Die Entwicklung der neuzeitlichen Identität nach Charles Taylor. ‚Bejahung des gewöhnlichen Lebens‘?


Seminararbeit, 2011

16 Seiten, Note: 2,3


Leseprobe


Index

I. Einleitung

II. Zēn kai euzēn: Einführung in das Leben und das gute Leben
2.1 Aristokratische Ehrenethik als Wegbereiter der staatsbürgerlichen Ethik
2.2 Francis Bacon, der Begründer für die neue Form des Denkens

III. Eine neue Ära beginnt: Ausübung der Ehrenethik steht in scharfer Kritik
3.1 Ursprungsklärung zur Bejahung des gewöhnlichen Lebens
3.2 Neue Denkweise schweißt Protestanten und Katholiken zusammen
3.3 Auswirkungen der neuen Denkweise

IV. Schlussbetrachtung

Quelle

I. Einleitung

Charles Taylor, der heute 79-jährige kanadische Politikwissenschaftler und Philosoph schrieb eines der bedeutendsten Werke für die Philosophie, das Werk „Quellen des Selbst: Die Entstehung der neuzeitlichen Identität“. Taylor gehört zu den einflussreichsten Vertretern der politischen Philosophie der Gegenwart. Quellen des Selbst ist eines der wichtigsten Veröffentlichungen zu dem Thema moderner Subjektivität und Identität. In diesem Werk schreibt Taylor die Geschichte der Neuzeit um. Er versucht darin die moralische Quellen wiederzubeleben, welche noch heute im Jahre 2011 unser Handeln bestimmen. Da dieses Handeln später, wie ich erläutern werde, in die Neuzeit wieder integriert wird, versucht er die Frage was neuzeitliche Identität ausmacht zu beantworten.

Aufgrund dessen das Quellen des Selbst mehr als 900 Seiten umfasst und mir nur eine begrenzte Seitenanzahl in dieser Arbeit zur Verfügung steht, setze ich Grundkenntnisse über den Inhalt dieses Werkes voraus. In der vorliegenden Arbeit werde ich mich auf den dritten Teil „Die Bejahung des gewöhnlichen Lebens“, Kapitel 13.1 „Gott liebet Adverbien“, des genannten Werkes beziehen. Hierbei liegt der Fokus auf meiner Forschungsfrage „Wie entwickelt sich die neuzeitliche Identität ‚Bejahung des gewöhnlichen Lebens‘?“. Während Sie diese Arbeit etappenweise durch die Entwicklung der Bejahung des gewöhnlichen Lebens führt, soll verständlich werden wie diese neuzeitliche Identität zustande kommt, welcher Kritik sie unterzogen wurde und wie sie sich in unserer heutigen Gesellschaft widerspiegelt. Der Übersicht halber ist die Arbeit in zwei Teile gegliedert; dem ersten Teil „Zēn kai euzēn“(griechisch für das Leben und das gute Leben) und dem zweiten Teil „Eine neue Ära beginnt“. Eingangs werde ich auf die Einführung in das Leben und das gute Leben eingehen, daran schließt sich die aristokratische Ehrenethik als Wegbereiter der staatsbürgerlichen Ethik an und die Erläuterung über Francis Bacon, dem Begründer für die neue Form des Denkens, welches den ersten Teil der Arbeit abrundet. Weiter wird die Ausübung der Ehrenethik scharf kritisiert, welches zur Ursprungsklärung der Bejahung des gewöhnlichen Lebens führt. Die letzten beiden Kapitel handeln von der neuen Denkweise wie Protestanten und Katholiken sich verbünden und letztendlich werde ich die Auswirkungen dieses Umschwungs erläutern. Die Schlussfolgerung wird einen prägnanten Überblick meiner bereits herausgearbeiteten Erkenntnisse liefern. Zwar beziehe ich mich in dem Werk Quellen des Selbst nur auf einen Unterteil des Kapitels „Gott liebet Adverbien“, dennoch halte ich eine kurze Erläuterung über die Sichtweise des Autors zu seinem Werk für unerlässlich.

Die nun folgende Ausführung soll Ihnen einen ersten Eindruck vermitteln wie Charles Taylor sein Werk beschreibt und welche Probleme er beim Verfassen sah. So können Sie sich meiner Meinung nach besser in die komplexen Analysen hineinversetzen und eine mögliche Identifizierung vornehmen.

