Fernsehnutzung in Ostdeutschland - Schauen Ostdeutsche anders fern als Westdeutsche?


Hausarbeit (Hauptseminar), 2003

20 Seiten, Note: 1


Leseprobe


Inhaltsverzeichnis

Einleitung
Was diese Arbeit leisten soll
Thesen

Quantitative Analyse der Fernsehgewohnheiten
Sehdauer & Marktanteile
Programmgenres
Andere Medien
Fazit der quantitativen Analyse

Qualitative Betrachtung & Erklärungsansätze
Öffentlich-rechtliche Fernsehanstalten versus Private
Das Image ausgewählter Sender in Ostdeutschland
Sehmotive und Erwartungen
Exkurs: Ostdeutschland & Werbung
Exkurs: Das Sinus-Sonder-Milieu: Die DDR-Nostalgischen
Einstellungen zum Fernsehen in Ost & West
Mediensozialisation Ost
Mediensozialisation West

Fazit

Literaturverzeichnis

EINLEITUNG

Was diese Arbeit leisten soll

Zwölf Jahre nach der staatlichen Vereinigung und elf Jahre nach der Herstellung ei- ner einheitlichen Rundfunkordnung bestehen in der gesamtdeutschen Fernsehrezeption immer noch Unterschiede zwischen den neuen und den alten Bundesländern. Mittler- weile sind nicht nur diese Unterschiede, sondern auch deren Fortbestehen erklärungs- bedürftig. »Der Osten tickt anders ...« ist die vorläufige Selbsterkenntnis des Autors für ein Phänomen, über das bislang nur wenige Publikationen erschienen sind. Die Litera- turdatenbank www.wiedervereinigung.de findet zum Stichpunkt »Mediennutzung« kei- nen einzigen Eintrag.

Dennoch muss sich der Leser und natürlich auch der Autor nicht mit der eingangs erwähnten Selbsterkenntnis begnügen. Grundlage dieser Arbeit sind Studien der Ar- beitsgemeinschaft der ARD-Werbegesellschaften, die in der Reihe »Media Perspektiven« seit 1970 monatlich erscheinen. Auch der Werbezeitenvermarkter von RTL, IP Media, hat das deutsch-deutsche Fernsehnutzungsverhalten in der Studie »Deutschland - Einig Fernsehland« unter die Lupe genommen. SUPERmedia, der Informationsdienst von SU- PERIllu hat mit seiner Studie »Markenrealitäten 3« ebenso wertvolle Informationen ge- liefert wie die Publikation »Fernsehen in Ostdeutschland« der Arbeitsgemeinschaft der mitteldeutschen Landesmedienanstalten.

Im ersten Teil der Arbeit wird mit Hilfe vieler Tabellen versucht, ein quantitatives Bild der unterschiedlichen Fernsehnutzung in Ost und West zu zeichnen. Im zweiten Teil werden dann Gründe und Erklärungsansätze geliefert.

Thesen

ƒ-Der Osten schaut anders fern als der Westen

ƒ-Das Ostdeutsche Verhalten ist Trendanzeiger für ganz Deutschland

In West- wie in Ostdeutschland wird in Zukunft das Durchschnittsalter der Bevölke- rung steigen. Auch die Fernsehzuschauer im Westen werden dann über ein ähnlich hohes Freizeitbudget verfügen, wie es zur Zeit die Ostdeutschen schon besitzen. Der normative Druck, das schlechte Gewissen der Westdeutschen bei übermäßigen Fernseh- konsum, wird verschwinden. In beiden Gebieten werden hedonistische Lebensweisen zunehmen. Das westliche Nutzungsmuster wird sich an das bestehende ostdeutsche Ni- veau annähern.

QUANTITATIVE ANALYSE DER FERNSEHGEWOHNHEITEN

Sehdauer & Marktanteile

Der Osten schaut länger fern als der Westen. Das ist der wohl auffälligste, aber bei weitem nicht der letzte Unterschied zwischen den deutsch-deutschen Fernsehgewohnheiten. Im Jahr 2001 betrug die durchschnittliche Sehdauer im Osten 213 Minuten, im Westen 186. Über den Zeitraum von 1992 bis 2001 ist kein kontinuierlicher Trend zur Angleichung erkennbar.1

Das größere Zeitbudget, das die Ostdeutschen dem Fernsehen widmen, hat auch Einfluss auf die Nutzungszeiten im Tagesverlauf. In den neuen Bundesländern wird der Fernseher früher eingeschaltet und auch die Nutzungsspitze erreicht der Osten konstant eine Stunde früher (zwischen 19:00 und 20:00 Uhr) als der Westen. Der Fernsehkonsum in den neuen Ländern ist besonders vor 17:00 Uhr ausgeprägt; für die Ostdeutschen ist Fernsehen eher ein tagesbegleitendes Medium.2

