNST, Segen, 30f.

115 S. SCHARBERT, Alter, 342.

116 SCHARBERT, Alter, 342.

117 S. ERNST, Segen, 30.

118 S. SCHARBERT, Alter, 342.

119 WOLFF, Anthropologie, 178.

120 S. WOLFF, Anthropologie, 179.

121 Vgl. KLOPFENSTEIN, Leben, 263: Er kommt für die Könige, sofern sie nicht eines gewaltsamen Todes starben, auf ein Alter zwischen 35 Jahren (Jojakim) und 66 Jahren (Usia und Manasse), was ein Durchschnittsalter von ungefähr 48 Jahren ergibt.

122 S. WOLFF, Anthropologie, 179.

123 WOLFF, Anthropologie, 179.

124 S. WOLFF, Anthropologie, 179.

125 S. MEINHOLD, Menschen, 111.

126 S. GERBER/VIEWEGER, Alter, 9.

127 S. HOSSFELD, Panther, 2.

128 S. FREVEL, Herz, 29.

129 S. HOSSFELD, Panther, 2.

130 ERNST, Segen, 31.

131 Bei den Schreiberarchiven liegt die Problematik darin, dass dort keine Geburts- und Todes- daten, sondern nur die Zeitspanne des Arbeitens aufgeführt ist. Somit liegen die Ergebnisse im Bereich der Wahrscheinlichkeit. GEHLKEN geht für das 1. Jt. v. Chr. aufgrund von neubabyloni- schen Archiven von einer Lebenserwartung von ca. 45 Jahren aus. Gerade Schreiber konnten aufgrund ihrer Lebensumstände ein höheres Alter erreichen (S. ERNST, Segen, 31). Es lassen sich vereinzelt Lebensalter von über 50 Jahren nachweisen, wobei diese aber Ausnahmen dar- stellen (S. ERNST, Segen, 32).

132 S. ERNST, Segen, 32.

133 S. FREVEL, Herz, 29.

134 FREVEL, Herz, 29.

135 S. HOSSFELD, Panther, 2.

136 S. FREVEL, Herz, 30.

137 Das Wort Kohelet ist eine Bezeichnung für jene Person, deren Worte in dem nach Koh 1,1 benannten Buch enthalten sind. Das Wort kommt innerhalb des Alten Testamentes einzig im Koheletbuch vor. Im Koheletbuch steht es insgesamt sieben Mal: In 1,1.2.12; 12,9.10 wird es ohne Artikel wie ein Eigenname verwendet. In 12,8 und möglicherweise auch in 7,27 wird es mit Artikel wie eine Berufs- oder Funktionsbezeichnung gebraucht. Das Wort tlhqoo ist ein Partizip Femininum Qal von der Wurzel lhq. Das Verb lhq bedeutet im Nifcal sich versammeln, im Hifcil versammeln, einberufen. Im Qal ist lhq im Alten Testament jedoch nicht belegt. tlhqo bedeutet wörtlich (die) Sammelnde, (die) Versammelnde. Aus Esra 2,55.57 und Neh 7,57.59 kann gefol- gert werden, dass feminine Partizipien ursprünglich ein Amt oder eine Funktion meinten und später als männliche Eigennamen Verwendung fanden. SCHWIENHORST-SCHÖNBERGER sieht einen ähnlichen Vorgang hinter dem Begriff Kohelet. Manche Forscher gehen davon aus, dass mit dem Wort Kohelet ein Sammler von Sprichwörtern gemeint sein könnte. SCHWIENHORST- SCHÖNBERGER begründet jedoch, dass bei der Bezeichnung Kohelet eher an das Versammeln von Menschen gedacht werden muss (S. SCHWIENHORST-SCHÖNBERGER, Kohelet, 41).

138 S. PABST, Tage, 155.

139 SCHWIENHORST-SCHÖNBERGER leitet diese Vierteilung von der klassischen antiken Rede ab (S. SCHWIENHORST-SCHÖNBERGER, Kohelet, 526).

140 S. SCHWIENHORST-SCHÖNBERGER, Kohelet, 526.

141 S. PABST, Tage, 155f.

142 S. SCHWIENHORST-SCHÖNBERGER, Kohelet, 515.

143 SCHWIENHORST-SCHÖNBERGER, Kohelet, 515f.

144 Gliederungen von 12,1-8 bzw. 12,1b-7 finden sich bei SCHWIENHORST-SCHÖNBERGER und bei KRÜGER (SCHWIENHORST-SCHÖNBERGER, Kohelet, 526; KRÜGER, Kohelet, 353f.).

Ende der Leseprobe aus 100 Seiten

Details

Titel
Alttestamentliche Altersvorstellungen. "Ehe die Tage des Übels kommen..." in Kohelet 11,7-12,8
Hochschule
Universität Bern
Veranstaltung
Altes Testament
Note
6,0 (1,0 in D)
Autor
Jahr
2012
Seiten
100
Katalognummer
V315040
ISBN (eBook)
9783668135536
ISBN (Buch)
9783668135543
Dateigröße
817 KB
Sprache
Deutsch
Schlagworte
alttestamentliche, altersvorstellungen, tage, übels, kohelet
Arbeit zitieren
Melanie Werren (Autor:in), 2012, Alttestamentliche Altersvorstellungen. "Ehe die Tage des Übels kommen..." in Kohelet 11,7-12,8, München, GRIN Verlag, https://www.grin.com/document/315040

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