Gleich zu Beginn erläutert Taylor, ihm sei die Arbeit zu diesem Buch sehr schwer gefallen. Das ist für mich auch nachzuvollziehen, schließlich zählt Quellen des Selbst zu einem der bedeutendsten Werke in der politischen Philosophie und nur gründlich recherchierte und aufwendig bearbeitete Verfassungen werden wichtiger Bedeutung gerecht. Seine langjährige Arbeit bei diesem Werk begründet er zum Einen mit seiner Unklarheit über das eigentlich Gesagte und zum Anderen spielt der Prozess der sich ständig ändernden Geschichte beim Versuch diese in eine neuzeitliche Identität zu schreiben eine tragende Rolle. Mit dem Ausdruck neuzeitliche Identität ist nach Taylor „ein handelndes menschliches Wesen“ gemeint, welches „die im neuzeitlichen Abendland beheimateten Empfindungen der Innerlichkeit, der Freiheit, der Individualität und des Eingebettetseins in die Natur“ bezeichnet.1

Außerdem ist es ihm ein großes Anliegen aufzuzeigen wie die Ideale und Verbote dieser Identitätsvorstellung das philosophische Denken, die Erkenntnistheorie und die Sprachphilosophie prägen, ohne das es den Menschen bewusst ist. Ganz besonders hebt Taylor den Identitätsbegriff hervor, welcher einem erneuerten Verständnis der Neuzeit als Ausgangspunkt dienen soll. Hierbei ist wichtig die in den letzten vier Jahrhunderten erfolgten Umgestaltungen der Kultur und Gesellschaft zu verstehen. Taylor wehrt sich jedoch vehement gegen die heute geläufigen Ansichten zu dieser Thematik; nach ihm muss die für die Neuzeit charakteristische Verbindung von Größe und Gefahr erst noch in den Griff bekommen werden. Um die neuzeitliche Identitätsvorstellung in ihrer ganzen Fülle und Komplexität zu begreifen setzt Taylor voraus die Entstehung der neuzeitlichen Auffassung des Selbst aus früheren Bildern einzusehen. Dies ist die Hauptaufgabe in seinem Werk; die neuzeitliche Identität durch Beschreibung ihrer Genese zu bestimmen.

Er unterteilt sein Werk in drei Hauptthemen; der neuzeitlichen Innerlichkeit, der, für diese Arbeit bedeutend, Bejahung des gewöhnlichen Lebens und der expressionistischen Vorstellung von der Natur als einer inneren Quelle der Moral.2

II. Zēn kai euzēn: Einführung in das Leben und das gute Leben

Ein Moment, das die neuzeitliche Identität prägt, ist die Entwicklung der „Entstehung unserer neuzeitlichen Vorstellungen von der Natur und ihre Wurzeln in der [...] Bejahung des gewöhnlichen Lebens.“3 Mit dem Ausdruck 'gewöhnlichen Leben' bezeichnet Taylor „Aspekte des menschlichen Lebens […], die mit Produktion und Reproduktion zu tun haben, also mit der Arbeit, der Verfertigung lebensnotwendiger Dinge und unserem Leben als Geschlechtswesen, einschließlich Ehe und Familie.“4

[...]


1 Zit. nach Charles Taylor, Die Bejahung des gewöhnlichen Lebens. Gott liebet Adverbien, in: Taylor, Charles (Hg.), Quellen des Selbst: Die Entstehung der neuzeitlichen Identität, Frankfurt am Main 1994, hier S. 7.

2 Vgl. nach Charles Taylor, a.a.O., S.7f. .

3 Zit. nach Charles Taylor, a.a.O., S. 373.

4 Zit. nach Charles Taylor, a.a.O., S. 374.

Ende der Leseprobe aus 16 Seiten

Details

Titel
Die Entwicklung der neuzeitlichen Identität nach Charles Taylor. ‚Bejahung des gewöhnlichen Lebens‘?
Hochschule
Rheinische Friedrich-Wilhelms-Universität Bonn  (Institut für Philosophie)
Veranstaltung
Theoretische Philosophie
Note
2,3
Autor
Jahr
2011
Seiten
16
Katalognummer
V313845
ISBN (eBook)
9783668126930
ISBN (Buch)
9783668126947
Dateigröße
517 KB
Sprache
Deutsch
Schlagworte
Charles Taylor, Quellen des Selbst, Theoretische Philosophie, Leben, Gewöhnlich, Gut, Selbstmord, neuzeitliche Identität, Sinn, Krise, Uni Bonn
Arbeit zitieren
B.A. Nadine Mallmann (Autor:in), 2011, Die Entwicklung der neuzeitlichen Identität nach Charles Taylor. ‚Bejahung des gewöhnlichen Lebens‘?, München, GRIN Verlag, https://www.grin.com/document/313845

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