Kärntens heilige Berge. Eine Studie zur Kultkontinuität am Ulrichs- und Danielsberg


Seminararbeit, 2015

14 Seiten, Note: sehr gut


Leseprobe


Inhalt

1. Einleitung

2. Der Ulrichsberg

3. Der Danielsberg

4. Abkürzungsverzeichnis

5. Summary

6. Bildquellennachweis

1. Einleitung

In allen Kulturen wurde den Bergen besonderer Respekt und Verehrung als heilige Orte entgegengebracht. In animistischer Manier sah man sie als Wohnstätten übernatürlicher Mächte an, denn die Menschen fühlten sich für die natürlichen Ressourcen, die am Berg genutzt oder abgebaut wurden, zu Dank verpflichtet.[1]

Wie sich an den Stätten der religiösen Verehrung zeigt, wählte man meist eine markante Lage, die sowohl einen umfassenden Ausblick bot als auch von der Ebene aus zu erkennen war. Es handelt sich dabei jedoch nicht zwingend um den höchsten Berggipfel der umgebenden Landschaft sondern um den locus excelsissimus. Außerdem ist zwischen einigen Kultplätzen Sichtkontakt gegeben, wie es beispielsweise beim Magdalens- und Ulrichsberg der Fall ist.[2]

Trotz der Faszination, die Berge seit jeher hervorgerufen haben, fehlt überall der archäologische Nachweis für eindeutige Rückschlüsse auf ein eventuelles Kultkontinuum.

2. Der Ulrichsberg

Der Ulrichsberg befindet sich am rechten Glanufer und überragt mit einer Höhe von 1020 m das Zollfeld im Westen (Abb. 1). Das flache dolomitische Bergmassiv, das vor zirka 90 Millionen Jahren entstand, ist an der Südostseite durch seine steilen, zerklüfteten Felswände gekennzeichnet und nicht nur von Virunum (bei Maria Saal) aus sondern auf weiten Distanzen rundum in Mittel-kärnten sichtbar. Aufgrund des Kalk-gesteins am Gipfelplateau, der die lehmhaltige Schieferschicht überlagert, versickert das austretende Wasser im Fels. In den tiefer gelegenen Regionen liegt der Schiefer direkt auf wasserhaltigen Sandstein auf und ermöglicht somit eine dichte Bewaldung der Hänge.[3] Da durch den Kalk das Vor- kommen von Quellen am Gipfel auszuschließen ist und Wasser nicht über Brunnenanlagen gefördert werden kann, stellt dies keine günstige Bedingung für eine Besiedelung dar. Bei den Ausgrabungen von Rudolf Egger, die 1934-1938 auf dem Gipfelplateau stattfanden (Abb. 2), kamen dennoch zahlreiche spätantike Wohn- und Nutzbauten zu Tage, sogar Begehungs-spuren aus dem 9. Jh. v. Chr.[4]

Im Jahre 1940 hatte Alfred Neumann begonnen das Fundmaterial vom Ulrichsberg zu bearbeiten, musste jedoch seine Arbeit aufgrund des Zweiten Weltkrieges unterbrechen. Sein Abschlussbericht zur Ulrichsbergerkeramik wurde 1955 publiziert. Bei den erhaltenen Scher-ben handelt es sich teilweise um hallstattzeitliche Ware. Ebenso befanden sich einige Gefäß-fragmente darunter, die der früheisenzeitlichen Laugen-Melaun-Kultur zugeordnet werden können. Latène- und kaiserzeitliche Stücke konnten keine festgestellt werden. Die Mehrzahl der gefundenen Keramik stammt aus dem 5./6. Jh. n. Chr.[5]

Der Baubefund ergibt ein ähnliches Bild. In flavischer Zeit wurden die Gebäude I-IV er-richtet, während alle anderen (V-XVII) dem 5./6. Jh. n. Chr. zuzuordnen sind. 17 Steinbauten konnten freigelegt werden.[6] Allfällige Pfostenlöcher prähistorischer oder spätantiker Holzhäuser wurden in den Grabungsbefunden nicht berücksichtigt.[7] Obwohl der heute noch im Gelände sichtbare Befestigungsring (Abb. 3) ein größeres Areal als die bisher erforschte Bergkuppe umfasst, fanden seit der letzten Nachuntersuchung 1948 keine weiteren Ausgrabungen statt. Ebenso sind vom spät-antiken Gräberfeld bislang nur einige Skelette beim Bau der Forststraße entdeckt worden.[8] Weitere Grabungen erscheinen inopportun, da alle Aktivitäten auf dem Ulrichsberg hohe politische Sensibilität erfordern. Der Grund dafür ist das alljährliche Ulrichsbergtreffen, an dem auch SS-Veteranen und Neonazigruppen teilnehmen.[9]

In einer Urkunde des Jahres 983, in der Kaiser Otto II. die Lehensvergabe von Grundstücken am Fuße des Ulrichsberges festhalten ließ, trug der Berg noch die Bezeichnung mons Carantanus. Davon lassen sich die Namen der südöstlich gelegenen Ortschaft Karnburg, die in karolingischer Zeit als königliche Pfalz diente, und des Landes Kärnten selbst ableiten.[10]

[...]