Untersucht man, wie viel Zeit die Deutschen mit den öffentlich-rechtlichen Sendern und den kommerziellen Anbietern am Tag verbringen, werden zwei Tendenzen deutlich: Die Öffentlich-Rechtlichen werden in Ost und West gleich lange eingeschaltet und die Sehdauer für die Privaten ist in den 90er Jahren stark angestiegen.3

Die Sehdauerdaten lassen bereits erkennen, dass die Privaten die höheren Marktantei- le im Osten haben und umgekehrt in den alten Bundesländern die öffentlich- rechtlichen Sender die höchsten Marktanteile erreichen. Damit hat im Jahr 2001 RTL als typischer Vertreter der Privaten die Marktführerschaft im Osten inne; die Führungsposition nach Marktanteilen wird im Westen von der ARD gehalten.4

RTL dominiert den Fernsehmarkt im Osten bereits seit 1993. Andere Private fielen je- doch in Betrachtung der Zehnjahresbilanz von 1992 bis 2001 ab. Ihnen machte beson- ders die Erhöhung der technischen Empfangbarkeit der Dritten Programme der ARD zu schaffen. Öffentlich rechtliche Spartensender, wie der Kinderkanal, 3 sat oder auch Phoenix, konnten sich im Osten allerdings noch nicht so erfolgreich etablieren wie im Westen.5

Naturgemäß haben die Dritten Programme der ARD aufgrund ihrer regionalen Ausrichtung in ihren Sendegebieten hohe Marktanteile. Am erfolgreichsten ist MDR Fernsehen in Sachsen mit 10,7 Prozent - MDR Fernsehen ist damit hinter RTL, dem Ersten der ARD und knapp nach dem ZDF Vierter. Der WDR erzielt mit seinem Dritten Programm in NRW 6,7 Prozent.6

Programmgenres

Analysiert man die Nutzung der unterschiedlichen Programmgenres im Fernsehen insgesamt, zeigen sich auf den ersten Blick nur wenige Unterschiede zwischen Ost und West. Ihre insgesamt längere Fernsehdauer verteilen die Zuschauer in den neuen Län- dern in ähnlichen Proportionen wie die westdeutschen Zuschauer auf die einzelnen Genres. Allein dadurch, dass die ostdeutschen Zuschauer insgesamt pro Tag länger fern- sehen, sehen sie - mit wenigen Ausnahmen - von allen Programmgenres in absoluten Minuten mehr.

Zur Information nutzen die Ostdeutschen das Angebot der Dritten und der Privaten stärker als die Westdeutschen. Der geringeren Nutzung der öffentlich-rechtlichen In- formationsangebote im Ersten und im ZDF in den neuen Bundesländern steht eine ver- hältnismäßig hohe Nutzung von Informationssendungen in den regionalen Dritten Programmen gegenüber. Vorrangig bei Magazinen mit Gesellschaftsthemen wird im Osten RTL gesehen.7

[...]


1 Frey-Vor/Gerhard/Mende 2002, S. 54

2 Frey-Vor/Gerhard/Mende 2002, S. 54

3 Frey-Vor/Gerhard/Mende 2002, S. 57

4 Frey-Vor/Gerhard/Mende 2002, S. 57

5 Frey-Vor/Gerhard/Mende 2002, S. 58

6 Frey-Vor/Gerhard/Mende 2002, S. 61

7 Frey-Vor/Gerhard/Mende 2002, S. 62f

Ende der Leseprobe aus 20 Seiten

Details

Titel
Fernsehnutzung in Ostdeutschland - Schauen Ostdeutsche anders fern als Westdeutsche?
Hochschule
Hochschule Mittweida (FH)  (Fachbereich Medien)
Veranstaltung
Schreib- und Publikationstätigkeit
Note
1
Autor
Jahr
2003
Seiten
20
Katalognummer
V31383
ISBN (eBook)
9783638324137
Dateigröße
711 KB
Sprache
Deutsch
Schlagworte
Fernsehnutzung, Ostdeutschland, Schauen, Ostdeutsche, Westdeutsche, Schreib-, Publikationstätigkeit
Arbeit zitieren
Daniel Vogelsberg (Autor:in), 2003, Fernsehnutzung in Ostdeutschland - Schauen Ostdeutsche anders fern als Westdeutsche?, München, GRIN Verlag, https://www.grin.com/document/31383

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