Die soziale Wertung der Prostitution. Ein Phänomen zwischen Liberalisierung und Stigmatisierung


Bachelorarbeit, 2012

63 Seiten, Note: 1,3


Leseprobe


Inhaltsverzeichnis

1 Einleitung

2 Strukturelle Einbettung der Prostitution
2.1 Definition Prostitution
2.2 Empirische Daten zur Prostitution
2.3 Motive für die Ausübung von Prostitution

3 Diskurse um gesellschaftliche Bewertungsansätze
3.1 Prostitution im feministischen Diskurs
3.1.1 Die ablehnende Position
3.1.2 Die anerkennende Position
3.2 Prostitution im politisch-rechtlichen Diskurs
3.2.1 Das Prostitutionsgesetz in Deutschland
3.2.1.1 Kritik
3.2.1.2 Positive Auswirkungen
3.2.2 Freierbestrafung in Schweden
3.2.2.1 Kritik
3.2.2.2 Positive Auswirkungen

4 Stigmatisierung von Prostituierten
4.1 Definition und Merkmale von Stigmatisierungen
4.2 Stigmatisierende Typifikationen von Prostituierten
4.2.1 Antizipationen zu Beruf und Persönlichkeit
4.2.2 Räumliche und physische Unreinheit
4.2.3 Angst, Misstrauen und Fremdheit
4.3 Ursachen der Stigmatisierung von Prostituierten
4.3.1 Trennung von Sexualität und Emotionen
4.3.2 Promiskuität im patriarchalen System
4.3.3 Doppelmoral und Funktionalisierung
4.4 Funktionen von Stigmatisierungsprozessen
4.5 Folgen von Stigmatisierung bei Prostituierten

5 Fazit

6 Abkürzungsverzeichnis

7 Literaturverzeichnis

1 Einleitung

Die vorliegende Arbeit beschäftigt sich mit der Frage nach den gesellschaftlichen Deutungs- und Bewertungsmustern über Prostitution. Dabei werden folgende Fragen fokussiert: Welche Einstellungen gibt es gegenüber der Prostitution (insbesondere gegenüber Prostituierten1 ), welche politischen Umgangsformen resultieren daraus und inwiefern werden diese Wertungen von gesellschaftlichen Konstruktionen der Geschlechterordnung konstituiert?

Ausgangspunkt für die Fragestellung ist die These, dass die gesellschaftlichen Konstruktionen der Geschlechterbilder (vor allem das Gebot der Monogamie und die sexuellen Doppelmoral) zur Existenz des Phänomens Prostitution, ihrer Nach- frage und zur Stigmatisierung von Prostituierten beitragen. Das Feld der Prostituti- on wird im Folgenden in einem ersten Schritt auf der Makroebene untersucht, in- dem ich auf gesellschaftliche Diskurse zurückgreife und ihre daraus resultierenden Bewertungen und Umgangsweisen darstelle. In einem zweiten Schritt soll dann untersucht werden, wie sich diese auf die Mikroebene - namentlich die Prostituier- ten - auswirken.

Bei der Mehrzahl der wissenschaftlichen Untersuchungen über Prostitution steht die Prostituierte als Opfer - vor allem des Menschenhandels - oder deviantes Pro- blem (z.B. als Risikopotential im Bereich der HIV-Prävention) im Mittelpunkt. Daher möchte ich einen Beitrag zu einer vielfach vernachlässigten Perspektive leisten, indem ich mich innerhalb der oben genannten Fragestellung mit der Stig- matisierung von Prostituierten beschäftige. Nach der Darstellung der Zwiespältig- keit im feministischen und politisch-rechtlichen Diskurs über den Umgang mit Prostitution liegt es nahe, nach den sozialen Auswirkungen dieser Debatten auf die Prostituierten selbst zu fragen. Nicht Gewalterfahrungen, prekäre Arbeitsbedin- gungen, Objektstatus der Frauen etc. sollen bei der Untersuchung des Phänomens Sexarbeit2 im Vordergrund stehen, sondern die Auswirkungen, die diese (gesell- schaftlich und medial vermittelten) Bilder auf die praktizierenden Subjekte haben.

Bei der Literaturrecherche stellte sich schnell heraus, dass Sexarbeiterinnen in mehrdimensionaler Weise Diskriminierungen ausgesetzt sind. Nach der Aussage einiger Prostituierten wird die mit der Sexarbeit einhergehende Stigmatisierung teils schlimmer als die negativen Faktoren ihrer prostitutiven Arbeit, wie z.B. Ekelgefühle oder Risikopotentiale durch Gewalt, empfunden (vgl. Giessen und Schumann 1980, S.62; S.67). Da sich mit Letztgenannten wissenschaftliche Arbei- ten bereits ausführlich beschäftigt haben, möchte ich mich auf Ersteres beschrän- ken, da mir das Erkenntnisinteresse um diskriminierende Faktoren besonders aus sozialpädagogischer Perspektive sinnvoll erscheint. In der phänomenologischen Betrachtung von Prostitution und im Umgang mit Prostituierten liegt eine große Ambivalenz vor. Das Spannungsfeld um die Rechte und den Schutz der Prostitu- ierten, aber auch der parallelen Einschränkung und gesellschaftlichen Ablehnung einer Normalisierung der Prostitution soll im ersten Teil der Arbeit argumentativ erörtert werden . Im Mittelpunkt steht dabei das Verhältnis zwischen den gesell- schaftlich-diskursiven Bewertungsansätzen und den daraus resultierenden Um- gangsformen mit Prostitution. Die Dichotomie der Prostitution als gewerbliche, und damit rechtlich anerkannte Erwerbsarbeit, aber auch gleichzeitig als soziales Problem ist dabei immer primärer Ausgangspunkt der Überlegungen und Argu- mentationen.