[1] Siehe dazu F. Glaser, Ländliche Heiligtümer und Quellkult. In: F. W. Leitner (Hg.), Götterwelten. Tempel, Riten, Religionen in Noricum. Klagenfurt 2007, 103-119.

[2] Die Ausgrabungen 2006 am Gipfel des Magdalensberges haben ergeben, dass sich auf dem Areal der spät-gotischen Kirche, die ursprünglich der heiligen Helena geweiht war, in spätrepublikanisch-mittelaugusteischer Zeit ein Podiumstempel befand. Vgl. H. Dolenz, Die Ausgrabungen auf dem Magdalensberggipfel im Jahre 2006. Rudolfinum 2006 (2008) 61-72.

[3] Vgl. F. Thiedig – G. Frohnert, Der Ulrichsberg – eine Reliefumkehr. Geologischer Aufbau und erd-geschichtliche Entwicklung des „mons carantanus“ am Stadtrand von Klagenfurt. Carinthia 198 (2008) 47-82, besonders 48-51; R. Egger, Der Ulrichsberg. Ein heiliger Berg Kärntens. Carinthia 140 (1949) 4ff.

[4] Siehe R. Egger, Ausgrabungen auf dem Ulrichsberge. Carinthia 125 (1935) 129–133; Ders., Ausgrabungen auf dem Ulrichsberge. Carinthia 126 (1936) 1–5; Ders., Ausgrabungen auf dem Ulrichsberge 1936. Carinthia 127 (1937) 3–8; Ders. 1949, 1-52.

[5] Viele der aussagekräftigen Keramikstücke, die während des Zweiten Weltkriegs im Landesmuseum Kärnten verwahrt wurden, fielen einem Bombenangriff auf Klagenfurt zum Opfer. Vgl. A. Neumann, Keramik und andere Kleinfunde vom Ulrichsberg. Carinthia 145 (1955) 143-182; Siehe auch H. Rodriguez, Die Zeit vor und nach der Schlacht am Fluvius Frigidus (394 n. Chr.) im Spiegel der südostalpinen Gebrauchskeramik. Arh. Vest. Ljubljana 48 (1997) 153-177; O. Harl, Wie heilig ist der Ulrichsberg in Kärnten? AAustr. 73 (1989) 112.

[6] Egger 1937, 3; Neumann 1955, 144f.

[7] O. Harl 1989, 103.

[8] F. Glaser, Frühes Christentum im Alpenraum. Eine archäologische Entdeckungsreise. Regensburg 1997, 122.

[9] Im August 2009 bestätigte der ehemalige Verteidigungsminister Norbert Darabos den Verdacht, dass das Ulrichsbergtreffen einen „rechtsextremen Anstrich“ habe. Siehe dazu http://derstandard.at/1250691370275/ Kaernten-Veranstalter-sagen-Ulrichsberg-Treffen-ab.

[10] Siehe dazu Urkunde Nr. 292 bei T. Sickel (Hg.), Diplomata 13. Die Urkunden Otto des II. und Otto des III. Ottonis II. et Ottonis III. Diplomata. Hannover 1893, 344 f.; H. Dolenz – C. Baur (Hg.), Die Karnburg. Forschungen zu Kärntens Königspfalz 2006-2010 (Kärntner Museumsschriften 81). Klagenfurt 2011; E. Kranz-mayer, Ortsnamen von Kärnten. Alphabetisches Kärntner Siedlungsnamenbuch. Klagenfurt 1958; Egger 1935, 129.

Ende der Leseprobe aus 14 Seiten

Details

Titel
Kärntens heilige Berge. Eine Studie zur Kultkontinuität am Ulrichs- und Danielsberg
Hochschule
Universität Wien  (Klassische Archäologie)
Veranstaltung
Heilige Berge im Spiegel der Denkmäler
Note
sehr gut
Autor
Jahr
2015
Seiten
14
Katalognummer
V314649
ISBN (eBook)
9783668140455
ISBN (Buch)
9783668140462
Dateigröße
1573 KB
Sprache
Deutsch
Schlagworte
Heilige Berge, Kultkontinuität, Pagan, Christlich, Synkretismus, Natur und Religion, Glaube und Fanatismus, Wahrheit und Irrlehre
Arbeit zitieren
Alexander Schobert (Autor:in), 2015, Kärntens heilige Berge. Eine Studie zur Kultkontinuität am Ulrichs- und Danielsberg, München, GRIN Verlag, https://www.grin.com/document/314649

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