In Kapitel 2 werden zunächst allgemeine Rahmenbedingungen dargestellt, um einen Überblick über das Phänomen herzustellen. Nach einer Definition des Be- griffs Prostitution und einer Eingrenzung ihrer vielfältigen Erscheinungsformen (2.1) werden verschiedene Daten über die ökonomische Dimension und sozialen Gefüge im Bereich der Prostitution in Deutschland zusammengestellt (2.2). An- schließend werden in der Literatur erhobene Motive von Prostituierten zur Aus- übung der Tätigkeit dargestellt (2.3), da dieses Hintergrundwissen einen basalen Ausgangspunkt für die allgemeinen Bewertungsansätze bildet, die in Kapitel 3 aufgegriffen werden.

Daran anschließend werden die zwei feministischen Hauptströmungen um die Be- wertung von Prostitution in Kapitel 3.1 einander gegenüber gestellt, wofür sowohl Meinungen aus dem (radikal-)feministischen Spektrum als auch der Prostituierten- bewegung herangezogen werden. Die liberale und die ablehnende Perspektive auf die Prostitution und deren Widersprüche und Lösungsstrategien für den Umgang mit den Spannungsfeldern in der Prostitution werden skizziert. Der darauf aufbau- ende Diskurs übe den institutionellen und politischen Umgang mit dem Phänomen wird in Kapitel 3.2 behandelt. Hierfür wird die rechtliche Situation der Prostitu- ierten in Schweden - als Beispiel für eine prohibitionistische Prostitutionspolitik zu Ungunsten der Freier - und Deutschland - beispielhaft für liberale Prostituti- onspolitik - und deren Folgen für die Betroffenen und das Gewerbe miteinander verglichen3.

Im zweiten Teil der Arbeit verschiebt sich der Fokus von den Debatten über Pro- stitution auf die konkreten Auswirkungen gesellschaftlicher Wertungen auf die Prostituierten. Dazu wird auf theoretische Überlegungen zu sozialen Stigmatisie- rungsprozessen zurückgegriffen und auf das Feld der Prostitution transferiert. Ziel ist es, die Ursache von Abgrenzungsmechanismen und herrschenden Stereotypen über Prostituierte und ihre einhergehende Exklusion zu untersuchen. Dazu wird zunächst der Begriff und Ablauf von Stigmatisierungsprozessen abstrakt darge- stellt (4.1). Im darauffolgenden Kapitel 4.2 werden im allgemeinen gesellschaftli- chen Bewusstsein herrschende Klischees und stereotype Vorstellungen über Pro- stituierte dargestellt, womit aufzuzeigen ist, wie die Prostituierte als Stigma-Trä- ger konstituiert wird. Anschließend gehe ich in Kapitel 4.3 den Ursachen der Kon- struktion von Prostitution als gesellschaftliche Devianz nach. Um die Stigmatisie- rung von Prostituierten deutlich zu machen, wurden aus einem breiten Spektrum an Spannungsfeldern solche ausgewählt, welche die Prostitution als m.E. beson- ders deviant von gesellschaftlichen Normen konstruieren: Die Trennung von Se- xualität und Emotionen (4.3.1), Promiskuität (4.3.2) und die sexuelle Doppelmoral (4.3.3). Im Folgenden Kapitel wird auf die Funktion von Stigmatisierungsprozes- sen (4.4) und ihre Folgen für die Betroffenen (4.5) eingegangen.

Im Fazit werden die bisher gewonnenen Erkenntnisse zusammenfassend darge- stellt und ausgewertet. Dort möchte ich meine eigenen Schlussfolgerungen ziehen und mich mit der Frage auseinandersetzen, welche Umgangsformen mit Prostituti- on mir nach den aufgezeigten Perspektiven und Argumenten am sinnvollsten er- scheinen und welche Lösungsstrategien für das Dilemma der Prostitution als ge- sellschaftliches Problem und wirtschaftliche Existenzform den Prostituierten ent- gegen kommen.

Ich habe mich für dieses Thema entschieden, da meine eigene Meinung in den Spannungsfeldern um Verbot oder Legitimierung der Prostitution keinen konkre- ten Standpunkt fassen konnte. Nach ersten Einblicken in die überaus große Litera- turauswahl, zeigte sich mir die enorme Komplexität und Verwobenheit des Phäno- mens mit anderen, gesellschaftlich fundamentalen Fragestellungen im Kontext ka- pitalistischer Lohnarbeit, Konsum und Sexualität, Geschlecht und Arbeit, Sexuali- tät und Patriarchat etc. Daraufhin warfen sich viele interessante Fragen über das - mir noch unbekannte - Themenfeld auf, welche mir eine große Motivation für eine Vertiefung mit der Thematik und Problematik von Prostitution verschafften. Bezeichnend für die Themenauswahl, Literaturrecherche und den Schreibprozess der vorliegenden Arbeit steht eine Prämisse des Vereins Hydra e.V. (1988): „Pro- stitution ist nicht eine Krankheit innerhalb der Gesellschaft, sondern das Symptom einer kranken Gesellschaft“ (S.14). Es stellt sich die Frage, ob diese Annahme ver- fiziert werden kann und ob es überhaupt möglich ist, die vielfältigen subtilen Me- chanismen, welche in dem sozialen Feld der Prostitution wirken, zu untersuchen. Diese Aussage bildet den Hintergrund für eine gesellschaftskritische Perspektive auf ein hochgradig vergeschlechtliches Phänomen, dass im Folgenden in seiner sozialen Dimension dargestellt wird.

2 Strukturelle Einbettung der Prostitution

2.1 Definition Prostitution

Prostitution erscheint als ein stark ausdifferenzierter Arbeitsbereich. Als Teilbe- reich der Sexindustrie zugeordnet, lässt sich der Begriff schwer von pornographi- schen und anderen sexuellen Handlungen abgrenzen (vgl. Löw und Ruhne 2011, S.23f). Im Folgenden werden unter dem Phänomen Prostitution promiskuitive und außereheliche direkte sexuelle Kontakte, die gegen Geld ausgeübt werden, ver- standen. Sexuelle Handlungen, die sich vor der Kamera4 abspielen oder im Inter- net angeboten werden, werden dabei nicht berücksichtigt, sondern nur die direkte interaktive Sexarbeit, die in Bordellen, Wohnungen, Clubs etc. und auf der Straße stattfindet. Ursprünglich stammt der Begriff Prostitution von dem Verb prostituie- ren, „was „herabwürdigen“ und „preisgeben“ bedeutet [Hervorhebung im Origi- nal]“ (Tjaden 2006, S.31).

Um das große, heterogene Feld einzugrenzen, soll der Fokus auf die sogenannte freiwillige Prostitution gelegt werden, ohne jedoch das Problem der Gewalt und des Zwangs in der Branche ausblenden zu wollen. Allerdings stellt sich nur bei dieser Form der Prostitution die Frage nach moralischem Umgang und Legitimie- rung, da es m. E. selbstverständlich erscheint, dass jegliche gewaltförmige Arten als diametral zu menschenrechtlichen Bedingungen stehend, abzulehnen sind und daher bekämpft werden müssen. Dabei wird davon ausgegangen, dass für die ver- schiedenen Formen der Prostitution (z.B. Zwangsprostitution, Drogenstrich) auch jeweils unterschiedliche - rechtliche und gesellschaftliche - Umgangsformen not- wendig sind. Ein Problem bei der Einschränkung auf den Begriff freiwillig ergibt sich in der Definition von Freiwilligkeit, im Sinne einer idealtypisch autonom ge- stalteten prostitutiven Tätigkeit. Das Bundesministerium für Familie, Senioren, Frauen und Jugend (BMFSFJ) definiert in seiner Evaluation des Prostitutionsge- setzes, Freiwilligkeit im Kontext von Prostitution bedeute „im Zusammenhang mit dem sexuellen Selbstbestimmungsrecht, dass Individuen frei über das „Ob“, das „Wann“ und das „Wie“ einer sexuellen Begegnung entscheiden könne“ (BMFSFJ 2007, S.8). Es stellt sich die Frage, inwiefern Prostitution tatsächlich selbstbestimmt, oder nicht doch subtil von außen determiniert, auftreten kann. Diese Problematik wird in Punkt 2.4 (Motive für die Ausübung der Prostitution) kurz aufgegriffen, jedoch könnten dieser weiten Thematik eigenständige wissen- schaftliche Arbeiten gewidmet werden. Um Missverständnissen vorzubeugen und den Begriff dieser Freiwilligkeit zu konkretisieren stütze ich mich auf die Definition von SexarbeiterInnen5 über die eigene Arbeit: „Sexarbeit ist definitionsgemäß Sex in beiderseitigem Einverständnis. Sex, der ohne dieses Einverständnis stattfindet, ist keine Sexarbeit, sondern sexuelle Gewalt oder Sklaverei.“ (International Comitee on the rights of Sex Workers in Europe (ICRSE) 2005, S.3). Außerdem wird der Begriff auf heterosexuelle, von Frauen ausgeübte Prostitution beschränkt, da diese die häufigste Erscheinungsform der Sexarbeit ist (vgl. z.B. Bowald 2004, S.191; Löw und Ruhne 2011, S.22).

Dementsprechend wird in Bezug auf Prostituierte, Zuhältern6 und Kunden auf eine geschlechtsneutrale Schreibweise verzichtet, da sich die Arbeit ausschließlich mit weiblichen Prostituierten und männlichen Zuhältern und Freiern beschäftigt. Wird in der Literatur explizit anders verfahren oder ist der zitierte Ausdruck im Kontext unumgänglich wird dieser übernommen. Ansonsten wird bei allen übrigen auftretenden Personen die m.E. politisch neutralste Schreibweise (z.B. Akteurinnen) gewählt, da mittels dieser auch Menschen, die nicht dem bipolaren Geschlechterbild entsprechen, inkludiert werden.

Im Allgemeinen wird auf die in Deutschland ausgeübte Sexarbeit und die deutsche Gesellschaft Bezug genommen, eine Ausnahme bildet das Kapitel 3.2.2 (Freierbestrafung in Schweden), welches jedoch für einen Vergleich mit den rechtlichen Verhältnissen in Deutschland notwendig ist.

2.2 Empirische Daten zur Prostitution

Da sich Prostitution häufig im Verborgenen abspielt und Akteurinnen im Feld sich meist nicht gerne in der Öffentlichkeit äußern, ist es schwierig, konkrete und valide Zahlen zu erheben. Daher beruhen folgende Angaben nur auf Schätzungen, teilweise sind diese sehr umstritten. Allein die hohe Variabilität der von einander teils stark abweichenden Daten zeigt die große Heterogenität in den unterschiedli- chen Diskursmustern der verschiedenen Positionen und Haltungen gegenüber dem Feld der Prostitution. Diese große Bandbreite an Zahlen hat zur Folge, dass diese jeweils passend dem jeweiligen Argumentationsstrang zugeschnitten werden kön- nen, was wiederum durch mangelndes konkretes Wissen zu einer Diffusität und reduzierten Einschätzbarkeit des Phänomens Prostitution führt, die die Konstrukti- on als ein mystisches Feld weiter stützt und ihren Außenseiterstatus aufrecht erhält (siehe Punkt 4.2.1: Angst, Misstrauen und Fremdheit).

Die Gesamtheit der in Deutschland lebenden Sexarbeiterinnen wird innerhalb eines vagen Rahmens von mindestens 50.000 auf bis zu 400.000 geschätzt7. Repräsentative Umfragen ergaben, dass die Prostitution bei den Befragten mehrheitlich als Haupterwerbstätigkeit fungiert und ein knappes Viertel der Frauen die Sexarbeit als Nebenverdienst ausübt (vgl. Leopold 2005, S.22).

Zum Anteil der Migrantinnen im Bereich der Sexarbeit werden ebenfalls häufig stark variierende Daten angegeben. Die Zeitschrift Emma bezieht sich auf Statisti- ken der Polizei, laut der sich beispielsweise in Stuttgart unter den 3.500 registrier- ten Prostituierten knapp 80 Prozent Ausländerinnen befinden, davon kommen zwei Drittel aus den neuen EU-Beitrittsländern (vgl. Louis 2011a, S.127f). In ei- nem anderen Artikel vom Jahr 2000 derselben Zeitschrift ist die Rede von einem Anteil von über 90% an Ausländerinnen, dem ein Vergleich von unter 50% noch 10 Jahre zuvor gegenübergestellt wird, womit auf eine Öffnung der deutschen Sexindustrie für Migrantinnen im Rahmen der EU-Erweiterung hingewiesen wird (vgl. o.V. 2000, S.59).

Laut der Aussage eines Stuttgarter Hauptkommissars in der Zeitschrift Emma be- trägt der Anteil von selbständig arbeitenden Prostituierten nur 3-5%, die restliche Zahl der Prostituierten seien also von Zuhältern abhängig (vgl. Hohmann 2011, S.132). Weiterhin bemisst die Zeitschrift die Zahl der Freier im Jahr 2000 auf über 12 Millionen, demnach suche jeder dritte Mann in Deutschland mindestens einmalig eine Prostituierte auf (vgl. o.V. 2000, S.57). Kleiber und Velten (1994) gehen jedoch von einer wesentlich kleineren Zahl an männlichen Kunden der Prostitution aus, nach ihren Untersuchungen haben etwa 18% der geschlechtsreifen männlichen Bevölkerung schon einmal eine/n Sexarbeiterin aufgesucht (vgl. S.16). Der Deutsche Bundestag (2001) schätzt, dass etwa eine Million Freier täglich die Dienste von Prostituierten in Anspruch nehmen (vgl. S.4).

Auch zur marktwirtschaftlichen Dimension der Sexarbeit können nur grobe Schätzungen angegeben werden: Etwa 14,5 Milliarden Euro Umsatz soll das Gewerbe der Prostitution allein in Deutschland pro Jahr erbringen8 (vgl. Grenz 2007, S.9). Die Zeitschrift Emma spricht sogar von 70 Milliarden D-Mark im Jahr 2000 - also noch vor der rechtlichen Liberalisierung von Prostitution in Deutschland im Rahmen des Prostitutionsgesetzes9 (vgl. o.V. 2000, S.59).

Gerheim (2012) gibt jedoch zu Bedenken, dass die meisten der Daten bezüglich des Prostitutionsgewerbes teilweise aus Hochrechnungen aus den 1980er Jahren stammen (vgl. S.7).

2.3 Motive für die Ausübung von Prostitution

In vielen (wissenschaftlichen) Abhandlungen über die Prostitution oder speziell die Prostituierte wird auf die Gründe für einen Einstieg in das Gewerbe eingegan- gen. Diese Fülle an Motiv- und Ursachenforschung zeigt das allgemeine Unver- ständnis bzw. die geringe Nachvollziehbarkeit für die Entscheidung zu einem Ein- stieg in das Prostitutionsgewerbe und impliziert ein Infragestellen einer freiwilli- gen Entscheidung zur Sexarbeit. Früher wurden häufig die Gründe für die Aus- übung von Prostitution lediglich spekuliert, ohne Prostituierte selbst zu Wort kom- men zu lassen, der allgemeinen Wahrnehmungslogik folgend, nach der Sexarbei- terinnen als deviant stigmatisiert wurden. Im Folgenden werden diese Ansichten dargestellt, da sie ebenfalls einen großen Einfluss auf das gesellschaftliche Bild sowie den Status der Prostituierten haben.

Besonders in den Denkmustern von Personen, die selber keine interaktiven Erfahrungen mit Akteurinnen im Feld der Prostitution haben, finden sich häufig folgende Mutmaßungen, weshalb Frauen diese Tätigkeit ausüben: aufgrund fehlender bzw. reduzierter Bildung; ihnen seien asoziale, deviante Verhaltensweisen angeboren; sie wurden mit Gewalt in die Prostitution gezwungen (vgl. Leopold 2005, S.22). Laut Feministinnen, welche eine ablehnende Haltung gegenüber der Prostitution einnehmen (s. Punkt 3.1.1), wird Sex als Arbeit nur aufgrund von Zwängen ausgeübt. Der Einstieg erfolge stets aufgrund

„(1.) existentieller Notlagen (ökonomische Not, drohende Verarmung, Schuldenlast, Sucht, Sicherung des Familieneinkommens etc.), (2.) in Folge falscher Versprechungen oder durch Vortäuschung falscher Tatsachen im Zusammenhang mit Menschenbzw. Frauenhandel, (3.) durch unmittelbaren physischen oder psychischen Zwang von Zuhältern und Lebensgefährten oder (4.) bedingt durch unrealistische Vorstellungen über die tatsächlichen Arbeitsbedingungen und Verdienstmöglichkeiten im sozialen Feld der Prostitution als Sexarbeiterin“ (Gerheim 2012, S.79).

Auch bei Girtler (2004) zeichnet sich ein relativ negativistisches Bild über den Einstieg ins (österreichische) Prostitutions-Milieu ab: Viele seien demnach ohne oder nur mit einer gering qualifizierten Ausbildung ausgestattet und haben oft Be- kannte aus dem Milieu, durch die sie dann zur Prostitution kommen (vgl. S.26f). Häufig sind die Mädchen bzw. Frauen auf dem Land oder in Heimen aufgewach- sen, wo sie dann im Letztgenannten von Zuhältern aufgegriffen werden (vgl. a.a.O., S.34).

So breit gestreut die Motivation für eine prostitutive Tätigkeit auch sein mögen, primär sind wirtschaftliche Gründe für den Einstieg in den Beruf als Prostituierte ausschlaggebend. Dies lässt sich nicht nur durch die hohen Löhne in der Sexarbeit und Erotik-Branche schlussfolgern, sondern wird von fast allen Frauen angegeben (vgl. Bowald 2010, S. 23). Die materielle Basis der Prostitution lässt sich jedoch noch differenzieren: Für manche Frauen scheint sie als einziger Ausweg aus exis- tenzieller Not, für Andere wiederum als gelegentliche Zuverdienstmöglichkeit. Wirtschaftliche Gründe als zentraler Anreiz bedeutet also nicht automatisch Exis- tenzsicherung, - vielmehr üben Frauen die Tätigkeit auch aus, um sich einen spe- zifischen Lebensstandard zu sichern (vgl. Leopold 2005, S.24), in kurzer Zeit viel Geld zu verdienen (vgl. Girtler 2004, S.26) oder sie als relative bequeme Arbeits- möglichkeit (z.B. gemessen an den Chancen bezüglich eines niedrigen Qualifika- tionsniveaus) gesehen wird (vgl. Bastian und Billerbeck 2010, S.216). Schmack- pfeffer (1979) etwa behauptet, „[d]ie existentielle Not, die im letzten Jahrhundert viele Frauen in die Prostitution trieb, ist heute kaum noch von Bedeutung“ (S.91). Man kann davon ausgehen, dass besonders migrierte Sexarbeiterinnen und Dro- genabhängige aus Geldnöten motiviert sind, in der Prostitution zu arbeiten. „Ein pragmatisches oder funktionales Verhältnis zur Prostitution findet sich häufig bei Migrantinnen“ (Bowald 2010, S.37). Besonders für Frauen, die nur geringe oder gar keine Qualifikationen für den Arbeitsmarkt mitbringen, müsste die Prostituti- on folglich als lukrative Einnahmequelle erscheinen. In zwei verschiedenen Studi- en (N=110 bzw. 250) zeigte sich, dass der größte Teil der Sexarbeiterinnen die mittlere Reife besitzt und die Majorität eine Berufsausbildung abgeschlossen hat- ten, allerdings lag der Prozentsatz der Frauen, die nie eine Ausbildung angefangen hatten (30-32%)10 in dem Feld der Prostitution weit über dem der weiblichen Ge- samtbevölkerung (vgl. Leopold 2005, S.22). Frauen, die sich in ökonomischen Notlagen (z.B. Verschuldung) befinden und aus diesem Grund der Prostitution nachgehen stehen im Feld der Sexarbeit vor dem Problem, in ihrer Selbstbestim- mung eingeschränkter agieren zu können als andere Prostituierte. Durch die starke Notwendigkeit der Einnahmen aus der Prostitution entsteht eine Abhängigkeit, die im Sinne der neoliberalen Preispolitik und des Konkurrenzdrucks die Wahlmög- lichkeiten dieser Frauen einschränkt, besonders häufig betroffen sind Migrantin- nen. So können sich diese beispielsweise die Kunden nicht frei aussuchen, müs- sen für niedrigere Löhne arbeiten oder auf Verlangen bestimmte Praktiken aus- üben, gegen die sich andere Prostituierte sperren (vgl. Gerheim 2012, S.121). Das führt zu der These, dass der Einstieg in die Prostitution also auch der Geschlechte- rungerechtigkeit zuzuschreiben ist. Demnach müsste die frauenspezifische Loh- nungleichheit11 beseitigt werden, um einer Verbreitung der Prostitution entgegen zu treten (vgl. Bowald 2010, S.37). So verfügen viele Prostituierte über die „Er- kenntnis, daß es für Frauen ansonsten keinen Bereich gibt, wo soviel Geld zu ver- dienen ist.“ (Giessen und Schumann 1980, S.37). Die Freiwilligkeit einer Ent- scheidung für den Einstieg in das Prostitutionsgewerbe spielt sich ergo in einer Grauzone ab, die je nach Position unterschiedlich interpretiert werden kann. Auch das BMFSFJ (2007) stellt fest: „Es ist darüber hinaus eine soziale Realität, dass viele Prostituierte sich in einer sozialen und psychischen Situation befinden, in der es fraglich ist, ob sie sich wirklich frei und autonom für oder gegen diese Tä- tigkeit entscheiden können“ (S.9).

In den von Leopold (2005) aufgezeigten Studien sind ein Viertel der Prostituierten verheiratet, mehr als ein Viertel geschieden, die Mehrheit befindet sich in einer festen Partnerschaft und hat Kinder. Häufig wird von Letztgenannten der Unter- halt der Familie als Motiv für die Ausübung der Prostitution angegeben (vgl. S.22). So können die positiven Konsequenzen von Sexarbeit für eine Mutter „mehr finanzielle Sicherheit und mehr Zeit für die Erziehung eines Kindes“ (ICR- SE 2005, S.7) bedeuten. Zwar werden auch Neugierde und der Wunsch nach Abenteuer und Begehren als Einstiegsgründe geäußert, diese Motive werden aber nur von einer sehr geringen Anzahl an Sexarbeiterinnen angegeben (vgl. Leopold 2005, S.22). Eine psychologische Erklärung bietet die Auffassung, dass eine Viel- zahl von Prostituierten sexuellen Missbrauch erfahren haben. Laut Pheterson (1990) ist diese Problematik aber tatsächlich nur in Bezug auf minderjährige Prostituierte gegeben (vgl. S.31).

3 Diskurse um gesellschaftliche Bewertungsansätze

3.1 Prostitution im feministischen Diskurs

Im Folgenden werden die zwei, sich diametral gegenüberstehenden Hauptströ- mungen12 in der Diskussion um den Umgang mit Prostitution dargestellt, die so genannte abolitionistische13 und liberale Position (vgl. z.B. Bastian und Billerbeck 2010, S.29 , Bowald 2010, S. 44). Laut Bowald (2010) lässt sich eine Gemein- samkeit beider Strömungen in der Ablehnung von Menschenhandel und Ausbeu- tungsverhältnissen in der Prostitution feststellen, allerdings verhalten sich die je- weiligen praktischen Handlungsansätze zur Bekämpfung dieser Tatsache, als auch die Ansichten über Prostitution und ihrer Bewertung generell, völlig konträr zu- einander (vgl. S.43).

Die Sexualität von Frauen wurde in der Vergangenheit auf die Rahmenbedingun- gen der Ehe und den Zweck der Schwangerschaft reduziert. Dieses Weiblichkeits- ideal fand seinen Höhepunkt gegen Ende des 19. Jahrhunderts (vgl. z.B. Bastian und Billerbeck 2010, S. 27; Schmackpfeffer 1989, S.10). Um die Mitte des 19. Jahrhunderts bis ins 20. Jahrhundert hinein vertrat die alte deutsche Frauenbewe- gung nahezu einheitlich die Auffassung, dass Prostitution als ein Hindernis der Emanzipationsbestrebungen aufgefasst und dementsprechend bekämpft werden müsse (vgl. Bastian und Billerbeck 2010, S.28). Als Wendepunkt in der feministi- schen Bewegung lässt sich die Repressionshypothese begreifen, nach der „ein na- türlicher Kern der Sexualität im Verlauf des Zivilisationsprozesses durch Verbote und Ausschließungen unterdrückt wurde“ (Bastian und Billerbeck 2010, S.28). Daraufhin - sowie im Zuge der Lohn-für-Hausarbeit-Kampagne, welche sich für „eine politische Neubewertung der Reproduktionsproblematik“ (Schmackpfeffer 1989, S.111) stark machte - entstanden in den 1960er und 70er Jahren neue Dis- kussionen über die weibliche Sexualität und differenzierte Ansichten und Grup- pierungen innerhalb der Frauenbewegung (vgl. ebd.). Nicht zuletzt die Erfindung der Antibabypille und das Aufkommen neuer sozialer Bewegungen, die ein ande- res Verständnis von Sexualität repräsentierten (z.B. die Schwulen- und Lesbenbe- wegung) ebneten den Weg für eine veränderte Einstellung gegenüber sexuellen Konventionen (wie bspw. die Ehe) und einer „Hypersexualisierung des Alltags“ (vgl. Löw und Ruhne 2011, S.102). Unter diesem Einfluss bildete sich auch eine neue Debatte über Prostitution, es etablierte sich eine liberale Position gegenüber dem Phänomen und es entstanden verschiedene Projekte14 für Prostituierte, sowie eigene Bewegungen der Sexarbeiterinnen - die sogenannte Prostituiertenbewe- gung15 (vgl. Schmackpfeffer, 1989, S.105).

[...]


1 Zur Erläuterung über die Verwendung (nicht) geschlechtsneutraler Begriffe, siehe Punkt 2.1 (Definition).

2 Sexarbeit ist ein Begriff, der häufig von den Prostituierten selbst benutzt wird, um den Dienst- leistungscharakter ihrer Tätigkeit, die Forderung der Anerkennung als Beruf Ausdruck zu ver- leihen gleichzeitig das noch sehr negativ konnotierte Wort Prostitution abzulösen. Im Folgen- den wird der Begriff Sexarbeit/Sexarbeiterin äquivalent verwendet mit dem Begriff Prostituti- on/Prostituierte.

3 Weitere interessante Fragen werfen sich in diesem Zusammenhang auf und wären m.E. besten- falls vor einer Entscheidung zu einer konkreten rechtlichen Umgangsform zu untersuchen: weshalb das Gewerbe Prostitution überhaupt existiert, wer davon profitiert, welche gesell - schaftlichen (Denk-)Muster und Institutionen es stützen und welche Funktionen es innerhalb der Gesellschaft erfüllt. Im Rahmen der vorliegenden Arbeit kann diesen Fragestellungen jedoch nicht nachgegangen werden.

4 Pornographie inkludiert zwar häufig auch direkten sexuellen Kontakt und wird von Sexarbei- terinnen selbst mit zur Sexarbeit gerechnet (vgl. ICRSE 2005, S.10), wird aber im Folgenden nicht miteinbezogen. Über dieses Phänomen lassen sich eigene wissenschaftliche Studien heranziehen, da man besondere Fragestellung z.B. in Bezug auf Kommerzialisierung von Sexualität, Medien und Geschlechterbilder untersuchen könnte.

5 Das „International Comitee on the rights of Sex Workers in Europe“ , (im Folgenden abgekürzt als ICRSE), ist Herausgeber des Manifests der SexarbeiterInnen in Europa, welches von 120 Sexarbeiterinnen aus 26 europäischen Ländern auf einer internationalen Konferenz erarbeitet, unterschrieben und ratifiziert wurde. Das Komitee bildete sich als Antwort auf die zunehmende Repression europäischer Staaten gegenüber Prostituierten, organisierte eine internationale Konferenz und führte Befragungen von Sexarbeiterinnen im Zeitraum von einem Jahr durch, auf deren Ergebnisse das Manifest fußt (vgl. ICRSE 2005, S.15).

6 Auch auf Problemstellungen, die sich im Kontext von Zuhälterei ergeben, wird im Folgenden nicht eingegangen, da es enorm strittig ist, ob die Ausübung von Prostitution in Verbindung mit einem Zuhälter in den meisten Fällen als freiwillige bzw. selbstbestimmte Sexarbeit bezeichnet werden kann und weitere Abhängigkeitsverhältnisse in die Untersuchung mit einbezogen wer- den müssten. Allerdings stellt das Phänomen Zuhälterei einen weiteren interessanten Aspekt für die Geschlechterforschung dar, zu dem es anscheinend noch wenig wissenschaftliche Literatur gibt.

7 Laut der Zeitschrift Emma gab es im Jahr 2000 über 250.000 Prostituierte (vgl. ohne Verfasser (o.V.) 2000, S.57), geringste Schätzungen ergaben eine Zahl von 50.000 (vgl. a.a.O., S.59). Or- ganisationen für Prostituierte gehen mit einer Schätzung von 400.000 von einer hohen Dunkel- ziffer aus (vgl. Happe 1996, S.14). Emma ist eine politisch-feministische Zeitung, die seit 1977 von Alice Schwarzer wird und lässt sich innerhalb der Frauenbewegung der radikalfeministi- schen Strömung zuordnen. Demgemäß ist die Abschaffung der Prostitution und die prekären Arbeitsverhältnisse von Prostituierten ein häufiges Thema im Magazin. Im Folgenden wird sich häufig auf die Zeitschrift bezogen, um Meinungen der ablehnenden Haltung (s. Punkt 3.1.1) darzustellen. Allerdings müssen die Aussagen kritisch betrachtet werden, insofern sie aus keineswegs wertneutralen, wissenschaftlich fundierten und teilweise stark polemisch artikulierten Artikeln stammen.

8 Zum relationalen Vergleich: Dies entspricht etwa dem Umsatz des Unternehmens MAN AG im Jahr 2000, welcher bei 15,0 Mrd. Euro lag oder dem der Karstadt Quelle AG (15,2 Mrd.) (vgl. Reichel und Topper 2003, S.11).

9 Vgl. Punkt 3.2.1 (Das Prostitutionsgesetz in Deutschland). Es ist davon auszugehen, dass durch die gesetzliche Liberalisierung von Sexarbeit der Markt attraktiver geworden ist (für Prostitu - ierte, aber vor allem auch für Bordellbesitzer) und daher auch seither mehr Umsatz gemacht wird.

10 Allerdings muss beachtet werden, dass eine große Zahl der Sexarbeiterinnen relativ jung ist und daher evtl. noch keine Ausbildung angestrebt hat und dass viele die Tätigkeit nur vorüber- gehend ausüben wollen (vgl. z.B. Leopold 2005, S.24) und diese Absicht impliziert andere, langfristige (berufliche) Zukunftspläne.

11 In Deutschland besteht weiterhin eine Trennung von Tätigkeitsfeldern in regelmäßig schlechter bezahlte Frauenberufe und besser dotierte und gesellschaftliche höher angesehene männliche Berufe. „Der Bruttostundenverdienst von Frauen lag nach den Ergebnissen der Verdienststruk- turerhebung im Jahr 2006 um 24 % unter dem der Männer“ (Statistisches Bundesamt 2008, S.1).

12 Dem Diskurs liegen sicherlich verschiedene Positionen zugrunde, im Folgenden werden aber nur die beschriebenen zwei Positionen dargestellt, da diese den feministischen Diskurs beherr- schen und am häufigsten in der öffentlichen und medialen Meinung über Prostitution zu finden ist. Beide kommen dabei jedoch selten in ihrer Reinform so vor, wie im Folgenden dargestellt.

13 Der Begriff Abolitionismus stammt aus dem Lateinischen und bedeutet „Abschaffung, Aufhe- bung“ (Feige 2003, S.52). Ursprünglich wird der Begriff im Zusammenhang mit der Abschaf- fung des Sklavenhandels gebraucht. Über das Argument, bei Prostitution handele es sich um moderne Sklaverei, wurde der Begriff für den Kampf gegen das Phänomen übernommen (vgl. a.a.O., S.53). Im rechtlichen Kontext ist unter Abolitionismus jedoch etwas völlig anderes zu verstehen (siehe Kapitel 3.2 : Prostitution im politisch-rechtlichen Diskurs).

14 Ein Beispiel ist das Prostituiertenprojekt Hydra e.V., eine Organisation die sich als Interessens - vertetung von Prostituierten versteht, deren Handlungsfelder politische Öffentlichkeitsarbeit, Beratung von Sexarbeiterinnen, Gesundheitsaufklärung und aufsuchende Arbeit im Prostituti- onsmilieu umfassen (vgl. Hydra e.V. 2009, S.2).

15 Die Anfänge des Protests von Prostituierten gegen die prekären Arbeitsverhältnisse und poli- zeiliche Repression begannen in Lyon 1975 (vgl. Bowald, 2010, S.21).

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Details

Titel
Die soziale Wertung der Prostitution. Ein Phänomen zwischen Liberalisierung und Stigmatisierung
Hochschule
Universität Kassel  (Insititut für Sozialwesen)
Note
1,3
Autor
Jahr
2012
Seiten
63
Katalognummer
V314144
ISBN (eBook)
9783668127272
ISBN (Buch)
9783668127289
Dateigröße
822 KB
Sprache
Deutsch
Schlagworte
wertung, prostitution, phänomen, liberalisierung, stigmatisierung
Arbeit zitieren
Katrin Heiserholt (Autor:in), 2012, Die soziale Wertung der Prostitution. Ein Phänomen zwischen Liberalisierung und Stigmatisierung, München, GRIN Verlag, https://www.grin.com/document/314144

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Titel: Die soziale Wertung der Prostitution. Ein Phänomen zwischen Liberalisierung und Stigmatisierung



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